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Der Ausstieg aus dem Agenturgeschäft – Ein Erfahrungsbericht (Gastartikel)

[Der fol­gen­de Text wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Journalisten Pressebüro Peter Jobst zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!]

Als frei­er (Text)journalist (Finanzen, Börse) hat­te ich mich im Jahr 2006 ent­schie­den, auch in das Agenturgeschäft ein­zu­stei­gen. Denn mit der Zeit hat­te sich man­ches Material ange­sam­melt, ins­be­son­de­re aus dem Finanzbereich.

Ich schloss Verträge mit Alamy, Panthermedia und den übli­chen Billigpreis-​Agenturen. Durchaus mit Erfolg, die Umsätze stan­den in einem ange­mes­se­nen Verhältnis zum Aufwand. Zwar nicht so viel, dass man davon leben konn­te, aber immer­hin ein net­tes Zubrot.

Doch mit fort­schrei­ten­dem Alter und auf­grund gesund­heit­li­cher Probleme ent­schloss ich mich im Jahr 2013, mei­ne Berufstätigkeit her­un­ter­zu­fah­ren und auch kein neu­es Bildmaterial mehr zu pro­du­zie­ren und einzuliefern.

Mit Spannung blick­te ich auf die wei­te­re Umsatzentwicklung des ein­ge­lie­fer­ten Materials. Und schon hier gab es Überraschungen: Die Zahlen bra­chen kei­nes­wegs so abrupt ein wie oft­mals prophezeit.

Nach drei Jahren war ledig­lich ein Rückgang um durch­schnitt­lich 20 % vom Spitzenwert 2013 fest­zu­stel­len, nach sechs Jahren (also 2019) flos­sen immer noch rund 50 % des Spitzenumsatzes. Erst 2021 war dann ein mar­kan­ter Rückgang auf unter 20 % der frü­he­ren Spitzenhonorare zu verbuchen.

Nunmehr ent­schloss ich mich, einen Schlussstrich zu zie­hen. Alle Agenturverträge wur­den am 2. Februar 2022 per sofort, spä­tes­tens aber zum 30.6.2022 gekün­digt und um Auszahlung des Restguthabens gebeten.

Bei man­chen war dies pro­blem­los, bei ande­ren nicht gera­de einfach.

Hier nun mein Fazit über mei­ne Erfahrungen mit der Kündigung bei Bildagenturen:

  • Alamy: Bereits am Tag der Kündigung bekam ich eine Mail des Bedauerns. Der Vertrag wird wunsch­ge­mäß per 30.6.2022 auf­ge­löst. Ich wur­de auf­ge­for­dert, noch mal mein Zahlungskonto zu über­prü­fen, die Zahlung zum Auflösungstermin wur­de angekündigt.
  • Zoonar: Auch hier lief alles recht geschmei­dig. Mir wur­de ein Link geschickt, über den ich den Vertrag kün­di­gen konn­te und seit­dem wer­den die Bilder von den zahl­rei­chen Partneragenturen zurück­ge­ru­fen. Vertragsende ist der 2.8.2022, also nach sechs Monaten, was völ­lig okay ist. Verbunden war der Schriftwechsel mit einem Ausdruck des Bedauerns und guten Wünschen – sehr nett.
  • Panthermedia: Kurz nach mei­ner Mail kam die Bestätigung der Kontolöschung zum 3.8.2022, was ver­trag­lich so fest­ge­legt ist. Auch hier ein Dank für die Zusammenarbeit und gute Wünsche für die Zukunft.
  • Pitopia: Sehr net­te Bestätigungsmail, die Kündigung wird ent­spre­chend mei­nen Wünschen zum 30.6.2022 wirk­sam. Zu die­sem Zeitpunkt soll alles noch mal bestä­tigt und das Restguthaben aus­ge­zahlt werden.
  • Depositphotos: Kurze Bestätigung am Tag nach mei­ner Kündigung auf deutsch. Das Konto wer­de geschlos­sen und das Guthaben aus­ge­zahlt – kurz und schmerzlos.
  • Dreamstime: Dass es auch anders gehen kann, hat Dreamstime bewie­sen. Man kön­ne dies nur machen, wenn alle Bilder von mir manu­ell ein­zeln gelöscht wer­den, Ausnahmen wer­den nicht gemacht. So war es mei­ne Aufgabe (unter­stützt von mei­ner Frau) die 3200 Bilder ein­zeln auf­zu­ru­fen und zu löschen – eine stun­den­lan­ge Beschäftigung. Gleichzeitig wur­de mir mit­ge­teilt, dass Guthaben unter­halb der Auszahlungsgrenze von 100 $ ersatz­los ver­fal­len („We do not make any excep­ti­on regar­ding the account clo­sure rules“). Ich ver­wies dar­auf, dass dies doch nicht ange­hen kön­ne und ich dies recht­lich über­prü­fen las­sen will. Recht rüde ant­wor­te­te man mir, dass das Konto nun­mehr durch Dreamstime geschlos­sen wur­de. Zudem schrieb Dreamstime: „You are wel­co­me to have your att­or­ney view the terms“. Gut, es ging ledig­lich um 50 USD, aber recht eigen­ar­tig sind der­ar­ti­ge Geschäftsmethoden schon. Sicherlich hät­te ich das Konto bestehen las­sen kön­nen, aber ange­sichts der letz­ten Umsätze hät­te es wohl Jahre gedau­ert, bis die 100 $ erreicht gewe­sen wären.
  • 123rf: Hier war zumin­dest der Umgangston freund­li­cher und die Bilder wur­den von der Agentur (Antwortzeit auf jede Mail: ca. 1 Woche) selbst­stän­dig gelöscht. Wie bei Dreamstime jedoch: kein Geld, da Limit nicht erreicht. Hier sind es 20 $, die verlorengehen.
  • Fotolia/​Adobe: Bei die­ser Agentur herrsch­te wie­der ein ent­ge­gen­kom­men­der Ton. Ich konn­te wäh­len, ob die Auflösung per sofort oder zum 30.6.2022 erfol­gen soll. Ich ent­schied mich für die schnel­le Auflösung und ein paar Tage spä­ter war das Geld ausgezahlt.
  • Istock/​Getty: Hier schrieb man mir eben­falls sehr freund­lich („We are sor­ry to see you go“). Die Löschung wur­de umge­hend vor­ge­nom­men und inner­halb von 90 Tagen soll das noch auf­lau­fen­de Restguthaben aus­ge­zahlt werden.
  • Shutterstock: Wiederum ein sehr posi­ti­ves Beispiel unter den Agenturen („We aim for your extre­me satis­fac­tion“). Der Kundendienst hat mei­ne Bilder sofort aus dem Verkauf genom­men und das Auszahlungslimit von sich aus auf 1 $ her­ab­ge­setzt. Sobald die Restzahlung im März erfolgt ist, soll ich den ent­spre­chen­den Kündigungsbutton akti­vie­ren und die Geschäftsbeziehung ist been­det. Verbunden war die Mail mit guten Wünschen („I hope each new day brings you clo­ser to a full and spee­dy reco­very!”) – dankeschön.

Imagebroker: Der unendliche Vertrag ohne Kündigung?

Imagebroker ist eine Bildagentur, wel­che haupt­säch­lich als Distributor agiert.

Das heißt, Fotografen lie­fern die Bilder an die Agentur, und Imagebroker sen­det die­se an deren „ein­zig­ar­ti­ges Agenturnetzwerk“ mit „mehr als 100 Bildagenturen in 45 Ländern“ (Eigenwerbung) weiter.

Über die Risiken sol­cher Netzwerke habe ich in der Vergangenheit mehr­mals geschrie­ben, z.B. hier oder hier, aber spe­zi­ell bei Imagebroker scheint es ein wei­te­res zu geben.

In den letz­ten Monaten häuf­ten sich bei mir die Anfragen und Beschwerden von Fotografen, wel­che bei Imagebroker kün­di­gen woll­ten und dabei auf schein­bar unlös­ba­re Probleme stie­ßen. Dabei geht es nicht so sehr um die Kündigung selbst, son­dern haupt­säch­lich dar­um, dass es nur mit größ­ten Anstrengungen mög­lich ist, die Bilder aus dem von Imagebroker belie­fer­ten Agenturnetzwerk zu holen.

Der Agenturinhaber Klaus-​Peter Wolf gibt sich gro­ße Mühe, die Fotografen in der Agentur zu hal­ten, mit Mitteln, die – ich for­mu­lie­re es mal vor­sich­tig – dis­kus­si­ons­wür­dig sind.

Screenshot der Imagebroker-Webseite
Screenshot der Imagebroker-Webseite

Das fängt beim Vertrag an:

Meinen habe ich im Juni 2007 abge­schlos­sen (hier nach­les­bar als Muster). Darin steht bei den Kündigungsbedingungen:

9. Laufzeit, Kündigung und Geschäftsaufgabe

9.1. Dieser Vertrag läuft auf unbe­stimm­te Zeit. Er kann mit einer Frist von sechs Monaten zum Kalenderjahresende schrift­lich gekün­digt wer­den, erst­ma­lig jedoch nach einer Mindestvertragslaufzeit von 12 Monaten.

9.2. Ab Wirksamkeit der Kündigung wird image­bro­ker kei­ne Bilder des Bildlieferanten mehr an Agenturen ver­tei­len. Soweit Partneragenturen Bilddateien des Bildlieferanten bereits ver­trei­ben, dür­fen sie dies wei­ter tun. Die Wirksamkeit von nach die­sem Vertrag zum Zeitpunkt der Wirksamkeit der Kündigung bereits erteil­ter Vertriebslizenzen für Partneragenturen wird von der Kündigung die­ses Vertrages nicht berührt. Wenn image­bro­ker Bilddateien für die­se Partneragenturen auf eige­nen oder frem­den Servern hos­tet, dür­fen die­se Daten wei­ter­hin zu die­sem Zweck gespei­chert bleiben.

9.3. Nach Vertragsende ein­ge­hen­de Nutzungshonorare wer­den, wie im Vertrag gere­gelt, wei­ter­hin abge­rech­net und ausbezahlt.

9.4. Sollte es zu einer Geschäftsaufgabe durch image­bro­ker kom­men, wird image­bro­ker dem Bildlieferanten alle Agenturen nen­nen, bei denen sich Bilder des Bildlieferanten befin­den, damit Bildlieferant und Agentur sich über eine Löschung der Bilder bzw. eine direk­te Zusammenarbeit ver­stän­di­gen können.“

Besonders pikant ist hier der Punkt 9.2. Demnach wäre es gar nicht mehr mög­lich, die Bilder aus die­sem Vertrag zu lösen. Im juris­ti­schen Fachpanel auf der Microstock Expo 2013 wur­de die­ser Vertrag unter ande­rem dis­ku­tiert und bekam ein ver­nich­ten­des Urteil.

Dazu kommt, dass Imagebroker die Liste sei­ner Vertriebspartner als Geschäftsgeheimnis hütet, wäh­rend hin­ge­gen das deut­sche Urheberrecht jedem Fotografen das Recht ein­räumt zu wis­sen, wer des­sen Werke ver­treibt und veröffentlicht.

Wie kommt man aus diesem Vertrag trotzdem heraus?

Im November 2013 schon hat­te ich eine Email an Imagebroker mit der Bitte um Löschung mei­ner Bilder geschickt.

Daraufhin bekam ich einen Anruf von Klaus-​Peter Wolf, in dem er mich dar­an erin­ner­te, dass das nicht mög­lich sei, weil es so im Vertrag stünde.

Übrigens erhal­ten vie­le der Fotografen, die eine Kündigung pro­bie­ren, Anrufe von Klaus-​Peter Wolf statt Emails. Das mag System haben, weil es so spä­ter deut­lich schwe­rer nach­zu­wei­sen ist, was Imagebroker gesagt hat.

Nach Beratung mit einem spe­zia­li­sier­ten Anwalt war ich der Meinung, das der Vertrag so nicht halt­bar ist (Stichwort „unan­ge­mes­se­ne Benachteiligung“ nach §307 BGB sowie eini­ge Paragraphen aus dem Urheberrecht) und schick­te im März 2014 ein Einschreiben per Post mit die­sem Wortlaut:

Guten Tag,

hier­mit kün­di­ge ich ordent­lich und frist­ge­recht den „Partnerschaftsvertrag“ vom 21. Juni 2007 zwi­schen Imagebroker und mir zum Kalenderjahresende.

Weiterhin wei­se ich dar­auf hin, dass ich den Abschnitt 9.2. des Vertrags für unwirk­sam hal­te und for­de­re dar­um eine Löschung mei­ner Bilder bei Imagebroker sowie allen belie­fer­ten Partneragenturen.

Ich bit­te um eine kur­ze Bestätigung über den Erhalt die­ser Kündigung.

Schöne Grüße, …“

Der zwei­te Absatz ist übri­gens wich­tig, falls es spä­ter zu einer juris­ti­schen Auseinandersetzung kom­men soll­te. Nach die­sem Brief wur­de mir eine Kündigung nach dem aktu­ell gel­ten­den Vertrag angeboten.

Darin steht u.a.

9. Laufzeit, Kündigung, Vertragsende

9.1. Dieser Vertrag läuft auf unbe­stimm­te Zeit. Er kann jeder­zeit zum Ende des jeweils nächs­ten Kalenderjahres schrift­lich gekün­digt werden.

9.2. Das Recht zur außer­or­dent­li­chen Kündigung bleibt unbe­rührt. Beide Parteien sind zur frist­lo­sen Kündigung berech­tigt, wenn die ande­re Vertragspartei zah­lungs­un­fä­hig wird oder gegen eine der wesent­li­chen Vertragspflichten ver­sto­ßen hat bzw. eine der wesent­li­chen Zusicherungen bzw. Garantien die­ser Vereinbarung nicht ein­hält und ein ent­spre­chen­der Verstoß nicht inner­halb von 2 Monaten nach schrift­li­cher Aufforderung durch die ande­re Partei beho­ben wird. Für die außer­or­dent­li­che Kündigung gilt die Schriftform.

9.3. Ab Wirksamkeit der Kündigung wird image­bro­ker alle Bilder des Bildlieferanten aus dem Vertrieb neh­men und von der imagebroker-​Homepage löschen. Ein Anspruch auf Rücksendung digi­ta­ler Daten und Datenträger besteht nicht. image­bro­ker wird die Partneragenturen über das Ende der Verwertungsbefugnis in Kenntnis set­zen und die­se auf­for­dern, die Vermarktung des Bildmaterials des Bildlieferanten einzustellen.

9.4. Jedoch blei­ben sämt­li­che von image­bro­ker vor Beendigung des Vertrages an Dritte ein­ge­räum­te Nutzungsrechte unbe­rührt, auch wenn die Nutzungsrechte an ein­zel­nen Werken gege­be­nen­falls über den Zeitpunkt der Vertragsbeendigung hin­aus ein­ge­räumt wurden.

9.5. Die Kündigung des Vertrages hat kei­nen Einfluss auf den Vergütungsanspruch des Bildlieferanten. Nach Vertragsende ein­ge­hen­de Nutzungshonorare wer­den, wie im Vertrag gere­gelt, wei­ter­hin abge­rech­net und ausbezahlt.“

Das nahm ich an. Meine Kündigung fin­det also Ende 2015 statt.

Nur weni­ge Wochen spä­ter, am 2. April 2014 näm­lich, wur­de der Vertrag von Imagebroker noch mal geän­dert. Darin steht jetzt:

10. Laufzeit, Kündigung, Vertragsende

10.1 Dieser Vertrag läuft auf unbe­stimm­te Zeit. Er kann jeder­zeit schrift­lich gekün­digt wer­den. Die Kündigung wird zum Ende des jeweils über­nächs­ten Kalenderjahres wirk­sam. Für eine Kündigung ist ein unter­schrie­be­nes Papierdokument als Brief oder PDF nötig.“

Die Vermutung liegt nahe, dass direkt nach mei­ner Kündigung ein neu­er Vertrag auf­ge­setzt wur­de. Wer im Januar 2015 kün­di­gen wür­de, könn­te dem­nach erst ab Januar 2018 über sei­ne Bilder ver­fü­gen. Ob die­se lan­ge Frist rech­tens ist, ist fraglich.

Übrigens steht in bei­den neu­en Verträgen nicht, dass die Bilder bei den Partneragenturen gelöscht wer­den, son­dern nur, dass die­se „in Kenntnis gesetzt wer­den“ und „auf­ge­for­dert wer­den, die Vermarktung des Bildmaterials des Bildlieferanten ein­zu­stel­len“. Das bedeu­tet, dass sich Imagebroker die Hände in Unschuld waschen kann, soll­te eine Partneragentur die Bilder trotz­dem nach Ablauf der Kündigungsfrist ver­kau­fen. Es bedeu­tet aber auch, dass Imagebroker spä­tes­tens bei der Kündigung den Fotografen eine Liste mit allen Partneragenturen geben müss­te, damit die­se über­prü­fen kön­nen, ob die Bilder tat­säch­lich gelöscht wur­den und sich gege­be­nen­falls selbst um eine Löschung küm­mern können.

Eine weitere Variante: Die außerordentliche Kündigung

Angesichts die­ser mehr als lan­gen Kündigungsfristen ver­fie­len eini­ge Fotografen auf einen ande­ren Weg.

Generell sind die Verträge mit Imagebroker nicht exklu­siv, das heißt, das Bildmaterial darf auch über ande­re Agenturen ver­trie­ben wer­den. Eine Doppelbelieferung soll jedoch ver­mie­den werden.

Im alten Vertrag (2007) steht dazu:

4. Vermeidung der Doppelbelieferung von Bildagenturen

4.1. Um eine Doppelbelieferung von Bildagenturen zu ver­mei­den, kann der Bildlieferant Bildagenturen, die er bereits selbst oder durch Dritte belie­fert, von der Belieferung durch image­bro­ker aus­neh­men. Dazu gibt er die­se Agenturen (um Verwechselungen zu ver­mei­den, mög­lichst mit Angabe der Web-​Adressen) image­bro­ker form­los bekannt. image­bro­ker wird die­se Agenturen in die Liste der nicht zu belie­fern­den Agenturen auf­neh­men. Diese Liste ist für den Bildlieferanten auf der imagebroker-​Website jeder­zeit einsehbar.

4.2. Bevor der Bildlieferant eine wei­te­re Bildagentur selbst oder durch Dritte belie­fert, wird er die­se Absicht image­bro­ker mit­tei­len. image­bro­ker wird die­se Agentur in die Liste der nicht zu belie­fern­den Agenturen auf­neh­men, außer wenn image­bro­ker bereits mit die­ser Agentur zusam­men­ar­bei­tet. In die­sem Fall wird der Bildlieferant auf eine Belieferung die­ser Agentur ver­zich­ten und dafür Sorge tra­gen, dass sei­ne Bilder nicht anders als über image­bro­ker an die­se Agentur gelie­fert werden.“

Im neus­ten Vertrag (April 2014) ist das noch ver­schärf­ter for­mu­liert, indem auch „glei­chen oder sehr ähn­li­che Bilder“ ein­ge­schlos­sen sind und bei Zuwiderhandlung eine Unterlassungsanspruch gegen­über dem Fotografen gel­tend gemacht wird.

Im Vertrag steht jedoch nichts über Preisklassen, Preissegmente oder Microstock-Modelle.

Deshalb schick­ten eini­ge Fotografen Klaus-​Peter Wolf eine lan­ge Liste mit Microstock-​Agenturen, wel­che sie künf­tig zu belie­fern gedenken.

Auf der Webseite von Imagebroker steht im FAQ klipp und klar:

5. Werden imageBROKER-​Bilder auch im Billigbereich verkauft?

Nein. imageBROKER arbei­tet nur mit Agenturen zusam­men, deren Verkaufspreise sich im tra­di­tio­nel­len Preissegment bewe­gen. Das heißt, dass die Verkaufspreise für Rights Managed (RM) Bilder je nach Verwendungszweck bis zu meh­re­re tau­send Euro und die Verkaufspreise für Royalty Free (RF) Bilder je nach Dateigröße bis zu 399 Euro betra­gen kön­nen. Mit Microstock- und Billigagenturen arbei­tet imageBROKER nicht zusammen.“

Hier besteht für Imagebroker nun ein Dilemma:
Vertraglich ist es Fotografen erlaubt, die glei­chen oder iden­ti­schen Bilder, wel­che über Imagebroker ver­trie­ben wer­den, auch bei bil­li­gen Microstock-​Agenturen zu ver­trei­ben. Falls Klaus-​Peter Wolf dar­in einen Vertragsbruch und einen Grund für eine frist­lo­se Kündigung sieht, hät­te der Fotograf sein Ziel erreicht. Lässt Imagebroker hin­ge­gen den gleich­zei­ti­gen Vertrieb iden­ti­scher Bilder auch über Microstock-​Agenturen zu, wür­de das den Wert der Imagebroker-​Vertriebsschiene stark schmä­lern und ver­mut­lich bei den Macrostock-​Agenturen nicht gut ankom­men, viel­leicht sogar zum Ende eini­ger Kooperationen mit teu­ren Agenturen füh­ren. Es wür­den ja eini­ge kur­ze Emails mit ver­glei­chen­den Bild-​Links rei­chen, bis die Agenturen auf sol­che Doppellieferungen auf­merk­sam werden.

Mir wur­de zuge­tra­gen, dass eine Reaktion von Imagebroker gewe­sen sein soll, den betref­fen­den Fotografen anzu­bie­ten, die Bilder über Imagebroker selbst bei den Microstock-​Agenturen anzu­bie­ten. Falls es stim­men wür­de, wäre der Satz auf der Imagebroker-​Webseite Makulatur.

So, oder so:

Wer sei­ne Imagebroker-​Bilder löschen las­sen möch­te, muss sich auf Widerstand gefasst machen. Wer ein zusätz­li­ches Jahr Kündigungsfrist ver­mei­den möch­te, soll­te beach­ten, dass bei Kündigungen nach dem 31.12.2014 ein zusätz­li­ches Jahr Laufzeit fäl­lig wer­den könn­te. Wer streit­lus­tig ist, könn­te aber auch ver­su­chen, den Vertrag selbst juris­tisch anzufechten.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Hat schon jemand erfolg­reich bei Imagebroker kün­di­gen können?

Kann ich nicht-​exklusiv gleich viel Geld verdienen wie ein exklusiver iStock-​Fotograf? (Gastartikel)

Vor paar Wochen hat der Hobby-​Fotograf Michael Zwahlen in sei­nem Blog die­sen eng­li­schen Artikel über die Exklusivität bei iStock ver­öf­fent­licht. Auf mei­nen Wunsch war Michael so freund­lich, den Text etwas aus­zu­bau­en und ins Deutsche zu über­set­zen. Los geht’s, ab jetzt schreibt Michael:

Ich habe vor 15 Monaten den für mich gros­sen Schritt gewagt, nach sechs Jahren mei­ne Exklusivität bei iStockphoto zu kün­di­gen. Da ich stets akti­ves Mitglied der Community bei iStock war, wer­de ich seit­dem regel­mä­ßig gefragt, wel­che Erfahrungen ich seit­dem gemacht habe.

Michael Zwahlen - Selbstportrait zum Verkauf über Stocksy
Michael Zwahlen – Selbstportrait zum Verkauf über Stocksy

Eine der häu­figs­ten Fragen ist natür­lich: Kann ich als Nicht-​Exklusiver ähn­lich viel Geld ver­die­nen wie als Exklusiver?

Meine ein­fa­che Antwort: Ja. Zumindest ist mir das sehr schnell gelun­gen. Die etwas kom­pli­zier­te­re Antwort: Es kommt dar­auf an.

Meine persönliche Vorgeschichte

Als ehe­ma­li­ger Software-​Entwickler und Projektleiter habe ich die Fotografie für mich Ende der 1990er Jahre eher aus dem Interesse an Kameras als „Gadgets“ ent­deckt: Meine ers­te Digitalkamera war eine Olympus mit VGA-​Auflösung, als 640x480 Pixel (0,3 Megapixel!). Die Bildqualität war im wahrs­ten Sinne be„rauschend“. Ende 2001 habe ich mir eine Sony F505V zuge­legt, die mit einem fest ein­ge­bau­ten Zeiss-​Objektiv und 2,6 Megapixel schon brauch­ba­re Bilder produzierte.

Gleichzeitig ent­stan­den die ers­ten Online-​Dienste, über die „jeder­mann“ sei­ne Fotos zur Lizenzierung anbie­ten konn­te. Da ich damals in der Schweiz wohn­te, las ich über die Gründung von ImagePoint, bewarb mich und wur­de akzep­tiert. Ich wuss­te jedoch wenig über Fotografie, bekam wenig Bilder akzep­tiert, freu­te mich aber über zwei oder drei Verkäufe pro Jahr.

Der erste Bildverkauf 2002 von Michael Zwahlen bei ImagePoint
Der ers­te Bildverkauf 2002 von Michael Zwahlen bei ImagePoint

Bis Anfang 2007 wur­de Fotografie dann zu mei­nem Lieblings-​Hobby, und ich begann zu recher­chie­ren, ob ich damit nicht zumin­dest genug Geld ver­die­nen könn­te, um ab und zu eine neue Kamera oder eine Reise zu finan­zie­ren. Ich ent­deck­te Microstock, wur­de bei iStockphoto im 2. Versuch akzep­tiert und bei Shutterstock abge­lehnt. Ich kon­zen­trier­te mich also zunächst auf iStock und lern­te schnell und viel aus der damals sehr akti­ven und unter­stüt­zen­den Community.

Die nächs­ten sechs Jahre habe ich mich dann für die Exklusivität ent­schie­den und hal­te die Entscheidung auch bis heu­te für rich­tig. Als Hobby-​Fotograf habe ich dort mit rela­tiv wenig Bildern und wenig admi­nis­tra­ti­vem Aufwand gutes Geld ver­dient. Bis im Herbst 2011. Damals hat iStock sei­ne Suche umge­stellt, als Ergebnis bra­chen die Umsätze mei­ner Bestseller und damit mein gan­zer Umsatz inner­halb von drei Monaten um über 50% ein.

Ende 2012 habe ich mich zur Kündigung mei­ner Exklusivität ent­schie­den. Damals habe ich noch mit einer Partnerin zusam­men gear­bei­tet, und wir haben mein (klei­ne­res) Portfolio als Testprojekt für die Nicht-​Exklusivität genutzt. Seit Mitte 2013 arbei­te ich Vollzeit dar­an, mein Portfolio aus­zu­bau­en und von der Stock-​Fotografie zu leben.

Die ersten Erfahrungen

Der Schritt in die Nicht-​Exklusivität bedeu­tet zunächst, dass man sein gesam­tes bestehen­des Portfolio zunächst „wie­der­fin­den“, zusam­men­stel­len und even­tu­ell über­ar­bei­ten muss. Als iStock-​Exklusiver ist die Motivation nicht sehr groß, die Metadaten bereits in Lightroom oder Photoshop zu ver­wal­ten, da man anschlie­ßend sowie­so die Arbeit erneut mit Hilfe des „Kontrollierten Vokabulars“ von iStock machen muss. Zwar hat­te ich bereits in knapp der Hälfte mei­ner Bilder die Metadaten ein­ge­tra­gen, bei mehr als 500 Bildern muss­te ich das jedoch noch nachholen.

Zudem muss­te ich von teil­wei­se vier oder fünf Jahre alten Bildern die Model Releases zusam­men­su­chen. Zum Glück war ich in die­ser Hinsicht auch gut genug orga­ni­siert, dass mir dies in kur­zer Zeit gelang. Ich stell­te jedoch fest, dass ich einen Teil mei­nes Portofolios nicht ander­wei­tig ver­wen­den konn­te: Bilder, die ich auf „Minilypses“ oder „iStockalypses“ geschos­sen habe, den von iStock orga­ni­sier­ten und mit­fi­nan­zier­ten Gruppen-​Shootings. Diese Bilder sind auch für Nicht-​Exklusive ver­trag­lich an iStock gebun­den. Da ich die­se Events ger­ne besuch­te, habe ich nach wie vor eini­ge hun­dert Fotos exklu­siv bei iStock, erhal­te jedoch die nicht-​exklusive Bezahlung hier­für. Auch hat­te ich für eini­ge Shootings Model Releases mit dem deutsch­spra­chi­gen Vordruck von iStock ver­wen­det. Als iStock-​Exklusiver natür­lich kein Problem, aber so man­che Agentur will einen nicht-​englischen Vertrag mit einem frem­den Firmenlogo ein­fach nicht akzeptieren.

Da man nach der Kündigung der Exklusivität noch 30 Tage war­ten muss, hat­te ich jedoch aus­rei­chend Zeit, um etwa 500 mei­ner 1.800 Bilder vor­zu­be­rei­ten und hat­te die­se prak­tisch sofort nach Auslaufen die­ser Wartezeit bei Shutterstock, Fotolia, Depositphotos, 123RF, CanStockphotos und GL Stock online. Innerhalb von drei Monaten waren es dann über 1.000 Bilder bei neun Agenturen.

Wie sich die Einnahmen entwickelten

Wer die Exklusivität bei iStock auf­gibt, sieht sich unmit­tel­bar mit zwei Faktoren kon­fron­tiert: Erstens sinkt der pro­zen­tua­le Anteil an den Einnahmen, in mei­nem Fall von 30% auf 17%. Hinzu kommt jedoch auch, dass die Bilder güns­ti­ger ange­bo­ten wer­den. Ich hat­te nur weni­ge Bilder in Vetta, aber mei­ne Exklusive+ Bilder haben regel­mä­ßig Erträge von $10 bis $20 erzielt. Als exklu­si­ver iStock-​Fotograf ist man eigent­lich kein ech­ter Microstocker mehr, denn vie­le Bilder wer­den eher zu Midstock-​Preisen von $50 oder $200 angeboten.
Anfang 2013 hat­te ich hier in der Regel nur noch halb so hohe Preise, inzwi­schen wer­den nach einer Preissenkung Mitte 2013 sogar für nur noch 1–7 Credits ange­bo­ten. Der Einbruch bei den Einnahmen bei iStock betrug ins­ge­samt also etwa 75–80%.

Übliche Verkaufspreise bei iStock als exklusiver Fotograf...
Übliche Verkaufspreise bei iStock als exklu­si­ver Fotograf…

Trotzdem hat es in mei­nem Fall nur weni­ge Monate gedau­ert, bis ich wie­der unge­fähr gleich hohe Einnahmen erziel­te wie in mei­nem letz­ten Jahr als exklu­si­ver iStocker: Shutterstock hat hier den größ­ten Teil über­nom­men, aber auch bei Fotolia konn­te ich schnell auf regel­mä­ßi­ge Einnahmen zäh­len. Überraschend schnell und gut sind auch mei­ne Einnahmen aus dem Partner-​Programm von iStock gestie­gen. Als Exklusiver hat­te ich noch die Option, den Großteil mei­nes Portfolios aus dem Vertrieb über Thinkstock und photos.com aus­zu­schlies­sen, als Nicht-​Exklusiver kom­men heu­te etwa die Hälfte mei­ner iStock-​Einnahmen aus dem Partner-Programm.

...und hier danach als nichtexklusiver Fotograf.
…und hier danach als nicht­ex­klu­si­ver Fotograf.

Im April 2013 – also nach nur drei Monaten – konn­te ich wie­der ähn­li­che Einnahmen erzie­len wie im Vorjahresmonat. Seit Juni 2013 habe ich bis auf eine Ausnahme jeden Monat im Jahresvergleich mehr Lizenzeinnahmen erzielt. Im Jahr 2014 habe ich bis­her jeweils rund 50% mehr Umsatz erzielt als in mei­nem letz­ten Jahr als iStock-​Exklusiver. Für mich per­sön­lich ist die Entscheidung zur Unabhängigkeit also voll auf­ge­gan­gen, und zwar schnel­ler als erwartet.

Übliche Verkaufserlöse bei Shutterstock
Übliche Verkaufserlöse bei Shutterstock

Lassen sich diese Erfahrungen auf andere übertragen?

Hier kann man Zweifel anmel­den: Zum einen bin ich kein über­ra­gen­der Fotograf. Ich habe kei­ner­lei for­ma­le Ausbildung, kei­ne ande­ren Erfahrungen im gra­fi­schen Bereich. Etablierte und erfah­re­ne Fotografen haben mög­li­cher­wei­se eine deut­lich höhe­re Qualität. Mir sind die gerin­ge­ren Qualitätsanforderungen (vor allem in Bezug auf die Bildästhetik) der Microstock-​Agenturen also ent­ge­gen gekom­men. In Bezug auf Bildrauschen oder Artefakte zah­len sich die Erfahrungen mit den (frü­he­ren) har­ten Inspektionen bei iStock aus: Meine Akzeptanzquote liegt bei den meis­ten Agenturen bei deut­lich über 90%.

Portfolio-Zuwachs bei den verschiedenen Bildagenturen
Portfolio-​Zuwachs bei den ver­schie­de­nen Bildagenturen

Ich habe jedoch stets gesagt, dass mei­ne Bilder sich ver­mut­lich eher im bil­li­gen Bereich ver­kau­fen. Mit den stän­di­gen Preiserhöhungen bei iStockphoto wur­de es zwar vie­len pro­fes­sio­nel­len Fotografen ermög­licht, auf­wän­di­ge­re Shootings zu finan­zie­ren, mei­ne Bilder konn­ten sich bei den höhe­ren Preisen aber nicht gut behaup­ten. Ich war von weni­gen Ausnahmebildern abhängig.

Zudem hat­te ich nur weni­ge Bilder in den Top-​Kollektionen Vetta und The Agency Collection, mit denen sich hohe Lizenzeinnahmen sowohl bei iStock selbst als auch über die Getty-​Seite erzie­len lie­ßen. Meine Einnahmen aus der Partnerschaft mit Getty betru­gen weni­ger als 5%, daher habe ich hier prak­tisch kei­ne Verluste gehabt. Andere iStock-​Fotografen erzie­len teil­wei­se bis zu 20% ihrer Lizenzeinnahmen über die Getty-​Seite und wei­te­re 20% aus den höher­prei­si­gen Kollektionen. Diese Bilder wer­den bei einer Vermarktung über Shutterstock & Co ziem­lich sicher kei­ne ähn­li­chen Umsätze erzielen.

Auch hat­te ich das Glück, als einer der Gründungs-​Fotografen bei Stocksy United bereits von Anfang an auch eine Agentur zu haben, bei der ich „künst­le­risch höher­wer­ti­ge“ Bilder plat­zie­ren konn­te, die sich zah­len­mä­ßig eher sel­ten ver­kau­fen, bei denen der Kunde aber zumeist auch kein Problem damit hat, $50 oder $100 für eine Lizenz zu bezah­len. Mit Westend61 habe ich außer­dem eine Macrostock-​Agentur gefun­den, die einen Teil mei­ner Bilder über ihre Vertriebskanäle ver­mark­tet. Schließlich habe ich eini­ge Bilder über die (inzwi­schen nicht mehr exis­tie­ren­de) Getty-​Flickr-​Kollektion vertrieben.

Natürlich gibt es einen wei­te­ren Faktor: Das Arbeitsvolumen. Ich kann heu­te nicht aus­schlie­ßen, dass ich mit ver­gleich­bar viel Arbeit auch als iStock-​Exklusiver wie­der deut­lich mehr ver­die­nen wür­de als zuletzt in 2012. Hatte ich zum Ende mei­ner Exklusivität rund 1.800 Bilder in mei­nem Portfolio, sind es heu­te bereits deut­lich über 3.000.

Meine persönlichen Schlussfolgerungen

Ich glau­be, mit dem wach­sen­den Volumen an Bildern in Microstock wird es schwie­ri­ger, sich aus­schließ­lich und mit allen Bildern in die­sem Markt zu posi­tio­nie­ren. Ausgewählte Bilder soll­ten zu höhe­ren Preisen ange­bo­ten wer­den. Für 2014 erwar­te ich, dass ich in die­sem Bereich rund 10% mei­ner Lizenzeinnahmen erzie­le. Mittelfristig ist es mein Ziel, rund 20% mei­ner Bilder über höher­prei­si­ge Agenturen anzu­bie­ten und ent­spre­chend hohe Einnahmen in die­sem Bereich zu generieren.

All dies muss man sich jedoch erar­bei­ten, wenn man die Exklusivität bei iStockphoto auf­gibt. Die Idee, alle Bilder ein­fach bei Shutterstock und Fotolia hoch­zu­la­den, hal­te ich für zu ris­kant. Hier gehen vie­le – auch gute – Bilder ein­fach in der Masse unter. Die Nicht-​Exklusivität soll­te ja gera­de den Vorteil bie­ten, dass man für sich und sei­ne Bilder alle Kanäle und alle Marktsegmente belie­fern kann. Diesen Vorteil muss man nutzen.

Für mich der wesent­li­che Vorteil nach der Exklusvität war jedoch einer­seits ein gro­ßer Motivationsschub und ande­rer­seits die uner­war­te­ten Möglichkeiten: Als Exklusiver ist man den Änderungen bei einer ein­zi­gen Agentur aus­ge­lie­fert. Zwar kann man iStock und Getty nicht für alle Entwicklungen des Marktes ver­ant­wort­lich machen, aber eini­ge Probleme waren und sind haus­ge­macht. Das kann stark belas­ten, wenn man von den Einnahmen dort abhän­gig ist. Wie bei mir gese­hen, kann eine Änderung im Suchalgorithmus sehr kurz­fris­tig zu einem Einbruch der Einnahmen führen.

Verteilung der Einnahmen auf die verschiedenen Bildagenturen
Verteilung der Einnahmen auf die ver­schie­de­nen Bildagenturen

Zwar lese ich heu­te auch noch auf­merk­sam alle Änderungen bei den ver­schie­de­nen Agenturen. Aber ich bin nicht mehr abhän­gig davon, bei jeder Änderung auf der Seite der Gewinner zu sein. Falls eine Agentur heu­te ihre Suchergebnisse ändert, betrifft dies immer nur einen Teil mei­ner Einnahmen. Ich kann mich all­ge­mei­nen Markttrends zwar nicht ent­zie­hen, aber zumin­dest glei­chen sich Schwankungen leich­ter aus.

Schließlich eröff­nen sich teil­wei­se Möglichkeiten, die man als iStock-​Exklusiver nie auch nur in Erwägung gezo­gen hät­te. Rund 20% mei­ner Einnahmen heu­te erzie­le ich aus­ser­halb der Stock-​Fotografie. Das hät­te ich zwar auch als iStock-​Exklusiver machen kön­nen, jedoch hat man dort ver­ständ­li­cher­wei­se einen sehr ein­ge­schränk­ten Blick.

Insgesamt bin ich mit mei­ner per­sön­li­chen Entwicklung sehr zufrie­den, auch wenn ich ins­ge­samt noch zu wenig Geld ver­die­ne. Neben der finan­zi­el­len Situation hat sich vor allem auch mei­ne Perspektive auf die Fotografie geän­dert: Wenn man aus­schließ­lich für iStock pro­du­ziert, schränkt man sich foto­gra­fisch oft­mals stark ein – man macht ein­fach das, wovon man bereits weiß, dass es akzep­tiert wird und sich ver­kauft. Heute kann ich viel mehr Risiken ein­ge­hen, auch mal unge­wöhn­li­che Motive oder eine neue Bearbeitungstechnik aus­zu­pro­bie­ren. Zwar erhal­te ich dann auch öfter Ablehnungen bei einer Agentur, kann es dann aber auch bei einer zwei­ten oder drit­ten probieren.

Meine Zahlen deu­ten dar­auf hin, dass ich im Herbst an mei­ne bes­ten Monate aus den Jahren 2010 und 2011 anknüp­fen kann. Und ich bin über­zeugt, dass ich 2015 neue Rekordeinnahmen ver­mel­den kann. Daher kann ich vol­ler Überzeugung sagen, dass ich den Schritt in die Nicht-​Exklusivität in den letz­ten 15 Monaten nicht ein ein­zi­ges Mal bereut habe.

Was für Erfahrungen habt ihr gemacht?

Warum ich mein Adobe Creative Cloud-​Abo gekündigt habe (und was ich jetzt nutze)

Ja, ich hat­te ein Adobe Creative Cloud Abo. Anderthalb Jahre lang war ich zah­len­der Kunde, weil ich das Abo ziem­lich früh nach der Einführung abge­schlos­sen hatte.

Überzeugt hat­te mich vor allem der Preis. Ich hat­te mir sowie­so ca. alle ein bis zwei Jahre eine neue Photoshop-​Version für vie­le hun­dert Euro gekauft. Unter dem Strich wür­de ich pro Monat nicht mehr zah­len. Damals galt das Einführungsangebot: 29,99 Euro net­to (Umsatzsteuer fiel für mich als Unternehmer nicht an) pro Monat für ein gan­zes Jahr. Macht ca. 360 Euro im Jahr und ich nut­ze seit­dem neben Photoshop und Bridge auch oft und ger­ne Adobe Première, Acrobat Pro, manch­mal After Effects und Illustrator und ganz sel­ten Dreamweaver. Nach Ablauf des Jahres zahl­te ich dann 49,99 Euro.

Ich weiß, dass das Thema die Gemüter sehr erregt, weil Adobe auch sehr rigo­ros auf die Cloud-​Variante umge­stie­gen ist, ohne die DVD-​Alternative offen zu las­sen. Aber da ich als Vollzeit-​Fotoproduzent sowie­so den Hauptteil mei­ner Zeit ein Adobe-​Produkt offen habe (meist ent­we­der Photoshop und/​oder Bridge), sah ich kaum einen Unterschied.

In den andert­halb Jahren kam es auch nur ein Mal vor, dass ich im Zug auf dem Laptop Photoshop öff­nen woll­te, das aber nicht ging, weil seit dem letz­ten Öffnen 30 Tage ver­gan­gen waren und ich eine Online-​Verbindung benö­tigt hät­te, um mich wie­der ein­zu­log­gen. Deswegen mel­de ich mich jetzt vor jeder Reise kurz die Creative Cloud ein.

Trotzdem habe ich vor einer Woche mein Abo bei der Creative Cloud gekündigt!

Das hat­te zwei Gründe. Zum einen ist es Adobe aus mir uner­find­li­chen Gründen unmög­lich, jähr­li­che Abrechnungen anzu­bie­ten. Jeder Buchhaltungsposten kos­tet mich aber Zeit und damit auch Geld, wes­halb ich eine jähr­li­che Zahlungsweise bevor­zu­ge. Der Mitarbeiter beim tele­fo­ni­schen Kundendienst von Adobe wies mich jedoch auf eine Alternative hin: Adobe Creative Clouds für Teams.

Das ist im Grunde das Gleiche wie die Cloud, nur für Unternehmen statt Privatpersonen. Aber auch Selbständige oder Freiberufler als Einzelperson dür­fen die­se Version wäh­len. Es gibt außer­dem statt 20 GB dann 100 GB Speicherplatz in der Creative Cloud (was ich bis­her fast nie genutzt habe) sowie angeb­lich einen bes­se­ren Kundenservice. Dazu kurz ein Wort: Der tech­ni­sche Kundendienst von Adobe ist mit das mie­ses­te und unfä­higs­te, was ich je in mei­ner Software-​Nutzung erfah­ren durf­te. Bisher habe ich immer bes­se­re und schnel­le­re Lösungen für ein Adobe-​Problem gefun­den, wenn ich die Suchmaschinen, Foren oder Kollegen bemüht habe, statt mir direkt von Adobe hel­fen zu las­sen. Der kauf­män­ni­sche Kundendienst hin­ge­gen, also wenn es um Rechnungsfragen oder Bezahlung etc. geht, ist hervorragend.

So emp­fahl mir der Adobe-​Mitarbeiter, die Creative Cloud für Teams nicht direkt bei Adobe zu kau­fen, son­dern über einen der vie­len von Adobe auto­ri­sier­ten Fachhändler, die hier gelis­tet sind.

Diese bie­ten in der Regel auch die von mir gewünsch­te jähr­li­che Rechnungsstellung und sind sogar güns­ti­ger. Das ist der zwei­te Grund für mei­nen Umstieg.

Aktuell bie­ten sowohl Adobe als auch die Fachhändler die Creative Cloud für Teams für rund 40 Euro im Monat an*. Ich zah­le jetzt zwei Jahre lang 39 Euro net­to im Monat, zah­le also gegen­über mei­nem vor­he­ri­gen Abomodell über 131 Euro weni­ger im Jahr. Zwar kommt die Umsatzsteuer dazu, aber die bekom­me ich ja vom Finanzamt wieder.

Wer als Fotograf, Grafikdesigner oder aus ande­ren Gründen jetzt ein Creative Cloud Abo für Einzelpersonen hat, soll­te mal schau­en, ob er hier nicht auch durch einen Umstieg spa­ren könn­te. Das Angebot gilt meist bis zum 28.02.2014.

Der Wechsel ist auch ganz leicht. Man bestellt ein­fach die Team-​Variante beim Fachhändler mit der glei­chen Email-​Adresse, die man für sei­ne Adobe-​ID ver­wen­det und wenn der Zugang für die Team-​Variante frei­ge­schal­tet wur­de, loggt man sich im Team-​Bereich ein, lädt sich selbst mit der iden­ti­schen Email-​Adresse ein, bestä­tigt die­se Email und kann sei­ne bis­he­ri­ge Creative Cloud-​Installation ohne Neuinstallation wei­ter nut­zen. Danach ruft man ein­fach kurz beim Kundendienst von Adobe an (0800–752 25 80), die dann das bis­he­ri­ge Monatsabo kündigen.

Welche Varianten oder Optionen nutzt ihr aktu­ell, falls ihr Adobe-​Produkte nutzt?

* Bei Adobe gilt der Angebotspreis jedoch nur, wenn man vor­her eine Creative Suite (Version 3 bis 6) gekauft hat­te, was bei mir nicht der Fall war.

Der Fluch des Sean – Oder: Microstock-​Hass und Häme

Von eini­gen Lesern wur­de ich gefragt, war­um ich bis­her nichts über die Kündigung von Sean Locke geschrie­ben habe. Ganz ehr­lich? Es ist schwer, mei­ne Ansichten dazu in Worte zu fassen.

Sean Locke ist exklu­si­ver Fotograf bei iStockphoto mit aktu­ell ca. 12.700 Bildern online und fast einer Million Verkäufen seit sei­ner Anmeldung Ende 2004. Das ergibt durch­schnitt­lich ca. 10.000 Verkäufe pro Monat und damit gehör­te er zu den Top-​5-​Fotografen bei der Bildagentur iStockphoto. Und das ohne ein gro­ßes Team, wie es eini­ge ande­re Fotografen in die­sen Sphären haben.

Screenshot des Profils von Sean Locke bei iStockphoto

Mitte Februar schrieb Sean Locke in sei­nem Blog, dass er von iStockphoto die Mitteilung erhal­ten habe, dass sein Benutzerkonto nach 30 Tagen geschlos­sen wer­de. Der kon­kre­te Anlass ist unklar, aber die Vermutung liegt nahe, dass iStockphoto sowie deren Mutteragentur Getty Images einer­seits unglück­lich dar­über waren, dass Sean Locke den „Google Drive“-Skandal öffent­lich gemacht hat­te und ande­rer­seits es mit sei­nem Greasemonkey-​Skript erleich­tert hat­te, dass Leute ihre Bilder deak­ti­vie­ren kön­nen. Als Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brach­te, half Sean im Hintergrund mit, eine neue Bildagentur zu tes­ten, die jedoch noch nicht online ist. Es wird ver­mu­tet, dass die­se Agentur, wel­che er auch in sei­nem Blogbeitrag andeu­tet, die Agentur „Stocksy“ ist, wel­che der iStock-​Gründer Bruce Livingstone in weni­gen Wochen star­ten will.

Aber reicht das aus, um einen sei­ner Top-​Fotografen zu feu­ern? Für iStock schon.

Was sagt uns das? Fotografen sind nichts mehr wert.

Selbst die gro­ßen Fotografen mit rie­si­gen Portfolios und tol­len Bildern wer­den in der Summe von den vie­len rest­li­chen Fotografen ersetzt wer­den kön­nen. Auch der Verlust der monat­li­chen Einnahmen (eine rea­lis­ti­sche Schätzung ist eine mitt­le­re fünf­stel­li­ge Summe für iStock monat­lich) scheint die Agentur finan­zi­ell zu ver­kraf­ten. Ein Gast hat­te kürz­lich im Blog kom­men­tiert, dass die Bildagenturen ohne unse­re Fotos „nichts“ wären. Das mag logisch klin­gen, bringt den Fotografen aber kon­kret nichts, denn auch sie brau­chen die Agenturen, um tau­sen­de Lizenzen im Monat ver­kau­fen zu können.

Solche Reaktionen sind für mich der Grund, war­um ich kei­nem Fotografen eine exklu­si­ve Bindung an eine Bildagentur emp­feh­le, wenn er von sei­ner Arbeit leben will. Ich bin mir sicher, dass Sean mit sei­nem Können und sei­ner Erfahrung auch in ande­ren Bildagenturen erfolg­reich sein wird und wer weiß, viel­leicht ver­dient er dann unter dem Strich sogar mehr als bis­her. Ich wün­sche ihm dafür viel Erfolg.

Was mich aber fast noch mehr scho­ckiert hat als der Rauswurf von Sean Locke, waren die Reaktionen auf die Meldung bei Webseiten, wel­che nicht unbe­dingt bekannt dafür sind, microstock-​freundlich ein­ge­stellt zu sein. So schrieb der Blog PetaPixel eine neu­tral gehal­te­ne Meldung, wel­che im Kommentarteil jedoch fast in einer vir­tu­el­len Geißelung endete.

So schrieb Felipe Carlos:

no pity here for pho­to­grapher he deser­ves for he gets, by choo­sing to work with micros­tock. Hopefully Getty cau­se him as much trou­ble as pos­si­ble, every pho­to­grapher who con­tri­bu­tes to micros­tock should be punis­hed. It they who rui­ned this market.“

Der Fotograf Adam Gasson schrieb:

Have to say I agree with Mike – Microstock pho­to­graph­ers have done more than anyo­ne else over the last deca­de to com­mo­di­fy pho­to­gra­phy and now are rea­li­sing that they are just com­mo­di­ties them­sel­ves. The stam­pe­de to the bot­tom has drop­ped pri­ces and qua­li­ty to such a level that it is almost impos­si­ble for pro­fes­sio­nal pho­to­graph­ers to sur­vi­ve, so we have an indus­try based upon ama­teurs and moon­ligh­ters. Then the­se peo­p­le won­der why the agen­ci­es no lon­ger see the need to tre­at them, or value them as pro­fes­sio­nals. You have crea­ted the beast – against the advice of many peo­p­le who have work­ed in the indus­try for years – now you com­plain that it has bit­ten you and expect us all to sympathise?“

Ein anony­mer Kommentator schrieb:

As a pro­fes­sio­nal pho­to­grapher, it’s hard to think of anyo­ne as ano­ther “pro” who has 12,000 photo’s on file and one mil­li­on licen­ses; he’s a fac­to­ry worker man­ning a pho­to­gra­phic drill press, not the next Avedon. All tho­se on here that say he’s part of the pro­blem, not part of the solu­ti­on is right on the beam. It’s going to be hard to rai­se any kind of sym­pa­thy for someone who’s been invol­ved in wre­cking the busi­ness and is now try­ing to moti­va­te peo­p­le to back his level of “wre­cking” vs. the new level of “wre­cking”.“

Beim Lesen der Kommentare scheint es, als wäre Sean Locke per­sön­lich ver­ant­wort­lich für den Untergang des Macrostock-​Geschäftsmodells. Dabei ist die Geschichte doch etwas anders: Es waren kei­nes­wegs pro­fes­sio­nel­le Fotografen, die beschlos­sen haben, ihre Fotos plötz­lich für ein Hundertstel des ursprüng­li­chen Preises zu verkaufen.

Im Gegenteil: Es waren doch Grafikdesigner wie Bruce Livingston, die es im Jahr 2000 satt hat­ten, die hohen Bildpreise zu bezah­len und beschlos­sen, lie­ber ihre eige­nen – als Notlösung selb­ge­mach­ten – Fotos unter­ein­an­der auf iStockphoto zu tau­schen statt bei den zu teu­ren Bildagenturen zu kau­fen. In den ers­ten zwei Monaten gab es nach eige­nen Angaben schon mehr als 3500 Nutzer und mehr als zwei Millionen Downloads. Je mehr Designer und irgend­wann auch Hobbyfotografen mit­mach­ten, des­to stär­ker wur­de die Konkurrenz zu Macrostock. Profi-​Fotografen muss­ten zuse­hen, wie ihre Einnahmen san­ken und konn­ten ent­we­der im Internet laut­hals jam­mern oder sich dem geän­der­ten Markt anpas­sen, indem sie ihre Bilder eben­falls bil­lig verkauften.

Wer will, kann sogar noch vor­her anset­zen und der Erfindung der Digitalkameras die Schuld geben, wel­che das Fotografieren stark ver­ein­fach­te oder der Erfindung des Internets, mit dem der digi­ta­le Datenaustausch auf ein­mal schnell und bil­lig funk­tio­nier­te. Ohne die­se bei­den Voraussetzungen hät­te sich Microstock nie oder nicht so schnell entwickelt.

Eine ganz ande­re Vorgeschichte wird eben­falls ger­ne über­se­hen: Anfang der 1990er Jahre wur­den sowohl Getty Images als auch Corbis von rei­chen Unternehmern gegrün­det, wel­che im Gegensatz zu den tra­di­tio­nel­len klei­nen inha­ber­ge­führ­ten Bildagenturen kei­nen Bezug zur Fotografie hat­ten, son­dern Fotos nur als eine Ware sahen, mit der Geld ver­dient wer­den konn­te. Diese bei­den Agenturen kau­fen in den nächs­ten zehn Jahren so vie­le klei­ne Bildagenturen auf, dass sich der Bildermarkt prak­tisch inner­halb von einem Jahrzehnt einem Duopol aus Getty und Corbis gegen­über sah, wel­ches so über­mäch­tig war, dass es Preise, Lizenz- und Nutzungsbedingungen dik­tie­ren konn­te. Weil das eben auch Bildnutzern sau­er auf­stieg, such­ten die­se nach Alternativen und… sie­he oben.

Worauf ich hin­aus will:
Es ist nicht leicht, weder als Macrostock- noch als Microstock-​Fotograf. Evolution gehört auf jeden Fall zu einem erfolg­rei­chen Unternehmer. Auch Sean Locke weiß das und wird sicher bald zu neu­en Ufern aufbrechen.