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Vertikale Bilder sind tot! Über den Niedergang der Hochformat-Bilder

Gestern habe ich mir im Backend bei Adobe Stock mei­ne Bestseller der letz­ten drei Monate ange­schaut. Dabei fiel mir auf, dass bei den 100 best­ver­kauf­tes­ten Motiven kein ein­zi­ges ver­ti­ka­les Bild dabei war. Auf Platz 74 war ein qua­dra­ti­sches Bild, der Rest aus­nahms­los horizontal.

Dabei besteht mein Portfolio dort ziem­lich genau aus 68,09% hori­zon­ta­len Bildern, 23,12% ver­ti­ka­len Bildern und 8,79% qua­dra­ti­schen Bildern (Videos habe ich aus­ge­klam­mert, weil die­se alle hori­zon­tal sind). Statistisch gese­hen hät­te sich die­ses Verhältnis unge­fähr in den Verkäufen wider­spie­geln müs­sen, wenn…, nun ja, wenn sich die ver­schie­de­nen Bildformate gleich gut ver­kau­fen wür­den. Das ist aber offen­sicht­lich nicht der Fall.

Schematisch ver­än­der­te Darstellung mei­ner Bestseller

Dann schau­te ich bei Shutterstock. Hier ergab sich ein ähn­li­ches Bild. Von mei­nen hun­dert best­ver­kauf­ten Bildern in die­sem Jahr gab es nur auf Platz 48 und 68 ein ver­ti­ka­les Bild, der Rest waren hori­zon­ta­le Motive.

Nun war mein Ehrgeiz geweckt und ich woll­te sehen, ob ich ein Sonderfall bin oder die­ses Muster System hat.

Von einer gro­ßen inter­na­tio­na­len Bildagentur ließ ich mir nur die Bilder des letz­ten Jahres, wie­der ohne Videos, zu ver­schie­de­nen Schlagwörtern sor­tiert nach Ausrichtung anzeigen.

Hier das Ergebnis als Diagramm:

Klicken zum Vergrößern

Ihr seht die Ergebnisse für die sie­ben Suchbegriffe „busi­ness, woman, food, christ­mas, tree, por­trait, archi­tec­tu­re“ und als letz­tes die Durchschnittswerte aller sie­ben Keywords zusammen.

Die ers­ten Suchbegriffe habe ich will­kür­lich gewählt, weil die­se uni­ver­sel­le Bestseller-​Suchbegriffe sind. Die Begriffe „tree, por­trait, archi­tec­tu­re“ waren Vorschläge mei­ner Facebook-​Follower auf die Frage, für wel­che Begriffe sie am meis­ten ver­ti­ka­le Ergebnisse erwar­ten würden.

Portrait“ war zwar tat­säch­lich der Suchbegriff von den sie­ben, bei dem es am meis­ten ver­ti­ka­le Ergebnisse gab, aber trotz­dem ver­kau­fen sich die­se genau­so schlecht wie die anderen. 

Durchschnittswerte über die sie­ben Suchbegriffe hinweg

Durchschnittlich ver­kau­fen sich die Portraitbilder nur 44% so gut wie es die Häufigkeit nahe­le­gen wür­de, im Gegensatz zu den hori­zon­ta­len Bildern, wel­che sich mit 111% bes­ser ver­kau­fen als die Häufigkeit sug­ge­riert. Selbst die qua­dra­ti­schen Bilder ste­hen mit 103% deut­lich bes­ser da als die ver­ti­ka­len Motive.

Auch wenn wir uns den jewei­li­gen Topseller für jeden Suchbegriff anschau­en, wird sicht­bar, um wie viel bes­ser sich hori­zon­ta­le Bilder verkaufen.

Im Diagramm zei­ge ich, um wie viel Mal der hori­zon­ta­le Bestseller sich bes­ser ver­kauft hat als der ver­ti­ka­le Bestseller im glei­chen Zeitraum. Spitzenreiter ist hier „food“ mit 24x mehr Verkäufen, am „aus­ge­gli­chens­ten“ ist es tat­säch­lich noch bei „por­trait“ mit 6x mehr Verkäufen. Aber selbst das ist ein beträcht­li­cher Unterschied.

Woher kommen diese Unterschiede?

Ich ver­mu­te ver­schie­de­ne Gründe für die­se star­ke „Under-​Performance“ ver­ti­ka­ler Bilder. Zum einen wur­den ver­ti­ka­le Bilder bevor­zugt für die Titelseiten von Zeitschriften und Büchern ver­wen­det, bei­des Bereiche, die in den letz­ten Jahren star­ke Auflagenrückgänge zu ver­zeich­nen hat­ten. Und selbst hier braucht jedes Buch und jede Zeitschrift meist nur ein ver­ti­ka­les Bild für die Titelseite, im Heft- bzw. Buch-​Inneren wer­den eben­falls lie­ber hori­zon­ta­le Fotos ein­ge­setzt, weil sie den Lesefluss weni­ger stö­ren. Das gilt beson­ders für Webseiten, weil die Computerbildschirmen in der Regel hori­zon­tal jus­tiert sind und sich so hori­zon­ta­le Bilder bes­ser ins Layout einpassen.

Einen wei­te­ren Grund sehe ich aber in der Darstellung auf den Bildagenturseiten selbst. Mit dem Verzicht auf qua­dra­ti­sche Platzhalter für jedes Bild und der Einführung der dyna­mi­schen Layouts bekom­men aktu­ell ver­ti­ka­le Bilder – auch bei iden­ti­scher Pixelgröße des Originalbilds – viel weni­ger Thumbnail-​Größe als ihre hori­zon­ta­len Pendants.

Zwei Beispiele: Bei Adobe Stock wird die­ses ver­ti­ka­le Bild mit 29x194 Pixel (= 25.026 Pixel) ange­zeigt, das hori­zon­ta­le dane­ben mit 291x194 Pixel (=56.454). Die hori­zon­ta­len Bilder neh­men als mehr als dop­pelt so viel Fläche ein.

Thumbnail-​Darstellung bei Adobe Stock

Bei Shutterstock ist es sehr ähn­lich: 134x217 Pixel (=29.078 Pixel) für ver­ti­ka­le Bilder gegen­über 306x220 Pixel (= 67.320 Pixel) für hori­zon­ta­le Motive: Ebenfalls mehr als dop­pelt so viel. Im Vergleich zu Panorama-​Formaten ver­lie­ren die ver­ti­ka­len Bilder sogar noch mehr Fläche.

Thumbnail-​Darstellung bei Shutterstock

Außerdem fällt es Designern in der Regel oft deut­lich leich­ter, aus einem hori­zon­ta­len Foto einen ver­ti­ka­len Ausschnitt zu crop­pen als anders­rum. Bei den heu­ti­gen Bildgrößen (mei­ne Canon 5Ds lie­fert mehr als 50 Megapixel) ist das ja auch pro­blem­los selbst für Printmotive noch möglich.

Was bedeutet das für Fotografen?

Ich habe aus die­sen Zahlen für mich die ein­fa­che Erkenntnis gezo­gen: Vertikale Bilder sind tot! Mein Team hat jetzt die Anweisung, ver­ti­ka­le Bilder nur noch in begrün­de­ten Ausnahmefällen zu pro­du­zie­ren, ansons­ten set­zen wir voll auf hori­zon­ta­le Motive.

Wie seht ihr das?

Aus welchen Ländern kommen die Bilder von Shutterstock?

Vor eini­gen Wochen hat­te die bör­sen­no­tier­te Bildagentur Shutterstock ihre Geschäftszahlen des zwei­ten Quartals 2018 veröffentlicht.

Unter die­sen Zahlen gab es auch die bemer­kens­wer­te Zahl von 204,2 Millionen Bildern, wel­che Shutterstock aktu­ell anbie­tet. 41% davon sind allein im letz­ten Jahr hinzugekommen.

Auf mei­ner Facebook-​Seite gab es danach eine ange­reg­te Diskussion, wo genau die­se vie­len Millionen Bilder herkommen.
Es gibt eini­ge inof­fi­zi­el­le (und oft lei­der nur kurz­le­bi­ge) Webseiten wie microstock.club oder M‑Rank, wel­che etli­che Portfolio-​Daten von Shutterstock auslesen.

Ich habe mir die Daten (Stand: 11. August 2018) mit einem Fokus auf die Länder ana­ly­siert, aus denen die größ­ten Portfolios kommen.

Hier das Ergebnis (Klicken zum Vergrößern):
Die zwan­zig Länder, aus denen zusam­men­ge­rech­net die größ­ten Portfolios kom­men, sind demnach:

Anzahl von Portfolios Summe der Portfolios
1. Russian Federation 2117 16130814
2. Ukraine 1843 16038288
3. Thailand 2551 13159110
4. United States 805 6356750
5. Poland 347 3016993
6. United Kingdom 344 2801905
7. Germany 458 2767168
8. Belarus 348 2707467
9. Spain 302 2581656
10. Italy 360 2299261
11. Andorra 168 2212945
12. Romania 205 2130330
13. Czech Republic 257 1706167
14. Canada 193 1486789
15. Japan 199 1388036
16. Serbia 225 1381814
17. Latvia 114 1347495
18. Turkey 131 1345765
19. Indonesia 169 1260572
20. France 132 1068509
Gesamtergebnis 11268 83187834

Von den 200 Mio. Bildern wer­den auf der genann­ten Webseite ca. 140 Mio. Bilder erfasst. Davon nen­nen 4130 Portfolios mit ins­ge­samt ca. 39 Mio. Bildern lei­der kein Herkunftsland. In der obi­gen Tabelle sind also ca. 101 Bilder erfasst, immer­hin noch ca. die Hälfte des gesam­ten Shutterstock-Portfolios.

Ganz klar domi­nie­ren mit Abstand Russland und die Ukraine das Portfolio von Shutterstock.

In mei­ner Grafik oben habe ich die Portfolios ins Verhältnis zur Einwohnerzahl (geteilt durch 25 wegen bes­se­rer Lesbarkeit) gesetzt, um zu erken­nen, wel­che Länder pro­por­tio­nal dazu mehr oder weni­ger Bilder liefern.

Demnach sind vor allem in der Ukraine, Belarus, Andorra, Tschechei, Serbien und Litauen über­pro­por­tio­nal Shutterstock-​Lieferanten aktiv.

Unterrepräsentiert im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sind zum Beispiel China und Indien, die bei­den bevöl­ke­rungs­reichs­ten Länder der Welt, sowie Brasilien oder Pakistan.

Wenn wir uns nur die Durchschnittsgröße der Portfolios der jewei­li­gen Länder anschau­en, sieht die Sortierung etwas anders aus und Pakistan ist dies­mal weit oben mit dabei:

Anzahl von Portfolios Summe der Portfolios Mittelwert der Portfolios
1. Pakistan 22 365565 16617
2. Bosnia and Herz. 26 410111 15774
3. Andorra 168 2212945 13172
4. Latvia 114 1347495 11820
5. Estonia 68 798485 11742
6. Azerbaijan 78 871916 11178
7. Hong Kong 31 340685 10990
8. Kazakhstan 66 710504 10765
9. Romania 205 2130330 10392
10. Portugal 56 575848 10283
11. Turkey 131 1345765 10273
12. Korea 37 355758 9615
13. (unbe­kannt) 4130 39186418 9497
14. India 100 877551 8776
15. Ukraine 1843 16038288 8702
16. Poland 347 3016993 8695
17. Spain 302 2581656 8549
18. Belgium 35 289038 8258
19. United Kingdom 344 2801905 8145
20. France 132 1068509 8095

Gezählt habe ich nur Länder, die 20 oder mehr Portfolios auf­wie­sen, um die Werte nicht durch ein­zel­ne Ausreißer zu verfälschen.

Deutschland ist in der Tabelle schon nicht mehr drin, das „durch­schnitt­li­che“ deut­sche Portfolio bei Shutterstock ent­hält 6042 Bilder.

Wenn ich mir anschaue, aus wel­chen Ländern die meis­ten neu­en Portfolios im Jahr 2017 hin­zu­ge­kom­men sind, ändert sich an der ers­ten Rangliste kaum etwas. Aus Thailand kamen 80 neue Portfolios, aus Russland 55, 42 aus der Ukraine, 24 aus Indonesien und 22 aus den USA und 17 aus Deutschland.

Auffällig ist hin­ge­gen, dass es 2015–2016 eine deut­li­che Steigerung neu ange­leg­ter Portfolios gab. Den gerin­gen Wert bei 2017 wür­de ich jedoch skep­tisch sehen und der inof­fi­zi­el­len Art der Datenerhebung ankreiden.

Wenn ich mir die Länder anschaue, in denen die aktivs­ten Uploader sit­zen, ist das Ergebnis logi­scher­wei­se sehr ähn­lich wie beim Gesamtportfolio, nur Andorra, Kanada und Großbritannien lie­ger deut­lich höher als ihre Position.

Warum Andorra bei vie­len Punkten so gut abschnei­det, weiß ich nicht, ver­mu­te aber, dass der Firmensitz dort steu­er­li­che Vorteile haben könnte.

Insgesamt bestä­tigt sich mir das Gefühl: Aus dem Osten Europas kom­men mit Abstand die meis­ten Microstock-Bilder.

Gibt es wei­te­re Fragestellungen, die ich anhand der vor­han­de­nen Daten ver­su­chen könn­te zu analyisieren?

Rezension: Die Lichtformer StripTubes im Praxistest (mit Verlosung)

Vor einer Weile erreich­te mich eine Email von Alexander Schwarz, der als Fotograf in Augsburg arbei­tet und wel­chen ich vor allem durch sei­nen TASPP-​Blog kenne.

Ob ich nicht einen neu­ar­ti­gen Lichtformer namens „StripTube“ tes­ten wol­le? Diesen hat er zusam­men mit dem Geschäftsinhaber Thomas Hirn der Firma Alkoto entwickelt.

Klar, durch soll­te Experimente habe ich schon eini­ge Gadgets lieb­ge­won­nen und in mei­nen foto­gra­fi­schen Alltag integriert.

Was sind „StripTubes“?

Es gibt ver­schie­de­ne Arten von Lichtformern wie Softboxen, Reflektoren oder Beauty Dishes, wel­che die Lichtcharakteristik von Blitz- oder Tageslicht ändern.

Dazu gehö­ren auch „Striplights“, das sind lan­ge, schma­le Softboxen, wel­che vor allem zum Erzeugen oder Betonen von seit­li­chen Streiflichtern ein­ge­setzt werden.

StripTubes sind eine Art „Striplights“, wel­che für die Benutzung mit Systemblitzen kon­zi­piert sind und im Vergleich zu Striplight-​Softboxen deut­lich platz­spa­ren­der sind. Dadurch las­sen sie sich auch in sehr engen Räumen oder an unge­wöhn­li­chen Orten positionieren.

Die Einsteck-​Öffnung ist varia­bel und erlaubt den Betrieb von prak­tisch allen gän­gi­gen Systemblitz-​Geräten, zum Beispiel Canon, Nikon, Metz oder Yongnuo.

Die StripTubes kos­ten pro Stück ca. 180 Euro oder 330 Euro für ein Doppelpack und sind zum Beispiel hier bei Amazon erhält­lich*.

Mein Test der „StripTubes“

Alexander Schwarz schick­te mir also zwei StripTubes, wel­che übri­gens kom­plett in Deutschland gefer­tigt wer­den, inklu­si­ve je einer prak­ti­schen Tragetasche.

Diese lagen dann erst mal eini­ge Monate unbe­ob­ach­tet bei mir rum, bis ich mich auf­raff­te und die Tasche öffnete.

Vor dem ers­ten Einsatz muss die Halterung der StripTubes an die ver­wen­de­ten Blitze ange­passt wer­den. Dazu wird die Halterung mit­tels des mit­ge­lie­fer­ten Imbus-​Schlüssel gelo­ckert, der Blitz rein­ge­scho­ben und die Schrauben wie­der ange­zo­gen. Außerdem müs­sen am Blitz zwei mit­ge­lie­fer­te Klettklebeband-​Stücke befes­tigt wer­den, die ver­hin­dern sol­len, dass die Blitze wäh­rend des Fotografierens aus der Halterung rutschen.

Das fin­de ich per­sön­lich etwas ungüns­tig, weil sich der zusätz­li­che Klettverschluss stö­rend auf die Verwendung ande­rer mobi­ler Lichtformer-​Systeme aus­wir­ken kann und ich nicht eben mal ein aus­ge­lie­he­nes Blitzgerät in die StripTubes schie­ben kann.

Nicht mit­ge­lie­fert wird eine Befestigung für die StripTubes am Stativ, was mir erst jetzt auf­fiel. Weil ich kei­nen „Universal-​Blitzschuh“* auf Lager hat­te, muss­te ich mir zwei bestel­len. Das Ganze habe ich jeweils mit einem Schirmneiger* kom­bi­niert, um die StripTubes auch varia­bel posi­tio­nie­ren zu können.

Montage vom StrupTube am Stativ
Montage vom StrupTube am Stativ

So sah mein Aufbau zum Schluss aus. Die Position des Blitzschuhs am StripTubes muss sau­ber aus­ba­lan­ciert wer­den. Ist das gesche­hen, kann ich den StripTube sowohl hori­zon­tal als auch ver­ti­kal (oder irgend­wo dazwi­schen) einsetzen.

Der Blitz inklu­si­ve Funkauslöser hängt auf dem Bild unten und ja, der fällt da durch den eben­falls erkann­ba­ren Klettverschluss nicht raus. Mulmig ist mir dabei trotz­dem etwas und beim Shooting wäre mir das Stativ auch zwei Mal fast umge­fal­len, weil es durch das Ausbalancieren eine wack­li­ge Angelegenheit ist.

Genausogut könn­te der StripTube auch umge­dreht wer­den, sodaß der Blitz von oben in den StripTube blitzt. Dann hät­te ich in der Praxis jedoch Schwierigkeiten gehabt, Einstellungen am Blitz zu ändern (unten auf einem Foto zu sehen).

Wie sehen die Ergebnisse aus?

Mein ers­tes Portrait, mit dem ich zufrie­den war, ist die­ses hier:

2015_maryna_3249_webDer Lichtaufbau ist dabei klas­sisch als „Lichtklammer“ mit je einem StripTube auf bei­den Seiten, gut zu sehen als Reflexion in der Brille und den Augen.

2015_maryna_3267_web Hier als „Making-​Of“ zu sehen. Der Blitz rechts steht etwas wei­ter ent­fernt, um eine rea­lis­tisch anmu­ten­de­re ungleich­mä­ßi­ge Ausleuchtung zu erzielen.

Die StripTubes kön­nen jedoch auch hori­zon­tal posi­tio­niert wer­den und über sowie unter dem Model mon­tiert wer­den. Das Ergebnis? Ein surea­ler Look mit kaum wahr­nehm­ba­ren sehr wei­chen Schatten:

2015_maryna_3283_webHier der Blick hin­ter die Kulissen inklu­si­ve der genau­en Belichtungswerte. Die Kamera löst mit 1/​200 Sekunde aus bei ISO 100 und Blende 8, der obe­re Blitz ist manu­ell auf 1/​8 gestellt, der unte­re auf 1/​16.

2015_maryna_3285_webDie StripTubes kön­nen natür­lich auch in Kombinationen mit ganz ande­ren Lichtformern benutzt wer­den. Bei die­sem Bild kam ein Beauty-​Dish von oben direkt auf der Kamera-​Achse zum Einsatz, auf­ge­hellt mit einem Reflektor von unten und den StripTubes von der Seite:

2015_maryna_3421_webHier der Blick inklu­si­ve der Lichtformer:

2015_maryna_3420_webMein Fazit

Vor den StripTubes habe ich noch nie mit Striplights gear­bei­tet und wer­de es sicher auch wei­ter­hin kaum machen, weil die­se Art der Lichtsetzung prä­zi­ses Arbeiten erfordert.

Bei der Stockfotografie hin­ge­gen kommt es auf Effizienz an. Das stän­di­ge Arrangieren der Blitze, nur weil das Model etwas zur Seite schau­en soll oder ich den Bildausschnitt ände­re, kos­tet mir zuviel Zeit, wes­halb ich wei­ches flä­chi­ges Licht bevorzuge.

Trotzdem glau­be ich, dass die StripTubes für Fotografen mit einer ande­ren Herangehensweise sehr hilf­reich sein kön­nen. Zum einen natür­lich für Produktfotografen, wel­che Streiflichter auf Flaschen oder Biergläser zau­bern wol­len oder Beauty-​Fotografen, die Platz spa­ren wollen.

Vermutlich lie­ßen sich die StripTubes auch durch hel­le LED-​Taschenlampen beleuch­ten und wären damit für Video-​Produktionen nützlich.

Dazu kommt, dass ich sicher längst nicht alle Möglichkeiten der StripTubes aus­pro­biert habe. Es kön­nen auch zwei StripTubes längs anein­an­der gesteckt wer­den, um eine 1,5 Meter lan­ge Leuchtröhre zu erhal­ten. Oder zwei StripTubes neben­ein­an­der wür­den das Licht einer recht­ecki­gen Softbox erge­ben. Oder Aufnahmen im engen Fahrstuhl? Kein Problem!

Verlosung von einem Set mit zwei StripTubes

Thomas Hirn war so freund­lich, mir ein Set mit zwei StripTubes zur Verlosung bereit­zu­stel­len. Alles, was ihr dafür tun müsst, ist unter dem Artikel in einem Kommentar die fol­gen­de Frage zu beantworten:

Wofür wür­det ihr die StripTubes ger­ne nut­zen wollen?“

Einsendeschluss ist Freitag, der 9.10.2015, der Rechtsweg ist aus­ge­schlos­sen. Aus den gül­ti­gen Kommentaren lose ich mit­tels random.org einen Gewinner aus, der per Mail benach­rich­tigt wird, die Angabe einer gül­ti­gen Mailadresse ist also notwendig.

Ich drü­cke euch die Daumen!

* Affiliate

Getty Images verschenkt Millionen Bilder mit kostenlosen Streaming-​Service Embed

Die Nachricht hat schnell die Runde gemacht. Vor paar Tagen stell­te Getty Images, die größ­te Bildagentur der Welt, ihren neu­en Service „Getty Embed“ vor. Damit ist es – unter bestimm­ten Bedingungen – mög­lich, aktu­ell knapp 33 Millionen Fotos kos­ten­los online zu nutzen.

An diesem Zeichen ist erkennbar, ob ein Bild kostenlos eingebettet werden darf.
An die­sem Zeichen ist erkenn­bar, ob ein Bild kos­ten­los ein­ge­bet­tet wer­den darf.

Was ist „Getty Embed“?

Getty Embed ist ein neu­er Streaming-​Service, mit dem Blogs, Webseiten und sozia­le Netzwerke kos­ten­los Bilder von Getty Images auf ihren Seiten anzei­gen dür­fen. Die Anzeige des Fotos erfolgt jedoch nicht auf der jewei­li­gen Seite, son­dern wird mit­tels eines iFrame von Getty Images aus­ge­lie­fert (des­halb „Streaming“). Unter dem Bild ste­hen aktu­ell die Fotocredits und ein Link zur Bildagentur. Später könn­te dort auch Werbung ste­hen. Dieser unte­re Teil darf nicht ent­fernt werden.

Vorschau eines Getty-Embed-Bildes
Vorschau eines Getty-Embed-Bildes

Der Start die­ses Angebots hat aber nicht wegen die­ser tech­ni­schen Neuerung Wellen geschla­gen, son­dern wegen der Tatsache, dass die Fotos auf die­se Art kos­ten­los genutzt wer­den dür­fen. Kostenlos frei­lich nur in dem Sinne, dass die Nutzer dafür kein Geld zah­len müs­sen. Stattdessen müs­sen sie in Form von Daten zah­len. Aber dazu spä­ter mehr.

Die voll­stän­di­gen Lizenzbedingungen für die Nutzung fin­den sich hier und der wich­tigs­te Teil sind die­se bei­den Absätze:

[…]Eingebetteter Viewer

Soweit ver­füg­bar, dür­fen Sie Getty Images-​Inhalte unter Verwendung des ein­ge­bet­te­ten Viewers (der „ein­ge­bet­te­te Viewer“) auf einer Website, in einem Blog oder auf einer Social-​Media-​Plattform ein­bet­ten. Nicht alle Getty Images-​Inhalte sind für die ein­ge­bet­te­te Verwendung ver­füg­bar, und die Verfügbarkeit kann sich ohne Vorankündigung ändern. Getty Images behält sich das Recht vor, Getty Images-​Inhalte nach allei­ni­gem Ermessen und ohne Vorankündigung aus dem ein­ge­bet­te­ten Viewer zu ent­fer­nen. Sie ver­pflich­ten sich, die Verwendung des ein­ge­bet­te­ten Viewers und/​oder der Getty Images-​Inhalte auf Aufforderung umge­hend ein­zu­stel­len. Sie dür­fen ein­ge­bet­te­te Getty Images-​Inhalte nur zur redak­tio­nel­len Zwecken (also im Zusammenhang mit Ereignissen, die berich­tens­wert und von öffent­li­chem Interesse sind) ver­wen­den. Nicht gestat­tet ist die Verwendung ein­ge­bet­te­ter Getty Images-​Inhalte: (a) für jeg­li­che gewerb­li­che bzw. geschäft­li­che Zwecke (z. B. in Werbung, Marketing oder zum Verkauf von Waren) oder auf eine Weise, die eine Empfehlung oder Sponsoring impli­ziert; (b) unter Verletzung jeg­li­cher ange­ge­be­ner Beschränkungen; © auf dif­fa­mie­ren­de, por­no­gra­fi­sche oder ander­wei­tig unge­setz­li­che Weise; oder (d) außer­halb des Nutzungskontexts des ein­ge­bet­te­ten Viewers.

Getty Images (oder von Getty Images beauf­trag­te Dritte) sind berech­tigt, Daten im Zusammenhang mit der Nutzung des ein­ge­bet­te­ten Viewers und ein­ge­bet­te­ter Getty Images-​Inhalte zu erfas­sen, und behält sich das Recht vor, im ein­ge­bet­te­ten Viewer Werbung anzu­zei­gen oder sei­ne Nutzung ander­wei­tig kom­mer­zi­ell aus­zu­wer­ten, ohne Sie hier­für zu ent­schä­di­gen. […]“ (Hervorhebung von mir)

Die wich­tigs­te Einschränkung ist, dass das Angebot nur für redak­tio­nel­le Zwecke gilt. Wer also sei­ne gewerb­lich genutz­te Webseite mit die­sen Bildern auf­hüb­schen will, auf der er sei­ne Produkte und Dienstleistungen ver­kauft, darf Getty Embed nicht nut­zen. Stattdessen dürf­ten aber vie­le Online-​Angebote von Verlagen wie Spiegel Online oder heise.de den Dienst nut­zen. Den Unterschied zwi­schen redak­tio­nel­ler und kom­mer­zi­el­ler Nutzung habe ich hier aus­führ­lich erklärt.

Soweit die Fakten. Jetzt kom­men die gan­zen Fragen:

Wie werden die Fotografen der Bilder bezahlt?

Das ist unklar. Einige Seiten behaup­ten, die Fotografen wer­den gar nicht bezahlt, ande­re mei­nen, die Fotografen bekä­men viel­leicht paar Cent pro Tausend Klicks ab. Beide Seiten haben vali­de Argumente. Fangen wir mit der „nicht bezahlen“-Seite an: Kürzlich hat­te Getty Images einen Deal mit Pinterest aus­ge­han­delt, bei dem Getty für die Lieferung von Metadaten bezahlt wird, nicht für die Bilder selbst. Da Fotografen nur für ihre Bilder bezahlt wer­den, nicht aber für even­tu­el­le Metadaten, gehen sie bei dem Deal leer aus. Ähnlich könn­te Getty Images hier argu­men­tie­ren. Weil Getty Images Geld mit Werbung oder Nutzerdaten ver­die­nen könn­ten, bräuch­ten die Fotografen davon nichts zu bekommen.

Die ande­re Seite wäre: Vor einem Jahr wur­de bekannt, dass Getty Images mit­tels deren Programms „Getty Connect“ Fotografen für ein­ge­blen­de­te Bilder per Klick bezahlt. In der Praxis waren das vie­le, sehr nied­ri­ge Cent-​Beträge, die teil­wei­se so nied­rig waren, dass sie gerun­det immer noch „0,00 USD“ erga­ben und damit die Fotografen nicht aus­ge­zahlt wurden.

Unter den ange­bo­te­nen Bildern befin­den sich auf vie­le „Rights Managed“-Bilder (RM), die ger­ne des­halb gekauft wer­den, weil die Nutzung lücken­los kon­trol­liert wer­den kann und in der Regel die Bilder nicht so breit gestreut wer­den. Das wird durch Getty Embed unter­mi­niert. Warum soll­te ein Bildkäufer die Exklusivrechte an einem RM-​Bild kau­fen wol­len, wenn es schon tau­send­fach auf mehr oder min­der qua­li­ta­ti­ven Webseiten zu sehen war? Und ent­fernt Getty im Falle eines sol­chen Exklusivverkaufs dann ein­fach aus dem Embed-​Pool und lässt damit die nut­zen­den Webseiten ohne Bild zurück?

So oder so also kei­ne rosi­gen Aussichten für die Fotografen.

Warum verschenkt Getty Images offiziell Millionen von Bildern?

Zuerst ein­mal: Die ver­schenk­ten Bilder sind nur ein Teil des rie­si­gen Getty-​Bildarchivs. Die pres­ti­ge­träch­ti­gen Kollektionen wie Getty Contour oder Reportage mit preis­ge­krön­ten Bildern sind bei­spiels­wei­se nicht dabei. Aber trotz­dem: 33 (laut deren Webseite) bis 35 Millionen (offi­zi­el­le Angabe) Bilder sind schon eine Menge.

Einer der offi­zi­ell ange­ge­be­nen Gründe ist, dass vie­le Leute aktu­ell sowie­so schon über­all Bilder von Getty Images nut­zen, aller­dings ille­gal per „rech­tem Mausklick“ kopiert von Getty-​Kunden und ohne Quellenangaben oder Verweis auf Getty Images. Da die Rechteverfolgung vor allem bei nicht-​exklusiven Bildern sehr auf­wän­dig und teu­er ist und zudem den Ärger auf Kundenseite gera­de­zu her­bei­sehnt, ist ver­ständ­lich, dass Getty Images da einen ande­ren Weg gehen will. Ich den­ke aber, dass das nur ein klei­ner Teil des Puzzles ist, denn Die Bilderdiebe wis­sen oft nicht ein­mal, dass es Bildagenturen gibt oder wür­den wegen kom­mer­zi­el­ler Ausrichtung sowie­so nicht in den Genuss der kos­ten­lo­sen Embed-​Bilder kommen.

Warum verschenkt Getty Images wirklich die Bilder?

Getty Images behält sich offi­zi­ell das Recht vor, die ange­zeig­ten Bilder zu ver­än­dern und die durch das Einbetten gewon­ne­nen Daten aus­zu­wer­ten. Technologiekenner wis­sen, dass das die Schlüsselbegriffe für zwei sehr lukra­ti­ve Bereiche sind: Einmal die Online-​Werbung und ein­mal die Datenanalyse. Kombiniert ergibt es die Möglichkeit, sehr spe­zi­fi­sche und indi­vi­dua­li­sier­te Werbung anzubieten.

Beispiele? Getty Images könn­te Werbetreibenden anbie­ten, auf wel­chen Seiten genau deren Werbung zu sehen sein soll oder dass die Werbung auf die gezeig­ten Bilder zuge­schnit­ten wird. Außerdem reicht der Arm von Getty durch die Platzierung der Bilder direkt in die redak­tio­nel­le Seite rein. Während bei­spiels­wei­se in der Presse das strik­te Gebot gilt, dass Werbung kennt­lich gemacht und vom „redak­tio­nel­len Inhalt“ getrennt wer­den muss, kann Getty jetzt Werbekunden anbie­ten, über die­sen „geschütz­ten Zaun“ zu sprin­gen und ihre Werbung direkt und im direk­ten Sinne des Wortes „zwi­schen den Zeilen“ anzu­bie­ten. Google und Facebook ver­die­nen mit einem ähn­li­chen Prinzip (bezahl­te Werbung zwi­schen neu­tra­len Treffern oder Posts) rich­tig viel Geld, deut­lich mehr, als Getty Images durch die Bildlizenzierung ver­die­nen kann. Und das ist der sprin­gen­de Punkt:

Wie hier gut ana­ly­siert wur­de, gehört Getty Images seit August 2012 der pri­va­ten Investorengruppe Carlyle , die den Kaufpreis von 3,3 Milliarden USD mit hohen Krediten auf­ge­bracht haben, für wel­che die Firma Getty Images selbst belas­tet wur­de. Diese Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden USD wer­den spä­tes­tens 2016 fäl­lig. Bis dahin muss Getty Images gefäl­ligst Geld ein­brin­gen. Getty Images hat 2011 ca. 945 Millionen USD Umsatz gemacht. Shutterstock gab an, 2013 knapp 12% Gewinn gemacht zu haben. Wenn wir bei­de Zahlen als Ausgangsbasis für eine gro­be Schätzung neh­men, ver­dient Getty Images jetzt ca. 120 Millionen USD im Jahr. Das ist rela­tiv wenig, um den Milliarden-​Kaufpreis schnell wie­der ein­zu­spie­len und ange­sichts sin­ken­der Preise im Macrostock-​Bereich kaum zu steigern.

Der neue kos­ten­lo­se Streaming-​Service ist sehr wahr­schein­lich der Versuch, die Ausrichtung von Getty Images weg von einer klas­si­schen Bildagentur hin zu einem Werbelieferanten und Datenanbieter zu machen, der nur zufäl­lig Bilder und Videos als „Content“ anbie­tet. Letzteres ist deut­lich attrak­ti­ver für ande­re Technologiefirmen, die ziel­ge­naue Werbung anbie­ten und ver­kau­fen als pure Bilder.

Was bedeutet Getty Embed für Fotografen und andere Bildagenturen?

Auf den ers­ten und auch den zwei­ten Blick sind die Aussichten düs­ter. Fotografen wer­den für die neue Nutzung ihrer Bilder ent­we­der gar nicht oder nur mini­mal bezahlt. Wenn sie über­haupt bezahlt wer­den, hängt ihr Einkommen nicht mehr von der Qualität der Bilder ab, son­dern von der Qualität (bzw. Klickrate) der Inhalte, in wel­che die Bilder ein­ge­bun­den wer­den, ähn­lich, wie ich es schon im Streaming-​Artikel kri­ti­siert habe.

Stockfotografen könn­ten Umsatzeinbußen haben, weil ein Teil der bis­he­ri­gen preis­sen­si­blen Käufer von Microstock-​Bildern auf das kos­ten­lo­se Getty-​Angebot aus­wei­chen könn­te. Auch Getty- und iStock-​Fotografen sind direkt nach­tei­lig betrof­fen, weil auch exklu­si­ve iStock-​Bilder bei Embed ange­bo­ten wer­den, die vor­her nur bei iStock oder Getty hät­ten gekauft wer­den können.

Ironischerweise kön­nen die ande­ren Bildagenturen sogar noch stär­ker betrof­fen sein als die Fotografen, weil vie­le Microstock-​Agenturen weni­ger als 50% an ihre Fotografen aus­zah­len und daher beim Verlust eines Bildkaufs ins­ge­samt mehr Geld ver­lie­ren als der Fotograf.

Was bedeutet Getty Embed für die Nutzer?

Online- (und auch Offline-)Medien leben haupt­säch­lich von Werbeeinnahmen. Paywalls oder ande­re Einnahmequellen schei­nen bis­her nicht aus­zu­rei­chen. Getty Embed ist ein rela­tiv offen­sicht­li­cher Versuch, den Onlinemedien lukra­ti­ve Werbekunden abzu­luch­sen im Austausch gegen kos­ten­lo­se Bilder. Außerdem wür­den Webseiten, wel­che das Angebot nut­zen, einen Teil ihrer Selbständigkeit auf­ge­ben. Sie wären abhän­gig von Getty Images, die jeder­zeit ent­schei­den kön­nen, die Bilder zu löschen oder Werbung zu schalten.

Außerdem ist unklar, was Getty Images alles für Nutzerdaten sam­melt. Technisch mög­lich wären zum Beispiel die Anzahl der Seitenaufrufe, die Dauer des Seitenaufrufs, gro­ber geo­gra­fi­scher Standort des Nutzers, IP-​Adresse, benutz­ter Browser, Betriebssystem sowie gesam­te Bewegungsprofile, wenn der Nutzer auf vie­len Seiten mit Getty Embed-​Bildern unter­wegs ist. Im Prinzip könn­te Getty Images dann alles raus­fin­den, was ein Webseitenbetreiber mit­tels Google Analytics raus­fin­den kann. Aus recht­li­cher Sicht müss­ten zumin­dest deut­sche Anbieter auch ihre Datenschutzbestimmungen für Getty Images erwei­tern, weil eben Nutzerinformationen aus­ge­le­sen wer­den kön­nen. Das glei­che gilt ggf. für die dort ein­ge­bun­de­nen Twitter- und Tumblr-Icons.

Weitere Nachteile aktu­ell sind, dass die kos­ten­lo­sen Bilder nicht ska­liert wer­den kön­nen, um sie einem Layout oder einem „Mobile Theme“ anzu­pas­sen. Auch „kle­ben“ die Bilder dann nicht am Artikel, was zum Beispiel dazu führt, dass das Bild nicht als Vorschaubild ange­zeigt wird, wenn ein Artikel in sozia­len Netzwerken geteilt wird. Auch vor dem Hintergrund der Suchmaschinenoptimierung ist es nach­tei­lig, wenn das Foto nicht auf dem eige­nen Server liegt.

Ich den­ke, dass bis­he­ri­ge Bildkäufer eher Nachteile als Vorteile vom Modell haben wer­den und bis­he­ri­ge Bilderdiebe von der Illegalität ihres Handelns bis­her auch nicht abge­schreckt wur­den. Warum soll­te sich das nun ändern?

Langfristig sehe ich etwas die Gefahr, dass sich die „Bilder im Netz sind doch kostenlos“-Mentalität wie­der durch­setzt, wenn selbst die größ­te Bildagentur der Welt sug­ge­riert, dass alle ihre Fotos gra­tis ein­fach so zu haben sei­en. Ich weiß, da stimmt weder das „alle“ noch das „ein­fach so“, aber ich habe mit genug Leuten außer­halb der Branche gere­det, um zu wis­sen, dass die­se fei­nen Unterscheidungen als ers­tes unter den Tisch fal­len: „Ey, geh doch ein­fach auf die Getty-​Webseite, du darfst dir da jetzt legal die Bilder run­ter­la­den, hab ich neu­lich in der Zeitung gelesen…“

Unter dem Strich ist Getty Embed ein Projekt, was Getty Images Chancen auf mehr Einnahmen in neu­en Gebieten lie­fert. Aber: „Das Risiko für den Mut tra­gen die Fotografen“, wie die FAZ gut zusam­men­ge­fasst hat. Ob die Fotografen neben dem Risiko über­haupt Aussicht auf irgend­ei­nen Vorteil haben, ist offen bis unwahrscheinlich.

Was sagt ihr zu Getty Embed?

Rezension: „Bilder, die ins Herz treffen“ von Dieter Georg Herbst

Was, schon über ein Jahr kei­ne Rezension mehr geschrie­ben? Das muss sich ändern. Umso bes­ser passt es, dass mich vor paar Wochen ein klei­ner, mir bis dato unbe­kann­ter Verlag schrieb und mir ein Buch aus deren Programm emp­fahl: „Bilder, die ins Herz tref­fen“* des Kommunikationswissenschaftlers Prof. Dr. Dieter Georg Herbst.

Der Untertitel lau­tet: „Pressefotos gestal­ten, PR-​Bilder aus­wäh­len“. Das über­zeug­te mich, das Buch in die Hand zu neh­men, denn hier geht es augen­schein­lich um die Kundenseite der Fotografie.

Hier geht es nicht dar­um, wie man „schö­ne Fotos“ macht, auch nicht dar­um, wie man „ver­käuf­li­che Fotos“ macht, son­dern dar­um, nach wel­chen Kriterien Fotos von Firmen aus­ge­wählt wer­den soll­ten, wenn die­se damit maxi­ma­len Erfolg haben wol­len. Entweder, damit Journalisten die Pressefotos zur Illustration von Artikeln über die Firma nut­zen oder um Aufmerksamkeit auf die PR-​Fotos des Unternehmens zu lenken.

Auf knapp 200 Seiten erklärt der Marketingexperte erst, wie Bilder vom Auge wahr­ge­nom­men wer­den, wie sie auf uns wir­ken und wie mit Fotos durch Assoziationen, Bildaufbau und dem pas­sen­den Text die gewünsch­te Idee ver­mit­telt wer­den kann. Zum Abschluss geht es dar­um, wie die Bilder im Layout sinn­voll ein­ge­setzt wer­den und wie der Erfolg kon­trol­liert wer­den kann. Abgerundet wird das Hardcover-​Buch mit nütz­li­chen Checklisten, anhand derer die Buchinhalte noch mal kon­kret für vor­han­de­nes Fotomaterial abge­gli­chen oder Fotografen für neue Aufträge gebrieft wer­den können.

Die Aussagen im Buch wer­den alle mit wis­sen­schaft­li­chen Studien etc. unter­mau­ert und es fin­den sich eini­ge span­nen­de Erkenntnisse. „Widersprechen sich Bild und Text, hal­ten wir die Bilder für wahr, den Text für unwahr“ (Seite 15). Beim kur­zen Blick auf eine Werbeanzeige betrach­ten wir davon 76% der Zeit nur das Bild. Generell ist das gan­ze Kapitel „Bilder haben vie­le Vorteile“ (ab Seite 14) per­fekt für jeden Fotografen, der einen Kunden oder Bildkäufer davon über­zeu­gen muss, war­um es sich lohnt, für gutes Bildmaterial viel Geld auszugeben.

Einer der Grundregeln für gute PR-​Bilder ist dem Buch nach, dass Fotos ein­zig­ar­tig sein sol­len, aber nicht zu sehr:

Bekannte, aus­tausch­ba­re Bilder ver­ar­bei­ten wir schnell, aber sie lösen nichts aus, sie lang­wei­len uns und des­halb igno­rie­ren wir sie. Neue, über­ra­schen­de Bilder fal­len uns dage­gen auf, sie regen zum Hinschauen und Verweilen an und akti­vie­ren. Aber: Bilder, die zu stark von der Norm abwei­chen, sto­ßen ab.“ (Seite 119).

Stockfotos, vor allem Microstock-​Fotos kom­men des­halb logi­scher­wei­se nicht so gut weg im Buch:

Austauschbare Bilder sind übri­gens nicht nur wir­kungs­los: Sie kön­nen sogar scha­den. Sehen wir ein Bild, prüft unser Gehirn, ob es das Motiv schon ein­mal gese­hen hat und ein­ord­nen kann. Gelingt dies nicht, weil es alle Unternehmen einer Branche ver­wen­den, wird es dem bekann­tes­ten zuge­schla­gen – meist dem Marktführer.“ (Seite 75)

Das gab mir zu den­ken: Wäre das nicht sogar ein Grund für die Marktführer einer Branche, auf aus­tausch­ba­res Microstock-​Material zu set­zen, um via Assoziation auch mit der Werbung von Konkurrenzunternehmen ver­knüpft zu werden?

Trotzdem fin­den sich aus Perspektive von (Stock-)Fotografen vie­le nütz­li­che Tipps im Buch ver­streut, um sei­ne Fotos taug­li­cher für Kunden zu machen, sprich: Sie ver­käuf­li­cher zu gestal­ten. Dazu gehört zum Beispiel, bei der Motivwahl die drei Grundbedürfnisse des Menschen (Sicherheit, Erregung und Autonomie) zu berück­sich­ti­gen (mehr dazu im Kapitel 4.2). Dieter Georg Herbst zitiert auch eine Studie, nach der eine Viertel Sekunde reicht, um uns ein genau­es Bild eines Menschen zu machen. Zu 92% stimmt die­ses Urteil mit dem Ergebnis bei dau­er­haf­ter Bildpräsentation über­ein (Seite 101). Das zeigt, wie wich­tig für People-​Fotografen die sorg­fäl­ti­ge Auswahl der Models ist:

Beim Urteil über Menschen las­sen wir uns von kaum etwas so stark lei­ten wie von deren Attraktivität. Sie fällt sofort auf. Einen guten Charakter zu erken­nen, dau­ert deut­lich län­ger. Von der Attraktivität schlie­ßen wir auf vie­le wei­te­re Eigenschaften. Attraktiven Menschen schrei­ben wir eine wah­re Flut posi­ti­ver Eigenschaften zu.“ (Seite 102)

Auch die Wichtigkeit von glän­zen­den, vol­len Haaren bei den Models wird betont (Seite 109), das habe ich bis­lang manch­mal etwas unter­schätzt. Dass Text zu Bildern nütz­lich sein kann, zeigt das Buch in Kapitel 5.3. Einen guten Beweis für das not­wen­di­ge Zusammenspiel von Wörtern und Bildern lie­fern die­se Pressefotos, die ohne den erklä­ren­den Begleittext manch­mal nur halb so mar­kant wir­ken würden.

Wer sich als Berufsfotograf nicht nur für Bildästhetik, son­dern auch für die Bildwirkung inter­es­siert, dem sei die­ses Buch* sehr ans Herz gelegt.

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