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Alamy verzichtet auf Model Release-Upload

Seit eini­gen Tagen gibt es – bis­her unbe­merkt von den meis­ten Fotografen – eine klei­ne, aber wich­ti­ge Änderung bei der Bildagentur Alamy.

Das blaue Upload-​Symbol neben dem Wort „Release“ ist seit eini­gen Tagen weggefallen.

Ab sofort müs­sen Fotografen nicht mehr die Modelverträge hoch­la­den, wenn sie das Feld „Es sind Releases für die­ses Foto vor­han­den“ ankli­cken. Das spart deut­lich Zeit beim Hochladen, vor allem, weil das System zur Model Release-​Verwaltung bei Alamy nicht das bequems­te war.

Der Fotografensupport von Alamy schreibt auf Nachfrage zur Änderung:

We have just remo­ved the upload func­tion for releases as we don’t need you to upload them. All you need to do is anno­ta­te your images say­ing that the­re is one available and then we will get in touch with you if the cus­to­mer needs it.“

Das bedeu­tet, dass die Fotografen ihre Modelverträge nur auf Nachfrage vor­zei­gen kön­nen müs­sen. Ich begrü­ße die­sen Schritt, weil er den Aufwand deut­lich ver­rin­gert, gebe aber zu beden­ken, dass damit die Gefahr steigt, dass Fotografen absicht­lich oder aus Versehen Bilder als „Model Release vor­han­den“ ver­se­hen, obwohl es nicht der Fall ist.

Mögliche Fehler in der Modelfreigabe (Model Release)

Schon lan­ge bie­te ich hier im Blog mei­nen Model Release zum Download an. In mei­nem Buch „Stockfotografie“* ist zusätz­lich auch mein Property Release sowie ein Modelvertrag für Minderjährige abgedruckt.

shs-model-release-16-11-_2016_11-59-39Diesen Release nut­ze ich seit Jahren und bis­her wur­de er von jeder Agentur als gül­tig akzeptiert.

Nun errei­chen mich immer wie­der Mails von Fotografen, denen die­ser aus­ge­füll­te Vertrag trotz­dem von einer Bildagentur abge­lehnt wurde.

Auch bei mir wird manch­mal ein Modelvertrag abge­lehnt, aber das liegt eigent­lich nie am Vertrag selbst, son­dern immer nur dar­an, wie er aus­ge­füllt wur­de. Oder anders for­mu­liert: Wenn der Modelvertrag abge­lehnt wird, ist er nicht kor­rekt aus­ge­füllt. Das sind meist nur Kleinigkeiten, die in der Eile vom Fotografen oder vom Model über­se­hen wurden.

Die Agenturen schrei­ben als Begründung lei­der meist nur „Probleme mit dem Model Release“ oder „ein voll­stän­di­ger Modelvertrag wird benö­tigt“, was im Detail wenig hilft.

Hier des­halb eine Auflistung der häu­figs­ten Ablehnungsgründe, war­um ein Model Release zurück­ge­wie­sen wird von einer Bildagentur zurück­ge­wie­sen wer­den kann.

Probleme mit den Zahlen:
Das häu­figs­te Problem ist, wenn Jahreszahlen zwei­stel­lig statt vier­stel­lig geschrie­ben wer­den, zum Beispiel 07.11.16 (statt 07.11.2016).
Auch unle­ser­lich geschrie­be­ne Zahlen kön­nen zu Problemen füh­ren, zum Beispiel weil eine 7 wie eine 9 aus­sieht oder eine 1 wie eine 7. Das ist rele­vant, weil die Unterschrift des Zeugen am glei­chen Tag wie die des Models erfol­gen soll­te. Generell ist es auch sehr emp­feh­lens­wert, dass alle Datumsangaben iden­tisch sind, also die Unterschrift von Fotograf, Model, Zeuge iden­tisch mit dem Shootingdatum sind.

Fehlende Daten:
Auf mei­nem Modelvertrag über­se­hen vie­le Models oft, dass beim Feld für ihre Unterschrift auch noch­mal das aktu­el­le Datum ste­hen muss. Manche tra­gen aber das Datum ein und ver­ges­sen dann ihre Unterschrift.

Auch alle Namen müs­sen voll­stän­dig im Vertrag ste­hen. Nur der Nachname (ohne Vorname) reicht nicht und auch Abkürzungen, vor allem vom Vornamen füh­ren regel­mä­ßig zu Ablehnungen (zum Beispiel H.-J. Schmidt oder V. Meier).

Langsam soll­te es sich her­um­ge­spro­chen haben, aber ich erwäh­ne es trotz­dem noch mal: Ein Zeuge soll­te eben­falls immer im Modelvertrag ste­hen, selbst wenn nach deut­schem Recht ein Vertrag ohne Zeuge gül­tig wäre.

Falscher Vertrag:
Es kann manch­mal vor­kom­men, dass ein fal­scher Vertrag ver­wen­det wird. Zum Beispiel, weil das Model „bald“ 18 Jahre alt wird, aber trotz­dem schon ein Model Release für Erwachsene ver­wen­det wird. Umgekehrt gilt das Gleiche.

Für Haustiere o.ä. hin­ge­gen wird eine Eigentumsfreigabe (Property Release) ver­langt, kein Model Release.

Unzureichende Daten:
Das Feld „Shootingbeschreibung“ ist eben­falls ein heik­les Feld. Wird dort das Thema des Shooting zu all­ge­mein gehal­ten (z.B. ein­fach „Shooting“ ein­ge­tra­gen oder „Photos“) kann der Vertrag abge­lehnt wer­den. Wird das Feld jedoch zu spe­zi­ell aus­ge­füllt („body­buil­ding images in gym“) und man macht noch am Rande eini­ge ande­re Fotos, kann es eben­falls Probleme geben. Bewährt hat sich bei mir „Lifestyle por­traits w/​ props“, ggf. etwas spe­zi­el­ler „Business shoot“ oder „Fitness shoot“ o.ä. Ich ver­mei­de dort das Wort „images“, falls ggf. auch Videos beim Shooting gemacht werden.

Meist meckert eine Agentur auch, wenn die Models aus Bequemlichkeit das Land (sei es „Country“ oder „Shooting Country“) abkürzt, also z.B. „D“ statt Deutschland schreibt, wobei die offi­zi­el­len Country-​Codes (also z.B. „GER“ für Deutschland) meist durch­ge­hen. Wer auf Nummer sicher gehen will, schreibt natür­lich „Germany“.

Daten schlecht lesbar:
Manchmal sind alle Daten kor­rekt aus­ge­füllt, aber Model, Zeuge oder Fotograf haben eine so unle­ser­li­che Handschrift, dass der Bildredakteur etwas ande­res liest als dort steht, was dann als einer der obi­gen Fehler inter­pre­tiert wird.

Falscher Zeuge:
Im Feld „Zeuge“ dür­fen weder der Fotograf selbst, das Model selbst oder die Eltern des Models unter­schrei­ben. Mögliche Zeugen wären bei­spiels­wei­se eine Visagistin, ein Assistent oder ande­re Models.

Andere Fotografen:
Generell akzep­tie­ren Agenturen nur Modelverträge, bei denen der Fotograf den glei­chen Namen trägt wie der hin­ter­leg­te Accountname bei der Agentur. Wer jedoch auch ande­re Fotografen für sich arbei­ten lässt und deren Modelverträge hoch­la­den will, muss bei eini­gen Agenturen zusätz­lich nach­wei­sen, dass er im Besitz aller erfor­der­li­chen Rechte ist (z.B. mit­tels eines Buy-​Out-​Vertrags), um eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten.

Spezialfälle:
Bei Selbstportraits muss der Fotograf sowohl als Fotograf als auch als Model unter­schrei­ben. Zeuge muss jemand ande­res sein, sie­he oben.
Wenn das Model auf den Bildern schon ver­stor­ben ist, muss der Modelvertrag von einem der Erben aus­ge­füllt werden.
Bei Models für Aktaufnahmen muss in der Regel nach­ge­wie­sen wer­den, dass das Model zum Zeitpunkt der Aufnahmen über 21 Jahre alt war, zum Beispiel durch ein Ausweisdokument mit Foto und Geburtsdatum im Bild-​Feld des Model-Vertrags.

Korrekte Modelverträge erhalten
Ihr seht, dass eini­ge Hürden zu umschif­fen sind, um kor­rekt aus­ge­füll­te Verträge zu erhal­ten. Deswegen lege ich gro­ßen Wert auf Gründlichkeit beim Ausfüllen der Modelverträge. Meine Assistentin füllt meist vor­her schon in aller Ruhe alle Felder aus, die fest­ste­hen (Shooting Country, Datum, ihre Daten als Zeugin usw.). Wenn die Models ihren Vertrag unter­schrei­ben sol­len, beto­ne ich als ers­tes, dass sie wirk­lich deut­lich schrei­ben, die Jahreszahlen aus­schrei­ben und nichts abkür­zen sollen.

Wenn der Vertrag aus­ge­füllt ist, kon­trol­liert mei­ne Assistentin jeden Vertrag noch mal auf die oben genann­ten häu­fi­gen Fehlerquellen, damit wir not­falls noch etwas kor­ri­gie­ren kön­nen, bevor das Model nach Hause geht.

Digitale Verträge über Apps wie zum Beispiel „Easy Release“ eli­mi­nie­ren auch eini­ge Fehlerquellen wie Unleserlichkeit oder ver­ges­se­ne Daten.

Aus wel­chen Gründen wur­den euch schon Modelverträge abgelehnt?

Stockfotografie-​News 2015-01-16

Willkommen zu den ers­ten Stockfotografie-​News des neu­en Jahres.

Die gesam­mel­ten Tipps und Infos sind oft schon aus dem letz­ten Jahr, aber wegen eines Rechtstreits bin ich in den letz­ten Wochen lei­der nicht dazu gekom­men, die­se schon frü­her für euch in eine les­ba­re Form aufzubereiten.

Wer schnel­ler über sol­che Infos wie unten infor­miert sein will, kann mei­ne Facebook-​Seite abon­nie­ren, wo ich vie­le die­ser Infos zwi­schen­durch veröffentliche.

Aber jetzt geht’s los:

  • Ganz frisch, erst ges­tern rein: Die Bildagentur Shutterstock hat gleich zwei Zukäufe getä­tigt: Die Agentur Premium Beat für 38 Mio USD, um bes­ser im Musikbereich mit­mi­schen zu kön­nen und Rex Features für 33 Mio USD, um mehr redak­tio­nel­le Bilder anbie­ten zu kön­nen. Der Markt bleibt sehr turbulent.
  • Wie grün­de ich erfolg­reich eine Bildagentur? Zu die­sem Thema hat der Gründer der Bildagentur Adpic und Anbieter der Agentur-​Software xms­to­re, Martin Baumann, eine sehr lesens­wer­te Artikelserie zusam­men­ge­stellt, von der bis­her 4 der 10 geplan­ten Teile online sind.
  • Wo wir beim Thema sind: Wer selbst direkt Bilder ver­kauft, zum Beispiel über einen Webshop, Symbiostock oder ein WordPress-​Plugin, wird ver­mut­lich von der neu­en län­der­spe­zi­fi­schen Umsatzsteuer-​Regelung der EU betrof­fen sein. Viel mehr Infos dazu fin­det ihr hier zusam­men­ge­fasst.
  • Die Microstock-​Agentur Dreamstime hat ein net­tes neu­es Keyword-​Feature ein­ge­führt: Im Bereich, wo die Verkäufe ange­zeigt wer­den, wur­den bis­her ja schon teil­wei­se die Suchbegriffe ange­zeigt, wel­che ein Käufer benutzt hat, um das Bild zu fin­den. Wenn das benutz­te Wort noch nicht in den Suchbegriffen des Fotografen ent­hal­ten ist, kann die­ser es jetzt mit einem Klick auf das schwar­ze „Plus“-Symbol hin­zu­fü­gen. Das Ganze sieh so aus:
    dreamstime 15-01-2015 07-52-23
  • Mittlerweile hat die Bildagentur Depositphotos anschei­nend Übung dar­in, die Bildpreise und Fotografenkommissionen nach unten zu drü­cken. Nach die­sem und die­sem Versuch hier, kommt nun hier der neue Vorstoß, um dies­mal nur 3% Fotografen-​Anteil bezah­len zu müssen.
  • Experimentiert ihr mit Luftaufnahmen mit­tels einer Drohne? Passt auf, dass ihr alle erfor­der­li­chen Genehmigungen für kom­mer­zi­el­le Fotografie ein­holt, sonst ergeht es euch viel­leicht wie die­sem Fotografen, der nach einem uner­laub­ten Drohnenflog eine vier­stel­li­ge Strafzahlung leis­ten musste.
  • Wie erstellt und pos­tet man am bes­ten vira­le Bilder, die dann durchs die sozia­len Netzwerke fegen? Calvin Hollywood gibt hier [Update: Das Video wur­de bei Youtube anschei­nend lei­der ent­fernt] eini­ge Tipps.
  • Meine Vorhersage in den letz­ten News hat sich bewahr­hei­tet: Die Konsolidierung der deut­schen Bildagentur-​Szene ist noch nicht abge­schlos­sen. Nachdem Panthermedia im Juli die Agentur Digitalstock gekauft hat, hat die Münchener Agentur jetzt im Januar auch die Berliner Agentur Coverpicture gekauft, wel­che vor allem im redak­tio­nel­len Bereich ihre Stärke hat­te. Den Fotografen wird ange­bo­ten, ihre dort vor­han­de­nen Bilder ent­we­der zu Panthermedia zu über­tra­gen oder zum 1. April 2015 löschen zu las­sen. Ich habe mich für letz­te­res ent­schie­den, weil mei­ne Bilder sowie­so schon bei Panthermedia sind.
  • Nachdem die Bildagenturen ihre Erfahrungen sam­meln konn­ten, wie der hoch­prei­si­ge Bildermarkt am bes­ten durch Microstock-​Preise ersetzt wer­den konn­te, scheint die­se Entwicklung im Video-​Bereich deut­lich schnel­ler zu lau­fen. Shutterstock bie­tet jetzt über deren Tochteragentur Bigstock test­wei­se Video-​Pakete im Abo für bis zu 0,07 Euro-​Cent pro Video an. Immerhin scheint von Anbieter-​Seite ein akti­ver „Opt-​In“ erfor­der­lich gewe­sen zu sein. An ande­rer Front drückt Videohive vom Agenturkonglomerat Envato die Preise für HD-​Videos auf 6 US-​Dollar. Ein win­zi­ger Lichtblick: Der Download eines HD-​Videos bei Fotolia zählt jetzt wie 5 Downloads, womit vor allem Leute mit vie­len Videos im Portfolio viel­leicht etwas schnel­ler im Ranking stei­gen können.
  • Autsch: Die Rating-​Agentur Moodys senkt den Ausblick für Getty Images von „sta­bil“ auf „nega­tiv“, die vol­le Begründung ist hier nach­les­bar. Versucht beim Lesen ein­fach mal, das Wort „Midstock“ durch „iStock“ zu ersetzen.
  • Der Microstock-​Fotograf Joshua Resnick wird aktu­ell von einem sei­ner Models ver­klagt, weil Bilder des Models in por­no­gra­fi­schen Zusammenhängen auf­ge­taucht sind. Je nach Quelle reicht die Schadenssumme von einer fünf­stel­li­gen bis sechs­stel­li­gen Summe. So wie sich der Fall dar­stellt, hal­te ich den Fall für eher halt­los, aber wer des öfte­ren Dessousfotos mit Models macht, soll­te ein Augenmerk dar­auf rich­ten, wie der Prozess aus­ge­hen wird. Die Klageschrift kann hier als PDF ein­ge­se­hen wer­den, der ver­wen­de­te Model-​Vertrag hier.
  • Bei iStock gibt es eini­ge wich­ti­ge finan­zi­el­le Änderungen: Ab 2015 muss jeder, wel­cher eine Doppelbesteuerung ver­mei­den will, ein Steuer-​Interview aus­fül­len, wie es auch schon von Shutterstock und Fotolia ver­langt wur­de. Außerdem wird der Verdienst monat­lich aus­ge­zahlt, wenn min­des­tens 100 USD ver­dient wur­den. Alle Details hier.
  • Seit November schon wer­den alle Bilder, die bei Panthermedia im Abo ver­trie­ben wer­den, auto­ma­tisch auch bei Vertriebspartnern im Abo ange­bo­ten. Wer das nicht will, muss Abos kom­plett in der Rechteverwaltung deaktivieren.
  • Noch was für’s Auge: Sehr schö­ne Luftaufnahmen von New York City bei Nacht gibt es hier vom Fotografen Vincent Laforet.
  • Zum Schluss noch etwas Lehrreiches: Wie erstellt man „klas­si­sches Rembrandtlicht“? So:

Habe ich etwas ver­ges­sen? Dann bit­te in den Kommentaren nachtragen.

Frag den Fotograf: Die Angst vor dem Modelvertrag

Kurz nach­dem ich mich ent­schie­den hat­te, mehr Leserfragen öffent­lich im Blog zu beant­wor­ten, tru­del­ten fast zeit­gleich zwei Mails ein, die eine sehr ähn­li­che Frage ent­hiel­ten. Deshalb möch­te ich bei­de Emails heu­te zusam­men beantworten.

Dagmar schrieb in ihrer Mail:

…bevor ich los­le­ge, grü­ße ich dich aus dem sehr som­mer­li­chen Hilden bei Düsseldorf.

Dieses Jahr bin ich in die Stockfotografie ein­ge­stie­gen, ver­fol­ge regel­mä­ßig dei­nen Blog, lese gera­de dein Buch und zie­he abso­lut den Hut davor, was du für dich auf die Beine gestellt hast. Du bist ein abso­lu­tes Vorbild für mich. Gratuliere von Herzen!

Jetzt hab ich als Anfängerin aber mal zwei Fragen an dich:

Buchst du immer dei­ne Models und machst dann dei­ne Fotos? Oder siehst du auch spon­tan eine Situation/​ Motiv und sprichst die Personen an ob sie mit der Veröffentlichung und dem Verkauf von dem eben gemach­ten Foto ein­ver­stan­den sind?

Letztens habe ich auf einem Damm meh­re­re Rentner neben­ein­an­der auf einer Bank sit­zen sehen. Vorne eine gepfleg­te grü­ne Wiese, dahin­ter Himmel. Das Bild wäre geni­al gewe­sen! Habe mich nicht getraut sie anzusprechen…

Wie um Himmels Willen machst du das dann? Hältst du denen den Vertrag unter die Nase und sagst so was wie

Sind Sie ein­ver­stan­den, dass ihr Bild ver­öf­fent­licht und ver­kauft wird? Ich kann Ihnen zwar nicht sagen mit wel­chen Überschriften und für was Sie dann Werbung machen – da hab ich kei­nen Einfluss drauf?“

Wenn ich mich in deren Lage ver­set­ze – ganz ehr­lich – „mehr wie son­der­bar“ – wür­de ich denken…!

Wenn sie spon­tan dann doch damit ein­ver­stan­den wären, wür­den Sie von mir Geld bekom­men? Wenn ja wie­viel? Man weiß ja vor­her gar nicht ob das Foto sich dann über­haupt verkauft.“

Lars schrieb mir fol­gen­des aus einer ande­ren Ecke Deutschlands:

Hallo Herr Kneschke,

ich habe ihren Blog schon sehr oft gele­sen und mir auch ihr Buch (3.Auflage) gekauft. Leider konn­te ich in den Informationsquellen kei­ne Infos dazu fin­den, wie sie den „Models“ oder sagen wir ein­fach mal Bekannten oder Freunden sagen, dass sie die Bilder im Internet ver­kau­fen wollen.

Ich den­ke wenn ich das mei­ne Leute fra­gen wer­de, wird die Antwort sofort ein Nein sein, da es sich komisch anhört und man ja sel­ber gar kei­ne Kontrolle mehr über den wei­te­ren Verlauf der Bilder hat.

Mich wür­de es rie­sig inter­es­sie­ren wie sie das anspre­chen. Gibt es irgend­wel­che Tipps damit sich das gan­ze nicht so abschre­ckend anhört? Vor allem wirkt auch das Ausfüllen eines Vertrages eben­falls abschreckend.

Ich wäre ihnen zu rie­si­gem Dank ver­pflich­tet und wür­de mich sehr über eine Antwort zu dem Thema freuen 🙂

Zu mei­ner Person: Ich hei­ße Lars, bin 24 Jahre alt und seit 2 Monaten alles am foto­gra­fie­ren was geht. Mir berei­tet die Fotografie Unmengen Spaß und ich bin sehr inter­es­siert an dem Thema. Damit jetzt auch noch Geld ver­die­nen zu kön­nen, wäre ein rie­sen Traum von mir. Selbst wenn es nur 10€ im Monat sind, wür­de mir das eine gro­ße Freude machen. Leider traue ich mich nicht wirk­lich mei­ne Freunde/​Bekannten zu fra­gen ob ich sie foto­gra­fie­ren darf, um die Fotos im Internet zu ver­kau­fen und das bremst mich erheb­lich aus.“

Die Hauptfrage bei­der Mails ist: Wie erklä­re ich mei­nen Models, dass ich sie foto­gra­fie­ren will und was mit den Fotos geschieht? Auf die Nebenfragen will ich zwi­schen­durch eingehen.

Zunächst ein­mal: Ich foto­gra­fie­re so gut wie nicht spon­tan für Bildagenturen. Ich habe in mei­nen Anfängen die Erfahrung gemacht, dass eine sorg­fäl­ti­ge Planung deut­lich lukra­ti­ve­re Ergebnisse bringt als ein zufäl­li­ges „Drauflos“-Fotografieren. Außerdem lege ich eben Wert dar­auf, dass mei­ne Models wis­sen, was sie zu erwar­ten haben und das ist etwas, was sich nicht zwi­schen Tür und Angel erklä­ren lässt.

Deshalb lade ich die Leute, die von mir foto­gra­fiert wer­den wol­len, meist zu einem Vorgespräch ein. Dort zei­ge ich ihnen Beispielbilder von mir, damit sie mer­ken, wel­chen Bildstil ich haben will. Helle, bun­te, opti­mis­tisch wir­ken­de Fotos.

Außerdem habe ich eine dicke Mappe mit bis­he­ri­gen Veröffentlichen von mir, wo Bilder für Zeitungsartikel, Flyer, Broschüren, Poster, Bücher oder Produkte benutzt wur­den. Ich mache den Models klar, dass ich kaum Einfluss dar­auf habe, wo genau die Bilder ein­ge­setzt wer­den und auch nur sel­ten von einer kon­kre­ten Verwendung erfah­re. Nur weni­ge, bestimm­te Verwendungszwecke wer­den in den Nutzungsbedingungen ausgeschlossen.

Die poten­ti­el­len Models bekom­men mei­nen Vertrag in deutsch und eng­lisch aus­ge­hän­digt und haben genug Zeit, sich die­sen in Ruhe durch­zu­le­sen. Außerdem sind bei­de Versionen jeder­zeit auf mei­ner Webseite nachlesbar.

Dazu mache ich paar Testfotos, um zu sehen, wie selbst­si­cher das Model vor der Kamera ist und ob es auf Kommando foto­gen lachen kann.

Spätestens dann ist für bei­de Seiten klar, ob eine Zusammenarbeit in Frage kommt oder nicht. Wieviel die Models übli­cher­wei­se als Bezahlung erhal­ten, habe ich in einer Umfrage unter Stockfotografen ermit­telt und die Ergebnisse in die­sem kos­ten­lo­sen Ebook bereit­ge­stellt. Den Einwand, dass man nicht wis­se, ob sich die Fotos auch ver­kau­fen wür­den, las­se ich nicht gel­ten. Das Honorar ist – wie hier beschrie­ben – als Investition zu sehen. Das ist auch ein wei­te­rer Grund gegen Spontan-​Shootings: Je bes­ser der Fotograf vor­be­rei­tet ist, des­to leich­ter amor­ti­sie­ren sich die Ausgaben für das Model.

In bei­den Mails schim­mert aber etwas ande­res durch: Angst. Die Angst, Menschen anzu­spre­chen. Das is für einen People-​Fotografen eine ernst­zu­neh­men­de Hürde. Ein People-​Fotograf muss ja nicht nur foto­gra­fie­ren, er ist auch Entertainer, Motivator, Seelentröster, Stilberater, Pausenfüller, Moderator, Regisseur und so wei­ter. Wer nur stumm foto­gra­fie­ren will, soll­te sich lie­ber auf Food oder Landschaften spezialisieren.

Ich muss geste­hen, dass ich auch eher schüch­tern bin und es mir schwer fällt, unge­zwun­gen mit frem­den Menschen umzu­ge­hen. Aber mit etwas Übung klappt das schon. Anfangs habe ich ja kei­ne Fremden gefragt, ob sie für mich modeln wol­len, son­dern Freunde. Da sagt man ein­fach: „Hey, du siehst doch gut aus, wol­len wir nicht mal paar Fotos zusam­men machen?“ Menschen füh­len sich ja in der Regel geschmei­chelt, wenn sie für ihr Äußeres gelobt werden.

Der Vertrag und die Bezahlung zeugt dann von Professionalität. In Model-​Foren lese ich immer wie­der von win­di­gen Fotografen, die Bilder nicht raus­rü­cken oder die Fotos auf nicht abge­spro­che­ne Weise nut­zen. Die Standard-​Antwort ist dann immer: „Habt ihr denn kei­nen Vertrag abge­schlos­sen?“ Bei mir wür­den des­halb eher die Alarmglocken läu­ten, wenn ein Fotograf par­tout ohne Vertrag arbei­ten will.

Wer sich nicht sicher ist, ob Leute auf den Modelvertrag ein­ge­hen wür­den, füllt den Vertrag ein­fach selbst aus und macht eini­ge Selbstportraits, die dann den Bildagenturen ange­bo­ten wer­den. Wenn der Fotograf kei­ne Probleme damit hat, sei­ne Bilder ein­zu­stel­len, war­um soll­te das Model wel­che haben?

Stockfotografie ist ja weder anrü­chig noch ille­gal, son­dern höchs­tens unbe­kannt. Deshalb hel­fen Offenheit und Geduld mein Erklären des Geschäftsmodells. Wer als Fotograf jedoch rum­druckst und selbst kein Vertrauen in sein Geschäftsmodell hat, kann das nicht von sei­nen Models erwar­ten. Über die hilf­rei­chen Tugenden wie Vertrauen und Zuverlässigkeit habe ich aber in die­sem Gastartikel für die foto­com­mu­ni­ty mehr geschrieben.

Beantwortet das eure Fragen? Wie meis­tert ihr die Hürde, Menschen als Models zu gewinnen?

Frag den Fotograf: Was für Modelverträge nutzt du?

Heute will ich eini­ge kur­ze Fragen zu Model-​Verträgen beant­wor­ten, die mir ein Namensvatter kürz­lich geschickt hat­te. Er fragte:

Hallo Robert,

ich habe eini­ge Frage zu den Model-​Verträgen. Nutzt du immer die Verträge der jewei­li­gen Seiten (also Fotolia, Dreamstime …) oder gibt es irgend­wo eine all­ge­mei­ne Vorlage? Einige wol­len die Vorlage ja in deutsch, ande­re in englisch.

Ich will jetzt mein ers­tes Mal ver­su­chen, auch Bilder mit Personen anzu­bie­ten. Aber wenn ich den Aufwand sehe, für jede Seite ein Formular aus­zu­fül­len, fin­de ich das nicht sehr effektiv.
Auf ein­gen Formularen wird ein ein „Bild“ vom Model ver­langt. Was nimmt man denn dort? Ein Bild von Perso/​Führerschein oder kann es auch ein Bild aus dem Shooting sein?

Vielen Dank und ein tol­les Wochenende,
Robert“

Ich nut­ze seit Jahren mei­ne eige­ne Version des Modelvertrags. Dieser basier­te ursprüng­lich auf dem Muster-​Vertrag von Yuri Arcurs, wel­cher wie­der­um auf dem Vertrag von Getty Images beruht. Mittlerweile habe ich ihn aber mehr­mals abge­än­dert, um ihn mei­nen Erfordernissen und den neus­ten recht­li­chen Anforderungen anzupassen.

Mein Mustervertrag kann hier kos­ten­los run­ter­ge­la­den und eben­falls genutzt wer­den. Ich habe damit mehr als 20 Agenturen belie­fert und alle haben den Vertrag pro­blem­los akzeptiert.

Der Vertrag ist eng­lisch, weil das die Geschäftssprache in der Microstockwelt ist. Meine deut­sche Übersetzung gibt es hier. Wer mei­nen Model Release für Kinder oder eine Eigentumsfreigabe sucht, fin­det die­se in deutsch und in eng­lich im Anhang mei­nes Buchs „Stockfotografie“*.

Nach dem Ende des Shootings mache ich von jedem Model ein Foto, auf dem die Person ihren Personalausweis (oder Führerschein) zusam­men mit dem aus­ge­füll­ten Vertrag in die Kamera hält. So habe ich einer­seits die Gewissheit, dass die per­sön­li­chen Angaben auf dem Modelvertrag der Wahrheit ent­spre­chen und ande­rer­seits den Nachweis, dass das Model den Vertrag wirk­lich gese­hen und unter­schrie­ben hat.

In dem „Bild“-Feld des Modelvertrags füge ich nur ein Porträtfoto des Shootings ein, ande­re Fotografen kopie­ren dort aber auch den Personalausweis rein.

Wenn es in der Praxis Probleme mit den Verträgen gibt, sind das meist Kleinigkeiten. Beispielsweise soll­ten alle Unterschriften vom sel­ben Tag sein, idea­ler­wei­se vom Shootingtag, aber auch nicht vor­her. Bei der „Shooting-​Beschreibung“ soll­te es erwähnt wer­den, wenn neben Fotos auch Videos gemacht wur­den, weil sonst zum Beispiel bei Shutterstock die Videos des Shootings nicht akzep­tiert wer­den. Einige akzep­tier­te Beschreibungen sind bei­spiels­wei­se „Photos/​videos Lifestyle-​Shooting“ oder „Outdoor-​Business-​Shooting“.

Datumsangaben auf dem Vertrag soll­ten immer mit vol­lem Datum erfol­gen, also z.B. 05.09.2013“, aber nicht „5.9.“ oder „05.09.13“. Idealerweise soll­te auch für jedes Shooting ein eige­ner Vertrag geschlos­sen wer­den, weil eini­ge Agenturen Sammelverträge wie „für alle Fotos des Models von 2013“ nicht akzeptieren.

Bei mei­nem Vertrag soll­tet ihr dar­auf ach­ten, dass unten sowohl Datum und Unterschrift des Models vor­han­den sind, weil durch das Layout Models eins der bei­den ger­ne übersehen.

Welchen Model-​Vertrag nehmt ihr und was für Tipps habt ihr dazu?

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