Zugang zu Getty Images für Fotografen über Zoonar

Der Bildermarkt gleicht einem Wirbelwind. Agenturen tau­chen aus dem Nichts aus und ver­schwin­den genau­so schnell wie­der oder wer­den gekauft, ver­kauft, ver­eint oder umbenannt.

Im Mai hat­te ich geschrie­ben, dass die Bildagentur Photolibrary vom Marktführer Getty Images auf­ge­kauft wur­de. Das hat­te ich damals schon kri­tisch kom­men­tiert und heu­te zeigt sich wie­der, wieso.

Photolibrary war und ist einer der Vertriebspartner der deut­schen Bildagentur Zoonar, wel­che sich wirk­lich alle Mühe gibt, inter­es­san­te Vertriebspartner für ihre Fotografen zu gewinnen.

Nach der Übernahme stell­te sich die Frage: Was pas­siert mit den Zoonar-​Fotos bei Photolibrary? Kommen die auch zu Getty Images? Die kur­ze Antwort: Ja. Die lan­ge Antwort:

Der Inhaber von Zoonar, Michael Krabs, schick­te ges­tern die­se Mail an sei­ne Fotografen:

Sie haben sicher schon gehört, dass Getty Images unse­re Partneragentur Photolibrary gekauft hat und die­se zum Oktober 2011 schlie­ßen wird.

Umso mehr dürf­te es Sie freu­en, dass wir jetzt auch mit Getty Images einen Partner-​Vertrag aus­ge­han­delt haben. Wir kön­nen Ihnen daher anbie­ten, alle Fotos, die Zoonar bereits bei Photolibrary ein­ge­spielt hat, direkt in den welt­wei­ten Getty-​Vertrieb zu über­neh­men. Die Fotos wer­den dann bei Thinkstock, Photos.com und Jupiterimages ein­ge­spielt und über die Getty Abo-​Modelle (Subscriptions) ver­kauft. Hier wer­den sehr hohe Umsatzraten erzielt.

Daher emp­feh­len wir Ihnen, den Vertrieb Ihrer Fotos über Getty Images zu akzep­tie­ren. Es wird sich für Sie aus­zah­len. Sollten Sie Ihre Fotos nicht über Getty Images ver­trei­ben wol­len, so möch­ten wir Sie bit­ten, die ent­spre­chen­den Fotos bis zum 09.10.2011 in der Zoonar-​Partnerverwaltung für den Partner Photolibrary zurückzuziehen.

Alle Fotos, die Sie bis zum 09.10.2011 für den Partner Photolibrary abzie­hen, wer­den vor Ablauf der sechs­mo­na­ti­gen Frist ent­fernt, so dass sie nicht zu Getty Images über­tra­gen wer­den. In einen spä­te­ren Schritt, wer­den wir Ihnen dann auch anbie­ten, wei­te­re Fotos für Getty Images frei­zu­schal­ten. Hierfür sind aber noch eini­ge Entwicklungsarbeiten not­wen­dig. Sobald dies mög­lich ist, wer­den wir sie infor­mie­ren. Bitte rech­nen Sie aber erst in 2–3 Monaten damit.“

Dieses Angebot ist inso­fern inter­es­sant, das Getty ansons­ten stark auf Exklusivität pocht und in die­sem Fall dar­auf verzichtet.

Für Fotografen mag es zwar pres­ti­ge­träch­tig sein, sagen zu kön­nen, dass ihre Bilder über Getty Images ver­trie­ben wer­den, aber bei nähe­rer Betrachtung wür­de ich zur Vorsicht raten.

Es wäre naiv zu glau­ben, dass Fotos in der Photolibrary-​Kollektion bei Suchanfragen genau­so behan­delt wer­den wie Premium-​Kollektionen wie Stone+ oder dem Hulton Archiv. In der Mail oben klingt schon recht deut­lich an, was das Ansinnen von Getty ist: Mehr Material für Abo-​Angebote zu erhal­ten, die über Thinkstock, Photos.com und Jupiterimages ver­kauft wer­den. Das ist ver­gleich­bar mit dem Grabbeltisch im Schlussverkauf, wäh­rend eine Etage dar­über die neue Herbstkollektion hängt.

Auf Nachfrage ging Herr Krabs noch mal ins Detail und erklär­te wei­te­re Einzelheiten des Angebots. Betroffen sind nur RF-​Bilder, RM-​Bilder in der Photolibrary über Zoonar wer­den nicht von Getty Images über­nom­men. Wer das Angebot nicht anneh­men möch­te und sei­ne gesam­ten Bilder aus dem Photolibrary-​Partnerprogramm ent­fer­nen will, kann das bis zum 09.10.2011 ent­we­der manu­ell in sei­nem Fotografenaccount umstel­len oder bei über 2000 Bildern im Portfolio bie­tet Herr Krabs an, eine Mail inklu­si­ve des Accountnamens an info@zoonar.com zu schrei­ben, dann über­nimmt Zoonar die Deaktivierung.

Ausdrücklich wies Herr Krabs dar­auf hin, dass teil­neh­men­de Fotografen „recht schmerz­frei“ sein soll­ten, was die Pro-​Bild-​Umsätze angeht, auch wenn durch die schie­ren Mengen trotz der hohen Margen von Getty Images viel für den Fotografen abfal­len wür­de. Das Angebot lohnt sich dem­nach nicht für Fotografen, die ihre Bilder schon sehr sinn­voll und breit gestreut haben. Er selbst wird sei­ne Bilder dort nicht anbie­ten und ich wer­de es eben­falls nicht tun. Theoretisch könn­ten die Bilder auch zu hohen Einzelpreisen ver­kauft wer­den, aber unge­fähr 98% der Verkäufe bei Photolibrary waren Abo-​Verkäufe und ich sehe kei­nen Grund, war­um sich das bei Getty ändern sollte.

Getty Images ver­sucht hier zum wie­der­hol­ten Male, ande­ren Abo-​Anbietern Konkurrenz zu machen. Zuerst wur­den alle istock-​Fotografen gezwun­gen, ihre Bilder bei Thinkstock auch im Abo zu ver­kau­fen, jetzt kommt mit der Photolibrary ein wei­te­rer Schwung an Bildern in die Sammlung. Je attrak­ti­ver Thinkstock oder Photos.com jedoch für Bildkäufer wer­den, des­to weni­ger Honorar wer­den die Fotografen erhal­ten. Wer also zum Beispiel gut bei Shutterstock oder Fotolia ver­kauft, schnei­det sich mit­tel­fris­tig ins eige­ne Fleisch, wenn von dort Abo-​Kunden zu den Getty-​Abo-​Modellen wechseln.

Während der Fotograf bei Shutterstock, Fotolia etc. ca. 25–40 Cent pro Download erhält, ist noch nicht klar, wie viel Zoonar-​Fotografen unter dem Strich pro Abo-​Download erhal­ten wür­den. Auf jeden Fall wer­den es weni­ger als 25 Cent sein (soviel erhal­ten schon die Thinkstock-​Lieferanten bei istock minus der Zoonar-​Anteil) und rein rech­ne­risch (voll aus­ge­schöpf­tes Jahresabo) wären auch leicht Abo-​Abrechnungen im ein­stel­li­gen Cent-​Bereich möglich.

Deswegen: Wem egal ist, wie viel er ver­dient, solan­ge er nur bei Getty ist, der kann das Angebot anneh­men. Den ande­ren Fotografen emp­feh­le ich eher, sich das gründ­lich zu über­le­gen, vor allem, wenn sie ihre Bilder auch bei Shutterstock anbieten.

Was ist eure Entscheidung? Weiterhin über Photolibrary auch bei Getty im Abo ver­tre­ten zu sein oder lie­ber dar­auf verzichten?

Veer bietet jetzt Abo-​Modell an – Einmalige Opt-​Out-​Chance für Fotografen

Die welt­weit größ­te Bildagentur Getty Images hat kürz­lich ihre Microstock-​Fotografen bei istock­pho­to die Pistole auf die Brust gesetzt und gefor­dert: „Entweder wir dür­fen alle Deine Bilder auch als Abo-​Download anbie­ten oder Du fliegst raus!“ So ver­sucht Getty, ihr Portal Thinkstock für Käufer attrak­ti­ver zu machen. Fotografen erhal­ten natür­lich ziem­lich wenig Geld für die­se Abo-Downloads.

Die zweit­größ­te Agentur Corbis muss sich gedacht haben: Was die kön­nen, schaf­fen wir auch. Deshalb bie­tet die Microstock-​Tochter Veer der Bildagentur Corbis jetzt eben­falls ihre Bilder im Abonnement an. Immerhin sind sie im Gegensatz zu Getty so freund­lich und bie­ten den Fotografen eine ein­ma­li­ge Möglichkeit, ihre Bilder aus dem Abonnement zu ent­fer­nen. Doch dazu spä­ter mehr.


Was für Konditionen bie­tet das Veer-​Abo für Fotografen?

Manchmal den­ke ich, Bildagenturen hal­ten ihre Lieferanten für blöd. Anders kann ich mir nicht erklä­ren, dass sie immer von den höchst­mög­lich zu erzie­len­den Honoraren reden, aber nie vom tiefst­mög­li­chen oder wenigs­tens vom Durchschnitt. Klar, es klingt bes­ser, wenn die Agentur sagt: „Der Fotograf kann pro Abo-​Download bis zu 3,75 Dollar ver­die­nen“ statt „Der Fotograf wird nicht weni­ger als 10 US-​Cent pro Abo-​Download erhal­ten“.

Aber sei­en wir fair: Theoretisch ist das Modell von Veer fai­rer als bei den meis­ten ande­ren Bildagenturen. Der Fotograf erhält kei­ne fixe Summe pro Download, son­dern wird antei­lig an der Menge der Downloads betei­ligt. Übersetzt: Je weni­ger der Bildkunde am Tag run­ter­lädt, des­to mehr ver­dient der Fotograf. Bei Abo-​Modellen ande­rer Bildagenturen erhält der Fotograf immer die glei­che Summe und falls ein Bildkäufer sein Abo-​Kontingent nicht aus­schöpft, streicht die Bildagentur den Gewinn ein.

Bei Veer erhält der Fotograf 3 Dollar, wenn der Abo-​Kunde nur ein Bild am Tag run­ter­lädt. Wenn der Abo-​Kunde jedoch 10 Bilder am Tag run­ter­lädt, bekommt der Fotograf nur noch 30 US-​Cent. Bei 30 Bildern am Tag – der maxi­ma­len Downloadgrenze im Abonnement – erhält der Fotograf nur noch lächer­li­che 10 Cent. Die von Veer als höchs­ten Abo-​Honorar in der Bilderbranche ange­prie­se­nen 3,75 Dollar sind nur eine Augenwischerei. Das ist näm­lich der Erlös für einen Abo-​Download einer „Erweiterten Lizenz“, wel­che die Erlaubnis zur „unbe­grenz­te Vervielfältigung“ und einen Rechte-​Schutz ent­hält. Wenn der Käufer jedoch 28 Abo-​Bilder am Tag mit einer erwei­ter­ten Lizenz run­ter­lädt, erhält der Fotograf nur noch 13 US-​Cent. Das wie­der­um ist für erwei­ter­te Lizenzen eher ein Rekordwert nach unten. Zum Vergleich: Normalerweise kos­tet ein Bild mit einer erwei­ter­ten Lizenz 100 Credits (ca. 100 Dollar) bei Veer. Die voll­stän­di­ge Übersicht der Preise und Honorare bei Veer gibt es hier als PDF.

Übrigens: Auch wenn Veer eine „Erweiterte Lizenz“ namens „Product For Resale“ anbie­tet, mit der ein Weiterverkauf, z.B: auf T‑Shirts, in Webseiten-​Templates oder auf Postern erlaubt ist, gibt es die­se Nutzung (noch) nicht im Abo.

Wichtiger Hinweis:
Diese fol­gen­de Information ist ganz neu und wird sicher hier im Blog noch aus­führ­li­cher bespro­chen, aber vorweg:
Fotolia hat ange­kün­digt, sich die Möglichkeit offen zu hal­ten, Fotografen auf das Ausgangslevel „Weiß“ zurück­zu­set­zen, wenn sie ihre Bilder bei Agenturen anbie­ten, die unter den Preisen und Kommissionen für das Weiß-​Ranking bei Fotolia lie­gen. Ich den­ke zwar, das betrifft eher Agenturen wie DepositPhotos, PhotoDune (Erweiterte Lizenzen für 15 Dollar) und ande­re, aber 10 Cent pro Abo-​Download ist eben­falls deut­lich weni­ger als Fotolia mit 25 Cent min­des­tens pro Abo-​Download zahlt.

In der Praxis gibt es ver­gleich­ba­re Abo-​Modelle nur bei Panthermedia und Waldhäusl. Letztere will ihr Abo-​Modell nicht wei­ter ver­fol­gen und in bei Panthermedia sahen mei­ne Durchschnittserlöse im Abo deut­lich mage­rer aus als die ver­spro­che­ne Beispielrechnung.  Deshalb habe ich dort das Abo schnell deak­ti­viert und auch bei Veer habe ich es aus­schal­ten lassen.

Wie deak­ti­vie­re ich die Abos bei Veer?

Veer bie­tet Fotografen ein­ma­lig die Gelegenheit, das Abo für die eige­nen Fotos aus­zu­schal­ten. Hier die Anleitung:

  1. Dazu müs­sen Fotografen eine Email an „contributor@veer.com“ schrei­ben.
  2. Der Betreff muss lau­ten: „Subscription opt-out.“
  3. Im Text der Email muss ste­hen: „I do not wish to par­ti­ci­pa­te in the Veer Subscription pro­gram at this time. Please exclude my images from the sub­scrip­ti­on web site. Contributor Alias: _______“
  4. Im frei­en Feld zum Schluss muss euer Fotografenname bei Veer ste­hen, falls ihr dort z.B. ein Pseudonym nutzt.
  5. Falls ihr von einer ande­ren Email-​Adresse schreibt als der, mit der ihr euch bei Veer ange­mel­det habt, müsst ihr die­se Anmelde-​Mailadresse eben­falls im Text der Email angeben.

Wenn ihr auf die Adresse im Text bei 1. klickt, öff­net sich gleich eine Email mit den meis­ten not­wen­di­gen Angaben (bis auf euren Account-​Namen), wenn ihr euren Browser mit einem Emailprogramm ver­knüpft habt.

Wer mit dem Gedanken lieb­äu­gelt, bei Veer Bilder zu ver­kau­fen, soll­te sich schnell anmel­den und  – mei­ne Empfehlung – gleich die Email schi­cken, um die Abos zu deaktivieren.

Was sagt ihr zur Ankündigung von Veer? Wie ent­schei­det ihr euch und warum?

Update 28.09.2011: Veer hat ange­kün­digt, das Abo-​Modell noch mal zu über­ar­bei­ten zu wol­len, weil es zuviel Kritik dar­an gab.

Update 01.10.2011: Veer hat die Änderungen am Abo-​Programm ver­öf­fent­licht. Demnach soll das Minimumhonorar pro Download jetzt 25 Cent betra­gen, außer­dem soll die Obergrenze auf 4,95 Dollar ange­ho­ben wer­den. Erweiterte Lizenzen sol­len vor­erst nicht im Abo ange­bo­ten wer­den, Abo-​Kunden erhal­ten nur die Möglichkeit, eine erwei­ter­te Lizenz etwas güns­ti­ger zu kau­fen, der Fotograf erhält dann 35 Dollar. Veer behält sich die Möglichkeit vor, spä­ter doch noch ein Abo für erwei­ter­te Lizenzen ein­zu­füh­ren, dann jedoch zu höhe­ren Preisen als bis­her ange­kün­digt. Wer als Fotograf sei­ne Bilder schon deak­ti­viert hat­te, kann sie bis zum 21. Oktober wie­der für das Abo-​Programm akti­vie­ren, indem er eine Email an contributorhelp@veer.com schreibt mit dem Betreff „Opt in“.

Stipple – Geld verdienen mit Fotos und Werbung?

Es klingt mal wie­der zu gut, um wahr zu sein. Geld ver­die­nen mit Fotos nicht nur als Fotograf und Bildagentur, son­dern auch als Bildnutzer?

Die Firma Stipple kün­dig­te ges­tern ihren neu­en Dienst namens „Stipple Marketplace“ an.

Kern des Angebots ist, dass Bildnutzer ent­we­der Fotos lizen­zie­ren kön­nen, die mit Werbung und inter­ak­ti­ven Inhalten ver­se­hen sind oder selbst Fotos mit Informationen ver­se­hen kön­nen, durch die­se dann Geld ver­dient wer­den kann.

Wie soll das genau funktionieren?

Die Bildnutzer regis­trie­ren sich auf der Stipple-​Webseite und instal­lie­ren ein kur­zes Code-​Snippet auf ihrer Webseite oder benut­zen für CMS-​Systeme wie WordPress, Drupal oder Tumblr fer­ti­ge Plugins.

Dann kön­nen sie auf dem Marktplatz über eine Million Bilder durch­stö­bern. Über 10.000 neue Bilder sol­len Firmenangaben zufol­ge täg­lich hin­zu­kom­men. Diese Bilder sind zur Zeit vor allem Celebrity-​Bilder von Premieren, Presseterminen, Award-​Shows und so wei­ter (sie­he Screenshot).

Wenn der Bildnutzer das Foto in sei­nem Blog ein­baut, erscheint ein blau­er Kreis auf bestimm­ten Objekten. Der Webseiten-​Besucher kann mit sei­ner Maus über den Kreis fah­ren, um mehr Informationen zum Bild zu erhal­ten. Das kön­nen kur­ze Kommentare sein, wie man das bei Flickr-​Kommentaren im Bild kennt oder eben auch Links zu den gezeig­ten Produkten. Ein kur­zes Video erklärt gut die Funktionsweise:

Man kann sich das ähn­lich vor­stel­len wie bei Musikvideos auf Youtube, wo ein Link zum iTunes-​Store ein­ge­blen­det wird, damit man die MP3 des gera­de lau­fen­den Songs kau­fen kann. Bei den oben gezeig­ten Fotos wird bei­spiels­wei­se auf die teu­ren Designer-​Kleider oder die CD des Musikers verlinkt.

Jedes Mal, wenn ein Betrachter über einen Link etwas kauft, erhält der Bildnutzer eine Provision. Ein klas­si­sches Affiliate-​Modell also. Trotzdem muss der Bildnutzer das Foto jedoch erst lizen­zie­ren. Das kos­tet nach einem ers­ten Test von mir anschei­nend 25 US-​Dollar. Das ist unge­fähr halb so viel, wie Getty Images für sehr ver­gleich­ba­re Bilder berech­nen wür­de. Zum Vergleich mal ein Bild von Charlie Sheen bei der Emmy-​Verleihung im Stipple Marketplace und bei Getty.

Hat das Modell Aussichten auf Erfolg?

Spontan fal­len mir meh­re­re Argumente dage­gen ein. Aber betrach­ten wir das System zuerst von der posi­ti­ven Seite. In bestimm­ten Branchen ist das Modell sehr logisch. Das wären vor allem die Bereiche, wo Interessenten die Produkte sowie­so ger­ne digi­tal kau­fen und die Produkte 1:1 auf dem Foto abge­bil­det sind, also zum Beispiel Bilder von CD- oder Buch-​Covern, die zur Produktseite bei Amazon.com füh­ren. Ich kann mir auch vor­stel­len, dass es genug wohl­ha­ben­de Frauen gibt, die nur zu gern wis­sen wür­den, wel­che Handtasche ihre Lieblingsschauspielerin da auf dem roten Teppich trägt oder wel­ches Parfüm sie benutzt, um sich dann das glei­che zu bestel­len. Auch Modestrecken in Online-​Magazinen könn­ten davon pro­fi­tie­ren, da die­se die Informationen zur getra­ge­nen Kleidung bis­her immer neben dem Bild lie­fern müssen.

Aber: Das ist heu­te über nor­ma­le Affiliate-​Links fast eben­so ein­fach mög­lich, ohne die pro­vi­si­on mit einer wei­te­ren Firma tei­len zu müs­sen. Die Abbildungen von Buchcovern in mei­nem Blog (und vie­len ande­ren übri­gens auch) füh­ren mit­tels Affiliate-​Links ja schon jetzt zur Verkaufsseite.

Bei YouTube sowie bei Flickr stört mich ja jetzt schon die häu­fi­ge Verwendung von In-​Bild-​Kommentaren. Ein sehr extre­mes Beispiel zeigt das Problem deutlich:

Webseiten mit Stipple-​Fotos könn­ten dann bald ähn­lich aus­se­hen, nur mit vie­len blau­en Punkten ver­se­hen, die den Betrachter viel­leicht ner­ven könn­ten. Außerdem befürch­te ich, dass die Medienkonsumenten irgend­wann agres­siv reagie­ren, wenn sie mer­ken, dass sich die Werbung immer wei­ter in ihr Leben schleicht und Preisverleihungen, Award-​Shows oder Filmpremieren im Grunde nichts ande­res als eine Werbefläche für Modedesigner sind.

Ein wei­te­rer Punkt ist das Markenrecht: Wenn Firmen selbst bestimm­te Fotos „tag­gen“ und in den Marketplace stel­len, mag es kei­ne Probleme geben. Aber was wür­de pas­sie­ren, wenn ein Blog Fotos von Straßenschlachten mit einem Link zu Nike ver­linkt, weil die Protestler auf dem Foto Turnschuhe die­ser Marke tra­gen? Oder wenn das Foto des sturz­be­trun­ke­nen David Hasselhoff den Link zur Firma der Jeansmarke ent­hält, die er auf dem Bild anhat? Ich bin mir nicht sicher, ob vie­le Firmen bereit wären, die Kontrolle über ihr Markenimage so ein­fach abzugeben.

Es ist übri­gens nicht das ers­te Mal, dass Firmen ver­su­chen, über zum Bild oder Video pas­sen­de Werbung Geld zu ver­die­nen. Da gab es EyeAlike, Anvato, IPN, GumGum, Fotoglif und vie­le ande­re haben es ver­sucht, so rich­tig popu­lär ist keins der Modelle geworden.

Was sagt ihr dazu? Revolutionäre Idee oder alter Hut? Unter wel­chen Voraussetzungen wür­det ihr als Fotograf oder Bildkäufer das Modell nutzen?

Der Wandel im Angebot von Foto-​Collagen bei Bildagenturen

Ich erin­ne­re mich an einen Fotografenstammtisch vor ca. drei Jahren. Die dort anwe­sen­den Stockfotografen debat­tier­ten lei­den­schaft­lich dar­über, war­um eini­ge Fotografen ange­fan­gen haben, Foto-​Collagen zu ver­kau­fen. Da wür­den sie doch vie­le Bilder auf ein­mal zum Preis von einem ver­schleu­dern. Und das zu den ohne­hin schon nied­ri­gen Microstock-Preisen.

Aber einen Schritt zurück: Was mei­ne ich mit „Foto-​Collagen“?

Foto-​Collagen im Sinne die­ses Artikels sind ver­schie­de­ne Fotos, die the­ma­tisch (und meist auch farb­lich) zusam­men pas­sen und ver­schie­de­ne Aspekte eines Themas abde­cken und zusam­men als ein­zel­ne Datei bei Bildagenturen ange­bo­ten wer­den. Ein klas­si­sches Beispiel ist so eine Collage:

© Fotolia /​ Anna Subbotina

Die ers­ten Collagen, die rich­tig in das genann­te Schema pas­sen und über 100 Downloads erziel­ten, waren – von eini­gen Blumen-​Collagen abge­se­hen – Hochzeitsstillleben wie das hier von Anne Kitzman oder das hier* von Esther Hildebrandt, die Anfang 2006 auf­tauch­ten. Als dann Ende 2007 der bekann­tes­te und erfolg­reichs­te Stockfotograf Yuri Arcurs eben­falls im gro­ßen Stil anfing, Foto-​Collagen mit Business-​Themen* zu erstel­len, gab es kein Halten mehr und zahl­rei­che Fotografen erstell­ten Collagen, von denen sich vie­le auch hun­dert­fach verkaufen.


Die Vorteile von Foto-Collagen

Was für Beweggründe gab es für Fotografen, vie­le Fotos zum Preis von einem anzu­bie­ten? Aus Sicht der Käufer ist das Angebot ver­lo­ckend: Ein Foto kau­fen, aber gleich meh­re­re nut­zen kön­nen, zum Beispiel für eine Broschüre oder Webseite. Viele Käufer set­zen das Bild aber auch direkt als Collage ein und erspa­ren sich die Bildmontage. Doch wo liegt der Vorteil für die Fotografen? Verlieren sie nicht Geld im Vergleich zum ein­zel­nen Verkauf der Bilder?

Die meis­ten Bildagenturen beloh­nen Bilder mit vie­len Downloads durch bes­se­re Platzierung bei den Suchergebnissen. Vor allem bei Themen mit einem sehr gro­ßen Bildangebot wie Business oder Wellness ist es wich­tig, über­haupt gese­hen zu wer­den. Das klapp­te lan­ge sehr gut mit den Collagen, weil die Käufer ein Schnäppchen mach­ten und das Bild öfter ver­kauft wur­de. Außerdem erre­gen die wuse­li­gen „Suchbilder“ Aufmerksamkeit und wer­den öfter ange­klickt, damit der poten­ti­el­le Käufer sich die Bilder grö­ßer anschau­en kann. Wenn er dann erst mal auf der Detailseite ist, besteht die Möglichkeit, sich ähn­li­che Bilder, Bilder der glei­chen Serie, Bilder mit dem glei­chen Model oder ande­re Bilder des Fotografen anzei­gen las­sen. Alles Optionen, die in der Regel zu zusätz­li­chen Verkäufen für den Fotografen führen.

Außerdem lohnt es sich für die Käufer, das Bild eine Nummer grö­ßer zu kau­fen, wenn sie ein­zel­ne Motive aus der Collage aus­schnei­den wol­len. Da die Preise für ver­schie­de­ne Größen aber nicht line­ar, son­dern eher expo­nen­ti­ell anstei­gen, ver­dient der Fotograf dann eben­falls mehr. Beispiel: Wenn der Kunde bei Fotolia in Größe S ein Bild kauft, erhal­te ich soviel Geld wie für drei Verkäufe einer XS-​Lizenz, der nächst­klei­ne­ren Größe. Eine XXL-​Größe ist schon zehn XS-​Verkäufe wert. So wird die Collage viel­leicht ins­ge­samt weni­ger ver­kauft als sich die ein­zel­nen Motive zusam­men­ge­rech­net ver­kauft hät­ten, aber dafür ist der Erlös pro Verkauf höher und ent­schä­digt für ent­gan­ge­ne Downloads. Bei der Bildagentur Dreamstime ist die­ses Verhältnis noch stär­ker aus­ge­prägt, weil ein Bild umso teu­rer wird, je öfter es ver­kauft wur­de. Dazu kommt die bes­se­re Suchmaschinenplatzierung, die eben­falls Gold wert ist, auch wenn sie nur schwer zu bezif­fern ist.

Zusätzlich kön­nen die Fotografen auch leich­ter „min­der­wer­ti­ge“ Motive in eine Collage schmug­geln, die bei Bildkäufern sonst viel­leicht kaum Anklang gefun­den hätten.

 Die Nachteile von Foto-Collagen

Wenn Collagen so toll sind, war­um machen das dann nicht alle Fotografen? Zum einen wer­den natür­lich genug pas­sen­de Motive als Ausgangsmaterial benö­tigt. Eine ande­re Entwicklung ist jedoch viel gra­vie­ren­der, die mei­nes Erachtens zu einem Rückgang neu­er Foto-​Collagen füh­ren wird. Alle Microstock-​Agenturen ver­kau­fen mehr und mehr Abonnements an Bildkäufer. Damit kön­nen die­se meist zu einem Festpreis eine bestimm­te Bildanzahl in vol­ler Auflösung runterladen.

Die Rechnung, dass der Fotograf für höhe­re Auflösungen mehr Geld bekommt, geht dann nicht mehr auf und es gibt – bis auf die Platzierung in den Suchergebnissen – kei­ne Motivation für Fotografen mehr, hoch­auf­lö­sen­de Collagen zu erstel­len, wenn sie dafür das glei­che Honorar bekom­men wie für das Einzelbild.

Bis vor eini­gen Wochen hat­te Fotolia Abo-​Downloads in XL-​Größe immer­hin höher ver­gü­tet als Downloads in L‑Größe, aber nach­dem das abge­schafft wur­de, gibt es kaum noch Gründe, höhe­re Auflösungen anzu­bie­ten. Selbst bei Dreamstime mit der pro­gres­si­ven Preissteigerung gilt das in gewis­sen Maßen, weil die Vergütung für Abo-​Downloads nur gering­fü­gig ansteigt. Bei Shutterstock als rei­ner Abo-​Agentur hand­ha­ben das vie­le Fotografen seit Jahren so, dass sie nur in der kleins­ten erlaub­ten Auflösung hoch­la­den (momen­tan 4 MP), damit die Bildkäufer das Motiv in höhe­rer Auflösung bei Bedarf gefäl­ligst zu einem höhe­ren Preis bei ande­ren Agenturen einkaufen.

Anhand mei­ner eige­nen Verkaufsabrechnungen sehe ich, dass Abo-​Verkäufe bei allen Microstock-​Agenturen stän­dig an Bedeutung gewin­nen. Damit sinkt gleich­zei­tig immer mehr der Anreiz, Foto-​Collagen zu verkaufen.

Wie seht ihr das? Was ist eure Motivation, Foto-​Collagen anzu­bie­ten oder es blei­ben zu las­sen? Und wel­che Entwicklung beob­ach­tet ihr?

* Affiliate-​Link

Neue Küche für Fotoshooting mit Models einrichten

Vor einer Weile bekam ich das Angebot, in einem nie­gel­na­gel­neu­en Einfamilienhaus in der neu­en Küche zu fotografieren.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Mit der Zeit haben Küchen die Angewohnheit, sich wie von Zauberhand voll­zu­rüm­peln, über­all sta­peln sich halb­of­fe­ne Verpackungen von Tee, Kaffee, Müsli, Marmelade, Reis, Nudeln, Gewürzen und so wei­ter. Das sieht meist weder beson­ders foto­gen aus noch mögen die Bildagenturen die Flut von Logos und Markennamen.


Der Nachteil einer neu­en Küche ist das genaue Gegenteil: Damit sie nicht zu leer wirkt, muss sie mit pas­sen­den, unau­fäl­li­gen Gegenständen deko­riert wer­den, wel­che die Küche bewohnt und gemüt­lich erschei­nen las­sen. Glücklicherweise wohn­ten mei­ne Eltern nur weni­ge Straßen ent­fernt von dem Haus und ich ließ mir meh­re­re Kisten voll mit Requisiten und Geschirr ankar­ren. Am Tag des Shootings kauf­te ich noch Brötchen, Brezeln, Obst, Gemüse, Kräuter und eine Tageszeitung. Das dra­pier­te ich halb­wegs so, dass hof­fent­lich ein har­mo­ni­scher Effekt entstand.


Damit sich der Aufwand auch lohnt, plan­te ich zwei Shootings in der Küche. Einmal mit einem jün­ge­ren Paar und dann noch mit einem Senioren-​Paar (dazu spä­ter mehr im Blog). Mit den bei­den jün­ge­ren Models hat­te ich schon zusam­men­ge­ar­bei­tet, ich wuss­te also, dass bei­de zuver­läs­sig waren und optisch gut zusam­men pas­sen wür­den. Blöderweise herrsch­te an die­sem Tag tota­les Verkehrschaos wegen eines Unwetters, sodaß bei­de etwas spä­ter kamen. Die Zeit nutz­te ich, um eini­ge Stilleben zu foto­gra­fie­ren, mit denen ich gleich­zei­tig die Belichtung und Lichtsetzung tes­ten konnte.


Als Kamera kam wie­der mei­ne Canon 5D Mark II* zum Einsatz, als Objektiv das 24–70mm f2.8*. Leider hat­te ich damit gro­ße Fokus-​Probleme, wes­halb ich irgend­wann auf das 85mm f1.2‑Objektiv* wech­sel­te und das Zoomobjektiv zur Nachjustierung an den Canon Professional Service schick­te. Belichtet habe ich mit einem extern aus­ge­lös­ten Speedlite 580 EX II* durch die klei­ne Lastolite Ezybox*. Zusätzlich hat ein Sunbounce-​Mini-​Reflektor* das Tageslicht etwas aufgehellt.


Obwohl ich mit den Ergebnissen ganz zufrie­den war, muss ich geste­hen, dass ich beim Umsatz mehr erwar­tet hät­te. Zwar habe ich mei­ne Kosten schnell wie­der drin gehabt, aber die Investition war nicht so loh­nend wie bei ande­ren Shooting mit ver­gleich­ba­rem Aufwand. Vielleicht liegt es dar­an, dass Küchen doch eine ver­gleichs­wei­se leicht zugäng­li­che Location sind? Oder pass­ten die Accessoires nicht ganz? Ich glau­be nicht, dass es an den Models lag, denn auch das zwei­te Shooting mit ganz ande­ren Model-​Typen brach­te ähn­li­che Ergebnisse.

Wie schon manch­mal bei ande­ren Shootings haben mich iro­ni­scher­wei­se die Fotos finan­zi­ell geret­tet, die nur aus der Not her­aus ent­stan­den sind: In die­sem Fall eini­ge der Stillleben, die sich vor allem bei Shutterstock sehr gut ver­kau­fen. Das zeigt mal wie­der, dass die Bildkäufer doch oft ganz anders ticken, als ich trotz viel Recherche ver­mu­ten würde.