Die Video‑, Bild- und auch Audioagentur Pond5* war so freundlich, mir eine Liste von deren „meistverkauften Musik-Tracks“ im Jahr 2013 zur Verfügung zu stellen. 2013? *hüstel* Ja, es gab einige technische Probleme, weswegen ich euch erst jetzt die Liste präsentieren kann.
Wer schon mal versucht hat, etwas über den Erfolg von Stockaudio im Netz zu recherchieren, wird gemerkt haben, dass da eine Grabesstille herrscht. Umso mehr freut es mich, jetzt hier die erste Liste der Bestseller-Musiktracks vorstellen zu dürfen, auch wenn wir ein dreiviertel Jahr hinterher hinken. Die Liste enthält keine Soundeffekte (SFX), sondern „nur“ die meist höherpreisigen Musiktracks.
Die Links führen direkt zu den Tracks bei Pond5, zum Anhören einfach auf das Play-Symbol darunter klicken. Die Buchstaben in Klammern geben an, ob und in welcher Verwertungsgesellschaft (z.B. der GEMA) der Musiker Mitglied ist und die „bpm“ zeigen geschätzt die Geschwindigkeit der Songs in „Schlägen pro Minute“ an.
1. Sunny Side* von ZingDog (ASCAP) (100 bpm)
2. Elevation* von AudioQuattro (100 bpm)
3. Acoustic Fun & Ukulele* von ryanancona (155 bpm)
4. Pulse* von soundroad (PRS) (128 bpm)
5. Optimistic and Upbeat* von LNDNSounds (117 bpm)
6. Corporate Ideas* von ThatBeat (105 bpm)
7. Inspiring and motivating theme* von Twisterium (116 bpm)
8. Fun guitar and Ukulele* von JHunger (86 bpm)
9. Upbeat Life* von UniqueSound (156 bpm)
10. Acoustic Hopes And Dreams* von ZingDog (ASCAP) (95 bpm)
11. Hopes And Expectations* von Alf (110 bpm)
Was für Umsätze kann man mit so einem Track erzielen?
Die ersten fünf Tracks haben allesamt vierstellige Downloadzahlen. Die weiteren fünf liegen alle im oberen dreistelligen Bereich. Vier der elf Tracks wurden erst im Laufe des Jahres 2013 hochgeladen, das heißt, die Downloadzahlen wurden innerhalb eines Jahres erzielt. Ich hatte ja schon im Januar 2014 die Zahlen verglichen, es ist also durchaus möglich, mit diesen Bestsellern über 500 Downloads innerhalb eines Jahres zu erzielen.
Die Preise für diese Tracks liegen zwischen 8 und 40 USD. Der Durchschnitt liegt bei einem Verkaufspreis von 26,72 USD. Bei einem Anteil von 50% für Pond5 erhalten die Musiker ca. 13,36 pro Download. Bei 500 Downloads wären das 6680 USD, die innerhalb eines Jahres mit einem Bestseller verdient werden können.
Verglichen mit Fotos ist das viel, aber die Arbeitszeit für die Erstellung eines solchen Bestsellers liegt auch deutlich höher als bei Fotos. Andererseits ist auch die Konkurrenz viel geringer, da es bei Pond5 zum Beispiel „nur“ ca. 200.000 Audio-Tracks gibt, aber über 11 Millionen Fotos, also ca. 55x so viele.
Dazu kommt, dass Pond5 Dateien nicht exklusiv anbietet, die Musiker können ihre Tracks also meist bei weiteren Agenturen einstellen und dort Geld verdienen.
Was können Stockaudio-Produzenten aus dieser Liste lernen?
Als erstes: Dur zählt. Ähnlich wie bei Fotos sollten auch die Audio-Tracks eine positive Grundstimmung haben. Das traurige Moll ist da nicht gefragt. Die Songs sollten optimistisch und motivierend klingen, gerne auch mit akustischen Instrumenten. Das mit Abstand beliebteste Instrument ist die Ukulele, gefolgt von effektverzehrten Gitarren und Klavier.
In den Klammern habe ich ja versucht, die „Beats pro Minute“ (bpm) zu zählen, also die Schnelligkeit eines Songs. Der Herzschlag eines erwachsenen Menschen bei normaler Anstrengung liegt ca. bei 72 bpm. Das heißt, alles, was darüber liegt, wirkt „treibend“ beim Hören, was darunter liegt, wirkt „beruhigend“. Die Audio-Bestseller liegen allesamt darüber, der Durchschnitt liegt bei ca. 115–120 bpm. Damit liegen die Tracks ziemlich genau bei den 119 bpm, die hier als Durchschnitt für Chart-Hits errechnet wurden. Dort gibt es übrigens viele weitere spannende Forschungsergebnisse über den Klang eines Chart-Hits.
Die Dauer der obigen Besteller-Audiotracks liegt zwischen 78 und 196 Sekunden, wobei die Länge der Top 5 länger ist als der folgenden Songs. Im Durchschnitt liegt die Songlänge bei 131 Sekunden, also 2:11.
Ein weiterer Aspekt ist die Verschlagwortung und Titelvergabe. Die obigen Titel schaffen es alle, eine Stimmung oder Erwartungshaltung zu erzeugen, nach der ein Käufer suchen könnte. Die Anzahl der Suchbegriffe variiert von 20 bis 51 Keywords, im Schnitt sind es 36 Wörter, also ähnlich der empfohlenen Zahl bei Fotos.
Was für Erfahrungen habt ihr gemacht? Wer verkauft von euch auch Stockaudio-Tracks?
* Affiliate
Könnte es sein, dass sich ein oder zwei Fehler in den Text eingeschlichen haben?
„Die weiteren fünf liegen alle im oberen fünfstelligen Bereich.“ – ist es vielleicht eher der oberer dreistellige Bereich? Das würde eher zu den „500 Downloads pro Jahr“ passen, von denen später die Rede ist.
„Damit liegen die Tracks ziemlich genau bei den 199 bpm, die hier als Durchschnitt für Chart-Hits errechnet wurden“ – inhaltlich sind es aber eher 119 als 199, das stimmt auch mit der Quelle überein.
@Sebastian: Vielen Dank für die Hinweise, ist korrigiert, das waren Tippfehler vom ganzen Zahlen ausrechnen…
Hallo Robert, vielen Dank für diesen fundierten Artikel.
Ich beobachte den Markt seit einem guten halben Jahr und werde nächsten Monat meine ersten Tracks hochladen.
Meine Ergebnisse decken sich mit Deinen in Bezug auf Grundstimmung, Tonarten und Instrumentierung.
Das Thema BpM (Tempo) hatte ich bis jetzt aber gar nicht auf dem Schirm. Ich hab halt „nach Gefühl“ produziert.
Dennoch bewegen sich meine bisherigen Tracks alle zwischen 112 und 120 BpM. Ich bewerte das mal als gutes Zeichen, was meine Eignung als Stock-Audo-Produzent angeht.
Beim Thema Ranking der Clips fällt mir auf, daß das BILDER Ranking bei Fotalia
ständig sehr ähnliche , wenn nicht die selben Bilder aufweist, sodaß ich mich Frage, ob man speziell diesem und anderen Rankings überhaupt glauben kann.
Beobachtet doch mal über eine Woche die Veränderungen bei Fotalia- ich bin skeptisch
Ein schwerer Bereich! Eigentlich habe ich 2009 mit Stick-Musik angefangen, Video und Foto kamen bei mir erst später.
Schwer, weil es nicht wirklich visuell zu promoten ist. Selbst bei Video kannst Du mit einem guten Still einen Eindruck erzeugen, was da kommt. Der Suchende kann rasch eine ganze Seite mit den Previews durchsehen. Bei Audio hingegen musst Du die Maus platzieren und platzieren und platzieren. Das Ohr ist nach 20 Mouse-Overs langsam müde – also schneller, als man eine Anzahl visueller Elemente auf einer Seite schnell durchgucken kann.
Bei Musik klappt daher – nach meinen Erfahrungen – dass Aufbauen eines Portfolios nicht so ohne Weiteres. Du musst richtig in Vorleistung gehen (Zeit und gute Produktionen) und dann den Laden vollpumpen. Mit nur wenigen Stücken wächst Du kaum peux a peux. In der Trefferliste auf Seite 15 bist Du trotz weniger Werke insgesamt deutlich verlorener als im Foto oder Videobereich, weil so lange kaum einer hinhört.
Vielleicht hätte ich auch noch ein paar Audio-Produktionen machen sollen? Irgendwie ging es bei Video und Foto leicht aufwärts – trotz anfangs kleinem Portfolio. Natürlich ist es auch möglich, dass meine Tracks einfach keinen Geschmack richtig gut getroffen haben.
Hallo Robert,
vielen Dank für den sehr interessanten und aufschlussreichen Bericht !
Habe einige meiner Tracks und Effects seither bei Audiomicro angeboten. Hier verkaufe ich immer wieder mal
Tracks. Nach Deinem Bericht habe ich angefangen verstärkt auf Pond5 hochzuladen. Da ich neben meiner fotografischen Tätigkeit auch Musik produziere, eröffnet sich da ein weiterer interessanter Bereich.
Habe das in der Vergangenheit etwas vernachlässigt. Werde dann mal in Zukunft berichten wie es läuft.
Dir noch ein schönes Wochenende.
Viele Grüße
Thomas