Archiv der Kategorie: Trends

Getty Images verschenkt Millionen Bilder mit kostenlosen Streaming-​Service Embed

Die Nachricht hat schnell die Runde gemacht. Vor paar Tagen stell­te Getty Images, die größ­te Bildagentur der Welt, ihren neu­en Service „Getty Embed“ vor. Damit ist es – unter bestimm­ten Bedingungen – mög­lich, aktu­ell knapp 33 Millionen Fotos kos­ten­los online zu nutzen.

An diesem Zeichen ist erkennbar, ob ein Bild kostenlos eingebettet werden darf.
An die­sem Zeichen ist erkenn­bar, ob ein Bild kos­ten­los ein­ge­bet­tet wer­den darf.

Was ist „Getty Embed“?

Getty Embed ist ein neu­er Streaming-​Service, mit dem Blogs, Webseiten und sozia­le Netzwerke kos­ten­los Bilder von Getty Images auf ihren Seiten anzei­gen dür­fen. Die Anzeige des Fotos erfolgt jedoch nicht auf der jewei­li­gen Seite, son­dern wird mit­tels eines iFrame von Getty Images aus­ge­lie­fert (des­halb „Streaming“). Unter dem Bild ste­hen aktu­ell die Fotocredits und ein Link zur Bildagentur. Später könn­te dort auch Werbung ste­hen. Dieser unte­re Teil darf nicht ent­fernt werden.

Vorschau eines Getty-Embed-Bildes
Vorschau eines Getty-Embed-Bildes

Der Start die­ses Angebots hat aber nicht wegen die­ser tech­ni­schen Neuerung Wellen geschla­gen, son­dern wegen der Tatsache, dass die Fotos auf die­se Art kos­ten­los genutzt wer­den dür­fen. Kostenlos frei­lich nur in dem Sinne, dass die Nutzer dafür kein Geld zah­len müs­sen. Stattdessen müs­sen sie in Form von Daten zah­len. Aber dazu spä­ter mehr.

Die voll­stän­di­gen Lizenzbedingungen für die Nutzung fin­den sich hier und der wich­tigs­te Teil sind die­se bei­den Absätze:

[…]Eingebetteter Viewer

Soweit ver­füg­bar, dür­fen Sie Getty Images-​Inhalte unter Verwendung des ein­ge­bet­te­ten Viewers (der „ein­ge­bet­te­te Viewer“) auf einer Website, in einem Blog oder auf einer Social-​Media-​Plattform ein­bet­ten. Nicht alle Getty Images-​Inhalte sind für die ein­ge­bet­te­te Verwendung ver­füg­bar, und die Verfügbarkeit kann sich ohne Vorankündigung ändern. Getty Images behält sich das Recht vor, Getty Images-​Inhalte nach allei­ni­gem Ermessen und ohne Vorankündigung aus dem ein­ge­bet­te­ten Viewer zu ent­fer­nen. Sie ver­pflich­ten sich, die Verwendung des ein­ge­bet­te­ten Viewers und/​oder der Getty Images-​Inhalte auf Aufforderung umge­hend ein­zu­stel­len. Sie dür­fen ein­ge­bet­te­te Getty Images-​Inhalte nur zur redak­tio­nel­len Zwecken (also im Zusammenhang mit Ereignissen, die berich­tens­wert und von öffent­li­chem Interesse sind) ver­wen­den. Nicht gestat­tet ist die Verwendung ein­ge­bet­te­ter Getty Images-​Inhalte: (a) für jeg­li­che gewerb­li­che bzw. geschäft­li­che Zwecke (z. B. in Werbung, Marketing oder zum Verkauf von Waren) oder auf eine Weise, die eine Empfehlung oder Sponsoring impli­ziert; (b) unter Verletzung jeg­li­cher ange­ge­be­ner Beschränkungen; © auf dif­fa­mie­ren­de, por­no­gra­fi­sche oder ander­wei­tig unge­setz­li­che Weise; oder (d) außer­halb des Nutzungskontexts des ein­ge­bet­te­ten Viewers.

Getty Images (oder von Getty Images beauf­trag­te Dritte) sind berech­tigt, Daten im Zusammenhang mit der Nutzung des ein­ge­bet­te­ten Viewers und ein­ge­bet­te­ter Getty Images-​Inhalte zu erfas­sen, und behält sich das Recht vor, im ein­ge­bet­te­ten Viewer Werbung anzu­zei­gen oder sei­ne Nutzung ander­wei­tig kom­mer­zi­ell aus­zu­wer­ten, ohne Sie hier­für zu ent­schä­di­gen. […]“ (Hervorhebung von mir)

Die wich­tigs­te Einschränkung ist, dass das Angebot nur für redak­tio­nel­le Zwecke gilt. Wer also sei­ne gewerb­lich genutz­te Webseite mit die­sen Bildern auf­hüb­schen will, auf der er sei­ne Produkte und Dienstleistungen ver­kauft, darf Getty Embed nicht nut­zen. Stattdessen dürf­ten aber vie­le Online-​Angebote von Verlagen wie Spiegel Online oder heise.de den Dienst nut­zen. Den Unterschied zwi­schen redak­tio­nel­ler und kom­mer­zi­el­ler Nutzung habe ich hier aus­führ­lich erklärt.

Soweit die Fakten. Jetzt kom­men die gan­zen Fragen:

Wie werden die Fotografen der Bilder bezahlt?

Das ist unklar. Einige Seiten behaup­ten, die Fotografen wer­den gar nicht bezahlt, ande­re mei­nen, die Fotografen bekä­men viel­leicht paar Cent pro Tausend Klicks ab. Beide Seiten haben vali­de Argumente. Fangen wir mit der „nicht bezahlen“-Seite an: Kürzlich hat­te Getty Images einen Deal mit Pinterest aus­ge­han­delt, bei dem Getty für die Lieferung von Metadaten bezahlt wird, nicht für die Bilder selbst. Da Fotografen nur für ihre Bilder bezahlt wer­den, nicht aber für even­tu­el­le Metadaten, gehen sie bei dem Deal leer aus. Ähnlich könn­te Getty Images hier argu­men­tie­ren. Weil Getty Images Geld mit Werbung oder Nutzerdaten ver­die­nen könn­ten, bräuch­ten die Fotografen davon nichts zu bekommen.

Die ande­re Seite wäre: Vor einem Jahr wur­de bekannt, dass Getty Images mit­tels deren Programms „Getty Connect“ Fotografen für ein­ge­blen­de­te Bilder per Klick bezahlt. In der Praxis waren das vie­le, sehr nied­ri­ge Cent-​Beträge, die teil­wei­se so nied­rig waren, dass sie gerun­det immer noch „0,00 USD“ erga­ben und damit die Fotografen nicht aus­ge­zahlt wurden.

Unter den ange­bo­te­nen Bildern befin­den sich auf vie­le „Rights Managed“-Bilder (RM), die ger­ne des­halb gekauft wer­den, weil die Nutzung lücken­los kon­trol­liert wer­den kann und in der Regel die Bilder nicht so breit gestreut wer­den. Das wird durch Getty Embed unter­mi­niert. Warum soll­te ein Bildkäufer die Exklusivrechte an einem RM-​Bild kau­fen wol­len, wenn es schon tau­send­fach auf mehr oder min­der qua­li­ta­ti­ven Webseiten zu sehen war? Und ent­fernt Getty im Falle eines sol­chen Exklusivverkaufs dann ein­fach aus dem Embed-​Pool und lässt damit die nut­zen­den Webseiten ohne Bild zurück?

So oder so also kei­ne rosi­gen Aussichten für die Fotografen.

Warum verschenkt Getty Images offiziell Millionen von Bildern?

Zuerst ein­mal: Die ver­schenk­ten Bilder sind nur ein Teil des rie­si­gen Getty-​Bildarchivs. Die pres­ti­ge­träch­ti­gen Kollektionen wie Getty Contour oder Reportage mit preis­ge­krön­ten Bildern sind bei­spiels­wei­se nicht dabei. Aber trotz­dem: 33 (laut deren Webseite) bis 35 Millionen (offi­zi­el­le Angabe) Bilder sind schon eine Menge.

Einer der offi­zi­ell ange­ge­be­nen Gründe ist, dass vie­le Leute aktu­ell sowie­so schon über­all Bilder von Getty Images nut­zen, aller­dings ille­gal per „rech­tem Mausklick“ kopiert von Getty-​Kunden und ohne Quellenangaben oder Verweis auf Getty Images. Da die Rechteverfolgung vor allem bei nicht-​exklusiven Bildern sehr auf­wän­dig und teu­er ist und zudem den Ärger auf Kundenseite gera­de­zu her­bei­sehnt, ist ver­ständ­lich, dass Getty Images da einen ande­ren Weg gehen will. Ich den­ke aber, dass das nur ein klei­ner Teil des Puzzles ist, denn Die Bilderdiebe wis­sen oft nicht ein­mal, dass es Bildagenturen gibt oder wür­den wegen kom­mer­zi­el­ler Ausrichtung sowie­so nicht in den Genuss der kos­ten­lo­sen Embed-​Bilder kommen.

Warum verschenkt Getty Images wirklich die Bilder?

Getty Images behält sich offi­zi­ell das Recht vor, die ange­zeig­ten Bilder zu ver­än­dern und die durch das Einbetten gewon­ne­nen Daten aus­zu­wer­ten. Technologiekenner wis­sen, dass das die Schlüsselbegriffe für zwei sehr lukra­ti­ve Bereiche sind: Einmal die Online-​Werbung und ein­mal die Datenanalyse. Kombiniert ergibt es die Möglichkeit, sehr spe­zi­fi­sche und indi­vi­dua­li­sier­te Werbung anzubieten.

Beispiele? Getty Images könn­te Werbetreibenden anbie­ten, auf wel­chen Seiten genau deren Werbung zu sehen sein soll oder dass die Werbung auf die gezeig­ten Bilder zuge­schnit­ten wird. Außerdem reicht der Arm von Getty durch die Platzierung der Bilder direkt in die redak­tio­nel­le Seite rein. Während bei­spiels­wei­se in der Presse das strik­te Gebot gilt, dass Werbung kennt­lich gemacht und vom „redak­tio­nel­len Inhalt“ getrennt wer­den muss, kann Getty jetzt Werbekunden anbie­ten, über die­sen „geschütz­ten Zaun“ zu sprin­gen und ihre Werbung direkt und im direk­ten Sinne des Wortes „zwi­schen den Zeilen“ anzu­bie­ten. Google und Facebook ver­die­nen mit einem ähn­li­chen Prinzip (bezahl­te Werbung zwi­schen neu­tra­len Treffern oder Posts) rich­tig viel Geld, deut­lich mehr, als Getty Images durch die Bildlizenzierung ver­die­nen kann. Und das ist der sprin­gen­de Punkt:

Wie hier gut ana­ly­siert wur­de, gehört Getty Images seit August 2012 der pri­va­ten Investorengruppe Carlyle , die den Kaufpreis von 3,3 Milliarden USD mit hohen Krediten auf­ge­bracht haben, für wel­che die Firma Getty Images selbst belas­tet wur­de. Diese Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden USD wer­den spä­tes­tens 2016 fäl­lig. Bis dahin muss Getty Images gefäl­ligst Geld ein­brin­gen. Getty Images hat 2011 ca. 945 Millionen USD Umsatz gemacht. Shutterstock gab an, 2013 knapp 12% Gewinn gemacht zu haben. Wenn wir bei­de Zahlen als Ausgangsbasis für eine gro­be Schätzung neh­men, ver­dient Getty Images jetzt ca. 120 Millionen USD im Jahr. Das ist rela­tiv wenig, um den Milliarden-​Kaufpreis schnell wie­der ein­zu­spie­len und ange­sichts sin­ken­der Preise im Macrostock-​Bereich kaum zu steigern.

Der neue kos­ten­lo­se Streaming-​Service ist sehr wahr­schein­lich der Versuch, die Ausrichtung von Getty Images weg von einer klas­si­schen Bildagentur hin zu einem Werbelieferanten und Datenanbieter zu machen, der nur zufäl­lig Bilder und Videos als „Content“ anbie­tet. Letzteres ist deut­lich attrak­ti­ver für ande­re Technologiefirmen, die ziel­ge­naue Werbung anbie­ten und ver­kau­fen als pure Bilder.

Was bedeutet Getty Embed für Fotografen und andere Bildagenturen?

Auf den ers­ten und auch den zwei­ten Blick sind die Aussichten düs­ter. Fotografen wer­den für die neue Nutzung ihrer Bilder ent­we­der gar nicht oder nur mini­mal bezahlt. Wenn sie über­haupt bezahlt wer­den, hängt ihr Einkommen nicht mehr von der Qualität der Bilder ab, son­dern von der Qualität (bzw. Klickrate) der Inhalte, in wel­che die Bilder ein­ge­bun­den wer­den, ähn­lich, wie ich es schon im Streaming-​Artikel kri­ti­siert habe.

Stockfotografen könn­ten Umsatzeinbußen haben, weil ein Teil der bis­he­ri­gen preis­sen­si­blen Käufer von Microstock-​Bildern auf das kos­ten­lo­se Getty-​Angebot aus­wei­chen könn­te. Auch Getty- und iStock-​Fotografen sind direkt nach­tei­lig betrof­fen, weil auch exklu­si­ve iStock-​Bilder bei Embed ange­bo­ten wer­den, die vor­her nur bei iStock oder Getty hät­ten gekauft wer­den können.

Ironischerweise kön­nen die ande­ren Bildagenturen sogar noch stär­ker betrof­fen sein als die Fotografen, weil vie­le Microstock-​Agenturen weni­ger als 50% an ihre Fotografen aus­zah­len und daher beim Verlust eines Bildkaufs ins­ge­samt mehr Geld ver­lie­ren als der Fotograf.

Was bedeutet Getty Embed für die Nutzer?

Online- (und auch Offline-)Medien leben haupt­säch­lich von Werbeeinnahmen. Paywalls oder ande­re Einnahmequellen schei­nen bis­her nicht aus­zu­rei­chen. Getty Embed ist ein rela­tiv offen­sicht­li­cher Versuch, den Onlinemedien lukra­ti­ve Werbekunden abzu­luch­sen im Austausch gegen kos­ten­lo­se Bilder. Außerdem wür­den Webseiten, wel­che das Angebot nut­zen, einen Teil ihrer Selbständigkeit auf­ge­ben. Sie wären abhän­gig von Getty Images, die jeder­zeit ent­schei­den kön­nen, die Bilder zu löschen oder Werbung zu schalten.

Außerdem ist unklar, was Getty Images alles für Nutzerdaten sam­melt. Technisch mög­lich wären zum Beispiel die Anzahl der Seitenaufrufe, die Dauer des Seitenaufrufs, gro­ber geo­gra­fi­scher Standort des Nutzers, IP-​Adresse, benutz­ter Browser, Betriebssystem sowie gesam­te Bewegungsprofile, wenn der Nutzer auf vie­len Seiten mit Getty Embed-​Bildern unter­wegs ist. Im Prinzip könn­te Getty Images dann alles raus­fin­den, was ein Webseitenbetreiber mit­tels Google Analytics raus­fin­den kann. Aus recht­li­cher Sicht müss­ten zumin­dest deut­sche Anbieter auch ihre Datenschutzbestimmungen für Getty Images erwei­tern, weil eben Nutzerinformationen aus­ge­le­sen wer­den kön­nen. Das glei­che gilt ggf. für die dort ein­ge­bun­de­nen Twitter- und Tumblr-Icons.

Weitere Nachteile aktu­ell sind, dass die kos­ten­lo­sen Bilder nicht ska­liert wer­den kön­nen, um sie einem Layout oder einem „Mobile Theme“ anzu­pas­sen. Auch „kle­ben“ die Bilder dann nicht am Artikel, was zum Beispiel dazu führt, dass das Bild nicht als Vorschaubild ange­zeigt wird, wenn ein Artikel in sozia­len Netzwerken geteilt wird. Auch vor dem Hintergrund der Suchmaschinenoptimierung ist es nach­tei­lig, wenn das Foto nicht auf dem eige­nen Server liegt.

Ich den­ke, dass bis­he­ri­ge Bildkäufer eher Nachteile als Vorteile vom Modell haben wer­den und bis­he­ri­ge Bilderdiebe von der Illegalität ihres Handelns bis­her auch nicht abge­schreckt wur­den. Warum soll­te sich das nun ändern?

Langfristig sehe ich etwas die Gefahr, dass sich die „Bilder im Netz sind doch kostenlos“-Mentalität wie­der durch­setzt, wenn selbst die größ­te Bildagentur der Welt sug­ge­riert, dass alle ihre Fotos gra­tis ein­fach so zu haben sei­en. Ich weiß, da stimmt weder das „alle“ noch das „ein­fach so“, aber ich habe mit genug Leuten außer­halb der Branche gere­det, um zu wis­sen, dass die­se fei­nen Unterscheidungen als ers­tes unter den Tisch fal­len: „Ey, geh doch ein­fach auf die Getty-​Webseite, du darfst dir da jetzt legal die Bilder run­ter­la­den, hab ich neu­lich in der Zeitung gelesen…“

Unter dem Strich ist Getty Embed ein Projekt, was Getty Images Chancen auf mehr Einnahmen in neu­en Gebieten lie­fert. Aber: „Das Risiko für den Mut tra­gen die Fotografen“, wie die FAZ gut zusam­men­ge­fasst hat. Ob die Fotografen neben dem Risiko über­haupt Aussicht auf irgend­ei­nen Vorteil haben, ist offen bis unwahrscheinlich.

Was sagt ihr zu Getty Embed?

Warum die neuen Filter von Google Bildagenturen bedrohen können

Ich sage es schon eine Weile, dass die größ­te Änderung im Stockfotografie-​Markt ver­mut­lich von einer Seite kom­men könn­te, die eini­ge gar nicht im Blick haben.

Ich mei­ne Technologiekonzerne, allem vor­an die – nicht nur – Suchmaschine Google. Viele ver­ges­sen, dass auch Bildagenturen wie Shutterstock, iStock und Fotolia in ers­ter Linie Technologiefirmen sind, die mehr oder weni­ger zufäl­lig eben mit der Ware „Bilder“ han­deln. Genauso gut könn­ten sie auch Musik, Texte, Code-​Schnipsel, Schulungsvideos und so wei­ter ver­kau­fen. Agenturen wie Envato oder Pond5 ver­su­chen das ja auch und auch Shutterstock hat kürz­lich mit Skillfeed einen Marktplatz für Tutorials ins Leben geru­fen. Den alt­ein­ge­ses­se­nen Macrostock-​Agenturen haben die­se Firmen ganz schön zuge­setzt, weil plötz­lich viel Know-​How ins aus uner­war­te­ter Richtung ins Spiel kam.

Was bisher geschah…

Aber zurück zu Google. Schon 2009 schrieb ich, dass die neu ein­ge­führ­te Google Bildersuche (heu­te als „Google Images“ bekannt), die Stockfotografie ver­än­dern wür­de. Schon kurz dar­auf waren die Suchergebnisse bei Google Images deut­lich bes­ser als von TinEye, um glei­che Bilder im Netz zu fin­den. Vor ziem­lich genau einem Jahr wur­de ein gehei­mer Deal zwi­schen Getty Images und Google bekannt, der auf jeden Fall zeigt, dass Google der Bildermarkt bekannt ist. Ca. ein hal­bes Jahr spä­ter führ­te eine grund­le­gen­de Layout-​Änderung bei der Google Bildersuche zu ers­ten Umsatzeinbrüchen bei Bildagenturen.

Die letz­te Ankündigung reiht sich damit fast naht­los in eine Entwicklung ein, die immer bedroh­li­cher für Bildagenturen ist.

Was neu ist…

Google ver­öf­fent­lich­te vor paar Tagen eine neue Filter-​Möglichkeit für die Bildersuche, bei der Bilder nach bestimm­ten Verwendungszwecken gefil­tert wer­den kön­nen. So „neu“ ist die Funktion zwar nicht, denn sie ist seit ca. vier Jahren bekannt, aber bis­her war sie sehr gut in den Tiefen eines Untermenüs versteckt.

Hierarchisch geord­net sehen die ange­bo­te­nen Filtermöglichkeiten so aus:

  • nicht nach Lizenz gefiltert
  • zur Wiederverwendung gekennzeichnet
  • zur kom­mer­zi­el­len Wiederverwendung gekennzeichnet
  • zur Wiederverwendung mit Veränderung gekennzeichnet
  • zur kom­mer­zi­el­len Wiederverwendung mit Veränderung gekennzeichnet

Jetzt kön­nen die­se Optionen rela­tiv sicht­bar unter dem Suchfeld bei „Suchoptionen/​Nutzungsrechte“ ein­ge­blen­det werden.

Im Hinblick auf die­se Neuerung wer­den aktu­ell haupt­säch­lich zwei Aspekte dis­ku­tiert. Die Genauigkeit die­ser Filter sowie die lang­fris­ti­ge Änderung von Suchgewohnheiten.

Wie genau die Nutzungsrechte gefiltert werden…

Aktuell spei­sen sich die meis­ten Bilder, wel­che über­haupt gefil­tert wer­den, aus dem Pool von Flickr, Wikipedia, Deviantart, Fotocommunity und eini­gen ande­ren „Crowd Sourcing“-Bilderseiten.

Kritiker wer­fen unter ande­rem ein, dass die ange­zeig­ten Filter einer­seits nicht genau genug sind, ande­rer­seits nicht dem übli­chen „Branchenslang“ ent­spre­chen (was ange­sichts der Verwirrung um Begriffe wie „lizenz­frei“ viel­leicht sogar bes­ser ist) und Google natür­lich auch kei­ne Haftung über­nimmt, ob die Lizenzen kor­rekt ver­ge­ben wurden.

So behaup­tet Google ger­ne, dass ein Creative-​Commons-​Bild, wel­ches unter die „CC BY-​SA 2.0″-Lizenz gestellt wur­de (Namensnennung und Wiedergabe unter glei­chen Bedingungen), „zur kom­mer­zi­el­len Wiederverwendung gekenn­zeich­net“ wäre. Das ist zwar inso­fern kor­rekt, dass sol­che Bilder aus­drück­lich kom­mer­zi­ell genutzt wer­den dür­fen, aber eben nur, wenn der Urheber genannt wird und das Endprodukt (zum Beispiel die Werbeanzeige oder das Computerspiel mit dem Bild im Einsatz) eben­falls mit der „CC BY-SA“-Lizenz ver­öf­fent­licht wird. Das sind prak­tisch so gra­vie­ren­de Einschränkungen, dass der (unab­sicht­li­che) Missbrauch von CC-​Lizenzen damit eher zuneh­men als abneh­men wird.

Außerdem wis­sen die meis­ten Leute eben nicht, dass die Nutzungsrechte nur ein recht­li­cher Aspekt bei der lega­len Bildnutzung sind. Sind Personen auf dem Bild, müs­sen zusätz­lich auch die Persönlichkeitsrechte der Person beach­tet wer­den, es gibt noch den Patentschutz, Markenschutz, Designschutz und so weiter.

Tatsächlich hal­te ich das Problem aber für beherrsch­bar, weil Google durch sei­ne aus­ge­feil­ten Algorithmen die Bilderkennung mitt­ler­wei­le sehr gut beherrscht und sicher immer noch bes­ser dar­in wer­den wird. So wäre es bestimmt tech­nisch leicht lös­bar, bei iden­ti­schen Bildern an meh­re­ren Stellen im Netz auto­ma­tisch immer die strengst­mög­li­che Nutzungskennzeichnung anzu­neh­men. Wenn also eine Bildagentur ein Bild mit Wasserzeichen ver­öf­fent­licht und jemand das Bild ille­gal bei Flickr als „Public Domain“-Bild ein­stel­len wür­de, könn­te Google – tech­nisch gese­hen – bestimmt schnell erken­nen, dass es eigent­lich urhe­ber­ge­schützt ist. Wenn sie es nicht jetzt schon so machen.

Beunruhigender fin­de ich den zwei­ten Aspekt:

Wie sich die Suchgewohnheiten ändern können…

Wir leben – nicht nur digi­tal – in einer Filterblase und neh­men die Umwelt um uns her­um nach bestimm­ten Kriterien wahr. Jemand, der in der Bilderbranche arbei­tet, sieht über­all Stockfotos und erkennt sei­ne Models wie­der, wäh­rend Menschen mit ande­ren Berufen die meis­ten Motive spä­tes­tens nach paar Sekunden wie­der ver­ges­sen haben. Deshalb den­ken wir Stockfotografen auch, dass vie­le Leute ja Bildagenturen ken­nen müss­ten, wo sie Fotos güns­tig ein­kau­fen kön­nen. Unter dem Strich wis­sen jedoch mehr Menschen nicht, dass Bildagenturen exis­tie­ren und was die­se ver­kau­fen als anders­rum. Wer auf der Suche nach Bildern ist, geht viel häu­fi­ger zu Google und schaut sich dort die Ergebnisse an.

Deswegen geben Bildagenturen auch sehr viel Geld aus, um ent­we­der direkt bei Google Werbung zu schal­ten oder indi­rekt, um mit­tels aus­ge­feil­ter SEO-​Maßnahmen die eige­nen Bilder in die obers­ten Reihen der Google-​Bildersuche zu drü­cken. Das funk­tio­nier­te lan­ge sehr gut, bis Google, wie erwähnt, das Layout umstell­te. Jetzt geht Google noch einen Schritt wei­ter. Sobald der Bildsucher auch nur nach irgend­ei­ner Lizenz sucht, fal­len prak­tisch alle Agenturbilder, egal ob Microstock oder Macrostock, aus dem Raster. Übrig blei­ben Amateurbilder.

Das kann einer­seits dazu füh­ren, dass auch pro­fes­sio­nel­le Bildkäufer sich ver­mehrt bei den kos­ten­lo­sen Bildern bedie­nen. Das wie­der­um schwächt die Profis, wenn sie nicht in der Lage sind, sich durch Motivwahl, Qualität oder ande­re Unterschiede von den Hobbyfotos abzugrenzen.

Andererseits ler­nen viel­leicht weni­ger Menschen, die noch kei­ne Bildkäufer sind, über­haupt Bildagenturen ken­nen und gewöh­nen sich dar­an, dort bequem und rechts­si­cher Fotos lizen­zie­ren zu kön­nen. Denn wie die meis­ten Bildagenturen bestä­ti­gen wer­den, ist eine der größ­ten Trafficquellen jeder Agentur die Google Bildersuche. Gewesen, müss­te ich in Zukunft viel­leicht schrei­ben müssen.

Was ebenfalls passieren könnte…

Es könn­te sein, dass Google mit dem Nutzungsrechte-​Filter die Bildsucher auch dafür sen­si­bi­li­sie­ren will, dass nicht jedes Bild ein­fach belie­big genutzt wer­den darf. Wenn das klar ist, erscheint logi­scher, dass für eine Nutzung was gezahlt wer­den müss­te. Wenn jetzt Google Rechteinhabern anbie­ten wür­de, ihre Bilder eben­falls unter „für kom­mer­zi­el­le Weiterwendung gekenn­zeich­net“ anzu­zei­gen und ein klei­nes Warenkorb-​Symbol unter das Foto packt, damit klar ist, dass für die­se Fotos eine klei­ne Gebühr bezahlt wer­den muss, wäre das für die Bilderbranche eine Revolution.

Abwegig wäre es kei­nes­falls. Google ver­kauft über den Playstore schon eine Weile digi­ta­le Inhalte, hat das Vertriebsnetz und die Bezahlmöglichkeiten also prak­tisch getes­tet. Google hät­te von allen Bildagenturen von Anhang an die größ­te Nutzerbasis. Google hat das tech­ni­sche Know-​How, um dop­pel­te Bilder weg­zu­fil­tern, ähn­li­che Bilder anzu­bie­ten, Keyword-​Vorschläge zu machen und so wei­ter. Selbst für die Rechteinhaber, also die Fotografen oder Grafikdesigner, wäre ein Angebot von Google ver­lo­ckend: Immerhin nimmt Google Play nur 30% Kommission von den Anbietern, wäh­rend es bei iStock bis zu 85% sind.

Die Leidtragenden wären die bis­he­ri­gen Bildagenturen. Der Markt bleibt also sehr spannend.

Was sagt ihr? Wie könn­te Google den Bildermarkt umkrempeln?

Bilder-​Streaming – Die Zukunft der Stockfotografie?

Eine der Neuheiten, die auf der Microstock Expo vor­ge­stellt wur­den, war der Plan von der PressFoto Group, Bilder per Streaming zu verkaufen.

Wie ver­spro­chen will ich dar­über heu­te etwas mehr erzäh­len. Ich hat­te die Gelegenheit, aus­führ­li­cher über die Idee des Image-​Streaming mit Dmitriy Shironosov, dem Eigentümer der PressFoto Group zu spre­chen, der mit dem Dienst „PressFoto Rent“ in die­sen Markt ein­stei­gen will. In ande­ren Medienbereichen hat sich das Streaming schon einen klei­nen, aber fes­ten Nischenplatz gesi­chert. Für Musik gibt es Anbieter wie Spotify, Simfy oder Deezer. Für Filme und Serien gibt es unter ande­rem Watchever, Netflix, Lovefilm oder Maxdome. Auch über Apples iTunes kön­nen Medieninhalte gestreamt werden.

Im Bilderbereich sieht es da deut­lich über­sicht­li­cher aus. Getty Images tes­tet das Streaming von pas­sen­den Bildern zu Musik und ich bin sicher, im Hintergrund lau­fen noch mehr Experimente in die­ser Richtung. Bei Yaymicro gibt es eben­falls Pläne in der Richtung, wenn auch bis­her nur dezent ange­deu­tet.

Wie funk­tio­niert Bilder-Streaming?

Da die Idee noch nicht in die Praxis umge­setzt wur­de, kön­nen wir nur ver­mu­ten. Hinauslaufen wird es ver­mut­lich auf fol­gen­des: Kunden suchen wie gewohnt ein Bild und legen es in den Einkaufswagen. Wenn sie sich für ein Motiv ent­schie­den haben, kön­nen sie es – optio­nal – noch crop­pen, spie­geln, Farben ändern, Text hin­zu­fü­gen oder ähn­li­ches. Dann kli­cken sie auf „Fertig!“ und erhal­ten einen HTML-​Code. Diesen Code-​Schnipsel müs­sen sie an die pas­sen­de Stelle auf ihrer Webseite ein­bau­en, wo das Bild ange­zeigt wer­den soll. Bei jedem Aufruf der Webseite wird dann vom exter­nen Bilder-​Server das Bild gela­den und mit­ge­zählt, wie oft das Bild ange­fragt wurde.

Was ändert sich für die Bildkäufer technisch?

Aktuell lädt der Käufer ein Bild auf sei­nen Computer run­ter und kann dann mit der JPG-​Datei belie­big ver­fah­ren. Die meis­ten laden sie unver­än­dert auf die Webseite hoch. Für die­se Kunden wür­de sich kaum etwas ändern, denn vom Zeitaufwand macht es kaum einen Unterschied, ob man ein Bild in ein Content-​Management-​System ein­pflegt oder ein HTML-​Schnipsel an die pas­sen­de Stelle setzt.

Wer als Bildkäufer jedoch gewohnt ist, die Bilder zu beschnei­den, zu retu­schie­ren oder zu ver­än­dern, muss hof­fen, dass die ange­bo­te­nen Bearbeitungsmöglichkeiten der Streaming-​Anbieter aus­rei­chend sind und min­des­tens genau­so kom­for­ta­bel sind wie die bis­he­ri­gen Retusche-​Möglichkeiten.

Außerdem besteht die Möglichkeit, das bei einer Nicht-​Erreichbarkeit des Bilder-​Servers die Webseite des Bildnutzers auf ein­mal ohne Fotos aus­kom­men muss. Das wäre eine ärger­li­che Situation.

In den vori­gen Kommentaren hier im Blog hat die Leserin Miana dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Streaming-​Bilder auch für die Platzierung in Suchmaschinen von Nachteil sei­en. Ich bin nicht sicher, ob das wirk­lich so ist, weil vie­le gro­ße Webseiten ja eige­ne CDN (Content-​Delivery-​Networks) haben, wo deren Bilder etc. eben­falls aus­ge­la­gert wer­den. An die­ser Stelle wer­den die­se CDN sogar als vor­tei­lig für die Ladezeiten von Webseiten gelobt, was wie­der­um das Google-​Ranking ver­bes­sern sol­le. Wenn die Server also schnel­ler sind als der eige­ne Web-​Server, wäre das viel­leicht sogar von Vorteil statt ein Nachteil.

Fraglich ist auch, was mit den gan­zen Crawlern der Suchmaschinen ist, die stän­dig Webseiten durch­fors­ten und damit auch die Streaming-​Bilder auf­ru­fen wür­den. Im letz­ten Monat hat­te ich allein hier im Blog über 16.000 Aufrufe vom Google-​Spiderbot, über 13.000 vom Spider der rus­si­schen Suchmaschine Yandex, eini­ge tau­send von Sistrix und so wei­ter. Würden die­se eine Art „Grundeinkommen“ für jedes Streaming-​Bild erzeu­gen? Oder wür­den sie aus­ge­sperrt und damit eben wie oben ver­mu­tet dem Suchmaschinen-​Ranking schaden?

Was ändert sich für die Bildkäufer finanziell?

Diese Frage inter­es­siert die Bildnutzer als auch die Agenturen und Fotografen sicher am meis­ten. Im Grund gibt es drei Möglichkeiten: Es bleibt preis­lich alles wie es ist, es wird teu­rer oder es wird güns­ti­ger. Gehen wir die drei Optionen kurz durch: Wenn der Bildnutzer preis­lich kei­nen Vorteil hat, weil alles bleibt, wie es ist, sehe ich kei­nen Grund, auf das Bilder-​Streaming zu wech­seln. Wird es für den Bildkunden im Schnitt jedoch güns­ti­ger, muss das gespar­te Geld irgend­wo anders feh­len: Bei der Agentur und (bzw. ver­mut­lich eher oder) den Fotografen. Das wäre für uns Fotografen eine schlech­te Variante. Wird es für den Bildkunden im Schnitt jedoch teu­rer, gibt es aus Sicht der Käufer kei­nen Grund, zum Streaming zu wech­seln. Dimitriy argu­men­tier­te mir gegen­über so, dass den Kunden lang­fris­tig vie­le klei­ne Cent-​Beträge weni­ger auf­fal­len und schmer­zen wür­den als vie­le Euro im Voraus beim Credit-​Kauf wie es aktu­ell der Fall wäre und sie somit unwis­sent­lich, aber auf lan­ge Sicht doch mehr zah­len wür­den. Da könn­te etwas dran sein, wenn ich mir anschaue, wie vie­le kos­ten­pflich­ti­ge Apps ich mir schon für weni­ge Cent im iTunes-​Store gekauft habe. Aber die gro­ßen Kunden wer­den sehr wohl auf das Geld schau­en und Kalkulationen anstellen.

Da der Preis eines Bildes als TKP (Tausender-​Kontakt-​Preis) berech­net wer­den soll, also für 1000 Abrufe eines Bildes bezahlt wird, könn­te ich mir gut vor­stel­len, dass die cle­ve­ren Kunden dann auf die klick­träch­ti­gen Titelstorys lie­ber tra­di­tio­nell gekauf­te Stockfotos plat­zie­ren und auf unwich­ti­ge Nebenseiten die Streaming-Bilder.

Es gibt noch eine ande­re Überlegung, die mich skep­tisch blei­ben lässt. Das „royal­ty free“-Geschäftsmodell (RF) hat sich gegen­über dem frü­her vor­herr­schen­den „rights managed“-Modell (RM) so schnell durch­ge­setzt, weil es preis­lich deut­lich ein­fa­cher nach­zu­voll­zie­hen war. Bei RM wur­de der Preis eines Fotos von vie­len Faktoren wie Auflagengröße, Exklusivität, Ort, Art und Dauer der Nutzung, Platzierung (Titelseite teu­rer als im Innenteil etc.) und so wei­ter bestimmt. bei RF galt: Je Größe ein Preis. Fertig. Mit dem Bilder-​Streaming wäre es preis­lich wie­der eine Rolle rück­wärts, denn so wis­sen die Bildkäufer erst nach der tat­säch­li­chen Nutzung des Bildes, wie viel die­se gekos­tet hat. Bei so viel Unsicherheit höre ich schon die Buchhaltung-​Abteilungen der gro­ßen Verlage aufheulen.

Wertverlagerung der Bilder

Bisher war es ziem­lich ein­fach: Ein Bild wur­de dann gekauft, wenn das Motiv und die Suchbegriffe gepasst haben. Im Microstock-​Bereich bei­des Bereiche, die der Fotograf allein zu ver­ant­wor­ten hat­te. Deshalb kann man sagen: Je bes­ser der Fotograf, des­to mehr Bilder hat er ver­kauft und des­to mehr damit auch ver­dient. Beim Image-​Streaming hin­ge­gen bemisst sich der Preis eines Bildes an den Aufrufen. Die Aufrufe einer Webseite in einem Blog, auf einer News-​Seite oder wo auch immer hängt jedoch nicht von der Qualität des Bildes ab, son­dern vom Inhalt oder der Überschrift. Zugespitzt könn­te man for­mu­lie­ren: Der Journalist oder Copywriter bestimmt, wie viel der Fotograf ver­dient. Als Fotograf will ich jedoch für mei­ne Arbeit bezahlt wer­den, nicht dafür, wie span­nend ande­re jour­na­lis­ti­sche Texte sind.

Hohle Marketing-​Versprechen

Eine Mitarbeiterin von PressFoto schrieb mir sinn­ge­mäß: Unser Streaming-​Service wird garan­tiert nicht die Verkäufe bei ande­ren Bildagenturen beein­träch­ti­gen. Erstens rich­tet sich der Dienst an neue Kunden, die bis­her nicht gekauft haben und zwei­tens ist der Dienst nur für Web-​Formate. Davon glau­be ich genau die zwei­te Hälfte. Es ist logisch, dass Streaming nur für Online-​Nutzungen funktioniert.

Ich glau­be jedoch kein biss­chen, dass Streaming für Neukunden inter­es­sant ist. Auf der Mexpo trat Dimitriy mit einer Augenklappe als Pirat auf, um dar­zu­stel­len, dass er die Leute als Kunden im Blick habe, die bis­her Bilder im Internet klau­en wür­den. Ich den­ke jedoch nicht, dass die­se Leute das machen, weil sie Streaming ver­mis­sen, son­dern weil sie kei­ne ent­we­der kei­ne Ahnung haben, dass man für vie­le Bilder bezah­len muss oder nur kei­ne Lust dar­auf haben. Dieses Marketing-​Versprechen, dass bis­he­ri­ge Umsätze nicht betrof­fen wären bei der Einführung eines neu­en Verkaufsmodells, habe ich schon bei der Einführung der Abo-​Modelle nicht geglaubt.

Was sagt ihr um Bilder-​Streaming? Was sind aus eurer Sicht die Vor- und Nachteile?

Update 10.12.2013: Im Blog der PressFoto-​Group gibt es jetzt hier mehr Details und Screenshots zu sehen. Demnach sol­len 1000 Views (1 CPM) ca. 30 Kopeken kos­ten, also umge­rech­net weni­ger als 1 Euro-Cent.

37 verkäufliche Top-​Themen für Stockfotos

Welche Bilder und Motive ver­kau­fen sich über Bildagenturen am besten?

Das ist die ewig glei­che Frage und frü­her muss­ten Fotografen sich dabei vor allem auf ihre Erfahrung, das Bauchgefühl und ihren Instinkt ver­las­sen. Das sind immer noch nütz­li­che Werkzeuge, aber in der heu­ti­gen digi­ta­len Welt, wo auch die Suchbegriffe digi­tal erfasst wer­den, kommt eine wei­te­re hilf­rei­che Komponente hin­zu: „Big Data“. Die genaue Erklärung fin­det ihr im Link, die Kurzform ist: Aus ver­schie­de­nen Datenquellen wer­den gro­ße Mengen an Daten durch­sucht und analysiert.

Dieses Bild deckt sowohl „Multigenerationen-​Familie“ als auch „Großeltern/​Enkelkinder“ und „Älteres Paar/​Seniorenpaar“ ab.

In Hinblick auf die Stockfotografie leis­ten da die Jungs von Stock Performer und Picworkflow* groß­ar­ti­ge Arbeit. Ein ganz prak­ti­sches Beispiel lie­fern sie in ihrer kom­bi­nier­ten Analyse von Käufer-​Suchbegriffen bei Bildagenturen. Stock Performer fing mit die­ser Liste an und Picworkflow griff sie auf und opti­mier­te sie zu die­ser hier.

Ich über­set­ze die letz­te­re Liste jetzt und habe sie nach „Beliebtheit“ bei den Bildkäufern sor­tiert. Einige ähn­li­che Begriffe habe ich zusam­men­ge­fasst (man kann Enkelkinder kaum ohne Großeltern darstellen).

  • Mehrgenerationen-​Familien
  • Besprechungsraum
  • Kundenberater
  • multi-​ethnische Gruppe
  • Großeltern/​Enkelkinder
  • Seminar
  • Handschlag
  • fra­gen
  • Älteres Paar/​Seniorenpaar
  • Fitnesscenter
  • Ausbilder
  • Patient
  • Rückansicht
  • Hund
  • Laufen/​Jogging
  • Nachtclub
  • Radfahren
  • repa­rie­ren
  • Textnachricht
  • Smartphone
  • klei­ne Einzelhändler
  • Headset
  • Sexsymbol
  • medi­zi­ni­sche Untersuchung
  • Arbeiter
  • Tablet Computer
  • am Telefon
  • Klassenzimmer
  • sprin­gen
  • Ingenieur
  • Lehrer
  • schla­fen
  • Kopfhörer
  • besorgt
  • Meeting
  • Diagramm
  • Aufstieg

Diese 37 Begriffe bie­ten genü­gend Anhaltspunkte für gute und vor allem lukra­ti­ve Shootings. Zu beach­ten ist, dass eini­ge Themen am bes­ten in Kombination funk­tio­nie­ren (Lehrer/​Klassenzimmer oder Patient/​Untersuchung). Wer sich wun­dert, was „Rückansicht“ bedeu­ten soll: Das wird ger­ne als Ergänzung in Kombination mit dem eigent­lich gesuch­ten Begriff ver­wen­det, in der Art „Senioren von hin­ten“ oder „Rückansicht einer Frau beim Laufen“.

Auch zum Verschlagworten ist die­se Liste sehr hilf­reich, wenn auch mit Vorsicht zu genie­ßen, weil viel vom kon­trol­lier­ten Vokabular von iStock drin steckt. So suchen Leute viel­leicht doch eher nach „Familie Senioren“ als nach „Mehrgenerationen-​Familie“.

Aber die­se Liste, kom­bi­niert mit der oben genann­ten Erfahrung und dem Instinkt eines guten Stockfotografen soll­te ein guter Ratgeber für zukünf­ti­ge Stockfotos sein. Auch für mein geplan­tes „Microstock-​Shooting-​Experiment“ könn­te die Liste nütz­lich sein. Doch dazu in einem eige­nen Beitrag bald mehr.

Was sagt ihr zu der Liste? Was fällt euch auf?

Smartphone-​Apps für den Verkauf von Fotos

Okay, bald ist wirk­lich Schluss. Das hier ist jetzt schon der vier­te Teil mei­ner Serie über Smartphone-​Fotografie und wie man damit Geld ver­die­nen kann. Auslöser für Teil eins war die Entscheidung von Yuri Arcurs, sei­ne Bilder exklu­siv bei Getty Images anzu­bie­ten. Außerdem inves­tier­te er über eine Million US-​Dollar in die Startup-​Firma Scoopshot, wor­über ich im zwei­ten Teil berich­te­te. Im drit­ten Teil habe ich die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Smartphone-​Apps zum Fotoverkauf analysiert.

Heute will ich im vier­ten Teil die mir bekann­ten Smartphone-​Apps vor­stel­len und was sie ausmacht:

Foap

Screenshot der foap-App

Mit am längs­ten dabei ist die schwe­di­sche Firma Foap, die seit über einem Jahr Bilder per App ver­kauft. Zur Zeit ist sie nur für iOS ver­füg­bar, aber ab September ist auch eine Android-​Version geplant. Üblicher Verkaufspreis ist 10 USD, wobei der Fotograf die Hälfte davon erhält. Wer Bilder mit „Credits“ kauft, zahlt je nach gekauf­ter Creditmenge nur 7–9 USD. Es wer­den auch „nor­ma­le“ Fotos von DSLR-​Kameras und so wei­ter akzep­tiert, wenn die­se über die App hoch­ge­la­den wer­den. Foap erzielt regel­mä­ßi­ge Verkäufe. Die letz­ten 20 Verkäufe wer­den über die App angezeigt.

Neben den regu­lä­ren Fotoverkäufen star­tet Foap soge­nann­te „Missionen“, bei denen Firmen ihre Fotowünsche an die Fotografen her­an­tra­gen und sagen, wie viel sie bereit wären, dafür zu zah­len. Auch das ist das im drit­ten Teil schon erwähn­te „Work for Spec“, also Auftragsarbeiten, die even­tu­ell nicht bezahlt wer­den. Erst vor paar Wochen hat Foap genau­so wie Scoopshot eine Millionen-​Investition erhalten.

Scoopshot

Screenshot der Scoopshot-App

Aus dem Nachbarland Finnland kommt die Konkurrenz-​App Scoopshot, über die ich im zwei­ten Teil aus­führ­lich berich­tet habe. Hier liegt der Fokus stär­ker auf den „Missionen“, für die der Fotograf jedoch nur 2,50 USD erhält, soll­te er ein Foto ver­kau­fen. Die ver­kauf­ten Fotos wer­den in der App und auf der Webseite ange­zeigt, eine Verkaufswahrscheinlichkeit von unter 1% scheint nor­mal zu sein. Die App gibt es für das iPhone und für Android. Im Gegensatz zu vie­len der ande­ren Apps müs­sen die Bilder hier nicht ver­schlag­wor­tet werden.

123rf On-​The-​Go

Screenshot der 123rf-App

Einen klas­si­sche­ren Ansatz ver­folgt die Bildagentur 123rf, wel­che mit „On-​The-​Go“ den Upload direkt über die App zur Agentur erlaubt. Im Grunde ist die App aber „nur“ eine Erweiterung des nor­ma­len Agenturverkaufs. Hilfreich ist zumin­dest, dass man mit der App sei­ne letz­ten Verkäufe anse­hen kann, auch jene, wel­che über die Webseite getä­tigt wur­den. Nichtsdestotrotz hat auch 123rf das Konzept der Missionen auf­ge­grif­fen und nennt sie „Contests“. Diese wer­den jedoch von der Agentur selbst aus­ge­schrie­ben und ein Gewinnerfoto erhält dann 300 USD.

TWOP

Screenshot der TWOP-App

Die Münchener Firma „The World Of Pictures“, kurz TWOP, ver­sucht sich an einer Mischung aus FOAP und Scoopshot. Die App gibt es aktu­ell nur für iOS. Die Nutzer kön­nen Bilder in den Marktplatz hoch­la­den, wo die­se dann je nach Bildgröße für 5 oder 10 Euro net­to gekauft wer­den kön­nen. Bei TWOP kann zwi­schen einer kom­mer­zi­el­len und einer redak­tio­nel­len Lizenz gewählt wer­den. Außerdem haben Bildkäufer eben­falls die Möglichkeit, Bildanfragen zu stel­len, für die sie je nach gewünsch­ter Bildgröße auch nur 5 (Web) oder 10 Euro (Print) zah­len müs­sen. Die Fotografen erhal­ten davon die Hälfte. Die meis­ten Bildanfragen kom­men aktu­ell von TWOP selbst, ver­mut­lich, damit der Bereich nicht zu leer aus­sieht. Die letz­ten Bildverkäufe kön­nen über die App ange­se­hen werden.

Clashot

Screenshot der Clashot-App

Die Bildagentur Depositphotos star­te­te die App Clashot, mit der sie die „mobi­le foto­jour­na­lis­ti­sche Arbeiten“ anbie­ten will. Bisher ist sie nur für iOS erhält­lich. Alle Bilder wer­den nur für die redak­tio­nel­le Nutzung ver­kauft, des­we­gen muss der Fotograf die Bilder beim Hochladen auch mit Datum, Titel, Kategorie und Suchbegriffen ver­se­hen. Wie schon im nor­ma­len Agenturgeschäft legt Depositphotos auch hier die Preislatte wie­der sehr nied­rig. Die Bilder wer­den je nach Größe für 0,80 bis ca. 4 USD ver­kauft, wovon der Fotograf 44% erhält, im nied­rigs­ten Fall also 0,35 Cent. Eine erwei­ter­te Lizenz kos­tet 80 USD.

Streetspotr

Screenshot der Streetspotr-App

Bei der App Streetspotr geht es zwar auch um Fotos, aber oft aus ande­ren Gründen. Die Firma bewirbt die Nutzer als „mobi­le Arbeitskräfte“, die unter­wegs klei­ne Aufgaben erle­di­gen sol­len. Dzu zählt zum Beispiel das Überprüfen von WLAN-​Hotspots, Taxiständen, aber auch das Fotografieren von aktu­el­len Prospekten, Speisekarten oder Baustellenschildern. Andere Aufträge sind: Überprüfen, ob ein Promotion-​Team an der rich­ti­gen Stelle steht, sau­ber ange­zo­gen und moti­viert ist, mit Barkeepern Video-​Interviews über bestimm­te Wodka-​Marken füh­ren und so wei­ter. Für mich füh­len sich vie­le der Aufträge wie Industriespionage an, wes­halb ich sie schnell wie­der deinstal­liert habe.

Außerdem wer­den für die ca. 0,50 bis 10 Euro Honorar vie­le ver­schie­de­ne Details zusätz­lich zu eini­gen Fotos abge­fragt. Fehlt etwas oder ist der Auftraggeber mit den gelie­fer­ten Infos nicht zufrie­den, wird die Bezahlung – den Kommentaren im Appstore nach – ger­ne ver­wei­gert. Die App gibt es für iOS und für Android.

Der Vollständigkeit hal­ber: Streetspotr scheint eine Kopie der 2010 gestar­te­ten App Gigwalk zu sein.

CNN

Screenshot der CNN-App

Ähnlich wie Clashot erlaubt auch die APP des Nachrichtensenders CNN, Fotos und Videos von nach­rich­ten­re­le­van­ten Ereignissen direkt hoch­zu­la­den. Der Bereich dafür ist „iReport“, ansons­ten fun­giert die App als – schlecht lay­oute­tes – Nachrichtenportal des Senders. Positiv anzu­mer­ken ist, dass Medien auch als „Gast“ hoch­ge­la­den wer­den kön­nen, ohne einen Benutzeraccount anle­gen zu müs­sen. Außerdem hat CNN eben­falls „iAssignments“, also Fotoaufträge, die jedoch schon mehr in Richtung „Dokumentiere die aktu­el­len Proteste in Brasilien/​Türkei/​Ägypten“ etc. gehen.

PicsaStock

Erst vor paar Tagen kün­dig­te der Chef der yourpainting.de, Andre Lutter, die Gründung der Bildagentur PicsaStock an, wel­che nur Smartphone-​Fotos ver­kau­fen will. Eine App gibt es aber noch nicht. Die Fotografen sol­len 50% der erziel­ten Einnahmen erhal­ten. Wie sich der Dienst gegen­über den ande­ren eta­blier­te­ren Firmen abhe­ben soll, ist mir noch unklar.

EyeEm

Die deut­sche Firma EyeEm ist ein Instagramm-​Klon und ver­kauft aktu­ell noch kei­ne Bilder. Laut die­sen News sam­mel­te die Firma jedoch erst kürz­lich 6 Million USD Risikokapital ein und will bald in den Bildermarkt einsteigen.

Fizwoz und Pictorama

Diese Firma Fizwoz hat sich zum Ziel gesetzt, die News-​Handyfotos meist­bie­tend an Nachrichtensender oder ande­re Medien ver­stei­gern zu kön­nen. Da ich die App für das iPhone jedoch nicht fin­de und auch die letz­ten News auf der Webseite von 2011 sind, den­ke ich, das Projekt hat sich genau­so erle­digt wie Pictorama, die deut­sche Firma, die Smartphone-​Fotos ver­kau­fen woll­te und im Februar den Dienst quit­tiert hat.

Was noch?

Die Bildagentur iStockphoto akzep­tiert seit über einem Jahr auch Handyfotos. Dafür gibt es aber kei­ne App, die Fotos müs­sen direkt über die Agentur-​Webseite hoch­ge­la­den wer­den. Hier gibt die Agentur Tipps für die Mobilfotografie. Die Tipps gel­ten übri­gens auch für alle, die gute Fotos mit dem Smartphone machen wol­len, ohne die­se gleich zu verkaufen.

Auf ähn­li­chen Umwegen könn­ten es Handyfotos sogar zum Branchenführer Getty Images schaf­fen. Wer sei­ne Fotos zu Flickr hoch­ädt, egal ob über deren App für iOS oder Android, kann eine Einladung zur Flickr Kollektion erhal­ten oder sich mit sei­nen Fotos dort direkt bewer­ben. Wie genau das geht, steht alles hier. Dann wer­den die Fotos sowohl über iStockphoto als auch Getty Images und deren Partneragenturen verkauft.

Nutzt ihr schon Smartphone-​Apps zum Bilderverkauf? Und wie sind eure Erfahrungen damit?