Vor paar Tagen bekam ich wieder eine Mail mit einer spannenden Frage:
„Lieber Robert,
bei Fotolia mögen weder Support noch Moderatoren diese Frage zufriedenstellend beantworten:
„Darf ich als Voll-EX meine Bilder bei Instagram oder Facebook hochladen, um damit mein Portfolio bei Fotolia zu bewerben?“
Auf diese Frage haben sowohl Support als auch Moderator geantwortet, dass es einem Voll-Ex nicht gestattet sei, die Bilder außerhalb von Fotolia /anzubieten/. Dies gelte auch für alle Fotos, die von Fotolia abgelehnt wurden sowie alle weiteren Werke des Anbieters usw.
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass ich Bilder auf Instagram oder FB garnicht anbieten kann, da beides keine Konkurrenten von FT sind, es keine Möglichkeit zum Lizenzerwerb gibt usw. Auf Deinem Blog hatte ich spontan nichts gefunden. Hattest Du Dich hiermit schonmal befasst?
Bevor ich antworte, eine Begriffsklärung, falls jemand nicht weiß, was mit „Voll-Ex“ gemeint ist. Das ist die Abkürzung für Voll-Exklusivität, bei der sich ein Fotograf verpflichtet, seine (Royalty Free) Bilder exklusiv über eine Agentur anzubieten. Dafür erhält er in der Regel Vorteile gegenüber Fotografen, welche die identischen Bilder über verschiedene Agenturen anbieten können. Wer mehr zum Thema „Exklusivität“ lesen will, findet hier einige Blogartikel von mir.
Nun zu meiner Antwort in Kürze:
Nein, ich persönlich sehe da kein Problem.
Meine Antwort etwas ausführlicher:
Auf dieser Webseite von Fotolia werden die Bedingungen für eine Voll-Exklusivität erläutert. Dort steht, dass Fotolia die einzige Agentur sein will, die die Werke „lizenzfrei“ anbietet. Deshalb habe ich bei der Voll-Ex-Erklärung oben auch den englischen Begriff „royalty free“ in Klammern gesetzt. Wen diese Begriffe verwirren, findet hier meine ausführliche Erklärung.
Voll-Exklusivität-Ausnahmen bei Fotolia
Das bedeutet, dass es als Ausnahme unter anderem gestattet ist, seine Bilder selbst „rights managed“, also nicht lizenzfrei anzubieten und zu verkaufen. Dazu muss man die Bilder ja ebenso irgendwo zeigen, genauso wie es bei Facebook und Instagram der Fall wäre.
Ganz streng genommen räumen sich zwar Facebook, Instagram und Co. weitreichende Rechte an hochgeladenen Bildern ein, weshalb dieses im Bild erwähnte „nicht kostenlos zum Download zur Verfügung stellen“ eine juristische Grauzone ist.
Aber: Im Kern geht es der Bildagentur darum, dass ein Voll-Exklusiver Fotolia nirgends Konkurrenz macht. Diese Gefahr sehe ich weder bei Instagram noch bei Facebook für gegeben.
Wer ganz auf Nummer Sicher gehen will, lädt die betroffenen exklusiven Bilder nur mit einem sichtbaren Wasserzeichen woanders hoch, damit wird die Gefahr minimiert, dass Bilderdiebe sich bei Facebook kostenlos bedienen.
Während ich hauptberuflich an meinem Stock-Portfolio arbeite, gibt es auch viele Anbieter, welche nur „nebenbei“ einige Fotos hochladen, vor allem Urlaubsbilder und manchmal auch exklusiv sind, weil ihnen die Zeit fehlt, nach ihrem Hauptberuf mehr Zeit in die Stockfotografie zu stecken.
Einer dieser Leute, Tim David Müller-Zitzke aus Bremerhaven, ist einer davon und sogar sehr erfolgreich. Deshalb habe ich ihn gebeten, mal zu schreiben, wie er an die Sache herangeht. Hier sein Artikel:
Der 01. Mai 2012 ist der Tag, an dem mein Account bei Fotolia aktiviert worden ist. Von dort an hat sich für mich aus einer Freizeitbeschäftigung eine Tätigkeit entwickelt, die mein Dasein als Fotograf, Filmproduzent und Digital Artist um ein weiteres finanzielles Standbein ergänzt hat.
Dieses Bild ist auf dem Rückweg von einem Segeltörn auf der Nordsee entstanden.
Was beim Betrachten meines Portfolios vermutlich auffällt, ist, dass es sehr bunt gemischt ist und es äußerst wenige Fotos von Personen beinhaltet. Es ist so gemischt, dass es sich fast annehmen lässt, dass zumindest einige meiner Fotos, „zwischendurch“ entstanden sein müssen. Diese Annahme ist zutreffend und gilt sogar für einige meiner Bestseller. Dennoch konnte ich schon einige tausend Lizenzverkäufe mit meinem Fotolia-Account erreichen. Robert bat mir an, ein wenig über diese „etwas andere“ Art der Stockfotografie zu berichten und das mache ich natürlich gerne.
Vor kurzem erst habe ich mit einer Gestalterin gesprochen, die eine komplette Webseite ausschließlich mit Bildern aus meinem Portfolio illustriert hatte. Zu unterschiedlichsten Themen war sie bei mir fündig geworden – mal mit repräsentativen Darstellungen, mal mit konzeptionellen Symbolbildern. Dies war wohl möglich, weil ich meine Stockfotografie bisher weder vom fotografischen Stil her noch thematisch einer bestimmten Richtung verpflichtet habe. Darüber hinaus biete ich fast nur Einzelbilder und somit wenig Serien an. Das kann aber durchaus auch ein Nachteil sein, wenn ein Kunde Motiv-Variationen braucht oder mehrere ähnliche Themen im gleichen Stil abdecken möchte. Dass ich kaum Serien produziere, liegt auch daran, dass ich meine einzelnen Fotos relativ lange und aufwändig bearbeite, teilweise inklusive Compositing, und somit auch aus Effizienzgründen einfach weniger auf „Serienproduktionen“ setze.
Am Tag meines Umzugs habe ich dieses Foto aufgenommen, bevor ich den Raum später mit Kisten und Einrichtungsgegenständen vollgestellt habe.
Zu Anfang meiner Zeit bei Fotolia habe ich häufig Urlaubsfotos hochgeladen. Doch auch jetzt noch zeigen viele meiner angebotenen Fotos Städte und Landschaften, andere zeigen Gegenstände, die ich im Studio oder anderswo fotografiert habe, z.B. auf Jahrmärkten. Personen hingegen sind kaum zu finden. Ich bin bisher eher selten wirklich los gezogen, um direkt für mein Stock-Portfolio zu produzieren – was ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal zu meinen hauptberuflichen Stock-Kollegen darstellen dürfte.
Dafür aber habe ich im Laufe der Zeit ein Gefühl dafür entwickelt, welche Motive in Stockagenturen gefragt sind und behalte das im Hinterkopf, wann immer ich die Kamera irgendwo hin einpacke.
Die meisten meiner bisherigen Stockfotos sind auf Städtetouren, in Urlauben oder aber am Rande von Aufträgen entstanden. Viele meiner Fotos nehme ich für Tourismus-Unternehmen, Hotelerie oder andere Business-Kunden auf. Andere biete ich später erst zum Direktkauf an und nehme nach dem Shoot Kontakt mit potentiellen Abnehmern, z.B. Postkarten-Verlagen auf. Man kann also bei einigen meiner Fotolia-Motive durchaus auch von einer Zweitverwendung sprechen.
Ein Städtetrip nach Hamburg geht immer! Ebenso gut verkauft sich dieses Motiv.
Im Vergleich zu einem „typischen“ Stock-Shooting – zum Beispiel von Robert – mit ausgesuchten Models, Locations und viel, viel Vorbereitung, hält sich mein Aufwand für Fotolia bisher eher in Grenzen. Auch finanziell. Da ich für meine Motive sowieso an Ort und Stelle bin, muss ich oftmals keine größeren Investitionen tätigen als beispielsweise den Eintrittspreis zu einer Aussichtsplattform. Entsprechend minimiert sich somit auch mein Risiko für den Fall, dass ich später auf den Bildern „sitzen bleibe“.
Im Austausch mit anderen Stockfotografen hat sich die thematische Streuung auch im Verkauf immer wieder als vorteilhaft heraus gestellt. Ich bin sowohl von aktuellen Themen-Trends als auch von den Jahreszeiten sehr viel weniger abhängig als meine Kollegen. Und dann wäre da noch der künstlerische Faktor: Ich nutze bei der Aufnahme meiner Bilder gerne erweiterte Fotografe-Techniken, wie zum Beispiel die Langzeitbelichtung oder ich erstelle Compositings in Photoshop. Diese Bilder verkaufen sich erfahrungsgemäß besonders gut. Wohl aber abhängig bin ich natürlich von der allgemeinen Kauflaune der Bildkäufer, die zum Beispiel im Sommer deutlich geringer ausfällt.
Einer meiner Bestseller: Dieses Motiv entstand im Winterurlaub in Davos, Schweiz bei einer Wanderung.
Ebenso deutlich macht sich bemerkbar, wenn Fotolia Änderungen an den Preismodellen oder der Verkaufsstrategie vornimmt, die uns Anbieter logischerweise immer direkt mit betreffen. Dazu zählt auch das Abo-Modell, das immer verbreiteter ist – was bei vielen Stockfotografen für erhebliche Umsatzeinbrüche sorgt.
Eine weitere Schwierigkeit für mich stellt die Selektion der Bildagentur dar: Landschaftsbilder haben es erfahrungsgemäß schwerer, angenommen zu werden. Doch wenn sie es dann durch die Selektion schaffen, werden sie meist sehr gut angenommen.
Man muss jedoch auch festhalten, dass mein aktuelles Portfolio bei Fotolia bisher nur 851 Aufnahmen beträgt und die Stockfotografie wie gesagt immer noch eine Nebeneinnahme für mich darstellt.
Ein extra für Fotolia erstelltes Compositing: Mein Kumpel Matthieu mit Virtual Reality Brille, im Hintergrund die Skyline von Los Angeles.
Ich bin Student der Digitalen Medienproduktion im 6. Semester und arbeite, wie schon erwähnt, parallel im Bereich Fotografie und Film. Dennoch stehe ich kurz vor dem Fotolia Status „Gold“ (10.000 verkaufte Lizenzen) und bin voll exklusiv. Falls das jemanden interessieren sollte: Die Exklusivität ist schlichtweg der Einfachheit geschuldet – bislang fehlten mir die zeitlichen Ressourcen, um mich um mehrere Agenturen kümmern zu können.
Über meinen Verdienst kann ich mich, obwohl ich ja nur ein „kleiner Fisch“ bin, nicht beschweren. Mit 11,4 Verkäufen pro Bild liege ich leicht über dem Durchschnitt. Mit den Einnahmen von Fotolia konnte ich zum Beispiel schon seit Anfang des Studiums meine Miete bezahlen – also nur 1,5 Jahre nach meinem Debüt in der Stockfotografie. Dadurch blieb mir ein „Themen-entfernter“ Nebenjob erspart und ich konnte mich trotz Uni weiter auf die Fotografie und somit auch wieder auf Stockfotografie konzentrieren.
Mein bisheriger Bestseller. Inzwischen schon ein paar Jahre alt doch noch immer vielseitig einsetzbar zum Thema Fotografie.
Momentan bereite ich mich darauf vor, mein Stock Portfolio weiter auszubauen und das Modell dann auch im größeren Rahmen zu testen. Da ich in den vergangenen vier Jahren ein Gefühl dafür entwickeln konnte, welche Motive sich im Stockbereich verkaufen, werde Ich wohl in Zukunft auch direkter für mein Portfolio produzieren. Doch den Anfang macht die Postproduktion: Auf meinen Festplatten wartet ein riesiges Foto-Archiv mit unangetasteten Rohdateien aus den 2 letzten Jahren, für deren Bearbeitung ich aufgrund anderer Projekte zuletzt keine Zeit mehr hatte. Außerdem habe ich durch meine Arbeit mit Film und Bewegtbild ein weiteres Verkaufsfeld für mein Portfolio entdeckt. Gerne berichte ich in Zukunft einmal, wie es damit weiter geht.
Ich kenne einige Fotografen, die in den letzten Monaten den Schritt in die Nicht-Exklusivität gewagt haben. Die Fotografen Michael Zwahlen und Sean Locke haben ihre Erfahrungen gut zusammengefasst.
In Gesprächen mit exklusiven iStockern tauchten immer wieder zwei Hürden auf, um zu anderen Agenturen zu wechseln.
Zum einen dachten viele Fotografen, dass alle Agenturen genauso komplizierte und komplexe Upload-Systeme wie iStock haben, was das Beliefern von vier bis acht Agenturen zu einem zeitraubenden Alptraum machen würde. Das Gegenteil ist der Fall: iStock hat mit Abstand das umständlichste System und ehemals exklusive iStock-Fotografen werden in der Regel positiv überrascht sein, wie leicht das Hochladen von Bildern woanders ist.
Zum anderen haben damals viele exklusive iStock-Fotografen nicht das IPTC-Metadaten-System für ihre Suchbegriffe, Bildbeschreibungen und Titel genutzt, sondern stattdessen direkt bei iStock oder dem Tool DeepMeta verschlagwortet. Das rächt sich, wenn man andere Agenturen beliefern will, weil die Daten alle neu eingegeben werden müssen.
Der Programmierer und Fotograf Frank Merfort hat jedoch lange gearbeitet, um endlich eine Lösung für das zweite Problem zu finden.
Seine Stockfoto-Verwaltung-Software Stock Photo Manager kann jetzt seit der neusten Version (1.5.0) alle wichtigen Informationen aus DeepMeta auslesen und auch in den IPTC-Daten abspeichern. Der Stock Photo Manager läuft auf Windows, Mac und Linux.
Auch wer bisher direkt auf der Webseite von iStock verschlagwortet hat, kann seine Metadaten exportieren. Dafür muss DeepMeta installiert werden, die Daten von iStock zu DeepMeta importiert werden und von da dann zum Stock Photo Manager.
Der Stock Photo Manager kann aber noch viel mehr: Sie erlaubt den Upload an viele verschiedene Agenturen, vielfältige Verschlagwortungsmöglichkeiten (unter anderem mehrsprachig), Model-Release-Verwaltung, Statistiken und vieles mehr. Für bis zu 200 Bilder und bis zu 3 Agenturen ist das Tool kostenlos, darüber hinaus muss eine Lizenz erworben werden, die sich für professionelle Fotografen allein durch die Zeitersparnis leicht rechnen sollte.
Frank hat mir zusagt, dass er in Kürze eine detaillierte Anleitung veröffentlichen wird, wie der Import von DeepMeta funktioniert, das werde ich dann nachreichen.
Vor paar Wochen hat der Hobby-Fotograf Michael Zwahlen in seinem Blog diesen englischen Artikel über die Exklusivität bei iStock veröffentlicht. Auf meinen Wunsch war Michael so freundlich, den Text etwas auszubauen und ins Deutsche zu übersetzen. Los geht’s, ab jetzt schreibt Michael:
Ich habe vor 15 Monaten den für mich grossen Schritt gewagt, nach sechs Jahren meine Exklusivität bei iStockphoto zu kündigen. Da ich stets aktives Mitglied der Community bei iStock war, werde ich seitdem regelmäßig gefragt, welche Erfahrungen ich seitdem gemacht habe.
Michael Zwahlen – Selbstportrait zum Verkauf über Stocksy
Eine der häufigsten Fragen ist natürlich: Kann ich als Nicht-Exklusiver ähnlich viel Geld verdienen wie als Exklusiver?
Meine einfache Antwort: Ja. Zumindest ist mir das sehr schnell gelungen. Die etwas kompliziertere Antwort: Es kommt darauf an.
Meine persönliche Vorgeschichte
Als ehemaliger Software-Entwickler und Projektleiter habe ich die Fotografie für mich Ende der 1990er Jahre eher aus dem Interesse an Kameras als „Gadgets“ entdeckt: Meine erste Digitalkamera war eine Olympus mit VGA-Auflösung, als 640x480 Pixel (0,3 Megapixel!). Die Bildqualität war im wahrsten Sinne be„rauschend“. Ende 2001 habe ich mir eine Sony F505V zugelegt, die mit einem fest eingebauten Zeiss-Objektiv und 2,6 Megapixel schon brauchbare Bilder produzierte.
Gleichzeitig entstanden die ersten Online-Dienste, über die „jedermann“ seine Fotos zur Lizenzierung anbieten konnte. Da ich damals in der Schweiz wohnte, las ich über die Gründung von ImagePoint, bewarb mich und wurde akzeptiert. Ich wusste jedoch wenig über Fotografie, bekam wenig Bilder akzeptiert, freute mich aber über zwei oder drei Verkäufe pro Jahr.
Der erste Bildverkauf 2002 von Michael Zwahlen bei ImagePoint
Bis Anfang 2007 wurde Fotografie dann zu meinem Lieblings-Hobby, und ich begann zu recherchieren, ob ich damit nicht zumindest genug Geld verdienen könnte, um ab und zu eine neue Kamera oder eine Reise zu finanzieren. Ich entdeckte Microstock, wurde bei iStockphoto im 2. Versuch akzeptiert und bei Shutterstock abgelehnt. Ich konzentrierte mich also zunächst auf iStock und lernte schnell und viel aus der damals sehr aktiven und unterstützenden Community.
Die nächsten sechs Jahre habe ich mich dann für die Exklusivität entschieden und halte die Entscheidung auch bis heute für richtig. Als Hobby-Fotograf habe ich dort mit relativ wenig Bildern und wenig administrativem Aufwand gutes Geld verdient. Bis im Herbst 2011. Damals hat iStock seine Suche umgestellt, als Ergebnis brachen die Umsätze meiner Bestseller und damit mein ganzer Umsatz innerhalb von drei Monaten um über 50% ein.
Ende 2012 habe ich mich zur Kündigung meiner Exklusivität entschieden. Damals habe ich noch mit einer Partnerin zusammen gearbeitet, und wir haben mein (kleineres) Portfolio als Testprojekt für die Nicht-Exklusivität genutzt. Seit Mitte 2013 arbeite ich Vollzeit daran, mein Portfolio auszubauen und von der Stock-Fotografie zu leben.
Die ersten Erfahrungen
Der Schritt in die Nicht-Exklusivität bedeutet zunächst, dass man sein gesamtes bestehendes Portfolio zunächst „wiederfinden“, zusammenstellen und eventuell überarbeiten muss. Als iStock-Exklusiver ist die Motivation nicht sehr groß, die Metadaten bereits in Lightroom oder Photoshop zu verwalten, da man anschließend sowieso die Arbeit erneut mit Hilfe des „Kontrollierten Vokabulars“ von iStock machen muss. Zwar hatte ich bereits in knapp der Hälfte meiner Bilder die Metadaten eingetragen, bei mehr als 500 Bildern musste ich das jedoch noch nachholen.
Zudem musste ich von teilweise vier oder fünf Jahre alten Bildern die Model Releases zusammensuchen. Zum Glück war ich in dieser Hinsicht auch gut genug organisiert, dass mir dies in kurzer Zeit gelang. Ich stellte jedoch fest, dass ich einen Teil meines Portofolios nicht anderweitig verwenden konnte: Bilder, die ich auf „Minilypses“ oder „iStockalypses“ geschossen habe, den von iStock organisierten und mitfinanzierten Gruppen-Shootings. Diese Bilder sind auch für Nicht-Exklusive vertraglich an iStock gebunden. Da ich diese Events gerne besuchte, habe ich nach wie vor einige hundert Fotos exklusiv bei iStock, erhalte jedoch die nicht-exklusive Bezahlung hierfür. Auch hatte ich für einige Shootings Model Releases mit dem deutschsprachigen Vordruck von iStock verwendet. Als iStock-Exklusiver natürlich kein Problem, aber so manche Agentur will einen nicht-englischen Vertrag mit einem fremden Firmenlogo einfach nicht akzeptieren.
Da man nach der Kündigung der Exklusivität noch 30 Tage warten muss, hatte ich jedoch ausreichend Zeit, um etwa 500 meiner 1.800 Bilder vorzubereiten und hatte diese praktisch sofort nach Auslaufen dieser Wartezeit bei Shutterstock, Fotolia, Depositphotos, 123RF, CanStockphotos und GL Stock online. Innerhalb von drei Monaten waren es dann über 1.000 Bilder bei neun Agenturen.
Wie sich die Einnahmen entwickelten
Wer die Exklusivität bei iStock aufgibt, sieht sich unmittelbar mit zwei Faktoren konfrontiert: Erstens sinkt der prozentuale Anteil an den Einnahmen, in meinem Fall von 30% auf 17%. Hinzu kommt jedoch auch, dass die Bilder günstiger angeboten werden. Ich hatte nur wenige Bilder in Vetta, aber meine Exklusive+ Bilder haben regelmäßig Erträge von $10 bis $20 erzielt. Als exklusiver iStock-Fotograf ist man eigentlich kein echter Microstocker mehr, denn viele Bilder werden eher zu Midstock-Preisen von $50 oder $200 angeboten.
Anfang 2013 hatte ich hier in der Regel nur noch halb so hohe Preise, inzwischen werden nach einer Preissenkung Mitte 2013 sogar für nur noch 1–7 Credits angeboten. Der Einbruch bei den Einnahmen bei iStock betrug insgesamt also etwa 75–80%.
Übliche Verkaufspreise bei iStock als exklusiver Fotograf…
Trotzdem hat es in meinem Fall nur wenige Monate gedauert, bis ich wieder ungefähr gleich hohe Einnahmen erzielte wie in meinem letzten Jahr als exklusiver iStocker: Shutterstock hat hier den größten Teil übernommen, aber auch bei Fotolia konnte ich schnell auf regelmäßige Einnahmen zählen. Überraschend schnell und gut sind auch meine Einnahmen aus dem Partner-Programm von iStock gestiegen. Als Exklusiver hatte ich noch die Option, den Großteil meines Portfolios aus dem Vertrieb über Thinkstock und photos.com auszuschliessen, als Nicht-Exklusiver kommen heute etwa die Hälfte meiner iStock-Einnahmen aus dem Partner-Programm.
…und hier danach als nichtexklusiver Fotograf.
Im April 2013 – also nach nur drei Monaten – konnte ich wieder ähnliche Einnahmen erzielen wie im Vorjahresmonat. Seit Juni 2013 habe ich bis auf eine Ausnahme jeden Monat im Jahresvergleich mehr Lizenzeinnahmen erzielt. Im Jahr 2014 habe ich bisher jeweils rund 50% mehr Umsatz erzielt als in meinem letzten Jahr als iStock-Exklusiver. Für mich persönlich ist die Entscheidung zur Unabhängigkeit also voll aufgegangen, und zwar schneller als erwartet.
Übliche Verkaufserlöse bei Shutterstock
Lassen sich diese Erfahrungen auf andere übertragen?
Hier kann man Zweifel anmelden: Zum einen bin ich kein überragender Fotograf. Ich habe keinerlei formale Ausbildung, keine anderen Erfahrungen im grafischen Bereich. Etablierte und erfahrene Fotografen haben möglicherweise eine deutlich höhere Qualität. Mir sind die geringeren Qualitätsanforderungen (vor allem in Bezug auf die Bildästhetik) der Microstock-Agenturen also entgegen gekommen. In Bezug auf Bildrauschen oder Artefakte zahlen sich die Erfahrungen mit den (früheren) harten Inspektionen bei iStock aus: Meine Akzeptanzquote liegt bei den meisten Agenturen bei deutlich über 90%.
Portfolio-Zuwachs bei den verschiedenen Bildagenturen
Ich habe jedoch stets gesagt, dass meine Bilder sich vermutlich eher im billigen Bereich verkaufen. Mit den ständigen Preiserhöhungen bei iStockphoto wurde es zwar vielen professionellen Fotografen ermöglicht, aufwändigere Shootings zu finanzieren, meine Bilder konnten sich bei den höheren Preisen aber nicht gut behaupten. Ich war von wenigen Ausnahmebildern abhängig.
Zudem hatte ich nur wenige Bilder in den Top-Kollektionen Vetta und The Agency Collection, mit denen sich hohe Lizenzeinnahmen sowohl bei iStock selbst als auch über die Getty-Seite erzielen ließen. Meine Einnahmen aus der Partnerschaft mit Getty betrugen weniger als 5%, daher habe ich hier praktisch keine Verluste gehabt. Andere iStock-Fotografen erzielen teilweise bis zu 20% ihrer Lizenzeinnahmen über die Getty-Seite und weitere 20% aus den höherpreisigen Kollektionen. Diese Bilder werden bei einer Vermarktung über Shutterstock & Co ziemlich sicher keine ähnlichen Umsätze erzielen.
Auch hatte ich das Glück, als einer der Gründungs-Fotografen bei Stocksy United bereits von Anfang an auch eine Agentur zu haben, bei der ich „künstlerisch höherwertige“ Bilder platzieren konnte, die sich zahlenmäßig eher selten verkaufen, bei denen der Kunde aber zumeist auch kein Problem damit hat, $50 oder $100 für eine Lizenz zu bezahlen. Mit Westend61 habe ich außerdem eine Macrostock-Agentur gefunden, die einen Teil meiner Bilder über ihre Vertriebskanäle vermarktet. Schließlich habe ich einige Bilder über die (inzwischen nicht mehr existierende) Getty-Flickr-Kollektion vertrieben.
Natürlich gibt es einen weiteren Faktor: Das Arbeitsvolumen. Ich kann heute nicht ausschließen, dass ich mit vergleichbar viel Arbeit auch als iStock-Exklusiver wieder deutlich mehr verdienen würde als zuletzt in 2012. Hatte ich zum Ende meiner Exklusivität rund 1.800 Bilder in meinem Portfolio, sind es heute bereits deutlich über 3.000.
Meine persönlichen Schlussfolgerungen
Ich glaube, mit dem wachsenden Volumen an Bildern in Microstock wird es schwieriger, sich ausschließlich und mit allen Bildern in diesem Markt zu positionieren. Ausgewählte Bilder sollten zu höheren Preisen angeboten werden. Für 2014 erwarte ich, dass ich in diesem Bereich rund 10% meiner Lizenzeinnahmen erziele. Mittelfristig ist es mein Ziel, rund 20% meiner Bilder über höherpreisige Agenturen anzubieten und entsprechend hohe Einnahmen in diesem Bereich zu generieren.
All dies muss man sich jedoch erarbeiten, wenn man die Exklusivität bei iStockphoto aufgibt. Die Idee, alle Bilder einfach bei Shutterstock und Fotolia hochzuladen, halte ich für zu riskant. Hier gehen viele – auch gute – Bilder einfach in der Masse unter. Die Nicht-Exklusivität sollte ja gerade den Vorteil bieten, dass man für sich und seine Bilder alle Kanäle und alle Marktsegmente beliefern kann. Diesen Vorteil muss man nutzen.
Für mich der wesentliche Vorteil nach der Exklusvität war jedoch einerseits ein großer Motivationsschub und andererseits die unerwarteten Möglichkeiten: Als Exklusiver ist man den Änderungen bei einer einzigen Agentur ausgeliefert. Zwar kann man iStock und Getty nicht für alle Entwicklungen des Marktes verantwortlich machen, aber einige Probleme waren und sind hausgemacht. Das kann stark belasten, wenn man von den Einnahmen dort abhängig ist. Wie bei mir gesehen, kann eine Änderung im Suchalgorithmus sehr kurzfristig zu einem Einbruch der Einnahmen führen.
Verteilung der Einnahmen auf die verschiedenen Bildagenturen
Zwar lese ich heute auch noch aufmerksam alle Änderungen bei den verschiedenen Agenturen. Aber ich bin nicht mehr abhängig davon, bei jeder Änderung auf der Seite der Gewinner zu sein. Falls eine Agentur heute ihre Suchergebnisse ändert, betrifft dies immer nur einen Teil meiner Einnahmen. Ich kann mich allgemeinen Markttrends zwar nicht entziehen, aber zumindest gleichen sich Schwankungen leichter aus.
Schließlich eröffnen sich teilweise Möglichkeiten, die man als iStock-Exklusiver nie auch nur in Erwägung gezogen hätte. Rund 20% meiner Einnahmen heute erziele ich ausserhalb der Stock-Fotografie. Das hätte ich zwar auch als iStock-Exklusiver machen können, jedoch hat man dort verständlicherweise einen sehr eingeschränkten Blick.
Insgesamt bin ich mit meiner persönlichen Entwicklung sehr zufrieden, auch wenn ich insgesamt noch zu wenig Geld verdiene. Neben der finanziellen Situation hat sich vor allem auch meine Perspektive auf die Fotografie geändert: Wenn man ausschließlich für iStock produziert, schränkt man sich fotografisch oftmals stark ein – man macht einfach das, wovon man bereits weiß, dass es akzeptiert wird und sich verkauft. Heute kann ich viel mehr Risiken eingehen, auch mal ungewöhnliche Motive oder eine neue Bearbeitungstechnik auszuprobieren. Zwar erhalte ich dann auch öfter Ablehnungen bei einer Agentur, kann es dann aber auch bei einer zweiten oder dritten probieren.
Meine Zahlen deuten darauf hin, dass ich im Herbst an meine besten Monate aus den Jahren 2010 und 2011 anknüpfen kann. Und ich bin überzeugt, dass ich 2015 neue Rekordeinnahmen vermelden kann. Daher kann ich voller Überzeugung sagen, dass ich den Schritt in die Nicht-Exklusivität in den letzten 15 Monaten nicht ein einziges Mal bereut habe.
Ich gebe zu, die Überschrift ist gewagt. Gibt es doch einige Fotografen, die zum Beispiel exklusiv bei iStock oder Fotolia sind, aber trotzdem gutes Geld verdienen.
Trotzdem glaube ich, dass diese Art der Geschäftsbeziehung zwischen Fotografen und Microstock-Bildagenturen auf dem absteigenden Ast ist. Vor ca. zwei Jahren hatte ich hier im Blog die Vorteile und die Nachteile von Exklusivität aufgelistet. Mittlerweile hat sich der Markt geändert und ich würde die Gewichtung anders verteilen. Zugunsten der Nachteile. Warum?
Machen wir einen Schritt zurück: Wir reden hier von „Fotografenexklusivität“, nicht von „Bildexklusivität“. Bei der Fotografenexklusivität verpflichtet sich der Fotograf in der Regel, sein gesamtes RF-Bildmaterial nur der einen Bildagentur zukommen zu lassen. Bei der Bildexklusivität kann der Fotograf diese Entscheidung pro Bild treffen.
Logischerweise lohnt sich eine Exklusivität nur bei Agenturen, die genug Umsätze erzielen. In der Praxis sind das hauptsächlich iStock und Fotolia, unter Umständen vielleicht noch Dreamstime.
Aber sowohl iStock als auch Fotolia haben im letzten Jahr einige Änderungen auf der Webseite gemacht, die sich negativ für deren exklusive Fotografen ausgewirkt haben. Was haben die Agenturen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – getan? iStock hat zum Beispiel einerseits die kleinen Icons an den Bildern entfernt, mit denen Käufer auf den ersten Blick erkennen konnten, dass ein Foto exklusiv war. Jetzt steht nur noch auf der Detailseite, dass ein Foto dort exklusiv erhältlich ist, was de facto jedoch nicht immer stimmt, wie das Beispiel Yuri Arcurs auch nach über sechs Monaten „Exklusivität“ zeigt. Sein Bild „Geschäftsleute mit Fragezeichen“, was bei iStock als „Only from iStock“ markiert ist, wird weiter hier oder hier oder hier günstiger angeboten.
Darüber hinaus schwächte iStock ihre Definition von Exklusivität, indem sie von „Fotografen“ auf „Bilder“ umstellten: Früher bedeutete die Krone bei iStock: „Images from this photographer are only available on iStockphoto“, heute heißt es nur „These icons highlight files created by iStock exclusive artists. This means they can only be found on iStock and select Getty Images partner sites.“
Außerdem hob iStock das Upload-Limit für nicht-exklusive Fotografen auf, was einen der bisherigen Vorteile für Exklusivität – die Möglichkeit, deutlich mehr Bilder pro Woche hochladen zu dürfen – nichtig macht. Diese und andere Faktoren scheinen dazu zu führen, dass exklusive iStock-Fotografen teilweise starke Umsatzeinbußen haben. Michael Zwahlen hat nach dem Ende seiner iStock-Exklusivität vor zehn Monaten im Oktober erstmals sogar mehr verdient als in einem Monat der letzten zwei Jahre.
Doch lassen wir mal iStock in Ruhe und schauen uns Fotolia an.
Dort gab es meines Wissens noch nie ein Abzeichen, Symbol oder gar einen Suchfilter, mit dem exklusive Dateien vom Käufer erkannt werden konnten. Eine der Legitimationen für höhere Preise, die exklusive Fotografen dort verlangen dürfen, wird dem Käufer demnach nicht vermittelt. Zudem wurden im Juli die Möglichkeiten der automatischen Preisreduzierung erhöht, was bedeutet, dass exklusive Fotografen prozentual stärker von niedrigeren Preisen betroffen sind als nichtexklusive Fotografen. Auch wurde im September den Fotografen die Möglichkeit genommen, exklusive Fotos aus dem Abo-Programm auszuschließen. Auch scheinen exklusive Fotografen bei Fotolia von der Suchumstellung im April 2013 stärker betroffen zu sein als nichtexklusive Fotografen, wenn man den Kommentaren hier im Blog Glauben schenkt.
Da sich die Agenturen bei solchen Entscheidungen nur ungern in die Karten schauen lassen, kann nur vermutet werden, aus welchen Gründen die oben genannten Änderungen umgesetzt wurden.
Wenn wir uns aber die Nachteile der Exklusivität aus Sicht der Bildagenturen und Käufer anschauen, wird klar, warum Exklusivität nicht mehr so stark propagiert wird wie noch vor fünf, sechs Jahren.
Auf der Hand liegt, dass Agenturen exklusiven Fotografen mehr Prozente zahlen müssen als nichtexklusiven Fotografen. Da exklusive Fotografen nicht nach Qualität ausgesucht werden, bedeutet das auch, dass die exklusiven Fotos nicht automatisch besser sind. Und selbst wenn exklusive Fotos super sind, gibt es genügend nichtexklusive Fotografen, welche die gleichen oder sehr ähnlichen Motive woanders anbieten. Einem grünen Apfel vor weißem Hintergrund sieht man nicht an, ob er exklusiv ist oder nicht. Dafür dann je nach Agentur als Kunde doppelt so viel bezahlen zu müssen, sehen wenige Käufer ein.
Agenturen wie Shutterstock, die ausschließlich nichtexklusiv arbeiten, scheinen trotzdem – oder gerade deswegen – steigende Umsätze zu erzielen. In diesem Blogpost erklärt der Shutterstock-CEO Jon Oringer auch, warum aus seiner Sicht Exklusivität für RF-Fotos nichts bringt: „Exklusivität bedeutet nicht, dass ein Bild weniger genutzt wurde, es bringt dem Käufer also keinen Vorteil.“
Die meisten professionellen Fotografen, also die, welche regelmäßig viele gute, verkäufliche Bilder liefern, sind in der Regel nichtexklusiv, weil sie nicht von einer Agentur mit stark schwankenden Algorithmen abhängig sein wollen. Eine Ausnahme bildet da iStock, wobei sie in der Vergangenheit auch einige ihrer Top-Exklusiven verloren oder gefeuert haben (siehe Sean Locke). Notfalls bedienen sich exklusive Fotografen gerne eines – eigentlich nicht erlaubten – Tricks: Wer exklusiv bei einer Agentur ist, lässt einfach seine Frau, sein Kind, seine Oma oder ein anderes Familienmitglied unter dessen Namen Konten bei anderen Bildagenturen eröffnen und kommt so in den Genuss der Vorteile beider Welten.
Wie passt aber meine pessimistische Analyse zur Exklusivität mit der Entscheidung des Top-Fotografen Yuri Arcurs zusammen, exklusiv zu iStock zu gehen? Auch vom kaum minder guten Fotografen Andres Rodriguez wurde erst kürzlich ein neues exklusives Portfolio bei iStock gesichtet. Spricht das nicht für Exklusivität? Im Gegenteil. Yuri Arcurs hat sich mit seinem eigenen Bildershop peopleimages.com die Möglichkeit offen behalten, seine Fotos auch „woanders“ zu verkaufen (oder zumindest iStock dazu gebracht, die Definition von „Partnerseiten“ sehr stark zu dehnen).
Auch Andres Rodriguez scheint einen Deal zu haben, der es ihm erlaubt, parallel auch nicht-exklusiv seine Bilder hier und bei anderen Bildagenturen zu verkaufen. Solche „Deals“ benachteiligen logischerweise die exklusiven Fotografen, welche nicht die Verhandlungsmacht haben, sich solche Vorteile zu sichern. Ein Grund mehr gegen die Exklusivität.