In letzter Zeit habe ich einige Mails und Kommentare wie diesen hier von Ben bekommen, in dem er zusammengefasst fragt: „Wie entscheidet ihr, wo ihr was hochladet? […] Was ist eure Strategie beim Platzieren eurer Bilder?“
Bevor ich meinen Ansatz erkläre, will ich kurz die vier Strategien vorstellen, die meiner Ansicht nach die vorherrschenden Modelle auf dem Bildermarkt sind, zwei davon sind eher auf eine exklusive Verteilung der Bilder ausgerichtet und zwei auf die nichtexklusive Verteilung, mit all den Vorteilen bzw. Nachteilen.
Die beiden exklusiven Strategien
1. Vollexklusivität
Die Vollexklusivität ist recht schnell erklärt: Der Fotograf bindet sich komplett an eine Bildagentur und arbeitet ausschließlich mit ihr zusammen. Das ist zum Beispiel bei Agenturen wie Getty Images üblich (wenn auch nicht unbedingt notwendig) oder vertraglich verpflichtend, wenn man als Fotograf exklusiv zum Beispiel für die Microstock-Tochter von Getty, iStock, arbeiten möchte.
Das hat den Vorteil, das man sich als Fotograf nur auf eine Agentur konzentrieren muss und deren Mechanismen, Algorithmen und Mitarbeiter besser kennenlernen kann. Der Nachteil ist jedoch offensichtlich: Die Abhängigkeit ist bei diesem Modell am größten. Wenn iStock zum Beispiel entscheidet, die Honorare zu kürzen, bleibt einem wenig übrig als das zu schlucken oder die Zusammenarbeit zu beenden.
2. Bildexklusivität
Eine Variante der Exklusivität ist es, sich nicht als Fotograf komplett einer Agentur zu verschreiben, sondern nur jedes Bild exklusiv zu einer Agentur zu geben, zum Beispiel seine Foodbilder nur zu Stockfood, seine People-Bilder nur die Westend61 und seine Landschaftsfotos nur zu Plainpicture.
Der Gedanke dahinter ist, dass sich einige Agenturen auf bestimmte Looks und Themen spezialisiert haben und deshalb diese Bilder besser verkaufen könnten als eine Universalagentur, die alles anbietet. Das erfordert jedoch mehr Erfahrung, um realistisch einschätzen zu können, welche Bilder wo am besten aufgehoben sind und macht mehr Arbeit. Dafür ist die Abhängigkeit von einer Agentur geringer.
Die beiden nichtexklusiven Strategien
3. leichte Bilderstreuung
Es gibt auch etliche gute Gründe gegen Exklusivität. Deshalb ist dir dritte Strategie, seine Bilder leicht zu streuen. Was jemand unter „leicht“ versteht, ist verschieden. Das sind in der Regel meist Shutterstock und Adobe Stock als Platzhirsche unter den Microstock-Agenturen, dann meist noch 2–6 andere Agenturen, welche alle die gleichen Bilder bekommen. Ein guter Ausgangspunkt ist diese Umfrage zu den besten Bildagenturen, welche nach Fotografenumsatz sortiert ist.
Da die zu erwartenden Umsätze sich je nach Agentur stark unterscheiden, konzentriert sich der Fotograf hier auf die seiner Ansicht nach lukrativsten Agenturen, um seinen Arbeitsaufwand gering zu halten bei bestmöglichen Umsatzchancen. Die Abhängigkeit gegenüber einer Bildagentur ist sehr gering, weil es genug andere Agenturen gibt, die eventuell wegfallende Umsätze abfedern können.
4. totale Bilderstreuung
Das komplette Gegenteil zur Vollexklusivität ist die totale Bilderstreuung. Das bedeutet, dass ein Fotograf die gleichen Bilder bei (fast) jeder Agentur hochlädt, die er finden kann. Das geschieht meist automatisiert über Upload-Dienste wie StockSubmitter oder picWorkflow.
Der Gedanke dahinter ist, auf möglichst vielen Märkten präsent zu sein und so die maximal möglichen Verkäufe zu erzielen. Das Nachteil ist jedoch ein Kontrollverlust über seine Bilder, weil einige Agenturen diese wiederum an Partneragenturen liefern und so weiter.
Kriterien für die Auswahl einer Strategie
Nicht jede Agentur unterstützt jedes Modell. Einige Agenturen verlangen eine Bildexklusivität beim Upload, andere bieten die Wahl, ob der Fotograf bzw. nur die Bilder exklusiv sein wollen oder nicht. Manche Agenturen nehmen nur bestimmte Themen an oder wünschen sich eine bestimmte Bildsprache, die andere Agenturen wiederum ablehnen.
Bei einigen Agenturen wie iStock oder EyeEm ist der Uploadprozess so komplex und unterscheidet sich von den anderen, dass sich der Upload nur schwer automatisieren lässt. Je nachdem, welche Sprache bei der Verschlagwortung eine Agentur verlangt, kann es notwendig sein, diese übersetzen zu müssen, um mehrere Agenturen zu beliefern.
Welche Strategie verfolge ich warum?
Früher habe ich meine Bilder nichtexklusiv zu ziemlich vielen Bildagenturen hochgeladen, laut meiner Liste gab es schon mehr als 35 Agenturen, die ich ausprobiert habe. Etliche davon gibt es schon gar nicht mehr und im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, dass der Aufwand für das Hochladen oft nicht die geringen Erträge lohnt, welche die Agentur erwirtschaftet.
Deswegen bin ich mittlerweile deutlich selektiver bei der Auswahl der Bildagenturen. Meine üblichen Fotos lade ich regelmäßig bei neun Agenturen hoch: Adobe Stock, Shutterstock, 123rf, Dreamstime, Zoonar, Pitopia, Canva, Alamy und Mostphotos. Shutterstock wiederum versorgt noch Bigstock, das sind also 10 Agenturen, was schon recht viel ist.
Jedes Jahr schaue ich, welche Agenturen die geringsten Umsätze erzielen, wie viel Arbeit der Upload dorthin macht und stelle dann auch den Upload zu einer Agentur ein, wenn die Erlöse zu gering werden.
Damit schwanke ich bei den beschriebenen Strategien zwischen Nummer 3 und 4. Von der totalen Streuung halten mich zwei Faktoren ab. Zum einen sehe ich an meinen Erlösen, dass selbst viele kleine Agenturen nicht mal ansatzweise einen relevanten Zusatzbetrag erwirtschaften würden. Geheimtipps unter den Agenturen gibt es kaum.
Selbst wenn ich durch eine Automatisierung des Uploads keine zusätzlichen Kosten oder Zeitaufwand bei einer Erhöhung der Agenturanzahl hätte (Stocksubmitter unterstützt beispielsweise ca. 30 Agenturen), spricht meiner Ansicht nach etwas anderes dagegen: Die Käuferanzahl ist begrenzt.
Wenn ich meine Bilder bei Agenturen hochlade, die direkte Konkurrenten sind, kann es passieren, dass diese sich gegenseitig durch Rabatte oder das generelle Drücken von Bildpreisen diese Käufer abspenstig machen wollen. Vor allem Depositphotos hatte da in der Vergangenheit einige Skandale. Es klingt paradox, kann aber passieren: Bei der Belieferung von zu vielen Bildagenturen könnten die Einnahmen sinken, weil der Kunde das gewünschte Bild bei der billigsten Agentur kauft, statt bei der, die für die Fotografen die besten Konditionen hat. Siehe beispielhaft dazu die Diskussion zur neuen Agentur Onepixel.
Meine Tipps für Einsteiger
Anfängern würde ich drei Dinge empfehlen:
Erstens nie exklusiv zu gehen, um erst mal einen Marktüberblick zu erhalten und zu verstehen, welche Unterschiede es zwischen den Agenturen gibt. Außerdem ist Exklusivität meiner Ansicht nach eh ein aussterbendes Modell, wie auch die vollexklusiven Fotolia-Nutzer letzte Woche schmerzlich erfahren mussten.
Zweitens sich am Anfang auf 3–4 umsatzstarke Agenturen zu konzentrieren (z.B. Adobe Stock, Shutterstock, 123rf und Alamy), um sich nicht zu verzetteln und unnötige Zeit und Energie in Agenturen zu investieren, die sich später doch nicht lohnen.
Drittens informiert zu bleiben über neue Entwicklungen auf dem Bildermarkt und ggf. später doch 2–3 weitere Agenturen auszuprobieren, ob diese lukrativ sind, aber auch den Mut haben, die Geschäftsbeziehung zu einer Agentur zu beenden, wenn sich diese nicht mehr lohnt. Hier lege ich euch natürlich diesen Blog hier oder meine Facebook-Seite ans Herz oder das Branchenforum MicrostockGroup.
Welche Strategie verfolgt ihr und warum?
