Viele Fotografen klagen über sinkende Einnahmen, steigende Konkurrenz und so weiter. Dabei haben die Teilnehmer der Stockfotografie-Branche eines der größten „Verbrechen“ selbst begangen: Die ungeschickte Namensgebung ihrer Lizenzmodelle.
Früher gab es „rights managed“, was üblicherweise mit „lizenzpflichtig“ oder kurz „RM“ übersetzt wird. Das beschreibt genau, wie ein Foto verkauft wird: Eine Bildlizenz ist Pflicht und die Rechte werden „gemanagt“. Der Preis berechnete sich nach einigen Faktoren der Fotonutzung wie Auflagenhöhe, Druckgröße, Ort (Land, Region, Welt) und Dauer der Nutzung. Wenn die Nutzungsdauer abgelaufen war oder der Bildnutzer das Foto nur für ein Land gekauft hatte und es jetzt in einem weiteren Land nutzen wollte, musste er eine neue Lizenz kaufen.
Dann kam Anfang der 1990er Jahre der Trend auf, Foto-CDs mit verschiedenen Motiven zum Einheitspreis zu verkaufen. Der Käufer konnte – fast – alles mit den Bildern auf der CD machen und deswegen musste ein neues Lizenzmodell her: Die Branche taufte es „royalty free“. Übersetzt wird der Begriff mit „lizenzfrei“ oder kurz „RF“. Das „royalty“ hat nichts mit Königen oder der Monarchie zu tun, sondern im Englischen wird der Begriff auch für Tantiemen oder eben Lizenzen benutzt.
Für die Fachleute war die Unterscheidung klar: Nach dem Kauf eines RF-Fotos konnte der Bildnutzer das Foto für immer und weltweit nutzen, ohne jedes Mal eine neue Lizenz bezahlen zu müssen. Daher: „lizenzfrei“ oder „royalty free“.
2000 kam jedoch mit istockphoto die erste Microstock-Bildagentur auf den Markt und erweiterte die Käuferschichten um viele Leute, welche nicht hauptberuflich mit dem An- und Verkauf von Bildern zu tun hatten. Außerdem waren im Internet plötzlich die Webseiten der Bildagenturen auch für jeden Internetsurfer frei zugänglich.
Der Otto-Normalverbraucher denkt jedoch, wenn er „lizenzfrei“ oder „free“ liest, etwas wäre kostenlos. Das stimmt bei Fotos jedoch nicht. Auch lizenzfreie Fotos müssen gekauft werden. Selbst das Wort ist unpassend, denn auch für die Nutzung eines lizenzfreien Bildes braucht der Nutzer eine „Nutzungslizenz“, welche sich die meisten Fotografen oder Bildagenturen bezahlen lassen.
Was lizenzfreie oder „royalty free“-Fotos von anderen kostenpflichtigen Fotos unterscheidet, ist nur die Art der Abrechnung. Während bei lizenzpflichtigen Fotos pro Nutzung bezahlt werden muss (Web, Flyer, Plakat, etc.) gibt es bei lizenzfreien Fotos mit dem Kauf das unbeschränkte Nutzungsrecht. Um es vollkommen kompliziert zu machen, ist auch dieses „unbeschränkte Nutzungsrecht“ nicht so unendlich, denn im Kleingedruckten wird zum Beispiel fast immer der Weiterverkauf und andere Nutzungen wie diffamierende Nutzungen untersagt.
Lizenzkostenfrei und freie Lizenzen
Einige Bildagenturen würden den Begriff „lizenzkostenfrei“ statt „lizenzfrei“ vorziehen, weil er korrekter ist. Ein RF-Foto ist ja nicht frei von Lizenzen, sondern nur den von bei anderen Fotos später anfallenden Lizenzkosten. Aber diese haarfeine Unterscheidung bemerken die privaten Bildsucher im Internet nicht. Wenn sie „frei“ oder „free“ lesen, wird das Bild kopiert und damit oft geklaut. Die meisten begehen deshalb Urheberrechtsverletzungen, ohne es zu merken, weil sie das Kleingedruckte nicht beachten.
Während die meisten Bildanbieter sich die Nutzungslizenzen auch von lizenzfreien Fotos bezahlen lassen, gibt es einige Webseiten wie beispielsweise Pixelio, welche ihre lizenzfreien Fotos kostenlos anbieten. So kommt es, dass es manchmal legal ist, ein lizenzfreies Foto ohne Bezahlung zu nutzen und manchmal nicht.
Wer bis jetzt den Überblick behalten hat, halte sich fest: „lizenzfrei“ ist nicht zu verwechseln mit einer „freien Lizenz“. Während letztere wirklich kostenlos zu haben sind, kosten erstere meist Geld.
Wohin führt dieses Begriffschaos?
Viele Internetnutzer sehen nur den Wortteil „frei“ oder „free“ und kopieren Fotos ohne Bezahlung und brechen damit das Gesetz. Drastisch formuliert: Sie begehen eine Straftat, meist ohne es zu merken. Das ist unschön für die Fotografen, denen Einnahmen entgehen und ärgerlich für Bildnutzer, wenn sie nach Wochen oder Monaten eine Abmahnung erhalten und ihnen der Anwalt die feinen Unterschiede erklären muss.
Auch Leute, welche bereit sind, für gute Bilder Geld auszugeben, finden diese verschiedenen Begriffe verwirrend und verzichten im Zweifel auf einen Kauf und machen das Foto selbst.
Deshalb wäre es sinnvoller, einen neuen Begriff statt „royalty free“ oder „lizenzfrei“ zu prägen.
Nur: Wie könnte dieser Begriff lauten? Habt ihr einen Vorschlag?
Individuallizenz (RM)
Ein individuelle Lizenz, die für eine konkret spezifizierte Nutzung erteilt wird.
Pauschallizenz (RF)
Eine pauschale, (fast) uneingeschränkte Nutzungslizenz, die gegen eine pauschale Gebühr erteilt wird.
Wie wäre es mit „managefree license“
Andreas
Endlich hat’s mal jemand so erklärt, dass ich das direkt und ohne „wie war das gleich?“ verstehe!
Du hast völlig Recht, da muss ein anderer Begriff her. Allerdings würde ich beide Begriffe umbenennen, RM und RF. Weil die ja zusammengehören.
Mein Vorschlag wäre:
RM: Nutzungsgebundene Lizenz
RF: Lizenz zur freien Nutzung
…mal so als ersten Ansatz…
…wobei ich Guidos Vorschläge noch besser finde 😉
Also ich habe letztens gelernt das man mit rf Bilder auch nicht alles machen kann …(ausser weitergabe usw. was logisch sein sollte , leider aber auch nicht , anderes Thema ) !
Je nach Verwendungszweck würden rm Preise zur Geltung kommen . Verstehe das einer, wenn es mehr einbringt soll es mir aber recht sein . Auf der anderen Seite werden rf zu rm Preise verkauft meistens bei Redaktionellen Kunden .
royalty free for cash .…. wäre mein Vorschlag .
Danke für diesen Beitrag und die Kommentare. Ich finde das alles schon recht verwirrend mit den Lizenzen und den Bildern. Aber jetzt ist es mir doch etwas klarer geworden.
Manchen altbekannt, man sollte es allerdings immer wieder erwähnen … Am besten postest du den Artikel jetzt alle zwei Wochen erneut :scherz: 😉
Vllt. sollte man auf neudeutsch umsteigen und es Nutzungs- bzw. Lizenzflat nennen …
Ja, da Du nach einem Vorschlag fragst hier wäre mein Vorschlag:
1. RM = Single Rights
2. RF = Flat Rights
3. Frei = Open Rights
Das versteht dann jeder glaub ich…
Gruß John
Danke dir fuer diese Klaerung. Das ist wirlich hilfreich.
wie waers mit
– spezifischen Verwertungsrecht / spezifischer Lizenz
– universalem Verwertungsrecht / Universal – Lizenz
Ulrich
Manchmal glaube ich, dass diese Verwirrung durchaus gewollt ist, um dem Nutzer statt 3€ auf einer Microstock-Plattform 300€ für das gleiche Bild als Schadensersatz zu berechnen. Mal abgesehen von den Anwaltskosten, die gerne nochmal das Dreifache betragen.
Es wäre doch nichts einfacher, als das Wort „lizenzfrei“ zu entfernen, denn die Bilder
sind schlicht nicht lizenzfrei. Da kann noch so viel argumentiert und erklärt werden.
Amazon bietet seine Produkte auch nicht als „Zu Verschenken“ an und verklagt dann die Besteller wegen ungerechtfertigter Bereichung auf Herausgabe.