In der vorletzten Folge vom Podcast eines Fotoproduzenten war Luis Alvarez zu Gast, der über seine Arbeit als Stockfotograf sprach. Zusätzlich hat er auch zusammen mit dem Informatiker Oliver Rivo den Stockfoto-Analysedienst Stock Performer* gegründet, über den ich hier schon mehrfach im Blog berichtet habe.
Diesmal rede ich mit den beiden über die Idee hinter Stock Performer, Probleme bei der Umsetzung und den Nutzen für Stockfotografen.
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Damit ihr mal einen Blick in das User-Interface werfen könnt, hier (und oben) nur ein Ausschnitt der vielfältigen Anzeige-Optionen von Stock Performer (mit generischen Daten eines Test-Accounts):
In der vierten Folge meines „Podcast eines Fotoproduzenten“ wird es international. Ich habe die Stockfotografin Julie Francoeur von „AYA Images“ (As You Are Images) aus Montréal zu Gast, welche ihr Handwerk im südafrikanischen Fotografie-Bootcamp von Yuri Arcurs gelernt hat, den sie als eine der besten des Jahrgangs abgeschlossen hat.
Wir reden (diesmal auf englisch) über Reisen mit Models, ethische Bildretusche und natürlich ihre Art der Fotografie.
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Ich freue mich auf euer Feedback, was Länge, Soundqualität usw. angeht. Falls ihr Vorschläge für weitere Interviewpartner, Interviewfragen oder ähnliches habt, könnt ihr mir diese gerne per Mail schicken oder in die Kommentare schreiben.
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Viele Leute schauen mich erstaunt an, wenn sie mich nach meinen letzten Shootings fragen und ich ihnen sage, dass ich viel seltener als früher fotografiere. Noch vor fünf Jahren habe ich wirklich alles alleine gemacht, aber mittlerweile manage ich ein Team aus verschiedenen Leuten und fungiere mehr als Art Director und Produzent denn als Fotograf.
Wie kam es dazu?
Ich erinnere mich noch genau an einen Moment bei der Microstock Expo in Berlin im November 2011. Ich saß neben meinem geschätzten Kollegen Arne Trautmann (aka „Kzenon“) und hörte mir den Vortrag von Pavel Orekhov von Pressfoto an. Auf dieser Powerpoint-Folie stellte er sein Team vor:
23 Leute Vollzeit, darunter sogar einen eigenen Fahrer (mein staunender Tweet diesbezüglich ist noch online). Arne und ich schauten uns an und er meinte sinngemäß, dass wir jetzt ungefähr die Spitze dessen erreicht haben, was wir beide jeweils alleine schaffen würden. Wenn wir zu den richtig großen Playern aufstoßen wollen, sollten wir überlegen, auch ein Team aufzuziehen.
Im Laufe der Veranstaltung stellten noch mehrere professionelle Stockproduzenten ihr Team vor. Das Team von Elnur Amikishiyev bestand aus 4 Leuten,
Jean-Marie Guyon (CandyBox Images) hatte auch ein Team, Josh Hodge arbeitete zu zweit und so weiter. Da war mir klar, ich muss auch expandieren. (Wer übrigens Interesse hat, kann die Vorträge hier kostenlos ansehen.)
Als erstes lagerte ich meine Buchhaltung an einen Steuerberater aus. Neben der Zeitersparnis fiel hier vor allem die Angst weg, irgendeinen dummen Fehler in den komplizierten Formularen zu machen. Außerdem war es eine gute Vorbereitung auf den zweiten Schritt.
Ich suchte mir eine Assistentin. Die Lohnbuchhaltung übernimmt komplett mein Steuerberater und jeden Monat, wenn ich die Abrechnung bekomme, bin ich froh, dass diese jemand anders erstellt.
Ich habe einige Anläufe benötigt, um die Person zu finden, die zu mir passt. Die erste Assistentin träumte von einem aufregenden Job mit Models, Shootings und Aufträgen und zog ernüchtert von dannen, als sie merkte, dass sie vor allem Fotos zu Bildagenturen hochladen und Modelverträge anhängen sollte. Die zweite Assistentin war super, aber ich hatte den Fehler gemacht, nicht auf ihre Bedürfnisse (in diesem Fall: mehr Arbeitsstunden) einzugehen, sodass sie sich eine Teilzeitstelle mit mehr Stunden suchte. Nach einigen Versuchen habe ich nun eine kompetente Kollegin, die nicht nur akribisch genug ist, stundenlang die korrekten Modelverträge an Gruppenshootings anzuhängen, sondern auch kreativ genug ist, um Fotomontagen zu erstellen, Videos zu schneiden und so weiter.
Auf dem Fußball-Workshop von Fotolia 2010 lernte ich einen Berliner 3D-Designer kennen, der unbedingt mit mir zusammenarbeiten wollte und nach sehr langer Bedenkzeit meinerseits sind wir nun ein eingespieltes Team und er ist für die coolen 3D-Renderings in meinem Portfolio verantwortlich:
Da diese Zusammenarbeit sehr gut läuft, fragte ich eins meiner Models, welches hauptberuflich als Illustrator arbeitet, ob er mich nicht mit Illustrationen beliefern will.
Da irgendwann der Output immer mehr wurde, suchte ich mir einen kompetenten Partner für die Verschlagwortung, den ich aktuell mit der Firma Dokfünf gefunden habe.
Für einige Retusche- und Freisteller-Aufgaben greife ich manchmal auf indische Dienstleister wie ProImageExperts zurück.
Viele statistische Auswertungen, die ich früher händisch in langen Excel-Tabellen gemacht habe, erledigt nun Stock Performer automatisch für mich.
Zusätzlich arbeite ich noch mit zwei Teams im Ausland zusammen, welche komplette Fotoproduktionen für mich stemmen, wenn ich selbst nicht zur Kamera greife.
Das geschieht leider immer seltener, weil die Koordination einer Handvoll Leute Zeit kostet und viel Papierkram erfordert, zum einen, um alles rechtlich dingfest zu machen und zum anderen, um das gegenüber den Agenturen auch nachzuweisen.
Bringt es was?
Unter dem Strich wollen alle diese Leute natürlich bezahlt werden. Aber wie ihr hier erkennen könnt, hatte ich als Einzelkämpfer ungefähr einen Upload von ca. 220 Bildern im Monat. Nach der schrittweisen Einführung meiner Team-Kollegen und dem Outsourcen einiger Arbeiten liege ich nun bei mindestens dem doppelten Wert.
Eigentlich liegt er sogar noch höher, weil ich nicht mehr alles sofort hochlade und auch bei einem Arbeitsausfall meinerseits die Uploads ohne mich einige Monate weitergehen könnten.
Außerdem ist die Vielfalt in meinem Portfolio deutlich größer geworden. Neben Fotos kann ich nun auch 3D-Renderings und Illustrationen abdecken und damit ganz andere Themenbereiche illustrieren und Kundenwünsche besser umsetzen.
Lob ans Team
Bisher habe ich fast ausschließlich meine eigenen Bilder in meinen Social Media Profilen etc. gezeigt, weil ich dachte, ihr, die Leser erwartet, dass alles, was ich zeige „original Kneschke“ ist. Mittlerweile denke ich aber, dass das Quatsch ist. Meine Profile sollen ja auch zeigen, was ich anbiete und da ist es nicht sinnvoll, nur den Teilbereich zu zeigen, den ich komplett selbst verantworte. Falls ich also in Zukunft mal Bilder oder Fotos zeige, müssen die nicht von mir sein. Und wenn jemand „Tolles Motiv“ kommentiert, gebe ich das Lob gerne ans Team weiter.
Interessanterweise läuft die Entwicklung anderswo ähnlich. Auch der oben erwähnte Arne Trautmann hat sich mittlerweile ein Team aufgebaut mit einem Retoucher, Fotografen in Jakarta, Indonesien und so weiter.
Darin habe ich die Umsätze von einigen Fotografen vorgestellt, welche die Stockfotografie erst seit kurzem oder nur nebenbei betreiben.
In den letzten Monaten erreichten mich einige Mails mit der Frage, ob ich nicht eine Fortsetzung schreiben könne. Soweit es mir möglich war, habe ich dieswegen geschaut, wie 2016 für die Fotografen verlaufen ist:
2016 war das dritte Microstock-Jahr von Florian, in dem er jedoch keine neuen Bilder hochgeladen hat. Für uns insofern interessant, um zu sehen, wie sich die Umsätze der vorhandenen ca. 2100 Bilder entwickelt haben.
Insgesamt erzielte er 2016 einen Umsatz von 2.395 Euro, was im Schnitt knapp 200 Euro pro Monat sind. Die umsatzstärksten Agenturen sind Shutterstock, iStock und Fotolia. Zusammen machen sie 63% vom Gesamtumsatz aus.
Marco ist Unternehmensfotograf und 2016 war sein zweites Microstock-Jahr. Hatte er im ersten Jahr 545 Fotos hochgeladen, waren es am Ende des zweiten Jahres dann insgesamt 892 Fotos.
Damit hat er 2016 insgesamt 3.254 Euro Umsatz erzielt, im Vergleich zu 1.901 Euro im Vorjahr, also eine Steigerung von ca. 140%. Der Umsatz im Monatsdurchschnitt lag also bei ca. 271 Euro.
Die drei besten Agenturen in absteigender Umsatzfolge waren für ihn Fotolia, Shutterstock und iStock, alle Umsätze seht ihr in dieser Tabelle:
Gabi Wolf
Eine meiner Leserinnen, welche nach dieser Fortsetzung hier gefragt hat, hat sich bereit erklärt, auch ihre Zahlen zu nennen.
Gabi ist Illustratorin und hat sich 2012 bei Fotolia und Shutterstock angemeldet, aber die folgenden drei Jahre nur sporadisch einige Natur- und Tierfotos bei Fotolia hochgeladen. Ende 2014 hatte sie bei Fotolia ca. 250 Bilder online und ca, 4x im Jahr die Auszahlungsgrenze von 50 Euro erreicht.
Richtig los ging es bei ihr Anfang 2015 mit Illustrationen. Bis Ende 2015 waren bei Fotolia und Shutterstock ca. 400 Vektorgrafiken online. Im Laufe des Jahres kamen noch andere Agenturen hinzu und Ende 2015 war sie bei 15 Agenturen aktiv und hat 1771 Euro Umsatz dort gemacht.
2016 sind noch 4 Agenturen dazugekommen und Ende des Jahres waren 1193 Bilder (meist Grafiken, einige Fotos) online. Der Umsatz lag bei 4103 Euro, das wären ca. 341 Euro pro Monat im Schnitt.
Bis 2016 hat Gabi noch Vollzeit gearbeitet, ist dann aber wegen der steigenden Gewinne auf Teilzeit gegangen, um mehr Zeit für ihre Grafiken zu haben. Ihre drei besten Agenturen sind Fotolia, Shutterstock und iStock.
Bernd ist jetzt schon seit ca. 9 Jahren dabei und hatte Anfang des Jahres ca. 3200 Bilder online, eine Steigerung von ca. 500 Bildern im Vergleich zum Vorjahr.
Insgesamt erzielte er ca. 5000 Euro Umsatz letztes Jahr, was einem Monatsschnitt von ca. 416 Euro entspricht (im Vergleich zu 400 Euro im Vorjahr).
Die drei mit Abstand bestverkaufendsten Agenturen sind auch hier Fotolia, Shutterstock und iStock.
Glenn ist fast so lange dabei wie Bernd und hat im letzten Jahr ca. 600 Bilder hochgeladen, hatte also Anfang diesen Jahres ca. 5600 Bilder online.
Damit erzielte er ca. 12.000 US-Dollar, also ca. 1.000 USD pro Monat.
Im Vergleich zum Vorjahr ist das etwas rückläufig, trotz wachsendem Portfolio und der Tatsache, dass er seit dem letzten Jahr auch zusätzlich Fotolia beliefert.
Seine drei umsatzstärksten Agenturen waren 2016 Shutterstock, iStock und Dreamstime, wobei ich mir sicher bin, dass Dreamstime 2017 von Fotolia abgelöst werden wird, wenn wir uns seine aktuelle Entwicklung (siehe Link oben) anschauen.
Seit 7 Jahren ist Steven in der Stockfotografie aktiv.
Aktuell hat er bei Fotolia 5600 Bilder online, im Januar 2016 waren es noch 4300. Bei 123rf sind es aktuell über 7700 Bilder.
Auch bei ihm ist der Umsatz rückläufig, seit 2014 sogar.
2016 erzielte er ca. 25.600 US-Dollar Umsatz bei den Bildagenturen, im Vorjahr waren es noch über 28.000 USD. Im Monatsdurchschnitt waren es 2016 demnach ca. 2133 US-Dollar.
Wie bei den meisten anderen Fotografen sind auch hier die Haupt-Umsatzbringer Shutterstock, iStock und Fotolia.
Von den 8 Fotografen, die ich hier im letzten Jahr vorgestellt hatte, sind diesmal 3 nicht mehr dabei, weil sie keine aktuellen Zahlen veröffentlicht haben. Ihren öffentlich einsehbaren Portfolios bei den Bildagenturen zufolge scheinen fast alle auch keine (oder nur sehr wenige) neue Bilder hochgeladen zu haben.
Beste Bildagenturen? Konzentration und Marktbewegung
Wie auch im letzten Jahr sind es drei Agenturen, welche für die meisten Agenturen den mit Abstand größten Umsatz erwirtschaften: Shutterstock, Fotolia/Adobe Stock und iStock.
Einige Fotografen beobachten schwächelnde Verkäufe bei Shutterstock und steigenden Umsatz bei Fotolia, was wieder mal zeigt, dass der Markt in Bewegung bleibt, sich grundsätzlich aber zum Vorteil der 3–4 großen Agenturen zu bewegen scheint.
Wie im letzten Jahr wollte ich schauen, welche Agenturen bei den teilnehmenden Fotografen gesamt am besten abschneiden. Dazu habe die jeweils fünf Bestseller-Agenturen für 2016 der oben genannten Fotografen in eine Liste eingetragen und Punkte vergeben. Die Agentur mit dem meisten Umsatz bekam fünf Punkte, die mit dem zweitmeisten Umsatz vier Punkte und so weiter.
Das Ergebnis (Vorjahresplatz in Klammern):
Shutterstock: 28 (1)
Fotolia: 22 (2)
iStock: 21 (3)
123rf: 6 (6)
Dreamstime: 5 (4)
Alamy: 3 (5)
Canva: 2 (-)
Bigstock: 1 (-)
Die Ergebnisse decken sich übrigens ziemlich gut mit meiner Umfrage zu den besten Bildagenturen Anfang des Jahres.
Return per Image
Um zu erkennen, wie viele Bilder man braucht, um ein bestimmtes Einkommen zu erzielen, ist der „Return per Image“ (RPI) hilfreich. Er besagt, wie viel Umsatz man pro Bild gemacht hat.
Hier mal die Werte für die oben genannten Fotografen, auch wenn sie teilweise nur annähernd sind, weil ich nicht immer überprüft habe, bei welcher Agentur die meisten Bilder online sind (Vorjahreswert in Klammern).
Marco: 3,75 Euro (2,48 Euro)
Gabi: 3,44 Euro (-)
Florian: 1,14 Euro (1,35 USD)
Bernd: 1,56 Euro (1,77 Euro)
Glenn: 2,14 USD (3 USD)
Steven: 3,32 USD (4,41 USD)
Bis auf Marco mussten alle Fotografen einen Rückgang beim RPI verbuchen, was bedeutet, dass sie ihr Portfolio stärker gewachsen ist als ihr Umsatz.
Im Schnitt liegt der RPI bei knapp 2,50 Euro pro Bild und Jahr.
Wie haben sich eure Umsätze entwickelt? Habt ihr ähnliche Eerfahrungen gemacht?
Wow! 50 Folgen schon meiner Serie „Pimp My Stock!“ Das hätte ich nicht erwartet, als ich sie vor knapp neun Jahren ins Leben gerufen habe. (Was, neun Jahre ist das schon her?)
Was ist „Pimp My Stock“?
Vor zehn Jahren habe ich mich auf einigen Fotocommunitys rumgetrieben, die alle ein ähnliches Schema hatten: Fotos wurden entweder mit „Toll, wow, großartig“ kommentiert oder gar nicht. Falls mal ernsthafte Vorschläge zur Verbesserung kamen, wurden diese vom Fotografen meist abgebügelt mit „Das soll so, ist Absicht!“.
Selbst wer als Fotograf wirklich wissen wollte, welchen kommerziellen Wert seine Aufnahmen haben, bekam in diesen Fotocommunitys selten Hilfe, weil viele der Leser Hobbyfotografen waren, die wenig Erfahrung mit dem Bilderverkauf hatten.
So kam mir die Idee zu „Pimp My Stock!“. Leser können mir hier ihre Fotos schicken, welche ich öffentlich mit Blick auf ihre Verkaufschancen beurteile und Tipps gebe, wie sie sich eventuell verbessern lassen. Hier geht es nicht um Lob, sondern um nützliche Kritik, welche die Annahmechancen bei Bildagenturen verbessern soll. Da ich seit mittlerweile 12 Jahren nichts anderes mache als Bilder über Agenturen zu verkaufen, gibt es bei mir Tipps aus der Praxis.
Wer ebenfalls kostenlos mitmachen will, findet hier alle notwendigen Informationen.
Wie der Zufall so spielt, gibt es passend zum Jubiläum ein besonderes Schmankerl.
Stefan hat mir seine Fotos geschickt, die auf den ersten Blick alle sehr stocktauglich aussehen. Aber lassen wir ihn vorher zu Wort kommen:
„Hallo Robert,
ich heiße Stefan und bin gelernter Fotograf. Mitte 2015 habe ich beschlossen, ein bisschen Stockfotografie zu machen und habe dann erst mal nebenbei 6 Shootings dafür gemacht. Mitte 2016 habe ich beschlossen das Ganze noch stärker zu betreiben. Also habe ich noch mehr Stockfoto-Shootings gemacht. Mittlerweile habe ich ein Portfolio von ca. 1200 Fotos bei Shutterstock und Fotolia.
Von einigen Bildserien habe ich bisher allerdings fast keine Verkäufe, obwohl ich mir von den Motiven mehr erhofft hatte. Die Bildserien, von denen ich dir je 1–2 Beispielfotos schicke, bestehen meist aus ca. 50 Fotos, haben aber über mehrere Monate insgesamt unter 10 Downloads. Vor allem von den Downloadzahlen bei der Serie mit der Weihnachtsfamilie, den Sportfotos und den 4 Mädels bin ich enttäuscht.
Vielleicht kannst du entdecken, was ich falsch gemacht habe? Liegt es am Motiv? Haben diese ein zu unspezifisches Thema? Oder liegts am Bildaufbau? Oder vielleicht an der Verschlagwortung (die Schlagworte findest du in den Metadaten der Fotos)?
Oder hab ich irgendwas ganz anderes vermasselt?
Ich fände es super, wenn du dich dem Thema in deiner Pimp My Stock Reihe widmen könntest. Dass du Stock-Einsteigern so den Einstieg erleichterst, find ich toll 🙂
Liebe Grüße
Stefan“
Schauen wir uns mal die Bilder von Stefan an.
Vorab:
Alle Bilder von Stefan sind auf den ersten Blick gut verkäuflich. Es sind People-Lifestyle-Bilder, also genau das, was Bildagenturen am meisten verkaufen, ein Thema oder Konzept ist immer leicht erkennbar und die Umsetzung ist technisch sauber. Dennoch haben die Bilder alle kaum Verkäufe. Da müssen wir uns mal genau anschauen, was der Grund sein könnte.
Die Titel lasse ich mal drin, weil sie auch ein Merkmal sein könnten, was eine Rolle spielt. Aber auch hier scheint auf den ersten Blick sauber gearbeitet worden zu sein. Einziger Vorschlag von mir wäre, „christmas gift“ (32 Mio. Treffer bei Google) statt „christmas present“ (nur 19 Mio. Treffer) zu verwenden, weil es gebräuchlicher ist.
Zum Motiv:
Lachende Familie packt Weihnachtsgeschenke aus? Sollte laut meiner Keyword-Analyse weggehen wie warme Semmeln. Die Tücken liegen wie immer im Detail: Zuerst die Eltern: Der Mann schaut starr ins Leere anstatt sich am Glück seiner Kinder zu erfreuen, die Mutter ist etwas zu sehr hinter der Tochter versteckt. Die Spitze vom Weihnachtsbaum ist abgeschnitten und durch die ganzen dunklen Blau- und Schwarztöne der Kleidung verschwimmt die Familie im Thumbnail zu einem dunklen Haufen.
Viel störender ist jedoch die fehlende Weihnachtsatmosphäre beim Licht. Die Beleuchtung wirkt relativ kühl und wie in einem Möbelhaus, nicht die festliche Heiligabendstimmung, mit der Firmen im Romantiktopf rühren wollen.
Ich habe mal in einer Minute die Farben etwas wärmer gemacht, eine Vignette drübergelegt und einen Lens Flare, dann bekommt das Bild schon eine ganz andere Stimmung: Als Keywords enthält das Bild diese 14 Begriffe:
„christmas; family; gifts; laugh; children; happy; christmas tree; advent; home; celebrate; unpack; holiday; boy; girl“.
Auffällig ist, dass Englisch verwendet wurde. Meiner Erfahrung nach lohnt es sich weiterhin, für Fotolia in deutscher Sprache zu verschlagworten und für Shutterstock dann ins Englische zu übersetzen. Die 14 Begriffe sind alle sehr akkurat und zutreffend, wobei ich mehr gewählt hätte. Es fehlen noch Begriffe wie „people, celebration, present, mother, decoration, happiness, daughter, smiling, woman, surprise, fun, xmas, childhood, together, father, love, joy, son, giving“. Damit wären wir bei 33 Begriffen, was eine super Menge ist für solche Bilder.
Auch beim zweiten Bild der Serie sind meine Kritikpunkte ähnlich. Der Mann schaut eher zu als mitzuhelfen, sein weißes Hemd lässt ihn mit der Kleidung des Jungen verschwimmen, die Mutter verdeckt den Weihnachtsbaum, beide Kinder schauen etwas zu ernst und die braune Dose vorne im Bild lenkt etwas ab. Dazu kommt wieder der kühle Lichtaufbau.
group selfieAuch dieses Gruppenfoto zum Thema „Selfie“ wirkt oberflächlich super. Viele attraktive Leute, modernes Thema, technisch gut umgesetzt. Aber wieder die Details: Die Haare der brünetten Frau liegen etwas ungeordnet, die Hot Pants sind vor allem dem prüden us-amerikanischen Markt vermutlich schon etwas zu kurz, der vollständige tätowierte Arm der Frau links mag konservativere Kunden abschrecken, die Oberteile hätten statt den „Unfarben“ schwarz und weiß etwas abwechslungsreicher sein können und so weiter. Das Licht ist auch wieder etwas „stimmungslos“ und kühl.
Der Titel ist super knapp, schon ein „girl group smartphone selfie“ würde das Bild doppelt so auffindbar machen. Als Keywords werden wieder 14 Wörter verwendet:
„selfie; group; women; girls; summer; city; friends; happy; fun; lifestyle; urban; friendship; beautiful; young“.
Ich hätte noch Begriffe wie „people, taking, photo, vacation, happiness, smartphone, self, portrait, teenager, phone, camera, technology, together, mobile, travel, picture, tourism, tourists, students“, also auch wieder 19 Wörter mehr.
Bei diesem Bild gilt zum Thema Hotpants und Oberteile das Gleiche wie beim letzten Motiv. Außerdem hätte hier eine geringere Schärfentiefe die Gruppe besser vom etwas unruhigen Hintergrund getrennt.
Mir fehlen da noch zum Beispiel noch 15 Begriffe wie „people, fashion, retail, happiness, customer, shopaholic, bags, outdoors, holding, clothing, buy, shopper, street, center, consumerism“.
Was ist euch (hoffentlich) sofort bei der Betrachtung aufgefallen? Die Jogger oder das Haus? Oder beides? Der Punkt ist: Es ist unklar, ob es ein Architekturfoto oder ein Sportbild sein soll. Weniger Schärfentiefe hätte auch hier das Problem leicht gelöst.
Da fehlt mir noch mindestens „runner, woman, man, healthy, urban, athletic, jogger, fit, active, street, outdoors, sporty, exercising, activity, road“, also 15 Keywords.
Glückliches Pärchen im Park: Mir fällt auf, dass die Haltung der beiden Personen nicht so eindeutig erkennbar ist. Trägt er sie huckepack, steht sie hinter ihm, springt sie hoch? Das kann von der Komposition besser gelöst werden. Außerdem würde dem Bild etwas mehr Photoshop gut tun.
Wieder ein superkurzes Beispiel von mir: Ein Blauverlauf im Modus „Multiplizieren“ und ein Flare im Modus „Negativ multiplizieren“, schon hat das Bild eine viel sommerlichere Stimmung.
Als Keywords kamen diese 15 Wörter zum Einsatz: „couple; sky; park; love; copy space; summer; lifestyle; relationship; happy; young; outdoors; romance; date; boyfriend; girlfriend“.
Auch dieses Bild funktioniert grundsätzlich. Die dunklen, nicht sehr einladend wirkenden Ladenzeilen unten rechts wirken jedoch etwas abschreckend. Unklar ist auch, ob die Frau „Business“ sein soll oder „Freizeit“. Bei Business wäre die Tasche zu leger, bei Freizeit das Outfit zu streng.
Diese lassen erahnen, dass das Thema eher „Business“ sein soll. Zuviel sind auf jeden Fall die Wörter „faccade und buildings“. Wer nach Häusern oder einer Fassade sucht, wird andere Bilder im Kopf haben, die er sucht. Ähnliches gilt für „skirt“.
Ich würde noch diese 12 Keywords ergänzen: „mobile, urban, smartphone, communication, technology, modern, outdoors, call, cell phone, talking, travel“.
Im Thumbnail würden wir hier ein Portrait einer lächelnden jungen Frau erkennen. In der größeren Ansicht sind jedoch das Lippenpiercing, der Nasenring und die Tunnel in den Ohren erkennbar. Auch die graue Haarfarbe bei der jungen Frau irritiert. Insgesamt sind das zusammen mit der Vintagebrille alles Details, die Hipness und Coolness darstellen sollen. Der Hintergrund vermittelt dies jedoch überhaupt nicht. Ein Freisteller vor weiß wäre hier sicher die bessere Wahl gewesen.
Auch die Keywords spiegeln das leider nicht wieder: „glasses; woman; female; people; portrait; girl; trendy; short; hair; young; short hairstyle; gray; person; happy; beautiful; pretty; face“.
Gleiches Modell, gleiches Problem. Die Piercings sind für etliche Kunden einfach zu extrem, als viertes kommt das Zungenpiercing noch hinzu. Das dunkle Gebäude im Hintergrund wirkt auch eher wie ein langweiliger Bürokomplex als wie ein aufregendes Shoppingzentrum. Bei den Keywords gelten die gleichen Tipps wie beim Shoppingbild oben.
Viele meiner obigen Kritikpunkte wurden hier schon beherzigt. Der Hintergrund ist unschärfer, Lichtlecks bringen Atmosphäre ins Bild und die Haare liegen besser. Mit 43 Wörtern wurde hier auch nicht an den Keywords gespart. Sicher könnte man hier und da über die Notwendigkeit eines der Begriffe diskutieren oder 2–3 weitere ersetzen, aber insgesamt ist auch die Verschlagwortung gelungen.
Insofern ist das ein sehr gelungenes Stockfoto. Wenn sich die Käufer da jetzt nicht wie wild drauf stürzen, bleiben leider trotzdem noch mehrere mögliche Ursachen: Hohe Konkurrenz bei den Business-Themen oder das Ranking bei den Bildagenturen.
Erkenntnis zum Schluss
Ich hatte in der Folge 37 von „Pimp My Stock!“ schon mal einen gelernten Fotograf dabei und wie auch Stefan dieses Mal wird deutlich, dass die Leute danach wirklich gut fotografieren können. Eine Ausbildung in diesem Bereich bringt also etwas.
Die Beispiele zeigen allerdings auch, dass damit nicht automatisch „Stockfotografie-Tauglichkeit“ gegeben ist, dann die goldenen Regeln der Stockfotografie werden angehenden Fotografen nicht immer mitgegeben. (Kurzer Werbeblock: Dafür können sie in meinem Buch „Stockfotografie“* nachgelesen werden.)
Damit wir uns nicht falsch verstehen:
Hätte Stefan seine Bilder vor 10 bis 5 Jahren eingereicht, wären sie allesamt Bestseller geworden. Garantiert. Bei der heutigen Konkurrenz haben selbst so hochwertige Bilder wie die von Stefan es deutlich schwerer, sich einen Platz in den Verkaufsrängen zu erkämpfen. Deshalb muss jedes noch so kleine Detail sitzen. Dazu gehören leider auch die Keywords, die vielen Fotografen schwer fallen. Aber es hilft nichts. Wer hier schludert, verschenkt kostbares Potential.
Wie schätzt ihr Stefans Bilder ein? War ich zu hart? Hättet ihr andere Tipps gegeben?