Steve hat Taras vom Xpiks-Blog seine Verkaufszahlen von über 15 Jahren zur Verfügung gestellt und der Blog wollte herausfinden, aus welchen Kategorien sich am besten Bilder verkaufen bei Shutterstock und Adobe Stock.
Industrie oder Natur: Was verkauft sich besser? (KI-Montage)
Dazu haben sie die Bildkategorien, welche beim Hochladen angeben werden müssen (zum Beispiel „Landschaft, Menschen, Technik, Transport, Tiere, …) gezählt und geschaut, wie viel Bilder Steve in jeder Kategorie hat und wie viel er davon verkauft hat.
Als überraschende Erkenntnis stand dann fest:
„Es ist leicht zu erkennen, dass Parks/Outdoor, Transportmittel, Gebäude/Landmarken und Natur die absoluten Top-Seller-Kategorien sind. Der letzte Punkt mag viele überraschen: Jeder Microstock-Leitfaden „Wie man Geld verdient“ beginnt mit der Empfehlung, KEINE Naturaufnahmen zu machen, weil die Agenturen so voll davon sind. Doch die Daten lügen nicht, und Steve verdient auch im Jahr 2023 noch mit Naturaufnahmen.“
Diese Aussage überraschte mich tatsächlich und deshalb schaute ich mir die Datenbasis und Analyse genauer an. Schnell fand ich den Fehler.
Steve hat ca. 35% seines Portfolios von insgesamt ca. 12.000 Bildern voller Naturbilder, da überrascht es nicht, dass er davon – im Verhältnis gesehen – viel verkauft. Ich selbst habe überwiegend Menschenbilder im Portfolio, weshalb es wenig überrascht, dass sich aus meinem Portfolio vor allem Menschenbilder verkaufen.
Sinnvoller wäre die Analyse gewesen, wenn die Prozentzahlen der Kategorien im Portfolio verglichen worden wären mit denen der Einnahmen der gleichen Kategorie.
Für die Bildagentur Adobe Stock habe ich das mal gemacht, basierend auf den Zahlen des verlinkten Blogartikels.
Das Ergebnis sah dann so aus:
Wichtig ist hier die letzte farbige Spalte: Hier wird gezeigt, um wie viele Prozentpunkte die Verkäufe abweichen von der Anzahl der Bilder in der gleichen Kategorie.
Hier könnt ihr sehen, dass sich Bilder aus den Kategorien Wissenschaft, Tiere, Gebäude und Industrie besser als erwartet verkauft haben, während sich Kategorien wie Natur, Technologie oder Lebensmittel weniger gut verkauft haben.
(Kurzer Disclaimer: Für die vier untersten Kategorien wurden im Blogartikel keine absoluten Zahlen genannt, daher habe ich diese geschätzt, gleiches gilt für die Kategorien, welche in der Spalte „Portfolio %“ 1,2 stehen haben. Außerdem zeigt die Spalte „Sales absolut“ keine Verkäufe, sondern die Umsätze.)
Meine Analyse besagt quasi das genaue Gegenteil von Taras‘ Analyse, obwohl wir die gleichen Daten verwendet haben.
Eine weitere Mögliche Herangehensweise wäre der RPI-Vergleich pro Kategorie gewesen. Dafür müssen wir wissen, wie viele Bilder Steve pro Kategorie absolut im Portfolio hat. Das können wir extrahieren aus den Prozentzahlen sowie der Gesamtsumme von ca. 12.000 Bildern bei Adobe Stock.
Die Bilder pro Kategorie werden dann durch die Umsätze der gleichen Kategorie geteilt. Je höher der Wert, desto mehr Geld bringt ein Bild.
Hier das Ergebnis grafisch aufbereitet:
Wie ihr seht, ist das Ergebnis ähnlich, aber nicht identisch. Industriebilder erzielten den meisten Umsatz, gefolgt Wissenschaft und Tieren. (Drinks habe ich mal außen vor gelassen, weil da schon die niedrige geschätzte Portfoliogröße das Ergebnis zu stark verfälschen kann). Am schlechtesten schnitten hier wieder Lebensmittel, Technologie, Sport und Landschaften ab.
Ich habe diesen Artikel geschrieben, um zu zeigen, dass es wichtig ist, sich die Datenbasis genau anzusehen, bevor basierend auf vielleicht ungenauen Daten Geschäftsentscheidungen getroffen werden.
Wer an diesem Thema interessiert ist, dem empfehle ich diese beiden Bücher, welche ich mehrmals mit Gewinn gelesen habe:
Im Mai 2019 gab es bei der australischen Bildagentur Canva zwei große Änderungen.
Die erste Änderung betraf den Kauf der Gratis-Bilderplattformen Pixabay und Pexels. Canva kaufte die beiden Webseiten für einen ungenannten Betrag. Die über eine Million kostenlosen Bilder sind nun auch über die Webseite von Canva verfügbar. Pixabay und Pexels sollen angeblich als unabhängige Webseiten in voller Funktionalität bestehen bleiben.
Die zweite Änderung betraf die Einführung des Abo-Plans „Photos Unlimited“. Wie der Name schon andeutet, soll das Abonnement Zugriff auf die komplette Canva-Bibliothek inklusive der kostenlosen Bilder für 12,95 USD im Monat erlauben, bzw. 9,95 USD für Canva Pro Accounts mit Jahreszahlung.
Für die Kunden ist das zweifellos ein verlockender Deal. Solange die kostenlosen Bilder bei Pixabay und Pexels jedoch erhältlich bleiben, ist unklar, warum die Kunden dafür plötzlich bereit sein sollen, Geld auszugeben. Vielleicht ist es die Bequemlichkeit, Gratis- und Premium-Inhalte auf einer Seite mit integrierten Layout-Templates nutzen zu können? Vermutlich deswegen bewirbt Canva „Photos Unlimited“ auch mit dem Slogan „Netflix für Stockfotografie“.
Aber was bedeutet das für die Fotografen?
Ich habe schon im Mai gefragt, wie die Kommission konkret aussehen und was das Minimum pro verkauften Bild sein wird. Darauf gab es trotz mehrerer Nachfragen bis heute keine genaue Antwort, nur die Angabe, dass die Einnahmen prozentual verteilt werden:
„Earnings from the subscription will be computed based on a share method, where revenue is distributed proportionally based on number of downloads. We do have a safety net in place, as per our Photos Unlimited terms of use. The Reasonable Use Policy is put in place to protect you as a contributor.“
„The Canva royalty rate is 35% of the sale price of the various Canva licenses. Even where sales of the licenses occur in a currency other than USD, your royalties will be paid in USD.
For images sold in the Photos Unlimited subscription, the royalty rate paid to contributors is 50% of net revenue earned by Photos Unlimited (less taxes and payment processing fees). That 50% share is paid proportionally to each contributor, based on the total number of downloads of a contributor’s images as a proportion of the total number of downloads.
For example: If 50% of net revenue (less taxes and payment processing fees) earned by Photos Unlimited during a calendar month is $1 million, and the total number of downloads during that accounting period was 2,000,000 downloads, then the amount attributed to each downloaded image would be 50c. If a contributor had 100 downloads of their images as part of the subscription during that month they would earn $50.“
Auch das ist alles sehr hypothetisch, da bisher unklar war, wie viele Bilder im Monat Kunden nutzen würden.
Heute gab es ein Update für das Canva-Backend, mit dem endlich die ersten Verkaufszahlen und Erlöse von Canva sichtbar sind.
Analyse der Verkäufe und Umsätze bei Canva inklusive Photos Unlimited
Ich teile meine Verkaufszahlen und Umsätze aus verschiedenen Gründen seit einer Weile nicht mehr, aber um etwas mehr Transparenz in das neue und stark beobachtete Geschäftsmodell von Canva zu bringen, mache ich hier eine Ausnahme.
My sales at Canva in the last 12 month
Im obigen Diagramm seht ihr die Entwicklung meiner Verkäufe bei Canva in den letzten zwölf Monaten. Im Mai 2019 gab es einen Einbruch bei den regulären Verkäufen, der jedoch schnell durch die neuen Unlimited-Verkäufe aufgefangen wurde.
Da die Erlöse beim Unlimited-Plan pro Verkauf deutlich niedriger sein müssten, ist die spannende Frage: Wie wirken sich die Verkäufe auf die Umsätze aus? Dazu hier meine Grafik:
In den 12 Monaten vor Beginn dieser Grafik hatte ich im Schnitt 590 USD Umsatz pro Monat bei Canva. In letzten 12 Monaten ist dieser Durchschnittswert um 40,5% auf 351 USD gefallen.
Betrachten wir nur die letzten 5 Monate mit den Unlimited-Umsätze mit den 5 davor ohne Unlimted-Verkäufe, sind es „nur noch“ ca. 3% weniger.
Wie viel ist nun ein Bildverkauf im „Photos Unlimited“-Plan für den Fotografen wert?
Mein „Revenue per Download“ (RPD) bei Canva wird im obigen Diagramm gezeigt. In den letzten 5 Monaten lag er im Schnitt bei 0,43 USD für die „One-Time“ und „Multi-Use“-Verkäufe, davor bei 0,45 USD.
Der RPD nur für die Unlimited-Verkäufe liegt aktuell bei 0,17 USD, ohne den „Ausrutscher“ von 0,08 USD im Mai wären es 0,19 USD.
Das ist weniger als halb so viel wie für die anderen Verkäufe, aber mehr, als ich vermutet hatte.
Rechne ich den RPD von beiden Kurven zusammen, erhalte ich einen RPD von 0,34 USD in den letzten 5 Monaten (mit Unlimited) im Vergleich zu einem RPD von 0,42 USD in den 5 Monaten davor. Das ist ein Verlust von 20% und absolut gesehen der niedrigste Wert aller belieferten Bildagenturen.
Mein „Return per Image“ (RPI) in den letzten 12 Monaten lag im Schnitt bei ca. 0,020 USD, nur in den letzten 5 Monaten mit den Unlimited-Verkäufen bei 0,016 USD. Der Vollständigkeit halber: In den 12 Monaten stieg mein Bildbestand bei Canva von ca. 16.000 auf 20.000 Bilder an.
Lohnt sich das?
Das ist die schwierige Frage, die ich heute sicher noch nicht abschließend beantworten kann. Eindeutig ist jedoch, dass die Umsätze als auch der RPD und der RPI alle seit der Einführung von „Photos Unlimited“ gefallen sind.
Aber schauen wir uns das mal von der anderen Seite an: Wenn „Photos Unlimited“ 12,95 bzw. 9,95 USD pro Monat kostet, kommt der RPD von 0,19 nur zustande, wenn ein Kunde nur 26 bzw. 34 Bilder im Monat runterlädt. Würde er mehr nutzen, würde der RPI weiter sinken.
Aus Kundensicht sind diese ca. 30 Bilder sehr attraktiv, da diese Bildmenge bei den meisten anderen Agenturen deutlich teurer ist. Für den Fotografen ist das jedoch sehr bedrohlich, es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dass Kunden deutlich mehr Bilder nutzen.
Auch mit den oben dargestellten Werten liegt der RPI, also der Bildertrag, deutlich unter dem vieler anderer Bildagenturen.
Auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick nicht so schlecht aussehen, befürchte ich einen Dammbruch, wenn die Entwicklung in dieser Richtung weitergeht, denn ein Verlust von 20% pro Verkauf mag bei Canva kaum ins Gewicht fallen, bei den großen Agenturen wie Shutterstock, Adobe Stock oder iStock deutlich mehr. Würden diese auch so ein Modell einführen und die Umsatzentwicklung verhielte sich wie oben skizziert, wäre das ein ernstzunehmender Umsatzeinbruch.
Zumal Canva nicht die einzige Agentur ist, die mit einer „Bilder-Flatrate“ experimentiert: Auch „Envato Elements“ sowie „Freepik Premium“ und die neue Seite „Scopio“ funktionieren nach einem sehr ähnlichen Prinzip.
Die Ankündigung von Canva:
„Soon, we’ll begin ramping up marketing efforts, which we expect will lead to significant growth in subscription sales and ultimately an increase in your earnings.“
wirkt da wie eine Drohung, denn da der Markt insgesamt kaum wächst, werden diese zusätzlichen Einnahmen von anderen Agenturen (mit höherem RPD) abgezogen.
Welche Rolle spielen die Gratis-Bilder in der Rechnung?
Bisher unerwähnt blieb die Rolle der neuen Million Gratis-Bilder bei Canva. Erhalten deren Fotografen ebenfalls Kommissionen?
Dem obigen FAQ-Zitat zufolge berechnen sich die Kommissionen, indem die Hälfte der Netto-Einnahmen aus „Photos Unlimited“ durch die runtergeladenen Fotos in diesem Zeitraum geteilt werden.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten. Variante 1: Canva vergütet auch die Fotografen der Gratis-Bilder. Das halte ich jedoch für unwahrscheinlich, da diese meist nicht mal einen Canva-Account haben und weder auf Pexels noch auf Pixabay auf solche Verdienstmöglichkeit hingewiesen wird.
Bleibt Variante 2: Canva vergütet nur die Premium-Bilder. Das würde bedeuten, dass Canva sich einen großen Teil vom Umsatz selbst einsteckt, der nicht im tatsächlichen RPD berücksichtigt wird. (Update 15.10.2019: Habe von Canva die Bestätigung erhalten, dass die Fotografen der kostenlose Bilder nicht vergütet werden.)
Rechnen wir das mal testhalber durch: 100 Leute kaufen in einem Monat ein Unlimited-Abo für 12,95 USD. Das wären 1295 USD. Nach Abzug von Steuern und Zahlungsgebühren bleiben ca. 1200 USD (ca. 7% Abzug). Wenn wir den ermittelten RPD von 0,19 USD nehmen, der sich aus 50% der Nettoerlöse durch die Downloads zusammensetzen soll, wären das 3158 Downloads, welche diese 100 Kunden im Monat erzielt haben, also ca. 31 Downloads pro Monat und Kunde.
Nun teilen wir diese 3158 Downloads auf, je nachdem, wie viele davon auf die nicht vergüteten kostenlosen Bilder entfallen. Hier seht ihr die Rechnung.
free DLs
Premium DLs
Payout Premium
Canva earnings
official RPD (net earnings/downloads
„real RPD“
0% Premium DLs
3158
0
0
1200,02
0,19
$0,00
10% Premium DLs
2842
316
60,04
1139,98
0,19
$0,02
50% Premium DLs
1579
1579
300,01
900,01
0,19
$0,10
90% Premium DLs
316
2842
539,98
660,04
0,19
$0,17
100% Premium DLs
0
3158
600,02
600
0,19
$0,19
Egal, wie viel Gratis-Bilder der Unlimited-Kunde verwendet, der offizielle RPD bleibt gleich (da Gesamtdownloads und Gesamtumsatz gleich bleiben).
Stark unterschiedlich ist jedoch der „echte RPD“. Der sinkt umso mehr, je mehr Gratis-Bilder ein Kunde nutzt, weil Canva weniger Premium-Bilder auszahlen muss, der ermittelte offizielle RPD jedoch gleich bleibt. Damit steigt auch der Gewinn von Canva deutlich an (Spalte „Canva Earnings“).
Anders formuliert: Canva hat ein großes Interesse daran, die kostenlosen Bilder in der Suche zu bevorzugen, damit sie mehr verdienen.
Noch mal anders formuliert: Wenn die Anzahl der runtergeladenen Premium-Bilder gleich bleibt, verdienen deren Fotografen mit jedem zusätzlich runtergeladenen Gratis-Bild noch weniger.
Damit kannibalisieren die Gratis-Angebote nicht mehr nur indirekt, indem weniger weniger Verkäufe entstehen, sondern ganz direkt, indem der Verkaufserlös selbst geschmälert wird.
Was tun?
Mein Erlös pro Verkauf (RPD) bei Canva ist im letzten Jahr von allen belieferten Agenturen am niedrigsten gewesen. Ich beobachte das sehr genau. Wenn sich in den kommenden Monaten keine deutliche Steigerung des RPD abzeichnet, werde ich die Reißleine ziehen, und meine Bilder bei Canva löschen.
Gestern habe ich mir im Backend bei Adobe Stock meine Bestseller der letzten drei Monate angeschaut. Dabei fiel mir auf, dass bei den 100 bestverkauftesten Motiven kein einziges vertikales Bild dabei war. Auf Platz 74 war ein quadratisches Bild, der Rest ausnahmslos horizontal.
Dabei besteht mein Portfolio dort ziemlich genau aus 68,09% horizontalen Bildern, 23,12% vertikalen Bildern und 8,79% quadratischen Bildern (Videos habe ich ausgeklammert, weil diese alle horizontal sind). Statistisch gesehen hätte sich dieses Verhältnis ungefähr in den Verkäufen widerspiegeln müssen, wenn…, nun ja, wenn sich die verschiedenen Bildformate gleich gut verkaufen würden. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall.
Dann schaute ich bei Shutterstock. Hier ergab sich ein ähnliches Bild. Von meinen hundert bestverkauften Bildern in diesem Jahr gab es nur auf Platz 48 und 68 ein vertikales Bild, der Rest waren horizontale Motive.
Nun war mein Ehrgeiz geweckt und ich wollte sehen, ob ich ein Sonderfall bin oder dieses Muster System hat.
Von einer großen internationalen Bildagentur ließ ich mir nur die Bilder des letzten Jahres, wieder ohne Videos, zu verschiedenen Schlagwörtern sortiert nach Ausrichtung anzeigen.
Hier das Ergebnis als Diagramm:
Klicken zum Vergrößern
Ihr seht die Ergebnisse für die sieben Suchbegriffe „business, woman, food, christmas, tree, portrait, architecture“ und als letztes die Durchschnittswerte aller sieben Keywords zusammen.
Die ersten Suchbegriffe habe ich willkürlich gewählt, weil diese universelle Bestseller-Suchbegriffe sind. Die Begriffe „tree, portrait, architecture“ waren Vorschläge meiner Facebook-Follower auf die Frage, für welche Begriffe sie am meisten vertikale Ergebnisse erwarten würden.
„Portrait“ war zwar tatsächlich der Suchbegriff von den sieben, bei dem es am meisten vertikale Ergebnisse gab, aber trotzdem verkaufen sich diese genauso schlecht wie die anderen.
Durchschnittswerte über die sieben Suchbegriffe hinweg
Durchschnittlich verkaufen sich die Portraitbilder nur 44% so gut wie es die Häufigkeit nahelegen würde, im Gegensatz zu den horizontalen Bildern, welche sich mit 111% besser verkaufen als die Häufigkeit suggeriert. Selbst die quadratischen Bilder stehen mit 103% deutlich besser da als die vertikalen Motive.
Auch wenn wir uns den jeweiligen Topseller für jeden Suchbegriff anschauen, wird sichtbar, um wie viel besser sich horizontale Bilder verkaufen.
Im Diagramm zeige ich, um wie viel Mal der horizontale Bestseller sich besser verkauft hat als der vertikale Bestseller im gleichen Zeitraum. Spitzenreiter ist hier „food“ mit 24x mehr Verkäufen, am „ausgeglichensten“ ist es tatsächlich noch bei „portrait“ mit 6x mehr Verkäufen. Aber selbst das ist ein beträchtlicher Unterschied.
Woher kommen diese Unterschiede?
Ich vermute verschiedene Gründe für diese starke „Under-Performance“ vertikaler Bilder. Zum einen wurden vertikale Bilder bevorzugt für die Titelseiten von Zeitschriften und Büchern verwendet, beides Bereiche, die in den letzten Jahren starke Auflagenrückgänge zu verzeichnen hatten. Und selbst hier braucht jedes Buch und jede Zeitschrift meist nur ein vertikales Bild für die Titelseite, im Heft- bzw. Buch-Inneren werden ebenfalls lieber horizontale Fotos eingesetzt, weil sie den Lesefluss weniger stören. Das gilt besonders für Webseiten, weil die Computerbildschirmen in der Regel horizontal justiert sind und sich so horizontale Bilder besser ins Layout einpassen.
Einen weiteren Grund sehe ich aber in der Darstellung auf den Bildagenturseiten selbst. Mit dem Verzicht auf quadratische Platzhalter für jedes Bild und der Einführung der dynamischen Layouts bekommen aktuell vertikale Bilder – auch bei identischer Pixelgröße des Originalbilds – viel weniger Thumbnail-Größe als ihre horizontalen Pendants.
Zwei Beispiele: Bei Adobe Stock wird dieses vertikale Bild mit 29x194 Pixel (= 25.026 Pixel) angezeigt, das horizontale daneben mit 291x194 Pixel (=56.454). Die horizontalen Bilder nehmen als mehr als doppelt so viel Fläche ein.
Thumbnail-Darstellung bei Adobe Stock
Bei Shutterstock ist es sehr ähnlich: 134x217 Pixel (=29.078 Pixel) für vertikale Bilder gegenüber 306x220 Pixel (= 67.320 Pixel) für horizontale Motive: Ebenfalls mehr als doppelt so viel. Im Vergleich zu Panorama-Formaten verlieren die vertikalen Bilder sogar noch mehr Fläche.
Thumbnail-Darstellung bei Shutterstock
Außerdem fällt es Designern in der Regel oft deutlich leichter, aus einem horizontalen Foto einen vertikalen Ausschnitt zu croppen als andersrum. Bei den heutigen Bildgrößen (meine Canon 5Ds liefert mehr als 50 Megapixel) ist das ja auch problemlos selbst für Printmotive noch möglich.
Was bedeutet das für Fotografen?
Ich habe aus diesen Zahlen für mich die einfache Erkenntnis gezogen: Vertikale Bilder sind tot! Mein Team hat jetzt die Anweisung, vertikale Bilder nur noch in begründeten Ausnahmefällen zu produzieren, ansonsten setzen wir voll auf horizontale Motive.
Gestern war wieder Zahltag bei der Bildagentur EyeEm. Die Freude darüber war jedoch getrübt, weil etliche Fotografen über niedrige Centbeträge in ihren Abrechnungen erstaunt waren.
Das waren Fotografen bei EyeEm nicht gewohnt, denn in der Vergangenheit gab es feste Mindestvergütungen für Verkäufe über die Partneragentur Getty Images.
Verkaufsmeldung von EyeEm über Getty Images für 0,06 USD
Diese wurden nie irgendwo öffentlich bekanntgegeben, aber mit genug Verkäufen kann man die Zeitpunkte leicht herausfinden, wann diese Mindestvergütungen gesenkt wurden:
Mindestvergütungen an die Fotografen von Verkäufen aus der EyeEm-Kollektion auf Getty Images: bis einschließlich April 2016: 5 USD ab Mai 2016: 3,50 USD ab Juni 2016: 3 USD ab November 2016: 2 USD ab Juni 2018: 1 USD ab Mai 2019: keine Mindestvergütung
Das heißt, dass sich nun auch EyeEm-Fotografen über die absurd niedrigen Verkaufspreise bei Getty ärgern dürfen. Mein neues Rekordtief liegt bei 0,06 USD pro Verkauf, andere Fotografen berichteten gar von 0,03 USD-Verkäufen.
Das ist für Fotografen, die via iStock oder auf über andere Kanäle bei Getty Images verkaufen, nichts Neues. Fotografen von Macrostock-Verteilern wie Westend61 oder Imagebroker ärgern sich schon deutlich länger über teils einstellige Centbeträge in den Abrechnungen von Getty Images.
Bemerkenswerter war bisher vielmehr, dass EyeEm als eine der wenigen Agenturen in der Lage war, trotz dieser Preispolitik Mindestvergütungen zu garantieren. Wie sie das schafften, wusste keiner, aber es war in der Bilderbranche ein offenes Geheimnis, dass das nur über Zuzahlungen aus eigener Tasche gehen könnte.
So war es dann auch, wie EyeEm gestern in der inoffiziellen Facebook-Gruppe „EyeEm Market Worldwide“ durch deren CTO und Co-Gründer Ramzi Rizkhier bekannt gab:
„[…] Since the start, we made the decision to subsidize any photos that were sold through third-party partners for less than $2. We did this from our belief that your work should be compensated fairly. Starting this month, we will no longer subsidize partner sales (sales of images on partnering photo platforms). This means that some of you will see sales under $1. As our sales through Getty and other partners increase, stopping subsidies is the only sustainable way to continue licensing through third parties.
Just as we did at the start of our journey, we continue to see this as an equal partnership and are committed to always pay you 50% of all revenues from your image sales. Our team’s main focus has been to improve your opportunities on EyeEm Market, where we are able to control the prices and guarantee fair compensation. Our Market is growing at a very healthy pace, and as it grows, so will your sales. Many of you have already seen royalties from those sales growing over the past months. […]“
Screenshot der informellen EyeEm-Mitteilung
Warum hat EyeEm die Subventionierung beendet?
Wie im obigen Zitat treffend erwähnt wird, ist es natürlich nicht nachhaltig und langfristig ökonomischer Selbstmord, wenn man mehr Geld an die Fotografen weiterreicht, als eingenommen wurde. Je mehr Bilder von EyeEm bei Getty Images online sind, desto größer wird das Problem.
Die Partnerschaft mit Getty Images wurde im März 2014 kurz nach Bekanntgabe des eigenen „EyeEm Market“ unter anderem hier angekündigt, ebenso der Fotografenanteil von 50%. Dass vor diesen Einnahmen jedoch noch der Getty-Anteil abgezogen wurde, war vielen Hobby-Fotografen jedoch sehr lange nicht bewusst. Der Getty-Anteil ist nicht bekannt, wird branchenintern jedoch auf 60–80% geschätzt.
Aktuell sind über 6,2 Mio. EyeEm-Bilder bei Getty Images online (von aktuell ca. 25 Mio. Creative-Bildern bei Getty Images insgesamt), das sind schon 25% des gesamten Creative-Bildbestands bei Getty und mit Abstand die größte Kollektion. Allein im letzten Jahr ist sie um fast zwei Mio. Bilder gewachsen. Klar, dass da nicht mehr jeder Verkauf subventioniert werden kann. Viel spannender ist jedoch die Frage:
Warum hat EyeEm überhaupt Verkäufe subventioniert?
EyeEm hat sich seit der Gründung Mitte 2011 hauptsächlich als „Foto-Community“ gesehen und verglichen sich eher mit Plattformen wie Flickr, Instagram oder 500px statt mit Shutterstock oder Fotolia. Der Verkaufsaspekt kam erst später und wurde (und wird immer noch) eher stiefmütterlich behandelt.
Verkäufe waren für EyeEm vor allem ein weiteres Mittel, mehr Benutzer auf die Plattform zu locken, denn in der Tech-Start-Up-Ökonomie sind die Kennzahlen vor allem Nutzer(-Zuwachs), Uploads und „Engagement“. Das Hashtag dafür war #EyeEmPaid, was sich jahrelang gut bei Twitter und Konsorten machte, solange der Verkaufspreis nie niedriger als 5 (bzw. später 2) US-Dollar war.
Man könnte fast zynisch sagen, die Subventionierung der Verkäufe mit den daraus resultierenden Jubelmeldungen war nichts anderes als cleveres Marketing.
Im April 2015 erhielt EyeEm von Finanzinvestoren insgesamt 18 Mio. USD, was das großzügige Aufrunden von Mini-Beträgen natürlich erleichtert, aber auch so eine Summe ist irgendwann aufgebraucht.
Übrigens: Auch die sehr umständliche Handhabung der Modelverträge erscheint so in einem neuen Licht: Beim Verschicken von Links an die Models wurden diese ebenfalls motiviert, sich bei EyeEm anzumelden, um so das Wachstum zu nähren.
(Anynomisierte) automatische Email an ein Model nach Unterzeichnen des Modelvertrags (Pfeil von mir eingefügt)
Wie geht es weiter?
Die EyeEm-Fotografen wurden jetzt aus ihrer Traumblase geholt und landen auf dem harten Boden der Stock-Realität. Sie sehen jetzt, für wie viel (bzw. genauer gesagt: für wie wenig) Geld Getty Images ihre Bilder wirklich verkauft, trotz Listenpreisen von bis zu 475 Euro pro Bild.
Wenn wir die niedrigste gemeldete Kommission von 0,03 USD als Rechenbeispiel nehmen, wäre das bei geschätzten 60–80% Getty-Anteil ein Verkaufspreis von 15–30 US-Cent pro Verkauf! Da fragt man sich schon, was für „maßgeschneiderte“ Abo-Pakete Getty Images da den Großkunden als „Premium Access“ anbietet.
Welche Medien haben sich im letzten Jahr am meisten verkauft?
Bisher hatten wir: Fotos, Smartphone-Bildern, Vektor-Grafiken,Editorial-Fotos, Videos und heute kommen als sechster und letzter Teil der Serie die Musik-Tracks an die Reihe. Damit sind musikalische Kompositionen gemeint, die über reine Sound Effekts hinaus gehen.
Die Agentur Pond5* war so freundlich, mir die Verkaufszahlen für das letzte Jahr rauszusuchen.
Die Buchstabenkürzel hinter den Autoren bezeichnen die Verwertungsorganisation, welcher der Musiker angehört, falls das der Fall ist, gefolgt von den gesamten Downloadzahlen (nicht nur des letzten Jahres) sowie der Geschwindigkeit des Tracks, gemessen in Schlägen pro Minute (bpm).
Hier ist die Liste:
Optimistic and Upbeat* von LNDNSounds (1978 Downloads) (117 bpm)
Im Jahr 2013 noch auf dem fünften Platz, letztes Jahr schon an der Spitze mit einem Mainstream-Pop/Rock-Sound.
Sunny Side* von ZingDog (ASCAP) (2656 Download) (100 bpm)
Vom ersten auf den zweiten Platz abgerutscht ist dieser fröhliche Track mit Glockenspiel und Ukulele.
Inspiring And Motivating Theme* von Twisterium (1529 Downloads) (116 bpm)
Auch im Musikbereich verkaufen sich „Business-Themen“ hörbar gut, gestiegen von Platz 7 auf Platz 3.
Pulse (Full Track)* von soundroad (PRS) (1592 Downloads) (128 bpm)
Energisch und treibend kommt dieser Kraftmacher daher, der sich das zweite Jahr in Folge auf dem vierten Platz behaupten kann.
Elevation* von AudioQuattro (1716 Downloads) (100 bpm)
Der etwas ruhigere Business-Track ist vom zweiten auf den fünften Platz gefallen.
Acoustic & Ukulele Fun* von JHunger (1450 Download) (86 bpm)
Schon wieder die Ukulele, zusammen mit dem Glockenspiel. Könnte auch als Weihnachtssong durchgehen, gefallen von Platz 3 auf 6.
Motivation To Win* von musicforhopeproduction (BMI) (706 Downloads) (118 bpm)
Pompös kommt dieser Neueinsteiger daher, der die wichtigen Keywords schon im Titel vereint.
Corporate Ideas* von ThatBeat (1095 Download) (105 bpm)
Von Platz 6 auf die 8 gefallen ist dieser Business-Track, der ähnlich wie die Nummer 5 klingt.
Family Underscore* von curtisschweitzer (ASCAP) (603 Downloads) (47 bpm)
Auf dem neunten Platz neu eingestiegen ist diese langsame Hintergrundmusik mit viel Piano.
Breathe Some Life* von sweetwaveaudio (498 Downloads) (136 bpm)
Ein schneller Synthie-Pop-Track belegt den letzten Platz.
In der Auswertung vom letzten Jahr hatte ich geschätzt, dass alle diese Bestseller in der Liste über 500 Downloads in einem Jahr erzielt haben. Daran hat sich auch dieses Jahr nichts geändert, weil beispielsweise der Track auf Platz 8 erst Mitte Oktober 2013 hochgeladen wurde und bis jetzt über 600 Downloads erzielt hat.
Die Verkaufspreise der hier vorgestellten Musikstücke reichen von 15–40 US-Dollar, wobei der Mittelwert genau bei 25 US-Dollar liegt. Im Vorjahr lag der Wert etwas höher bei 26,72 US-Dollar. Bei einem Split von 50% würde jeder der Topseller mindestens 6250 US-Dollar im Jahr eingespielt haben.
Die Länge der Tracks reicht von 1:29 Minuten bis 5:08 Minuten Spielzeit, bei einem Mittelwert von 2:40 Minuten. Damit sind die Topseller im Vergleich zum Vorjahr ca. eine halbe Minute länger geworden.
Die Schnelligkeit der Songs ist von durchschnittlich 199 bpm auf 102 bpm gefallen, vor allem wegen des langsamen Piano-Stückes auf Platz 9. Ohne diesen Song läge der Durchschnitt-bpm bei 108 bpm, also immer noch langsamer als im Vorjahr.
Die Keywords liegen zwischen 20 und 51 Wörtern, im Durchschnitt bei 40 Wörtern (im Vorjahr 36 Wörter).
Wer von euch verkauft auch Stock-Audio? Was sind eure Erfahrungen?