Zum fünften Mal schon fragte ich meine Leserinnen und Leser bei Facebook am Jahresanfang, welches im Vorjahr ihre Bildagenturen mit dem meisten Umsatz waren. Die Agenturen sollten sie nach Umsatz absteigend sortiert als Kommentar hinterlassen. Zusammen mit mir haben sich 46 Fotografinnen und Fotografen beteiligt. Vielen Dank dafür!
Die Ergebnisse will ich euch hier wieder vorstellen. Zuerst die eindeutige Grafik (Klick zum Vergrößern):
Meine Vorgehensweise: Ich habe in einer Excel-Tabelle eine Liste gemacht und in die erste Spalte jede Agentur eingetragen, die genannt wurde. In den nächsten Spalten habe ich dann für jeden Teilnehmer und jede Agentur Punkte vergeben, basierend auf der Sortierung der genannten Agenturen. Die erste Agentur, also die mit dem meisten Umsatz, bekam 10 Punkte, die als zweites genannte Agentur bekam 9 Punkte und so weiter. Die Werte habe ich pro Agentur summiert und die Liste dann nach den Punkten sortiert. Das Ergebnis seht ihr oben, die Zahl in Klammern ist also die Gesamtpunktzahl der jeweiligen Agentur. Insgesamt wurden 28 verschiedene Agenturen benannt, ich habe die Liste jedoch auf die ersten 15 Agenturen beschränkt, weil das statistische Rauschen zum Ende hin mit meist nur einer Nennung sehr viel größer ist.
Hinweise: Bei der Umfrage wurde nicht unterschieden, ob die Leute Videos oder Fotos oder beides verkaufen, wie viele Dateien sie online haben oder seit wann sie dort hochladen. Die Platzierung von Pond5 ergibt sich zum Beispiel aus deren Videoverkäufen, jedoch vermutlich nicht aus deren Fotoverkäufen. In der letzten Klammer sehr ihr die Veränderung zum Vorjahr.
Meine besten Agenturen 2020 Wer die obige Liste nachrechnen oder anders auswerten will, kann das ebenfalls machen, meine Datenbasis ist frei einsehbar. Was jedoch noch fehlt, sind die Agenturen, bei denen ich selbst 2020 am meisten Umsatz erzielt habe und die ich ebenfalls in obige Rechnung habe einfließen lassen. In Klammern wieder die Veränderung zum Vorjahr:
Adobe Stock (-)
Shutterstock (-)
Canva (+2)
123rf (-1)
Dreamstime (+2)
Bigstock (-2)
EyeEm (-1)
Zoonar (neu)
Alamy (-1)
Mostphotos (-)
Was sagt uns diese Auswertung?
Adobe Stock hat seine Spitzenposition im Vergleich zum Vorjahr weiter ausgebaut, Shutterstock bleibt weiterhin auf dem zweiten Platz.
Mit deutlichem Abstand führt iStock das Mittelfeld an, in dem sich noch Dreamstime, Depositphotos, 123rf, Alamy und EyeEm tummeln. Die restlichen Agenturen sind kaum noch der Rede wert. Diese Formulierung fand sich auch deutlich häufiger in den Kommentaren der Teilnehmer.
Mal abgesehen von der Abstufung bei Shutterstock ist Depositphotos 2021 die erste Bildagentur, welche eine Senkung der Anbieter-Kommissionen bekannt gibt.
Die Fotograf_innen und Designer_innen bei Depositphotos erhielten heute diese Email:
„Liebe Mitwirkende,
Als internationale Community müssen wir uns an den globalen Marktstandards orientieren und uns den Veränderungen anpassen, die im Hinblick auf das Jahr 2020 stattfinden. Wir mussten als Unternehmen Anpassungen vornehmen und möchten Sie über Aktualisierungen der Royaltys für Mitwirkende bei Depositphotos informieren, die ab dem 18. Januar 2021 in Kraft treten. Details zu den neuen Sätzen können Sie unter folgendem link einsehen
Es war kein einfaches Jahr, aber wir planen, weiterhin in den Erfolg der Depositphotos-Community zu investieren, um Ihnen zu helfen, Ihre Portfolios auszubauen und die Umsätze zu steigern. In diesem Jahr planen wir auch, weiterhin in die Verbesserung unserer Plattform mit neuen Funktionen zu investieren und Updates für unsere Suchmaschine einzuführen. Unser Ziel ist es, Ihre Arbeiten leicht findbar zu machen und Ihnen letztendlich zu helfen, mehr zu verkaufen. Darüber hinaus arbeiten wir ständig daran, den Kundenstamm von Depositphotos zu erweitern, als Teil unserer Bestrebungen, mehr Absatzmöglichkeiten für alle unsere Mitwirkenden zu schaffen.
Falls Sie Fragen haben, können Sie sich gerne an uns wenden: support@depositphotos.com
Freundliche Grüße ‚ Ihr Depositphotos-Team“
Damit die Details nicht untergehen, hier ein Screenshot der neu geltenden Kommissionen (Klicken zum Vergrößern):
Demnach erhalten Anbieter für Fotos und Vektoren ab dem 18.1.2021 nur noch 30–38% des Verkaufspreises (je nach Anbieter-Level). Vorher waren es 34–42%, vor dem 1.09.2015 waren es sogar noch 44–52%.
Für Abo-Downloads gab es bisher 30 bis 35 US-Cent, nun nur noch 25–33 Cent.
Details siehe dieser Screenshot:
Vergleich der Anbieter-Kommissionen bei Depositphotos vom 1.9.2015 bis 18.1.2021 (oben) und davor (unten)
Die Honorarkürzung entspricht demnach ca. 10% weniger.
Immerhin scheinen die notwendigen Verkäufe für das Erreichen eines höheren Anbieter-Levels gleich zu bleiben.
Die Geschichte der Depositphotos-Skandale
Auch mit der aktuellen Ankündigung reiht sich Depositphotos wieder weit hinten ein, was die Anbieter-Kommissionen angeht. Während die anderen Agenturen bei ihren Honorarsenkungen zumindest pro forma den Top-Verkäufern einen wie auch immer gearteten kleinen Bonus gönnen, werden hier pauschal durch die Bank jedem Anbieter-Level vier Prozentpunkte abgezogen.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Selbst der beste Verkäufer bei Depositphotos erhielt nun nur noch etwas mehr als ein Drittel des gesamten Verkaufspreises.
Aber an Kreativität zur Senkung der Fotografenhonorare hat es Depositphotos ja noch nie gemangelt. Ich erinnere da an das „Reseller-Programm“ von Depositphotos, welches ich 2014 mit aufgedeckt habe und was immer noch aktiv ist.
Es vergeht anscheinend kaum ein Quartal, ohne dass eine Bildagentur auf die Idee kommt, die Fotografenhonorare zu kürzen. Diesmal ist EyeEm an der Reihe.
Gestern verschickten sie Emails an ihre Fotografen und posteten das hier in der „EyeEm Market Worldwide“-Facebookgruppe:
„Hi everyone, this is Matthias from the EyeEm team! We wanted to let you know that we just informed our users that we will be updating our Terms of Service for Photographers in February 2021 and introduce a new payout structure designed to reward our top-selling photographers.
We recognize this change means a reduction in the license revenue share for some of our photographers and we hope that you can understand why we have had to reluctantly, make these changes. Our team has put years of hard work into building EyeEm to become a financially sustainable organization that will serve our community for the long term. However, despite our efforts and some tough decisions, we are not there yet.
To make the switch to the new payout structure as smooth as possible, our team is working hard to make sure every community member is well informed and can find out which payout level and license revenue share they will receive for images sold after February 1st, 2021.
We have started by emailing those of you that have sold an image license on our platform in the previous 12 months and have updated FAQs to explain the new payout structure → https://eyeem.zendesk.com/…/115000520145-Managing-Your…
Please reach out to terms@eyeem.com if you have any question specific to your account and we will make sure to answer as soon as possible.
Please also bear with us if we cannot answer every of your comments in this group directly.“
Bisher zahlte EyeEm 50% der Einnahmen, welche sie selbst oder von Partneragenturen erzielten. Ab dem 1.2.2021 gibt dann folgendes System:
Es gibt dann vier Auszahlungsstufen, die nach Umsatz gestaffelt sind. Wer bis zu 299 USD Umsatz in den letzten 12 Monaten mit seinen Bildern erzielt, erhält dann nur 25% statt der 50% Umsatzbeteiligung. Wer es schafft, mehr als 7.000 USD Umsatz in diesem Zeitraum zu generieren, erhält mit 55% dann etwas mehr als bisher.
Der Umsatz bezieht sich auf den Verkaufspreis der Bilder bzw. auf den Anteil, den EyeEm von der Partneragentur erhält.
Der Anteil an den Lizenzeinnahmen kann sich ändern. Die Auszahlungsstufe wird 1x im Quartal neu berechnet. Wer eine höhere Auszahlungsstufe erreicht hat, verbleibt in dieser mindestens für die nächsten 12 Monate und kann erst nach einem Jahr in eine niedrigere Auszahlungsstufe versetzt werden.
Die Begründung für die Kürzung
Der EyeEm-Mitarbeiter Matthias Schäfer schrieb in der oben verlinkten Facebook-Gruppe, dass die Honorarkürzungen erfolgen müssen, damit EyeEm endlich „finanziell nachhaltig“ werde:
Das ist angesichts der jahrelangen wissentlichen Subventionierung der Bilderverkäufe sowie des fehlenden Gehaltsverzichts der EyeEm-Mitarbeiter blanker Hohn.
Was bedeuten diese Änderungen in der Praxis?
Immer mehr Bildagenturen wechseln auf diese flexiblen Auszahlungssysteme, die sich im Detail jedoch etwas unterscheiden.
Für die Agenturen hat das System mehrere Vorteile:
Sie verdienen unter dem Strich mehr Geld.
Innerhalb der Fotografen wird das Geld aber auch etwas umverteilt weg von den Hobby-Fotografen, die wenige und weniger verkäufliche Bilder liefern hin zu den Profi-Fotografen, welche für einen Großteil vom Umsatz verantwortlich sind. Das hat den Vorteil, dass die wenigen Profi-Fotografen teilweise gar nicht von den Honorarkürzungen betroffen sind und sich seltener an Protesten gegen die Bildagenturen beteiligen, während sich die von den Kürzungen betroffenen Fotografen mehr über die anderen Fotografen als über die Bildagentur aufregen. Das ist im Grunde eine Spielart der Jahrhunderte alten „Teile und Herrsche“-Taktik.
Bei so einem flexiblen System lassen sich (für den Fotografen nachteilige) Änderungen leichter und unauffälliger einführen, weil dann nicht mehr die Prozentpunkte reduziert werden müssen, sondern einfach die Zielvorgaben erhöht werden. So zum Beispiel bei 123rf oder iStock geschehen.
Wie schon beim kürzlichen Wirestock-Deal mit Freepik liegt die Vermutung nahe, dass hier die Bilanzen für eine Übernahme oder einen Verkauf des Start-Ups aufgehübscht werden sollen.
Erst im Oktober 2020 wurde Simon Cox als neuer EyeEm-CEO ernannt. Simon Cox war 2001 bis 2004 CEO der Bildagentur image.net, welche 2004 für 14 Mio. Euro an Getty Images verkauft wurde. Bei LinkedIn rühmt er sich damit, dass der Verkauf den Investoren das zweifache an Gewinn einbrachte:
Danach arbeitete er knapp zwei Jahre bei Getty Images, bevor er CEO der Video-Firma Peach (damals noch Group IMD) wurde, die in seiner Amtszeit ebenfalls verkauft wurde (Simon Cox bei LinkedIn: „Successful take private and secondary PE sale (3x mom).“).
Mit seinen Kontakten zu Getty Images steht hier vielleicht die Hoffnung im Raum, dass die Geldgeber erneut mit einer hohen Rendite rechnen können. Bezahlt von den Fotografenkommissionen…
Seit wenigen Monaten sind vermehrt Bilder von Wirestock bei Freepik zu sehen. Für alle, die nicht so tief in der Materie stecken, kurz zur Erklärung, was Wirestock und Freepik machen:
Wirestock ist eine Art „Upload-Helfer“, wo Leute ihre Bilder hochladen können, und diese dort verschlagwortet und zu verschiedenen Microstock-Agenturen verteilt werden. Dafür nimmt die Plattform 15% Kommission auf den Fotografenanteil.
Freepik ist eine Seite, die kostenlose Bilder „für den persönlichen und kommerziellen Gebrauch mit Namensnennung“ anbietet. Wer die Namensnennung umgehen will, muss einen Premium-Account für ca. 5–10 USD pro Monat buchen.
Seit einiger Zeit sind vermehrt Wirestock-Bilder kostenlos bei Freepik zu finden, die naturgemäß wegen Wirestocks Rolle als Distributionsplattform auch bei den zahlungspflichtigen Microstock-Agenturen zu finden sind.
Screenshot vom 13.12.2020 um 19:30 Uhr
Aktuell sind ca. 25.000 Wirestock-Bilder bei Freepik, welche insgesamt ca. 2 Millionen Mal heruntergeladen wurden. Das macht im Schnitt ca. 80 Downloads pro Bild (siehe Screenshot oben). Nachdem ich übrigens knapp anderthalb Stunden am Sonntag, den 13.12.2020 an diesem Artikel geschrieben habe, stiegt die Zahl der Wirestock-Bilder bei Freepik um ca. 70 Bilder auf 25.070 Bilder und die Zahl der Downloads um 130.000 auf 2,13 Mio. Downloads. Das heißt also, dass auch an einem Sonntag im Schnitt jedes der Gratis-Bilder ca. 3,5x pro Stunde heruntergeladen wird.
Screenshot vom 13.12.2020 um 20:52 Uhr
Doch wo kommen diese Bilder her? Wirestock wirbt auf deren Webseite nur damit, Bilder an sieben Bildagenturen zu liefern: Shutterstock, Adobe Stock, Depositphotos, Alamy, Dreamstime, 123RF und Pond5.
Die Antwort: Das „Instant Pay Program“.
Wirestock fragt seit einigen Wochen automatisiert Fotografen mit Mails wie dieser an, ob sie ihre Fotos gegen eine geringe Einmalzahlung fortan verschenken wollen:
„Dear ______________,
We are happy to inform you that your portfolio has been selected for the Instant Pay Program.
You have 12 photos that have been listed for more than 2 months and have not generated any earnings. We would like to improve this and include these photos in our Instant Pay Program. The program allows contributors to receive advance payments from our new partners – Freepik, as well as other Instant Pay partner marketplaces.
You will receive a one-time advance payment of $4–5/image from each agency that selects your images. This means that you can potentially earn $40.8 (12*$3.40) and even more if multiple agencies select your images. Please note that the images may be listed for free download on the agencies that select them. Periodically, we will review your portfolio and send more photos with low sales for Instant Pay.
If you wish to opt out of the Instant Pay Program, please email us by /19 December 2020/.
Regards, Wirestock Team“
(Hinweis: in anderen Emails sind 4 statt 2 Monate angegeben)
Der „Instant Pay Program“-Deal in Kurzform: Gegen die einmalige Zahlung von 4–5 USD pro Bild darf Wirestock das Bild anderen Bildagenturen anbieten, die dafür keine Lizenzgebühren zahlen müssen und die Bilder auch gratis anbieten dürfen. Namentlich genannt wird bisher nur Freepik, in Aussicht werden aber auch andere Plattformen gestellt. Die Zahlung wird pro Agentur fällig, welche das Bild akzeptiert.
Zur Auswahl stellt Wirestock die Bilder, welche mindestens zwei Monate online sind und bisher noch keine Verkäufe hatten. Außerdem müssen Fotografen sich aktiv dagegen entscheiden, falls sie ihre Bilder nicht verschenkt sehen wollen.
Der „Instant Pay“-Deal in voller Länge findet sich mit weniger Details, aber einer pikanten Fußnote in den Nutzungsbedingungen von Wirestock:
„Instant Pay Program
Certain content marketplaces pay an advanced fix rate per image rather than paying per download (“Advanced Rate”). Wirestock refers to this as “Instant Pay” or the “Instant Pay Program.” Wirestock negotiates the Advanced Rate with each content marketplace that participates in the Instant Pay Program. When you agree to upload your Content for Instant Pay, none of your rights change – you still own your Content and it is still distributed through the content marketplaces. For each of your Content for which Wirestock receives payment from content marketplaces that pay an Advanced Rate (the “Advanced Rate Payout”), you agree that Wirestock will pay you 85% of the Advanced Rate Payout, but will keep 15% of the Advanced Rate Payout.“
Das pikante Detail? Von den oben erwähnten 4–5 USD werden noch mal 15% abgezogen, bevor das Geld beim Fotografen landet. Bleiben also ca. 3,60–4,25 USD.
Die möglichen Folgen der Wirestock-Freepik-Allianz
Zuerst einmal: Wer sich als Stockfotograf auf so einen Deal einlässt, ist aus mehreren Gründen blöd.
Zwei Monate sind keine Zeitspanne, in der sich eine realistische Einschätzung bilden lässt, ob ein Bild verkäuflich ist. Man denke nur an die saisonalen Themenbilder zu Weihnachten, Ostern oder Halloween, welche sich erfahrungsgemäß nur wenige Wochen im Jahr verkaufen.
Rechnen wir die oben ermittelten Downloadzahlen von Freepik um auf den erzielten Gesamterlös eines Bildes von 3,60–4,25 USD, wären das aktuell schon nur 4,5 bis 5,31 Cent pro Download. Je länger die Bilder online, desto weiter wird dieser fiktive Betrag sinken, weil der Erlös eine Einmalzahlung ist. Das ist noch deutlich weniger als die bisher schon geringen Microstock-Honorare.
Das Mißbrauchspotenzial ist sehr hoch, denn oft landen Bilder von den legalen Gratis-Plattformen schnell bei illegalen Gratis-Plattformen, wo sich selbst an die minimalen EInschränkungen niemand hält. Und selbst die vorhandenen Einschränkungen werden auf Gratis-Plattformen weniger ernst genommen, weil die Bilder ohne namentliche Registrierung für jedermann verfügbar sind. Wer also Bilder mit Personen im Portfolio hat, sollte besonders aufpassen.
Die Gefahr ist groß, dass die Microstock-Platzhirsche Adobe Stock und Shutterstock nicht lange mit ansehen wollen, wie Freepik zigtausende Bilder verschenkt, die sie verkaufen wollen. Für Fotografen steht also die reelle Gefahr im Raum, bei den Bezahl-Agenturen gesperrt zu werden, wenn man gleichzeitig kostenlose Agenturen beliefert.
Die 3–4 Euro pro Bild sind Beträge, die im langen Leben eines Stockfotos in der Regel mehrfach wieder reinkommen. Ich hatte schon Bilder, die jahrelang unverkauft im digitalen Regal von vielen Bildagenturen lagen, bis plötzlich ein zweistelliger Verkauf reinkam.
Die Rechenbeispiele in der Wirestock-Email beziehen sich nur auf den Idealfall, dass Freepik alle der angebotenen Bilder akzeptiert. Aber erstens wird den Fotografen vorab gar nicht gesagt, um welche Bilder genau es sich handelt und zweitens wird sich auch Freepik nur die Rosinen rauspicken.
Auch für Wirestock als Verteilungsplattform besteht das Risiko, dass andere Agenturen nicht mehr mit Bildern beliefert werden wollen, die in wenigen Wochen woanders gratis zur Verfügung stehen. Sobald sich nur eine von den beiden großen Microstock-Agenturen wie Shutterstock oder Adobe Stock gegen die Zusammenarbeit sperrt, sieht die Zukunft für Wirestock mehr als düster aus.
Auch für die Stockfotografie-Branche insgesamt wirkt es destabilisierend, wenn identische Bilder sowohl kostenlos als auch gegen Bezahlung angeboten werden.
Meine klare Empfehlung deshalb an alle Wirestock-Fotografen: Macht unbedingt von der kurzen Opt-Out-Frist (19.12.2020!) Gebrauch und widersprecht dem „Instant-Pay“-Programm, wenn ihr euch nicht langfristig von eurer Einkommensquelle abschneiden wollt.
Warum Fotografen ihre Bilder bei Plattformen wie Pixabay verschenken, bleibt mir auch nach diesem Artikel meist unverständlich.
Manchmal wissen aber die Urheber gar nichts davon, dass jemand anderes ihre Bilder unerlaubterweise gratis anbietet.
So bin ich heute auf dieses Profil bei der Gratis-Bilderplattform Pixabay gestoßen. Der Nutzer mit der Nummer „18371568“ bietet dort 47 Bilder an, meist Illustrationen und Vektoren, aber auch einige Fotos, die bisher laut Pixabay über 159.000 Mal heruntergeladen wurden, obwohl alle Bilder erst zwischen dem 7. und 18. Oktober 2020 hochgeladen wurden.
Wie man an dem Icon oben links bei den Bildern sehen kann, wurden 43 der 47 Bilder durch Pixabay sogar „gefeaturet“, also prominent auf der Startseite usw. beworben und bevorzugt bei Suchen angezeigt.
Das Blöde ist nur: Dieser Account kann unmöglich der Urheber sein, weil die Bilder verschiedenen Künstlern gehören, die ihre Werke üblicherweise allesamt auf Microstock-Agenturen gegen Bezahlung anbieten.
Ich habe nur mal von den ersten 12 Bildern die jeweiligen Urheber mittels einer fünfminütigen Google-Images-Suche rausgefunden und als Name über die Bilder gelegt (siehe oben).
Hier noch die Links zu den Originalen in den ersten drei Reihen von oben links begonnen:
Die Vermutung liegt nahe, dass Pixabay bewusst ist, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, denn der Uploader ist als „Inactive account“ markiert. Das scheint Pixabay jedoch nicht daran zu hindern, die Bilder unerlaubterweise gratis anzubieten und somit mehr als 159.000 Mal zu verbreiten.
(Was genau ein „inaktiver Account“ bedeuten soll, wenn die Bilder dann trotzdem frei verfügbar sind, habe ich Pixabay per Email gefragt. Bisher liegt keine Antwort vor, sollte eine eintreffen, werde ich diese hier nachreichen.)
[UPDATE 4.11.2020: Pixabay antwortete mir auf meine Frage: „Hello Robert, Most of their images were copied from other sources. Hence, we had the account de-activated. Regards„
Damit ist offiziell, dass Pixabay bewusst Bilder zum Download anbietet, die sie so nicht anbieten dürften. Die Überschrift habe ich deswegen von einer Frage zu einer Aussage geändert])
Allein das beliebteste Bild oben links wurde schon knapp 10.000x runtergeladen. Die Werbung für iStock, die ironischerweise unter dem Bild zur Finanzierung von Pixabay erscheint, wirkt da schon wie Hohn.
Wenn man ein Bild tatsächlich herunterlädt, kommt übrigens der Hinweis, dass man als Quellenangabe freiwillig den Namen „B Ban“ benutzen könne:
Wikipedia weiß in deren Pixabay-Artikel auch schon, wie solche Bilddiebstähle passieren können:
„Risiken Der Upload der Bilder erfolgt durch anonyme Nutzer. Es besteht somit die Gefahr, dass der Hochladende gar nicht das Urheberrecht besitzt. Pixabay übernimmt keine Garantie, dass die hochgeladenen Bilder frei von Rechten Dritter sind. Da der Upload anonym erfolgt, können abgemahnte Nutzer auch keinen Rückgriff auf diese Person vornehmen und bleiben somit auf den Kosten der Abmahnung sitzen“.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, warum Gratis-Bildern mit mehr als einer deutlichen Portion Skepsis begegnet werden muss.