Ich kenne einige Fotografen, die in den letzten Monaten den Schritt in die Nicht-Exklusivität gewagt haben. Die Fotografen Michael Zwahlen und Sean Locke haben ihre Erfahrungen gut zusammengefasst.
In Gesprächen mit exklusiven iStockern tauchten immer wieder zwei Hürden auf, um zu anderen Agenturen zu wechseln.
Zum einen dachten viele Fotografen, dass alle Agenturen genauso komplizierte und komplexe Upload-Systeme wie iStock haben, was das Beliefern von vier bis acht Agenturen zu einem zeitraubenden Alptraum machen würde. Das Gegenteil ist der Fall: iStock hat mit Abstand das umständlichste System und ehemals exklusive iStock-Fotografen werden in der Regel positiv überrascht sein, wie leicht das Hochladen von Bildern woanders ist.
Zum anderen haben damals viele exklusive iStock-Fotografen nicht das IPTC-Metadaten-System für ihre Suchbegriffe, Bildbeschreibungen und Titel genutzt, sondern stattdessen direkt bei iStock oder dem Tool DeepMeta verschlagwortet. Das rächt sich, wenn man andere Agenturen beliefern will, weil die Daten alle neu eingegeben werden müssen.
Der Programmierer und Fotograf Frank Merfort hat jedoch lange gearbeitet, um endlich eine Lösung für das zweite Problem zu finden.
Seine Stockfoto-Verwaltung-Software Stock Photo Manager kann jetzt seit der neusten Version (1.5.0) alle wichtigen Informationen aus DeepMeta auslesen und auch in den IPTC-Daten abspeichern. Der Stock Photo Manager läuft auf Windows, Mac und Linux.
Auch wer bisher direkt auf der Webseite von iStock verschlagwortet hat, kann seine Metadaten exportieren. Dafür muss DeepMeta installiert werden, die Daten von iStock zu DeepMeta importiert werden und von da dann zum Stock Photo Manager.
Der Stock Photo Manager kann aber noch viel mehr: Sie erlaubt den Upload an viele verschiedene Agenturen, vielfältige Verschlagwortungsmöglichkeiten (unter anderem mehrsprachig), Model-Release-Verwaltung, Statistiken und vieles mehr. Für bis zu 200 Bilder und bis zu 3 Agenturen ist das Tool kostenlos, darüber hinaus muss eine Lizenz erworben werden, die sich für professionelle Fotografen allein durch die Zeitersparnis leicht rechnen sollte.
Frank hat mir zusagt, dass er in Kürze eine detaillierte Anleitung veröffentlichen wird, wie der Import von DeepMeta funktioniert, das werde ich dann nachreichen.
Es ist mir ja etwas peinlich: Die letzte News-Sammlung habe ich im März erstellt. März! Das sind Lichtjahre in Stockfotografie-Zeitrechnung.
Aber ihr wißt ja, Urlaub, Sommer, Eis, Arbeit, die üblichen Ausreden. Aber genug davon.
Die Branche dreht sich heiter weiter und deshalb versuche ich mal kurz, das Karussel anzuhalten, damit wir einen Blick auf die glänzenden Neuigkeiten (bzw. alles das, was im letzten halben Jahr passiert ist) werfen können.
Nur drei Tage alt ist die Meldung von iStock, die Preisstruktur nach anderthalb Jahren wieder komplett umzukrempeln. Damals wurden die sieben verschiedenen Kollektionen auf 4 runtergedampft, diesmal sollen nur noch zwei übrig bleiben: Essentials und Signature. Außerdem wird der Direktkauf abgeschafft und es müssen jetzt wieder immer Credits gekauft werden. Um das Ganze nicht unnötig einfach zu machen, wird auch noch am Credit-Wert geschraubt. Auch die Preisstaffelung nach Bildgröße wird abgeschafft, das bedeutet: Kleine Bilder werden teurer, große Bilder günstiger. Besonders hart trifft das die iStock-Fotografen, welche bisher viele Bilder über die Vetta-Kollektion verkaufen konnten, weil dort der Preissturz am drastischsten ist. Einen genaueren Überblick hat Sean Locke hier.
Während sich der Erfolg der Preisänderung bei iStock noch zeigen muss, gab es auch einen Lichtblick des gesunden Menschenverstands bei iStock: Jetzt dürfen dort auch Bilder mit vielen Logos und Menschenmengen als kommerziell nutzbare Bilder angeboten werden, wenn diese einigen Richtlinien folgen. Da können sich andere Agenturen ruhig was abschauen.
Eine weitere Empfehlung für Nachahmungstäter: Canstock übersetzt die meist kompliziert formulierten Nutzungsbedingungen deutlich verständlicher.
Shutterstock verkauft seit April auch Musik. Anbieter müssen sich mit einem kleinen Portfolio direkt bei Shutterstock bewerben, wenn sie ihre Tracks auch anbieten wollen.
Mit „Photography Companion“ reiht sich auch Dreamstime in die Liste der Agenturen ein, welche eine App zum Fotos hochladen haben.
Fotolia hat ihre App „Instant“ nach langer Wartezeit auch für Android-Nutzer zugänglich gemacht.
Außerdem bietet Fotolia jetzt „fallweise“ Videos wieder im Abonnement an, diesmal jedoch mit 35% Kommission auf den Mindestpreis von 50 Euro für Full-HD-Videos.
Nochmal Shutterstock: Dort ist es jetzt auch möglich, Illustrationen und Vektoren als Editorial-Content anzubieten, z.B. Zeichnungen von Prominenten.
Die deutsche fotocommunity, bisher eher als „oh, tolle Bilder“-Galerie bekannt, steigt in den Bildermarkt ein und bietet schon seit April die Möglichkeit, die hochgeladenen Fotos auf Leinwand o.ä. zu verkaufen.
Die Bildagentur Panthermedia hat die seit langem vor sich hin kriechende Agentur Digitalstock aufgekauft. Kunden und Fotografen sollen einfach zu Panthermedia wechseln, eventuelles Restguthaben von Fotografen wurde ausgezahlt. Ein weiterer Schritt bei der Marktbereinigung der deutschen Agenturszene, die garantiert noch nicht abgeschlossen ist.
Interessant für Videographen: Shutterstock listet hier fünf Video-Kategorien mit hoher Nachfrage auf.
Pond5 hat eine Finanzspritze von etwas über 60 Millionen US-Dollar erhalten. Mal sehen, was sie damit machen.
Schön zu sehen, dass einige Agenturen auch mal zuhören: Pond5 erlaubt die Suche nach dem originalen Upload-Dateinamen im Fotografen-Dashboard und sowohl Fotolia als auch Dreamstime zeigen endlich beim Upload den kompletten Dateinamen an. Sehr hilfreich, wenn man auf den Thumb nicht alles erkennt.
Müssen witr Angst haben? Der Bildermarkt-Analyst Paul Melcher hat über die „Stockfotografie-Blindheit“ geschrieben und warum „ehrliche, authentische“ Bilder mehr Aufmerksamkeit generieren würden. Ich kanns bald nicht mehr hören: Kunden rufen nach authentischen Bildern, Agenturen verlangen authentische Bilder und Fotografen liefern – gerne auch mit dem Handy – authentische Bilder. Dann ist doch alles in Butter? Vielleicht sollte ich darüber mal schreiben?
Leckere Rezepte und perfekte Food-Fotos? Der neue Blog von Stockfood hat beides. (Und der Eis-Blog von Erich und mir natürlich auch, soviel Eigenwerbung darf sein.)
Alamy hat ein neues Dashboard für Fotografen. Sieht erst mal sehr übersichtlich aus, dafür ist die Agentur immer noch nicht in der Lage, handliche Sales Reports zu erstellen.
Manchmal haben lange Wartezeiten auch ihr gutes. In der letzten News berichtete ich über ein Urteil zu Pixelio, wonach auf jedem Bild im Internet ein Urheberrechtshinweis müsse. Das wurde in höherer Instanz schnell wieder einkassiert.
Die Fotografin Rachel Scroggins schreibt hier, wie ihr durch den Instagram-Post eines Supermodels mit einem Foto von ihr viel Geld durch die Lappen geht wegen des fehlenden Urheberrechtshinweises.
Deutlich mehr Geld verloren hat jedoch der Fotograf David J. Slater, dem ein Affe seine Kamera entrissen hatte, um ein Selfie zu machen. Wikimedia erklärte daraufhin das Foto in die „Public Domain“ gehöre. Die ganze Story gibt es hier.
Bestimmt habe ich in der Zwischenzeit einige Sachen verpasst, also wie immer gerne in den Kommentaren nachtragen.
Ansonsten: Nächstes Mal bin ich wieder früher dran, versprochen!
Vor ca. zweieinhalb Jahren habe ich in diesem Blogartikel das neue Microstock-Analyse-Tool Stock Performer* vorgestellt. Seitdem nutze ich das Tool ohne Übertreibung täglich und es ist so einem wichtigen Werkzeug in meiner täglichen Arbeit geworden.
Stockperformer erlaubt mittlerweile die Auswertung von Verkäufen von neun (!) Bildagenturen: iStock, Shutterstock, Fotolia, Dreamstime, 123rf, Pond5, Depositphotos, Stocksy, Getty Images, sowie das Partnerprogramm und die Getty-Verkäufe über iStock.
Neben den Verkaufszahlen zu einzelnen Bildern gibt es eine monatliche Gesamtauswertung, die Anzeige der Bestseller in wählbaren Zeiträumen bei den einzelnen Agenturen, eine Collection-Verwaltung, mit der der Umsatz und die Verkäufe einzelner Bildserien zusammengefasst analysiert werden können und vieles mehr.
In den über zwei Jahren haben Luis und Oliver fleißig daran gearbeitet, neue Funktionen einzubauen. So gibt es jetzt beispielsweise eine Prognose der monatlichen Umsätze, mit der man schon Mitte des Monats abschätzen kann, wie sich die Verkäufe bis zum Monatsende entwickeln werden, entweder für alle Agenturen gesamt oder die einzelnen Agenturen:
Dazu gibt es eine detaillierte Verkaufsaufschlüsselung, welche die Verkäufe und Umsätze nach Medientyp (Bilder, Videos, Vektoren, …), runtergeladener Bildgröße, Credits vs. Abo, Upload-Jahr etc. auswertet:
Am häufigsten nutze ich Stockperformer aber, um genau zu sehen, wie viel Umsatz ich bei den verschiedenen Agenturen mit einem Shooting gesamt gemacht habe. Dafür lassen sich bequem dich Kollektionen, Lightboxen oder Collections von Fotolia, Shutterstock, 123rf und Dreamstime mit einem Klick importieren, wenn diese bei den Agenturen angelegt wurden. Die Bilder können aber auch bei Stockperformer mit dem „Collection Manager„selbst zu Serien zusammengefügt werden. So sieht das ungefähr aus, unten folgt dann die Auflistung der dazugehörigen Thumbnails, die nach Datum, Medientyp, Umsatz, Verkäufen oder RPD (Revenue per Download) sortiert werden können:
Ganz neu ist die Funktion der „Supplier Accounts“: Die ermöglicht Nutzern, eine oder mehrere Collections mit einer anderen Person zu sein. Das können zum Beispiel Models, Visagisten, Location-Eigentümer, Assistenten, Verschlagworter, Grafikdesigner oder andere Mitarbeiter einer Fotosession sein. Vor allem, wenn Personen anteilig am Umsatz der Fotosession beteiligt werden sollen, sind die Supplier Accounts eine sinnvolle Lösung, damit mehrere Leute die gleichen Daten sehen können und die Abrechnung transparent geschieht. Für die Fotografen kostet zum Beispiel ein solcher zusätzlicher Account 24 Euro im Monat. Die andere Person erhält dann Zugangsdaten zu Stockperformer und sieht dann im Nutzerbereich nur die Daten der Collections, welche der Fotograf dafür freigeschaltet hat.
Mit diesen Funktionen ist Stockperformer ein „Must-Have“ für alle, die hauptberuflich bei den genannten Bildagenturen Fotos verkaufen. Und auch wer das nebenberuflich macht und – sagen wir – mehr als 400 Euro monatlich damit verdient, sollte sich Stockperformer genau anschauen.
Mich würde interessieren: Welche Agenturen sollten ebenfalls von Stockperformer ausgewertet werden?
Vor paar Wochen hat der Hobby-Fotograf Michael Zwahlen in seinem Blog diesen englischen Artikel über die Exklusivität bei iStock veröffentlicht. Auf meinen Wunsch war Michael so freundlich, den Text etwas auszubauen und ins Deutsche zu übersetzen. Los geht’s, ab jetzt schreibt Michael:
Ich habe vor 15 Monaten den für mich grossen Schritt gewagt, nach sechs Jahren meine Exklusivität bei iStockphoto zu kündigen. Da ich stets aktives Mitglied der Community bei iStock war, werde ich seitdem regelmäßig gefragt, welche Erfahrungen ich seitdem gemacht habe.
Eine der häufigsten Fragen ist natürlich: Kann ich als Nicht-Exklusiver ähnlich viel Geld verdienen wie als Exklusiver?
Meine einfache Antwort: Ja. Zumindest ist mir das sehr schnell gelungen. Die etwas kompliziertere Antwort: Es kommt darauf an.
Meine persönliche Vorgeschichte
Als ehemaliger Software-Entwickler und Projektleiter habe ich die Fotografie für mich Ende der 1990er Jahre eher aus dem Interesse an Kameras als „Gadgets“ entdeckt: Meine erste Digitalkamera war eine Olympus mit VGA-Auflösung, als 640x480 Pixel (0,3 Megapixel!). Die Bildqualität war im wahrsten Sinne be„rauschend“. Ende 2001 habe ich mir eine Sony F505V zugelegt, die mit einem fest eingebauten Zeiss-Objektiv und 2,6 Megapixel schon brauchbare Bilder produzierte.
Gleichzeitig entstanden die ersten Online-Dienste, über die „jedermann“ seine Fotos zur Lizenzierung anbieten konnte. Da ich damals in der Schweiz wohnte, las ich über die Gründung von ImagePoint, bewarb mich und wurde akzeptiert. Ich wusste jedoch wenig über Fotografie, bekam wenig Bilder akzeptiert, freute mich aber über zwei oder drei Verkäufe pro Jahr.
Bis Anfang 2007 wurde Fotografie dann zu meinem Lieblings-Hobby, und ich begann zu recherchieren, ob ich damit nicht zumindest genug Geld verdienen könnte, um ab und zu eine neue Kamera oder eine Reise zu finanzieren. Ich entdeckte Microstock, wurde bei iStockphoto im 2. Versuch akzeptiert und bei Shutterstock abgelehnt. Ich konzentrierte mich also zunächst auf iStock und lernte schnell und viel aus der damals sehr aktiven und unterstützenden Community.
Die nächsten sechs Jahre habe ich mich dann für die Exklusivität entschieden und halte die Entscheidung auch bis heute für richtig. Als Hobby-Fotograf habe ich dort mit relativ wenig Bildern und wenig administrativem Aufwand gutes Geld verdient. Bis im Herbst 2011. Damals hat iStock seine Suche umgestellt, als Ergebnis brachen die Umsätze meiner Bestseller und damit mein ganzer Umsatz innerhalb von drei Monaten um über 50% ein.
Ende 2012 habe ich mich zur Kündigung meiner Exklusivität entschieden. Damals habe ich noch mit einer Partnerin zusammen gearbeitet, und wir haben mein (kleineres) Portfolio als Testprojekt für die Nicht-Exklusivität genutzt. Seit Mitte 2013 arbeite ich Vollzeit daran, mein Portfolio auszubauen und von der Stock-Fotografie zu leben.
Die ersten Erfahrungen
Der Schritt in die Nicht-Exklusivität bedeutet zunächst, dass man sein gesamtes bestehendes Portfolio zunächst „wiederfinden“, zusammenstellen und eventuell überarbeiten muss. Als iStock-Exklusiver ist die Motivation nicht sehr groß, die Metadaten bereits in Lightroom oder Photoshop zu verwalten, da man anschließend sowieso die Arbeit erneut mit Hilfe des „Kontrollierten Vokabulars“ von iStock machen muss. Zwar hatte ich bereits in knapp der Hälfte meiner Bilder die Metadaten eingetragen, bei mehr als 500 Bildern musste ich das jedoch noch nachholen.
Zudem musste ich von teilweise vier oder fünf Jahre alten Bildern die Model Releases zusammensuchen. Zum Glück war ich in dieser Hinsicht auch gut genug organisiert, dass mir dies in kurzer Zeit gelang. Ich stellte jedoch fest, dass ich einen Teil meines Portofolios nicht anderweitig verwenden konnte: Bilder, die ich auf „Minilypses“ oder „iStockalypses“ geschossen habe, den von iStock organisierten und mitfinanzierten Gruppen-Shootings. Diese Bilder sind auch für Nicht-Exklusive vertraglich an iStock gebunden. Da ich diese Events gerne besuchte, habe ich nach wie vor einige hundert Fotos exklusiv bei iStock, erhalte jedoch die nicht-exklusive Bezahlung hierfür. Auch hatte ich für einige Shootings Model Releases mit dem deutschsprachigen Vordruck von iStock verwendet. Als iStock-Exklusiver natürlich kein Problem, aber so manche Agentur will einen nicht-englischen Vertrag mit einem fremden Firmenlogo einfach nicht akzeptieren.
Da man nach der Kündigung der Exklusivität noch 30 Tage warten muss, hatte ich jedoch ausreichend Zeit, um etwa 500 meiner 1.800 Bilder vorzubereiten und hatte diese praktisch sofort nach Auslaufen dieser Wartezeit bei Shutterstock, Fotolia, Depositphotos, 123RF, CanStockphotos und GL Stock online. Innerhalb von drei Monaten waren es dann über 1.000 Bilder bei neun Agenturen.
Wie sich die Einnahmen entwickelten
Wer die Exklusivität bei iStock aufgibt, sieht sich unmittelbar mit zwei Faktoren konfrontiert: Erstens sinkt der prozentuale Anteil an den Einnahmen, in meinem Fall von 30% auf 17%. Hinzu kommt jedoch auch, dass die Bilder günstiger angeboten werden. Ich hatte nur wenige Bilder in Vetta, aber meine Exklusive+ Bilder haben regelmäßig Erträge von $10 bis $20 erzielt. Als exklusiver iStock-Fotograf ist man eigentlich kein echter Microstocker mehr, denn viele Bilder werden eher zu Midstock-Preisen von $50 oder $200 angeboten.
Anfang 2013 hatte ich hier in der Regel nur noch halb so hohe Preise, inzwischen werden nach einer Preissenkung Mitte 2013 sogar für nur noch 1–7 Credits angeboten. Der Einbruch bei den Einnahmen bei iStock betrug insgesamt also etwa 75–80%.
Trotzdem hat es in meinem Fall nur wenige Monate gedauert, bis ich wieder ungefähr gleich hohe Einnahmen erzielte wie in meinem letzten Jahr als exklusiver iStocker: Shutterstock hat hier den größten Teil übernommen, aber auch bei Fotolia konnte ich schnell auf regelmäßige Einnahmen zählen. Überraschend schnell und gut sind auch meine Einnahmen aus dem Partner-Programm von iStock gestiegen. Als Exklusiver hatte ich noch die Option, den Großteil meines Portfolios aus dem Vertrieb über Thinkstock und photos.com auszuschliessen, als Nicht-Exklusiver kommen heute etwa die Hälfte meiner iStock-Einnahmen aus dem Partner-Programm.
Im April 2013 – also nach nur drei Monaten – konnte ich wieder ähnliche Einnahmen erzielen wie im Vorjahresmonat. Seit Juni 2013 habe ich bis auf eine Ausnahme jeden Monat im Jahresvergleich mehr Lizenzeinnahmen erzielt. Im Jahr 2014 habe ich bisher jeweils rund 50% mehr Umsatz erzielt als in meinem letzten Jahr als iStock-Exklusiver. Für mich persönlich ist die Entscheidung zur Unabhängigkeit also voll aufgegangen, und zwar schneller als erwartet.
Lassen sich diese Erfahrungen auf andere übertragen?
Hier kann man Zweifel anmelden: Zum einen bin ich kein überragender Fotograf. Ich habe keinerlei formale Ausbildung, keine anderen Erfahrungen im grafischen Bereich. Etablierte und erfahrene Fotografen haben möglicherweise eine deutlich höhere Qualität. Mir sind die geringeren Qualitätsanforderungen (vor allem in Bezug auf die Bildästhetik) der Microstock-Agenturen also entgegen gekommen. In Bezug auf Bildrauschen oder Artefakte zahlen sich die Erfahrungen mit den (früheren) harten Inspektionen bei iStock aus: Meine Akzeptanzquote liegt bei den meisten Agenturen bei deutlich über 90%.
Ich habe jedoch stets gesagt, dass meine Bilder sich vermutlich eher im billigen Bereich verkaufen. Mit den ständigen Preiserhöhungen bei iStockphoto wurde es zwar vielen professionellen Fotografen ermöglicht, aufwändigere Shootings zu finanzieren, meine Bilder konnten sich bei den höheren Preisen aber nicht gut behaupten. Ich war von wenigen Ausnahmebildern abhängig.
Zudem hatte ich nur wenige Bilder in den Top-Kollektionen Vetta und The Agency Collection, mit denen sich hohe Lizenzeinnahmen sowohl bei iStock selbst als auch über die Getty-Seite erzielen ließen. Meine Einnahmen aus der Partnerschaft mit Getty betrugen weniger als 5%, daher habe ich hier praktisch keine Verluste gehabt. Andere iStock-Fotografen erzielen teilweise bis zu 20% ihrer Lizenzeinnahmen über die Getty-Seite und weitere 20% aus den höherpreisigen Kollektionen. Diese Bilder werden bei einer Vermarktung über Shutterstock & Co ziemlich sicher keine ähnlichen Umsätze erzielen.
Auch hatte ich das Glück, als einer der Gründungs-Fotografen bei Stocksy United bereits von Anfang an auch eine Agentur zu haben, bei der ich „künstlerisch höherwertige“ Bilder platzieren konnte, die sich zahlenmäßig eher selten verkaufen, bei denen der Kunde aber zumeist auch kein Problem damit hat, $50 oder $100 für eine Lizenz zu bezahlen. Mit Westend61 habe ich außerdem eine Macrostock-Agentur gefunden, die einen Teil meiner Bilder über ihre Vertriebskanäle vermarktet. Schließlich habe ich einige Bilder über die (inzwischen nicht mehr existierende) Getty-Flickr-Kollektion vertrieben.
Natürlich gibt es einen weiteren Faktor: Das Arbeitsvolumen. Ich kann heute nicht ausschließen, dass ich mit vergleichbar viel Arbeit auch als iStock-Exklusiver wieder deutlich mehr verdienen würde als zuletzt in 2012. Hatte ich zum Ende meiner Exklusivität rund 1.800 Bilder in meinem Portfolio, sind es heute bereits deutlich über 3.000.
Meine persönlichen Schlussfolgerungen
Ich glaube, mit dem wachsenden Volumen an Bildern in Microstock wird es schwieriger, sich ausschließlich und mit allen Bildern in diesem Markt zu positionieren. Ausgewählte Bilder sollten zu höheren Preisen angeboten werden. Für 2014 erwarte ich, dass ich in diesem Bereich rund 10% meiner Lizenzeinnahmen erziele. Mittelfristig ist es mein Ziel, rund 20% meiner Bilder über höherpreisige Agenturen anzubieten und entsprechend hohe Einnahmen in diesem Bereich zu generieren.
All dies muss man sich jedoch erarbeiten, wenn man die Exklusivität bei iStockphoto aufgibt. Die Idee, alle Bilder einfach bei Shutterstock und Fotolia hochzuladen, halte ich für zu riskant. Hier gehen viele – auch gute – Bilder einfach in der Masse unter. Die Nicht-Exklusivität sollte ja gerade den Vorteil bieten, dass man für sich und seine Bilder alle Kanäle und alle Marktsegmente beliefern kann. Diesen Vorteil muss man nutzen.
Für mich der wesentliche Vorteil nach der Exklusvität war jedoch einerseits ein großer Motivationsschub und andererseits die unerwarteten Möglichkeiten: Als Exklusiver ist man den Änderungen bei einer einzigen Agentur ausgeliefert. Zwar kann man iStock und Getty nicht für alle Entwicklungen des Marktes verantwortlich machen, aber einige Probleme waren und sind hausgemacht. Das kann stark belasten, wenn man von den Einnahmen dort abhängig ist. Wie bei mir gesehen, kann eine Änderung im Suchalgorithmus sehr kurzfristig zu einem Einbruch der Einnahmen führen.
Zwar lese ich heute auch noch aufmerksam alle Änderungen bei den verschiedenen Agenturen. Aber ich bin nicht mehr abhängig davon, bei jeder Änderung auf der Seite der Gewinner zu sein. Falls eine Agentur heute ihre Suchergebnisse ändert, betrifft dies immer nur einen Teil meiner Einnahmen. Ich kann mich allgemeinen Markttrends zwar nicht entziehen, aber zumindest gleichen sich Schwankungen leichter aus.
Schließlich eröffnen sich teilweise Möglichkeiten, die man als iStock-Exklusiver nie auch nur in Erwägung gezogen hätte. Rund 20% meiner Einnahmen heute erziele ich ausserhalb der Stock-Fotografie. Das hätte ich zwar auch als iStock-Exklusiver machen können, jedoch hat man dort verständlicherweise einen sehr eingeschränkten Blick.
Insgesamt bin ich mit meiner persönlichen Entwicklung sehr zufrieden, auch wenn ich insgesamt noch zu wenig Geld verdiene. Neben der finanziellen Situation hat sich vor allem auch meine Perspektive auf die Fotografie geändert: Wenn man ausschließlich für iStock produziert, schränkt man sich fotografisch oftmals stark ein – man macht einfach das, wovon man bereits weiß, dass es akzeptiert wird und sich verkauft. Heute kann ich viel mehr Risiken eingehen, auch mal ungewöhnliche Motive oder eine neue Bearbeitungstechnik auszuprobieren. Zwar erhalte ich dann auch öfter Ablehnungen bei einer Agentur, kann es dann aber auch bei einer zweiten oder dritten probieren.
Meine Zahlen deuten darauf hin, dass ich im Herbst an meine besten Monate aus den Jahren 2010 und 2011 anknüpfen kann. Und ich bin überzeugt, dass ich 2015 neue Rekordeinnahmen vermelden kann. Daher kann ich voller Überzeugung sagen, dass ich den Schritt in die Nicht-Exklusivität in den letzten 15 Monaten nicht ein einziges Mal bereut habe.
Was schon seit über zwei Monaten keine News-Sammlung mehr? Eigentlich wollte ich die neuste Zusammenstellung der Nachrichten schon letzten Freitag bringen, aber dann kam die Aufregung um „Getty Embed“ dazwischen. Aber heute:
Shutterstock-CEO Jon Oringer blickt auf das erfolgreiche Jahr 2013 für Shutterstock zurück.
Auch Alamy veröffentlichte einige spannende Zahlen als Rückblick auf das Jahr 2013. Am spannendsten ist wohl, dass letztes Jahr 12,2 Millionen USD an Fotografen ausgezahlt wurden.
Die letzten Jahre schon hat Tyler Olson von der Microstockgroup.com eine Umfrage unter den Microstock-Fotografen gemacht. Die Ergebnisse für das Jahr 2013 zeigt er hier als kurze Infografik oder hier etwas ausführlicher.
Fotolia startet den „Dollar Photo Club“, bei dem sich die Mitglieder aus dem gleichen Angebot wie bei Fotolia direkt bedienen können. Der Vorteil scheint daher eher der Preis von einem Dollar pro Foto zu sein.
Noch mal Shutterstock: Hier stellt die Agentur weltweite Design-Trends für 2014 vor. Auch im Hinblick auf Fotoproduktionen interessant.
Getty Images stellt die neue iPhone-App „Getty Moments“ vor, mit der registrierte Fotografen Kunden-Briefings direkt aufs Handy bekommen und umsetzen können. Damit macht die Agentur Firmen wie Scoopshot oder Imagebrief direkte Konkurrenz.
Fast gleichzeitig erklärt Getty Images die Partnerschaft mit Flickr für beendet. Die alten Verträge gelten (noch) weiterhin, neue Bilder sollen dann über Getty Moments und EyeEm (siehe unten) kommen.
iStock hat indirekt die Preise erhöht, indem die kleinste Bildgröße XS ersatzlos gestrichen wurde und Kunden nun die nächstgrößere (und teurere) Bildgröße kaufen müssen.
Noch mal iStock: Die Agentur führt ein neues Abo-Modell ein, welches auch viel exklusives Material enthalten soll (im Gegensatz zum Thinkstock-Abo). Den Fotografen werden für das Abo aber keine „Redeemed Credits“ (RC) angerechnet. Das ist wieder einer der Änderungen, die absichtlich an verschiedenen Stellschrauben gleichzeitig drehen, damit es sehr komplex und kompliziert wird, die Folgen zu erklären. Wer sich reinarbeiten will, kann hier anfangen.
Getty Images hat zusammen mit der Nichtregierungsorganisation LeanIn.org die „Lean In Collection“ gestartet, welche Bilder von modernen Frauen abseits von Klischees darstellen soll. Die aktuell knapp 2.800 Bilder zeigen mir jedoch, dass das gar nicht so einfach ist. Über das Thema hatte ich ja schon im Dezember hier geschrieben.
In diesem Interview erklärt der Gründer Florian Meissner der Bilder-Community EyeEm, dass er jetzt auch Smartphone-Bilder verkaufen will.
Kurz darauf kündigten EyeEm und Getty Images einen Vertriebsdeal an, bei dem ausgewählte Bilder von EyeEm über iStock und Getty verkauft werden sollen. Die Fotografen sollen 50% des Erlöses erhalten, aber nur von dem Betrag, den EyeEm von Getty erhält. Da Getty üblicherweise nur ca. 20% des Verkufspreises an Partner auszahlt, wären das dann 10%. Die genauen Zahlen sind aber leider nicht bekannt. Aber vielleicht will Getty nur auch mehr Bilder haben, die es – verziert mit Werbebotschaften – im Rahmen von Getty Embed verschenkt.
Auch der Flickr-Konkurrenz 500px will jetzt in den Bildermarkt einsteigen und Bilder lizenzieren. Ich bin mir nicht sicher, wo deren Alleinstellungsmerkmal liegen soll und vermute, dass sie eher „Print on Demand“-Plattformen als Vorbild haben denn die üblichen Microstock-Agenturen.
Ach ja, Alamy stellt ebenfalls eine App für den Bilderverkauf namens Stockimo vor. Die Wertschätzung der Fotografen liest sich am Umsatzanteil ab: Bisherige Alamy-Fotografen erhalten 50% Kommission, wer neu ist und sich bis zum 30. April anmeldet, erhält 40%, der Rest bekommt nur 20%.
Pond5 stellt ihr neues Plugin für Adobe Première Pro vor und verschenkt zu diesem Anlass Videos und Audio-Files im Wert von ca. 1.000 USD.
Panthermedia hat die Webseite neu gestaltet, bietet jetzt auch Vektoren an und hat eine „Social Media“-Lizenz in ihre Erweiterten Lizenzen integriert. Wer das nicht will, muss diese also deaktivieren.
Vor paar Wochen wurde in den Mainstream-Medien plakativ über das Urteil des Landesgerichts Köln berichtet, wonach – verkürzt wiedergegeben – bei jeder Bildnutzung im Internet ein Urheberrechtshinweis direkt am Bild stehen müsse. Konkret bezog sich der Fall auf den User PiJay bei der kostenlosen Bilderdatenbank Pixelio, die wiederum hier zum Fall Stellung genommen hat und die Nutzungsbedingungen überarbeiten will.
Shutterstock hat ein schönes neues Feature: „Undiscovered“. Das ist eine weitere Suchoption neben „Popular“ oder „Newest“, bei der nur Bilder angezeigt wurden, die noch keine Verkäufe hatten. Eine Win-Win-Situation: Käufer können unverbrauchte Bilder kaufen und die alten Bilder der Fotografen bekommen vielleicht einen Schub.
Kleckern, kosten, Krümmel: So könnte man den neuen Trend „Perfectly Imperfect“ beschreiben, welchen die Bildagentur Stockfood als neuen visuellen Trend in der Foodfotografie ausgemacht hat. Das Rezept kann auch mal misslingen, der Keks brechen oder die Sauce auf die Tischdecke tropfen. Sieht sympathisch aus, finde ich.
Diese Tage startet Fotolia die dritte Staffel der TEN Collection, bei der diesmal je ein Fotograf und ein Grafikdesigner zusammen an einem Werk arbeiten. Außerdem werden seit gestern bis 30. Mai 2014 die besten Werke der ersten beiden Staffeln im fotoliaLAB in der Lychener Straße 74, 10437 Berlin ausgestellt. Öffnungszeiten sind Mo-Fr 10–18 Uhr.
Noch mal Fotolia: Die Agentur führt eine Auflagenbeschränkung von 500.000 Stück bei der Standardlizenz ein und lässt gleichzeitig die Möglichkeit entfallen, die Erweiterte Lizenz deaktivieren zu können.
Mein Angebot: Von der News zur Story!
Ich hatte kürzlich eine Idee, von der ich schauen will, ob sie bei euch gut ankommt: Ich möchte euch anbieten, dass ihr in jeder Folge meiner „Stockfotografie-News“ bis – sagen wir mal – fünf Tage nach Veröffentlichung (also diesmal bis einschließlich dem 19.3.2014) eine der News in den Kommentaren nennen könnt, über die ihr euch eine ausführliche Story wünscht. Diese würde ich dann in den folgenden Tagen recherchieren, analysieren, zusammenfassen und darüber berichten. Gerne könnt ihr in eurem Kommentar auch schreiben, warum Euch die Nachricht interessiert oder welche weiterführenden Aspekte genau.
Wenn das interessant für euch klingt: Welcher Nachricht sollte ich tiefer auf den Grund gehen?