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Die besten Bildagenturen 2023 (Auswertung meiner Umfrage)

Dies ist jetzt schon die ach­te Auswertung mei­ner jähr­li­chen Umfrage unter mei­nen Leser*innen, wel­che Agenturen ihnen im Vorjahr, also dies­mal 2023, den meis­ten Umsatz gebracht haben.
Die Agenturen soll­ten sie nach Umsatz abstei­gend sor­tiert als Kommentar hin­ter­las­sen. Zusammen mit mir haben sich 38 Fotograf*innen betei­ligt. Leider weni­ger als in den Vorjahren, aber trotz­dem vie­len Dank dafür!

Die Ergebnisse will ich euch hier ger­ne vor­stel­len. Zuerst die ein­deu­ti­ge Grafik (Klick zum Vergrößern):

Die besten Bildagenturen 2023

  1. Adobe Stock* (368) (-)
  2. Shutterstock* (238) (-)
  3. iStock (140) (-)
  4. Dreamstime* (111) (-)
  5. Alamy (107) (-)
  6. Depositphotos (77) (+1)
  7. Pond5* (52) (+8)
  8. 123rf* (42) (-)
  9. Photocase (28) (+2)
  10. Wirestock (24) (+2)
  11. Zoonar* (23) (+2)
  12. EyeEm (22) (-6)
  13. Westend61 (17) (-4)
  14. Getty Images (17) (-4)
  15. Canva (17) (-1)

Meine Vorgehensweise:
Ich habe in einer Excel-​Tabelle eine Liste gemacht und in die ers­te Spalte jede Agentur ein­ge­tra­gen, die genannt wur­de. In den nächs­ten Spalten habe ich dann für jede Teilnehmer*in und jede Agentur Punkte ver­ge­ben, basie­rend auf der Sortierung der genann­ten Agenturen. Die ers­te Agentur, also die mit dem meis­ten Umsatz, bekam 10 Punkte, die als zwei­tes genann­te Agentur bekam 9 Punkte und so wei­ter.
Die Werte habe ich pro Agentur sum­miert und die Liste dann nach den Punkten sor­tiert. Das Ergebnis seht ihr oben, die Zahl in Klammern ist also die Gesamtpunktzahl der jewei­li­gen Agentur.
Insgesamt wur­den 33 ver­schie­de­ne Agenturen benannt, ich habe die Liste jedoch auf die ers­ten 15 Agenturen beschränkt, weil das sta­tis­ti­sche Rauschen zum Ende hin mit meist nur einer Nennung sehr viel grö­ßer ist.

Hinweise:
Bei der Umfrage wur­de nicht unter­schie­den, ob die Leute Videos oder Fotos oder bei­des ver­kau­fen, wie vie­le Dateien sie online haben oder seit wann sie dort hoch­la­den. In der letz­ten Klammer sehr ihr die Veränderung zum Vorjahr.

In der Liste oben sind iStock und Getty zwar getrennt auf­ge­führt, ganz trenn­scharf las­sen sich die­se jedoch nicht aus­ein­an­der­hal­ten, da iStock ja auch über Getty Images ver­kauft und bei­de Agenturen zusam­men­ge­hö­ren. Aber selbst wenn ich Getty zu iStock addiert hät­te, hät­te sich an der Platzierung von iStock auf dem drit­ten Platz nicht geän­dert, dafür wäre hin­ten nur Vecteezy als Neueinsteiger auf Platz 15 auf­ge­taucht, wenn Getty ent­fal­len wäre.

Meine bes­ten Agenturen 2023
Wer die obi­ge Liste nach­rech­nen oder anders aus­wer­ten will, kann das eben­falls machen, mei­ne Datenbasis ist frei ein­seh­bar, nur ein Teilnehmer hat mir sei­ne Daten per Direktnachricht geschickt.

Was jedoch noch fehlt, sind die Agenturen, bei denen ich selbst 2023 am meis­ten Umsatz erzielt habe und die ich eben­falls in obi­ge Rechnung habe ein­flie­ßen las­sen. In Klammern wie­der die Veränderung zum Vorjahr:

  1. Adobe Stock (-)
  2. Shutterstock (-)
  3. Canva (-)
  4. 123rf (-)
  5. Zoonar (-)
  6. Dreamstime (+1)
  7. Alamy (+1)
  8. EyeEm (-2)
  9. Pond5 (-)
  10. Westend61 (-)

Was sagt uns diese Auswertung?

Adobe Stock hat sei­ne Spitzenposition im Vergleich zu den Vorjahren noch wei­ter aus­ge­baut, Shutterstock bleibt jedoch – mit gebüh­ren­dem Abstand – wei­ter­hin sta­bil auf dem zwei­ten Platz.

iStock führt das Mittelfeld an, in dem sich noch Dreamstime, Alamy und Depositphotos tum­meln. Die rest­li­chen Agenturen sind kaum noch der Rede wert. Diese Formulierung fand sich auch häu­fig in den Kommentaren der Teilnehmer.

Hier könnt die auch die Auswertungen aus den Jahren 2023, 2022, 2021, 2020, 2019, 2018 und 2017 nachlesen.

Interessante Auffälligkeiten

Den größ­ten Abstieg muss­te EyeEm erlei­den, was sehr wahr­schein­lich direkt mit deren Insolvenz letz­tes Jahr zusam­men­hängt. Am stärks­ten auf­ge­stie­gen ist Pond5, wobei ich hier nicht erken­nen kann, wor­an das lie­gen könnte.

Die Beteiligung die­ses Jahr war lei­der auch deut­lich gerin­ger, was die Datenqualität natür­lich etwas lei­den lässt.

Habt ihr die Ergebnisse erwar­tet? Oder sind Überraschungen für euch dabei?

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Adobe Stock gibt Richtlinien für das Hochladen von KI-​generierten Bildern bekannt

Nach Getty Images und Shutterstock gab nun Adobe Stock als drit­te gro­ße Bildagentur ihre neu­en Richtlinien über den Umgang mit KI-​Bildern heraus.

Der Standpunkt von Adobe Stock ist dabei deut­lich libe­ra­ler als der der ande­ren Agenturen: Adobe akzep­tiert ab sofort offi­zi­ell Illustrationen, die mit gene­ra­ti­ven KI-​Modellen erstellt wur­den – oder ein­fa­cher: KI-​generierte Bilder. 

Eins mei­ner KI-​Bilder bei Adobe Stock

Die neu­en Einreichungsrichtlinien sol­len sicher­stel­len, dass die Nutzer KI-​Inhalte kor­rekt und ver­ant­wor­tungs­voll ver­wen­den. Diese Richtlinien kön­nen voll­stän­dig hier nach­ge­le­sen werden. 

Hier eini­ge der wich­tigs­ten Punkte:
Dabei gehört zuerst die Markierung des betrof­fe­nen Materials. Neue KI-​Bilder sol­len von den Anbietern im Titel und in den Schlagworten mit „Generative AI“ gekenn­zeich­net wer­den, damit Kunden die­se als sol­che erken­nen können.

Alle KI-​Bilder, auch wenn sie foto­rea­lis­tisch aus­se­hen, sol­len als „Illustration“ ein­ge­reicht wer­den. Die Nutzungsbedingungen der ver­wen­de­ten KI-​Engine müs­sen natür­lich die vol­len kom­mer­zi­el­len Rechte gewäh­ren. Hier gilt es das Kleingedruckte zu lesen und auf even­tu­el­le Änderungen zu achten.

Weiterhin sind – wie schon bis­her – Einreichungen nicht zuläs­sig, die Inhalte von Dritten ent­hal­ten, wie z. B. erkenn­ba­re Gesichter oder Warenzeichen (wie Marken oder Logos) oder sogar Stile ande­rer Künstler.

Vor allem letz­te­res ist ver­mut­lich in der Praxis schwer abgrenz­bar, aber immer­hin wird der Versuch unternommen.

Wenn erkenn­ba­re Personen (z.B. Prominente) in den KI-​Bildern ent­hal­ten sind oder geschütz­te Plätze oder Orte, wird dafür ein Model Release bzw. Property Release ver­langt oder die Bilder kön­nen eben nicht ein­ge­reicht wer­den (auch nicht als „redak­tio­nel­les Material“). Eine lan­ge Liste der bekann­ten Einschränkungen gibt es hier als Übersicht.

Für alt­ge­dien­te Stock-​Lieferanten ist das nichts Neues, aber da durch die neu­en KI-​Tools noch mal eine ganz ande­re Nutzergruppe plötz­lich auf dem Stock-​Markt mit­macht, ist es sicher sinn­voll, dar­auf noch mal aus­drück­lich hinzuweisen.

Weitere Pläne von Adobe in Richtung KI-Bilderstellung

Auf der „Adobe Max 2022“ Konferenz vor eini­gen Wochen hat­te eini­ge wei­te­re KI-​bezogene Ankündigungen gemacht. Zum einen arbei­tet Adobe an einer neu­en digi­ta­len Provenance-​Technologie, die alle rele­van­ten Details über die Quelle einer Mediendatei direkt in die Datei ein­be­zieht. Diese Technologie wur­de von der Content Authenticity Initiative (CAI) ent­wi­ckelt, die das Unternehmen eben­falls gegrün­det hat und von der es hofft, dass sie zu einem Branchenstandard wird. 

Zum ande­ren gab Adobe bekannt, an einer eige­nen KI-​Software zu arbei­ten, die bald in die Creative-​Cloud-​Apps wie Adobe Express und Photoshop inte­griert wer­den soll. Einige beein­dru­cken­de Demos gibt es in die­sem Video (ab Minute 1:30 geht es los, für die ganz Ungeduldigen):

Viele der Features, z.B. das In-​Painting oder Out-​Painting gibt es auch bei den frei ver­füg­ba­ren KI-​Tools wie Stable Diffusion, aber die Einbettung direkt in Photoshop macht die Bedienung noch mal deut­lich kom­for­ta­bler und intuitiver.

Was sagt ihr zu den neu­en Richtlinien?
Gibt es etwas, was euch im Bereich „Bilderstellung durch Künstliche Intelligenz“ beson­ders inter­es­siert? Welche Fragen bren­nen auch unter den Nägeln?

Bildagenturen wie Shutterstock und Getty Images verbannen KI-​Bilder aus ihrem Portfolio

Kurz hin­ter­ein­an­der haben sowohl Shutterstock als auch Getty Images mit deren Tochter-​Agentur iStock ange­kün­digt, kei­ne KI-​Bilder mehr anneh­men zu wollen.

Ki-​Bild (Dall‑E 2) von einem Roboter, der ein Bild malt

Angesichts der stei­gen­den Popularität von KI-​Software zur Bild-​Generierung wie Dall‑E 2, Stable Diffusion, Midjourney und Konsorten sowie der ver­bes­ser­ten Bildqualität die­ser Tools gab es in den letz­ten Monaten einen star­ken Anstieg von KI-​Bildern im Portfolio von Bildagenturen.

Email, die an iStock/​Getty-​Fotografen ging

Nun haben zumin­dest die bei­den gro­ßen Platzhirsche Shutterstock und Getty Images die Reißleine gezo­gen und ange­kün­digt, kei­ne KI-​Bilder mehr anneh­men zu wollen.

Als Grund wer­den in einer Email von Getty Images „unadres­sier­te recht­li­che Fragen mit Hinblick auf die zugrun­de lie­gen­den Bilder und Metadaten, die zum Training der KI genutzt wor­den sind“ ange­ge­ben.

Auch Shutterstock for­mu­liert in einer Email an aus­ge­wähl­te Kontributoren ähn­li­che Bedenken:

Email von Shutterstock an eini­ge Kontributoren

Hier wer­den „recht­li­che Implikationen“ als Grund dafür genannt, dass etli­che KI-​Bilder der ange­schrie­be­nen Personen gelöscht wur­den und es wird geschrie­ben, dass Shutterstock „kei­ne maschi­nen­ge­ne­rier­ten Inhalte akzep­tie­ren“ wür­de gemäß Sektion 13.d/f ihrer Nutzungsbedingungen.

Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob sie da wirk­lich die rich­ti­gen Absätze raus­ge­sucht haben, aber grund­sätz­lich steht es Shutterstock natür­lich frei, sol­che Regeln auf­zu­stel­len, wenn sie der Meinung sind, dass sie hilf­reich seien.

Zeitgleich expe­ri­men­tiert Shutterstock aber selbst schon mit künst­li­cher Intelligenz. So bie­tet deren neu­es Projekt „Predict“ Kunden die Möglichkeit, mit­tels KI erken­nen zu kön­nen, wel­che Bilder für wel­che Zwecke am pas­sends­ten sein sol­len. Shutterstock schreibt:

Was per­formt bes­ser?
Diese wie­der­keh­ren­de Frage ist mit Predict viel ein­fa­cher zu beant­wor­ten. Die App nutzt KI, um die Stärken und Schwächen indi­vi­du­el­ler Assets spe­zi­ell für Ihre Anforderungen zu ana­ly­sie­ren. Predict sagt Ihnen, WARUM ein emp­foh­le­ner Inhalt vor­aus­sicht­lich gut per­formt, damit Sie selbst­be­wusst krea­tiv wer­den können.“

Nach einer kos­ten­lo­sen Testphase wol­len sie sich die­se Informationen natür­lich bezah­len lassen.

Getty Images ver­sucht eben­falls seit Januar 2022, die Vorteile der KI für sich auf eine ande­re Weise zu nut­zen. So ver­öf­fent­lich­te die Agentur einen neu­en Modelvertrag, der jetzt unter ande­rem einen neu­en Passus ent­hält, mit dem sich das Model bereit erklärt, dass die Bilder zum Trainieren von Künstlicher Intelligenz genutzt wer­den dürfen:

Ich erklä­re mich fer­ner damit ein­ver­stan­den, dass der Inhalt mit ande­ren Bildern, Texten, Grafiken, Filmen, Audio- und audio­vi­su­el­len Werken kom­bi­niert und zur Entwicklung und Verbesserung von maschi­nel­len Lernalgorithmen, künst­li­cher Intelligenz und ande­ren Technologien bear­bei­tet und genutzt wer­den darf.“

Auch bei der deut­schen Bildagentur Westend61 wer­den die KI-​Bilder als hoch pro­ble­ma­tisch ange­se­hen und aus recht­li­chen Gründen soll­ten die­se momen­tan nicht akzep­tiert wer­den. Mehr Informationen dazu sol­len folgen.

Einige Online-​Kunst-​Communities wie Newgrounds, Inkblot Art und Fur Affinity haben eben­falls das Hochladen von KI-​Werken unter­sagt oder ein­ge­schränkt.

Währenddessen arbei­tet die bri­ti­sche Gesetzgebung schon an Änderungen, um den neu­en KI-​Entwicklungen Rechnung zu tragen.

Diese Bildlöschungen fol­gen eini­ge Wochen nach der Veröffentlichung eines Teils des KI-​Trainings-​Datensatzes mit rund 12 Mio. Bildern von den ins­ge­samt über 2,3 Milliarden Trainingsbildern. Dieser Trainingsdatensatz der Organisation LAION wur­de zum Beispiel für das Anlernen der KI von NightCafe, Midjourney und Stable Diffusion genutzt.

In der Veröffentlichung wur­de unter ande­rem deut­lich, dass zum Lernen auch gro­ße Bildbestände der Bildagenturen benutzt wur­den. So waren von den aus­ge­wer­te­ten 12 Mio. Bildern min­des­tens 497.000 von 123rf, 171.000 von Adobe Stock/​Fotolia, 117.000 von PhotoShelter, 35.000 von Dreamstime, 23.000 von iStock, 22.000 von Unsplash, 15.000 von Getty Images, 10.000 von VectorStock, 10.000 von Shutterstock und so wei­ter. Die Dunkelziffer dürf­te hier weit höher sein, da vie­le dort gekauf­te Bilder auf Kundenwebseiten nicht immer als von einer Agentur kom­mend erkenn­bar sind.

Ich bin unsi­cher, ob die­se Entscheidung so klug ist. Denn sol­che Verbote könn­ten dazu füh­ren, dass sich die KI-​Szene ande­re „Ökosysteme“ auf­baut. So gibt es bei­spiels­wei­se mit PromptBase schon eine Webseite, wo Anbieter auf einem Marktplatz „Prompts“ für KI-​Systeme ver­kau­fen kön­nen. Prompts sind die Texteingaben, die zur Bilderstellung (noch) nötig sind und die Anbieter garan­tie­ren mit ihren Prompts ähn­li­che Ergebnisse wie die, die sie im Marktplatz vor­zei­gen. Im Kern ist das schon eine Art neu­er Bildagentur, bei der die Leute nicht die Bilder direkt kau­fen, son­dern die Option, sich sehr ähn­li­che Bilder selbst gra­tis gene­rie­ren zu können.

Außerdem erhö­hen sol­che Einschränkungen wie das Verbot von KI-​Bildern in den bestehen­den Bildagenturen nur die Wahrscheinlichkeit, dass ein neu­es Start-​Up eine neue Bildagentur auf­macht, wel­che offen­siv ein­fach nur noch KI-​generiertes Material verkauft.

Mit der Webseite Lexica gibt es auch schon eine Art „Open Source“-Community für KI-​Bilder, wo Nutzer sich meh­re­re Millionen mit Stable Diffusion erstell­te Bilder anschau­en, durch­su­chen und sehen kön­nen, wel­che Prompts zur Erstellung genutzt wur­den. Von der Möglichkeit, die­se Bilder direkt zur Lizenzierung anzu­bie­ten, ist es dann nur noch ein klei­ner Schritt.

Während die gro­ßen Bildagenturen einen Abwehrkampf gegen die KI-​Bilder begin­nen, fan­gen ande­re Start-​Ups längst an, mit­tels KI aus Text-​Prompts gan­ze Video-​Sequenzen zu erstel­len.

Was die­se KI-​Entwicklung für die (Stock-)Fotografen selbst bedeu­tet, wer­de ich hof­fent­lich bald in einem eige­nen Artikel beleuchten.

Wie seht ihr das?
Bringen Verbote von KI-​Bildern etwas?

Yuri Arcurs ist zurück! peopleimages.com Portfolio seit vier Monaten auf Adobe Stock

Vor knapp 9 Jahren gab Yuri Arcurs, der wohl größ­te Microstock-​Superstar, bekannt, dass er nur noch exklu­siv mit Getty Images/​iStock zusam­men­ar­bei­ten wür­de. Für alle, die spä­ter dazu­ge­kom­men sind und den Namen nicht ken­nen soll­ten: Yuri war einer der ers­ten, der Microstock pro­fes­sio­nell auf­ge­zo­gen hat­te und damit schnell zu dem meist­ver­kau­fends­ten Fotografen welt­weit wur­de. Auch mit sei­ner Produktionsqualität setz­te er neue Maßstäbe, an der sich bis heu­te sei­ne Kollegen und Kolleginnen mes­sen müssen.

Die „Exklusivität“ war zwar von Anfang an ein eher wacke­li­ges Konstrukt, da er wei­ter­hin unter sei­ner neu­en Webseite peopleimages.com sei­ne Bilder ver­kau­fen durf­te, aber von den gro­ßen Agenturen wie Shutterstock, Adobe Stock (damals noch Fotolia) Dreamstime usw. lösch­te er sein rie­si­ges Portfolio von knapp 100.000 Top-​Bildern. Die Chronologie von Yuris Karriere bis 2013 könnt ihr hier nachlesen.

Das Portfolio von peopleimages.com auf Adobe Stock

Ca. Anfang Dezember 2021 ist jedoch fast unbe­merkt der neue Account mit der Benutzernummer „210716081″ und dem Benutzernamen „peopleimages.comhier bei Adobe Stock auf­ge­taucht. In den knapp vier Monaten wur­den dort von sei­nem gro­ßen Fotograf*innen-Team über 41.000 neue Werke (ca. 40800 Bilder und 675 Videos) hoch­ge­la­den. Das ältes­te Bild im Portfolio, was ich gefun­den habe, hat die Bildnummer 272773501 (was einem Upload um die ers­te Dezemberwoche ent­spre­chen müss­te, wenn ich das mit dem Upload mei­ner eige­nen Bildnummern abgleiche).

[Update 25.03.2022: Auch bei Dreamstime hat er ein neu­es Portfolio mit über 51.000 Bildern und 233 Verkäufen seit dem 17.12.201.]

Zu sehen sind die alt­be­kann­ten Microstock-​Themen wie das erfolg­rei­che Business-​Team, die sport­li­che jun­ge Frau oder das Ärzte-​Team, foto­gra­fiert in einer moder­nen Bildsprache mit deut­lich mehr Model-​Diversität als frü­her (sie­he Screenshot), aber auch ganz alte Fotos wie der Klassiker „Frau mit Waage und Apfel“. Die Bilder sind alle­samt in der Standard-​Collection zu den übli­chen Preisen.

Das ist aus ver­schie­de­nen Gründen über­ra­schend. In sei­nem Blog arcurs.com hat sich Yuri Arcurs im Juli 2013 aus­führ­lich über die Gründe für sei­ne Exklusivität aus­ge­las­sen. Demnach sei Microstock nicht mehr pro­fi­ta­bel, er sehe die Zukunft in der Smartphone-​Fotografie, wes­halb er 1,2 Mio. USD in die Firma Scoopshot inves­tiert habe und der Aktienkurs von Shutterstock sei nach sei­nem Abgang um 12% in die Tiefe gerutscht (auf unter 54 USD pro Aktie).
Im Oktober 2015 nach der Umstellung von Fotolia auf Adobe Stock trat Yuri noch mal gegen sei­ne Ex-​Agentur nach und bewer­te­te die neue Adobe-​Seite kata­stro­phal und mein­te in einem Kommentar, die 40%, die er bei iStock erhal­te, sei­en viel bes­ser als die 33% bei Adobe Stock:

I am curr­ent­ly get­ting 40% at iStock and have my eyes on 45% in the near future. That is a heck of a lot bet­ter than 33%.“

Nun, Scoopshot düm­pelt unbe­merkt vor sich hin, deren App ist unge­pflegt und die letz­ten Social Media Beiträge sind vom August 2015 (Instagram) oder Mai 2016 (Twitter), bei Facebook immer­hin vom Mai 2020.

Der Aktienkurs von Shutterstock liegt aktu­ell bei über 95 USD/​Aktie. Wer also damals Shutterstock-​Aktien gekauft hät­te, hät­te bis heu­te jedes Jahr im Durchschnitt über 8% Rendite erwirtschaftet.

Auch die 33% Kommission schei­nen ihn nicht mehr abzu­schre­cken, denn ich bezweif­le stark, dass er in den letz­ten Monaten bes­se­re Konditionen bei Adobe raus­han­deln konnte.

Was heißt das alles?

Ich muss geste­hen, dass ich mir etwas Schadenfreude nicht ver­knei­fen kann, weil Yuri damals mit gro­ßem Knall die Agenturen ver­las­sen hat und dabei nicht nur freund­li­che Worte in alle Richtungen gefal­len sind.

Dass aller­dings Getty Images und iStock nicht gera­de dabei sind, Shutterstock und Adobe Stock den Rang abzu­lau­fen, ist kein Branchengeheimnis und wird auch durch (nicht-​repräsentative) Umfragen sicht­bar. Das Marktumfeld hat sich viel­leicht ein­fach zu sei­nen Ungunsten geän­dert. Wahrscheinlich hat­te Yuri in sei­nem Vertrag mit Getty Images auch ein­fach eine Sperrfrist von ca. neun Jahren drin, die nun aus­ge­lau­fen ist.

Yuris Entscheidung, die Exklusivität wie­der auf­zu­ge­ben, bestärkt mich immer­hin in mei­ner Ansicht, dass sich die­se lang­fris­tig nicht aus­zahlt. Sie bedeu­tet aber auch, dass mein und alle ande­ren Portfolios bei Adobe Stock wie­der eine star­ke Konkurrenz bekommen.

Yuris Schritt zeigt auch, dass er trotz allem ein kühl kal­ku­lie­ren­der Geschäftsmann ist, der sich nicht scheut, ungüns­ti­ge Entscheidungen ggf. nach Jahren zu kor­ri­gie­ren. Und ich spü­re Motivation, auch wie­der mehr an mei­nem Business zu arbei­ten, jetzt wo der unbe­strit­te­ne Star wie­der den Ring betre­ten hat.

Wie sehr ihr das?

Der Ausstieg aus dem Agenturgeschäft – Ein Erfahrungsbericht (Gastartikel)

[Der fol­gen­de Text wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Journalisten Pressebüro Peter Jobst zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!]

Als frei­er (Text)journalist (Finanzen, Börse) hat­te ich mich im Jahr 2006 ent­schie­den, auch in das Agenturgeschäft ein­zu­stei­gen. Denn mit der Zeit hat­te sich man­ches Material ange­sam­melt, ins­be­son­de­re aus dem Finanzbereich.

Ich schloss Verträge mit Alamy, Panthermedia und den übli­chen Billigpreis-​Agenturen. Durchaus mit Erfolg, die Umsätze stan­den in einem ange­mes­se­nen Verhältnis zum Aufwand. Zwar nicht so viel, dass man davon leben konn­te, aber immer­hin ein net­tes Zubrot.

Doch mit fort­schrei­ten­dem Alter und auf­grund gesund­heit­li­cher Probleme ent­schloss ich mich im Jahr 2013, mei­ne Berufstätigkeit her­un­ter­zu­fah­ren und auch kein neu­es Bildmaterial mehr zu pro­du­zie­ren und einzuliefern.

Mit Spannung blick­te ich auf die wei­te­re Umsatzentwicklung des ein­ge­lie­fer­ten Materials. Und schon hier gab es Überraschungen: Die Zahlen bra­chen kei­nes­wegs so abrupt ein wie oft­mals prophezeit.

Nach drei Jahren war ledig­lich ein Rückgang um durch­schnitt­lich 20 % vom Spitzenwert 2013 fest­zu­stel­len, nach sechs Jahren (also 2019) flos­sen immer noch rund 50 % des Spitzenumsatzes. Erst 2021 war dann ein mar­kan­ter Rückgang auf unter 20 % der frü­he­ren Spitzenhonorare zu verbuchen.

Nunmehr ent­schloss ich mich, einen Schlussstrich zu zie­hen. Alle Agenturverträge wur­den am 2. Februar 2022 per sofort, spä­tes­tens aber zum 30.6.2022 gekün­digt und um Auszahlung des Restguthabens gebeten.

Bei man­chen war dies pro­blem­los, bei ande­ren nicht gera­de einfach.

Hier nun mein Fazit über mei­ne Erfahrungen mit der Kündigung bei Bildagenturen:

  • Alamy: Bereits am Tag der Kündigung bekam ich eine Mail des Bedauerns. Der Vertrag wird wunsch­ge­mäß per 30.6.2022 auf­ge­löst. Ich wur­de auf­ge­for­dert, noch mal mein Zahlungskonto zu über­prü­fen, die Zahlung zum Auflösungstermin wur­de angekündigt.
  • Zoonar: Auch hier lief alles recht geschmei­dig. Mir wur­de ein Link geschickt, über den ich den Vertrag kün­di­gen konn­te und seit­dem wer­den die Bilder von den zahl­rei­chen Partneragenturen zurück­ge­ru­fen. Vertragsende ist der 2.8.2022, also nach sechs Monaten, was völ­lig okay ist. Verbunden war der Schriftwechsel mit einem Ausdruck des Bedauerns und guten Wünschen – sehr nett.
  • Panthermedia: Kurz nach mei­ner Mail kam die Bestätigung der Kontolöschung zum 3.8.2022, was ver­trag­lich so fest­ge­legt ist. Auch hier ein Dank für die Zusammenarbeit und gute Wünsche für die Zukunft.
  • Pitopia: Sehr net­te Bestätigungsmail, die Kündigung wird ent­spre­chend mei­nen Wünschen zum 30.6.2022 wirk­sam. Zu die­sem Zeitpunkt soll alles noch mal bestä­tigt und das Restguthaben aus­ge­zahlt werden.
  • Depositphotos: Kurze Bestätigung am Tag nach mei­ner Kündigung auf deutsch. Das Konto wer­de geschlos­sen und das Guthaben aus­ge­zahlt – kurz und schmerzlos.
  • Dreamstime: Dass es auch anders gehen kann, hat Dreamstime bewie­sen. Man kön­ne dies nur machen, wenn alle Bilder von mir manu­ell ein­zeln gelöscht wer­den, Ausnahmen wer­den nicht gemacht. So war es mei­ne Aufgabe (unter­stützt von mei­ner Frau) die 3200 Bilder ein­zeln auf­zu­ru­fen und zu löschen – eine stun­den­lan­ge Beschäftigung. Gleichzeitig wur­de mir mit­ge­teilt, dass Guthaben unter­halb der Auszahlungsgrenze von 100 $ ersatz­los ver­fal­len („We do not make any excep­ti­on regar­ding the account clo­sure rules“). Ich ver­wies dar­auf, dass dies doch nicht ange­hen kön­ne und ich dies recht­lich über­prü­fen las­sen will. Recht rüde ant­wor­te­te man mir, dass das Konto nun­mehr durch Dreamstime geschlos­sen wur­de. Zudem schrieb Dreamstime: „You are wel­co­me to have your att­or­ney view the terms“. Gut, es ging ledig­lich um 50 USD, aber recht eigen­ar­tig sind der­ar­ti­ge Geschäftsmethoden schon. Sicherlich hät­te ich das Konto bestehen las­sen kön­nen, aber ange­sichts der letz­ten Umsätze hät­te es wohl Jahre gedau­ert, bis die 100 $ erreicht gewe­sen wären.
  • 123rf: Hier war zumin­dest der Umgangston freund­li­cher und die Bilder wur­den von der Agentur (Antwortzeit auf jede Mail: ca. 1 Woche) selbst­stän­dig gelöscht. Wie bei Dreamstime jedoch: kein Geld, da Limit nicht erreicht. Hier sind es 20 $, die verlorengehen.
  • Fotolia/​Adobe: Bei die­ser Agentur herrsch­te wie­der ein ent­ge­gen­kom­men­der Ton. Ich konn­te wäh­len, ob die Auflösung per sofort oder zum 30.6.2022 erfol­gen soll. Ich ent­schied mich für die schnel­le Auflösung und ein paar Tage spä­ter war das Geld ausgezahlt.
  • Istock/​Getty: Hier schrieb man mir eben­falls sehr freund­lich („We are sor­ry to see you go“). Die Löschung wur­de umge­hend vor­ge­nom­men und inner­halb von 90 Tagen soll das noch auf­lau­fen­de Restguthaben aus­ge­zahlt werden.
  • Shutterstock: Wiederum ein sehr posi­ti­ves Beispiel unter den Agenturen („We aim for your extre­me satis­fac­tion“). Der Kundendienst hat mei­ne Bilder sofort aus dem Verkauf genom­men und das Auszahlungslimit von sich aus auf 1 $ her­ab­ge­setzt. Sobald die Restzahlung im März erfolgt ist, soll ich den ent­spre­chen­den Kündigungsbutton akti­vie­ren und die Geschäftsbeziehung ist been­det. Verbunden war die Mail mit guten Wünschen („I hope each new day brings you clo­ser to a full and spee­dy reco­very!”) – dankeschön.