[Der folgende Text wurde mir freundlicherweise vom Journalisten Pressebüro Peter Jobst zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!]
Als freier (Text)journalist (Finanzen, Börse) hatte ich mich im Jahr 2006 entschieden, auch in das Agenturgeschäft einzusteigen. Denn mit der Zeit hatte sich manches Material angesammelt, insbesondere aus dem Finanzbereich.
Ich schloss Verträge mit Alamy, Panthermedia und den üblichen Billigpreis-Agenturen. Durchaus mit Erfolg, die Umsätze standen in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand. Zwar nicht so viel, dass man davon leben konnte, aber immerhin ein nettes Zubrot.
Doch mit fortschreitendem Alter und aufgrund gesundheitlicher Probleme entschloss ich mich im Jahr 2013, meine Berufstätigkeit herunterzufahren und auch kein neues Bildmaterial mehr zu produzieren und einzuliefern.
Mit Spannung blickte ich auf die weitere Umsatzentwicklung des eingelieferten Materials. Und schon hier gab es Überraschungen: Die Zahlen brachen keineswegs so abrupt ein wie oftmals prophezeit.
Nach drei Jahren war lediglich ein Rückgang um durchschnittlich 20 % vom Spitzenwert 2013 festzustellen, nach sechs Jahren (also 2019) flossen immer noch rund 50 % des Spitzenumsatzes. Erst 2021 war dann ein markanter Rückgang auf unter 20 % der früheren Spitzenhonorare zu verbuchen.
Nunmehr entschloss ich mich, einen Schlussstrich zu ziehen. Alle Agenturverträge wurden am 2. Februar 2022 per sofort, spätestens aber zum 30.6.2022 gekündigt und um Auszahlung des Restguthabens gebeten.
Bei manchen war dies problemlos, bei anderen nicht gerade einfach.
Hier nun mein Fazit über meine Erfahrungen mit der Kündigung bei Bildagenturen:
Alamy: Bereits am Tag der Kündigung bekam ich eine Mail des Bedauerns. Der Vertrag wird wunschgemäß per 30.6.2022 aufgelöst. Ich wurde aufgefordert, noch mal mein Zahlungskonto zu überprüfen, die Zahlung zum Auflösungstermin wurde angekündigt.
Zoonar: Auch hier lief alles recht geschmeidig. Mir wurde ein Link geschickt, über den ich den Vertrag kündigen konnte und seitdem werden die Bilder von den zahlreichen Partneragenturen zurückgerufen. Vertragsende ist der 2.8.2022, also nach sechs Monaten, was völlig okay ist. Verbunden war der Schriftwechsel mit einem Ausdruck des Bedauerns und guten Wünschen – sehr nett.
Panthermedia: Kurz nach meiner Mail kam die Bestätigung der Kontolöschung zum 3.8.2022, was vertraglich so festgelegt ist. Auch hier ein Dank für die Zusammenarbeit und gute Wünsche für die Zukunft.
Pitopia: Sehr nette Bestätigungsmail, die Kündigung wird entsprechend meinen Wünschen zum 30.6.2022 wirksam. Zu diesem Zeitpunkt soll alles noch mal bestätigt und das Restguthaben ausgezahlt werden.
Depositphotos: Kurze Bestätigung am Tag nach meiner Kündigung auf deutsch. Das Konto werde geschlossen und das Guthaben ausgezahlt – kurz und schmerzlos.
Dreamstime: Dass es auch anders gehen kann, hat Dreamstime bewiesen. Man könne dies nur machen, wenn alle Bilder von mir manuell einzeln gelöscht werden, Ausnahmen werden nicht gemacht. So war es meine Aufgabe (unterstützt von meiner Frau) die 3200 Bilder einzeln aufzurufen und zu löschen – eine stundenlange Beschäftigung. Gleichzeitig wurde mir mitgeteilt, dass Guthaben unterhalb der Auszahlungsgrenze von 100 $ ersatzlos verfallen („We do not make any exception regarding the account closure rules“). Ich verwies darauf, dass dies doch nicht angehen könne und ich dies rechtlich überprüfen lassen will. Recht rüde antwortete man mir, dass das Konto nunmehr durch Dreamstime geschlossen wurde. Zudem schrieb Dreamstime: „You are welcome to have your attorney view the terms“. Gut, es ging lediglich um 50 USD, aber recht eigenartig sind derartige Geschäftsmethoden schon. Sicherlich hätte ich das Konto bestehen lassen können, aber angesichts der letzten Umsätze hätte es wohl Jahre gedauert, bis die 100 $ erreicht gewesen wären.
123rf: Hier war zumindest der Umgangston freundlicher und die Bilder wurden von der Agentur (Antwortzeit auf jede Mail: ca. 1 Woche) selbstständig gelöscht. Wie bei Dreamstime jedoch: kein Geld, da Limit nicht erreicht. Hier sind es 20 $, die verlorengehen.
Fotolia/Adobe: Bei dieser Agentur herrschte wieder ein entgegenkommender Ton. Ich konnte wählen, ob die Auflösung per sofort oder zum 30.6.2022 erfolgen soll. Ich entschied mich für die schnelle Auflösung und ein paar Tage später war das Geld ausgezahlt.
Istock/Getty: Hier schrieb man mir ebenfalls sehr freundlich („We are sorry to see you go“). Die Löschung wurde umgehend vorgenommen und innerhalb von 90 Tagen soll das noch auflaufende Restguthaben ausgezahlt werden.
Shutterstock: Wiederum ein sehr positives Beispiel unter den Agenturen („We aim for your extreme satisfaction“). Der Kundendienst hat meine Bilder sofort aus dem Verkauf genommen und das Auszahlungslimit von sich aus auf 1 $ herabgesetzt. Sobald die Restzahlung im März erfolgt ist, soll ich den entsprechenden Kündigungsbutton aktivieren und die Geschäftsbeziehung ist beendet. Verbunden war die Mail mit guten Wünschen („I hope each new day brings you closer to a full and speedy recovery!”) – dankeschön.
Imagebroker ist eine Bildagentur, welche hauptsächlich als Distributor agiert.
Das heißt, Fotografen liefern die Bilder an die Agentur, und Imagebroker sendet diese an deren „einzigartiges Agenturnetzwerk“ mit „mehr als 100 Bildagenturen in 45 Ländern“ (Eigenwerbung) weiter.
Über die Risiken solcher Netzwerke habe ich in der Vergangenheit mehrmals geschrieben, z.B. hier oder hier, aber speziell bei Imagebroker scheint es ein weiteres zu geben.
In den letzten Monaten häuften sich bei mir die Anfragen und Beschwerden von Fotografen, welche bei Imagebroker kündigen wollten und dabei auf scheinbar unlösbare Probleme stießen. Dabei geht es nicht so sehr um die Kündigung selbst, sondern hauptsächlich darum, dass es nur mit größten Anstrengungen möglich ist, die Bilder aus dem von Imagebroker belieferten Agenturnetzwerk zu holen.
Der Agenturinhaber Klaus-Peter Wolf gibt sich große Mühe, die Fotografen in der Agentur zu halten, mit Mitteln, die – ich formuliere es mal vorsichtig – diskussionswürdig sind.
Screenshot der Imagebroker-Webseite
Das fängt beim Vertrag an:
Meinen habe ich im Juni 2007 abgeschlossen (hier nachlesbar als Muster). Darin steht bei den Kündigungsbedingungen:
„9. Laufzeit, Kündigung und Geschäftsaufgabe
9.1. Dieser Vertrag läuft auf unbestimmte Zeit. Er kann mit einer Frist von sechs Monaten zum Kalenderjahresende schriftlich gekündigt werden, erstmalig jedoch nach einer Mindestvertragslaufzeit von 12 Monaten.
9.2. Ab Wirksamkeit der Kündigung wird imagebroker keine Bilder des Bildlieferanten mehr an Agenturen verteilen. Soweit Partneragenturen Bilddateien des Bildlieferanten bereits vertreiben, dürfen sie dies weiter tun. Die Wirksamkeit von nach diesem Vertrag zum Zeitpunkt der Wirksamkeit der Kündigung bereits erteilter Vertriebslizenzen für Partneragenturen wird von der Kündigung dieses Vertrages nicht berührt. Wenn imagebroker Bilddateien für diese Partneragenturen auf eigenen oder fremden Servern hostet, dürfen diese Daten weiterhin zu diesem Zweck gespeichert bleiben.
9.3. Nach Vertragsende eingehende Nutzungshonorare werden, wie im Vertrag geregelt, weiterhin abgerechnet und ausbezahlt.
9.4. Sollte es zu einer Geschäftsaufgabe durch imagebroker kommen, wird imagebroker dem Bildlieferanten alle Agenturen nennen, bei denen sich Bilder des Bildlieferanten befinden, damit Bildlieferant und Agentur sich über eine Löschung der Bilder bzw. eine direkte Zusammenarbeit verständigen können.“
Besonders pikant ist hier der Punkt 9.2. Demnach wäre es gar nicht mehr möglich, die Bilder aus diesem Vertrag zu lösen. Im juristischen Fachpanel auf der Microstock Expo 2013 wurde dieser Vertrag unter anderem diskutiert und bekam ein vernichtendes Urteil.
Dazu kommt, dass Imagebroker die Liste seiner Vertriebspartner als Geschäftsgeheimnis hütet, während hingegen das deutsche Urheberrecht jedem Fotografen das Recht einräumt zu wissen, wer dessen Werke vertreibt und veröffentlicht.
Wie kommt man aus diesem Vertrag trotzdem heraus?
Im November 2013 schon hatte ich eine Email an Imagebroker mit der Bitte um Löschung meiner Bilder geschickt.
Daraufhin bekam ich einen Anruf von Klaus-Peter Wolf, in dem er mich daran erinnerte, dass das nicht möglich sei, weil es so im Vertrag stünde.
Übrigens erhalten viele der Fotografen, die eine Kündigung probieren, Anrufe von Klaus-Peter Wolf statt Emails. Das mag System haben, weil es so später deutlich schwerer nachzuweisen ist, was Imagebroker gesagt hat.
Nach Beratung mit einem spezialisierten Anwalt war ich der Meinung, das der Vertrag so nicht haltbar ist (Stichwort „unangemessene Benachteiligung“ nach §307 BGB sowie einige Paragraphen aus dem Urheberrecht) und schickte im März 2014 ein Einschreiben per Post mit diesem Wortlaut:
„Guten Tag,
hiermit kündige ich ordentlich und fristgerecht den „Partnerschaftsvertrag“ vom 21. Juni 2007 zwischen Imagebroker und mir zum Kalenderjahresende.
Weiterhin weise ich darauf hin, dass ich den Abschnitt 9.2. des Vertrags für unwirksam halte und fordere darum eine Löschung meiner Bilder bei Imagebroker sowie allen belieferten Partneragenturen.
Ich bitte um eine kurze Bestätigung über den Erhalt dieser Kündigung.
Schöne Grüße, …“
Der zweite Absatz ist übrigens wichtig, falls es später zu einer juristischen Auseinandersetzung kommen sollte. Nach diesem Brief wurde mir eine Kündigung nach dem aktuell geltenden Vertrag angeboten.
Darin steht u.a.
„9. Laufzeit, Kündigung, Vertragsende
9.1. Dieser Vertrag läuft auf unbestimmte Zeit. Er kann jederzeit zum Ende des jeweils nächsten Kalenderjahres schriftlich gekündigt werden.
9.2. Das Recht zur außerordentlichen Kündigung bleibt unberührt. Beide Parteien sind zur fristlosen Kündigung berechtigt, wenn die andere Vertragspartei zahlungsunfähig wird oder gegen eine der wesentlichen Vertragspflichten verstoßen hat bzw. eine der wesentlichen Zusicherungen bzw. Garantien dieser Vereinbarung nicht einhält und ein entsprechender Verstoß nicht innerhalb von 2 Monaten nach schriftlicher Aufforderung durch die andere Partei behoben wird. Für die außerordentliche Kündigung gilt die Schriftform.
9.3. Ab Wirksamkeit der Kündigung wird imagebroker alle Bilder des Bildlieferanten aus dem Vertrieb nehmen und von der imagebroker-Homepage löschen. Ein Anspruch auf Rücksendung digitaler Daten und Datenträger besteht nicht. imagebroker wird die Partneragenturen über das Ende der Verwertungsbefugnis in Kenntnis setzen und diese auffordern, die Vermarktung des Bildmaterials des Bildlieferanten einzustellen.
9.4. Jedoch bleiben sämtliche von imagebroker vor Beendigung des Vertrages an Dritte eingeräumte Nutzungsrechte unberührt, auch wenn die Nutzungsrechte an einzelnen Werken gegebenenfalls über den Zeitpunkt der Vertragsbeendigung hinaus eingeräumt wurden.
9.5. Die Kündigung des Vertrages hat keinen Einfluss auf den Vergütungsanspruch des Bildlieferanten. Nach Vertragsende eingehende Nutzungshonorare werden, wie im Vertrag geregelt, weiterhin abgerechnet und ausbezahlt.“
Das nahm ich an. Meine Kündigung findet also Ende 2015 statt.
Nur wenige Wochen später, am 2. April 2014 nämlich, wurde der Vertrag von Imagebroker noch mal geändert. Darin steht jetzt:
„10. Laufzeit, Kündigung, Vertragsende
10.1 Dieser Vertrag läuft auf unbestimmte Zeit. Er kann jederzeit schriftlich gekündigt werden. Die Kündigung wird zum Ende des jeweils übernächsten Kalenderjahres wirksam. Für eine Kündigung ist ein unterschriebenes Papierdokument als Brief oder PDF nötig.“
Die Vermutung liegt nahe, dass direkt nach meiner Kündigung ein neuer Vertrag aufgesetzt wurde. Wer im Januar 2015 kündigen würde, könnte demnach erst ab Januar 2018 über seine Bilder verfügen. Ob diese lange Frist rechtens ist, ist fraglich.
Übrigens steht in beiden neuen Verträgen nicht, dass die Bilder bei den Partneragenturen gelöscht werden, sondern nur, dass diese „in Kenntnis gesetzt werden“ und „aufgefordert werden, die Vermarktung des Bildmaterials des Bildlieferanten einzustellen“. Das bedeutet, dass sich Imagebroker die Hände in Unschuld waschen kann, sollte eine Partneragentur die Bilder trotzdem nach Ablauf der Kündigungsfrist verkaufen. Es bedeutet aber auch, dass Imagebroker spätestens bei der Kündigung den Fotografen eine Liste mit allen Partneragenturen geben müsste, damit diese überprüfen können, ob die Bilder tatsächlich gelöscht wurden und sich gegebenenfalls selbst um eine Löschung kümmern können.
Eine weitere Variante: Die außerordentliche Kündigung
Angesichts dieser mehr als langen Kündigungsfristen verfielen einige Fotografen auf einen anderen Weg.
Generell sind die Verträge mit Imagebroker nicht exklusiv, das heißt, das Bildmaterial darf auch über andere Agenturen vertrieben werden. Eine Doppelbelieferung soll jedoch vermieden werden.
Im alten Vertrag (2007) steht dazu:
„4. Vermeidung der Doppelbelieferung von Bildagenturen
4.1. Um eine Doppelbelieferung von Bildagenturen zu vermeiden, kann der Bildlieferant Bildagenturen, die er bereits selbst oder durch Dritte beliefert, von der Belieferung durch imagebroker ausnehmen. Dazu gibt er diese Agenturen (um Verwechselungen zu vermeiden, möglichst mit Angabe der Web-Adressen) imagebroker formlos bekannt. imagebroker wird diese Agenturen in die Liste der nicht zu beliefernden Agenturen aufnehmen. Diese Liste ist für den Bildlieferanten auf der imagebroker-Website jederzeit einsehbar.
4.2. Bevor der Bildlieferant eine weitere Bildagentur selbst oder durch Dritte beliefert, wird er diese Absicht imagebroker mitteilen. imagebroker wird diese Agentur in die Liste der nicht zu beliefernden Agenturen aufnehmen, außer wenn imagebroker bereits mit dieser Agentur zusammenarbeitet. In diesem Fall wird der Bildlieferant auf eine Belieferung dieser Agentur verzichten und dafür Sorge tragen, dass seine Bilder nicht anders als über imagebroker an diese Agentur geliefert werden.“
Im neusten Vertrag (April 2014) ist das noch verschärfter formuliert, indem auch „gleichen oder sehr ähnliche Bilder“ eingeschlossen sind und bei Zuwiderhandlung eine Unterlassungsanspruch gegenüber dem Fotografen geltend gemacht wird.
Im Vertrag steht jedoch nichts über Preisklassen, Preissegmente oder Microstock-Modelle.
Deshalb schickten einige Fotografen Klaus-Peter Wolf eine lange Liste mit Microstock-Agenturen, welche sie künftig zu beliefern gedenken.
Auf der Webseite von Imagebroker steht im FAQ klipp und klar:
„5. Werden imageBROKER-Bilder auch im Billigbereich verkauft?
Nein. imageBROKER arbeitet nur mit Agenturen zusammen, deren Verkaufspreise sich im traditionellen Preissegment bewegen. Das heißt, dass die Verkaufspreise für Rights Managed (RM) Bilder je nach Verwendungszweck bis zu mehrere tausend Euro und die Verkaufspreise für Royalty Free (RF) Bilder je nach Dateigröße bis zu 399 Euro betragen können. Mit Microstock- und Billigagenturen arbeitet imageBROKER nicht zusammen.“
Hier besteht für Imagebroker nun ein Dilemma:
Vertraglich ist es Fotografen erlaubt, die gleichen oder identischen Bilder, welche über Imagebroker vertrieben werden, auch bei billigen Microstock-Agenturen zu vertreiben. Falls Klaus-Peter Wolf darin einen Vertragsbruch und einen Grund für eine fristlose Kündigung sieht, hätte der Fotograf sein Ziel erreicht. Lässt Imagebroker hingegen den gleichzeitigen Vertrieb identischer Bilder auch über Microstock-Agenturen zu, würde das den Wert der Imagebroker-Vertriebsschiene stark schmälern und vermutlich bei den Macrostock-Agenturen nicht gut ankommen, vielleicht sogar zum Ende einiger Kooperationen mit teuren Agenturen führen. Es würden ja einige kurze Emails mit vergleichenden Bild-Links reichen, bis die Agenturen auf solche Doppellieferungen aufmerksam werden.
Mir wurde zugetragen, dass eine Reaktion von Imagebroker gewesen sein soll, den betreffenden Fotografen anzubieten, die Bilder über Imagebroker selbst bei den Microstock-Agenturen anzubieten. Falls es stimmen würde, wäre der Satz auf der Imagebroker-Webseite Makulatur.
So, oder so:
Wer seine Imagebroker-Bilder löschen lassen möchte, muss sich auf Widerstand gefasst machen. Wer ein zusätzliches Jahr Kündigungsfrist vermeiden möchte, sollte beachten, dass bei Kündigungen nach dem 31.12.2014 ein zusätzliches Jahr Laufzeit fällig werden könnte. Wer streitlustig ist, könnte aber auch versuchen, den Vertrag selbst juristisch anzufechten.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Hat schon jemand erfolgreich bei Imagebroker kündigen können?
Vor paar Wochen hat der Hobby-Fotograf Michael Zwahlen in seinem Blog diesen englischen Artikel über die Exklusivität bei iStock veröffentlicht. Auf meinen Wunsch war Michael so freundlich, den Text etwas auszubauen und ins Deutsche zu übersetzen. Los geht’s, ab jetzt schreibt Michael:
Ich habe vor 15 Monaten den für mich grossen Schritt gewagt, nach sechs Jahren meine Exklusivität bei iStockphoto zu kündigen. Da ich stets aktives Mitglied der Community bei iStock war, werde ich seitdem regelmäßig gefragt, welche Erfahrungen ich seitdem gemacht habe.
Michael Zwahlen – Selbstportrait zum Verkauf über Stocksy
Eine der häufigsten Fragen ist natürlich: Kann ich als Nicht-Exklusiver ähnlich viel Geld verdienen wie als Exklusiver?
Meine einfache Antwort: Ja. Zumindest ist mir das sehr schnell gelungen. Die etwas kompliziertere Antwort: Es kommt darauf an.
Meine persönliche Vorgeschichte
Als ehemaliger Software-Entwickler und Projektleiter habe ich die Fotografie für mich Ende der 1990er Jahre eher aus dem Interesse an Kameras als „Gadgets“ entdeckt: Meine erste Digitalkamera war eine Olympus mit VGA-Auflösung, als 640x480 Pixel (0,3 Megapixel!). Die Bildqualität war im wahrsten Sinne be„rauschend“. Ende 2001 habe ich mir eine Sony F505V zugelegt, die mit einem fest eingebauten Zeiss-Objektiv und 2,6 Megapixel schon brauchbare Bilder produzierte.
Gleichzeitig entstanden die ersten Online-Dienste, über die „jedermann“ seine Fotos zur Lizenzierung anbieten konnte. Da ich damals in der Schweiz wohnte, las ich über die Gründung von ImagePoint, bewarb mich und wurde akzeptiert. Ich wusste jedoch wenig über Fotografie, bekam wenig Bilder akzeptiert, freute mich aber über zwei oder drei Verkäufe pro Jahr.
Der erste Bildverkauf 2002 von Michael Zwahlen bei ImagePoint
Bis Anfang 2007 wurde Fotografie dann zu meinem Lieblings-Hobby, und ich begann zu recherchieren, ob ich damit nicht zumindest genug Geld verdienen könnte, um ab und zu eine neue Kamera oder eine Reise zu finanzieren. Ich entdeckte Microstock, wurde bei iStockphoto im 2. Versuch akzeptiert und bei Shutterstock abgelehnt. Ich konzentrierte mich also zunächst auf iStock und lernte schnell und viel aus der damals sehr aktiven und unterstützenden Community.
Die nächsten sechs Jahre habe ich mich dann für die Exklusivität entschieden und halte die Entscheidung auch bis heute für richtig. Als Hobby-Fotograf habe ich dort mit relativ wenig Bildern und wenig administrativem Aufwand gutes Geld verdient. Bis im Herbst 2011. Damals hat iStock seine Suche umgestellt, als Ergebnis brachen die Umsätze meiner Bestseller und damit mein ganzer Umsatz innerhalb von drei Monaten um über 50% ein.
Ende 2012 habe ich mich zur Kündigung meiner Exklusivität entschieden. Damals habe ich noch mit einer Partnerin zusammen gearbeitet, und wir haben mein (kleineres) Portfolio als Testprojekt für die Nicht-Exklusivität genutzt. Seit Mitte 2013 arbeite ich Vollzeit daran, mein Portfolio auszubauen und von der Stock-Fotografie zu leben.
Die ersten Erfahrungen
Der Schritt in die Nicht-Exklusivität bedeutet zunächst, dass man sein gesamtes bestehendes Portfolio zunächst „wiederfinden“, zusammenstellen und eventuell überarbeiten muss. Als iStock-Exklusiver ist die Motivation nicht sehr groß, die Metadaten bereits in Lightroom oder Photoshop zu verwalten, da man anschließend sowieso die Arbeit erneut mit Hilfe des „Kontrollierten Vokabulars“ von iStock machen muss. Zwar hatte ich bereits in knapp der Hälfte meiner Bilder die Metadaten eingetragen, bei mehr als 500 Bildern musste ich das jedoch noch nachholen.
Zudem musste ich von teilweise vier oder fünf Jahre alten Bildern die Model Releases zusammensuchen. Zum Glück war ich in dieser Hinsicht auch gut genug organisiert, dass mir dies in kurzer Zeit gelang. Ich stellte jedoch fest, dass ich einen Teil meines Portofolios nicht anderweitig verwenden konnte: Bilder, die ich auf „Minilypses“ oder „iStockalypses“ geschossen habe, den von iStock organisierten und mitfinanzierten Gruppen-Shootings. Diese Bilder sind auch für Nicht-Exklusive vertraglich an iStock gebunden. Da ich diese Events gerne besuchte, habe ich nach wie vor einige hundert Fotos exklusiv bei iStock, erhalte jedoch die nicht-exklusive Bezahlung hierfür. Auch hatte ich für einige Shootings Model Releases mit dem deutschsprachigen Vordruck von iStock verwendet. Als iStock-Exklusiver natürlich kein Problem, aber so manche Agentur will einen nicht-englischen Vertrag mit einem fremden Firmenlogo einfach nicht akzeptieren.
Da man nach der Kündigung der Exklusivität noch 30 Tage warten muss, hatte ich jedoch ausreichend Zeit, um etwa 500 meiner 1.800 Bilder vorzubereiten und hatte diese praktisch sofort nach Auslaufen dieser Wartezeit bei Shutterstock, Fotolia, Depositphotos, 123RF, CanStockphotos und GL Stock online. Innerhalb von drei Monaten waren es dann über 1.000 Bilder bei neun Agenturen.
Wie sich die Einnahmen entwickelten
Wer die Exklusivität bei iStock aufgibt, sieht sich unmittelbar mit zwei Faktoren konfrontiert: Erstens sinkt der prozentuale Anteil an den Einnahmen, in meinem Fall von 30% auf 17%. Hinzu kommt jedoch auch, dass die Bilder günstiger angeboten werden. Ich hatte nur wenige Bilder in Vetta, aber meine Exklusive+ Bilder haben regelmäßig Erträge von $10 bis $20 erzielt. Als exklusiver iStock-Fotograf ist man eigentlich kein echter Microstocker mehr, denn viele Bilder werden eher zu Midstock-Preisen von $50 oder $200 angeboten.
Anfang 2013 hatte ich hier in der Regel nur noch halb so hohe Preise, inzwischen werden nach einer Preissenkung Mitte 2013 sogar für nur noch 1–7 Credits angeboten. Der Einbruch bei den Einnahmen bei iStock betrug insgesamt also etwa 75–80%.
Übliche Verkaufspreise bei iStock als exklusiver Fotograf…
Trotzdem hat es in meinem Fall nur wenige Monate gedauert, bis ich wieder ungefähr gleich hohe Einnahmen erzielte wie in meinem letzten Jahr als exklusiver iStocker: Shutterstock hat hier den größten Teil übernommen, aber auch bei Fotolia konnte ich schnell auf regelmäßige Einnahmen zählen. Überraschend schnell und gut sind auch meine Einnahmen aus dem Partner-Programm von iStock gestiegen. Als Exklusiver hatte ich noch die Option, den Großteil meines Portfolios aus dem Vertrieb über Thinkstock und photos.com auszuschliessen, als Nicht-Exklusiver kommen heute etwa die Hälfte meiner iStock-Einnahmen aus dem Partner-Programm.
…und hier danach als nichtexklusiver Fotograf.
Im April 2013 – also nach nur drei Monaten – konnte ich wieder ähnliche Einnahmen erzielen wie im Vorjahresmonat. Seit Juni 2013 habe ich bis auf eine Ausnahme jeden Monat im Jahresvergleich mehr Lizenzeinnahmen erzielt. Im Jahr 2014 habe ich bisher jeweils rund 50% mehr Umsatz erzielt als in meinem letzten Jahr als iStock-Exklusiver. Für mich persönlich ist die Entscheidung zur Unabhängigkeit also voll aufgegangen, und zwar schneller als erwartet.
Übliche Verkaufserlöse bei Shutterstock
Lassen sich diese Erfahrungen auf andere übertragen?
Hier kann man Zweifel anmelden: Zum einen bin ich kein überragender Fotograf. Ich habe keinerlei formale Ausbildung, keine anderen Erfahrungen im grafischen Bereich. Etablierte und erfahrene Fotografen haben möglicherweise eine deutlich höhere Qualität. Mir sind die geringeren Qualitätsanforderungen (vor allem in Bezug auf die Bildästhetik) der Microstock-Agenturen also entgegen gekommen. In Bezug auf Bildrauschen oder Artefakte zahlen sich die Erfahrungen mit den (früheren) harten Inspektionen bei iStock aus: Meine Akzeptanzquote liegt bei den meisten Agenturen bei deutlich über 90%.
Portfolio-Zuwachs bei den verschiedenen Bildagenturen
Ich habe jedoch stets gesagt, dass meine Bilder sich vermutlich eher im billigen Bereich verkaufen. Mit den ständigen Preiserhöhungen bei iStockphoto wurde es zwar vielen professionellen Fotografen ermöglicht, aufwändigere Shootings zu finanzieren, meine Bilder konnten sich bei den höheren Preisen aber nicht gut behaupten. Ich war von wenigen Ausnahmebildern abhängig.
Zudem hatte ich nur wenige Bilder in den Top-Kollektionen Vetta und The Agency Collection, mit denen sich hohe Lizenzeinnahmen sowohl bei iStock selbst als auch über die Getty-Seite erzielen ließen. Meine Einnahmen aus der Partnerschaft mit Getty betrugen weniger als 5%, daher habe ich hier praktisch keine Verluste gehabt. Andere iStock-Fotografen erzielen teilweise bis zu 20% ihrer Lizenzeinnahmen über die Getty-Seite und weitere 20% aus den höherpreisigen Kollektionen. Diese Bilder werden bei einer Vermarktung über Shutterstock & Co ziemlich sicher keine ähnlichen Umsätze erzielen.
Auch hatte ich das Glück, als einer der Gründungs-Fotografen bei Stocksy United bereits von Anfang an auch eine Agentur zu haben, bei der ich „künstlerisch höherwertige“ Bilder platzieren konnte, die sich zahlenmäßig eher selten verkaufen, bei denen der Kunde aber zumeist auch kein Problem damit hat, $50 oder $100 für eine Lizenz zu bezahlen. Mit Westend61 habe ich außerdem eine Macrostock-Agentur gefunden, die einen Teil meiner Bilder über ihre Vertriebskanäle vermarktet. Schließlich habe ich einige Bilder über die (inzwischen nicht mehr existierende) Getty-Flickr-Kollektion vertrieben.
Natürlich gibt es einen weiteren Faktor: Das Arbeitsvolumen. Ich kann heute nicht ausschließen, dass ich mit vergleichbar viel Arbeit auch als iStock-Exklusiver wieder deutlich mehr verdienen würde als zuletzt in 2012. Hatte ich zum Ende meiner Exklusivität rund 1.800 Bilder in meinem Portfolio, sind es heute bereits deutlich über 3.000.
Meine persönlichen Schlussfolgerungen
Ich glaube, mit dem wachsenden Volumen an Bildern in Microstock wird es schwieriger, sich ausschließlich und mit allen Bildern in diesem Markt zu positionieren. Ausgewählte Bilder sollten zu höheren Preisen angeboten werden. Für 2014 erwarte ich, dass ich in diesem Bereich rund 10% meiner Lizenzeinnahmen erziele. Mittelfristig ist es mein Ziel, rund 20% meiner Bilder über höherpreisige Agenturen anzubieten und entsprechend hohe Einnahmen in diesem Bereich zu generieren.
All dies muss man sich jedoch erarbeiten, wenn man die Exklusivität bei iStockphoto aufgibt. Die Idee, alle Bilder einfach bei Shutterstock und Fotolia hochzuladen, halte ich für zu riskant. Hier gehen viele – auch gute – Bilder einfach in der Masse unter. Die Nicht-Exklusivität sollte ja gerade den Vorteil bieten, dass man für sich und seine Bilder alle Kanäle und alle Marktsegmente beliefern kann. Diesen Vorteil muss man nutzen.
Für mich der wesentliche Vorteil nach der Exklusvität war jedoch einerseits ein großer Motivationsschub und andererseits die unerwarteten Möglichkeiten: Als Exklusiver ist man den Änderungen bei einer einzigen Agentur ausgeliefert. Zwar kann man iStock und Getty nicht für alle Entwicklungen des Marktes verantwortlich machen, aber einige Probleme waren und sind hausgemacht. Das kann stark belasten, wenn man von den Einnahmen dort abhängig ist. Wie bei mir gesehen, kann eine Änderung im Suchalgorithmus sehr kurzfristig zu einem Einbruch der Einnahmen führen.
Verteilung der Einnahmen auf die verschiedenen Bildagenturen
Zwar lese ich heute auch noch aufmerksam alle Änderungen bei den verschiedenen Agenturen. Aber ich bin nicht mehr abhängig davon, bei jeder Änderung auf der Seite der Gewinner zu sein. Falls eine Agentur heute ihre Suchergebnisse ändert, betrifft dies immer nur einen Teil meiner Einnahmen. Ich kann mich allgemeinen Markttrends zwar nicht entziehen, aber zumindest gleichen sich Schwankungen leichter aus.
Schließlich eröffnen sich teilweise Möglichkeiten, die man als iStock-Exklusiver nie auch nur in Erwägung gezogen hätte. Rund 20% meiner Einnahmen heute erziele ich ausserhalb der Stock-Fotografie. Das hätte ich zwar auch als iStock-Exklusiver machen können, jedoch hat man dort verständlicherweise einen sehr eingeschränkten Blick.
Insgesamt bin ich mit meiner persönlichen Entwicklung sehr zufrieden, auch wenn ich insgesamt noch zu wenig Geld verdiene. Neben der finanziellen Situation hat sich vor allem auch meine Perspektive auf die Fotografie geändert: Wenn man ausschließlich für iStock produziert, schränkt man sich fotografisch oftmals stark ein – man macht einfach das, wovon man bereits weiß, dass es akzeptiert wird und sich verkauft. Heute kann ich viel mehr Risiken eingehen, auch mal ungewöhnliche Motive oder eine neue Bearbeitungstechnik auszuprobieren. Zwar erhalte ich dann auch öfter Ablehnungen bei einer Agentur, kann es dann aber auch bei einer zweiten oder dritten probieren.
Meine Zahlen deuten darauf hin, dass ich im Herbst an meine besten Monate aus den Jahren 2010 und 2011 anknüpfen kann. Und ich bin überzeugt, dass ich 2015 neue Rekordeinnahmen vermelden kann. Daher kann ich voller Überzeugung sagen, dass ich den Schritt in die Nicht-Exklusivität in den letzten 15 Monaten nicht ein einziges Mal bereut habe.
Ja, ich hatte ein Adobe Creative Cloud Abo. Anderthalb Jahre lang war ich zahlender Kunde, weil ich das Abo ziemlich früh nach der Einführung abgeschlossen hatte.
Überzeugt hatte mich vor allem der Preis. Ich hatte mir sowieso ca. alle ein bis zwei Jahre eine neue Photoshop-Version für viele hundert Euro gekauft. Unter dem Strich würde ich pro Monat nicht mehr zahlen. Damals galt das Einführungsangebot: 29,99 Euro netto (Umsatzsteuer fiel für mich als Unternehmer nicht an) pro Monat für ein ganzes Jahr. Macht ca. 360 Euro im Jahr und ich nutze seitdem neben Photoshop und Bridge auch oft und gerne Adobe Première, Acrobat Pro, manchmal After Effects und Illustrator und ganz selten Dreamweaver. Nach Ablauf des Jahres zahlte ich dann 49,99 Euro.
Ich weiß, dass das Thema die Gemüter sehr erregt, weil Adobe auch sehr rigoros auf die Cloud-Variante umgestiegen ist, ohne die DVD-Alternative offen zu lassen. Aber da ich als Vollzeit-Fotoproduzent sowieso den Hauptteil meiner Zeit ein Adobe-Produkt offen habe (meist entweder Photoshop und/oder Bridge), sah ich kaum einen Unterschied.
In den anderthalb Jahren kam es auch nur ein Mal vor, dass ich im Zug auf dem Laptop Photoshop öffnen wollte, das aber nicht ging, weil seit dem letzten Öffnen 30 Tage vergangen waren und ich eine Online-Verbindung benötigt hätte, um mich wieder einzuloggen. Deswegen melde ich mich jetzt vor jeder Reise kurz die Creative Cloud ein.
Trotzdem habe ich vor einer Woche mein Abo bei der Creative Cloud gekündigt!
Das hatte zwei Gründe. Zum einen ist es Adobe aus mir unerfindlichen Gründen unmöglich, jährliche Abrechnungen anzubieten. Jeder Buchhaltungsposten kostet mich aber Zeit und damit auch Geld, weshalb ich eine jährliche Zahlungsweise bevorzuge. Der Mitarbeiter beim telefonischen Kundendienst von Adobe wies mich jedoch auf eine Alternative hin: Adobe Creative Clouds für Teams.
Das ist im Grunde das Gleiche wie die Cloud, nur für Unternehmen statt Privatpersonen. Aber auch Selbständige oder Freiberufler als Einzelperson dürfen diese Version wählen. Es gibt außerdem statt 20 GB dann 100 GB Speicherplatz in der Creative Cloud (was ich bisher fast nie genutzt habe) sowie angeblich einen besseren Kundenservice. Dazu kurz ein Wort: Der technischeKundendienst von Adobe ist mit das mieseste und unfähigste, was ich je in meiner Software-Nutzung erfahren durfte. Bisher habe ich immer bessere und schnellere Lösungen für ein Adobe-Problem gefunden, wenn ich die Suchmaschinen, Foren oder Kollegen bemüht habe, statt mir direkt von Adobe helfen zu lassen. Der kaufmännischeKundendienst hingegen, also wenn es um Rechnungsfragen oder Bezahlung etc. geht, ist hervorragend.
So empfahl mir der Adobe-Mitarbeiter, die Creative Cloud für Teams nicht direkt bei Adobe zu kaufen, sondern über einen der vielen von Adobe autorisierten Fachhändler, die hier gelistet sind.
Diese bieten in der Regel auch die von mir gewünschte jährliche Rechnungsstellung und sind sogar günstiger. Das ist der zweite Grund für meinen Umstieg.
Aktuell bieten sowohl Adobe als auch die Fachhändler die Creative Cloud für Teams für rund 40 Euro im Monat an*. Ich zahle jetzt zwei Jahre lang 39 Euro netto im Monat, zahle also gegenüber meinem vorherigen Abomodell über 131 Euro weniger im Jahr. Zwar kommt die Umsatzsteuer dazu, aber die bekomme ich ja vom Finanzamt wieder.
Wer als Fotograf, Grafikdesigner oder aus anderen Gründen jetzt ein Creative Cloud Abo für Einzelpersonen hat, sollte mal schauen, ob er hier nicht auch durch einen Umstieg sparen könnte. Das Angebot gilt meist bis zum 28.02.2014.
Der Wechsel ist auch ganz leicht. Man bestellt einfach die Team-Variante beim Fachhändler mit der gleichen Email-Adresse, die man für seine Adobe-ID verwendet und wenn der Zugang für die Team-Variante freigeschaltet wurde, loggt man sich im Team-Bereich ein, lädt sich selbst mit der identischen Email-Adresse ein, bestätigt diese Email und kann seine bisherige Creative Cloud-Installation ohne Neuinstallation weiter nutzen. Danach ruft man einfach kurz beim Kundendienst von Adobe an (0800–752 25 80), die dann das bisherige Monatsabo kündigen.
Welche Varianten oder Optionen nutzt ihr aktuell, falls ihr Adobe-Produkte nutzt?
* Bei Adobe gilt der Angebotspreis jedoch nur, wenn man vorher eine Creative Suite (Version 3 bis 6) gekauft hatte, was bei mir nicht der Fall war.
Von einigen Lesern wurde ich gefragt, warum ich bisher nichts über die Kündigung von Sean Locke geschrieben habe. Ganz ehrlich? Es ist schwer, meine Ansichten dazu in Worte zu fassen.
Sean Locke ist exklusiver Fotograf bei iStockphoto mit aktuell ca. 12.700 Bildern online und fast einer Million Verkäufen seit seiner Anmeldung Ende 2004. Das ergibt durchschnittlich ca. 10.000 Verkäufe pro Monat und damit gehörte er zu den Top-5-Fotografen bei der Bildagentur iStockphoto. Und das ohne ein großes Team, wie es einige andere Fotografen in diesen Sphären haben.
Screenshot des Profils von Sean Locke bei iStockphoto
Mitte Februar schrieb Sean Locke in seinem Blog, dass er von iStockphoto die Mitteilung erhalten habe, dass sein Benutzerkonto nach 30 Tagen geschlossen werde. Der konkrete Anlass ist unklar, aber die Vermutung liegt nahe, dass iStockphoto sowie deren Mutteragentur Getty Images einerseits unglücklich darüber waren, dass Sean Locke den „Google Drive“-Skandal öffentlich gemacht hatte und andererseits es mit seinem Greasemonkey-Skript erleichtert hatte, dass Leute ihre Bilder deaktivieren können. Als Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, half Sean im Hintergrund mit, eine neue Bildagentur zu testen, die jedoch noch nicht online ist. Es wird vermutet, dass diese Agentur, welche er auch in seinem Blogbeitrag andeutet, die Agentur „Stocksy“ ist, welche der iStock-Gründer Bruce Livingstone in wenigen Wochen starten will.
Aber reicht das aus, um einen seiner Top-Fotografen zu feuern? Für iStock schon.
Was sagt uns das? Fotografen sind nichts mehr wert.
Selbst die großen Fotografen mit riesigen Portfolios und tollen Bildern werden in der Summe von den vielen restlichen Fotografen ersetzt werden können. Auch der Verlust der monatlichen Einnahmen (eine realistische Schätzung ist eine mittlere fünfstellige Summe für iStock monatlich) scheint die Agentur finanziell zu verkraften. Ein Gast hatte kürzlich im Blog kommentiert, dass die Bildagenturen ohne unsere Fotos „nichts“ wären. Das mag logisch klingen, bringt den Fotografen aber konkret nichts, denn auch sie brauchen die Agenturen, um tausende Lizenzen im Monat verkaufen zu können.
Solche Reaktionen sind für mich der Grund, warum ich keinem Fotografen eine exklusive Bindung an eine Bildagentur empfehle, wenn er von seiner Arbeit leben will. Ich bin mir sicher, dass Sean mit seinem Können und seiner Erfahrung auch in anderen Bildagenturen erfolgreich sein wird und wer weiß, vielleicht verdient er dann unter dem Strich sogar mehr als bisher. Ich wünsche ihm dafür viel Erfolg.
Was mich aber fast noch mehr schockiert hat als der Rauswurf von Sean Locke, waren die Reaktionen auf die Meldung bei Webseiten, welche nicht unbedingt bekannt dafür sind, microstock-freundlich eingestellt zu sein. So schrieb der Blog PetaPixel eine neutral gehaltene Meldung, welche im Kommentarteil jedoch fast in einer virtuellen Geißelung endete.
So schrieb Felipe Carlos:
„no pity here for photographer he deserves for he gets, by choosing to work with microstock. Hopefully Getty cause him as much trouble as possible, every photographer who contributes to microstock should be punished. It they who ruined this market.“
Der Fotograf Adam Gasson schrieb:
„Have to say I agree with Mike – Microstock photographers have done more than anyone else over the last decade to commodify photography and now are realising that they are just commodities themselves. The stampede to the bottom has dropped prices and quality to such a level that it is almost impossible for professional photographers to survive, so we have an industry based upon amateurs and moonlighters. Then these people wonder why the agencies no longer see the need to treat them, or value them as professionals. You have created the beast – against the advice of many people who have worked in the industry for years – now you complain that it has bitten you and expect us all to sympathise?“
Ein anonymer Kommentator schrieb:
„As a professional photographer, it’s hard to think of anyone as another “pro” who has 12,000 photo’s on file and one million licenses; he’s a factory worker manning a photographic drill press, not the next Avedon. All those on here that say he’s part of the problem, not part of the solution is right on the beam. It’s going to be hard to raise any kind of sympathy for someone who’s been involved in wrecking the business and is now trying to motivate people to back his level of “wrecking” vs. the new level of “wrecking”.“
Beim Lesen der Kommentare scheint es, als wäre Sean Locke persönlich verantwortlich für den Untergang des Macrostock-Geschäftsmodells. Dabei ist die Geschichte doch etwas anders: Es waren keineswegs professionelle Fotografen, die beschlossen haben, ihre Fotos plötzlich für ein Hundertstel des ursprünglichen Preises zu verkaufen.
Im Gegenteil: Es waren doch Grafikdesigner wie Bruce Livingston, die es im Jahr 2000 satt hatten, die hohen Bildpreise zu bezahlen und beschlossen, lieber ihre eigenen – als Notlösung selbgemachten – Fotos untereinander auf iStockphoto zu tauschen statt bei den zu teuren Bildagenturen zu kaufen. In den ersten zwei Monaten gab es nach eigenen Angaben schon mehr als 3500 Nutzer und mehr als zwei Millionen Downloads. Je mehr Designer und irgendwann auch Hobbyfotografen mitmachten, desto stärker wurde die Konkurrenz zu Macrostock. Profi-Fotografen mussten zusehen, wie ihre Einnahmen sanken und konnten entweder im Internet lauthals jammern oder sich dem geänderten Markt anpassen, indem sie ihre Bilder ebenfalls billig verkauften.
Wer will, kann sogar noch vorher ansetzen und der Erfindung der Digitalkameras die Schuld geben, welche das Fotografieren stark vereinfachte oder der Erfindung des Internets, mit dem der digitale Datenaustausch auf einmal schnell und billig funktionierte. Ohne diese beiden Voraussetzungen hätte sich Microstock nie oder nicht so schnell entwickelt.
Eine ganz andere Vorgeschichte wird ebenfalls gerne übersehen: Anfang der 1990er Jahre wurden sowohl Getty Images als auch Corbis von reichen Unternehmern gegründet, welche im Gegensatz zu den traditionellen kleinen inhabergeführten Bildagenturen keinen Bezug zur Fotografie hatten, sondern Fotos nur als eine Ware sahen, mit der Geld verdient werden konnte. Diese beiden Agenturen kaufen in den nächsten zehn Jahren so viele kleine Bildagenturen auf, dass sich der Bildermarkt praktisch innerhalb von einem Jahrzehnt einem Duopol aus Getty und Corbis gegenüber sah, welches so übermächtig war, dass es Preise, Lizenz- und Nutzungsbedingungen diktieren konnte. Weil das eben auch Bildnutzern sauer aufstieg, suchten diese nach Alternativen und… siehe oben.
Worauf ich hinaus will:
Es ist nicht leicht, weder als Macrostock- noch als Microstock-Fotograf. Evolution gehört auf jeden Fall zu einem erfolgreichen Unternehmer. Auch Sean Locke weiß das und wird sicher bald zu neuen Ufern aufbrechen.