Dies ist jetzt schon die siebte Auswertung meiner jährlichen Umfrage unter meinen Leser*innen, welche Agenturen ihnen im Vorjahr, also diesmal 2022, den meisten Umsatz gebracht haben. Die Agenturen sollten sie nach Umsatz absteigend sortiert als Kommentar hinterlassen. Zusammen mit mir haben sich 56 Fotograf*innen beteiligt. Vielen Dank dafür!
Die Ergebnisse will ich euch hier gerne vorstellen. Zuerst die eindeutige Grafik (Klick zum Vergrößern):
Meine Vorgehensweise: Ich habe in einer Excel-Tabelle eine Liste gemacht und in die erste Spalte jede Agentur eingetragen, die genannt wurde. In den nächsten Spalten habe ich dann für jede Teilnehmer*in und jede Agentur Punkte vergeben, basierend auf der Sortierung der genannten Agenturen. Die erste Agentur, also die mit dem meisten Umsatz, bekam 10 Punkte, die als zweites genannte Agentur bekam 9 Punkte und so weiter. Die Werte habe ich pro Agentur summiert und die Liste dann nach den Punkten sortiert. Das Ergebnis seht ihr oben, die Zahl in Klammern ist also die Gesamtpunktzahl der jeweiligen Agentur. Insgesamt wurden 45 verschiedene Agenturen benannt, ich habe die Liste jedoch auf die ersten 15 Agenturen beschränkt, weil das statistische Rauschen zum Ende hin mit meist nur einer Nennung sehr viel größer ist.
Hinweise: Bei der Umfrage wurde nicht unterschieden, ob die Leute Videos oder Fotos oder beides verkaufen, wie viele Dateien sie online haben oder seit wann sie dort hochladen. In der letzten Klammer sehr ihr die Veränderung zum Vorjahr.
In der Liste oben sind iStock und Getty zwar getrennt aufgeführt, ganz trennscharf lassen sich diese jedoch nicht auseinanderhalten, da iStock ja auch über Getty Images verkauft und beide Agenturen zusammengehören. Aber selbst wenn ich Getty zu iStock addiert hätte, hätte sich an der Platzierung von iStock auf dem dritten Platz nicht geändert, dafür wäre hinten nur der „eigene Bildershop“ (verschiedener Leute) auf Platz 15 aufgetaucht, wenn Getty entfallen wäre.
Meine besten Agenturen 2022 Wer die obige Liste nachrechnen oder anders auswerten will, kann das ebenfalls machen, meine Datenbasis ist frei einsehbar. Was jedoch noch fehlt, sind die Agenturen, bei denen ich selbst 2022 am meisten Umsatz erzielt habe und die ich ebenfalls in obige Rechnung habe einfließen lassen. In Klammern wieder die Veränderung zum Vorjahr, das heißt also, das die Reihenfolge identisch mit der von 2021 ist:
Adobe Stock (-)
Shutterstock (-)
Canva (-)
123rf (-)
Zoonar (-)
EyeEm (-)
Dreamstime (-)
Alamy (-)
Pond5 (-)
Westend61 (-)
Was sagt uns diese Auswertung?
Adobe Stock hat seine Spitzenposition im Vergleich zu den Vorjahren noch weiter ausgebaut, Shutterstock bleibt jedoch weiterhin stabil auf dem zweiten Platz.
Mit deutlichem Abstand führt iStock das Mittelfeld an, in dem sich noch Dreamstime, Alamy, 123rf, Depositphotos und EyeEm tummeln. Depositphotos hat absolut gesehen etwas zugelegt, die anderen Agenturen im Mittelfeld jedoch abgenommen.
Die restlichen Agenturen sind kaum noch der Rede wert. Diese Formulierung fand sich auch häufig in den Kommentaren der Teilnehmer.
Hier könnt die auch die Auswertungen aus den Jahren 2022, 2021, 2020, 2019, 2018 und 2017 nachlesen.
Interessante Auffälligkeiten
Der höchste Neueinstieg letztes Jahr war Wirestock, welche jedoch dieses Jahr auch schon wieder einige Plätze verloren haben. Einziger Neueinstieg 2022 in das Ranking war Canva, ausgestiegen aus der Liste ist dadurch Panthermedia.
Habt ihr die Ergebnisse erwartet? Oder sind Überraschungen für euch dabei?
Dies ist nun schon die sechste Auswertung meiner jährlichen Umfrage unter meinen Leser:innen, welche Agenturen ihnen im Vorjahr, also diesmal 2021, den meisten Umsatz gebracht haben. Die Agenturen sollten sie nach Umsatz absteigend sortiert als Kommentar hinterlassen. Zusammen mit mir haben sich 54 Fotograf:innen beteiligt. Vielen Dank dafür!
Die Ergebnisse will ich euch hier gerne vorstellen. Zuerst die eindeutige Grafik (Klick zum Vergrößern):
Meine Vorgehensweise: Ich habe in einer Excel-Tabelle eine Liste gemacht und in die erste Spalte jede Agentur eingetragen, die genannt wurde. In den nächsten Spalten habe ich dann für jeden Teilnehmer und jede Agentur Punkte vergeben, basierend auf der Sortierung der genannten Agenturen. Die erste Agentur, also die mit dem meisten Umsatz, bekam 10 Punkte, die als zweites genannte Agentur bekam 9 Punkte und so weiter. Die Werte habe ich pro Agentur summiert und die Liste dann nach den Punkten sortiert. Das Ergebnis seht ihr oben, die Zahl in Klammern ist also die Gesamtpunktzahl der jeweiligen Agentur. Insgesamt wurden 34 verschiedene Agenturen benannt, ich habe die Liste jedoch auf die ersten 15 Agenturen beschränkt, weil das statistische Rauschen zum Ende hin mit meist nur einer Nennung sehr viel größer ist.
Hinweise: Bei der Umfrage wurde nicht unterschieden, ob die Leute Videos oder Fotos oder beides verkaufen, wie viele Dateien sie online haben oder seit wann sie dort hochladen. Die Platzierung von Pond5 ergibt sich zum Beispiel aus deren Videoverkäufen, jedoch vermutlich nicht aus deren Fotoverkäufen. In der letzten Klammer sehr ihr die Veränderung zum Vorjahr.
In der Liste oben sind iStock und Getty zwar getrennt aufgeführt, ganz trennscharf lassen sich diese jedoch nicht auseinanderhalten, da iStock ja auch über Getty Images verkauft und beide Agenturen zusammengehören. Aber selbst wenn ich Getty zu iStock addiert hätte, hätte sich an der Platzierung von iStock auf dem dritten Platz nicht geändert, dafür wäre hinten nur Bigstock auf Platz 15 aufgetaucht, wenn Getty entfallen wäre.
Meine besten Agenturen 2021 Wer die obige Liste nachrechnen oder anders auswerten will, kann das ebenfalls machen, meine Datenbasis ist frei einsehbar. Was jedoch noch fehlt, sind die Agenturen, bei denen ich selbst 2021 am meisten Umsatz erzielt habe und die ich ebenfalls in obige Rechnung habe einfließen lassen. In Klammern wieder die Veränderung zum Vorjahr:
Adobe Stock (-)
Shutterstock (-)
Canva (-)
123rf (-)
Zoonar (+3)
EyeEm (+1)
Dreamstime (-2)
Alamy (+1)
Pond5 (neu)
Westend61 (neu)
Was sagt uns diese Auswertung?
Adobe Stock hat seine Spitzenposition im Vergleich zum Vorjahr noch weiter ausgebaut, Shutterstock bleibt weiterhin auf dem zweiten Platz.
Mit deutlichem Abstand führt iStock das Mittelfeld an, in dem sich noch Dreamstime, Alamy, 123rf, Depositphotos und EyeEm tummeln. Die restlichen Agenturen sind kaum noch der Rede wert. Diese Formulierung fand sich auch deutlich häufiger in den Kommentaren der Teilnehmer.
Wie im letzten Jahr prophezeit, hat Depositphotos, vermutlich wegen deren Honorarkürzung, einige Plätze verloren.
Hier könnt die auch die Ergebnisse von 2021, 2020, 2019, 2018 und 2017 nachlesen.
Interessante Auffälligkeit
Auffällig ist der höchste Neueinstieg auf Platz 9 von Wirestock, welche keine Bildagentur im klassischen Sinne ist, sondern nur ein Verteiler, über den Fotograf:innen ihre Bilder gleichzeitig an verschiedene Bildagenturen streuen können, ohne sich darum extra kümmern zu müssen. Dafür verlangt Wirestock natürlich einen Anteil an der ohnehin schon kümmerlichen Provision.
Ich bin mir sicher, dass auch die Umsatzverteilung von Wirestock selbst der in der obigen Liste ähneln würde. Der Blogleser Dennis hatte noch ergänzt, dass die Umsätze bei Wirestock vor allem auf deren „Instant Pay“-Programm zurückzuführen seien, was langfristig aber sicher keine gute Idee ist.
Spaßeshalber hier noch eine Zusammenfassung der Bildagentur-Ergebnisse der letzten fünf Jahre (Klicken zum Vergrößern), bei der die obige Zählweise mit den Platzierungen der jeweiligen Jahre addiert wurde. Die bestmögliche Platzierung (5 Jahre x 15 Punkte) wäre demnach 90 Punkte:
Habt ihr die Ergebnisse erwartet? Oder sind Überraschungen für euch dabei?
Im Oktober 2020 veröffentlichte Adobe Stock eine Sammlung von über 70.000 kostenlosen Bildern und Videos, als Versuch, dem Vormarsch kostenloser Plattformen wie Unsplash und Pixabay Einhalt zu gebieten.
Hat das geklappt? Vielleicht etwas. Im Oktober 2020 noch hatte Unsplash 42 Downloads pro Sekunde, aktuell sind es „nur“ noch 37 Downloads/Sekunde.
Gestern Abend habe ich dann fast zeitgleich von zwei verschiedenen Fotografen die Nachricht bekommen, dass sie von Adobe eingeladen wurden, einige ihrer Bilder für die kostenlose Sammlung bei Adobe Stock zu nominieren.
Auch ich habe seit heute die Anzeige (siehe Screenshot oben) in meinem Benutzeraccount, mit der ich einstellen kann, ob und welche Bilder ich nominieren will.
Da von den Fotografen gleich einige Fragen aufkamen, will ich den Prozess etwas erklären.
Adobe wählt aus einigen Portfolios Bilder aus, die sie prinzipiell für geeignet für die kostenlose Kollektion halten. Bei mir sind es knapp ein Drittel, bei anderen Fotografen mehr als ein Viertel des Portfolios. Laut dieser Aussage des Adobe-Mitarbeiters Mat Hayward wurden nur Bilder berücksichtigt, welche weniger als vier Downloads in den letzten zwölf Monaten hatten.
Die Fotografen können nun im Portfolio die Erstauswahl von Adobe Stock entweder komplett bestätigen (mit dem Schieberegler „Alle geeigneten Stockmedien nominieren“ im blauen Feld oder einzeln. Als Übersichtshilfe gibt es neu in der Menüleiste den Filter „Nur für die kostenlose Sammlung geeignet“, wo man sich die betreffenden Bilder entweder nach Downloads oder Datum sortiert anzeigen lassen kann.
Entscheidet sich ein Fotograf, eins der Bilder oder alle zu nominieren, erscheint als Pop-Up ein Nachtrag zum Anbietervertrag, der die Details regelt:
Die Details in Kürze: Für jedes akzeptierte Foto erhält der Fotograf 5 Credits (also je nach Währung 5 Euro oder 5 USD o.ä.), aber Adobe entscheidet, welche der nominierten Bilder sie letztendlich auswählen. Die kostenlosen Bilder verbleiben für 12 Monate in der kostenlosen Sammlung und die Fotografen erhalten für diese Downloads keine zusätzliche Vergütung. Diese Downloads zählen auch nicht für das Creative Cloud Bonus-Programm. Die Bilder dürfen nicht vorzeitig gelöscht werden, bei anderen Agenturen dürfen sie aber weiterhin angeboten werden. Mehr Fragen beantwortet diese FAQ von Adobe.
Lohnt sich das?
Die brennende Frage, welche Fotografen sicher am meisten interessiert: Lohnt sich das Angebot von Adobe, 5 Euro je Bild zu erhalten, welches Adobe ein Jahr kostenlos anbieten darf?
Dafür müssen wir das Angebot im gesamten Marktumfeld betrachten. Zum einen gibt es wie schon erwähnt die Plattformen, welche prinzipiell kostenlos Bilder anbieten. Im Vergleich dazu ist Adobes Angebot ein toller Deal.
Auch im Vergleich zum „Instant Pay“-Deal von Wirestock, welche nur 4–5 USD pro Bild für zeitlich unbegrenzte kostenlose Nutzung zahlen, ist das Angebot recht attraktiv.
Es gibt jedoch auch andere Agenturen, welche deutlich mehr für solche „Buy-Outs“ zahlen, die jedoch individuell mit einzelnen Fotografen ausgehandelt werden und nicht für alle zugänglich sind.
Die langfristige Wirkung
Prinzipiell habe ich große Bauchschmerzen, dass Bildagenturen in letzter Zeit vermehrt dazu übergegangen sind, Bilder einzukaufen, um sie dann ohne Fotografenkommission verschenken oder verkaufen zu können.
Das aus mehreren Gründen: Zum einen ist Stockfotografie schon immer ein langfristiges Massengeschäft gewesen. Was zählt, ist ein großes, attraktives Portfolio, welches auch im „Long Tail“ noch Rendite einbringen kann. Dazu ein Beispiel aus meinem Portfolio:
Diese Stock Performer-Analyse zeigt ein Shooting, welches ich 2010, also vor elf Jahren gemacht habe. Der Großteil der Verkäufe fand zwar in den ersten beiden Jahren statt, aber trotzdem brachte das Shooting auch im zehnten Jahr noch über 300 USD Umsatz. Der RPI/m, also der Erlös pro Bild und Monat aus diesem Shooting beträgt aktuell übrigens 1,05 USD. Über jedes Jahr gerechnet hat also jedes der Bilder aus dem Shooting über 12 USD eingebracht statt nur 5 Euro, also nicht nur in der Anfangsphase und nicht nur die Bestseller.
Wer nun anfängt, einzelne, vermeintlich schlechter laufende Motive gegen eine Einmalzahlung aus dem Portfolio zu nehmen, und sei es nur für 12 Monate, piekst damit Löcher in sein Geschäftsmodell.
Außerdem entsteht durch die Einmalzahlungen eine Trennung im Agentur-Portfolio: Es gibt plötzlich viele Bilder, bei denen die Bildagentur Kommissionen für einen Download an die Fotografen zahlen müsste und Bilder, welche die Agentur ohne weitere Verpflichtungen verkaufen oder verschenken kann. Somit entsteht ein Ungleichgewicht, welches Agenturen leicht in Versuchung führen könnte, die Bildnutzer hin zu dem Material zu lenken, was sowieso schon im Voraus bezahlt wurde.
Beim zeitlich begrenzten Angebot von Adobe kommt noch die Frage hinzu, wie die Gratis-Downloads nach den 12 Monaten bewertet werden, wenn die Bilder wieder in der bezahlten Kollektion sind: Werden sie ignoriert oder verzerren die Bilder mit den deutlich höheren Downloads die Suchergebnisse?
Trotzdem glaube ich, dass diese bezahlten Angebote, sei es von Adobe oder Wirestock, geeignet sein könnten, den Gratis-Plattformen das Leben schwerer zu machen. Aber wenn schon der Kampf gegen Gratis-Downloads geführt wird mit noch mehr Gratis-Downloads, anstatt das Stockfotografie-Business langfristig für alle Akteure nachhaltiger zu gestalten, ist das ein Rückzugsgefecht, welches dem Markt als solches trotzdem langfristig schaden wird.
Gestern hat die größte Bildagentur der Welt, Getty Images, die Plattform Unsplash zu einem nicht näher benannten Betrag gekauft.
Unsplash ist eine Webseite, welche ca. 2,7 Mio kostenlose Bilder zum Download anbietet und damit über 100 Mio. Gratis-Downloads im Monat generiert.
„This is not one of those tech acquisitions where the company is bought to be shut down. Unsplash will continue to operate as a standalone brand and division of Getty Images. The entire Unsplash team will be staying and building Unsplash in the direction we have been. The main difference now is we have access to the resources and experience of Getty Images to help accelerate our plans to create the world’s most useful visual asset library.“
Mit anderen Worten: Getty Images soll Unsplash helfen, mehr Gratis-Bilder zu verteilen? Wer’s glaubt, wird selig. Aber halten wir uns an bekannte Fakten.
Zu welchem Zeitpunkt kam die Übernahme?
Wie in diesem Artikel vorgerechnet verbrennt Unsplash seit Jahren regelmäßig Geld und wird hauptsächlich durch Finanzinvestoren am Leben gehalten. Diese sind nach der Übernahme vermutlich mit Gewinn aus der Sache rausgekommen.
Während bisher die monatlichen Downloads bei Unsplash stiegen und stiegen, haben diese seit ca. einem halben Jahr ein Plateau erreicht und sinken wieder: Von ca. 113 Mio. Gratis-Downloads im November 2020 auf ca. 105 Mio. Downloads im März 2021. Das sind immer noch wahnsinnig hohe Zahlen, verglichen zum Beispiel mit den ca. 15 Mio. monatlichen bezahlten Downloads von Shutterstock im Jahr 2020. Trotzdem hat Unsplash einen Rückgang der Downloads um ca. 7% vorzuweisen, und damit eine negative Kennzahl, die Finanzinvestoren gar nicht mögen.
Positionierung von Getty Images durch die Unsplash-Übernahme
Die beiden größten Konkurrenten von Getty Images, Adobe Stock und Shutterstock, haben einige Vorteile, welche Getty bisher nicht gut ausgleichen konnte.
Bei Adobe Stock wäre das eine professionelle Kollektion von Gratis-Bildern, Shutterstock hat eine gut funktionierende und finanziell lukrative API (Datenbankanbindung an das Portfolio).
Mit der Unsplash-Übernahme hat Getty Images nun plötzlich ein deutlich größeres Angebot an Gratis-Bildern, mit denen Getty nun versuchen kann, durch Upselling neue Käuferschichten zu erschließen. Die Motivvielfalt ist zwar deutlich geringer als bei der kostenlosen Adobe Stock Kollektion, dafür muss Getty die Fotografen im Gegensatz zu Adobe auch nicht bezahlen. (Ironischerweise wurde sogar das ImageGrid Layout von Getty Images mit Unsplash-Bildern getestet.)
So ist es wohl auch kein Zufall, dass nur zwei Wochen vor der Übernahme durch Getty Images keine Unsplash-Fotos mehr via API in der Adobe App „Spark Post“ genutzt werden können.
Die API ist ja auch der deutlich spannendere Teil des Einkaufs: Mit einem Schlag hat Getty Images Zugriff auf über 11.000 API-Apps mit über 8,5 Milliarden (!) API-Zugriffen pro Monat.
Unter den Unsplash API-Nutzern sind so bekannte und finanzstarke Firmen wie Dropbox, BuzzFeed, Wix, WeTransfer, Zoom, Mailchimp und viele andere. Diese könnten sich durchaus auch einen bezahlten API-Zugriff leisten.
Dazu ein spannendes Rechenbeispiel: Würde Getty Images die API-Zugriffe monetarisieren und dabei 1) die Hälfte der API-Zugriffe verlieren (bleiben ca. 4,35 Mrd. Zugriffe) und nur ein Zehntel des günstigsten Shutterstock-Preises pro API-Abruf (0,182 USD statt 1,82 USD) verlangen, blieben pro Monat immer noch ca. 791 Mio. USD Umsatz.
Selbst wenn wir anders rechnen würden, und Getty für jeden API-Zugriff nur 1 US-Cent berechnen würde, wären das auch noch über 8,7 Mio. USD Umsatz pro Monat. Zum Vergleich: Shutterstock erzielt knapp 24 Mio. USD Umsatz pro Monat.
Welche Änderungen werden kommen?
Offiziell soll sich bei Unsplash nichts ändern, aber wer das glaubt, muss schon sehr naiv sein. Immerhin gab es schon mal die Übernahme einer Gratis-Bilderplattform durch Getty Images. 2009 übernahm Getty die HAAP Media Ltd. mit der Bildagentur Stockxpert sowie der Gratis-Plattoform Stock xchng, welche daraufhin schnell zu iStock weitergeleitet wurde. 2014 wurde Stockxchng zu freeimages.com umbenannt und fungiert als spärlich gepflegtes Lockmittel für neue Kunden.
Wer Unsplash bisher als Bildnutzer besucht hat, sollte sich einige wichtige Fragen stellen, welche die Bildbeschaffer hier aufgeführt haben.
Auch unter den Fotografen, welche Unsplash bisher beliefert haben, gibt es nicht nur Glückwünsche zur Übernahme, sondern auch kritischeStimmen, die mit ihren kostenlosen Fotos keine Firma wie Getty subventionieren wollen:
Unsplash selbst betont ständig, dass durch die Übernahme Bereiche wie „Unsplash Hire“, also eine Auftragsvermittlung für Fotografen, gestärkt werden könnten. Übersetzt wird das aber vermutlich nur heißen: Die besten Unsplash-Fotografen dürfen auch für Getty fotografieren.
Ich sehe das Engagement von Getty Images zwiegespalten: Einerseits hat Getty Images keinen gute Erfolgsbilanz, wenn es um die Umsätze von Fotografen geht. Andererseits hatte Unsplash das noch viel weniger, insofern finde ich dieses Zitat eines Getty-Fotografen sehr passend:
„Getty knows how to destroy things. Now they will destroy a bad thing.“
Im Juli 2020 kündigte die Bildagentur Panthermedia an, dass sie kostenlose Bilder anbieten wollen, welche sich durch Werbung und andere Quer-Subventionierungen wie zum Beispiel Premium-Mitgliedschaften, Sponsoren und API-Partner-Gebühren finanzieren sollen.
Auf meiner Facebook-Seite habe ich bereits darauf hingewiesen (siehe Link oben) und es gab etliche Kommentare dazu, in denen sich auch der Panthermedia-Geschäftsführer Robert Walters zu Wort meldete.
KÖLN, September 2019: Große iPhones mit Spotify App auf der DMEXCO Messe (Foto: Robert Kneschke)
Er verteidigte sein Vorhaben hier mit diesen Argumenten:
„Märkte ändern sich und es sind die Firmen, die sich anpassen bzw. neue Modelle ermöglichen, die bestehen bleiben. Beispiel Musikindustrie. Gab es damals (zum Nachteil vieler Konsumenten) nur CDs zu kaufen, so bieten die Streaming-Dienste die Musik auch kostenlos an, finanziert durch Werbung oder Premium-Mitgliedschaftsgebühren. Diese Lizenzkette hat sich auch geändert. Ich finde zum Vorteil der Konsumenten. Auf Seiten der Künstler war es sicherlich für einige hart, andere wiederum entdeckten neue Möglichkeiten bekannt zu werden und/oder ihre Kunst zu monetisieren. Wichtig ist es nur, keine Interessensgruppe auszuschließen. Die Musiker werden über spotify/Musikgesellschaften bezahlt. Und wie schaut es da bei unsplash & Co aus?“
In einem weiteren Kommentar schrieb er hier noch:
„Nur wenige % der kostenlos-Downloader sind bereit für Premium-Mitgliedschaften etwas zu bezahlen. Privatleute wohl zu nahezu 100% nicht. Was ich aber zu der Kritik ergänzen möchte ist, dass es neue Wege der Monetarisierung geben wird bzw. schon gibt. Beispielsweise könnte ja die Werbeindustrie dafür bezahlen, ihre Fotos mit ihren Produkten hochzuladen und zu verbreiten (wird ja schon gemacht auf unsplash, z.B. Motorräder oder beauty Produkte). Das machen die Werbetreibenden aber nur auf Plattformen mit entsprechender Reichweite. Und wer hat geholfen die Reichweite aufzubauen? Richtig, die Fotografen. Insofern wäre es doch nur fair den Fotografen auch an den Einnahmen zu beteiligen, oder? Die klassische Lizenzierungskette funktioniert nicht bei Privatleuten. Aber besser als Bilder zu klauen ist es die Bilder legal und kostenlos anzubieten, geponsort durch Dritte. Außerdem finde ich es auch fair im Gegenzug für ein kostenloses Bild ein Werbevideo anzuschauen. Also: jeder verdiente Euro sollte an die Leute gehen, die das ermöglichen. Also neben dem Plattform-Betreiber auch die Content-Lieferanten. Dies ist bei den bisherigen Modellen aber nicht so. Insofern verstehe ich den Unmut einiger Fotografen kostenlose Bilder zur Verfügung zu stellen.“
Wer meinen Blog schon etwas länger verfolgt, weiß, dass ich mich sehr dafür interessiere, wie Firmen mit kostenlosen Inhalten Geld verdienen und habe mir z.B. im Foto-Bereich Angebote wie Unsplash oder Pixabay z.B. hier, hier, hier und hier genauer angeschaut.
Bisher kaum zur Sprache kam im Blog der branchenfremde Musikstreaming-Anbieter Spotify (nur ein Mal vor neun Jahren hier).
Da Herr Walters den direkten Vergleich zwischen dem Geschäftsmodell von Spotify sowie kostenlosen Fotos gezogen hat, wollen wir mal schauen, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen.
Erst einmal: Üblicherweise ist die komplette Geschäftsausrichtung eine ganz andere: Währen Spotify im „B2C“-Bereich (Business to Customer) tätig ist, arbeiten Bildagenturen in der Regel im „B2B“-Bereich (Business to Business), wenn auch Microstock das aufgrund der geringeren Preise etwas aufgeweicht hat.
B2C bedeutet, dass eine Firma vor allem Geld mit den Endnutzern, normalen Verbrauchern, verdient. B2B bedeutet, dass Firmen ihr Geld mit anderen Firmen (oder Behörden, Vereinen, Stiftungen, etc.) verdienen.
Das ist ein wichtiger Unterschied, weil es oft um andere Verwendungszwecke geht, die andere Preise rechtfertigen.
Aus Konsumenten-Sicht, also aus Sicht der Kunden, ist das Angebot von Spotify durchaus attraktiv: Mit einem kostenlosen Account kann man deren gesamtes Musikangebot hören, wird halt oft von Werbung unterbrochen und die Soundqualität ist geringer als beim bezahlpflichtigen Premium-Account.
Aus Künstler-Sicht sieht es schon weniger rosig aus. Laut diesem Artikel bekommen Musiker bei Spotify ca. $0,003 pro Aufruf, also ca. 1 US-Cent für 3 Aufrufe. Leider ist unklar, ob da schon der Anteil vom Label und Musikverlag abgezogen wurden, vermutlich noch nicht. Im Detail unterscheidet sich die Höhe der Kommissionen noch, je nachdem in welchem Land ein Song abgerufen wurde, ob mehr als die Hälfte vom Song gehört wurde und ob der Nutzer einen Premium-Account besitzt oder nicht.
Bei Nummer-1-Hits, welche viele Millionen Male abgespielt werden und in zahlreichen Playlists auftauchen, lohnt sich das. Für Nischen-Musiker mit einem kleinen Publikum reichen die Einnahmen nicht zum Leben. Der Großteil des Umsatzes wird da durch Konzerttickets und Merchandise wie T‑Shirts etc. verdient. Eine ausführliche Analyse seiner Streaming-Einnahmen bietet der Musiker Benn Jordan im verlinkten Video:
Für Spotify selbst rechnet sich das alles übrigens immer noch nicht. Im Jahr 2020, also noch 14 Jahre nach der Gründung erzielte Spotify pro Tag(!) ca. 2,2 Mio. USDVerlust.
Wie müsste das Angebot der Bilderbranche genutzt werden, damit der Vergleich zu Spotify gerechtfertigt wäre? Ich würde sagen, ähnlich wie bei Pinterest: Wenn dort nur private Nutzer wären, welche sich Bilder ansehen, in Galerien thematisch zusammenstellen und die Bilder anderer Nutzer ansehen etc., dann wäre ein Lizenzmodell analog zu Spotify vorstellbar: Die Gratis-Nutzer sähen dann zwischen den Bildern viel Werbung und die Bilder selbst würden stärker komprimiert als bei Premium-Kunden und die Möglichkeit der Galerie-Erstellung wäre ebenfalls eingeschränkt, wenn mensch keinen Premium-Account nutzt.
Ironischerweise wäre das alles für einen Anbieter wie Pinterest problemlos möglich, aber selbst das wird da nicht genutzt, um die Urheber angemessen zu vergüten. Stattdessen gibt es einige wenige Agenturen wie Getty Images, welche 2013 einen Deal mit Pinterest abschlossen. Dabei wird aber gar nicht die Bildnutzung als solche entlohnt, sondern Pinterest bezahlt Getty für die Metadaten zu den Bildern. Die Honorare für den Fotografen sind bei diesen Summen so gering, dass die Buchhaltungssoftware diese vielen Nullen vor und auch nach dem Komma einfach auf Null rundet und damit die Fotografen weiterhin leer ausgehen. Geld erhält nur die Bildagentur.
Üblicherweise werden Bilder jedoch von anderen Firmen genutzt, um Artikel zu illustrieren, Produkte und Dienstleistungen zu bewerben oder für Kunden attraktiver zu sein. Die Bilder bringen also einen Mehrwert. Warum diese Firmen also nun Bilder gratis erhalten sollten, um damit Geld zu verdienen, erschließt sich mir nicht.
Nun könnte jemand einwenden, dass private Nutzer durchaus gerne Bilder nutzen würden, wenn sie denn gratis verfügbar wären. Das Probem wäre jedoch, dass bisher bei keinem mir bekannten Geschäftsmodell dafür gesorgt wäre, dass Firmen darauf keinen Zugriff hätten. Außerdem gibt es kein Argument, Leuten Bilder zu schenken, nur weil sie nicht bereit sind, diese zu bezahlen. Wenn sie kein Geld für Bilder ausgeben wollen, sollen sie halt keine nutzen. Denn diejenigen, die für diesen schäbigen „Robin Hood“-Promo-Move zahlen sollen, werden letztendlich wie immer im kreativen Bereich die „Content Creators“ sein, hier also die Fotografen.
Robert Walters verglich auch Unsplash mit Spotify, die mit dem Unterschied agieren, dass Unsplash Fotografen einfach gar nicht bezahlt. Inwiefern dann für Konsumenten ein anderes Angebot mit Werbung und/oder Premium-Mitgliedschaften attraktiver als Unsplash sein sollte, ist mir ebenfalls unklar.
Wie in meinem Artikel beschrieben verbrennt auch Unsplash (wie Spotify) vor allem das Geld risikofreudiger Investoren und hat bisher kein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch da intern schon Monetarisierungsmöglichkeiten wie Premium-Mitgliedschaften, bezahlten AUP-Anbindungen etc. diskutiert oder ausprobiert wurden.
Die oft so gepriesene „Werbeindustrie“ als Finanzierungsmöglichkeit kostenloser Inhalte wird allein wegen des Mediums „Bild“ deutlich schlechter funktionieren als in anderen Branchen.
YouTube mit seinen Videos eignet sich sehr gut, um kostenlose Inhalte durch Werbung zu finanzieren. Wer ein Video sehen will, muss halt die Werbespots über sich ergehen lassen. Wer hingegen in einer Zeitschrift eine Werbung sieht, kann sie einfach schnell überblättern. Selbst auf Webseiten sind die meisten Nutzer komplett blind für Werbebanner geworden, wenn sie nicht sogar gleich Werbeblocker einsetzen.
Die mangelnde Profitabilität von Spotify führt sogar dazu, dass die Firma etwas trickst, indem bei häufig gehörten Playlists mit wenig markanten Songs (zum Beispiel Playlists zum Einschlafen oder konzentrierten Arbeiten mit dahinplätschernder Piano-Musik) künstlich generierte Songs eingeflochten werden, für welche Spotify keine Tantiemen zahlen muss.
Wenn also Spotify als Paradebeispiel für kostenlose Angebote an Konsumenten dienen soll, sollten sich Fotografen und Illustratoren sehr vorsehen bei der Einführung von Gratis-Bilderdiensten.