Dies ist jetzt schon die siebte Auswertung meiner jährlichen Umfrage unter meinen Leser*innen, welche Agenturen ihnen im Vorjahr, also diesmal 2022, den meisten Umsatz gebracht haben. Die Agenturen sollten sie nach Umsatz absteigend sortiert als Kommentar hinterlassen. Zusammen mit mir haben sich 56 Fotograf*innen beteiligt. Vielen Dank dafür!
Die Ergebnisse will ich euch hier gerne vorstellen. Zuerst die eindeutige Grafik (Klick zum Vergrößern):
Meine Vorgehensweise: Ich habe in einer Excel-Tabelle eine Liste gemacht und in die erste Spalte jede Agentur eingetragen, die genannt wurde. In den nächsten Spalten habe ich dann für jede Teilnehmer*in und jede Agentur Punkte vergeben, basierend auf der Sortierung der genannten Agenturen. Die erste Agentur, also die mit dem meisten Umsatz, bekam 10 Punkte, die als zweites genannte Agentur bekam 9 Punkte und so weiter. Die Werte habe ich pro Agentur summiert und die Liste dann nach den Punkten sortiert. Das Ergebnis seht ihr oben, die Zahl in Klammern ist also die Gesamtpunktzahl der jeweiligen Agentur. Insgesamt wurden 45 verschiedene Agenturen benannt, ich habe die Liste jedoch auf die ersten 15 Agenturen beschränkt, weil das statistische Rauschen zum Ende hin mit meist nur einer Nennung sehr viel größer ist.
Hinweise: Bei der Umfrage wurde nicht unterschieden, ob die Leute Videos oder Fotos oder beides verkaufen, wie viele Dateien sie online haben oder seit wann sie dort hochladen. In der letzten Klammer sehr ihr die Veränderung zum Vorjahr.
In der Liste oben sind iStock und Getty zwar getrennt aufgeführt, ganz trennscharf lassen sich diese jedoch nicht auseinanderhalten, da iStock ja auch über Getty Images verkauft und beide Agenturen zusammengehören. Aber selbst wenn ich Getty zu iStock addiert hätte, hätte sich an der Platzierung von iStock auf dem dritten Platz nicht geändert, dafür wäre hinten nur der „eigene Bildershop“ (verschiedener Leute) auf Platz 15 aufgetaucht, wenn Getty entfallen wäre.
Meine besten Agenturen 2022 Wer die obige Liste nachrechnen oder anders auswerten will, kann das ebenfalls machen, meine Datenbasis ist frei einsehbar. Was jedoch noch fehlt, sind die Agenturen, bei denen ich selbst 2022 am meisten Umsatz erzielt habe und die ich ebenfalls in obige Rechnung habe einfließen lassen. In Klammern wieder die Veränderung zum Vorjahr, das heißt also, das die Reihenfolge identisch mit der von 2021 ist:
Adobe Stock (-)
Shutterstock (-)
Canva (-)
123rf (-)
Zoonar (-)
EyeEm (-)
Dreamstime (-)
Alamy (-)
Pond5 (-)
Westend61 (-)
Was sagt uns diese Auswertung?
Adobe Stock hat seine Spitzenposition im Vergleich zu den Vorjahren noch weiter ausgebaut, Shutterstock bleibt jedoch weiterhin stabil auf dem zweiten Platz.
Mit deutlichem Abstand führt iStock das Mittelfeld an, in dem sich noch Dreamstime, Alamy, 123rf, Depositphotos und EyeEm tummeln. Depositphotos hat absolut gesehen etwas zugelegt, die anderen Agenturen im Mittelfeld jedoch abgenommen.
Die restlichen Agenturen sind kaum noch der Rede wert. Diese Formulierung fand sich auch häufig in den Kommentaren der Teilnehmer.
Hier könnt die auch die Auswertungen aus den Jahren 2022, 2021, 2020, 2019, 2018 und 2017 nachlesen.
Interessante Auffälligkeiten
Der höchste Neueinstieg letztes Jahr war Wirestock, welche jedoch dieses Jahr auch schon wieder einige Plätze verloren haben. Einziger Neueinstieg 2022 in das Ranking war Canva, ausgestiegen aus der Liste ist dadurch Panthermedia.
Habt ihr die Ergebnisse erwartet? Oder sind Überraschungen für euch dabei?
Mal abgesehen von der Abstufung bei Shutterstock ist Depositphotos 2021 die erste Bildagentur, welche eine Senkung der Anbieter-Kommissionen bekannt gibt.
Die Fotograf_innen und Designer_innen bei Depositphotos erhielten heute diese Email:
„Liebe Mitwirkende,
Als internationale Community müssen wir uns an den globalen Marktstandards orientieren und uns den Veränderungen anpassen, die im Hinblick auf das Jahr 2020 stattfinden. Wir mussten als Unternehmen Anpassungen vornehmen und möchten Sie über Aktualisierungen der Royaltys für Mitwirkende bei Depositphotos informieren, die ab dem 18. Januar 2021 in Kraft treten. Details zu den neuen Sätzen können Sie unter folgendem link einsehen
Es war kein einfaches Jahr, aber wir planen, weiterhin in den Erfolg der Depositphotos-Community zu investieren, um Ihnen zu helfen, Ihre Portfolios auszubauen und die Umsätze zu steigern. In diesem Jahr planen wir auch, weiterhin in die Verbesserung unserer Plattform mit neuen Funktionen zu investieren und Updates für unsere Suchmaschine einzuführen. Unser Ziel ist es, Ihre Arbeiten leicht findbar zu machen und Ihnen letztendlich zu helfen, mehr zu verkaufen. Darüber hinaus arbeiten wir ständig daran, den Kundenstamm von Depositphotos zu erweitern, als Teil unserer Bestrebungen, mehr Absatzmöglichkeiten für alle unsere Mitwirkenden zu schaffen.
Falls Sie Fragen haben, können Sie sich gerne an uns wenden: support@depositphotos.com
Freundliche Grüße ‚ Ihr Depositphotos-Team“
Damit die Details nicht untergehen, hier ein Screenshot der neu geltenden Kommissionen (Klicken zum Vergrößern):
Demnach erhalten Anbieter für Fotos und Vektoren ab dem 18.1.2021 nur noch 30–38% des Verkaufspreises (je nach Anbieter-Level). Vorher waren es 34–42%, vor dem 1.09.2015 waren es sogar noch 44–52%.
Für Abo-Downloads gab es bisher 30 bis 35 US-Cent, nun nur noch 25–33 Cent.
Details siehe dieser Screenshot:
Vergleich der Anbieter-Kommissionen bei Depositphotos vom 1.9.2015 bis 18.1.2021 (oben) und davor (unten)
Die Honorarkürzung entspricht demnach ca. 10% weniger.
Immerhin scheinen die notwendigen Verkäufe für das Erreichen eines höheren Anbieter-Levels gleich zu bleiben.
Die Geschichte der Depositphotos-Skandale
Auch mit der aktuellen Ankündigung reiht sich Depositphotos wieder weit hinten ein, was die Anbieter-Kommissionen angeht. Während die anderen Agenturen bei ihren Honorarsenkungen zumindest pro forma den Top-Verkäufern einen wie auch immer gearteten kleinen Bonus gönnen, werden hier pauschal durch die Bank jedem Anbieter-Level vier Prozentpunkte abgezogen.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Selbst der beste Verkäufer bei Depositphotos erhielt nun nur noch etwas mehr als ein Drittel des gesamten Verkaufspreises.
Aber an Kreativität zur Senkung der Fotografenhonorare hat es Depositphotos ja noch nie gemangelt. Ich erinnere da an das „Reseller-Programm“ von Depositphotos, welches ich 2014 mit aufgedeckt habe und was immer noch aktiv ist.
Willkommen zu den ersten Stockfotografie-News des neuen Jahres.
Die gesammelten Tipps und Infos sind oft schon aus dem letzten Jahr, aber wegen eines Rechtstreits bin ich in den letzten Wochen leider nicht dazu gekommen, diese schon früher für euch in eine lesbare Form aufzubereiten.
Wer schneller über solche Infos wie unten informiert sein will, kann meine Facebook-Seite abonnieren, wo ich viele dieser Infos zwischendurch veröffentliche.
Aber jetzt geht’s los:
Ganz frisch, erst gestern rein: Die Bildagentur Shutterstock hat gleich zwei Zukäufe getätigt: Die Agentur Premium Beat für 38 Mio USD, um besser im Musikbereich mitmischen zu können und Rex Features für 33 Mio USD, um mehr redaktionelle Bilder anbieten zu können. Der Markt bleibt sehr turbulent.
Wie gründe ich erfolgreich eine Bildagentur? Zu diesem Thema hat der Gründer der Bildagentur Adpic und Anbieter der Agentur-Software xmstore, Martin Baumann, eine sehr lesenswerte Artikelserie zusammengestellt, von der bisher 4 der 10 geplanten Teile online sind.
Wo wir beim Thema sind: Wer selbst direkt Bilder verkauft, zum Beispiel über einen Webshop, Symbiostock oder ein WordPress-Plugin, wird vermutlich von der neuen länderspezifischen Umsatzsteuer-Regelung der EU betroffen sein. Viel mehr Infos dazu findet ihr hier zusammengefasst.
Die Microstock-Agentur Dreamstime hat ein nettes neues Keyword-Feature eingeführt: Im Bereich, wo die Verkäufe angezeigt werden, wurden bisher ja schon teilweise die Suchbegriffe angezeigt, welche ein Käufer benutzt hat, um das Bild zu finden. Wenn das benutzte Wort noch nicht in den Suchbegriffen des Fotografen enthalten ist, kann dieser es jetzt mit einem Klick auf das schwarze „Plus“-Symbol hinzufügen. Das Ganze sieh so aus:
Mittlerweile hat die Bildagentur Depositphotos anscheinend Übung darin, die Bildpreise und Fotografenkommissionen nach unten zu drücken. Nach diesem und diesem Versuch hier, kommt nun hier der neue Vorstoß, um diesmal nur 3% Fotografen-Anteil bezahlen zu müssen.
Experimentiert ihr mit Luftaufnahmen mittels einer Drohne? Passt auf, dass ihr alle erforderlichen Genehmigungen für kommerzielle Fotografie einholt, sonst ergeht es euch vielleicht wie diesem Fotografen, der nach einem unerlaubten Drohnenflog eine vierstellige Strafzahlung leisten musste.
Wie erstellt und postet man am besten virale Bilder, die dann durchs die sozialen Netzwerke fegen? Calvin Hollywood gibt hier [Update: Das Video wurde bei Youtube anscheinend leider entfernt] einige Tipps.
Meine Vorhersage in den letzten News hat sich bewahrheitet: Die Konsolidierung der deutschen Bildagentur-Szene ist noch nicht abgeschlossen. Nachdem Panthermedia im Juli die Agentur Digitalstock gekauft hat, hat die Münchener Agentur jetzt im Januar auch die Berliner Agentur Coverpicture gekauft, welche vor allem im redaktionellen Bereich ihre Stärke hatte. Den Fotografen wird angeboten, ihre dort vorhandenen Bilder entweder zu Panthermedia zu übertragen oder zum 1. April 2015 löschen zu lassen. Ich habe mich für letzteres entschieden, weil meine Bilder sowieso schon bei Panthermedia sind.
Nachdem die Bildagenturen ihre Erfahrungen sammeln konnten, wie der hochpreisige Bildermarkt am besten durch Microstock-Preise ersetzt werden konnte, scheint diese Entwicklung im Video-Bereich deutlich schneller zu laufen. Shutterstock bietet jetzt über deren Tochteragentur Bigstock testweise Video-Pakete im Abo für bis zu 0,07 Euro-Cent pro Video an. Immerhin scheint von Anbieter-Seite ein aktiver „Opt-In“ erforderlich gewesen zu sein. An anderer Front drückt Videohive vom Agenturkonglomerat Envato die Preise für HD-Videos auf 6 US-Dollar. Ein winziger Lichtblick: Der Download eines HD-Videos bei Fotoliazählt jetzt wie 5 Downloads, womit vor allem Leute mit vielen Videos im Portfolio vielleicht etwas schneller im Ranking steigen können.
Autsch: Die Rating-Agentur Moodys senkt den Ausblick für Getty Images von „stabil“ auf „negativ“, die volle Begründung ist hier nachlesbar. Versucht beim Lesen einfach mal, das Wort „Midstock“ durch „iStock“ zu ersetzen.
Der Microstock-Fotograf Joshua Resnick wird aktuell von einem seiner Models verklagt, weil Bilder des Models in pornografischen Zusammenhängen aufgetaucht sind. Je nach Quelle reicht die Schadenssumme von einer fünfstelligen bis sechsstelligen Summe. So wie sich der Fall darstellt, halte ich den Fall für eher haltlos, aber wer des öfteren Dessousfotos mit Models macht, sollte ein Augenmerk darauf richten, wie der Prozess ausgehen wird. Die Klageschrift kann hier als PDF eingesehen werden, der verwendete Model-Vertrag hier.
Bei iStock gibt es einige wichtige finanzielle Änderungen: Ab 2015 muss jeder, welcher eine Doppelbesteuerung vermeiden will, ein Steuer-Interview ausfüllen, wie es auch schon von Shutterstock und Fotolia verlangt wurde. Außerdem wird der Verdienst monatlich ausgezahlt, wenn mindestens 100 USD verdient wurden. Alle Details hier.
Seit November schon werden alle Bilder, die bei Panthermedia im Abo vertrieben werden, automatisch auch bei Vertriebspartnern im Abo angeboten. Wer das nicht will, muss Abos komplett in der Rechteverwaltung deaktivieren.
Noch was für’s Auge: Sehr schöne Luftaufnahmen von New York City bei Nacht gibt es hier vom Fotografen Vincent Laforet.
Zum Schluss noch etwas Lehrreiches: Wie erstellt man „klassisches Rembrandtlicht“? So:
Habe ich etwas vergessen? Dann bitte in den Kommentaren nachtragen.
Vor ca. zweieinhalb Jahren habe ich in diesem Blogartikel das neue Microstock-Analyse-Tool Stock Performer* vorgestellt. Seitdem nutze ich das Tool ohne Übertreibung täglich und es ist so einem wichtigen Werkzeug in meiner täglichen Arbeit geworden.
Stockperformer erlaubt mittlerweile die Auswertung von Verkäufen von neun (!) Bildagenturen: iStock, Shutterstock, Fotolia, Dreamstime, 123rf, Pond5, Depositphotos, Stocksy, Getty Images, sowie das Partnerprogramm und die Getty-Verkäufe über iStock.
Neben den Verkaufszahlen zu einzelnen Bildern gibt es eine monatliche Gesamtauswertung, die Anzeige der Bestseller in wählbaren Zeiträumen bei den einzelnen Agenturen, eine Collection-Verwaltung, mit der der Umsatz und die Verkäufe einzelner Bildserien zusammengefasst analysiert werden können und vieles mehr.
In den über zwei Jahren haben Luis und Oliver fleißig daran gearbeitet, neue Funktionen einzubauen. So gibt es jetzt beispielsweise eine Prognose der monatlichen Umsätze, mit der man schon Mitte des Monats abschätzen kann, wie sich die Verkäufe bis zum Monatsende entwickeln werden, entweder für alle Agenturen gesamt oder die einzelnen Agenturen:
Dazu gibt es eine detaillierte Verkaufsaufschlüsselung, welche die Verkäufe und Umsätze nach Medientyp (Bilder, Videos, Vektoren, …), runtergeladener Bildgröße, Credits vs. Abo, Upload-Jahr etc. auswertet:
Am häufigsten nutze ich Stockperformer aber, um genau zu sehen, wie viel Umsatz ich bei den verschiedenen Agenturen mit einem Shooting gesamt gemacht habe. Dafür lassen sich bequem dich Kollektionen, Lightboxen oder Collections von Fotolia, Shutterstock, 123rf und Dreamstime mit einem Klick importieren, wenn diese bei den Agenturen angelegt wurden. Die Bilder können aber auch bei Stockperformer mit dem „Collection Manager„selbst zu Serien zusammengefügt werden. So sieht das ungefähr aus, unten folgt dann die Auflistung der dazugehörigen Thumbnails, die nach Datum, Medientyp, Umsatz, Verkäufen oder RPD (Revenue per Download) sortiert werden können:
Ganz neu ist die Funktion der „Supplier Accounts“: Die ermöglicht Nutzern, eine oder mehrere Collections mit einer anderen Person zu sein. Das können zum Beispiel Models, Visagisten, Location-Eigentümer, Assistenten, Verschlagworter, Grafikdesigner oder andere Mitarbeiter einer Fotosession sein. Vor allem, wenn Personen anteilig am Umsatz der Fotosession beteiligt werden sollen, sind die Supplier Accounts eine sinnvolle Lösung, damit mehrere Leute die gleichen Daten sehen können und die Abrechnung transparent geschieht. Für die Fotografen kostet zum Beispiel ein solcher zusätzlicher Account 24 Euro im Monat. Die andere Person erhält dann Zugangsdaten zu Stockperformer und sieht dann im Nutzerbereich nur die Daten der Collections, welche der Fotograf dafür freigeschaltet hat.
Mit diesen Funktionen ist Stockperformer ein „Must-Have“ für alle, die hauptberuflich bei den genannten Bildagenturen Fotos verkaufen. Und auch wer das nebenberuflich macht und – sagen wir – mehr als 400 Euro monatlich damit verdient, sollte sich Stockperformer genau anschauen.
Mich würde interessieren: Welche Agenturen sollten ebenfalls von Stockperformer ausgewertet werden?
Manchmal werde ich gefragt, nach welchen Kriterien ich entscheide, bei welchen Bildagenturen ich meine Fotos anbiete. Neben einigen objektiven Faktoren wie Preis, Kommissionen, Uploadprozess und so weiter gehört dazu auch immer eine gehörige Funktion Bauchgefühl. Bei der Agentur Depositphotos hat mein Bauch immer unangenehm gegrummelt. Die Agentur hat mehrfach versucht, mich mit vorteilhaften „Deals“ ins Boot zu holen und eine nüchterne Analyse ließ die Deals auch sehr verlockend aussehen. Aber dann kam wieder das Bauchgrummeln.
Der rote Spruch „Du wirst unseren Rabatt lieben!“ bekommt aus aktuellem Anlass eine ganz eigene ironische Wendung.
Es hatte verschiedene Ursachen:
Es fängt damit an, dass Depositphotos nach eigenen Aussagen mit der Firma Depositfiles verbunden ist und von ihr finanziert wird. Depositfiles ist ein Online-Datenspeicher, der von vielen auch dazu genutzt wird, illegal urheberrechtlich geschütztes Material zu verteilen.
Vor fast genau drei Jahren schrieb ich hier im Blog über deren unsägliches SMS-Download-Angebot. Andere Fotografen regten sich vor paar Monaten auch über Bildverkäufe mit einer „erweiterten Lizenz“ auf, die auf der Depositphotos-Seite für 80 $ angeboten wird, von der Fotografen aber teilweise nur 2,64 $ abbekamen. Es scheint, als versuche Depositphotos jetzt, die Fotografenhonorare mit einer interessanten, wenn auch mehr als fragwürdigen Methode weiter nach unten zu drücken.
Partnerprogramme/Reseller bei Depositphotos
Einige Fotografen hatten in diesem Thread im Stockfotografie-Forum entdeckt, dass Bilder von ihnen bei der deutschen Agentur Shotshop angeboten werden, die von Depositphotos (DP) geliefert werden mussten. Wer es selbst überprüfen will, ob seine Depositphotos-Bilder auch bei Shotshop zu finden sind, muss dort einfach nach einer Bildnummer von DP-Fotos suchen.
Das Agenturen Material von anderen Bildagenturen verkaufen, ist nichts Neues. Spannend ist hier jedoch das Lizenz- und Abrechnungsmodell. Testkäufe von mir und anderen Fotografen ergaben folgendes: Wenn ein Kunde bei Shotshop ein Foto in voller Auflösung für 29,90 Euro kauft, was über Depositphotos geliefert wurde, erhält der Fotograf bei Depositphotos nur die Meldung, dass das Foto als „Abo-Download“ erworben wurde und der Fotograf dafür (je nach Ranking) zwischen 0,22 bis 0,26 Euro (0,30–0,36 $) erhält! Das wären weniger als 1% Fotografenanteil! Wie ist das möglich?
Auf meine Anfrage an Shotshop antwortete der Geschäftsführer Stephan Krömer nur:
„[…] Wir nutzen das Reseller Programm von Depositphotos und ich kann leider auch wirklich nur zu sämtlichen internen Abrechnungsfragen von Deposit nur an Deposit selbst verweisen. Bei Agenturverträgen gibt es immer ein „Non-disclosure Agreement“, welches man unterschreiben muss und an das wir uns halten müssen. […]“
Meine Anfrage an Depositphotos brachte mir nur eine Copy & Paste-Standardantwort von Depositphotos ein, welche alle Fotografen erhielten, die in den letzten bei DP nach Details fragten:
„Hello Robert,
Our Partnership programs have been created to boost contributors’s sales via new markets. Our contributors were opted out of our Extended license partner sales upon their requests, so their files are no longer sold via our Extended license partner sales. Shotshop is our API reseller. Shotshop purchases our subscriptions to resell our images under the Standard license.
Depositphotos reserves the right to determine the conditions of its coöperation with Partner companies. We sell those files by subscriptions (under the standard license), but it is up to our partners to set their prices and the way to sell them as long as they stick to license terms.
It is stated in our Supply Agreement:
“Depositphotos reserves the rights to distribute Files not only on the Website directly, but also through Partners. Contributor agrees that Depositphotos has the right to grant or pass along to Partners under separate agreements specific rights, constraints, obligations, licenses and other legal and business matters regarding Files. Depositphotos has the implicit right to provide Partners with access to the Files accepted at the Website via its own program interfaces (API) or any other means sanctioned and approved by Depositphotos, provided such access does not breach the provisions of the Standard and Extended License Agreements. “
If contributors want to opt out of our partnership programs, we will exclude their portfolios from all our partnership programs upon their requests and their images will be sold solely on depositphotos.com
Kind regards,
Vicky.“
Diese Erklärung wirft leider mehr Fragen auf als das sie Antworten liefert.
Fangen wir oben an: Shotshop ist ein Wiederverkäufer von Depositphotos mit einer API-Anbindung. Laut der Mail kauft Shotshop die Bilder mit einem Abo unter der Standardlizenz. Im Vertrag zum API-Programm steht bei Depositphotos jedoch folgendes:
„[…] Der Anbieter bietet dem Wiederverkäufer Dateien zu Standardpreisen oder über ein Abonnement an. Der Wiederverkäufer legt den Preis, den ihm seine Käufer für die Dateien bezahlen, selbst fest. […]“
Weiterhin steht dort:
„7. UNTERSAGTE HANDLUNGEN
[…] Der Verkauf von Dateien des Anbieters, ohne an ihn die ihm vertraglich zustehende Gebühr zu entrichten. […]“
Die erste große Frage ist: Wieso darf Shotshop Fotos zu hohen Preisen verkaufen, diese aber zu den niedrigen Abo-Preisen bei Depositphotos abrechnen? Unter der erwähnten Standardlizenz ist ein Weiterverkauf auch ausdrücklich ausgeschlossen.
Die zweite Frage ist: Wenn von einem Verkaufspreis von 29,90 Euro nur ca. 0,25 Euro beim Fotografen ankommen, wie teilen sich die restlichen 29,65 Euro zwischen Shotshop und Depositphotos auf? Wer steckt sich den Löwenanteil ein?
Unten in der Mail von Depositphotos wird erwähnt, dass ein Ausschluss der eigenen Bilder aus dem „Partnerprogramm“ möglich sei (wenn man eine Mail an support@depositphotos.com schreibt) und die Bilder dann nur über Depositphotos verkauft würden. Mir liegen jedoch Screenshots vor, die beweisen, dass das nicht ganz korrekt ist. Einige Fotografen hatten schon vor Monaten um die Deaktivierung ihrer Bilder vom Partnerprogramm gebeten, deren Fotos sind aber weiterhin bei Shotshop zu finden. Auch Sean Locke hat in der Microstockgroup geäußert, dass ihm per Mail ausdrücklich zugesichert wurde, seine Bilder würden nur über die Seite von Depositphotos verkauft, er aber trotzdem seine Fotos bei Shotshop findet.
Vielleicht liegt das an dem feinen sprachlichen Unterschied zwischen „Partnerprogramm“ und „Wiederverkaufer (Reseller)“, der in der Mail aufgemacht wird. Ein Fotograf bot folgenden Erklärungsversuch an: Die Agentur Shotshop kauft die Bilder von Depositphotos als Abo, deswegen würden sie ja über Depositphotos verkauf werden. Zufriedenstellend wäre diese gehirnquetschende Logik jedoch nicht.
Der Vorteil von Shotshop
Für Fotografen besonders ärgerlich ist auch das Verhalten von Shotshop. Die Berliner Agentur galt schon lange als eine Agentur mit einem der kompliziertesten Upload-Verfahren und gleichzeitig sehr vielen Ablehnungen. Besonders beliebt bei Shotshop ist der Ablehnungsspruch: „Für die Vermarktung durch Shotshop nicht geeignet“. Der ergibt endlich Sinn, denn natürlich ist es für die Agentur lukrativer, das gleiche Material von Depositphotos zu beziehen und dort deutlich weniger als die 35–67% Fotografenanteil für nichtexklusives Material zahlen zu müssen.
Nur die Spitze des Eisbergs?
Shotshop ist nicht die einzige Agentur, welche Material von Depositphotos verkauft. Eine andere Agentur ist beispielsweise die indische Agentur ibudgetphoto.com. (Deposit-Bilder werden dort unter dem Kürzel „DPPS_BILDNUMMER“ geführt) Testkäufe wurden schon getätigt, aber Abrechnungen bei Depositphotos sind bisher nicht erfolgt. Nachdem Depositphotos auf wiederholte Fragen nach einer Liste von Vertriebspartnern nicht reagiert hat, steht die bange Frage im Raum: Wie viele Agenturen vertreiben noch Bilder von Depositphotos mit einem billigen Abo? Das würde vielleicht endlich erklären, warum der Abo-Anteil bei Depositphotos so verdammt hoch ist.
Vertrauen in Partner
Üblicherweise läuft ein Deal zwischen mehreren Bildagenturen so: Wenn eine Bildagentur das Bild einer anderen Bildagentur verkauft, teilen sich beide Agenturen die Einnahmen 50:50 und der Fotograf bekommt von den 50% seinen vertraglich vereinbarten Anteil ab. Läuft die Vertriebskette über mehrere Agenturen, verlängert sich das und der Fotograf bekommt seinen Anteil nur von 25% oder 12,5%. Aber weniger als 1% ist schon eine starke Leistung.
Da wir als Fotografen kaum Kontrollmöglichkeiten haben, welche Agentur welche Bilder wann verkauft hat, müssen wir Vertrauen in die Bildagenturen haben. Depositphotos verspielt dieses Vertrauen gerade massiv. Und mein Bauch grummelt schon wieder.
Habt ihr auch Bilder bei Depositphotos? Findet ihr diese auch bei anderen Agenturen wie Shotshop wieder?