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Warnung: Bildagentur EyeEm zahlt seit Monaten keine Fotografenhonorare mehr aus

Mitte 2021 wur­de die deut­sche Bildagentur EyeEm für ca. 40 Mio. USD von der Schweizer Firma Talenthouse auf­ge­kauft. Als ers­te Ankündigung nach der Übernahme gab es wie üblich voll­mun­di­ge Versprechen, dass sich nichts Gravierendes ändern werde.

Die Fotografen, wel­che EyeEm belie­fer­ten, merk­ten jedoch schnell, dass das lei­der nicht stimm­te. Im Sommer 2022 häuf­ten sich Berichte, dass die ansons­ten regel­mä­ßig monat­li­che statt­fin­den­den Honorarauszahlungen ins Stocken gerie­ten und seit meh­re­ren Monaten ausstanden.

Das neue Logo von EyeEm nach der Übernahme durch Talenthouse

Am 24.8.2022 schick­te ich eine Presseanfrage an Talenthouse zu den aus­ste­hen­den Zahlungen und – viel­leicht war es nur ein Zufall – an die­sem Tag erfolg­ten vie­le der bis­her aus­ste­hen­den Zahlungen.

Der Vollständigkeit hal­ber hier die Antworten der PR-​Abteilung auf mei­ne dama­li­gen Fragen:

- Gibt es aktu­ell Gründe für die Verzögerung der Auszahlungen?

Zunächst möch­te ich Ihre Aufmerksamkeit auf unse­re Erklärung len­ken, die am Freitag, den 26. August von Talenthouse ver­öf­fent­licht wur­de und die Sie hier fin­den kön­nen. Wie Sie dort nach­le­sen kön­nen, haben wir in den letz­ten Monaten die Börsennotierung an der SIX Swiss Exchange gesteu­ert und meh­re­re Unternehmen in die Gruppe auf­ge­nom­men. Während der ruhi­ge­ren Sommermonate haben wir mit der Zentralisierung unse­rer Buchhaltungs- und Cash-​Management-​Systeme und der Umstrukturierung unse­rer neu fusio­nier­ten Finanzteams begon­nen. Dies ist ein auf­wen­di­ger Prozess, aber er wird die recht­zei­ti­ge Auszahlung an unse­re welt­wei­ten Kreativen erleich­tern. Im Zuge der Harmonisierung loka­ler Besonderheiten beim Empfang und Versand von Geld muss­ten wir kon­zern­weit ein­heit­li­che KYC-​Verfahren (Know Your Customer) einführen.Dies begrün­det die Verzögerungen.

- Wann plant Talenthouse die offe­nen Auszahlungsanfragen der EyeEm-​Fotografen zu bearbeiten?

Leider ist es uns nicht mög­lich, einen kon­kre­ten Zeitplan zu nen­nen, da die Situation jedes Kreativen und Fotografen „unique„ist. Wir arbei­ten jedoch rund um die Uhr dar­an, die Zahlungen auf den aktu­el­len Stand zu brin­gen. Ich möch­te Sie in dem Zusammenhang auf die in der vor­gän­gi­gen Antwort beschrie­be­ne Arbeit hin­wei­sen, die wir leis­ten, um sicher­zu­stel­len, dass wir unse­re Kreativen nie wie­der in eine sol­che Situation brin­gen. Es wäre aber nicht kor­rekt, wenn wir Ihnen einen pau­scha­len Zeitplan ange­ben. Stattdessen ermu­ti­gen wir die Kreativen, sich mit uns in Verbindung zu set­zen, damit wir uns mit jedem ein­zel­nen Fall befas­sen können.

- Wann wer­den die nächs­ten Verkaufsabrechnungen an die Fotografen geschickt?

Wir geben wöchent­lich beacht­li­che Beträge an Kreative aus.

Nach der August-​Auszahlung gab es ein kur­zes Aufatmen, was lei­der nicht lan­ge währ­te. Meine Honoraranforderung von Ende Oktober 2022 wur­de aus­be­zahlt, auf das Honorar von November 2022 und die dar­auf fol­gen­den war­te ich bis heute.

In der Zwischenzeit mehr­ten sich auch Berichte, dass nicht nur die Fotografenhonorare nicht bezahlt wur­den, auch die Gewinner der „Missions“ (bezahl­te Auftragsarbeiten für Kunden) war­ten anschei­nend wei­ter­hin auf ihre Preise.

Darüber hin­aus mel­den sich Fotografen, wel­che zwar neue Verkäufe über Partneragenturen ent­deckt haben, wel­che bis­her aber nicht von EyeEm gemel­det wurden.

Am 01. Februar 2023 schick­te ich erneut eine Presseanfrage an die glei­che Kontaktadresse bei Talenthouse, dies­mal erhielt ich jedoch kei­ne Antwort mehr.

Deshalb stell­te ich ges­tern einen Antrag auf den Erlass eines Mahnbescheids an die deut­sche EyeEm Mobile GmbH.

In den nächs­ten Tagen wer­de ich im Blog eine Schritt-​für-​Schritt-​Anleitung ver­öf­fent­li­chen, wie ihr bei Bedarf selbst so einen Mahnbescheid bean­tra­gen könnt.

Die finanzielle Situation von Talenthouse

Die aus­ste­hen­den Honorarzahlungen haben bei vie­len Leuten ein Interesse an der gene­rel­len Finanzsituation von Talenthouse geweckt. Da die Firma bör­sen­no­tiert ist, gibt es da eini­ge Informationen, die lei­der nicht dazu bei­tra­gen, Zuversicht zu verbreiten.

So ist der Börsenkurs von Talenthouse (THAG) seit der Übernahme von EyeEm dau­er­haft auf Talfahrt und auch die Firmen-​Bewertung von Börsenanalysten sieht nicht schmei­chel­haft aus:

Our ana­ly­sis indi­ca­tes that THAG is poten­ti­al­ly overva­lued!

Vor weni­gen Tagen erst gab Talenthouse auch das Ausscheiden von einem CEO und einem CFO bekannt. Auch der dort genann­te Pressekontakt ist jetzt schon – weni­ger als 14 Tage nach Veröffentlichung der Pressemitteilung – nicht mehr für die Firma Talenthouse tätig.

Angesichts der gene­rel­len Situation der Kreativbranche, auch mit Hinblick auf die Umwälzungen durch KI sowie dem Verhalten von EyeEm seit dem letz­ten Jahr sind mei­ne Hoffnungen lei­der gering, dass wir dazu noch vie­le posi­ti­ve Nachrichten hören werden.

Alamy führt neue Kommissionsstruktur ein und kürzt Fotografenhonorare

Vor gut zwei Jahren hat­te die Bildagentur Alamy das letz­te Mal die Fotografenhonorare gekürzt. Nun gibt es wie­der eine Änderung, wel­che erneut für die meis­ten Fotografen zu einer Kürzung von deren Anteil füh­ren wird.

Die Kürzungen tre­ten 17 Monate in Kraft, nach­dem Alamy von der PA Media Group gekauft wur­de und es groß­spu­rig hier im Alamy-​Forum hieß:

Does this acqui­si­ti­on chan­ge any­thing for me? In terms of com­mis­si­on rates/​contracts/​processes, etc?

No, it doesn’t. Alamy con­ti­nues to ope­ra­te as usu­al. Alamy pri­des its­elf on offe­ring a bet­ter com­mis­si­on rate than most other agencies.

Will PA Media Group con­ti­nue to offer the same com­mis­si­on rates to Alamy’s exis­ting contributors?

There are no plans to chan­ge that.

Schauen wir uns das alte Modell und das neue Modell im Vergleich an. Bisher galt die­se Tabelle: 

Für nicht-​exklusive Bilder im Direktverkauf gab es 40% für den Fotografen, bis 2012 waren es 50%, davor sogar 60%.

Ab Juli 2021 gilt die­se Tabelle:

Wie mitt­ler­wei­le schon üblich, machen es einem die Bildagenturen – ver­mut­lich absicht­lich – lei­der nicht leicht, die alten und neu­en Zahlen direkt mit­ein­an­der zu vergleichen.

Nehmen wir zum Beispiel die Kommission der Partnerverkäufe, also wenn Alamy ein Bild nicht selbst ver­kauft, son­dern eine Partneragentur den Verkauf ein­ge­fä­delt hat. 

Bisher war die Verteilung: 30% Partner, 30% Alamy, 40% Fotograf.
Nach der neu­en Struktur sähe es im mitt­le­ren Gold-​Ranking so aus: 30% Partner, 42% Alamy, 28% Fotograf, wenn wir die bis­he­ri­gen 30% Partner-​Kommission als gesetzt anneh­men. Aber das ergibt sich eben nicht aus der obi­gen Tabelle und wird nun nicht mehr öffent­lich kom­mu­ni­ziert, wie viel die Partneragenturen erhal­ten. Denn neh­men wir mal an, Alamy wür­de die Partner-​Kommission auf 40% erhö­hen: Dann sähe die Verteilung so aus: 40% Partner, 36% Alamy, 24% Fotograf. Alamy könn­te also bis zu 50% Partner-​Kommissionen anbie­ten, ohne selbst Kommissionen zu ver­lie­ren, die Differenz wür­de allei­ne von den Fotografen getra­gen werden.

Ähnlich sieht es bei der Affiliate-​Kommission aus:
Bisher galt: 52,5% für Alamy, 13% für Affiliates, 34,5% für die Fotografen. Nun gilt, wie­der gleich­blei­ben­de Affiliate-​Kommissionen vor­aus­ge­setzt, im Gold-​Ranking: 66% für Alamy (von denen Alamy auch die Affiliates bezahlt) und 34% für die Fotografen, also ein hal­ber Prozentpunkt weni­ger. Laut den neu­en Nutzungsbedingungen (sie­he Punkt 12.15) gibt Alamy den Affiliates 15% von ihren 66% ab, im Gold-​Ranking wären das also: 56,1% Alamy, 9,9% Affiliate, 34% Fotografen. Also auch hier zusam­men­ge­fasst: Alamy bekommt mehr, zulas­ten der Affiliates und der Fotografen. (Hinweis: Im Alamy-Blogpost steht, dass Fotografen bis­her 40% von Affiliate-​Einnahmen erhal­ten hät­ten, die obi­ge Tabelle sagt jedoch etwas ande­res aus.)

Um die Sache noch etwas kom­ple­xer zu machen, hat sich Alamy eben­falls aus dem Baukasten der Profitmaximierung bedient und teilt die Fotografen nun in drei Klassen ein: Silber, Gold und Platinum (mit Bronze anzu­fan­gen, hät­te wohl zu schä­big geklungen).

Gold bedeu­tet: Alle bis­he­ri­gen Fotografen star­ten bei Gold oder höher, wenn sie die Voraussetzung erfüllt haben. Wer mehr als 250 USD Umsatz in zwölf Monaten bei Alamy erzielt, bleibt Gold.

Platinum bedeu­tet: Wer mehr als 25.000 USD Umsatz inner­halb von 12 Monaten bei Alamy hat und sei­ne Bilder exklu­siv bei Alamy hat, wird Platinum. Bisher trenn­te Alamy nach exklu­si­ven und nicht-​exklusivem Material. Ersteres bekam bis­her 10% mehr Kommission, auch das fällt in Zukunft weg, sofern die Exklusivfotografen weni­ger als 25.000 USD Umsatz gene­rie­ren. Verständlicherweise ist vor allem deren Frust im Alamy-​Forum groß.

Silber heißt: Wer län­ger als ein Jahr bei Alamy ist und weni­ger als 250 USD Umsatz erwirt­schaf­tet hat, wird auf Silber runtergestuft.

Mit Umsatz ist hier der Gesamtpreis der Bildverkäufe gemeint, ohne die Abzüge der Alamy- und ggf. ande­rer Kommissionen. Zur bes­se­ren Einordnung: Ich habe fast 50.000 Bilder bei Alamy online und kom­me nicht mal ansatz­wei­se in die Nähe der Platinum-Klasse.

Wer also Bilder für weni­ger als 250 USD im Jahr bei Alamy ver­kauft, wird zukünf­tig noch viel schlech­te­re Konditionen erhal­ten: Nur 20% auf Direktverkäufe, nur 17% auf Affiliate-Verkäufe.

Alamy traut sich auch wirk­lich noch, das Wort „fair“ in den Mund zu neh­men, um die Kommissionsänderungen zu begründen:

We’ve moved to a tie­red sys­tem so we can ensu­re that we remain fair to tho­se con­tri­bu­tors who sell well with us“

aus dem Alamy-Blogpost

Es ist des­halb an der Zeit, zwei Regeln aufzustellen:

  1. Glaube kei­ner Aussage einer Bildagentur über die Zukunft von deren Fotografenkommissionen.
  2. Die Frage ist nicht, ob eine Bildagentur die Kommissionen kür­zen wird, son­dern nur, wann.

Youtube-​Kommentare zur Kommissionskürzung der Bildagentur Alamy

Die Bildagentur Alamy will erneut die Fotografenhonorare kür­zen: Sanken sie 2012 von 60% auf 50%, sol­len die­se nun ab Februar 2019 auf 40% fallen.

Der Alamy-​CEO James West begrün­det die­sen Schritt wort­reich in einem YouTube-​Video:

Außer den gan­zen Worthülsen und Phrasen ist eine span­nen­de Grafik bei Minute 6:40 ent­hal­ten, wel­che die Entwicklung und die Differenz zwi­schen Gesamtumsatz und Fotografeneinnahmen von 2002 bis 2018 aufzeigt:

Dort ist gut sicht­bar, wie die Kommissionskürzung von 60 auf 50% für die Fotografen zu einem Umsatzwachstum bei gleich­zei­ti­ger Stagnation der Fotografeneinnahmen geführt hat.

Die Kommentare unter dem Video sind zusam­men­ge­fasst aus­sa­ge­kräf­ti­ger als alles, was ich dazu selbst sagen könn­te, wes­we­gen ich hier ein­fach eine sinn­ge­mä­ße Auswahl und einen Ausschnitt der Kommentare (ins Deutsche über­setzt) präsentiere:

Ich fin­de es erstaun­lich, dass Alamy mit der Trendlinie ab 2015 einen Aufwärtstrend hat, aber gleich­zei­tig denkt, dass es an der Zeit ist, wei­te­re 10%(Punkte) von den Fotografen zu kür­zen. […] Ich bin seit 1980 im Bereich Stockfotografie. Nicht ein­mal hat ein Unternehmen die Fotografenkommission in guten Zeiten ange­ho­ben.“(J Liparis)

Mir ist bewusst, dass Alamy sich auf dem Markt behaup­ten, in die Zukunft inves­tie­ren und Gewinne erzie­len muss. Seltsamerweise ist es genau das, was auch der Fotograf tun muss. Ich habe nichts in dem Video gehört, wie dies den Fotografen zugu­te kommt. Ja, sie haben die neu­en Portfolios erwähnt, aber alles, was das bewirkt, ist, den Verkauf und Vertrieb auch auf die Fotografen abzu­wäl­zen.“ (Robin Whalley)

Wenn wir direkt bei Alamy ange­stellt und bezahl­te Mitarbeiter wären, wäre dies nicht mög­lich. Alles, was Sie tun könn­ten, wäre, neue Mitarbeiter mit einem neu­en Vertrag zu beschäf­ti­gen. Daher nut­zen Sie die Tatsache, dass wir Selbstständige sind, um die feh­len­den gesetz­li­chen Rechte aus­zu­nut­zen.“ (Paul Briden)

 ‚Kommissionsänderung‘ ist das fal­sche Wort für ‚Kommissionskürzung‘.“ (Dmitry Rukhlenko)

Dies ist eine Kürzung von 20% der Honorare, die Fotografen erhal­ten (50–20% = 40). In den Charts, die Sie jedoch zei­gen, ist die Lücke zwi­schen den Unternehmensgewinnen und den Fotografenkommissionen grö­ßer als je zuvor. Sind sie und alle Mitarbeiter des Unternehmens auch zu einer 20%-Gehaltskürzung zum Wohle des Unternehmens bereit?“ (Chris Stock)

Zumindest hat der CEO den Mut, sein Gesicht zu zei­gen. Ich glau­be nicht, dass einer der CEOs der ande­ren Agenturen den Mut dazu hät­te. Schlechte Nachrichten auf ethi­sche Weise.“ (Ozgur Coskun)

Wenn die­ses Video ver­sucht, die Menschen zu beru­hi­gen, schei­tert es für mich schreck­lich. Ich bin mir nicht sicher, ob die lege­re Kleidung mit bil­li­ger Garderobe im Hintergrund den Eindruck vom Unternehmensvermögen ablen­ken soll­te, aber es ist nicht im gerings­ten pro­fes­sio­nell. Die gesam­te Präsentation wirkt schwa­fe­lig und nicht über­zeu­gend. Es fehlt an Überzeugung und es sieht eher aus wie ein Zwölfjähriger, der ver­sucht, eine Entschuldigung dafür zu fin­den, war­um er sei­ne Hausaufgaben nicht gemacht hat.[…] Ich hof­fe, dies ist nicht die Präsentation, die der Alamy-​CEO bei Geschäfts- und Investitionsmeetings mit­ge­bracht hat!“ (Essence Of Light)

Workflow-​Änderung: Wenn ich mei­ne Bilder für den Upload sor­tie­re, wird es nun einen Ordner namens „Reste“ geben mit einem Unterordner „Alamy“ dar­in.“ (Gordan P. Junior)

Alamy hat so vie­le Fotos und Fotografen, dass der Geschäftserfolg eines ein­zel­nen Fotografen offen­sicht­lich kei­ne Rolle spielt. Dies ist jedoch kein nach­hal­ti­ges Modell für den Erfolg. Jede Motivation, neue Fotos zu machen, ist weg.“ (Blaine Harrington)

Die Erklärung liegt in den Diagrammen. Deine oran­ge Linie geht nicht nach oben und wird zwi­schen immer mehr Fotografen auf­ge­teilt. Unsere blaue Linie steigt in die Höhe und soll­te das nicht mehr das Fall sein, neh­men wir uns wei­te­re 10 Prozentpunkte, bis sie wie­der steigt.“ (syou­sef)

Hat er die Schuld gera­de wirk­lich auf den Brexit gescho­ben?“ (Paphos Life)

Ich bin nicht über­mä­ßig besorgt über den pro­zen­tua­len Anteil der Provisionen, son­dern über den tat­säch­li­chen Wert pro Verkauf. Die Grafik, die den Bruttoeinnahmenumsatz zeigt, ist an sich ziem­lich bedeu­tungs­los. Wir müs­sen die Verteilungskurve sehen, damit sie irgend­ei­nen Wert hat. Wenn Drittanbieter betei­ligt sind, kür­zen Sie auch ihre Provision? Wenn nicht, war­um nicht? Ich bin fest davon über­zeugt, dass Zeit, Aufwand und Engagement der Fotografen stark unter­be­wer­tet sind. James, im Geiste der Offenheit und Fairness, könn­ten wir den Überschuss von Alamy pro Jahr sehen bit­te?“ (Richard Tadman)

Ich bin seit 2000 bei Alamy, bevor sie online gegan­gen sind. Alex hat mich ange­wor­ben, um genug Bilder zu haben, bevor sie öffent­lich gin­gen. Der „Vertrag“ war anfangs groß­ar­tig und die Einnahmen waren recht gut, selbst mit einer rela­tiv gerin­gen Anzahl von Bildern, und ich hat­te das Gefühl, dass Alamy sich wirk­lich für sei­ne Fotografen sorg­te und auch in öffent­li­chen Meetings traf. Schneller Vorlauf bis 2016 und das Bild hat­te sich sehr ver­än­dert. Es sind nicht nur die Provisionen gefal­len, son­dern auch die Bildpreise (in mei­nem Fall sank der Durchschnittspreis pro Bild von 100 USD auf rund 10 USD, ich habe mei­ne eige­nen Grafiken, um dies zu bewei­sen). Nachdem ich 16 Jahre lang regel­mä­ßig hoch­ge­la­den habe, ent­schied ich zu die­sem Zeitpunkt, dass es die Anstrengung nicht wert war, wei­ter­hin bei­zu­tra­gen. Die Rendite war zu nied­rig, also beschloss ich, mei­ne Bilder in Alamy zu belas­sen und den immer gerin­ger wer­den­den Geldbetrag mit­zu­neh­men und mit mei­nem Leben etwas Nützlicheres zu machen. Ich dach­te dar­an, Alamy mög­li­cher­wei­se zu erlau­ben, eini­ge mei­ner neue­ren Bilder zu ver­kau­fen, aber die­se letz­te Ankündigung hat die­se Gedanken aus mei­nem Kopf ver­drängt. Mit mehr als 157 Millionen ver­kauf­ten Bildern und einem Gewinn von 300 Millionen Dollar pro Jahr gibt es kei­ne Entschuldigung, die Torpfosten zu bewe­gen und die Hand zu bei­ßen, die sie füt­tert. Ohne uns sind sie nichts.“ (Mike Crawley)

Er kann nicht ein­mal mit gera­dem Gesicht in die Kamera schau­en.“ (mhon­eg­ger)

Was sagt ihr zu dem Video?

Microstock-​Einnahmen und Kommissionen – Wohin geht das Geld?

Im Juli ver­öf­fent­lich­te Steve Gibson in sei­nem „Microstock Insider“-Blog einen lesens­wer­ten Artikel, in dem er – jetzt gut fest­hal­ten – eine Lanze für nied­ri­ge Fotografenhonorare bricht. Mit sei­ner Erlaubnis habe ich die­sen Artikel über­setzt und ich bin gespannt, ob ihr sei­ne Ausführungen unter­strei­chen wür­det. Los geht’s, Steve:

Wie wird das Geld, was ein Bildkäufer aus­gibt, zwi­schen Fotografen, der Bildagentur und eini­gen Mittelsmännern aufgeteilt?

Die Antwort ist rela­tiv ein­fach: Manchmal ist es ein­fach nicht klar.

Als ers­tes eine Begriffsklärung:

  • Honorar (Royalty) – Die Bezahlung, die ein Fotograf oder Illustrator erhält, wenn eins sei­ner Werke ver­kauft wurde.
  • Kommission – Das Geld, das eine Bildagentur vom Verkauf erhält für die Ausführung der Transaktion und um Kosten abzu­de­cken. Kommissionen wer­den auch an Wiederverkäufer (Verteiler) und Vermittler, die Käufer brin­gen, aus­ge­schüt­tet. (Traditionelle Bildagenturen bzw. Macrostock-​Agenturen nen­nen oft ihre Kommissionsrate, also den Betrag, den sie ein­be­hal­ten, im Gegensatz zur Honorarrate.

Oft wird auch das Wort „royal­ty“ für Kommissionen benutzt. Ich bin nicht sicher, wie das zustan­de kam, denn es sorgt auf jeden Fall für Konfusionen und ein kur­zer Blick auf die gro­ßen Microstock-​Seiten zeigt, dass vor allem Begriffe wie „Einnahmen“ oder „Auszahlungsbetrag“ ver­wen­det wer­den, um die Situation zu klä­ren. Es ist nicht hilf­reich, dass wir in einer Industrie arbei­ten, deren Geschäftsmodell auf Amateurfotografen gegrün­det wur­de und in die uns „royal­ties“ aus­zahlt für unse­re „royalty-free“-Fotos (natür­lich sind die­se nur royalty-​free für den Käufer).

Der Unterschied zwi­schen Kommissionen und Honorar kann auch wich­ti­ge Steuerunterschiede brin­gen, denn als Fotograf, der an einem Affiliate-​Programm teil­nimmt, ver­dient man sowohl Kommissionen für emp­foh­le­ne Käufer als auch Honorar für die ver­kauf­ten Bilder.

Wie wird der Honorar-​Kuchen aufgeteilt?

Es gibt drei Hauptausgaben zu berück­sich­ti­gen, wenn die Dienste betrach­tet wer­den, die digi­ta­le Downloads anbie­ten und bei der Aufteilung der Honorare:

  • Geld zum Betrieb des Dienstes und für die Finanztransaktionen
  • Marketing- und Werbungskosten
  • Honorare für die Urheber

Jeder die­ser Ausgaben ent­hält Kosten und eine Gewinnspanne. Zum Beispiel könn­te es einen Dollar kos­ten, ein Foto zu machen, aber um im Geschäft zu blei­ben, musst Du zwei Dollar beim Verkauf dafür berech­nen, wenn Du auch die nächs­te Kamera, das Dach über dem Kopf und Deinen Gewinn bezah­len willst.

Wiederverkäufe (Syndikation) & Affiliate-Verkäufe

Diese Verkäufe haben unter­schied­li­che Kosten für eine Bildagentur, denn eine drit­te Partei fand den Käufer, womit die direk­ten Marketingkosten null sind (das Branding aus­ge­nom­men) und im Falle eines Wiederverkäufers muss die Agentur nicht des­sen Webseite betrei­ben oder Kundenservice anbie­ten. Andererseits gene­rie­ren sol­che Verkäufe zusätz­li­che Kosten durch die Affiliate- oder Wiederveräufer-Kommissionen.

Beim Thema „Wiederverkauf“ machen wir ein ganz ande­res Fass aus: Einige Agenturen zah­len einen höhe­ren Preis für Wiederverkäufer-​Verkäufe (obwohl man nicht wirk­lich mehr pro Verkauf erhält), da die Agentur selbst weni­ger pro Verkauf ver­dient – der Wiederverkäufer behält sei­nen Teil der Kommission. Wiederverkäufer-​Verkäufe sind etwas ande­res als Affiliate-​Verkäufe, da die Agentur bei letz­te­ren trotz­dem Kundendienst, Zahlungsabrechnung, Seitenzugriff für den Download und so wei­ter anbie­ten muss. Bei den Wiederkäufern sor­gen die­se selbst dafür.

Grob gespro­chen gibt es drei ver­schie­de­ne Typen von Microstock-​Käufern, die den Agenturen unter­schied­li­che Einnahmen brin­gen und unter­schied­li­che Ausgaben erfordern:

Ausgaben Käufertyp Direktverkauf  Affiliate-Kauf  Wiederverkäufer
Such-​API Ja Ja Ja
Hosting und Bandbreite Ja Ja Ja
Fotografenverwaltung Ja Ja Ja
Bildredaktion Ja Ja Ja
Fotografenhonorar Ja Ja Ja
Webseiten-​Frontend Ja Ja Nein
Kundenservice Ja Ja Nein
Zahlungsabwicklung Ja Ja Nein
Marketing und PR Ja Nein Nein
Kommissionen an Dritte Nein Ja Ja

Darüber hin­aus haben alle Agenturen zusätz­li­che Kosten wie sie ande­re Firmen auch haben, zum Beispiel Buchhaltung, Personalkosten, Management und so weiter.

Wie viel Geld wird nun dafür ausgegeben?

Das ist die Eine-​Million-​Dollar-​Frage. Mit Ausnahme der Honorarsätze und Kommissionen hal­ten die Agenturen die­se Informationen sehr geheim. Shutterstock jedoch hat eini­ge die­ser Informationen im Rahmen des geplan­ten Börsengangs ver­öf­fent­licht. Dadurch bekom­men wir eine unge­fäh­re Vorstellung, wie die Top-​Microstockagenturen ihre Einnahmen ausgeben:

Zu den Betriebskosten zäh­len die Fotografenhonorare, Kreditkartengebühren, Bildredaktion, Kundendienstkosten, Infrastrukturkosten für das Betreiben der Webseite und den dazu­ge­hö­ri­gen Angestellten, Raummieten und ande­re Kosten. Im oben ver­link­ten IPO wer­den die gezeig­ten Segmente noch genau­er definiert.

Wie steht Microstock im Vergleich zu ande­ren Industrien da?

Im Microstock-​Bereich bleibt das meis­te Geld bei den Agenturen. Es gibt ver­schie­de­ne Gründe dafür, unter ande­rem den Fakt, dass bei nied­ri­gen Verkaufspreisen die Kosten des Verkaufs ver­hält­nis­mä­ßig hoch sind. Wie du sicher weißt, muss man vie­le bil­li­ge Fotos ver­kau­fen, um die Kosten für deren Erstellung wie­der einzuspielen.

Was ist mit ande­ren vir­tu­el­len Gütern wie iTunes und Apps?

Microstock scheint dem Vergleich ganz gut stand­zu­hal­ten. Bei iTunes ver­dient ein Musiker ca. 9 Cent bei einem Verkaufspreis von 1,29 USD. Das ist der Betrag, der übrig bleibt, nach­dem die Plattenfirma ihren (gro­ßen) Anteil an den ca. 70 Cent genom­men hat, die Apple ihnen gibt (Zahlen gel­ten nur für die USA).

Unabhängige Musiker kön­nen die gesam­ten 70 Cent behal­ten, wer­den aber oft für das Hosting, Setup-​Kosten und jähr­li­che Gebühren etc. zur Kasse gebe­ten. Du siehst, wel­cher gro­ße Teil durch die Betriebskosten (Apple) und das Marketing (Plattenfirma) anfällt. Ich habe gele­sen, dass die Musiker bis zu 50% des Plattenfirma-​Anteils ver­die­nen kön­nen, wenn die Kosten der Plattenfirma ein­ge­spielt wur­den. Diese Teilung der Einnahmen ist nichts Neues, auch vor den digi­ta­len Downloads beka­men Musiker nur einen klei­nen Prozentsatz vom Preis der Platte ab.

Für den „Apps Store“ nimmt Apple eine Kommission von 30%, damit ver­blei­ben 70% bei den Entwicklern der Software. Diese müs­sen für den Zugriff auf die Entwicklungssoftware bezah­len (ca. 99 – 299 USD pro Jahr). Diese Verteilung ist ähn­lich wie bei iTunes, nur ohne den Marketing-​Anteil der Plattenfirma. Der Entwickler bekommt die vol­len 70%, muss jedoch das kom­plet­te Marketing über­neh­men und sich um die Kundenbetreuung küm­mern. Wie wir am Beispiel von Shutterstock gese­hen haben, waren das dort fast 30% der Einnahmen. Der Android-​Marktplatz hat eben­falls den 70%-Anteil für sei­ne Entwickler.

Aber Alamy kann 60% (40% Kommission) bei Fotos auszahlen?

Sie machen das bei ihren Bildern mit Standardpreisen, aber sie haben eine 50–50 Verteilung für ihre „Novel Use“-Bilder, was mei­nes Erachtens ein bes­se­rer Vergleich mit Microstock ist. 60% Kommission nimmt Alamy auch für Vertriebs(partner)-Verkäufe.

Bis jetzt war es nicht Alamys Hauptgeschäftsfeld, ein Marktplatz im Microstock-​Stil zu sein. Außerdem hat Alamy eine Geschichte von Änderungen an der Kommissionsstruktur, wenn sich die Geschäfte ändern und ich den­ke, das soll­te jede Firma tun – es sind nicht nur die Microstock-​Agenturen, die gezwun­gen sind, ihre Kommissionen zu ändern. Ich den­ke auch nicht, dass es fair ist, Alamy direkt mit Microstock-​Agenturen zu vergleichen.

Ich ken­ne nicht die inter­nen Details von Microstock- oder Macrostock-​Agenturen, aber ich den­ke, es ist nach­voll­zieh­bar zu sagen, dass Alamy nur eine Handvoll Verkäufe braucht, um eine Zeitschriftenwerbung in Auftrag geben zu kön­nen, wäh­rend eine Microstock-​Agentur ver­mut­lich über 1000 Bilder ver­kau­fen muss, um sich die glei­che Anzeige leis­ten zu kön­nen. Die Kosten, um 1000 Kunden zu gewin­nen, sind deut­lich höher als nur einen Kunden zu gewin­nen (Ich habe den Fakt igno­riert, dass durch nied­ri­ge­re Bildpreise es ein­fa­cher sein kann, meh­re­re Verkäufe zu gene­rie­ren wie auch den Fakt, dass es wahr­schein­lich teu­rer ist, einen Macrostock-​Kunden zu gewin­nen als einen Microstock-Kunden).

Gib 5 Dollar über Paypal oder eine Kreditkarte aus und ca. 10% des Geldes wer­den von den Transaktionskosten auf­ge­fres­sen. Gib eini­ge hun­dert Dollar aus und die Kosten sin­ken auf eini­ge Cent. Das ist der Grund, war­um Agenturen Rabatte auf gro­ße Credit-​Verkäufe geben. Auf einer Microstock-​Seite kön­nen die Kosten, die ent­ste­hen, wenn jemand fünf Minuten auf eine Email ant­wor­tet oder der IT-​Mitarbeiter eini­ge Minuten an einem Serverproblem arbei­tet, schnell den Gewinn eines Bildverkaufs vernichten.

Beweise der Geschichte

Clustershot war ein gutes Beispiel einer Bildagentur, die den Markt betrat, um Umsätze zu erzie­len, aber nicht die Arbeit der Fotografen bewor­ben hat. Deren Kommission vor nur 12%, was 88% für die Fotografen bedeu­te­te (die auch die Paypal-​Bearbeitungsgebühren zah­len muss­ten), lasst uns also 15% Kommission sagen. Mit die­sem Level konn­ten sie ihre Kosten decken und damit mei­ne ich, sie gin­gen bank­rott. „Kosten decken“ heißt, kein Geld, kei­ne Zeit oder sons­ti­ge Anreize zu haben, in den Service zu inves­tie­ren. Es sieht so aus als wären 15% nicht genug Geld, um Downloads und Zahlungen zu bearbeiten.

Alamy been­de­te ihr „Alamy Red“-Kommissionssystem, bei dem sie nur 20% Kommission nah­men, aber eine Annahmegebühr von 2 Dollar ver­lang­ten und eine monat­li­che Hosting-Gebühr.

50% Honorar mag als attrak­tiv gel­ten, aber ich glau­be, es gibt genug Beweise, dass Microstock-​Agenturen, die 50% Honorar bie­ten, gene­rell sta­gnie­ren, ich ver­mu­te, weil die Agenturen nicht genü­gend Ressourcen haben, um ins Wachstum zu inves­tie­ren. Schaut man sich die Honorare bei den Top-​Agenturen an (und ich mir die Agenturen mit den höchs­ten Umsätzen), fällt auf, dass alle deut­lich weni­ger als 50% Honorar zah­len. Die ver­link­te Tabelle ist grob sor­tiert nach Einnahmen und meist stimmt das mit der Sortierung des Honoraranteils über­ein – in ande­ren Worten: Ein hoher Honoraranteil ist für Fotografen nichts wert, du bist bes­ser dran, über eine Agentur mit einem nied­ri­ge­ren Honoraranteil zu ver­kau­fen, die in der Lage sind, deut­lich mehr zu ver­kau­fen (und das eben auch machen!).

Es ist üblich für neue Start-​Up-​Agenturen, einen hohen Honoraranteil zu ver­spre­chen, um Fotografen anzu­lo­cken, egal, ob das ein wei­ses Geschäftsmodell ist oder nicht. Es ist defi­ni­tiv kein Signal, was als „wenn die das kön­nen, könn­ten es die ande­ren auch machen“ gele­sen wer­den soll­te. Als abso­lu­tes Minimum muss eine Agentur nach­hal­tig wirt­schaf­ten, aber sie brau­chen mehr als das, sie müs­sen pro­fi­ta­bel sein, um wei­ter inves­tie­ren zu kön­nen, um wach­sen zu kön­nen oder Risikokapital anzulocken.

Es scheint als wären ca. 30% Kommission ein übli­cher Standard, den man neh­men soll­te für das Hosting, die Downloadverwaltung und die Zahlungsabwicklung für irgend­ei­ne Transaktion vir­tu­el­ler Güter. Man könn­te noch ergän­zen, dass beim Bilderverkauf noch eini­ge wei­te­re Kosten anfal­len, da zum Beispiel die Suche deut­lich kom­ple­xer ist.

Subventionierung höhe­rer Honorare

Einige Agenturen bie­ten mehr Honorar für exklu­si­ve Bilder (die zum glei­chen Preis ver­kauft wer­den) und/​oder höhe­re Honorare für umsatz­star­ke Fotografen. Während die­se Fotografen qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Bilder haben, die zu redu­zier­ten Kosten in der Bildredaktion füh­ren, ist es mit Blick auf die Honorartabellen sehr offen­sicht­lich, dass die Agenturen mit gestaf­fel­ten Honoraren den umsatz­schwa­chen Fotografen deut­lich nied­ri­ge­re Honorare zah­len im Vergleich zu den Agenturen, die ein Honorar für alle anbie­ten. Während gestaf­fel­te Honorare einen Anreiz schaf­fen, qua­li­ta­tiv bes­se­re Bilder hoch­zu­la­den und mehr Verkäufe zu gene­rie­ren, wer­den gleich­zei­tig die umsatz­schwa­chen Fotografen bestraft, indem sie die höhe­ren Honorare der Top-​Fotografen subventionieren.

Doppeldeutige Worte: Worauf man beim Vergleich von Honoraranteilen ach­ten sollte

Man könn­te leicht anneh­men, dass, wenn eine Agentur 25% Honoraranteil zahlt, man bei einem Bildverkauf für 5 Dollar 1,25 Dollar abbe­kom­men wür­de. Das kann aber falsch sein. Wer die Vertragsbedingungen genau durch­liest, merkt, dass er meist nur Anspruch auf 25% der „tat­säch­li­chen Umsätze“, der „Nettoerlöse“ o.ä. hat. Einige Agenturen bie­ten einen fes­ten Betrag pro Verkauf oder gekauf­ter Bildgröße, ande­re Agenturen bie­ten eine Prozentzahl, bei der es wich­tig ist, dass das Verkaufssystem genau ver­stan­den wird. Bietet die Agenturen zum Beispiel Rabatte bei Großeinkäufen an und wer­den die­se Rabatte an den Fotografen weitergegeben?

Schlussfolgerung

Vor fünf Jahren lag der typi­sche Microstock-​Honoraranteil bei 30–50% und wur­de seit­dem nied­ri­ger und nied­ri­ger, weil die Agenturen immer mehr der Einnahmen für sich behalten.

Wo geht das gan­ze Geld hin? Das meis­te Geld wird für das Marketing aus­ge­ge­ben, aber ich ver­mu­te, dass gro­ße Teile auch in die Bilanz wan­dern, um sich als Agentur attrak­ti­ver für Investoren zu machen. iStockphoto gab hin­ter vorhge­al­te­ner Hand auch zu, dass sie nicht genug Profit mit ihrem Unternehmen machen wür­den, als sie zuletzt ihre Honorarstruktur änder­ten.

Es scheint eine gute Idee zu sein, als Fotografen „mit unse­ren Füßen abzu­stim­men“ und nur dort unse­re Bilder hoch­zu­la­den, wo die Agenturen sich mit nied­ri­gen Kommissionen zufrie­den geben, aber die (viel­leicht trau­ri­ge) Wahrheit ist: Die Agenturen, die erfolg­reich sind, wie die Plattenfirmen im Beispiel, sind die, wel­che den Großteil der Einnahmen wie­der in Promotion und Marketing ste­cken. 50% von weni­gen oder kei­nen Verkäufen ist weit weni­ger wün­schens­wert als 17% von etli­chen Verkäufen.

Veer bietet jetzt Abo-​Modell an – Einmalige Opt-​Out-​Chance für Fotografen

Die welt­weit größ­te Bildagentur Getty Images hat kürz­lich ihre Microstock-​Fotografen bei istock­pho­to die Pistole auf die Brust gesetzt und gefor­dert: „Entweder wir dür­fen alle Deine Bilder auch als Abo-​Download anbie­ten oder Du fliegst raus!“ So ver­sucht Getty, ihr Portal Thinkstock für Käufer attrak­ti­ver zu machen. Fotografen erhal­ten natür­lich ziem­lich wenig Geld für die­se Abo-Downloads.

Die zweit­größ­te Agentur Corbis muss sich gedacht haben: Was die kön­nen, schaf­fen wir auch. Deshalb bie­tet die Microstock-​Tochter Veer der Bildagentur Corbis jetzt eben­falls ihre Bilder im Abonnement an. Immerhin sind sie im Gegensatz zu Getty so freund­lich und bie­ten den Fotografen eine ein­ma­li­ge Möglichkeit, ihre Bilder aus dem Abonnement zu ent­fer­nen. Doch dazu spä­ter mehr.


Was für Konditionen bie­tet das Veer-​Abo für Fotografen?

Manchmal den­ke ich, Bildagenturen hal­ten ihre Lieferanten für blöd. Anders kann ich mir nicht erklä­ren, dass sie immer von den höchst­mög­lich zu erzie­len­den Honoraren reden, aber nie vom tiefst­mög­li­chen oder wenigs­tens vom Durchschnitt. Klar, es klingt bes­ser, wenn die Agentur sagt: „Der Fotograf kann pro Abo-​Download bis zu 3,75 Dollar ver­die­nen“ statt „Der Fotograf wird nicht weni­ger als 10 US-​Cent pro Abo-​Download erhal­ten“.

Aber sei­en wir fair: Theoretisch ist das Modell von Veer fai­rer als bei den meis­ten ande­ren Bildagenturen. Der Fotograf erhält kei­ne fixe Summe pro Download, son­dern wird antei­lig an der Menge der Downloads betei­ligt. Übersetzt: Je weni­ger der Bildkunde am Tag run­ter­lädt, des­to mehr ver­dient der Fotograf. Bei Abo-​Modellen ande­rer Bildagenturen erhält der Fotograf immer die glei­che Summe und falls ein Bildkäufer sein Abo-​Kontingent nicht aus­schöpft, streicht die Bildagentur den Gewinn ein.

Bei Veer erhält der Fotograf 3 Dollar, wenn der Abo-​Kunde nur ein Bild am Tag run­ter­lädt. Wenn der Abo-​Kunde jedoch 10 Bilder am Tag run­ter­lädt, bekommt der Fotograf nur noch 30 US-​Cent. Bei 30 Bildern am Tag – der maxi­ma­len Downloadgrenze im Abonnement – erhält der Fotograf nur noch lächer­li­che 10 Cent. Die von Veer als höchs­ten Abo-​Honorar in der Bilderbranche ange­prie­se­nen 3,75 Dollar sind nur eine Augenwischerei. Das ist näm­lich der Erlös für einen Abo-​Download einer „Erweiterten Lizenz“, wel­che die Erlaubnis zur „unbe­grenz­te Vervielfältigung“ und einen Rechte-​Schutz ent­hält. Wenn der Käufer jedoch 28 Abo-​Bilder am Tag mit einer erwei­ter­ten Lizenz run­ter­lädt, erhält der Fotograf nur noch 13 US-​Cent. Das wie­der­um ist für erwei­ter­te Lizenzen eher ein Rekordwert nach unten. Zum Vergleich: Normalerweise kos­tet ein Bild mit einer erwei­ter­ten Lizenz 100 Credits (ca. 100 Dollar) bei Veer. Die voll­stän­di­ge Übersicht der Preise und Honorare bei Veer gibt es hier als PDF.

Übrigens: Auch wenn Veer eine „Erweiterte Lizenz“ namens „Product For Resale“ anbie­tet, mit der ein Weiterverkauf, z.B: auf T‑Shirts, in Webseiten-​Templates oder auf Postern erlaubt ist, gibt es die­se Nutzung (noch) nicht im Abo.

Wichtiger Hinweis:
Diese fol­gen­de Information ist ganz neu und wird sicher hier im Blog noch aus­führ­li­cher bespro­chen, aber vorweg:
Fotolia hat ange­kün­digt, sich die Möglichkeit offen zu hal­ten, Fotografen auf das Ausgangslevel „Weiß“ zurück­zu­set­zen, wenn sie ihre Bilder bei Agenturen anbie­ten, die unter den Preisen und Kommissionen für das Weiß-​Ranking bei Fotolia lie­gen. Ich den­ke zwar, das betrifft eher Agenturen wie DepositPhotos, PhotoDune (Erweiterte Lizenzen für 15 Dollar) und ande­re, aber 10 Cent pro Abo-​Download ist eben­falls deut­lich weni­ger als Fotolia mit 25 Cent min­des­tens pro Abo-​Download zahlt.

In der Praxis gibt es ver­gleich­ba­re Abo-​Modelle nur bei Panthermedia und Waldhäusl. Letztere will ihr Abo-​Modell nicht wei­ter ver­fol­gen und in bei Panthermedia sahen mei­ne Durchschnittserlöse im Abo deut­lich mage­rer aus als die ver­spro­che­ne Beispielrechnung.  Deshalb habe ich dort das Abo schnell deak­ti­viert und auch bei Veer habe ich es aus­schal­ten lassen.

Wie deak­ti­vie­re ich die Abos bei Veer?

Veer bie­tet Fotografen ein­ma­lig die Gelegenheit, das Abo für die eige­nen Fotos aus­zu­schal­ten. Hier die Anleitung:

  1. Dazu müs­sen Fotografen eine Email an „contributor@veer.com“ schrei­ben.
  2. Der Betreff muss lau­ten: „Subscription opt-out.“
  3. Im Text der Email muss ste­hen: „I do not wish to par­ti­ci­pa­te in the Veer Subscription pro­gram at this time. Please exclude my images from the sub­scrip­ti­on web site. Contributor Alias: _______“
  4. Im frei­en Feld zum Schluss muss euer Fotografenname bei Veer ste­hen, falls ihr dort z.B. ein Pseudonym nutzt.
  5. Falls ihr von einer ande­ren Email-​Adresse schreibt als der, mit der ihr euch bei Veer ange­mel­det habt, müsst ihr die­se Anmelde-​Mailadresse eben­falls im Text der Email angeben.

Wenn ihr auf die Adresse im Text bei 1. klickt, öff­net sich gleich eine Email mit den meis­ten not­wen­di­gen Angaben (bis auf euren Account-​Namen), wenn ihr euren Browser mit einem Emailprogramm ver­knüpft habt.

Wer mit dem Gedanken lieb­äu­gelt, bei Veer Bilder zu ver­kau­fen, soll­te sich schnell anmel­den und  – mei­ne Empfehlung – gleich die Email schi­cken, um die Abos zu deaktivieren.

Was sagt ihr zur Ankündigung von Veer? Wie ent­schei­det ihr euch und warum?

Update 28.09.2011: Veer hat ange­kün­digt, das Abo-​Modell noch mal zu über­ar­bei­ten zu wol­len, weil es zuviel Kritik dar­an gab.

Update 01.10.2011: Veer hat die Änderungen am Abo-​Programm ver­öf­fent­licht. Demnach soll das Minimumhonorar pro Download jetzt 25 Cent betra­gen, außer­dem soll die Obergrenze auf 4,95 Dollar ange­ho­ben wer­den. Erweiterte Lizenzen sol­len vor­erst nicht im Abo ange­bo­ten wer­den, Abo-​Kunden erhal­ten nur die Möglichkeit, eine erwei­ter­te Lizenz etwas güns­ti­ger zu kau­fen, der Fotograf erhält dann 35 Dollar. Veer behält sich die Möglichkeit vor, spä­ter doch noch ein Abo für erwei­ter­te Lizenzen ein­zu­füh­ren, dann jedoch zu höhe­ren Preisen als bis­her ange­kün­digt. Wer als Fotograf sei­ne Bilder schon deak­ti­viert hat­te, kann sie bis zum 21. Oktober wie­der für das Abo-​Programm akti­vie­ren, indem er eine Email an contributorhelp@veer.com schreibt mit dem Betreff „Opt in“.