Heute gibt es was Leckeres: Der Fotograf Jörg Hempelmann vom Essener Fotostudio Picture-Factory zeigt, wie sich Fotografen aus dem Nichts eine komplette Küche als Location für ein Fotoshooting selbst bauen können. Alles, was ihr braucht, sind 3 x 2 Meter Platz und… ach, lest selbst:
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Viele Stockfotografen kennen das leidige Thema: Wie kann ich ohne großen Aufwand Bilder produzieren, die aus dem alltäglichen Leben gegriffen sind?
Gern werden in den Frauenmagazinen Bilder gezeigt, die aus dem Bereich Küche kommen. Jeder hat zuhause eine Küche. Aber ist sie auch zeitgemäß? Ist die Farbe aktuell, ist sie nicht zu dunkel und habe ich genug Platz, um vernünftig meine Licht zu positionieren? Vor dem gleichen Problem standen wir auch bei unserem ersten Küchenshooting.

Wir selbst haben eine offene Küche mit sehr viel Platz. Die Oberfläche ist aus Kirsche und die Arbeitsplatten und Rückwände sind aus Granit. Das erste Shooting, was wir dort realisiert haben, klappte ganz gut, aber gekauft werden nur die Nahaufnahmen, wo man die Küche nur erahnen kann. Fazit: Die Küche war vom Design nicht mehr zeitgemäß und die Farben passten nicht. Aber jetzt eine neue Küche nur für Shootings kaufen wäre doch ein bißchen zu viel des Guten.
Deshalb haben wir uns entschlossen, eine Küche im Studio aufzubauen. Mehrfach bei Ebay geschaut, ob eine weiße Küche dort günstig zu ersteigern war. Aber unter 500€ war da nichts zu machen. Also mußten wir uns etwas anderes einfallen lassen, um eine Küche zu simulieren. Dabei entstand folgende Idee:
Alles, was bei der Küche im Hintergrund seinen sollte, wird unscharf dargestellt, aber man sollte noch erkennen, dass es sich um Küchenutensilien handelt. Also mußte ein Regal her, wo man Tassen und Teller offen reinstellen kann. Damit war das Thema Hintergrund bis auf die Töpfe und Pfannen an der Wand schon erledigt. Vom Platzbedarf brauchten wir nur eine weiße Wand von ca. 3m und eine Raumbreite von ca. 2m. Das reichte für das Küchenset vollkommen.

Moderne Küchentheken mit Kochfeld sieht man fast überall. Also mußte eine Thekennachbildung her. Hierfür haben wir zwei weiße Tische 1m x 0,6m genommen, sie länglich zusammengestellt und die Küchentheke war schon fast perfekt. Das Einzige, was noch nicht stimmte, war die Arbeitshöhe. Hierfür haben wir einfache Obstkästen genommen und die Tische damit um ca. 20cm erhöht. Jetzt noch ein Holzschneidebrett für die Gemüseschneidaktion platziert. Diese Holzbreit überdeckte gleichzeitig die Stoßnaht der beiden Tische und dann war die Theke schon fertig.

Es fehlten noch Utensilien wie Teller, Messer, Gemüse, Töpfe, und so weiter. Die Töpfe stehen doch nicht einfach so auf einer Arbeitsplatte rum? Ein Kochfeld mußte her. Aber jetzt extra ein Cerankochfeld kaufen, das würde unser Budget sprengen. Also entschlossen wir uns, eine große 60 x 60cm Granitfliese aus dem Baumarkt für 5 Euro zu nehmen, da das Kochfeld sowieso nur im Anschnitt und in der Unschärfe erscheinen sollte. Wie man es auf den Bildern sieht, kann man es nicht erkennen.

Als wir nach dem Shooting zusammengerechnet haben, was das Ganze gekostet hat, mußten wir schmunzeln. Genau 99 € hat dieses Set gekostet.
Hier die Aufstellung der Teile:
- 2 x Lackregal weiß je 20€
- 2 x Tisch mit Beinen 1m x 0,6m je 22€
- 1 x Holzschneidebrett 7€
- 1 x Granitfliese 5€
- 4 x Styroporplatten für Rückwand Regal 3 €
Dies bekommt ihr alles beim gelben Möbelhaus und im Baumarkt. Viel Spaß beim Nachbauen.

Über Picture-Factory:
Die Picture-Factory ist ein Fotostudio in Essen. Wir sind ein Fotografenteam von 3 Fotografen und haben die Schwerpunkte People- und Hochzeitsfotografie. Seit November 2010 sind wir auch in dem Bereich der Stockfotografie tätig und haben innerhalb von 4 Monaten ein Stock von ca. 1700 Bildern aufgebaut.
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Wie findet ihr diesen Trick? Habt ihr auch schon Locations für ein Fotoshooting simuliert und was habt ihr dafür benutzt?