Warum Fotografen ihre Bilder bei Plattformen wie Pixabay verschenken, bleibt mir auch nach diesem Artikel meist unverständlich.
Manchmal wissen aber die Urheber gar nichts davon, dass jemand anderes ihre Bilder unerlaubterweise gratis anbietet.
So bin ich heute auf dieses Profil bei der Gratis-Bilderplattform Pixabay gestoßen. Der Nutzer mit der Nummer „18371568“ bietet dort 47 Bilder an, meist Illustrationen und Vektoren, aber auch einige Fotos, die bisher laut Pixabay über 159.000 Mal heruntergeladen wurden, obwohl alle Bilder erst zwischen dem 7. und 18. Oktober 2020 hochgeladen wurden.
Wie man an dem Icon oben links bei den Bildern sehen kann, wurden 43 der 47 Bilder durch Pixabay sogar „gefeaturet“, also prominent auf der Startseite usw. beworben und bevorzugt bei Suchen angezeigt.
Das Blöde ist nur: Dieser Account kann unmöglich der Urheber sein, weil die Bilder verschiedenen Künstlern gehören, die ihre Werke üblicherweise allesamt auf Microstock-Agenturen gegen Bezahlung anbieten.
Ich habe nur mal von den ersten 12 Bildern die jeweiligen Urheber mittels einer fünfminütigen Google-Images-Suche rausgefunden und als Name über die Bilder gelegt (siehe oben).
Hier noch die Links zu den Originalen in den ersten drei Reihen von oben links begonnen:
Die Vermutung liegt nahe, dass Pixabay bewusst ist, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, denn der Uploader ist als „Inactive account“ markiert. Das scheint Pixabay jedoch nicht daran zu hindern, die Bilder unerlaubterweise gratis anzubieten und somit mehr als 159.000 Mal zu verbreiten.
(Was genau ein „inaktiver Account“ bedeuten soll, wenn die Bilder dann trotzdem frei verfügbar sind, habe ich Pixabay per Email gefragt. Bisher liegt keine Antwort vor, sollte eine eintreffen, werde ich diese hier nachreichen.)
[UPDATE 4.11.2020: Pixabay antwortete mir auf meine Frage: „Hello Robert, Most of their images were copied from other sources. Hence, we had the account de-activated. Regards„
Damit ist offiziell, dass Pixabay bewusst Bilder zum Download anbietet, die sie so nicht anbieten dürften. Die Überschrift habe ich deswegen von einer Frage zu einer Aussage geändert])
Allein das beliebteste Bild oben links wurde schon knapp 10.000x runtergeladen. Die Werbung für iStock, die ironischerweise unter dem Bild zur Finanzierung von Pixabay erscheint, wirkt da schon wie Hohn.
Wenn man ein Bild tatsächlich herunterlädt, kommt übrigens der Hinweis, dass man als Quellenangabe freiwillig den Namen „B Ban“ benutzen könne:
Wikipedia weiß in deren Pixabay-Artikel auch schon, wie solche Bilddiebstähle passieren können:
„Risiken Der Upload der Bilder erfolgt durch anonyme Nutzer. Es besteht somit die Gefahr, dass der Hochladende gar nicht das Urheberrecht besitzt. Pixabay übernimmt keine Garantie, dass die hochgeladenen Bilder frei von Rechten Dritter sind. Da der Upload anonym erfolgt, können abgemahnte Nutzer auch keinen Rückgriff auf diese Person vornehmen und bleiben somit auf den Kosten der Abmahnung sitzen“.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, warum Gratis-Bildern mit mehr als einer deutlichen Portion Skepsis begegnet werden muss.
Im Mai 2019 gab es bei der australischen Bildagentur Canva zwei große Änderungen.
Die erste Änderung betraf den Kauf der Gratis-Bilderplattformen Pixabay und Pexels. Canva kaufte die beiden Webseiten für einen ungenannten Betrag. Die über eine Million kostenlosen Bilder sind nun auch über die Webseite von Canva verfügbar. Pixabay und Pexels sollen angeblich als unabhängige Webseiten in voller Funktionalität bestehen bleiben.
Die zweite Änderung betraf die Einführung des Abo-Plans „Photos Unlimited“. Wie der Name schon andeutet, soll das Abonnement Zugriff auf die komplette Canva-Bibliothek inklusive der kostenlosen Bilder für 12,95 USD im Monat erlauben, bzw. 9,95 USD für Canva Pro Accounts mit Jahreszahlung.
Für die Kunden ist das zweifellos ein verlockender Deal. Solange die kostenlosen Bilder bei Pixabay und Pexels jedoch erhältlich bleiben, ist unklar, warum die Kunden dafür plötzlich bereit sein sollen, Geld auszugeben. Vielleicht ist es die Bequemlichkeit, Gratis- und Premium-Inhalte auf einer Seite mit integrierten Layout-Templates nutzen zu können? Vermutlich deswegen bewirbt Canva „Photos Unlimited“ auch mit dem Slogan „Netflix für Stockfotografie“.
Aber was bedeutet das für die Fotografen?
Ich habe schon im Mai gefragt, wie die Kommission konkret aussehen und was das Minimum pro verkauften Bild sein wird. Darauf gab es trotz mehrerer Nachfragen bis heute keine genaue Antwort, nur die Angabe, dass die Einnahmen prozentual verteilt werden:
„Earnings from the subscription will be computed based on a share method, where revenue is distributed proportionally based on number of downloads. We do have a safety net in place, as per our Photos Unlimited terms of use. The Reasonable Use Policy is put in place to protect you as a contributor.“
„The Canva royalty rate is 35% of the sale price of the various Canva licenses. Even where sales of the licenses occur in a currency other than USD, your royalties will be paid in USD.
For images sold in the Photos Unlimited subscription, the royalty rate paid to contributors is 50% of net revenue earned by Photos Unlimited (less taxes and payment processing fees). That 50% share is paid proportionally to each contributor, based on the total number of downloads of a contributor’s images as a proportion of the total number of downloads.
For example: If 50% of net revenue (less taxes and payment processing fees) earned by Photos Unlimited during a calendar month is $1 million, and the total number of downloads during that accounting period was 2,000,000 downloads, then the amount attributed to each downloaded image would be 50c. If a contributor had 100 downloads of their images as part of the subscription during that month they would earn $50.“
Auch das ist alles sehr hypothetisch, da bisher unklar war, wie viele Bilder im Monat Kunden nutzen würden.
Heute gab es ein Update für das Canva-Backend, mit dem endlich die ersten Verkaufszahlen und Erlöse von Canva sichtbar sind.
Analyse der Verkäufe und Umsätze bei Canva inklusive Photos Unlimited
Ich teile meine Verkaufszahlen und Umsätze aus verschiedenen Gründen seit einer Weile nicht mehr, aber um etwas mehr Transparenz in das neue und stark beobachtete Geschäftsmodell von Canva zu bringen, mache ich hier eine Ausnahme.
My sales at Canva in the last 12 month
Im obigen Diagramm seht ihr die Entwicklung meiner Verkäufe bei Canva in den letzten zwölf Monaten. Im Mai 2019 gab es einen Einbruch bei den regulären Verkäufen, der jedoch schnell durch die neuen Unlimited-Verkäufe aufgefangen wurde.
Da die Erlöse beim Unlimited-Plan pro Verkauf deutlich niedriger sein müssten, ist die spannende Frage: Wie wirken sich die Verkäufe auf die Umsätze aus? Dazu hier meine Grafik:
In den 12 Monaten vor Beginn dieser Grafik hatte ich im Schnitt 590 USD Umsatz pro Monat bei Canva. In letzten 12 Monaten ist dieser Durchschnittswert um 40,5% auf 351 USD gefallen.
Betrachten wir nur die letzten 5 Monate mit den Unlimited-Umsätze mit den 5 davor ohne Unlimted-Verkäufe, sind es „nur noch“ ca. 3% weniger.
Wie viel ist nun ein Bildverkauf im „Photos Unlimited“-Plan für den Fotografen wert?
Mein „Revenue per Download“ (RPD) bei Canva wird im obigen Diagramm gezeigt. In den letzten 5 Monaten lag er im Schnitt bei 0,43 USD für die „One-Time“ und „Multi-Use“-Verkäufe, davor bei 0,45 USD.
Der RPD nur für die Unlimited-Verkäufe liegt aktuell bei 0,17 USD, ohne den „Ausrutscher“ von 0,08 USD im Mai wären es 0,19 USD.
Das ist weniger als halb so viel wie für die anderen Verkäufe, aber mehr, als ich vermutet hatte.
Rechne ich den RPD von beiden Kurven zusammen, erhalte ich einen RPD von 0,34 USD in den letzten 5 Monaten (mit Unlimited) im Vergleich zu einem RPD von 0,42 USD in den 5 Monaten davor. Das ist ein Verlust von 20% und absolut gesehen der niedrigste Wert aller belieferten Bildagenturen.
Mein „Return per Image“ (RPI) in den letzten 12 Monaten lag im Schnitt bei ca. 0,020 USD, nur in den letzten 5 Monaten mit den Unlimited-Verkäufen bei 0,016 USD. Der Vollständigkeit halber: In den 12 Monaten stieg mein Bildbestand bei Canva von ca. 16.000 auf 20.000 Bilder an.
Lohnt sich das?
Das ist die schwierige Frage, die ich heute sicher noch nicht abschließend beantworten kann. Eindeutig ist jedoch, dass die Umsätze als auch der RPD und der RPI alle seit der Einführung von „Photos Unlimited“ gefallen sind.
Aber schauen wir uns das mal von der anderen Seite an: Wenn „Photos Unlimited“ 12,95 bzw. 9,95 USD pro Monat kostet, kommt der RPD von 0,19 nur zustande, wenn ein Kunde nur 26 bzw. 34 Bilder im Monat runterlädt. Würde er mehr nutzen, würde der RPI weiter sinken.
Aus Kundensicht sind diese ca. 30 Bilder sehr attraktiv, da diese Bildmenge bei den meisten anderen Agenturen deutlich teurer ist. Für den Fotografen ist das jedoch sehr bedrohlich, es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dass Kunden deutlich mehr Bilder nutzen.
Auch mit den oben dargestellten Werten liegt der RPI, also der Bildertrag, deutlich unter dem vieler anderer Bildagenturen.
Auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick nicht so schlecht aussehen, befürchte ich einen Dammbruch, wenn die Entwicklung in dieser Richtung weitergeht, denn ein Verlust von 20% pro Verkauf mag bei Canva kaum ins Gewicht fallen, bei den großen Agenturen wie Shutterstock, Adobe Stock oder iStock deutlich mehr. Würden diese auch so ein Modell einführen und die Umsatzentwicklung verhielte sich wie oben skizziert, wäre das ein ernstzunehmender Umsatzeinbruch.
Zumal Canva nicht die einzige Agentur ist, die mit einer „Bilder-Flatrate“ experimentiert: Auch „Envato Elements“ sowie „Freepik Premium“ und die neue Seite „Scopio“ funktionieren nach einem sehr ähnlichen Prinzip.
Die Ankündigung von Canva:
„Soon, we’ll begin ramping up marketing efforts, which we expect will lead to significant growth in subscription sales and ultimately an increase in your earnings.“
wirkt da wie eine Drohung, denn da der Markt insgesamt kaum wächst, werden diese zusätzlichen Einnahmen von anderen Agenturen (mit höherem RPD) abgezogen.
Welche Rolle spielen die Gratis-Bilder in der Rechnung?
Bisher unerwähnt blieb die Rolle der neuen Million Gratis-Bilder bei Canva. Erhalten deren Fotografen ebenfalls Kommissionen?
Dem obigen FAQ-Zitat zufolge berechnen sich die Kommissionen, indem die Hälfte der Netto-Einnahmen aus „Photos Unlimited“ durch die runtergeladenen Fotos in diesem Zeitraum geteilt werden.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten. Variante 1: Canva vergütet auch die Fotografen der Gratis-Bilder. Das halte ich jedoch für unwahrscheinlich, da diese meist nicht mal einen Canva-Account haben und weder auf Pexels noch auf Pixabay auf solche Verdienstmöglichkeit hingewiesen wird.
Bleibt Variante 2: Canva vergütet nur die Premium-Bilder. Das würde bedeuten, dass Canva sich einen großen Teil vom Umsatz selbst einsteckt, der nicht im tatsächlichen RPD berücksichtigt wird. (Update 15.10.2019: Habe von Canva die Bestätigung erhalten, dass die Fotografen der kostenlose Bilder nicht vergütet werden.)
Rechnen wir das mal testhalber durch: 100 Leute kaufen in einem Monat ein Unlimited-Abo für 12,95 USD. Das wären 1295 USD. Nach Abzug von Steuern und Zahlungsgebühren bleiben ca. 1200 USD (ca. 7% Abzug). Wenn wir den ermittelten RPD von 0,19 USD nehmen, der sich aus 50% der Nettoerlöse durch die Downloads zusammensetzen soll, wären das 3158 Downloads, welche diese 100 Kunden im Monat erzielt haben, also ca. 31 Downloads pro Monat und Kunde.
Nun teilen wir diese 3158 Downloads auf, je nachdem, wie viele davon auf die nicht vergüteten kostenlosen Bilder entfallen. Hier seht ihr die Rechnung.
free DLs
Premium DLs
Payout Premium
Canva earnings
official RPD (net earnings/downloads
„real RPD“
0% Premium DLs
3158
0
0
1200,02
0,19
$0,00
10% Premium DLs
2842
316
60,04
1139,98
0,19
$0,02
50% Premium DLs
1579
1579
300,01
900,01
0,19
$0,10
90% Premium DLs
316
2842
539,98
660,04
0,19
$0,17
100% Premium DLs
0
3158
600,02
600
0,19
$0,19
Egal, wie viel Gratis-Bilder der Unlimited-Kunde verwendet, der offizielle RPD bleibt gleich (da Gesamtdownloads und Gesamtumsatz gleich bleiben).
Stark unterschiedlich ist jedoch der „echte RPD“. Der sinkt umso mehr, je mehr Gratis-Bilder ein Kunde nutzt, weil Canva weniger Premium-Bilder auszahlen muss, der ermittelte offizielle RPD jedoch gleich bleibt. Damit steigt auch der Gewinn von Canva deutlich an (Spalte „Canva Earnings“).
Anders formuliert: Canva hat ein großes Interesse daran, die kostenlosen Bilder in der Suche zu bevorzugen, damit sie mehr verdienen.
Noch mal anders formuliert: Wenn die Anzahl der runtergeladenen Premium-Bilder gleich bleibt, verdienen deren Fotografen mit jedem zusätzlich runtergeladenen Gratis-Bild noch weniger.
Damit kannibalisieren die Gratis-Angebote nicht mehr nur indirekt, indem weniger weniger Verkäufe entstehen, sondern ganz direkt, indem der Verkaufserlös selbst geschmälert wird.
Was tun?
Mein Erlös pro Verkauf (RPD) bei Canva ist im letzten Jahr von allen belieferten Agenturen am niedrigsten gewesen. Ich beobachte das sehr genau. Wenn sich in den kommenden Monaten keine deutliche Steigerung des RPD abzeichnet, werde ich die Reißleine ziehen, und meine Bilder bei Canva löschen.
In den letzten Tagen sind zwei YouTube-Videos der öffentlich-rechtlichen Kanäle WALULIS sowie STRG_F erschienen, die sich mit dem Thema Stockfotografie auseinandersetzen.
Leider ist die Berichterstattung sehr einseitig. In diesem WALULIS-Video geht es erst darum, was passiert, wenn Stockmodels zu Memes werden und dann um die Verlierer und Gewinner des Stockfotografie-Geschäfts.
Als erster Verlierer werden die Models genannt, welche keinerlei Kontrolle mehr hätten, wo ihre Bilder erscheinen würden, dazu unten mehr, weil ein Beispiel aus dem zweiten Video verwendet wird.
Als zweiter Verlierer sind die Fotografen genannt, welche sehr wenig Geld mit der Bildlizenzierung verdienen würden. Das ist zwar korrekt, aber heuchlerisch, wenn man bedenkt, dass auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk gerne auf das Angebot der Bildagenturen zurückgreift und sich dabei nicht über zu geringe Preise beschwert.
Als großer Gewinner werden die Bildagenturen selbst dargestellt, welche den Löwenanteil des Umsatzes einstreichen und dabei rechtliche Verantwortung in den Nutzungsbedingungen von sich weisen.
Als Beispiel wird bei Minute 7:14 eine AfD-Werbung gezeigt, die aus zwei Stockfotos zusammenmontiert wurde. Dagegen lässt sich jedoch einfach rechtlich vorgehen, was ich selbst mehrmals erfolgreich gegen die AfD und andere Parteien gemacht habe, weil es eben nicht erlaubt ist. In mehreren Fällen standen mir dabei auch die Mitarbeiter von Shutterstock und Adobe Stock hilfreich zur Seite. Im Video wird es jedoch so dargestellt, als sei Machtlosigkeit gegenüber unmoralischen Nutzungen ein üblicher Teil der Stockfotografie.
Das ist so, als würde jemand behaupten, Autos seien schlimm, weil sie als Mordwaffe verwendet werden können. Natürlich kann man Autos und auch die Stockfotografie in vielen Punkten kritisieren, sollte dabei aber die rechtlichen Ausgangsbedingungen berücksichtigen.
In diesem Video von STRG_F wird näher recherchiert und selbst ausprobiert, was Stockmodels passieren kann, deren Bilder zum Verkauf stehen:
Der Redakteur lässt ein Foto von sich machen und lädt es auf der kostenlosen Bildplattform Pixabay hoch (mehr zu Pixabay hier). Bei Minute 6:00 heißt es „Was man damit machen darf? Fast alles!“ und wundert sich später, dass das Bild mit falschen Namen versehen wird, auf Socken zu finden ist oder er sogar als „charmanter Pädophiler“ dargestellt wird.
Vereinfachte Pixabay-Nutzungsbedingungen mit Verboten im YouTube-Video von STRG_F
Eins wird hingegen nicht erwähnt: In den Pixabay-Nutzungsbedingungen, die im Screenshot bei Minute 6 sogar in vereinfachter Form lesbar sind, werden ausdrücklich Verbote formuliert, unter anderem:
„Die Pixabay-Lizenz gestattet nicht: […] 3. die Darstellung von identifizierbaren Personen auf beleidigende, pornografische, obszöne, unmoralische, diffamierende oder verleumderische Weise; oder 4. die Suggestion, dass abgebildete Personen, Marken, Organisationen, etc. bestimmte Produkte oder Dienstleistungen befürworten oder billigen, es sei denn es wurde eine Genehmigung dazu erteilt.
Beachte bitte, dass alle Inhalte auf Pixabay zwar für kommerzielle und nicht-kommerzielle Zwecke frei verwendbar sind, gezeigte Elemente in den Bildern und Videos, wie identifizierbare Personen, Logos und Marken, jedoch zusätzlichen Urheberrechten, Eigentumsrechten, Personenrechten, Markenrechten usw. unterliegen können. Die Zustimmung eines Dritten oder die Lizenz dieser Rechte können insbesondere für kommerzielle Anwendungen erforderlich sein. Pixabay garantiert nicht, dass solche Zustimmungen oder Lizenzen eingeholt wurden, und lehnt ausdrücklich jegliche Haftung in dieser Hinsicht ab.“
Auch alle anderen großen Bildagenturen haben solche Verbote in den Nutzungsbedingungen verankert, mehr dazu siehe hier.
Das heißt, viele der Beispiele, die in beiden Videos gezeigt werden, illustrieren Verstöße gegen die Lizenzbedingungen der Bilddatenbanken und zeigen eben NICHT das normale Geschäftsmodell dieser Agenturen.
Im April 2019 hatte mich einer der beteiligten Redakteure des STRG_F-Videos angefragt zur Mitarbeit an diesem Video, was ich aber dankend abgelehnt habe, weil explizit nur danach gefragt wurde, ob ich Models nennen könne, welche „Opfer“ der Stockfotografie geworden seien. Die Zielrichtung des Videos stand also im Vorherein fest, mein telefonischer Hinweis auf einschränkende Klauseln der Bildagentur fand dann im fertigen Bericht keine Berücksichtigung.
Im Video wird auch die Nutzung von Stockmaterial im Rahmen von Wahlwerbung gezeigt, ohne wieder zu erwähnen, dass es möglich ist, dagegen erfolgreich vorzugehen, wie von mir ebenfalls schon durchgezogen (siehe Bericht hier).
Danach kommt zwar sogar ein Anwalt zu Wort, der gegen die Verwendung eines Personenfotos durch die AfD vorgehen will, aber unwidersprochen wird der Bundesverband der AfD zitiert, dass „wenn für ein Stockfoto die vollumfänglichen Rechte erworben worden sind, dann dürfe es auch verwendet werden“. Das ist aber schlicht sachlich falsch und insofern wundert es schon, dass an dieser Stelle im ansonsten sehr kritischen Beitrag mal kein Widerspruch kommt.
„Die Presse hat alle Nachrichten vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit, Inhalt und Herkunft zu prüfen.“
Es wäre schön gewesen, wenn sich sowohl WALULIS als auch STRG_F als öffentlich-rechtliche Formate in ihren Youtube-Videos mehr daran orientiert hätten.
Heute soll es um die andere Seite gehen: Wie verdienen „Bildagenturen“ Geld, die ihre Bilder verschenken? Als Beispiel will ich die Webseite Pixabay nehmen, über die es vor einer Weile diesen längeren Artikel bei „Online Marketing Rockstars“ gab. Darin steht der sehr spannende Satz:
„Das Monetarisierungsmodell fußt dabei auf nur einer Säule. User, die pixabay.com nutzen, ohne sich anzumelden, bekommen auf jeder Suchergebnisseite und auf den Bilderdetailseiten selber eine Reihe von Stockfotos der börsennotierten Fotobörse Shutterstock angezeigt. Kauft ein Nutzer dort in der Folge ein Bild, gibt es eine Affiliate-Provision.“
Mit dieser Methode erzielt Pixabay laut dem Pixabay-CEO Hans Braxmeister mit nur vier Mitarbeitern über 100.000 Euro Umsatz im Jahr.
Wie wird der Umsatz genau erzielt?
Als erstes muss es genug Leute geben, die ihre Bilder Pixabay und deren Nutzern gratis zur Verfügung stellen. Das geschieht in diesem Fall nicht nur unter einer „Creative Commons“-BY-Lizenz, welche auch die kostenlose kommerzielle Nutzung bei Namensnennung erlaubt, sondern sogar unter der „Creative Commons CCO“-Lizenz. das bedeutet: Die Bilder werden in die „Public Domain“ gegeben, sind also gemeinfrei und die Fotografen verzichten weltweit auf alle urheberrechtlichen und verwandten Schutzrechte.
Über Suchmaschinen wie Google Images landen Nutzer, die kostenlose Bilder zur freien Verwendung suchen, auf Seiten wie Pixabay. Dort können sie wie bei Microstock-Agenturen nach Keywords suchen. Zusätzlich zu den kostenlosen Bildern werden als Ergebnis auch kostenpflichtige Bilder vom Affiliate-Partner Shutterstock angeboten, die meist viel attraktiver aussehen.
Entscheidet sich der Bildsucher dafür, doch kein kostenloses Bild zu nehmen, sondern eins bei Shutterstock zu lizenzieren, bekommt Pixabay eine Affiliate-Provision vom Kauf.
Auf der Affiliate-Seite von Shutterstock werden aktuell 20% als Kommission für geworbene Käufer genannt. Wenn wir den oben genannten Zahlen Glauben schenken, erzielt Shutterstock also ca. 500.000 Euro Umsatz durch Pixabay im Jahr, von denen Pixabay ein Fünftel abbekommt, bleiben 400.000 Euro pro Jahr für Shutterstock.
Das Problem für Kunden von Pixabay
So rosig die Zahlen für Pixabay auch klingt, die Leidtragenden sind die Nutzer und Fotografen von Pixabay.
Schauen wir uns mal drei Bildbeispiele von der Seite an:
Die sechs Bilder rechts sind die „kommerziellen Bilder“ von Shutterstock (noch am Wasserzeichen erkennbar). Darüber steht „CCO Public Domain. Freie kommerzielle Nutzung“. Damit suggiert Pixabay unwissenden Nutzern, dass das Bild ohne Probleme für kommerzielle Zwecke genutzt werden könne. Erst etwas versteckt in den Nutzungsbedingungen und den FAQ wird darauf hingewiesen, dass bei werblicher Nutzung eine zusätzliche Erlaubnis von Markeninhabern nötig ist. Im obigen Bild wäre das beispielsweise Apple, um Bild unten Porsche.
Für Leute, die mal schnell ein kostenloses Bild suchen und von den rechtlichen Aspekten wenig Ahnung haben, werden also widersprüchliche Signale gesendet, die schnell mal mißverstanden werden können und dann teuer werden könnten.
Angesichts dessen, dass bei der strengeren Creative Commons-CC-SA-Lizenz des Bundesarchivs die überwiegende Mehrheit der Nutzer sich nicht an die Lizenzbedingungen gehalten hat, kann bei Pixybay Ähnliches vermutet werden.
Fotografen hingegen haben ganz andere Probleme.
Das Problem der Pixabay-Fotografen
Es mag Gründe geben, warum Fotografen ihre Fotos verschenken. Acht Gründe hatte ich hier genannt.Da ich als jemand, der vom Verkauf seiner Fotos lebt, etwas voreingenommen bin, könnt ihr hier ein Interview mit Gerd Altmann lesen, einem Hobbyfotografen, der hier bei Pixabay mittlerweile mehr als 14.000 Bilder online hat, die in knapp fünf Jahren zusammen mehr als 12 Millionen (!) Downloads erzielt haben.
Im Interview heißt es unter anderem:
„In meinem Beruf als Altenpfleger fehlt es leider oft an dem Applaus, den ich jedenfalls für meine tägliche Ego-Stabilität brauche. […] Natürlich würde ich auch Geld mit meinen Bildern verdienen wollen, aber leider habe ich nie gelernt, wie man das macht. Ich besitze einfach diese Fähigkeit nicht, aus meinen Talenten Kapital zu schlagen. Kaufmännische Eigenschaften fehlen mir gänzlich, ebenso die Gabe, andere von meiner eigenen Richtigkeit zu überzeugen und für diese überzeugte Richtigkeit zu kassieren.“
Es gibt aber auch gewichtige Gründe dagegen, denn das Geldverdienen ist der Knackpunkt. Etliche neue Fotografen nutzen die Gratisplattformen als Einstieg, weil sie unsicher sind ob ihre Bilder verkäuflich sind. Wenn sie dort gengend Downloads erzielt haben, wollen sie meist versuchen, ihre Bilder woanders zu verkaufen.
Das geht zumindest mit den gleichen Bildern meist nicht mehr. So sagt Adobe Stock (als Antwort auf eine Support-Anfrage) zum Beispiel ganz klar:
„Bilder die auf einer weiteren Platform zum kostenlosen Download angeboten werden, sind von Adobe Stock ausgeschlossen.“
„Public domain content cannot be submitted under any circumstances.“
Das Gleiche gilt auch für fast alle anderen Bildagenturen, weil sich jede Agentur in der Regel versichern lässt, dass der Fotograf der Inhaber aller notwendigen Urheber- und anderer Schutzrechte sind. Genau diese geben Fotografen aber ab, wenn sie ihre Bilder bei Pixabay in die „Public Domain“ entlassen.
Der Pixybay-Anbieter Harald Landsrath musste das schmerzlich am eigenen Leib erfahren. Er wollte seine Bilder nach einem knappen Jahr bei Pixabay über Microstock-Agenturen anbieten, was diese jedoch nicht erlaubten.
Ich fragte ihn via Facebook, warum er bei Pixabay angeboten hatte und was ihn zum Wechselwunsch veranlasst hatte. Er schrieb mir:
„Der Grund lag darin, dass ich nicht mit kommerzieller Absicht angefangen habe und meine Bilder von einer Community bewerten lassen wollte. Anhand der Statistiken bei PIXABAY (Downloads, Aufrufe, Daumen). Außerdem hörte man von anderen dass dort immer wieder mal ein „Kaffee“ spendiert wird (Spende). Die Spendenbereitschaft bei PIXABAY ist allerdings äußerst gering. So verzeichnete ich mit über 200 Bildern, 8 Monaten bisher 38.000 Downloads und ca. 6 € Spenden von 3 Spendern. Daher dann der Gedanke, diese nun doch zu verkaufen. Klar ist es ärgerlich, dass ich diese Bilder nicht mehr verwerten kann – allerdings ist man hinterher immer schlauer.“
Wenn wir diese Zahlen zugrunde legen und die ca. 315fachen Downloads von Gerd Altmann auf die Geldspenden umrechnen, können wir ca. 2.000 Euro Einnahmen (in fünf Jahren) für dessen 12 Millionen Downloads vermuten.
Versuchen wir mal, dass zu Downloads bei Microstock-Agenturen zu setzen. Angenommen, er würde nur 0,1% der Downloads bei Fotolia haben, hätte er dort ca. 12.000 Downloads erzielt. Selbst wenn alle in der kleinsten Bildgröße XS stattgefunden hätten, wären das immer noch ca. 3000 Euro Einnahmen gewesen.
Harald wies mich auch darauf hin, dass andere Seiten wie diese hier einige seiner Fotos zum kostenlosen Download anbieten und ebenfalls Spendengelder einsammeln, die jedoch (entgegen anderslautender Information auf der Webseite) beim Seitenbetreiber verbleiben würden. Alles legal soweit, weil es Public-Domain-Bilder sind. Es verdienen also Pixabay, Shutterstock und ggf. andere Webseiten an den Fotos, nur der Fotograf so gut wie nichts.
Warum machen Microstock-Agenturen da mit?
Ich habe ehrlich gesagt meine Probleme, zu verstehen, warum Microstock-Agenturen, die vom Bilderverkauf leben, bei diesem System mitspielen. Es heißt in der Branche, dass es sehr teuer sei, Neukunden zu generieren, weshalb diese Millionen Gratisdownloads sozusagen zähneknirschend akzeptiert werden, wenn dadurch einige neue Käufer zur Bildagentur finden.
Offensichtlich kann Shutterstock damit ja ca. eine halbe Million Euro Umsatz im Jahr generieren, von denen jedoch 20% gleich wieder abfließen. Unklar ist leider, wie hoch der Umsatzverlust ist, der durch die großen Gratisplattformen verursacht wird. In diesem Interview von 2016 spricht der Pixabay-CEO von über 5 Millionen Seitenabrufen pro Tag. Wenn wir annehmen, dass nur 0,1% dieser Abrufe zu einem Download führen würden, wären das immer noch 50.000 Downloads pro Tag. Das wären mehr als 18 Millionen entgangene Bildnutzungen pro Jahr, die Shutterstock oder eine andere Agentur nicht monetarisieren könnten.
Was sagt ihr dazu? Welche Erfahrungen habt ihr mit Pixabay gemacht?