Bücher mit Anleitungen für bessere Bilder gibt es wie Sand am Meer.
Bücher über die Business-Aspekte der Fotografie sind deutlich rarer, weshalb ich mir mit Interesse das neue Buch „Selbständigkeit als Fotograf(in)“* von Ralf und Nicole Obermann (erschienen im dpunkt.verlag) angesehen habe.
Der Untertitel verspricht, „ein Ratgeber für den Einstieg in Teil- und Vollzeit“ zu sein. Auf ca. 240 Seiten bespricht das erfahrene Hochzeitsfotografie-Paar Themen wie unterschiedliche Rechtsformen, Zielgruppen-Analyse, Kundengespräche, notwendige Versicherugen, den Businessplan, Preisgestaltung und mehr.
Das Buch geht stillschweigend davon aus, dass ihr schon fotografieren könnt, was aus meiner Sicht vollkommen okay ist. Das Buch ist auch kein Motivationsbuch im Sinne von „Du schaffst das, wenn Du nur fest an Dich glaubst!“, auch wenn auf den ersten Seiten leider einige Plattitüden wie „lebe Deinen Traum“ oder „Vertrau Dir, dann vertrauen dir auch andere“ zu lesen sind.
Ich wünschte, ich hätte zum Start meiner eigenen Selbständigkeit ein Buch wie dieses gelesen, dann wären mir einige Kopfschmerzen erspart geblieben. Themen wie „Was gehört auf eine richtige Rechnung“ oder „Welche Versicherungen brauche ich“ musste ich mir noch im Internet zusammensuchen, hier gibt es sie sortiert zwischen zwei Buchdeckeln gebündelt. Selbst wenn ich keine eigenen Kunden bediene, fand ich das Kapitel 10 über den Umgang mit Kunden sehr nachvollziehbar und für Anfänger sicher lehrreich.
An vielen Stellen im Buch finden sich lange Listen mit Fragen, welche sich der Einsteiger stellen sollte, um herauszufinden, wie und wo er sich positionieren soll. Das sind Fragen wie „Wie fotografiere ich?“, „Verdiene ich Respekt?“, „Hat meine Dienstleistung einen Mehrwert?“, „Ist euer Foto-Look zeitgemäß?“ oder „Seid ihr mental fit für die Selbständigkeit?“. Es ist legitim und auch hilfreich, solche Fragen zu stellen, aber gerade bei komplexeren Fragen hätte ich mir oft einige mögliche Antwortbeispiele gewünscht, um zu sehen, wasfür Antwortarten möglich sind und wie diese genau die eigene Tätigkeit beeinflußen.
Besonders deutlich wird das im Kapitel „Zielgruppe finden“. Hier soll man seine „Wunschkunden“ nach Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildung, Werten und Persönlichkeit definieren. Welche Schlußfolgerungen daraus folgen, bleiben für den Leser jedoch – bis auf Gemeinplätze wie „wer Kunden mit Niveau sucht, muss niveauvoll sein“ – unklar.
Hier hätten Ralf und Nicole Obermann mehr Beispiele aus ihrer Praxis einbringen können. An einer Stelle (Seite 46) im Buch erwähnen sie zum Beispiel, dass es selbst innerhalb der Ausrichtung „Hochzeitsfotografie“ fünf verschiedene Gruppen gäbe. Wie diese heißen, bleibt jedoch unerwähnt, obwohl genau das die richtige Stelle gewesen wäre, um anhand verschiedener Zielgruppe praxisnahe Unterschiedungen für das eigene Fotografie-Business zu geben.
Insgesamt ist das Buch für Leute, die sich mit ihrer Fotografie selbständig machen wollen, jedoch hilfreich genug, um zu eine Kauf zu raten. Leser dürfen aber nicht erwarten, komplette Praxisanleitungen „nachbauen“ zu können, sondern müssen damit rechnen, sich gedanklich viele Fragen zu beantworten. Wer sich die Zeit nimmt und darauf einlässt, sieht seinen Weg ins Fotografie-Business danach wahrscheinlich klarer.
Wow! 50 Folgen schon meiner Serie „Pimp My Stock!“ Das hätte ich nicht erwartet, als ich sie vor knapp neun Jahren ins Leben gerufen habe. (Was, neun Jahre ist das schon her?)
Was ist „Pimp My Stock“?
Vor zehn Jahren habe ich mich auf einigen Fotocommunitys rumgetrieben, die alle ein ähnliches Schema hatten: Fotos wurden entweder mit „Toll, wow, großartig“ kommentiert oder gar nicht. Falls mal ernsthafte Vorschläge zur Verbesserung kamen, wurden diese vom Fotografen meist abgebügelt mit „Das soll so, ist Absicht!“.
Selbst wer als Fotograf wirklich wissen wollte, welchen kommerziellen Wert seine Aufnahmen haben, bekam in diesen Fotocommunitys selten Hilfe, weil viele der Leser Hobbyfotografen waren, die wenig Erfahrung mit dem Bilderverkauf hatten.
So kam mir die Idee zu „Pimp My Stock!“. Leser können mir hier ihre Fotos schicken, welche ich öffentlich mit Blick auf ihre Verkaufschancen beurteile und Tipps gebe, wie sie sich eventuell verbessern lassen. Hier geht es nicht um Lob, sondern um nützliche Kritik, welche die Annahmechancen bei Bildagenturen verbessern soll. Da ich seit mittlerweile 12 Jahren nichts anderes mache als Bilder über Agenturen zu verkaufen, gibt es bei mir Tipps aus der Praxis.
Wer ebenfalls kostenlos mitmachen will, findet hier alle notwendigen Informationen.
Wie der Zufall so spielt, gibt es passend zum Jubiläum ein besonderes Schmankerl.
Stefan hat mir seine Fotos geschickt, die auf den ersten Blick alle sehr stocktauglich aussehen. Aber lassen wir ihn vorher zu Wort kommen:
„Hallo Robert,
ich heiße Stefan und bin gelernter Fotograf. Mitte 2015 habe ich beschlossen, ein bisschen Stockfotografie zu machen und habe dann erst mal nebenbei 6 Shootings dafür gemacht. Mitte 2016 habe ich beschlossen das Ganze noch stärker zu betreiben. Also habe ich noch mehr Stockfoto-Shootings gemacht. Mittlerweile habe ich ein Portfolio von ca. 1200 Fotos bei Shutterstock und Fotolia.
Von einigen Bildserien habe ich bisher allerdings fast keine Verkäufe, obwohl ich mir von den Motiven mehr erhofft hatte. Die Bildserien, von denen ich dir je 1–2 Beispielfotos schicke, bestehen meist aus ca. 50 Fotos, haben aber über mehrere Monate insgesamt unter 10 Downloads. Vor allem von den Downloadzahlen bei der Serie mit der Weihnachtsfamilie, den Sportfotos und den 4 Mädels bin ich enttäuscht.
Vielleicht kannst du entdecken, was ich falsch gemacht habe? Liegt es am Motiv? Haben diese ein zu unspezifisches Thema? Oder liegts am Bildaufbau? Oder vielleicht an der Verschlagwortung (die Schlagworte findest du in den Metadaten der Fotos)?
Oder hab ich irgendwas ganz anderes vermasselt?
Ich fände es super, wenn du dich dem Thema in deiner Pimp My Stock Reihe widmen könntest. Dass du Stock-Einsteigern so den Einstieg erleichterst, find ich toll 🙂
Liebe Grüße
Stefan“
Schauen wir uns mal die Bilder von Stefan an.
Vorab:
Alle Bilder von Stefan sind auf den ersten Blick gut verkäuflich. Es sind People-Lifestyle-Bilder, also genau das, was Bildagenturen am meisten verkaufen, ein Thema oder Konzept ist immer leicht erkennbar und die Umsetzung ist technisch sauber. Dennoch haben die Bilder alle kaum Verkäufe. Da müssen wir uns mal genau anschauen, was der Grund sein könnte.
family unboxing christmas presents in front of christmas tree
Die Titel lasse ich mal drin, weil sie auch ein Merkmal sein könnten, was eine Rolle spielt. Aber auch hier scheint auf den ersten Blick sauber gearbeitet worden zu sein. Einziger Vorschlag von mir wäre, „christmas gift“ (32 Mio. Treffer bei Google) statt „christmas present“ (nur 19 Mio. Treffer) zu verwenden, weil es gebräuchlicher ist.
Zum Motiv:
Lachende Familie packt Weihnachtsgeschenke aus? Sollte laut meiner Keyword-Analyse weggehen wie warme Semmeln. Die Tücken liegen wie immer im Detail: Zuerst die Eltern: Der Mann schaut starr ins Leere anstatt sich am Glück seiner Kinder zu erfreuen, die Mutter ist etwas zu sehr hinter der Tochter versteckt. Die Spitze vom Weihnachtsbaum ist abgeschnitten und durch die ganzen dunklen Blau- und Schwarztöne der Kleidung verschwimmt die Familie im Thumbnail zu einem dunklen Haufen.
Viel störender ist jedoch die fehlende Weihnachtsatmosphäre beim Licht. Die Beleuchtung wirkt relativ kühl und wie in einem Möbelhaus, nicht die festliche Heiligabendstimmung, mit der Firmen im Romantiktopf rühren wollen.
Ich habe mal in einer Minute die Farben etwas wärmer gemacht, eine Vignette drübergelegt und einen Lens Flare, dann bekommt das Bild schon eine ganz andere Stimmung: Als Keywords enthält das Bild diese 14 Begriffe:
„christmas; family; gifts; laugh; children; happy; christmas tree; advent; home; celebrate; unpack; holiday; boy; girl“.
Auffällig ist, dass Englisch verwendet wurde. Meiner Erfahrung nach lohnt es sich weiterhin, für Fotolia in deutscher Sprache zu verschlagworten und für Shutterstock dann ins Englische zu übersetzen. Die 14 Begriffe sind alle sehr akkurat und zutreffend, wobei ich mehr gewählt hätte. Es fehlen noch Begriffe wie „people, celebration, present, mother, decoration, happiness, daughter, smiling, woman, surprise, fun, xmas, childhood, together, father, love, joy, son, giving“. Damit wären wir bei 33 Begriffen, was eine super Menge ist für solche Bilder.
family decorates christmas cookies
Auch beim zweiten Bild der Serie sind meine Kritikpunkte ähnlich. Der Mann schaut eher zu als mitzuhelfen, sein weißes Hemd lässt ihn mit der Kleidung des Jungen verschwimmen, die Mutter verdeckt den Weihnachtsbaum, beide Kinder schauen etwas zu ernst und die braune Dose vorne im Bild lenkt etwas ab. Dazu kommt wieder der kühle Lichtaufbau.
group selfieAuch dieses Gruppenfoto zum Thema „Selfie“ wirkt oberflächlich super. Viele attraktive Leute, modernes Thema, technisch gut umgesetzt. Aber wieder die Details: Die Haare der brünetten Frau liegen etwas ungeordnet, die Hot Pants sind vor allem dem prüden us-amerikanischen Markt vermutlich schon etwas zu kurz, der vollständige tätowierte Arm der Frau links mag konservativere Kunden abschrecken, die Oberteile hätten statt den „Unfarben“ schwarz und weiß etwas abwechslungsreicher sein können und so weiter. Das Licht ist auch wieder etwas „stimmungslos“ und kühl.
Der Titel ist super knapp, schon ein „girl group smartphone selfie“ würde das Bild doppelt so auffindbar machen. Als Keywords werden wieder 14 Wörter verwendet:
„selfie; group; women; girls; summer; city; friends; happy; fun; lifestyle; urban; friendship; beautiful; young“.
Ich hätte noch Begriffe wie „people, taking, photo, vacation, happiness, smartphone, self, portrait, teenager, phone, camera, technology, together, mobile, travel, picture, tourism, tourists, students“, also auch wieder 19 Wörter mehr.
shopping sale
Bei diesem Bild gilt zum Thema Hotpants und Oberteile das Gleiche wie beim letzten Motiv. Außerdem hätte hier eine geringere Schärfentiefe die Gruppe besser vom etwas unruhigen Hintergrund getrennt.
Mir fehlen da noch zum Beispiel noch 15 Begriffe wie „people, fashion, retail, happiness, customer, shopaholic, bags, outdoors, holding, clothing, buy, shopper, street, center, consumerism“.
stretching running legs
Was ist euch (hoffentlich) sofort bei der Betrachtung aufgefallen? Die Jogger oder das Haus? Oder beides? Der Punkt ist: Es ist unklar, ob es ein Architekturfoto oder ein Sportbild sein soll. Weniger Schärfentiefe hätte auch hier das Problem leicht gelöst.
Da fehlt mir noch mindestens „runner, woman, man, healthy, urban, athletic, jogger, fit, active, street, outdoors, sporty, exercising, activity, road“, also 15 Keywords.
happy couple in park with copy space at sky
Glückliches Pärchen im Park: Mir fällt auf, dass die Haltung der beiden Personen nicht so eindeutig erkennbar ist. Trägt er sie huckepack, steht sie hinter ihm, springt sie hoch? Das kann von der Komposition besser gelöst werden. Außerdem würde dem Bild etwas mehr Photoshop gut tun.
Wieder ein superkurzes Beispiel von mir: Ein Blauverlauf im Modus „Multiplizieren“ und ein Flare im Modus „Negativ multiplizieren“, schon hat das Bild eine viel sommerlichere Stimmung.
Als Keywords kamen diese 15 Wörter zum Einsatz: „couple; sky; park; love; copy space; summer; lifestyle; relationship; happy; young; outdoors; romance; date; boyfriend; girlfriend“.
happy smiling business woman in downtown city crossing a street with mobile phone
Auch dieses Bild funktioniert grundsätzlich. Die dunklen, nicht sehr einladend wirkenden Ladenzeilen unten rechts wirken jedoch etwas abschreckend. Unklar ist auch, ob die Frau „Business“ sein soll oder „Freizeit“. Bei Business wäre die Tasche zu leger, bei Freizeit das Outfit zu streng.
Diese lassen erahnen, dass das Thema eher „Business“ sein soll. Zuviel sind auf jeden Fall die Wörter „faccade und buildings“. Wer nach Häusern oder einer Fassade sucht, wird andere Bilder im Kopf haben, die er sucht. Ähnliches gilt für „skirt“.
Ich würde noch diese 12 Keywords ergänzen: „mobile, urban, smartphone, communication, technology, modern, outdoors, call, cell phone, talking, travel“.
short haired woman with hand on glasses
Im Thumbnail würden wir hier ein Portrait einer lächelnden jungen Frau erkennen. In der größeren Ansicht sind jedoch das Lippenpiercing, der Nasenring und die Tunnel in den Ohren erkennbar. Auch die graue Haarfarbe bei der jungen Frau irritiert. Insgesamt sind das zusammen mit der Vintagebrille alles Details, die Hipness und Coolness darstellen sollen. Der Hintergrund vermittelt dies jedoch überhaupt nicht. Ein Freisteller vor weiß wäre hier sicher die bessere Wahl gewesen.
Auch die Keywords spiegeln das leider nicht wieder: „glasses; woman; female; people; portrait; girl; trendy; short; hair; young; short hairstyle; gray; person; happy; beautiful; pretty; face“.
screaming girl with shopping bags
Gleiches Modell, gleiches Problem. Die Piercings sind für etliche Kunden einfach zu extrem, als viertes kommt das Zungenpiercing noch hinzu. Das dunkle Gebäude im Hintergrund wirkt auch eher wie ein langweiliger Bürokomplex als wie ein aufregendes Shoppingzentrum. Bei den Keywords gelten die gleichen Tipps wie beim Shoppingbild oben.
young business woman holding hands in focus
Viele meiner obigen Kritikpunkte wurden hier schon beherzigt. Der Hintergrund ist unschärfer, Lichtlecks bringen Atmosphäre ins Bild und die Haare liegen besser. Mit 43 Wörtern wurde hier auch nicht an den Keywords gespart. Sicher könnte man hier und da über die Notwendigkeit eines der Begriffe diskutieren oder 2–3 weitere ersetzen, aber insgesamt ist auch die Verschlagwortung gelungen.
Insofern ist das ein sehr gelungenes Stockfoto. Wenn sich die Käufer da jetzt nicht wie wild drauf stürzen, bleiben leider trotzdem noch mehrere mögliche Ursachen: Hohe Konkurrenz bei den Business-Themen oder das Ranking bei den Bildagenturen.
Erkenntnis zum Schluss
Ich hatte in der Folge 37 von „Pimp My Stock!“ schon mal einen gelernten Fotograf dabei und wie auch Stefan dieses Mal wird deutlich, dass die Leute danach wirklich gut fotografieren können. Eine Ausbildung in diesem Bereich bringt also etwas.
Die Beispiele zeigen allerdings auch, dass damit nicht automatisch „Stockfotografie-Tauglichkeit“ gegeben ist, dann die goldenen Regeln der Stockfotografie werden angehenden Fotografen nicht immer mitgegeben. (Kurzer Werbeblock: Dafür können sie in meinem Buch „Stockfotografie“* nachgelesen werden.)
Damit wir uns nicht falsch verstehen:
Hätte Stefan seine Bilder vor 10 bis 5 Jahren eingereicht, wären sie allesamt Bestseller geworden. Garantiert. Bei der heutigen Konkurrenz haben selbst so hochwertige Bilder wie die von Stefan es deutlich schwerer, sich einen Platz in den Verkaufsrängen zu erkämpfen. Deshalb muss jedes noch so kleine Detail sitzen. Dazu gehören leider auch die Keywords, die vielen Fotografen schwer fallen. Aber es hilft nichts. Wer hier schludert, verschenkt kostbares Potential.
Wie schätzt ihr Stefans Bilder ein? War ich zu hart? Hättet ihr andere Tipps gegeben?
Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist vor allem eins in Erinnerung geblieben bei meinem letzten großen Shooting: Die brütende Hitze in Köln, bei der ich die Models genötigt hatte, trotzdem langärmelige Hemden zu tragen und in einem unklimatisierten Büro herumzusitzen.
„Großes Shooting“ heißt für mich: Ein Shooting mit mehr als 6 Models, in diesem 7 Models, mit dabei im Hintergrund meine Kollegin Jasmin, welche vor allem Videos gemacht hat sowie ein Assistent.
Die Idee
Uns standen einige Schulungsräume in Köln zur Verfügung, welche leer relativ unspektakulär wirken. Gefüllt mit vielen Models jedoch ergibt das einige glaubwürdige Business-Situationen, die wir darstellen wollten. Die Räume hatten den weiteren Vorteil, dass sie ebenerdig waren, wir konnten also nicht nur innen, sondern auch draußen vor der Tür fotografieren und somit die spiegelnden Glasfassaden nutzen.
Die Models
Geplant waren acht Models, es gab leider eine kurzfristige Absage, was wir bei der Anzahl der gebuchten Models jedoch berücksichtigt hatten. Mit fast allen Models hatte ich schon – oft mehrmals – zusammengearbeitet, ich wusste also, dass ich mich auf sie verlassen konnte.
Die Gruppe sollte bunt gemischt sein, sowohl vom Alter, den Haarfarben und Geschlechtern. Das ist uns ganz gut gelungen, leider ist uns der multikulturelle Touch durch die Absage des afrikanischstämmigen Models verloren gegangen.
Den Models habe ich einige Kleidungsvorschläge mitgegeben, damit deren Kleidung während des Shootings gut zusammenpassen wird.
Das Thema
Das Thema des Shootings war „Business-Team“ und wegen der Hitze haben wir auf die Jackets, Anzüge und Krawatten verzichtet. Das war eine gute Entscheidung, finde ich, weil die Bilder dadurch trotz der Business-Atmosphäre locker und weniger formal wirken.
Die Requisiten
Zur Vorbereitung hat meine fleißige Assistentin unzählige generische Balkendiagramme, Tortendiagramme, Tabellen, Kursverläufe und andere statistische Spielereien erstellt, die jedoch auf echten Daten basieren, damit sie auch realistisch aussehen. Wer genau hinschaut, sieht sogar meine Modelverträge, welche die Models gleich vor laufender Kamera ausfüllen konnten.
Die Models wurden gebeten, wenn vorhanden, ihre Tablet Computer, Aktenmappen etc. mitzubringen und wir haben selbst alle unsere Tablets, Laptops und einen großen Packen neutralisierter Kugelschreiber eingepackt. Neutralisiert heißt, dass wir vorher alle Logos, Markennamen etc. von den Geräten entfernt haben, damit die Bilder später leichter zu retuschieren sind.
Um das Licht noch besser lenken zu können, war mein treuer California Sunbounce in der Größe Mini* in der Silber/Weiß-Bespannung dabei und auch hilfreich. Vor Ort konnten wir auch eine Leiter nutzen für einige Bilder:
Die Aufnahme-Daten
Am häufigsten kam die Brennweite im Bereich 40–50mm zum Einsatz, gefolgt von den beiden Extremen 24mm und 70mm. ISO-Wert war fast immer ISO 200, Belichtungszeit war meist 1/125 Sekunde. Als Blende habe ich meist Blende f/5.0 bis f/7.1 gewählt.
Entgegen meiner Predigt, dass sich Hoch- und Querformat-Bilder die Waage halten sollten, habe ich diesmal fast nur horizontal gearbeitet, was sicher auch daran liegt, dass sich dieses Format bei Gruppen einfach anbietet, wenn ich die Leute nicht übereinander stapeln will.
Einen Tag vor dem Shooting haben Jasmin und ich alle Bilder von den Wänden gehängt und die Tische und Stühle so angeordnet, wie wir sie brauchen. Außerdem haben wir literweise Getränke im hauseigenen Kühlschrank gelagert, damit unsere Models am nächsten Tag bei der Hitze nicht dehydrieren.
Am Shootingtag habe ich die Models begrüßt, sie untereinander vorgestellt, falls sie sich noch nicht kannten und mir deren Kleidung zeigen lassen.
Jedes Model bekam eine Anweisung, welche Kleidung er oder sie anziehen solle sowie eine „Wechselkleidung“, welche sie ca. nach der Hälfte des Shootings auf mein Kommando wechseln sollten.
In der Zwischenzeit haben wir mit dem Assistenten das Licht eingerichtet und die erste Szene mit Requisiten eingerichtet.
Das Shooting beginnt
Zuerst sollten die Models sich an den Tisch setzen und die Verträge unterschreiben. Dabei habe ich das Licht mit den Models getestet und gleich einige verkäufliche Fotos gemacht.
Danach habe ich vor allem Szenen vorgegeben (Vertragsverhandlung, etc.) und die Models untereinander agieren lassen. Zwischendurch habe ich aber manchmal auch ganz konkrete Aufstellungen vorgeben.
Wichtig ist es, immer die Augen offen zu halten. So durfte zum Beispiel ein Teil der Models zwischendurch Pause machen und als diese vor der Tür Smalltalk machten, sah das so gut aus, dass wir das danach gleich als nächste Szene übernommen haben.
Zwischendurch habe ich auch einige Videos probiert, aber das habe ich schnell wieder Jasmin überlassen.
Mittags gab es eine halbe Stunde Pause, in der wir Pizza für alle geordert haben (merke: hungrige Models haben grimmige Gesichter). Danach kam der Kleidungswechsel und weiter ging’s.
An dieser Stelle noch mal einen herzlichen Dank an alle Models und die anderen Beteiligten, die trotz über 35°C standhaft bei der Sache waren und sich die Anstrengung nicht haben anmerken lassen.
Nach dem Shooting
Jetzt beginnt der langweiligere Teil. Die Räume werden wieder hergerichtet, die leeren Flaschen abgegeben und die Daten doppelt gesichert.
Am nächsten Tag mit einer Nacht Schlaf dazwischen werden die Bilder gesichtet, sortiert und für die ausgewählten Bilder entwickelt und von RAW ins TIFF-Format umgewandelt. Meinen Capture-One Workflow dazu findet ihr hier.
Dann folgt die übliche Bildretusche, die Verschlagwortung und das Hochladen. Die Models erhalten alle eine DVD mit den fertigen Bildern sowie einige Abzüge (wie hier beschrieben).
Mittlerweile finden sich die Bilder vom Shooting auf Webseiten und in Werbematerial von Anwälten, Versicherungen, Medien, Unternehmungsberatungen, Weiterbildungsinstituten und so weiter.
Die fertigen Bilder
Die Bilder könnt ihr zum Beispiel bei Fotolia* oder Shutterstock* kaufen, die Videos auch. Zusätzlich habe ich ein einminütiges Showreel mit den besten Ergebnissen erstellt:
Erst gestern hatte ich wieder die Anfrage eines Fotografen:
Wie viele Bilder er ungefähr bräuchte, um 1000 Euro Umsatz im Monat zu machen?
Das ist natürlich schwer zu sagen und hängt von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel Bildqualität, Nachfrage des Motivs, Verschlagwortung und so weiter. Wenn diese Variablen aber halbwegs stabil sind, zum Beispiel innerhalb des eigenen Portfolios, gibt es einige hilfreiche Tools, mit denen man sich Prognosen über den zukünftigen Verdienst ausrechnen lassen kann.
Oder markanter formuliert: Wie viel Geld kann ich mit der Stockfotografie verdienen?
Alle vier Tools sind schon etwas älter, aber erfüllen ihre Funktion bis heute. Jedes hat eine leicht andere Ausrichtung und eignet sich daher für andere Fragestellungen.
Voraussichtliches Monatseinkommen (von Yuri Arcurs)
Bevor es still um den Dänen wurde, war er der bekannteste Stockfotograf weltweit und hat 2009 einen Rechner vorgestellt, der den Stock-Umsatz eines Fotografen bis zum Monatsende schätzen soll, mit einer Genauigkeit von +/- 2%. Wochenenden, Feiertage sowie branchenübliche Tagesschwankungen werden mit berücksichtigt.
Die Funktionsweise und die Benutzung des Tools wird hier in einem Artikel genauer erklärt.
Screenshot von Yuris Rechner (mit fiktiven Werten)
Business-Plan-Rechner für Stockfotografen (von Stock Performer)
Vom Analyse-Dienst Stock Performer gibt es einen Rechner, mit dem man grob nicht den Umsatz, sondern sogar den Gewinn ausrechnen kann, wenn Variablen wie „Anzahl von zu liefernden Bilder pro Monat“, „Produktionspreis pro Bild“, „Fixkosten pro Monat“ und RPI angegeben werden. Eine ausführliche Anleitung mit einigen Beispielrechnungen gibt es in diesem Gartartikel von Stock Performer hier im Blog.
Übrigens hat Stock Performer in ihrem Analyse-Dienst eine ganz ähnliche Prognose-Funktion wie beim ersten Tool von Yuri Arcurs, welche sie hier detaillierter erklären.
Stockfotografie-Verdienst-Rechner (von mir)
Eher für mich privat habe ich mir einen kleinen Rechner schreiben lassen, der ähnlich wie der von Yuri Arcurs funktioniert, nur mit dem Unterschied, dass ich errechnen lasse, wie viel Umsatz ich am Ende des Jahres, nicht des Monats machen werde. Verkaufsschwankungen in den Monaten werden leider nicht berücksichtigt. Das Tool funktioniert also umso genau, je mehr sich das Jahr seinem Ende nähert 😉
Fotolia-Ranking-Rechner (von mir)
Dieses zweite kleine Tool von mir erlaubt einem, abzuschätzen, wann man bei der Bildagentur Fotolia das nächste Ranking-Level erreicht. Ich benutze das regelmäßig und und indirekt ist es auch eine Umsatz-Tool, weil die Verkaufskommissionen bei Fotolia vom Ranking-Level abhängig sind.
Screenshot mit fiktiven Werten
Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen:
Um auszurechnen, wie viel Bilder man braucht, um ca. 1000 Euro im Monat zu verdienen, eignet sich das zweite Tool (von Stock Performer) am besten. Die Werte beim Bildpreis und dem RPI und so weiter sollten natürlich realistisch geschätzt werden, um keine allzu geschönte Version der Zukunft vorhergesagt zu bekommen.
Außerdem ist allen Tools gemeinsam, dass sie aus einer Vergangenheit heraus die Zukunft „herbeirechnen“ wollen. Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, kann oder muss sich auch das Geschäftsmodell anpassen, um diesen Änderungen Rechnung zu tragen. Als grobes Hilfsmittel im Business-Alltag eignen sie sich jedoch ganz gut.
Kennt ihr weitere Kalkulations-Tools oder Formeln, mit denen ihr als Stockfotograf gerne arbeitet?
Oder was würdet ihr dem Fotografen antworten?
Bei unserem Rückblick auf die verschiedenen Bestseller des letzten Jahres nähern wir uns langsam dem Ende. Nach den Fotos, Smartphone-Bildern, Vektor-Grafiken und Editorial-Fotos kommen heute die Topseller-Videos an die Reihe, bevor wie die Serie das nächste Mal mit den gefragtesten Audio-Tracks des letzten Jahres abschließen werden.
Die Bild- und Videoagentur Pond5* war so freundlich, in ihrem Archiv zu schauen, welche Videos sich 2014 besonders gut verkauft haben.
Hier die Liste der Video-Bestseller 2014, absteigend nach Verkäufen sortiert:
Auf dem ersten Platz liegt kein „echtes“ Video, sondern eine Animation zum Thema Business und Finanzen. Im Grunde ist das sowas wie die bewegte Umsetzung des drittplatzierten Bestseller-Fotos von 2014.
Dem zweiten Platz inhaltlich sehr ähnlich, aber von der Kamerabewegung sowie dem Licht etwas anspruchsvoller ist der dritte Platz mit einigen Geschäftsleuten in einem moderen Büro.
Eine Mischung aus Video und Animation ist das Video der Programmiererin mit ihren blinkenden Codezeilen, auch immer sehr beliebt zur Visualisierung des Themas „Hacker“.
Ich bin nicht sicher, ob das auch eine 3D-Animation ist oder die Szene zum Beispiel komplett in Adobe After Effects erstellt wurde. Jedenfalls zeigen diese Weltraum-Szenen, dass eine Videokamera nicht mehr ausreicht, um im Videobereich richtig erfolgreich zu sein.
Stage Lights. Amber-Blue.*
Auch bei diesen Bühnenlichtern tippe ich eher auf After Effects als auf eine Videoaufnahme.
(Da dies das einzige Video mit Sound ist und es technisch anscheinend nicht lösbar ist, das Video so einzubinden, dass es nicht automatisch abgespielt wird, verzichte ich auf eine Einbindung, um die Leute in Büros nicht übermäßig zu erschrecken und zu nerven. Wer das Video sehen will, kann auf den Link klicken.)
Ein Flug durch die Wolken landet auf dem elften Platz in diesem Jahr.
Die dominierenden Video-Themen des letzten Jahres sind somit klar: Business, Technologie und Weltraum, idealerweise eine Kombination aus diesen Themen. Waren es 2013 noch ca. die Hälfte, so sind 2014 schon die deutliche Mehrheit der Videos vollständig oder teilweise 3D-Animationen.
Pond5 ist eine der wenigen Agenturen, bei denen die Anbieter die Preise für ihre Werke selbst bestimmen können. Der Durchschnittspreis der 11 obigen Clips für die höchste Auflösung beträgt knapp 55 US-Dollar und liegt damit deutlich höher als bei den 33 USD vom letzten Jahr.
Welche Themen liefen bei euch 2014 besonders gut?