Dies ist jetzt schon die achte Auswertung meiner jährlichen Umfrage unter meinen Leser*innen, welche Agenturen ihnen im Vorjahr, also diesmal 2023, den meisten Umsatz gebracht haben. Die Agenturen sollten sie nach Umsatz absteigend sortiert als Kommentar hinterlassen. Zusammen mit mir haben sich 38 Fotograf*innen beteiligt. Leider weniger als in den Vorjahren, aber trotzdem vielen Dank dafür!
Die Ergebnisse will ich euch hier gerne vorstellen. Zuerst die eindeutige Grafik (Klick zum Vergrößern):
Meine Vorgehensweise: Ich habe in einer Excel-Tabelle eine Liste gemacht und in die erste Spalte jede Agentur eingetragen, die genannt wurde. In den nächsten Spalten habe ich dann für jede Teilnehmer*in und jede Agentur Punkte vergeben, basierend auf der Sortierung der genannten Agenturen. Die erste Agentur, also die mit dem meisten Umsatz, bekam 10 Punkte, die als zweites genannte Agentur bekam 9 Punkte und so weiter. Die Werte habe ich pro Agentur summiert und die Liste dann nach den Punkten sortiert. Das Ergebnis seht ihr oben, die Zahl in Klammern ist also die Gesamtpunktzahl der jeweiligen Agentur. Insgesamt wurden 33 verschiedene Agenturen benannt, ich habe die Liste jedoch auf die ersten 15 Agenturen beschränkt, weil das statistische Rauschen zum Ende hin mit meist nur einer Nennung sehr viel größer ist.
Hinweise: Bei der Umfrage wurde nicht unterschieden, ob die Leute Videos oder Fotos oder beides verkaufen, wie viele Dateien sie online haben oder seit wann sie dort hochladen. In der letzten Klammer sehr ihr die Veränderung zum Vorjahr.
In der Liste oben sind iStock und Getty zwar getrennt aufgeführt, ganz trennscharf lassen sich diese jedoch nicht auseinanderhalten, da iStock ja auch über Getty Images verkauft und beide Agenturen zusammengehören. Aber selbst wenn ich Getty zu iStock addiert hätte, hätte sich an der Platzierung von iStock auf dem dritten Platz nicht geändert, dafür wäre hinten nur Vecteezy als Neueinsteiger auf Platz 15 aufgetaucht, wenn Getty entfallen wäre.
Meine besten Agenturen 2023 Wer die obige Liste nachrechnen oder anders auswerten will, kann das ebenfalls machen, meine Datenbasis ist frei einsehbar, nur ein Teilnehmer hat mir seine Daten per Direktnachricht geschickt.
Was jedoch noch fehlt, sind die Agenturen, bei denen ich selbst 2023 am meisten Umsatz erzielt habe und die ich ebenfalls in obige Rechnung habe einfließen lassen. In Klammern wieder die Veränderung zum Vorjahr:
Adobe Stock (-)
Shutterstock (-)
Canva (-)
123rf (-)
Zoonar (-)
Dreamstime (+1)
Alamy (+1)
EyeEm (-2)
Pond5 (-)
Westend61 (-)
Was sagt uns diese Auswertung?
Adobe Stock hat seine Spitzenposition im Vergleich zu den Vorjahren noch weiter ausgebaut, Shutterstock bleibt jedoch – mit gebührendem Abstand – weiterhin stabil auf dem zweiten Platz.
iStock führt das Mittelfeld an, in dem sich noch Dreamstime, Alamy und Depositphotos tummeln. Die restlichen Agenturen sind kaum noch der Rede wert. Diese Formulierung fand sich auch häufig in den Kommentaren der Teilnehmer.
Den größten Abstieg musste EyeEm erleiden, was sehr wahrscheinlich direkt mit deren Insolvenz letztes Jahr zusammenhängt. Am stärksten aufgestiegen ist Pond5, wobei ich hier nicht erkennen kann, woran das liegen könnte.
Die Beteiligung dieses Jahr war leider auch deutlich geringer, was die Datenqualität natürlich etwas leiden lässt.
Habt ihr die Ergebnisse erwartet? Oder sind Überraschungen für euch dabei?
Im Mai 2019 gab es bei der australischen Bildagentur Canva zwei große Änderungen.
Die erste Änderung betraf den Kauf der Gratis-Bilderplattformen Pixabay und Pexels. Canva kaufte die beiden Webseiten für einen ungenannten Betrag. Die über eine Million kostenlosen Bilder sind nun auch über die Webseite von Canva verfügbar. Pixabay und Pexels sollen angeblich als unabhängige Webseiten in voller Funktionalität bestehen bleiben.
Die zweite Änderung betraf die Einführung des Abo-Plans „Photos Unlimited“. Wie der Name schon andeutet, soll das Abonnement Zugriff auf die komplette Canva-Bibliothek inklusive der kostenlosen Bilder für 12,95 USD im Monat erlauben, bzw. 9,95 USD für Canva Pro Accounts mit Jahreszahlung.
Für die Kunden ist das zweifellos ein verlockender Deal. Solange die kostenlosen Bilder bei Pixabay und Pexels jedoch erhältlich bleiben, ist unklar, warum die Kunden dafür plötzlich bereit sein sollen, Geld auszugeben. Vielleicht ist es die Bequemlichkeit, Gratis- und Premium-Inhalte auf einer Seite mit integrierten Layout-Templates nutzen zu können? Vermutlich deswegen bewirbt Canva „Photos Unlimited“ auch mit dem Slogan „Netflix für Stockfotografie“.
Aber was bedeutet das für die Fotografen?
Ich habe schon im Mai gefragt, wie die Kommission konkret aussehen und was das Minimum pro verkauften Bild sein wird. Darauf gab es trotz mehrerer Nachfragen bis heute keine genaue Antwort, nur die Angabe, dass die Einnahmen prozentual verteilt werden:
„Earnings from the subscription will be computed based on a share method, where revenue is distributed proportionally based on number of downloads. We do have a safety net in place, as per our Photos Unlimited terms of use. The Reasonable Use Policy is put in place to protect you as a contributor.“
„The Canva royalty rate is 35% of the sale price of the various Canva licenses. Even where sales of the licenses occur in a currency other than USD, your royalties will be paid in USD.
For images sold in the Photos Unlimited subscription, the royalty rate paid to contributors is 50% of net revenue earned by Photos Unlimited (less taxes and payment processing fees). That 50% share is paid proportionally to each contributor, based on the total number of downloads of a contributor’s images as a proportion of the total number of downloads.
For example: If 50% of net revenue (less taxes and payment processing fees) earned by Photos Unlimited during a calendar month is $1 million, and the total number of downloads during that accounting period was 2,000,000 downloads, then the amount attributed to each downloaded image would be 50c. If a contributor had 100 downloads of their images as part of the subscription during that month they would earn $50.“
Auch das ist alles sehr hypothetisch, da bisher unklar war, wie viele Bilder im Monat Kunden nutzen würden.
Heute gab es ein Update für das Canva-Backend, mit dem endlich die ersten Verkaufszahlen und Erlöse von Canva sichtbar sind.
Analyse der Verkäufe und Umsätze bei Canva inklusive Photos Unlimited
Ich teile meine Verkaufszahlen und Umsätze aus verschiedenen Gründen seit einer Weile nicht mehr, aber um etwas mehr Transparenz in das neue und stark beobachtete Geschäftsmodell von Canva zu bringen, mache ich hier eine Ausnahme.
Im obigen Diagramm seht ihr die Entwicklung meiner Verkäufe bei Canva in den letzten zwölf Monaten. Im Mai 2019 gab es einen Einbruch bei den regulären Verkäufen, der jedoch schnell durch die neuen Unlimited-Verkäufe aufgefangen wurde.
Da die Erlöse beim Unlimited-Plan pro Verkauf deutlich niedriger sein müssten, ist die spannende Frage: Wie wirken sich die Verkäufe auf die Umsätze aus? Dazu hier meine Grafik:
In den 12 Monaten vor Beginn dieser Grafik hatte ich im Schnitt 590 USD Umsatz pro Monat bei Canva. In letzten 12 Monaten ist dieser Durchschnittswert um 40,5% auf 351 USD gefallen.
Betrachten wir nur die letzten 5 Monate mit den Unlimited-Umsätze mit den 5 davor ohne Unlimted-Verkäufe, sind es „nur noch“ ca. 3% weniger.
Wie viel ist nun ein Bildverkauf im „Photos Unlimited“-Plan für den Fotografen wert?
Mein „Revenue per Download“ (RPD) bei Canva wird im obigen Diagramm gezeigt. In den letzten 5 Monaten lag er im Schnitt bei 0,43 USD für die „One-Time“ und „Multi-Use“-Verkäufe, davor bei 0,45 USD.
Der RPD nur für die Unlimited-Verkäufe liegt aktuell bei 0,17 USD, ohne den „Ausrutscher“ von 0,08 USD im Mai wären es 0,19 USD.
Das ist weniger als halb so viel wie für die anderen Verkäufe, aber mehr, als ich vermutet hatte.
Rechne ich den RPD von beiden Kurven zusammen, erhalte ich einen RPD von 0,34 USD in den letzten 5 Monaten (mit Unlimited) im Vergleich zu einem RPD von 0,42 USD in den 5 Monaten davor. Das ist ein Verlust von 20% und absolut gesehen der niedrigste Wert aller belieferten Bildagenturen.
Mein „Return per Image“ (RPI) in den letzten 12 Monaten lag im Schnitt bei ca. 0,020 USD, nur in den letzten 5 Monaten mit den Unlimited-Verkäufen bei 0,016 USD. Der Vollständigkeit halber: In den 12 Monaten stieg mein Bildbestand bei Canva von ca. 16.000 auf 20.000 Bilder an.
Lohnt sich das?
Das ist die schwierige Frage, die ich heute sicher noch nicht abschließend beantworten kann. Eindeutig ist jedoch, dass die Umsätze als auch der RPD und der RPI alle seit der Einführung von „Photos Unlimited“ gefallen sind.
Aber schauen wir uns das mal von der anderen Seite an: Wenn „Photos Unlimited“ 12,95 bzw. 9,95 USD pro Monat kostet, kommt der RPD von 0,19 nur zustande, wenn ein Kunde nur 26 bzw. 34 Bilder im Monat runterlädt. Würde er mehr nutzen, würde der RPI weiter sinken.
Aus Kundensicht sind diese ca. 30 Bilder sehr attraktiv, da diese Bildmenge bei den meisten anderen Agenturen deutlich teurer ist. Für den Fotografen ist das jedoch sehr bedrohlich, es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dass Kunden deutlich mehr Bilder nutzen.
Auch mit den oben dargestellten Werten liegt der RPI, also der Bildertrag, deutlich unter dem vieler anderer Bildagenturen.
Auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick nicht so schlecht aussehen, befürchte ich einen Dammbruch, wenn die Entwicklung in dieser Richtung weitergeht, denn ein Verlust von 20% pro Verkauf mag bei Canva kaum ins Gewicht fallen, bei den großen Agenturen wie Shutterstock, Adobe Stock oder iStock deutlich mehr. Würden diese auch so ein Modell einführen und die Umsatzentwicklung verhielte sich wie oben skizziert, wäre das ein ernstzunehmender Umsatzeinbruch.
Zumal Canva nicht die einzige Agentur ist, die mit einer „Bilder-Flatrate“ experimentiert: Auch „Envato Elements“ sowie „Freepik Premium“ und die neue Seite „Scopio“ funktionieren nach einem sehr ähnlichen Prinzip.
Die Ankündigung von Canva:
„Soon, we’ll begin ramping up marketing efforts, which we expect will lead to significant growth in subscription sales and ultimately an increase in your earnings.“
wirkt da wie eine Drohung, denn da der Markt insgesamt kaum wächst, werden diese zusätzlichen Einnahmen von anderen Agenturen (mit höherem RPD) abgezogen.
Welche Rolle spielen die Gratis-Bilder in der Rechnung?
Bisher unerwähnt blieb die Rolle der neuen Million Gratis-Bilder bei Canva. Erhalten deren Fotografen ebenfalls Kommissionen?
Dem obigen FAQ-Zitat zufolge berechnen sich die Kommissionen, indem die Hälfte der Netto-Einnahmen aus „Photos Unlimited“ durch die runtergeladenen Fotos in diesem Zeitraum geteilt werden.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten. Variante 1: Canva vergütet auch die Fotografen der Gratis-Bilder. Das halte ich jedoch für unwahrscheinlich, da diese meist nicht mal einen Canva-Account haben und weder auf Pexels noch auf Pixabay auf solche Verdienstmöglichkeit hingewiesen wird.
Bleibt Variante 2: Canva vergütet nur die Premium-Bilder. Das würde bedeuten, dass Canva sich einen großen Teil vom Umsatz selbst einsteckt, der nicht im tatsächlichen RPD berücksichtigt wird. (Update 15.10.2019: Habe von Canva die Bestätigung erhalten, dass die Fotografen der kostenlose Bilder nicht vergütet werden.)
Rechnen wir das mal testhalber durch: 100 Leute kaufen in einem Monat ein Unlimited-Abo für 12,95 USD. Das wären 1295 USD. Nach Abzug von Steuern und Zahlungsgebühren bleiben ca. 1200 USD (ca. 7% Abzug). Wenn wir den ermittelten RPD von 0,19 USD nehmen, der sich aus 50% der Nettoerlöse durch die Downloads zusammensetzen soll, wären das 3158 Downloads, welche diese 100 Kunden im Monat erzielt haben, also ca. 31 Downloads pro Monat und Kunde.
Nun teilen wir diese 3158 Downloads auf, je nachdem, wie viele davon auf die nicht vergüteten kostenlosen Bilder entfallen. Hier seht ihr die Rechnung.
free DLs
Premium DLs
Payout Premium
Canva earnings
official RPD (net earnings/downloads
„real RPD“
0% Premium DLs
3158
0
0
1200,02
0,19
$0,00
10% Premium DLs
2842
316
60,04
1139,98
0,19
$0,02
50% Premium DLs
1579
1579
300,01
900,01
0,19
$0,10
90% Premium DLs
316
2842
539,98
660,04
0,19
$0,17
100% Premium DLs
0
3158
600,02
600
0,19
$0,19
Egal, wie viel Gratis-Bilder der Unlimited-Kunde verwendet, der offizielle RPD bleibt gleich (da Gesamtdownloads und Gesamtumsatz gleich bleiben).
Stark unterschiedlich ist jedoch der „echte RPD“. Der sinkt umso mehr, je mehr Gratis-Bilder ein Kunde nutzt, weil Canva weniger Premium-Bilder auszahlen muss, der ermittelte offizielle RPD jedoch gleich bleibt. Damit steigt auch der Gewinn von Canva deutlich an (Spalte „Canva Earnings“).
Anders formuliert: Canva hat ein großes Interesse daran, die kostenlosen Bilder in der Suche zu bevorzugen, damit sie mehr verdienen.
Noch mal anders formuliert: Wenn die Anzahl der runtergeladenen Premium-Bilder gleich bleibt, verdienen deren Fotografen mit jedem zusätzlich runtergeladenen Gratis-Bild noch weniger.
Damit kannibalisieren die Gratis-Angebote nicht mehr nur indirekt, indem weniger weniger Verkäufe entstehen, sondern ganz direkt, indem der Verkaufserlös selbst geschmälert wird.
Was tun?
Mein Erlös pro Verkauf (RPD) bei Canva ist im letzten Jahr von allen belieferten Agenturen am niedrigsten gewesen. Ich beobachte das sehr genau. Wenn sich in den kommenden Monaten keine deutliche Steigerung des RPD abzeichnet, werde ich die Reißleine ziehen, und meine Bilder bei Canva löschen.
Heute war Zahltag bei der Bildagentur iStock. Was sonst für die beteiligten Fotografen eher ein Grund zur Aufregung oder gar Freude ist, führte heute vor allem zu Kummer und Frust.
Grund waren sehr viele Rückbuchungen von Verkäufen im Mai und Juni 2019, einige Rückbuchungen betreffen aber auch Käufe im jahr 2018(!).
Hauptsächlich betreffen die Rückbuchungen Verkäufe nach Australien, gefolgt von vielen in Maryland. In diesem Forum-Thread bei Getty Images wird nahegelegt, dass die „australischen Verkäufe“ Nutzungen durch die Bildagentur Canva sind.
Einige Nutzer berichten von mehr als 500 Rückbuchungen im August, ich selbst finde insgesamt sechs in meiner Abrechnung, obwohl ich bei iStock seit Jahren nur noch wenige hundert Bilder habe. Diese Rückbuchungen führen bei einigen Fotografen zu einem negativen Kontostand.
Viele Fotografen haben schnell festgestellt, dass diese Rückbuchungen ein Muster haben. Von der geografischen Herkunft abgesehen, scheinen die Bilder meist im Mai/Juni gekauft und nun rückgebucht und dann oft zu einem niedrigeren Preis nachgekauft worden zu sein.
Wer Probleme hat, seine Abrechnungen bei iStock nachzuvollziehen, findet hier bei Getty Images eine Erklärung der „Royalty Statements“. Da Getty nur rudimentäre Statistik-Funktionen anbietet, empfehle ich externe Anbieter zur Auswertung wie Todayis20.com oder Stock Performer*.
„With regards to the posts listing returns from Australia / Canva etc. Refunds are part and parcel of doing business, but we appreciate your concerns and are looking closely at these.“
Im oben verlinkten Forum wurde die Vermutung geäußert, dass die massenhaften Rückbuchungen mit der Einführung des „Photos Unlimited“ Abo-Plans bei Canva im Juni 2019 zusammenhängen könnten.
Was genau die Erklärung ist wird Getty Images hoffentlich bald darlegen können. Bis dahin wäre eine zeitliche Begrenzung von Rückbuchungen auf vier Wochen nach dem Kauf ein sinnvoller Vorschlag.
Seid ihr auch von den Rückbuchungen betroffen?
Update 21.09.2019: Gestern hat iStock eine Email rumgeschickt, um die Rückbuchungen zu erklären. Demnach seien gleich zwei Fehler korrigiert worden: „Einige“ Canva-Verkäufe im Juni 2019 wurden mit falscher Währung (USD statt AUD) gemeldet, was eine zu hohe Kommission zu Folge hatte und im August 2019 korrigiert wurde. Der zweite Fehler trat von 2018 bis Juli 2019 auf und dabei wurden anscheinend Canva-Verkäufe an Getty mit dem inkorrekten doppelten Erlös gemeldet. Sowohl die Fehler selbst als auch der Umgang damit sind leider wenig vertrauenserweckend.
In den letzten Tagen und Wochen haben gleich drei wichtige Bildagenturen ihre Nutzungsbedingungen geändert, so schien es.
Leider gingen die drei Agenturen Adobe Stock, Shutterstock und Canva sehr unterschiedlich damit um, wie diese Änderungen kommuniziert wurden.
Bei Adobe Stock wurde man quasi beim Einloggen von der Nachricht überrascht und bekam erst wieder Zugriff, wenn man die neuen Bedingungen akzeptiert hatte. Welche Unterschiede es genau gab, war leider nicht gut ersichtlich. Ich habe einige panische Emails erhalten von Fotografen, die nicht genau verstanden haben, welcher Teil sich nun geändert habe.
Wie in diesem Screenshot zu entnehmen ist, ist es auch nicht leicht ersichtlich, zumal der Link zu den erwähnten Nutzungsbedingungen zu einer Version vom Juni 2018 führt.
Wer genau hinschaut, sieht jedoch, dass hinter Datenschutzrichtlinien in Großbuchstaben „AKTUALISIERT“ steht. Das ist der Teil, der neu ist und vermutlich wegen der DSGVO und anderer rechtlicher Rahmenbedingungen angepasst werden musste. Leider führt auch dieser Link nur zu einer Übersichtsseite, auf der zwar etliche Dokumente verlinkt sind, die neusten jedoch vom Mai 2018 sind. Das hätte Adobe genauer und auch im Voraus in einer Email kommunizieren können.
Shutterstock hat es etwas besser gemacht. Da kam eine Email, in der stichpunktartig die Punkte genannt wurden, die sich geändert haben (vereinfachte Übersetzung von mir):
Verdeutlichung der Bedingungen des Referral-Programms
Klarstellung, wie die Kommissionen berechnet werden
Änderungen bei Konfliktlösungen: Konflikte sollen nun durch individuelle Schlichtungen statt Gerichtsprozessen gelöst werden
Shutterstock darf Steuerunterlagen nun elektronisch senden, außer man fordert explizit die Papierversion an
Klarstellung, wann Accounts wegen Urheberrechtsverletzungen gesperrt werden können
Auch die Bildagentur Canva ändert die Nutzungsbedingungen für Kontributoren. Das gaben sie in einer Email heute bekannt. Demnach wird ein neues Abo-Modell eingeführt, welches vorerst nur für Fotos, nicht für Vektoren gelten soll. Auch Canva hat eine übersichtliche Seite mit den aktuellen und bisherigen Bedingungen, die dadurch ebenfalls mit dem Vergleichstool analysiert werden können.
Wenn ich mein Geschäftsmodell beschreibe, sage ich oft, dass ich in der Nische einer Nische arbeite. Denn Microstock-Fotografie ist tatsächlich nur ein Teil der Stockfotografie, die wiederum auch nur ein kleiner Teil der Fotografie ist, sei es allgemein oder nur der professionellen Fotografie.
Darum ist es wichtig, die Augen offen zu halten, um zu sehen, was um einen herum geschieht.
Entwickeln sich womöglich neue Geschäftsfelder, die zwar einen Bezug zur Stockfotografie haben, aber dennoch neue Elemente mit sich bringen?
In der letzten Zeit kamen einige neue Agenturen auf den Markt, die genau das versuchen. Agenturen, die zwar nüchtern betrachtet „auch nur Bilder verkaufen“, aber das dem Kunden durch einen besonderen Ansatz oder Service schmackhaft machen.
Einige möchte ich heute vorstellen.
Placeit
Über die Agentur Placeit bin ich via Paul Melcher gestoßen. Placeit bietet kostenlose Mock-Ups an. Ein Mock-Up ist ursprünglich nur das deutsche Wort für „Attrappe“ oder „Prototyp“, in der Designbranche wird es jedoch etwas anders verwendet.
Hier bezeichnet ein Mock-Up eine Art Platz-Halter innerhalb eines Bildes, womit die Designer selbst ihre Entwürfe präsentieren können. Ähnlich wie Textfreiraum, aber nicht ganz, weil der Textfreiraum auf Elementen wie einem Smartphone-Display, einem Monitor, einem weißen T‑Shirt oder einer Kaffeetasse liegt.
Einfache „Mock-Ups“ gibt es zuhauf bei den Microstock-Agenturen, aber „richtige“ Mock-Ups arbeiten gerne mit Smart-Objekten, durch die der Kunde seinen Entwurf per „Copy & Paste“ ohne Designkenntnisse komplett mit Tiefenunschärfe, perspektivischer Verzerrung und vielem mehr einfügen kann.
Placeit hat sich auf solche Mock-Ups spezialisiert und das Einfügen auf eine neue Ebene gehoben. Die Kunden können zum Beispiel einfach die URL ihrer Webseite eingeben und das Ergebnis wird im Mock-Up-Foto (oder ‑Video) angezeigt und kann runtergeladen werden.
Sie können auch Videos ihrer Apps aufnehmen und an den richtigen Stellen erscheint eine Hand, welche die richtigen Touch-Gesten auf dem Smartphone im Video ausführt.
Kleine Größen dürfen kostenlos verwendet werden, gezahlt werden muss nur für die großen Auflösungen, welche naturgemäß für die Werbekunden am nützlichsten sind.
Come Alive Images
Eine andere Firma ist Come Alive Images. Sie wollen Bilder zum Leben bringen, das Mittel dazu sind animierte GIFs, auch Cinemagramme genannt. Das ist im Grunde eine Mischung aus Standbild und Video, welche durch die winzigen Bewegungen oft einen „aha“-Effekt auslöst. Über 700 GIFs gibt es schon, die „rights managed“ über Glasshouse Images lizenziert werden können.
Als Risiko sehe ich hier vor allem den Abnutzungseffekt, wenn zu viele Leute animierte GIFs benutzten, vor allem jetzt, wo Facebook dieses Format ebenfalls unterstützt.
Flixel
Ähnliche Inhalte produziert auch die Firma Flixel, über die ich Bildbeschaffer-Blog gestolpert bin. Die animierten GIFs von Flixel sind noch etwas aufwändiger als von Come Alive Images. Shutterstock hat sich die exklusiven Vertriebsrechte gesichert.
Canva
Auf Canva wurde ich durch Lee Torrens aufmerksam, dem Blogger bei microstockdiaries.com. Canva ist eine Art Online-Editor, wo Leute vom Poster über Visitenkarten über Facebook-Header und vieles mehr online gestalten können.
Der Schwerpunkt wird dabei auf Einfachheit gelegt. Der Nutzer muss keine Ahnung haben, um ein optisch ansprechendes Design zu kreieren und kann aus vielen Templates wählen, die er nach seinen Anforderungen abwandeln kann.
Da kommen die Stockfotos ins Spiel. Wer eine Grafik für sein Design braucht, kann wie bei einer Bildagentur nach passenden Motiven suchen und diese per Drag & Drop in sein Layout ziehen. Einige Motive sind kostenlos, der Rest kostet 1 Dollar, von dem der Fotograf (oder Illustrator) 35% erhält. Details könnt ihr entweder hier bei Lee oder in den FAQ von Canva lesen.
Im Gegensatz zu „traditionellen“ Bildagenturen schafft es Canva, durch Service und eine Dienstleistung (hier Grafikdesign) die Nachfrage nach den Bildern selbst zu erzeugen. Der Bilderverkauf ist hier nur ein kleiner, wenn auch wichtiger, Teil des Geschäfts.
Ähnliches beginnt jetzt auch Adobe, indem das Material der Bildagentur Fotolia als „Adobe Stock“ direkt in die Adobe-Produktfamilie integriert wird. Dort sollen die Bilder und bald auch Videos quasi nebenbei den Kunden genau dort präsentiert werden, wo er sie auch braucht.
Welche Innovationen kennt ihr bei weiteren Bildagenturen?