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Generatives Füllen in Adobe Photoshop – Erste Erfahrungen mit der Beta

Seit eini­gen Wochen gibt es in der Beta-​Version von Adobe Photoshop die Möglichkeit, den neu­en „Generative Füllung“-Befehl aus­zu­pro­bie­ren. Das ist qua­si die Integration der Adobe Firefly-KI direkt als Tool in Photoshop, mit der ihr belie­bi­ge Elemente direkt in eure Bilder gene­rie­ren las­sen könnt – durch künst­li­che Intelligenz.

In den letz­ten Wochen habe ich eini­ge Beispiele der neu­en KI-​Fähigkeiten auf mei­ner Facebook-​Seite gezeigt (also folgt mir dort, falls ihr schnel­ler infor­miert wer­den wollt), aber je mehr ich die Funktion nut­ze, des­to mehr bekam ich das Gefühl, dass ich damit den neu­en Möglichkeiten nicht gerecht würde.

Deshalb will ich heu­te eini­ge mei­ner Experimente im Blog vor­stel­len, damit ihr eine Ahnung davon bekommt, was alles – nicht in Zukunft – son­dern ab sofort in Photoshop mög­lich ist.

Was ist der „Generative Fill“-Befehl in Photoshop?

Seit der neus­ten Photoshop-​Version wer­den je nach Werkzeug und Aktion im Bild häu­fig genutz­te Befehle in einer Shortcut-​Leiste ein­ge­blen­det. Wenn eine Markierung, also so eine gestri­chel­te Linie, aktiv ist, ist der ers­te Befehl in der Beta-​Version von Photoshop der „Generative Fill“.

Wer dar­auf klickt, kann ent­we­der Text in ein Bedienfeld ein­tip­pen oder ein­fach direkt auf „Generieren“ kli­cken. Wer Text ein­gibt, gibt damit den „Prompt“ an (ver­gleich­bar mit der Texteingabe bei KI-​Tools wie Midjourney, Stable Diffusion oder Dall‑E 2), wel­chen die KI zu einem Bildinhalt umwan­deln soll. Wer dar­auf ver­zich­tet, gibt der KI freie Hand bei der Motivauswahl und die KI ver­sucht dann, den mar­kier­ten Bereich so zu fül­len, dass er sich naht­los ins vor­han­de­ne Bild einpasst.

Damit han­delt die KI qua­si wie beim Befehl „Inhaltsbasiertes Füllen“, nur in deut­lich bes­se­rer Qualität und mit dem Unterschied, dass die Füllung nicht aus dem bestehen­den Bild genom­men wird, son­dern aus den Trainingsdaten der KI. Das hat den Vorteil, dass deut­lich grö­ße­re Bereiche gefüllt wer­den kön­nen und kei­ne unna­tür­li­chen Wiederholungsmuster ent­ste­hen, wie das beim „inhalt­ba­sier­ten Füllen“ manch­mal der Fall war.

Möglichkeiten in der Beta-Version

Die Adobe-​eigene KI „Firefly“ befin­det sich aktu­ell in der Betaphase zum Testen für die nicht-​kommerzielle Nutzung und auch das „Generative Füllen“ in der Beta-​Version von Photoshop ist aktu­ell nur für nicht-​kommerzielle Anwendungen freigegeben.

In den letz­ten Tagen habe ich ver­stärkt bewusst nur mit der Beta-​Version gear­bei­tet und pro­biert, an wel­chen Stellen die KI mich bei der Arbeit unter­stüt­ze könn­te. Okay, manch­mal habe ich auch ein­fach nur rum­ge­al­bert und aus­pro­biert, ob die KI mei­ne lus­ti­gen Ideen glaub­haft umset­zen könnte.

Schauen wir uns eini­ge der Ergebnisse an:

Das männ­li­che Model hat ver­ges­sen Bescheid zu geben, dass er sich seit dem Sedcard-​Shooting ver­än­dert hat und taucht am Set mit einem Schnauzbart auf? Kein Problem, ein­fach mar­kie­ren und weg ist der Bart.

Das Model trägt nur ein Hemd, soll aber wie die ande­ren Personen im Bild einen dunk­len Anzug tra­gen? Oder einen roten? Oder ein T‑Shirt? Oder einen Neoprenanzug? Oder doch lie­ber eine Lederjacke?
Auch hier kein Problem, den Körper mar­kie­ren und in das Feld für die gene­ra­ti­ve Füllung das gewünsch­te Kleidungsstück auswählen.

Im KI-​Bild ist die Smartwatch am Handgelenk nur mat­schi­ger Brei? Dann halt mit der zwei­ten KI, also hier Firefly, ein pas­sen­des Display für die Uhr generieren.

Beim Gruppen-​Businessfoto will der Kunde mehr Diversität im Bild haben? Einfach paar Köpfe im Hintergrund mar­kie­ren und gegen ande­re austauschen.

Diesen Trick nen­ne ich „den Trotzki machen“: Eine Person auf dem Foto soll ver­schwin­den, wie auf dem Lenin-​Foto von Grigori Goldstein im Jahr 1920? Einfach mar­kie­ren und auf „gene­ra­ti­ve Füllung“ kli­cken. Wer ins Textfeld statt­des­sen eine ande­re Personenbeschreibung ein­fügt, kann die Person auch austauschen.

Ihr habt eine Aufnahme und wollt „raus­zoo­men“? Geht jetzt ein­fach, indem ihr die Leinwand ver­grö­ßert und den nun lee­ren Teil mar­kiert und gene­ra­tiv fül­len lasst. Der schwar­ze Rahmen dient hier als Markierung, alles außer­halb davon ist KI-​generiert, inner­halb ist eine Drohnenaufnahme.

Aerial view of rural land­scape in Ellenberg, Germany in summer

Die Karre vor eurer Haustür ist zu klein? Einfach mar­kie­ren und zack, wird ein Panzer draus.
Hier wird auch erkenn­bar, wie pro­ble­ma­tisch die­se Technik für die Erstellung von „Fake News“ sein kann.

Das Generative Füllen funk­tio­niert nicht nur mit Teilen vom Bild. Auch eine kom­plett lee­re Leinwand kann mar­kiert und gefüllt wer­den, wie hier in mei­nem Beispiel mit einem Dschungel. Im nächs­ten Schritt habe ich den Dschungel mit etli­chen Tieren bevölkert.

Erkenntnisse des Beta-Tests

Es ist leicht erkenn­bar, wie mäch­tig und nütz­lich das neue KI-​Tool in Photoshop sein kann. Bei den meis­ten Fällen lie­fert die Generative Füllung gan­ze Arbeit. Nur bei eini­gen Prompts ver­steht Photoshop (bis­her) ein­fach nicht, was gemeint ist. Beim obi­gen Beispiel, wo ich zuerst die Person ent­fernt und danach mit einer Frau ersetzt habe, woll­te ich eigent­lich „Batman“ sehen, aber da hat wohl ein inter­ner „Intellectual Property“-Filter ange­schla­gen und das Ergebnis in eine ande­re Richtung gelenkt.

Mehrmals stieß ich aber auch bei mei­ner Meinung nach unver­fäng­li­chen Bearbeitungen auf die Fehlermeldung „Die erzeug­ten Bilder wur­den ent­fernt, da sie gegen Benutzerrichtlinien ver­sto­ßen“ und Photoshop lie­fer­te ein­fach kei­ne oder weni­ger als drei Ergebnisse. Das pas­sier­te zum Beispiel manch­mal, wenn ich schie­fe, krum­me Zähne von KI-​Portraits mar­kiert hat­te und – ohne kon­kre­ten Prompt – schö­ne­re Zähne haben woll­te. Aber auch, wenn ich Gebäudefassaden auf­hüb­schen oder repa­rie­ren woll­te, erhielt ich ab und zu Meldung, was nach einer Weile den Workflow unschön unterbrach.

Die KI in Photoshop lie­fert gene­rell knack­schar­fe Ergebnisse, aber vor allem bei grö­ße­ren Auflösungen kommt die KI manch­mal an ihre Grenzen und die KI-​Füllungen wer­den unscharf. Das liegt dann meist dar­an, dass der mar­kier­te Bereich grö­ßer als ein Megapixel (1024x1024 Pixel) ist. Bis zu die­ser Größe arbei­tet die KI bis­her nativ, alles was grö­ßer ist, wird künst­lich hoch­ska­liert, was eben zur Unschärfe füh­ren kann. Eine mög­li­che Abhilfe ist hier, bei gro­ßen Aufträgen die Fläche in klei­ne­re Bereiche zu unter­tei­len und die „Generative Füllung“ mehr­mals lau­fen zu lassen.

Die Vergütung der Urheber an den Trainingsdaten

Adobe wirbt damit, dass deren KI im Gegensatz zu gewis­sen ande­ren Anbietern recht­lich und ethisch „sau­ber“ sein soll, weil die Trainingsdaten alle legal genutzt wor­den seien.

Adobe beruft sich hier vor allem dar­auf, dass sie die Bilder aus ihrem Adobe Stock-​Portfolio für Trainingszwecke ver­wen­det haben. Das ist in den Nutzungsbedingungen für Adobe Stock-​Anbieter vom 15. April 2022 gere­gelt, wo es plötz­lich heißt: 

You grant us a non-​exclusive, world­wi­de, per­pe­tu­al, fully-​paid, and royalty-​free licen­se to use, repro­du­ce, publicly dis­play, publicly per­form, dis­tri­bu­te, index, trans­la­te, and modi­fy the Work for the pur­po­ses of ope­ra­ting the Website; pre­sen­ting, dis­tri­bu­ting, mar­ke­ting, pro­mo­ting, and licen­sing the Work to users; deve­lo­ping new fea­tures and ser­vices; archi­ving the Work; and pro­tec­ting the Work.“

(Hervorhebung durch mich)

Bezahlt wur­den die Adobe Stock-​Anbieter bis­her für ihre Trainingsdaten noch nicht, was das „ethisch“ etwas grau­er wer­den lässt. Zurecht sind daher eini­ge Adobe Stock-​Anbieter etwas sau­er, dass sie weder bezahlt noch rich­tig gefragt wur­den. Die Änderung der Nutzungsbedingungen geschah wie üblich ohne gro­ße Ankündigung oder gar Verweise auf geplan­te KI-Trainings.

Immerhin schreibt Adobe eher neben­bei auf Twitter, dass eine Kompensation der Urheber geplant sei, wenn die Firefly-​KI die Betaphase verlasse:

Was habt ihr bis­her mit dem Tool umset­zen kön­nen?
Was ist eure Meinung zu dem Werkzeug?
Schreibt es ger­ne in die Kommentare.

Fotos von Geldscheinen in Adobe Photoshop öffnen und bearbeiten (Version 2021)

Vor fünf Jahren hat­te ich hier schon mal eini­ge (lei­der eher unbe­que­me Möglichkeiten) ver­öf­fent­licht, wie ihr die Geldschein-​Sperre in Adobe Photoshop umge­hen könnt, um nicht an der Fehlermeldung „Das Bearbeiten von Banknoten wird von die­ser Anwendung nicht unter­stützt“ zu scheitern.

Nun hat mir der Leser André Morre freund­li­cher­wei­se eine Email geschickt, in der er mich auf eine wei­te­re Möglichkeit hin­wies. Diese ist ers­tens viel beque­mer und funk­tio­niert zwei­tens auch mit allen aktu­el­len Photoshop-Versionen.

André sagt, dass man das betrof­fe­ne Foto ein­fach im ACR (Adobe Camera Raw), dem RAW-​Entwickler von Photoshop öff­nen soll.

Das geht z.B. in Adobe Bridge mit dem Befehl „In Camera RAW öff­nen…“ oder durch Doppel-​Klick auf eine RAW-​Datei im Datei-​Browser, wenn Photoshop als Datei-​Standard für RAW-​Dateien hin­ter­legt ist.

Ist die Datei dann offen, sieht es so aus (bei mir getes­tet mit der neus­ten Camera Raw Version 13.02):

Geldschein-​Foto im Camera RAW-​Editor von Adobe Photoshop

Statt „Öffnen“ klickt ihr nun oben rechts (sie­he roter Pfeil) auf das unschein­ba­re „Konvertieren“-Symbol. Dann öff­net sich ein Fenster mit „Speicheroptionen“, wo ihr unter ande­rem mit­tig das gewünsch­te Format, z.B. PSD, TIFF, PNG oder JPG wäh­len könnt. Nun ein­fach dort „PSD“ aus­wäh­len und abspeichern.

Die so abge­spei­cher­te Photoshop-​Datei lässt sich nun pro­blem­los in jeder Photoshop-​Version öff­nen. Getestet habe ich das mit der neus­ten Version V. 22.01 (Photoshop 2021).

Die Sperre zum Bearbeiten von Geldscheinen nennt sich Counterfeit Deterrence System (CDS) und wird von Adobe frei­wil­lig imple­men­tiert, um das Fälschen von Geldscheinen zu erschwe­ren. Das nervt jedoch auch Designer und Fotografen, wel­che Geldschein-​Abbildungen für ihre Arbeit brauchen.

Deshalb noch der recht­li­che Hinweis: Das Fotografieren und Bearbeiten von Banknoten ist erlaubt, es darf aber kein Falschgeld oder täu­schend ech­tes Geld her­ge­stellt werden.

Kennt ihr noch wei­te­re, aktu­el­le Methoden, um die Sperre zu umge­hen?

Update 27.1.2021: Hier ein wei­te­rer Hinweis eines ande­ren Lesers: Die Datei kann auch in Capture One ent­wi­ckelt und als PSD-​Datei gespei­chert wer­den, dann wird die­se auch von Photoshop pro­blem­los geöffnet.

Praxis-​Test: Fixel Recolor Plugin Panel für Photoshop (mit Verlosung)

Mit weni­gen Klicks den Bildlook eines Bildes auf ein ande­res über­tra­gen? Das klingt zu gut, um wahr zu sein und doch ist es das, was das „Fixel Recolor Panel“ für Adobe Photoshop verspricht.

Fixel Recolor“ ist ein Photoshop Panel des deut­schen Programmierers Thomas Zagler (Zusammerarbeit mit Fixel Algorithms), der schon eini­ge sol­cher Plugin-​Panels ver­öf­fent­licht hat.

Im Grunde besteht „Fixel Recolor“ aus zwei Arbeitsschritten.

Zuerst kann ein Bild ana­ly­siert wer­den, ent­we­der ein offe­nes Bild in Photoshop, ein mar­kier­ter Ausschnitt des Bildes oder ein Bild auf der Festplatte. „Fixel Recolor“ erstellt dann basie­rend auf die­sem Bild eine Farbpalette, wahl­wei­se mit 1 bis 20 ver­schie­den Farben.

Diese so erstell­te Farbpalette kann dann etwas bear­bei­tet wer­den, sie­he die­ser Screenshot:

Die Farben kön­nen nach Luminanz sor­tiert wer­den, alle Farben kön­nen der Photoshop-​Bibliothek als ein­zel­ne „Farbfelder“ hin­zu­ge­fügt wer­den oder die Farbwerte kön­nen etwas ver­scho­ben („shift“) werden.

Die Kernaufgabe des Plugins ist es jedoch, die­se Farbpalette als Preset zu spei­chern oder direkt auf ein ande­ren Bild anzuwenden.

In den Einstellung gibt es dazu meh­re­re Möglichkeiten, wie genau die Farbplatte ange­wen­det wer­den soll:

Als Mischmodus kann „Weiches Licht“, „Hartes Licht“ oder „Ineinanderkopieren“ gewählt wer­den und die Deckkraft kann defi­niert werden.

Wird die Farbpalette auf ein Bild ange­wen­det, erstellt das Tool eine neue „Verlaufsumsetzung-​Ebene“ über der akti­ven Ebene mit dem gewünsch­ten Ebenenmodus, wel­cher auch nach­träg­lich geän­dert wer­den kann.

Wie das in der Praxis wir­ken kann, sehr ihr hier an mei­nem Beispiel, rechts ist das Original zu sehen, links mit der Farbpalette aus dem Herbst-Bild:

Beim roten Pfeil sehr ihr, dass das Plugin nicht-​destruktiv arbei­tet und die Einstellungsebene ein­fach aus­ge­blen­det oder wie in mei­nem Beispiel nur teil­wei­se ange­wen­det wer­den kann.

Prinzipiell funk­tio­niert das Panel sehr gut, aber die Ergebnisse hän­gen logi­scher­wei­se sehr stark sowohl von der Eingangs-​Farbpalette als auch dem Bild ab, auf wel­ches die­se ange­wen­det wird.

Werden die Farben oder Einstellungen zu extrem gewählt, wie hier in die­sem Beispiel zu sehen (als Farbpalette wur­den die 6 Regenbogen-​Farben der LGBT-​Flagge gewählt, Mischmodus „Ineinanderkopieren“):

Da vie­le Tools für das Erstellen von Farbpaletten meist nur eine fixier­te Anzahl an Farben erlau­ben (Adobe Color zum Beispiel 5), ist „Fixel Recolor“ allein des­halb prak­tisch für Leute, die regel­mä­ßig Farbpaletten erstel­len müs­sen und die Farbanzahl selbst defi­nie­ren wollen.

Das „Fixel Recolor“ Panel ist hier für 30 USD erhält­lich.

Verlosung: 3x Fixel Recolor Plugin

Der Hersteller war so freund­lich, mir drei Coupon-​Codes zur Verfügung zu stel­len, mit denen ihr das Plugin auch kos­ten­los erhal­ten könnt.

Alles, was ihr dafür tun müsst, ist, einen Kommentar unter die­sem Artikel zu hin­ter­las­sen und dar­in den Satz „Ich wür­de Fixel Recolor ger­ne nut­zen, um _​_​_​_​_​“ zu vervollständigen.

Unter allen gül­ti­gen Einsendungen ver­lo­se ich am 2.11.2020 die Codes, die Gewinner wer­den per Email benach­rich­tigt. Der Rechtsweg ist aus­ge­schlos­sen, viel Glück!

Photocase: Schuldenschnitt, neues Beteiligungssystem und neue Preise

Vor eini­gen Wochen kün­dig­te Photocase weit­rei­chen­de Änderungen an, dar­un­ter eine Umstellung des Honorarsystems.

Heute wur­den nun die Details per Email an die Fotografen bekannt­ge­ge­ben:
Kai Schneider gibt die Geschäftsführung von Photocase an Dittmar Frohmann und Christopher Kraft ab. Dittmar Frohmann war vor­her bei iStock, Fotolia, Getty Images, 500px und Eyeem beschäf­tigt. Nun soll er die Agentur auf Vordermann brin­gen. Wie und war­um? Dittmar Frohmann erklärt es in der Mail:

Ich hei­ße Dittmar Frohmann und habe schon vie­le Bildagenturen gese­hen. Doch hier bei Photocase fin­de ich das ers­te Mal ein fast per­fek­tes und vor allem sehr sym­pa­thi­sches Set-​Up vor: pri­ma Website, tol­le Künstlerportfolios, eine star­ke Community! Manche Korrekturen sind zwar schon erfor­der­lich, aber das meis­te wird hin­ter den Kulissen statt­fin­den und des­halb kaum auffallen.

Eine Sache lässt sich aller­dings weder ver­ber­gen noch schön schmin­ken, daher nen­nen wir das Kind doch gleich beim Namen: Die finan­zi­el­le Schieflage der Firma macht dras­ti­sche Maßnahmen erforderlich:

Schuldenschnitt
Für alle bis heu­te nicht aus­ge­zahl­ten Einnahmen bie­ten wir 50% an. Diese Maßnahme ist Grundvoraussetzung für das Überleben der Agentur. Ja, alle ver­lie­ren 50% der nicht abge­ru­fe­nen Einnahmen, aber bedenkt bit­te auch, wie viel Ihr bis­lang mit Photocase ver­dient habt und auch noch ver­die­nen wer­det. Das aktu­el­le Guthaben wird hier angezeigt.

Neues Beteiligungssystem
Bislang zah­len wir bis zu 60 % Beteiligung aus. Das ist nicht nur weit über dem Industriedurchschnitt,  son­dern ange­sichts der hohen Kosten für den Betrieb einer Agentur sowie der geplan­ten Marketingausgaben lei­der auch nicht rea­lis­tisch. Es wird statt­des­sen zukünf­tig ein erfolgs­ori­en­tier­tes Royalty-​System geben, in dem neue Künstler bei 20 % anfan­gen und dann suk­zes­si­ve über meh­re­re Stufen bis zu 50 % Umsatzbeteiligung erhalten. 

Neues Ranking-​System bei Photocase

Für Bestandskünstler wer­den die Aktivitäten der letz­ten bei­den Jahre nach einem Punktesystem ange­rech­net, das auf den Verkäufen und der Anzahl der in den letz­ten zwölf Monaten ange­nom­me­nen Bildern basiert. Das System beinhal­tet neun Stufen, die jeweils einem höhe­ren Anteil ent­spre­chen. Das aktu­el­le Ranking und der Punktestand wer­den im Account angezeigt. 

Neue Preise
Gleichzeitig sen­ken wir die Rabatte und erhö­hen in einem Monat auch noch die Bildpreise – teil­wei­se sogar dras­tisch, was dann wie­der euch, den Urhebern zugu­te kommt. Niedrigere Beteiligung, aber an einem höhe­ren Preis ergibt in vie­len Konstellationen eine attrak­ti­ve­re Ausschüttung pro Bildverkauf.

Beispielrechnung 1AltNeu
Standard-​Größe                                  15€25€
Künstleranteil in %50%30%
Künstleranteil in €7,50 €7,50 €
Beispielrechnung 2AltNeu
Standard-​Größe15€25€
Nutzung ohne Bildnachweis50€100€
Bildpreis65€125€
Künstleranteil in %50%30%
Künstleranteil in €33€38€

Das Zusammenspiel der neu­en Bildpreise mit den neu­en Royalties

Keine Frage, ich hät­te gern als ers­tes eine posi­ti­ve­re Botschaft über­bracht. Der Schuldenschnitt ist dras­tisch und wird sicher­lich vie­len weh­tun, doch er ist not­wen­dig. Nur so lässt sich lang­fris­tig der Bestand der Agentur sichern. Die ange­kün­dig­ten Maßnahmen erfor­dern auch einer Änderung der Upload-​Bedingungen. Wer nicht mehr dabei sein will, kann das per E‑Mail mit­tei­len. Alle Änderungen grei­fen in vier Wochen, also am 16. Juli 2019. Die Upload-​Bedingungen, der Schuldenschnitt und die ande­ren Änderungen gel­ten als ange­nom­men, wenn vom Widerspruch kei­nen Gebrauch gemacht wird.
Ich bit­te alle Künstler*innen, uns trotz oder viel­leicht sogar wegen obi­ger Maßnahmen wei­ter die Treue zu halten. 

Photocase bleibt grund­sätz­lich wie es ist und wird sich zukünf­tig sogar noch mehr in Richtung Qualität und Premium-​Markt bewe­gen. Wir wer­den uns inter­na­tio­na­ler und auch pro­fes­sio­nel­ler auf­stel­len, akti­ver in der Vermarktung und noch anspruchs­vol­ler im Repertoire wer­den. Die Community wird wie­der gestärkt, u.a. mit Forumsmoderator*innen, einer Event-Koordinator*in und mehr Teilhabe an der Bildauswahl.

Neue Selektionsstrategie
Nicht zu früh freu­en. Die Tür bleibt hart, aber wir wer­den weni­ger nach ein­zel­nen Bildern im Heuhaufen suchen, son­dern nach Künstler*innen, die dem Photocase-​Gedanken und ‑Anspruch ent­spre­chen. Unsere Vision ist es, ein plau­si­bles und attrak­ti­ves Gegenmodell zu all den belie­bi­gen Stock-​Sites zu wer­den, indem wir ohne Tamtam die gesell­schaft­li­che Vielfalt und ein dif­fe­ren­zier­tes Bild die­ser Erde darstellen.“

Das ist eine sel­ten ehr­li­che Mail mit viel Klartext, der trotz allem für Fotografen eines bedeu­tet: Weniger Umsatzbeteiligung (bei mir 33%-Kürzung von 45 auf 30%) und eine Halbierung der nicht abge­ru­fe­nen Einnahmen. Ob die­se Maßnahmen, kom­bi­niert mit höhe­ren Bildpreisen den Umsatz der Fotografen und der Agentur sichern wer­den, bleibt abzu­war­ten. Ähnliches haben in der Vergangenheit auch Alamy, Pond5, 123rf, Imagebroker und Clipcanvas versucht.

Die Meinungen hier im Forum von Photocase sind durch­aus gespalten.

Shutterstock führt Änderungen beim Vector-​Upload ein, erzeugt Frustration bei Illustratoren

Shutterstock hat nach mona­te­lan­ger Ankündigung und eben­so­lan­gen Protesten dage­gen Änderungen beim Vektor-​Upload eingeführt.

Seit ges­tern brau­chen nur noch die Vektordateien selbst als EPS 10-​Dateien hoch­ge­la­den wer­den, das Hochladen einer dazu­ge­hö­ri­gen JPG-​Datei wie bis­her ist nun nicht mehr not­wen­dig. Diese wird nun auto­ma­tisch aus der EPS-​Datei generiert.

Shutterstock-​Anleitung zum kor­rek­ten Speichern von EPS 10-Grafiken

Neu ist aber auch, dass die EPS-​Dateien min­des­tens 4 Megapixel groß sein müs­sen und maxi­mal 100 MB groß sein dür­fen. Metadaten wie Schlagworte und Bildbeschreibung kön­nen in die EPS-​Datei ein­ge­bet­tet werden.

Shutterstock preist die­se Änderung als Vereinfachung des Upload-​Prozesses an. Viele Illustratoren sind jedoch ande­rer Meinung und haben sogar eine Petition gegen die Änderung gestar­tet. Denn Vektorgrafiken mit auf­wän­di­ger Schattierung, Farbverläufen und kom­ple­xen Formen kön­nen bei der Hochskalierung auf 4 Megapixel schnell mal eini­ge hun­dert Megabyte groß wer­den.

Dabei ist genau das ja der Vorteil von Vektor-​Grafiken: Dass unab­hän­gig von der tat­säch­li­chen Bildgröße die­se ver­lust­frei belie­big ska­liert wer­den kann.

Shutterstock selbst bie­tet jedoch hier eine aus­führ­li­che Anleitung, wie die EPS-​Dateien gespei­chert wer­den sol­len, damit die Dateigröße mög­lichst gering ist. Wer sich genau dar­an hält, soll­te auch bei hoch­kom­ple­xen Grafiken mit Transparenzen, Farbverläufe und Schnittmasken kei­ne Probleme haben, unter 100 MB zu blei­ben.

Probleme kann es auch wei­ter­hin mit Vektordateien geben, die mit Corel Draw oder Inkscape erstellt werden.

Ob die­se Änderung auch bei den Kunden gut ankommt, wird sich zei­gen, denn zum einen müs­sen die­se nun grö­ße­re Bilddateien run­ter­la­den und ver­wal­ten, zum ande­ren erlaubt Illustrator kei­nen JPG-​Export bei so gro­ßen EPS-​Dateien, wenn die­se zu kom­plex sind. Die Kunden müss­ten sie also manu­ell wie­der run­ter­ska­lie­ren, bevor sie als JPG gespei­chert wer­den können.