Passives Einkommen bezeichnet die Einnahmen, welche über einen langen Zeitraum regelmäßig erzielt werden, ohne nach einer Anfangsinvestition oder Arbeitsleistung noch tätig werden zu müssen.
Als Beispiel werden Tantiemen oder Lizenzgebühren genannt, die zum Beispiel bei Songs durch die GEMA anfallen. Filmisch wurde das Beispiel durch „About A Boy“ mit Hugh Grant umgesetzt.
Auf den ersten Blick könnte die Stockfotografie in der Tat dazu gehören, weil es eine Art des Lizenzgeschäfts ist, bei der nach der Erstellung der Bilder nichts mehr getan werden muss.
Halbwertszeit von Stockfotos
Leider sieht die Praxis anders aus: Wie hier sehr ausführlich geschildert, unterliegen auch Stockfotos einer „Halbwertszeit“. Das heißt, deren Wert nimmt im Laufe der Jahre ab. Die Halbwertszeit beträgt üblicherweise ca. 2–3 Jahre, das ist also die Zeitspanne, in der die Bilder die Hälfte ihres Gewinnes erwirtschaften.
Hier als Beispiel mal die Umsatzentwicklung meines ersten Microstock-Shootings von 2008:
Screenshot von Stock Performer
Das Shooting hat 65% des bisherigen Umsatzes bis Ende 2010 erzielt.
Hier eine andere Darstellung eines weiteren Shootings, bei der die Jahre gruppiert wurden:
Auch hier wurde 68% des Umsatzes in den ersten drei Jahren erzielt (also bis Ende 2012).
Selbst wenn wir alle meine Uploads eines Jahres auf diese Weise darstellen würden (was mit Stock Performer unter „Sales Breakdown by Year“ möglich ist), sehen wir diese Wellenkurve, wobei jede „Welle“ ein Upload-Jahr darstellt:
Dargestellt sind hier die Werte für Fotolia, wo die Wellen interessanterweise deutlich höher ausschlagen, dafür aber viel schneller abflachen als bei Shutterstock zum Beispiel. Das heißt, dass man bei Fotolia häufiger neue Bilder nachlegen muss als bei Shutterstock, um keine Umsatzeinbußen zu haben. Interessant ist das deshalb, weil es ca. bis Mitte 2010 andersrum war, bis Shutterstock seinen Algorithmus geändert hatte.
Aber egal wie man es dreht und wendet, wer ein regelmäßiges Einkommen durch die Stockfotografie erzielen will, darf nicht „passiv“ sein, sondern muss kontinuierlich neues Material hochladen.
Stockfotografie ist also kein „geheimer Investment-Trick“, mit dem man bequem reich werden kann, sondern ein Business wie viele andere auch, wo Können, Ausdauer und Disziplin belohnt werden.
Ich vermute jedoch, dass auch die Tantiemen der meisten Musiker und Songschreiber ähnlich abflachen, wenn sie nicht gerade das Glück haben, einen Evergreen wie „Last Christmas“ geschrieben zu haben, der jedes Jahr aufs Neue in die Heavy Rotation der Mainstream-Radiosender aufgenommen wird.
Was sagt ihr? Wie passiv ist euer Stockfotografie-Einkommen?
Manchmal erhalte ich Anfragen von Leuten, die Geld mit ihren Bildern verdienen wollen, ohne sie über „klassische“ Bildagenturen anzubieten. Die Antwort fällt mir etwas schwer, weil ich das selten mache. Um die Neugier trotzdem etwas zu befriedigen, habe ich mit Hilfe einiger Kolleginnen und Kollegen eine Auswahl an Alternativen erstellt.
Mein „etwas anderer“ Look über eine andere Bildagentur
Im Gegensatz zu meinen sonstige Artikeln fließen hier deutlich weniger persönliche Erfahrungen von mir ein, dafür versuche ich, auf die Erfahrungen anderer zu verlinken.
Kalender verkaufen
Statt Fotos kann man auch Kalender mit eigenen Bildern verkaufen. 2012 startete in diesem Bereich der Anbieter Calvendo, welcher mittlerweile im Bereich der „Self Publishing“-Kalender der Marktführer ist. Der Vorteil einer Zusammenarbeit mit Calvendo ist, dass die fertigen Kalender eine ISBN-Nummer erhalten und damit bei allen Buchhändlern gelistet sind. Der Nachteil ist der zusätzliche Aufwand der Kalender-Gestaltung, immer verbunden mit eventuellen Ablehnungen der Kalender seitens Calvendo, wenn die Motive nicht gut genug oder das Thema schon überlaufen ist. Einer der ausführlichsten und lesenswertesten Erfahrungsberichte gibt es hier von Tommaso Maiocchi.
Andere Anbieter, wo man seine eigenen Kalender anbieten kann, sind zum Beispiel der Shop-Bereich von meinbildkalender.de oder lulu.com.
Print-On-Demand Webseiten
Ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff vollkommen passend ist, ich meine jedenfalls Webseiten, wo Leute alle möglichen Produkte mit deinen Motiven bestellen können. Üblicherweise sind das T‑Shirts, Tassen oder Poster, es gibt auch aber alle möglichen anderen Produkte wie Brotdosen, Handyhüllen und so weiter.
Bekannte Anbieter sind hier zum Beispiel Zazzle, Redbubble, Cafépress, Society6, Spreadshirt, Fineartprint und einige mehr. Während die ersten vier Firmen fast alles bedrucken, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist, haben sich andere Anbieter etwas spezialisiert, Spreadshirt zum Beispiel auf T‑Shirts (und andere Kleidung) oder Fineartprint auf Kunstdrucke.
Der Vorteil dieser Firmen ist, dass hier eine ganz andere Zielgruppe als bei Bildagenturen angesprochen wird: Weniger die Firmenkunden, sondern vor allem Privatkunden, die Geschenke suchen oder Dekoration für die eigene Wohnung. Der Nachteil ist, dass man bei den Firmen oft jedes Produkt für die unterschiedlichen Produkte anpassen muss. Mit „einfach zig Bilder hochladen und fertig“ ist hier meist nicht getan. Außerdem muss je nach Anbieter und Produkt das Druckverfahren berücksichtigt werden, weil zum Beispiel ganz dünne Linien meist nicht gut gedruckt wiedergegeben werden können.
Wer sich einen Eindruck von den Verkaufsmöglichkeiten machen will, findet bei Fineartprint eine Liste der „Top 100 Verkäufer“ mit Verkaufszahlen zu jedem Bild angezeigt. Demnach haben die Top-Verkäufer mit ca. 1000–2000 Bildern online bisher knapp 3000 Verkäufe insgesamt erzielt. Eine der Top-Verkäuferinnen bei Zazzle teilt hier ausgiebige Zahlen zu ihren Einnahmen.
DIY-Webseiten
Wer eine stärkere Kontrolle über die angebotenen Produkte und deren Qualität behalten will, kann komplett eigene (Foto-)Produkte über Webseiten wie Etsy anbieten. Der offensichtliche Nachteil ist hier, dass man die Produkte selbst vorrätig haben und dann auch verschicken muss. Deswegen eignet sich dieser Kanal meines Erachtens weniger gut für Fotoprodukte. Wer es dennoch wagen will, findet hier eine Gebührenübersicht von Etsy.
Nicht ganz treffend, aber als erster Einblick vielleicht nützlich sind diese Beispiele erfolgreicher DIY-Schmuckanbieter bei Etsy. Hier ist ein weiterer Umsatzbericht einer erfolgreichen Etsy-Verkäuferin.
Digitale Marktplätze für Kreative
Mit „digitalen Kreativ-Marktplätzen“ meine ich Webseiten wie Creative Market, Gumroad oder TheHungryJPEG. Diese Webseiten kommen Bildagenturen schon sehr nahe, mit dem Unterschied, dass hier die Künstler deutlich mehr Einfluss auf die Präsentation ihrer Produkte und der Angebote haben. Außerdem ist das Angebot weniger standarisiert, es können neben Fotos oder Illustrationen zum Beispiel auch Fonts, Templates, Photoshop-Pinsel, Layer Styles und vieles mehr angeboten werden. Gerne werden dort einzelne Produkte zu „Bundles“ zusammengefasst, die zusammen günstiger als die einzelnen Produkte sind.
Es gibt etliche Erfahrungsberichte und Tipps zu Creative Market online, hier einer als Beispiel. Zu Gumroad gibt es hier oder hier gemischte Berichte.
Für reine Fotos sind diese Webseiten nicht unbedingt die besten Anlaufstelle, wer aber neben Fotos andere digitale Kreativprodukte herstellen kann, für den können diese Marktplätze durchaus lohnend sein.
Wer noch mehr Kontrolle haben will, kann mit Diensten wie Sellfy, Shopify oder Xmstore auch einen eigenen Shop oder eine eigene Bildagentur aufbauen.
Bildagenturen, die anders sein wollen
Wer das Konzept von Bildagenturen schon ganz attraktiv findet, sich aber nur nicht mit dem bevorzugten Bildstil anfreunden kann, sollte sich „alternative“ Bildagenturen anschauen, die meist nach einem sehr ähnlichen Prinzip arbeiten, aber je nach Agentur einen ganz anderen Bildlook bevorzugen.
Dazu gehören zum Beispiel Firmen wie Photocase, Stocksy, 500px, Twenty20 oder EyeEm, welche oft aus Fotocommunites hervorgegangen sind. Bei Photocase haben zum Beispiel einige Fotografen gute Erfahrungen gemacht, wenn sie gezielt die Bilder dort hochgeladen haben, welche ihnen bei Shutterstock oder Adobe Stock abgelehnt wurden. Mein Kollege Michael Zwahlen hat über seine Einnahmen bei EyeEm hier berichtet. Über die Einnahmen bei Photocase im Vergleich zu Microstock-Agenturen schreibt hier Werner Rebel.
Generelle Unterschiede zu Bildagenturen
Der Hauptunterschiede der oben beschriebenenen alternativen Vertriebswege ist meines Erachtens die andere Bildsprache. Da im Gegensatz zu den Microstock-Agenturen Privatkunden abgesprochen werden, sind „schönere“ Motive gefragt, die sich gut als Wandschmuck eignen würden. Wer also gerne Blümchen, Sonnenuntergänge oder niedliche Kätzchen fotografiert, hat damit dort sicher mehr Erfolg als bei den üblichen Bildagenturen. Einige meiner Bestseller-Motive wie Business-Teams hingegen hätten bei Photocase oder Calvendo sicher keine Chance.
Der zweite Unterschied ist, dass jede dieser Seiten wieder ganz andere Anforderungen an die hochgeladenen Dateien hat und je nach Seite deutlich mehr zusätzliche Informationen (wie z.B. Vorschaubild oder Produktbeschreibung) verlangt. Teilweise werden auch nicht mal IPTC-Daten ausgelesen. Das alles macht es schwer, einen universellen Workflow zu finden, mit dem mehrere dieser Agenturen gleichzeitig beliefert werden könnten.
Unter dem Strich bleibt aber eine Gemeinsamkeit mit den großen Bildagenturen: Nur wenige Fotografen schaffen es, dort viel zu verdienen. Das sind meist auch die, die regelmäßig hohe Qualität liefern. Wer sich nicht ausgiebig mit einer Webseite beschäftigt und am Ball bleibt, wird bald wegen zu geringer Umsätze frustriert aufgeben.
Heute kommt der zweite Teil der Doppelfolge. Diesmal sitzt Leander Baerenz neben mir, das „Stockfotografie-Alter Ego“ von Jan von Holleben, dessen Bilder ihr garantiert schon mal in großen Werbekampagnen gesehen habt.
Wir reden über den Bilderverkauf, die Agenturentwicklung, die Unterschiede in seiner Arbeitsweise, Plagiate und Kopien sowie die Gründe für das baldige Ende seines Projekts:
Wenn euch die Folge gut unterhalten hat, lasst bitte auch eine Bewertung zum Podcast bei iTunes da und vergesst nicht, den Podcast zu abonnieren, um keine der nächsten Folgen zu verpassen!
Darin habe ich die Umsätze von einigen Fotografen vorgestellt, welche die Stockfotografie erst seit kurzem oder nur nebenbei betreiben.
In den letzten Monaten erreichten mich einige Mails mit der Frage, ob ich nicht eine Fortsetzung schreiben könne. Soweit es mir möglich war, habe ich dieswegen geschaut, wie 2016 für die Fotografen verlaufen ist:
2016 war das dritte Microstock-Jahr von Florian, in dem er jedoch keine neuen Bilder hochgeladen hat. Für uns insofern interessant, um zu sehen, wie sich die Umsätze der vorhandenen ca. 2100 Bilder entwickelt haben.
Insgesamt erzielte er 2016 einen Umsatz von 2.395 Euro, was im Schnitt knapp 200 Euro pro Monat sind. Die umsatzstärksten Agenturen sind Shutterstock, iStock und Fotolia. Zusammen machen sie 63% vom Gesamtumsatz aus.
Marco ist Unternehmensfotograf und 2016 war sein zweites Microstock-Jahr. Hatte er im ersten Jahr 545 Fotos hochgeladen, waren es am Ende des zweiten Jahres dann insgesamt 892 Fotos.
Damit hat er 2016 insgesamt 3.254 Euro Umsatz erzielt, im Vergleich zu 1.901 Euro im Vorjahr, also eine Steigerung von ca. 140%. Der Umsatz im Monatsdurchschnitt lag also bei ca. 271 Euro.
Die drei besten Agenturen in absteigender Umsatzfolge waren für ihn Fotolia, Shutterstock und iStock, alle Umsätze seht ihr in dieser Tabelle:
Umsatzauswertung 2016 von Marco Herrndorff (Klicken für größere Version)
Gabi Wolf
Eine meiner Leserinnen, welche nach dieser Fortsetzung hier gefragt hat, hat sich bereit erklärt, auch ihre Zahlen zu nennen.
Gabi ist Illustratorin und hat sich 2012 bei Fotolia und Shutterstock angemeldet, aber die folgenden drei Jahre nur sporadisch einige Natur- und Tierfotos bei Fotolia hochgeladen. Ende 2014 hatte sie bei Fotolia ca. 250 Bilder online und ca, 4x im Jahr die Auszahlungsgrenze von 50 Euro erreicht.
Richtig los ging es bei ihr Anfang 2015 mit Illustrationen. Bis Ende 2015 waren bei Fotolia und Shutterstock ca. 400 Vektorgrafiken online. Im Laufe des Jahres kamen noch andere Agenturen hinzu und Ende 2015 war sie bei 15 Agenturen aktiv und hat 1771 Euro Umsatz dort gemacht.
2016 sind noch 4 Agenturen dazugekommen und Ende des Jahres waren 1193 Bilder (meist Grafiken, einige Fotos) online. Der Umsatz lag bei 4103 Euro, das wären ca. 341 Euro pro Monat im Schnitt.
Bis 2016 hat Gabi noch Vollzeit gearbeitet, ist dann aber wegen der steigenden Gewinne auf Teilzeit gegangen, um mehr Zeit für ihre Grafiken zu haben. Ihre drei besten Agenturen sind Fotolia, Shutterstock und iStock.
Bernd ist jetzt schon seit ca. 9 Jahren dabei und hatte Anfang des Jahres ca. 3200 Bilder online, eine Steigerung von ca. 500 Bildern im Vergleich zum Vorjahr.
Insgesamt erzielte er ca. 5000 Euro Umsatz letztes Jahr, was einem Monatsschnitt von ca. 416 Euro entspricht (im Vergleich zu 400 Euro im Vorjahr).
Die drei mit Abstand bestverkaufendsten Agenturen sind auch hier Fotolia, Shutterstock und iStock.
Glenn ist fast so lange dabei wie Bernd und hat im letzten Jahr ca. 600 Bilder hochgeladen, hatte also Anfang diesen Jahres ca. 5600 Bilder online.
Damit erzielte er ca. 12.000 US-Dollar, also ca. 1.000 USD pro Monat.
Im Vergleich zum Vorjahr ist das etwas rückläufig, trotz wachsendem Portfolio und der Tatsache, dass er seit dem letzten Jahr auch zusätzlich Fotolia beliefert.
Seine drei umsatzstärksten Agenturen waren 2016 Shutterstock, iStock und Dreamstime, wobei ich mir sicher bin, dass Dreamstime 2017 von Fotolia abgelöst werden wird, wenn wir uns seine aktuelle Entwicklung (siehe Link oben) anschauen.
Seit 7 Jahren ist Steven in der Stockfotografie aktiv.
Aktuell hat er bei Fotolia 5600 Bilder online, im Januar 2016 waren es noch 4300. Bei 123rf sind es aktuell über 7700 Bilder.
Auch bei ihm ist der Umsatz rückläufig, seit 2014 sogar.
2016 erzielte er ca. 25.600 US-Dollar Umsatz bei den Bildagenturen, im Vorjahr waren es noch über 28.000 USD. Im Monatsdurchschnitt waren es 2016 demnach ca. 2133 US-Dollar.
Wie bei den meisten anderen Fotografen sind auch hier die Haupt-Umsatzbringer Shutterstock, iStock und Fotolia.
Die 29 belieferten Bildagenturen von Steven und deren Umsatz 2016 (Klicken zum Vergrößern)
Von den 8 Fotografen, die ich hier im letzten Jahr vorgestellt hatte, sind diesmal 3 nicht mehr dabei, weil sie keine aktuellen Zahlen veröffentlicht haben. Ihren öffentlich einsehbaren Portfolios bei den Bildagenturen zufolge scheinen fast alle auch keine (oder nur sehr wenige) neue Bilder hochgeladen zu haben.
Beste Bildagenturen? Konzentration und Marktbewegung
Wie auch im letzten Jahr sind es drei Agenturen, welche für die meisten Agenturen den mit Abstand größten Umsatz erwirtschaften: Shutterstock, Fotolia/Adobe Stock und iStock.
Einige Fotografen beobachten schwächelnde Verkäufe bei Shutterstock und steigenden Umsatz bei Fotolia, was wieder mal zeigt, dass der Markt in Bewegung bleibt, sich grundsätzlich aber zum Vorteil der 3–4 großen Agenturen zu bewegen scheint.
Wie im letzten Jahr wollte ich schauen, welche Agenturen bei den teilnehmenden Fotografen gesamt am besten abschneiden. Dazu habe die jeweils fünf Bestseller-Agenturen für 2016 der oben genannten Fotografen in eine Liste eingetragen und Punkte vergeben. Die Agentur mit dem meisten Umsatz bekam fünf Punkte, die mit dem zweitmeisten Umsatz vier Punkte und so weiter.
Das Ergebnis (Vorjahresplatz in Klammern):
Shutterstock: 28 (1)
Fotolia: 22 (2)
iStock: 21 (3)
123rf: 6 (6)
Dreamstime: 5 (4)
Alamy: 3 (5)
Canva: 2 (-)
Bigstock: 1 (-)
Die Ergebnisse decken sich übrigens ziemlich gut mit meiner Umfrage zu den besten Bildagenturen Anfang des Jahres.
Return per Image
Um zu erkennen, wie viele Bilder man braucht, um ein bestimmtes Einkommen zu erzielen, ist der „Return per Image“ (RPI) hilfreich. Er besagt, wie viel Umsatz man pro Bild gemacht hat.
Hier mal die Werte für die oben genannten Fotografen, auch wenn sie teilweise nur annähernd sind, weil ich nicht immer überprüft habe, bei welcher Agentur die meisten Bilder online sind (Vorjahreswert in Klammern).
Marco: 3,75 Euro (2,48 Euro)
Gabi: 3,44 Euro (-)
Florian: 1,14 Euro (1,35 USD)
Bernd: 1,56 Euro (1,77 Euro)
Glenn: 2,14 USD (3 USD)
Steven: 3,32 USD (4,41 USD)
Bis auf Marco mussten alle Fotografen einen Rückgang beim RPI verbuchen, was bedeutet, dass sie ihr Portfolio stärker gewachsen ist als ihr Umsatz.
Im Schnitt liegt der RPI bei knapp 2,50 Euro pro Bild und Jahr.
Wie haben sich eure Umsätze entwickelt? Habt ihr ähnliche Eerfahrungen gemacht?
Viele Leute versuchen ihr „Glück“ mit der Stockfotografie. Es wird von den Bildagenturen ja auch manchmal etwas zu leicht dargestellt: „Verdiene einfach Geld mit deinen Urlaubsfotos“ oder „Hochladen und Kasse machen“.
Nicht jeder hat dabei Erfolg und etliche hören wieder auf. Über die Gründe dafür spreche ich heute mit dem Fotografen Axel Lauer. Einige Schimpfwörter habe ich euch erspart, denkt euch da euren Teil.
Axel Lauer
Robert Kneschke: Wie bist du zur Fotografie und dann zur Stockfotografie gekommen?
Axel Lauer: Zur Fotografie bereits während meiner Schulzeit Ende der 1970er Jahre für unsere Schülerzeitung. Dann habe ich fast zwei Jahrzehnte pausiert, um 1997 wieder damit zu beginnen.
1999 bin ich zu einer einjährigen Reise nach Asien aufgebrochen, die für mich eine Art selbstgewählte Gesellenprüfung war. Ich hatte mir vorgenommen, Fotografie beruflich zu betreiben, sofern es mir gelänge, von der Reise genug taugliche Aufnahmen mitzubringen.
Zur Stockfotografie kam ich erst einige Zeit später. Ich denke das wird so 2008/2009 gewesen sein.
Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?
Oh, das ist schwer und gern würde ich das anderen überlassen. Da ich mich in recht unterschiedlichen Genres umtue, müssen auch die Stilmittel recht unterschiedlich ausfallen.
Ich kann Dir was zu meinem fotografischen Grundsatz sagen:
1: Jeder Mensch hat das Recht auf eine positive Darstellung seiner selbst.
2: Fuck Photoshop. Get it right in camera!
Two young beautyful women with luxurios fantasy headdress which contains horns of a ram and venetian artwork in a vintage style with lensflare and beautyful bokeh in front of blue lit smoke.
Grundsätzlich bin ich gerne „nah dran“, was aber meist die emotionale Nähe zum Subjekt meint und nicht unbedingt den Betrachtungsabstand. Ausserdem halte ich nichts von Pixelschubsereien. Obwohl ich digital fotografiere, denke und handle ich analog. Ansätze wie „Das kann man doch mit Photoshop machen / reparieren“ (die ich leider immer wieder bei meinen Auszubildenden in der Anfangszeit ihrer Ausbildung erlebe), sind mir ein Graus.
Welche Agenturen hast Du beliefert?
Früher hatte ich alle Großen beliefert. Shutterstock, iStock, Pond5, Envato, 123rf, Dreamstime und viele andere mehr. Am Ende belieferte ich nur noch eine Agentur, die sich unter all den moralisch höchst fragwürdigen Ausbeutern als die „Einäugige“ unter den „Blinden“ hervorgetan hatte. Das war Revostock, die aber nun auch Ende 2015 das Zeitliche gesegnet hat.
Beschreibe bitte deine Motivation, bei Bildagenturen hochzuladen und welche Ziele Du Dir dabei gesetzt hast.
Ruhm und Ehre? Broterwerb natürlich! Aber nachdem man sich inzwischen soweit bücken muss, dass einem die Sonne auch zur Mittagszeit im August dorthin scheint, wo sie üblicherweise nicht hinkommt, habe ich einer „Agentur“ nach der anderen den Laufpass gegeben. Ich weigere mich den „Stockfoto-[Schimpfwort]“ zu geben. Wer unbedingt auf deren Baumwollfeldern ackern und den Ast, auf dem er sitzt, absägen will, darf das gerne tun. Ich hintertreibe nur ungern meine eigene berufliche Existenz. Dafür bin ich zu intelligent.
Du hattest irgendwann 25.000 Bilder online. Wie lange hast Du dafür gebraucht, was für Motive, Themen etc. waren das?
Ich habe nie explizit für Stockagenturen produziert, sondern Photostock (insbesondere Microstock) immer als weiteres „Abfallprodukt des Kapitalismus“ gesehen, das ich en passant mitgenommen habe. Die 25.000 Bilder waren also Produkte aus ca. 15 Jahren Berufsleben. Die Themen waren sehr unterschiedlich. Man kann sagen, dass sie aus allem bestanden, was ich ohnehin so fotografiere und darüber gibt unsere Website ganz gut Auskunft.
portrait of a strong punk couple gripping each other by their necks
Welche Bilder haben sich am besten verkauft?
Schrott & Kap Verde. Klingt komisch, ist aber so.
lonely street at night-time on Cape Verde
Bilder von den Kapverden haben sich deswegen gut verkauft, weil zu der Zeit die ganzen Reiseveranstalter wie die Heuschrecken über diese touristisch einigermaßen unerschlossene Inselgruppe herfielen und Bildmaterial brauchten.
Schrott? Jawohl, und damit meine ich keine Bilder von Lost Places und verrotteten Industrieanlagen, sondern Mist, Müll, belangloser schlecht fotografierter Dreck.
Es gibt hier eine schöne Geschichte: Irgendwann haben wir mal aus Spaß 100 Bilder eines unserer Azubis zu Shutterstock hochgeladen, die wir normalerweise im Papierkorb versenkt hätten. Wir hatten auf einmal eine sehr hohe Annahmequote und siehe da… der Kram wurde sogar verkauft.
Da Azubis ja in ihrer Anfangszeit immer dieselben fotografischen Kinderkrankheiten durchlaufen (Graffiti, plattgefahrene Getränkedosen, abgefuckte Gebäudefassaden etc.), hatten wir genug „Bilder“, mit denen wir Shutterstock & Co versorgen konnten. Von da an haben wir all das, was wir normalerweise gelöscht hätten, zu Agenturen hochgeladen. Ich denke, die letzten 2.000 der 25.000 Bilder bestanden größtenteils aus „Papierkorbkunst“.
Einer der Bestseller war das hier, da fragt man sich doch, wer so einen Mist kauft und wo das zum Einsatz kommt.
one white egg
Bietest Du neben Fotos auch Videos an? Wenn ja, bei welchen Agenturen und gibt es da für Dich Unterschiede?
Ja. Kurz bevor wir auch der letzten Agentur Shutterstock (mal abgesehen von Dreamstime, die trotz Aufforderung zur Löschung unserer Bilder durch unseren Anwalt unsere Bilder immer noch verkauft) den Laufpass gaben, hatten wir ca. 5.000 Videos online.
Auch hier waren wir bei allen relevanten Agenturen vertreten, die Videos anboten. Da wir vor ca. zwei Jahren bereits ausgestiegen sind, kann ich Dir zur aktuellen Situation keine Angaben machen. Ich würde mich jedoch sehr wundern, wenn sich hier irgendetwas zum Besseren verändert hätte.
Damals lag für mich der wesentliche Unterschied in folgenden Punkten:
Qualität & Einfachheit des Upload-Prozesses
Redaktion
Preisgestaltung
Natürlich ist eine Agentur besser, die es einem Fotografen erlaubt, seine Preise selbst zu definieren. Besser noch ist eine Agentur, die Mindestpreise definiert, die den Markt schützt und nicht zum Preisverfall beiträgt.
Es nützt nichts, wenn ein Fotograf seine Preise selbst bestimmen kann, wenn nicht gleichzeitig verhindert wird, dass irgendwelche [Schimpfwort] „Kollegen“ Dumping betreiben.
Wie waren Deine Umsätze bei den Agenturen, welche Agenturen liefen besser, welche schlechter?
Wie bereits gesagt: Stock war nie mein Business. Die ganze Verwaltung wurde von einem Angestellten erledigt mit einem Aufwand von ca. 20 Stunden / Monat. Eingenommen haben wir ca. 1200€ / Monat.
Die Verteilung der Einnahmen entsprach so ziemlich dem Schlüssel, der hier zu sehen ist.
Wie unterscheiden sich für Dich Auftragsfotografie und Stockfotografie?
Sorry, aber die Frage kann ich Dir nicht beantworten da, ich nie „Stockfotografie“ betrieben habe.cIch scoute keine Trends, fotografiere nicht nach den Bedürfnissen des Marktes, sondern das, was mich interessiert.
Large floating blue icebergs in the glacier lagoon Jokulsarlon in Austurland in Eastern Iceland reflected in the calm water
Was macht für Dich eine gute Bildagentur aus?
Sie schützt den Markt, seine Preise und damit auch ihre eigene Existenz.
Sie vertritt die Interessen ihrer Fotografen, denn ohne Fotografen wäre sie nur eine leere Website.
Sie erlaubt einem Fotografen, seine Preise selbst zu definieren.
Sie sorgt für einfache Upload & Tagging-Möglichkeiten.
Sie sorgt für kompetente Reviewer.
Sie sorgt für Verkäufe (z.B. auch durch eine gut durchdachte Website nach Usability-Prinzipien).
Wie hat sich aus Deiner Sicht der Stockfotografie-Markt in den letzten Jahren entwickelt?
Dass selbst Adobe, selbsternannter Freund aller Fotografen, Fotolia gekauft hat und damit nun selbst im „Lasst uns ein paar Fotografen ausbeuten Business“ mitspielt, sagt doch alles. Immer höhere Ansprüche an Fotografen bei gleichzeitig immer mieserer Bezahlung. Als Fotograf wirst Du behandelt wie ein rechtloser Bittsteller, der froh sein kann, wenn er bei „Agenturen“ auf Gnade stößt und dort seine Bilder „verkaufen“ darf.
Wie glaubst Du, wird sich der Stockfotografie-Markt entwickeln?
Professionelle Fotografen werden sich aus dem Bereich zurückziehen (wenn es dort überhaupt noch welche gibt). Die Bilderflut wird immer größer. Der Stockmarkt wird vor allem von unpolitischen und unsozial handelnden Handybesitzern & Amateuren beliefert, die auch bereit sind für „exposure“ und einen feuchten Händedruck zu produzieren.
Gab es rückblickend Fehler, die Du im Stockbereich gemacht hast?
Na sicher.
Überhaupt damit begonnen zu haben (wohl der Größte).
Zu Beginn haben wir zu weit gestreut.
Was waren die ausschlaggebenden Gründe, die zu Deinem Ausstieg aus der Stockfotografie führten?
Abgesehen von mieser Bezahlung, Ablehnungsgründen aus „Absurdistan“, Nervereien, immer größerem Aufwand wegen irgendwelcher abstruser neuer Forderungen, schmutzige & heimliche Deals wie der zwischen Depositphotos & Shotshop, der „friss oder stirb“-Mentalität aller (!) Agenturen, dem Abwälzen immer größerer Verantwortlichkeiten auf den Fotografen bei gleichzeitig immer weiter eingeschränkten Rechten? Das reicht doch, oder?
Letzten Endes war es jedoch Shutterstock, die mich dazu gebracht haben, der ganzen Bande den Mittelfinger zu zeigen.
Shutterstock gilt ja als der „Musterknabe“ im Business. Aber auch nur solange man nicht genauer hinsieht. In dem Moment, in dem man als Fotograf seine Rechte wahrnimmt, zeigt Shutterstock sein wahres Gesicht.
Eins von vielen Beispielen: Wer als Fotograf eines seiner Bilder auf einer Website findet, schaut üblicherweise nach, ob das Bild rechtmäßig erworben wurde. Dazu schaut man als erstes in den Bildmetadaten, unter dem Bild oder in Impressum / Bildnachweis. Was tut man also, wenn man dort keinen Hinweis auf einen rechtmäßigen Erwerb findet?
Abmahnung? Nein. Man schreibt einfach eine höfliche Mail an den Betreiber mit der Bitte für das fragliche Bild mitzuteilen, woher er es bezogen hat. Was passiert, wenn Du als Fotograf genau das tust und so Deine Rechte wahrnimmst? Shutterstock beginnt Dir zu drohen.
Hinweise darauf, dass es dein Recht ist zu erfahren, woher jemand eines deiner Bild bezogen hat, werden mit weiteren Drohungen beantwortet. Bist du unartig, schmeißen sie dich raus. Und wer ist schuld daran? Shutterstock! Warum? Wenn eine Agentur auf die Angabe eines Urhebervermerks verzichtet (natürlich nur um noch mehr Kohle abzuzocken) darf sie sich nicht wundern, wenn Fotografen bei vermeintlichen Urheberrechtsverstößen beim Verwerter nachfragen (müssen!).
Andererseits landen etliche deiner Fotos (Kinderfotos / Portraits & alles Mögliche ) auf übelsten Pornoseiten, die von Shutterstock gezogen wurden (erkennbar am Shutterstock-Wasserzeichen). Informierst du Shutterstock darüber, wird dir in freundlichen Worten versprochen, dass man etwas dagegen unternehmen wird. Und wird etwas dagegen getan? Ich bezweifle es.
Meine Meinung gefragt? Als Fotograf bist Du nichts weiter als Melkvieh. Austauschbar, scheißegal und rechtlos. Ganz besonders gilt das für all jene Agenturen, die nichts weiter sind als die x‑te Yankee-Heuschrecke.
Du bist der [Schimpfwort] auf den Baumwollfeldern von Fotolia, Shutterstock & Co.! Die Hartgeld[Schimpfwort] mit der Leica.
Was rätst Du Leuten, die aktuell in die Stockfotografie einsteigen wollen?
Es nicht zu tun! Verkauft eure Bilder selbst! (Symbiostock etc.) Handelt solidarisch!
Darüber hinaus bin ich auch noch Betreiber einer Agentur für SEO & SEM und kaufe im Auftrag meiner Kunden bei den Heuschrecken all das ein, was ich nicht selbst produzieren kann. Ich kenne also beide Seiten und kann sagen, dass es aus dieser Warte auch nicht seriöser zugeht. Ständig widersprüchliche Supportaussagen, nur Verweise auf immer nebulösere AGB, die ins Feld geführt werden, wenn man versucht, eine konkrete Aussage zum Beispiel zur Nutzung auf Facebook & Co. zu erhalten.
Das ganze Business ist moralisch vollkommen verrottet und man muss schon entweder ziemlich blöde, wagemutig oder im Besitz einer vollen Portokasse sein, wenn man sich heutzutage noch traut, seine Bilder bei Bildagenturen zu beziehen. „Kollegen“ wie Benjamin Thorn tragen ihren Teil dazu bei.