Die Webseite berufsfotografen.com veröffentlicht jährlich eine große Umfrage, welche sie unter ihren Mitgliedern gemacht haben, um aktuelle Zahlen zur Lage der professionellen Fotografen in Deutschland zu erhalten.
Für das Jahr 2020 drehten sich viele Fragen natürlich um Corona: Welche Auswirkungen hatten der Lockdown, die Kontaktbeschränkungen und so weiter auf die Auftragslage und das Finanzpolster der Fotografen?
60% der befragten Fotografen gaben an, starke oder sehr starke Auswirkungen der Corona-Krise auf deren Beruf zu spüren. 73% der Fotografen hatten „sehr viele“ Auftragsstornierungen bis April 2020:
(alle Grafiken sind der verlinkten PDF von berufsfotografen.com entnommen)
Immerhin gaben nur 10% der Fotografen an, „sehr viele“ Zahlungsausfälle durch Corona zu haben, jedoch sagte ca. ein Drittel der Fotografen, dass Aufträge „sehr oft“ verschoben werden mussten.
Die Anzahl der Fotografen, welche weder berufliche noch private Rücklagen hat, hat sich Anfang 2021 im Vergleich zum April 2020 auf 24% erhöht.
Die Fotografen nutzen verschiedene Möglichkeiten, um ihre Betriebsausgaben zu reduzieren:
39% mahnten offene Rechnungen an, ebensoviele Fotografen reduzierten ihre Steuervorauszahlungen. Fast ein Viertel der Fotografen reduzierte die Krankenversicherung, 22% senkten ihren Betrag an die Künstlersozialkasse. Fast jeder fünfte Fotograf musste einen Zweitjob annehmen.
Knapp die Hälfte der befragten Fotografen hat eine Corona-Unterstützung in Anspruch genommen, 18% davon mussten das erhaltene Geld jedooch teilweise oder vollständig wieder zurückzahlen.
Sehr spannend ist auch der Bereich „Geld verdienen“ ab Seite 26 im PDF. Dort ist zu sehen, dass die Fotografen statt Hochzeiten nun Portraits als den Bereich mit den meisten Jobs sehen, während die Verdienstmöglichkeiten im Industrie-Bereich als am größten eingeschätzt werden. Vor der Corona-Krise lagen Hochzeiten noch auf dem ersten Platz.
Die Umsatzmöglichkeiten von Fotografen beschränken sich nicht nur auf Fotoshootings, wenn auch diese mit 88% mit Abstand der größte Bereich sind. Die Bildbearbeitung als Einnahmequelle folgt auf dem zweiten Platz mit 42%, den dritten Platz sichert sich der Verkauf von Davon mussten. Die Stockfotografie wird nur von 4% als Einnahmequelle gesehen:
Die Tagessätze für freie Fotografen haben sich durch die Corona-Krise kaum verändert. Im Werbebereich lag der Tagessatz 2020 meist bei 100‑1499 €, im redaktionellen Bereich und bei Privatkunden geringer bei 600–899 €.
In der Umfrage gibt es auch noch etliche Antworten zur Auftragskalkulation, zur Ausbildung, zur Fotografie als Nebenerwerb und zu den Zukunfsaussichten.
Passives Einkommen bezeichnet die Einnahmen, welche über einen langen Zeitraum regelmäßig erzielt werden, ohne nach einer Anfangsinvestition oder Arbeitsleistung noch tätig werden zu müssen.
Als Beispiel werden Tantiemen oder Lizenzgebühren genannt, die zum Beispiel bei Songs durch die GEMA anfallen. Filmisch wurde das Beispiel durch „About A Boy“ mit Hugh Grant umgesetzt.
Auf den ersten Blick könnte die Stockfotografie in der Tat dazu gehören, weil es eine Art des Lizenzgeschäfts ist, bei der nach der Erstellung der Bilder nichts mehr getan werden muss.
Halbwertszeit von Stockfotos
Leider sieht die Praxis anders aus: Wie hier sehr ausführlich geschildert, unterliegen auch Stockfotos einer „Halbwertszeit“. Das heißt, deren Wert nimmt im Laufe der Jahre ab. Die Halbwertszeit beträgt üblicherweise ca. 2–3 Jahre, das ist also die Zeitspanne, in der die Bilder die Hälfte ihres Gewinnes erwirtschaften.
Hier als Beispiel mal die Umsatzentwicklung meines ersten Microstock-Shootings von 2008:
Screenshot von Stock Performer
Das Shooting hat 65% des bisherigen Umsatzes bis Ende 2010 erzielt.
Hier eine andere Darstellung eines weiteren Shootings, bei der die Jahre gruppiert wurden:
Auch hier wurde 68% des Umsatzes in den ersten drei Jahren erzielt (also bis Ende 2012).
Selbst wenn wir alle meine Uploads eines Jahres auf diese Weise darstellen würden (was mit Stock Performer unter „Sales Breakdown by Year“ möglich ist), sehen wir diese Wellenkurve, wobei jede „Welle“ ein Upload-Jahr darstellt:
Dargestellt sind hier die Werte für Fotolia, wo die Wellen interessanterweise deutlich höher ausschlagen, dafür aber viel schneller abflachen als bei Shutterstock zum Beispiel. Das heißt, dass man bei Fotolia häufiger neue Bilder nachlegen muss als bei Shutterstock, um keine Umsatzeinbußen zu haben. Interessant ist das deshalb, weil es ca. bis Mitte 2010 andersrum war, bis Shutterstock seinen Algorithmus geändert hatte.
Aber egal wie man es dreht und wendet, wer ein regelmäßiges Einkommen durch die Stockfotografie erzielen will, darf nicht „passiv“ sein, sondern muss kontinuierlich neues Material hochladen.
Stockfotografie ist also kein „geheimer Investment-Trick“, mit dem man bequem reich werden kann, sondern ein Business wie viele andere auch, wo Können, Ausdauer und Disziplin belohnt werden.
Ich vermute jedoch, dass auch die Tantiemen der meisten Musiker und Songschreiber ähnlich abflachen, wenn sie nicht gerade das Glück haben, einen Evergreen wie „Last Christmas“ geschrieben zu haben, der jedes Jahr aufs Neue in die Heavy Rotation der Mainstream-Radiosender aufgenommen wird.
Was sagt ihr? Wie passiv ist euer Stockfotografie-Einkommen?
Manchmal erhalte ich Anfragen von Leuten, die Geld mit ihren Bildern verdienen wollen, ohne sie über „klassische“ Bildagenturen anzubieten. Die Antwort fällt mir etwas schwer, weil ich das selten mache. Um die Neugier trotzdem etwas zu befriedigen, habe ich mit Hilfe einiger Kolleginnen und Kollegen eine Auswahl an Alternativen erstellt.
Mein „etwas anderer“ Look über eine andere Bildagentur
Im Gegensatz zu meinen sonstige Artikeln fließen hier deutlich weniger persönliche Erfahrungen von mir ein, dafür versuche ich, auf die Erfahrungen anderer zu verlinken.
Kalender verkaufen
Statt Fotos kann man auch Kalender mit eigenen Bildern verkaufen. 2012 startete in diesem Bereich der Anbieter Calvendo, welcher mittlerweile im Bereich der „Self Publishing“-Kalender der Marktführer ist. Der Vorteil einer Zusammenarbeit mit Calvendo ist, dass die fertigen Kalender eine ISBN-Nummer erhalten und damit bei allen Buchhändlern gelistet sind. Der Nachteil ist der zusätzliche Aufwand der Kalender-Gestaltung, immer verbunden mit eventuellen Ablehnungen der Kalender seitens Calvendo, wenn die Motive nicht gut genug oder das Thema schon überlaufen ist. Einer der ausführlichsten und lesenswertesten Erfahrungsberichte gibt es hier von Tommaso Maiocchi.
Andere Anbieter, wo man seine eigenen Kalender anbieten kann, sind zum Beispiel der Shop-Bereich von meinbildkalender.de oder lulu.com.
Print-On-Demand Webseiten
Ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff vollkommen passend ist, ich meine jedenfalls Webseiten, wo Leute alle möglichen Produkte mit deinen Motiven bestellen können. Üblicherweise sind das T‑Shirts, Tassen oder Poster, es gibt auch aber alle möglichen anderen Produkte wie Brotdosen, Handyhüllen und so weiter.
Bekannte Anbieter sind hier zum Beispiel Zazzle, Redbubble, Cafépress, Society6, Spreadshirt, Fineartprint und einige mehr. Während die ersten vier Firmen fast alles bedrucken, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist, haben sich andere Anbieter etwas spezialisiert, Spreadshirt zum Beispiel auf T‑Shirts (und andere Kleidung) oder Fineartprint auf Kunstdrucke.
Der Vorteil dieser Firmen ist, dass hier eine ganz andere Zielgruppe als bei Bildagenturen angesprochen wird: Weniger die Firmenkunden, sondern vor allem Privatkunden, die Geschenke suchen oder Dekoration für die eigene Wohnung. Der Nachteil ist, dass man bei den Firmen oft jedes Produkt für die unterschiedlichen Produkte anpassen muss. Mit „einfach zig Bilder hochladen und fertig“ ist hier meist nicht getan. Außerdem muss je nach Anbieter und Produkt das Druckverfahren berücksichtigt werden, weil zum Beispiel ganz dünne Linien meist nicht gut gedruckt wiedergegeben werden können.
Wer sich einen Eindruck von den Verkaufsmöglichkeiten machen will, findet bei Fineartprint eine Liste der „Top 100 Verkäufer“ mit Verkaufszahlen zu jedem Bild angezeigt. Demnach haben die Top-Verkäufer mit ca. 1000–2000 Bildern online bisher knapp 3000 Verkäufe insgesamt erzielt. Eine der Top-Verkäuferinnen bei Zazzle teilt hier ausgiebige Zahlen zu ihren Einnahmen.
DIY-Webseiten
Wer eine stärkere Kontrolle über die angebotenen Produkte und deren Qualität behalten will, kann komplett eigene (Foto-)Produkte über Webseiten wie Etsy anbieten. Der offensichtliche Nachteil ist hier, dass man die Produkte selbst vorrätig haben und dann auch verschicken muss. Deswegen eignet sich dieser Kanal meines Erachtens weniger gut für Fotoprodukte. Wer es dennoch wagen will, findet hier eine Gebührenübersicht von Etsy.
Nicht ganz treffend, aber als erster Einblick vielleicht nützlich sind diese Beispiele erfolgreicher DIY-Schmuckanbieter bei Etsy. Hier ist ein weiterer Umsatzbericht einer erfolgreichen Etsy-Verkäuferin.
Digitale Marktplätze für Kreative
Mit „digitalen Kreativ-Marktplätzen“ meine ich Webseiten wie Creative Market, Gumroad oder TheHungryJPEG. Diese Webseiten kommen Bildagenturen schon sehr nahe, mit dem Unterschied, dass hier die Künstler deutlich mehr Einfluss auf die Präsentation ihrer Produkte und der Angebote haben. Außerdem ist das Angebot weniger standarisiert, es können neben Fotos oder Illustrationen zum Beispiel auch Fonts, Templates, Photoshop-Pinsel, Layer Styles und vieles mehr angeboten werden. Gerne werden dort einzelne Produkte zu „Bundles“ zusammengefasst, die zusammen günstiger als die einzelnen Produkte sind.
Es gibt etliche Erfahrungsberichte und Tipps zu Creative Market online, hier einer als Beispiel. Zu Gumroad gibt es hier oder hier gemischte Berichte.
Für reine Fotos sind diese Webseiten nicht unbedingt die besten Anlaufstelle, wer aber neben Fotos andere digitale Kreativprodukte herstellen kann, für den können diese Marktplätze durchaus lohnend sein.
Wer noch mehr Kontrolle haben will, kann mit Diensten wie Sellfy, Shopify oder Xmstore auch einen eigenen Shop oder eine eigene Bildagentur aufbauen.
Bildagenturen, die anders sein wollen
Wer das Konzept von Bildagenturen schon ganz attraktiv findet, sich aber nur nicht mit dem bevorzugten Bildstil anfreunden kann, sollte sich „alternative“ Bildagenturen anschauen, die meist nach einem sehr ähnlichen Prinzip arbeiten, aber je nach Agentur einen ganz anderen Bildlook bevorzugen.
Dazu gehören zum Beispiel Firmen wie Photocase, Stocksy, 500px, Twenty20 oder EyeEm, welche oft aus Fotocommunites hervorgegangen sind. Bei Photocase haben zum Beispiel einige Fotografen gute Erfahrungen gemacht, wenn sie gezielt die Bilder dort hochgeladen haben, welche ihnen bei Shutterstock oder Adobe Stock abgelehnt wurden. Mein Kollege Michael Zwahlen hat über seine Einnahmen bei EyeEm hier berichtet. Über die Einnahmen bei Photocase im Vergleich zu Microstock-Agenturen schreibt hier Werner Rebel.
Generelle Unterschiede zu Bildagenturen
Der Hauptunterschiede der oben beschriebenenen alternativen Vertriebswege ist meines Erachtens die andere Bildsprache. Da im Gegensatz zu den Microstock-Agenturen Privatkunden abgesprochen werden, sind „schönere“ Motive gefragt, die sich gut als Wandschmuck eignen würden. Wer also gerne Blümchen, Sonnenuntergänge oder niedliche Kätzchen fotografiert, hat damit dort sicher mehr Erfolg als bei den üblichen Bildagenturen. Einige meiner Bestseller-Motive wie Business-Teams hingegen hätten bei Photocase oder Calvendo sicher keine Chance.
Der zweite Unterschied ist, dass jede dieser Seiten wieder ganz andere Anforderungen an die hochgeladenen Dateien hat und je nach Seite deutlich mehr zusätzliche Informationen (wie z.B. Vorschaubild oder Produktbeschreibung) verlangt. Teilweise werden auch nicht mal IPTC-Daten ausgelesen. Das alles macht es schwer, einen universellen Workflow zu finden, mit dem mehrere dieser Agenturen gleichzeitig beliefert werden könnten.
Unter dem Strich bleibt aber eine Gemeinsamkeit mit den großen Bildagenturen: Nur wenige Fotografen schaffen es, dort viel zu verdienen. Das sind meist auch die, die regelmäßig hohe Qualität liefern. Wer sich nicht ausgiebig mit einer Webseite beschäftigt und am Ball bleibt, wird bald wegen zu geringer Umsätze frustriert aufgeben.
Darin habe ich die Umsätze von einigen Fotografen vorgestellt, welche die Stockfotografie erst seit kurzem oder nur nebenbei betreiben.
In den letzten Monaten erreichten mich einige Mails mit der Frage, ob ich nicht eine Fortsetzung schreiben könne. Soweit es mir möglich war, habe ich dieswegen geschaut, wie 2016 für die Fotografen verlaufen ist:
2016 war das dritte Microstock-Jahr von Florian, in dem er jedoch keine neuen Bilder hochgeladen hat. Für uns insofern interessant, um zu sehen, wie sich die Umsätze der vorhandenen ca. 2100 Bilder entwickelt haben.
Insgesamt erzielte er 2016 einen Umsatz von 2.395 Euro, was im Schnitt knapp 200 Euro pro Monat sind. Die umsatzstärksten Agenturen sind Shutterstock, iStock und Fotolia. Zusammen machen sie 63% vom Gesamtumsatz aus.
Marco ist Unternehmensfotograf und 2016 war sein zweites Microstock-Jahr. Hatte er im ersten Jahr 545 Fotos hochgeladen, waren es am Ende des zweiten Jahres dann insgesamt 892 Fotos.
Damit hat er 2016 insgesamt 3.254 Euro Umsatz erzielt, im Vergleich zu 1.901 Euro im Vorjahr, also eine Steigerung von ca. 140%. Der Umsatz im Monatsdurchschnitt lag also bei ca. 271 Euro.
Die drei besten Agenturen in absteigender Umsatzfolge waren für ihn Fotolia, Shutterstock und iStock, alle Umsätze seht ihr in dieser Tabelle:
Umsatzauswertung 2016 von Marco Herrndorff (Klicken für größere Version)
Gabi Wolf
Eine meiner Leserinnen, welche nach dieser Fortsetzung hier gefragt hat, hat sich bereit erklärt, auch ihre Zahlen zu nennen.
Gabi ist Illustratorin und hat sich 2012 bei Fotolia und Shutterstock angemeldet, aber die folgenden drei Jahre nur sporadisch einige Natur- und Tierfotos bei Fotolia hochgeladen. Ende 2014 hatte sie bei Fotolia ca. 250 Bilder online und ca, 4x im Jahr die Auszahlungsgrenze von 50 Euro erreicht.
Richtig los ging es bei ihr Anfang 2015 mit Illustrationen. Bis Ende 2015 waren bei Fotolia und Shutterstock ca. 400 Vektorgrafiken online. Im Laufe des Jahres kamen noch andere Agenturen hinzu und Ende 2015 war sie bei 15 Agenturen aktiv und hat 1771 Euro Umsatz dort gemacht.
2016 sind noch 4 Agenturen dazugekommen und Ende des Jahres waren 1193 Bilder (meist Grafiken, einige Fotos) online. Der Umsatz lag bei 4103 Euro, das wären ca. 341 Euro pro Monat im Schnitt.
Bis 2016 hat Gabi noch Vollzeit gearbeitet, ist dann aber wegen der steigenden Gewinne auf Teilzeit gegangen, um mehr Zeit für ihre Grafiken zu haben. Ihre drei besten Agenturen sind Fotolia, Shutterstock und iStock.
Bernd ist jetzt schon seit ca. 9 Jahren dabei und hatte Anfang des Jahres ca. 3200 Bilder online, eine Steigerung von ca. 500 Bildern im Vergleich zum Vorjahr.
Insgesamt erzielte er ca. 5000 Euro Umsatz letztes Jahr, was einem Monatsschnitt von ca. 416 Euro entspricht (im Vergleich zu 400 Euro im Vorjahr).
Die drei mit Abstand bestverkaufendsten Agenturen sind auch hier Fotolia, Shutterstock und iStock.
Glenn ist fast so lange dabei wie Bernd und hat im letzten Jahr ca. 600 Bilder hochgeladen, hatte also Anfang diesen Jahres ca. 5600 Bilder online.
Damit erzielte er ca. 12.000 US-Dollar, also ca. 1.000 USD pro Monat.
Im Vergleich zum Vorjahr ist das etwas rückläufig, trotz wachsendem Portfolio und der Tatsache, dass er seit dem letzten Jahr auch zusätzlich Fotolia beliefert.
Seine drei umsatzstärksten Agenturen waren 2016 Shutterstock, iStock und Dreamstime, wobei ich mir sicher bin, dass Dreamstime 2017 von Fotolia abgelöst werden wird, wenn wir uns seine aktuelle Entwicklung (siehe Link oben) anschauen.
Seit 7 Jahren ist Steven in der Stockfotografie aktiv.
Aktuell hat er bei Fotolia 5600 Bilder online, im Januar 2016 waren es noch 4300. Bei 123rf sind es aktuell über 7700 Bilder.
Auch bei ihm ist der Umsatz rückläufig, seit 2014 sogar.
2016 erzielte er ca. 25.600 US-Dollar Umsatz bei den Bildagenturen, im Vorjahr waren es noch über 28.000 USD. Im Monatsdurchschnitt waren es 2016 demnach ca. 2133 US-Dollar.
Wie bei den meisten anderen Fotografen sind auch hier die Haupt-Umsatzbringer Shutterstock, iStock und Fotolia.
Die 29 belieferten Bildagenturen von Steven und deren Umsatz 2016 (Klicken zum Vergrößern)
Von den 8 Fotografen, die ich hier im letzten Jahr vorgestellt hatte, sind diesmal 3 nicht mehr dabei, weil sie keine aktuellen Zahlen veröffentlicht haben. Ihren öffentlich einsehbaren Portfolios bei den Bildagenturen zufolge scheinen fast alle auch keine (oder nur sehr wenige) neue Bilder hochgeladen zu haben.
Beste Bildagenturen? Konzentration und Marktbewegung
Wie auch im letzten Jahr sind es drei Agenturen, welche für die meisten Agenturen den mit Abstand größten Umsatz erwirtschaften: Shutterstock, Fotolia/Adobe Stock und iStock.
Einige Fotografen beobachten schwächelnde Verkäufe bei Shutterstock und steigenden Umsatz bei Fotolia, was wieder mal zeigt, dass der Markt in Bewegung bleibt, sich grundsätzlich aber zum Vorteil der 3–4 großen Agenturen zu bewegen scheint.
Wie im letzten Jahr wollte ich schauen, welche Agenturen bei den teilnehmenden Fotografen gesamt am besten abschneiden. Dazu habe die jeweils fünf Bestseller-Agenturen für 2016 der oben genannten Fotografen in eine Liste eingetragen und Punkte vergeben. Die Agentur mit dem meisten Umsatz bekam fünf Punkte, die mit dem zweitmeisten Umsatz vier Punkte und so weiter.
Das Ergebnis (Vorjahresplatz in Klammern):
Shutterstock: 28 (1)
Fotolia: 22 (2)
iStock: 21 (3)
123rf: 6 (6)
Dreamstime: 5 (4)
Alamy: 3 (5)
Canva: 2 (-)
Bigstock: 1 (-)
Die Ergebnisse decken sich übrigens ziemlich gut mit meiner Umfrage zu den besten Bildagenturen Anfang des Jahres.
Return per Image
Um zu erkennen, wie viele Bilder man braucht, um ein bestimmtes Einkommen zu erzielen, ist der „Return per Image“ (RPI) hilfreich. Er besagt, wie viel Umsatz man pro Bild gemacht hat.
Hier mal die Werte für die oben genannten Fotografen, auch wenn sie teilweise nur annähernd sind, weil ich nicht immer überprüft habe, bei welcher Agentur die meisten Bilder online sind (Vorjahreswert in Klammern).
Marco: 3,75 Euro (2,48 Euro)
Gabi: 3,44 Euro (-)
Florian: 1,14 Euro (1,35 USD)
Bernd: 1,56 Euro (1,77 Euro)
Glenn: 2,14 USD (3 USD)
Steven: 3,32 USD (4,41 USD)
Bis auf Marco mussten alle Fotografen einen Rückgang beim RPI verbuchen, was bedeutet, dass sie ihr Portfolio stärker gewachsen ist als ihr Umsatz.
Im Schnitt liegt der RPI bei knapp 2,50 Euro pro Bild und Jahr.
Wie haben sich eure Umsätze entwickelt? Habt ihr ähnliche Eerfahrungen gemacht?
Während ich hauptberuflich an meinem Stock-Portfolio arbeite, gibt es auch viele Anbieter, welche nur „nebenbei“ einige Fotos hochladen, vor allem Urlaubsbilder und manchmal auch exklusiv sind, weil ihnen die Zeit fehlt, nach ihrem Hauptberuf mehr Zeit in die Stockfotografie zu stecken.
Einer dieser Leute, Tim David Müller-Zitzke aus Bremerhaven, ist einer davon und sogar sehr erfolgreich. Deshalb habe ich ihn gebeten, mal zu schreiben, wie er an die Sache herangeht. Hier sein Artikel:
Der 01. Mai 2012 ist der Tag, an dem mein Account bei Fotolia aktiviert worden ist. Von dort an hat sich für mich aus einer Freizeitbeschäftigung eine Tätigkeit entwickelt, die mein Dasein als Fotograf, Filmproduzent und Digital Artist um ein weiteres finanzielles Standbein ergänzt hat.
Dieses Bild ist auf dem Rückweg von einem Segeltörn auf der Nordsee entstanden.
Was beim Betrachten meines Portfolios vermutlich auffällt, ist, dass es sehr bunt gemischt ist und es äußerst wenige Fotos von Personen beinhaltet. Es ist so gemischt, dass es sich fast annehmen lässt, dass zumindest einige meiner Fotos, „zwischendurch“ entstanden sein müssen. Diese Annahme ist zutreffend und gilt sogar für einige meiner Bestseller. Dennoch konnte ich schon einige tausend Lizenzverkäufe mit meinem Fotolia-Account erreichen. Robert bat mir an, ein wenig über diese „etwas andere“ Art der Stockfotografie zu berichten und das mache ich natürlich gerne.
Vor kurzem erst habe ich mit einer Gestalterin gesprochen, die eine komplette Webseite ausschließlich mit Bildern aus meinem Portfolio illustriert hatte. Zu unterschiedlichsten Themen war sie bei mir fündig geworden – mal mit repräsentativen Darstellungen, mal mit konzeptionellen Symbolbildern. Dies war wohl möglich, weil ich meine Stockfotografie bisher weder vom fotografischen Stil her noch thematisch einer bestimmten Richtung verpflichtet habe. Darüber hinaus biete ich fast nur Einzelbilder und somit wenig Serien an. Das kann aber durchaus auch ein Nachteil sein, wenn ein Kunde Motiv-Variationen braucht oder mehrere ähnliche Themen im gleichen Stil abdecken möchte. Dass ich kaum Serien produziere, liegt auch daran, dass ich meine einzelnen Fotos relativ lange und aufwändig bearbeite, teilweise inklusive Compositing, und somit auch aus Effizienzgründen einfach weniger auf „Serienproduktionen“ setze.
Am Tag meines Umzugs habe ich dieses Foto aufgenommen, bevor ich den Raum später mit Kisten und Einrichtungsgegenständen vollgestellt habe.
Zu Anfang meiner Zeit bei Fotolia habe ich häufig Urlaubsfotos hochgeladen. Doch auch jetzt noch zeigen viele meiner angebotenen Fotos Städte und Landschaften, andere zeigen Gegenstände, die ich im Studio oder anderswo fotografiert habe, z.B. auf Jahrmärkten. Personen hingegen sind kaum zu finden. Ich bin bisher eher selten wirklich los gezogen, um direkt für mein Stock-Portfolio zu produzieren – was ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal zu meinen hauptberuflichen Stock-Kollegen darstellen dürfte.
Dafür aber habe ich im Laufe der Zeit ein Gefühl dafür entwickelt, welche Motive in Stockagenturen gefragt sind und behalte das im Hinterkopf, wann immer ich die Kamera irgendwo hin einpacke.
Die meisten meiner bisherigen Stockfotos sind auf Städtetouren, in Urlauben oder aber am Rande von Aufträgen entstanden. Viele meiner Fotos nehme ich für Tourismus-Unternehmen, Hotelerie oder andere Business-Kunden auf. Andere biete ich später erst zum Direktkauf an und nehme nach dem Shoot Kontakt mit potentiellen Abnehmern, z.B. Postkarten-Verlagen auf. Man kann also bei einigen meiner Fotolia-Motive durchaus auch von einer Zweitverwendung sprechen.
Ein Städtetrip nach Hamburg geht immer! Ebenso gut verkauft sich dieses Motiv.
Im Vergleich zu einem „typischen“ Stock-Shooting – zum Beispiel von Robert – mit ausgesuchten Models, Locations und viel, viel Vorbereitung, hält sich mein Aufwand für Fotolia bisher eher in Grenzen. Auch finanziell. Da ich für meine Motive sowieso an Ort und Stelle bin, muss ich oftmals keine größeren Investitionen tätigen als beispielsweise den Eintrittspreis zu einer Aussichtsplattform. Entsprechend minimiert sich somit auch mein Risiko für den Fall, dass ich später auf den Bildern „sitzen bleibe“.
Im Austausch mit anderen Stockfotografen hat sich die thematische Streuung auch im Verkauf immer wieder als vorteilhaft heraus gestellt. Ich bin sowohl von aktuellen Themen-Trends als auch von den Jahreszeiten sehr viel weniger abhängig als meine Kollegen. Und dann wäre da noch der künstlerische Faktor: Ich nutze bei der Aufnahme meiner Bilder gerne erweiterte Fotografe-Techniken, wie zum Beispiel die Langzeitbelichtung oder ich erstelle Compositings in Photoshop. Diese Bilder verkaufen sich erfahrungsgemäß besonders gut. Wohl aber abhängig bin ich natürlich von der allgemeinen Kauflaune der Bildkäufer, die zum Beispiel im Sommer deutlich geringer ausfällt.
Einer meiner Bestseller: Dieses Motiv entstand im Winterurlaub in Davos, Schweiz bei einer Wanderung.
Ebenso deutlich macht sich bemerkbar, wenn Fotolia Änderungen an den Preismodellen oder der Verkaufsstrategie vornimmt, die uns Anbieter logischerweise immer direkt mit betreffen. Dazu zählt auch das Abo-Modell, das immer verbreiteter ist – was bei vielen Stockfotografen für erhebliche Umsatzeinbrüche sorgt.
Eine weitere Schwierigkeit für mich stellt die Selektion der Bildagentur dar: Landschaftsbilder haben es erfahrungsgemäß schwerer, angenommen zu werden. Doch wenn sie es dann durch die Selektion schaffen, werden sie meist sehr gut angenommen.
Man muss jedoch auch festhalten, dass mein aktuelles Portfolio bei Fotolia bisher nur 851 Aufnahmen beträgt und die Stockfotografie wie gesagt immer noch eine Nebeneinnahme für mich darstellt.
Ein extra für Fotolia erstelltes Compositing: Mein Kumpel Matthieu mit Virtual Reality Brille, im Hintergrund die Skyline von Los Angeles.
Ich bin Student der Digitalen Medienproduktion im 6. Semester und arbeite, wie schon erwähnt, parallel im Bereich Fotografie und Film. Dennoch stehe ich kurz vor dem Fotolia Status „Gold“ (10.000 verkaufte Lizenzen) und bin voll exklusiv. Falls das jemanden interessieren sollte: Die Exklusivität ist schlichtweg der Einfachheit geschuldet – bislang fehlten mir die zeitlichen Ressourcen, um mich um mehrere Agenturen kümmern zu können.
Über meinen Verdienst kann ich mich, obwohl ich ja nur ein „kleiner Fisch“ bin, nicht beschweren. Mit 11,4 Verkäufen pro Bild liege ich leicht über dem Durchschnitt. Mit den Einnahmen von Fotolia konnte ich zum Beispiel schon seit Anfang des Studiums meine Miete bezahlen – also nur 1,5 Jahre nach meinem Debüt in der Stockfotografie. Dadurch blieb mir ein „Themen-entfernter“ Nebenjob erspart und ich konnte mich trotz Uni weiter auf die Fotografie und somit auch wieder auf Stockfotografie konzentrieren.
Mein bisheriger Bestseller. Inzwischen schon ein paar Jahre alt doch noch immer vielseitig einsetzbar zum Thema Fotografie.
Momentan bereite ich mich darauf vor, mein Stock Portfolio weiter auszubauen und das Modell dann auch im größeren Rahmen zu testen. Da ich in den vergangenen vier Jahren ein Gefühl dafür entwickeln konnte, welche Motive sich im Stockbereich verkaufen, werde Ich wohl in Zukunft auch direkter für mein Portfolio produzieren. Doch den Anfang macht die Postproduktion: Auf meinen Festplatten wartet ein riesiges Foto-Archiv mit unangetasteten Rohdateien aus den 2 letzten Jahren, für deren Bearbeitung ich aufgrund anderer Projekte zuletzt keine Zeit mehr hatte. Außerdem habe ich durch meine Arbeit mit Film und Bewegtbild ein weiteres Verkaufsfeld für mein Portfolio entdeckt. Gerne berichte ich in Zukunft einmal, wie es damit weiter geht.