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Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 50

Wow! 50 Folgen schon mei­ner Serie „Pimp My Stock!“ Das hät­te ich nicht erwar­tet, als ich sie vor knapp neun Jahren ins Leben geru­fen habe. (Was, neun Jahre ist das schon her?)

Was ist „Pimp My Stock“?
Vor zehn Jahren habe ich mich auf eini­gen Fotocommunitys rum­ge­trie­ben, die alle ein ähn­li­ches Schema hat­ten: Fotos wur­den ent­we­der mit „Toll, wow, groß­ar­tig“ kom­men­tiert oder gar nicht. Falls mal ernst­haf­te Vorschläge zur Verbesserung kamen, wur­den die­se vom Fotografen meist abge­bü­gelt mit „Das soll so, ist Absicht!“.

Selbst wer als Fotograf wirk­lich wis­sen woll­te, wel­chen kom­mer­zi­el­len Wert sei­ne Aufnahmen haben, bekam in die­sen Fotocommunitys sel­ten Hilfe, weil vie­le der Leser Hobbyfotografen waren, die wenig Erfahrung mit dem Bilderverkauf hatten.

So kam mir die Idee zu „Pimp My Stock!“. Leser kön­nen mir hier ihre Fotos schi­cken, wel­che ich öffent­lich mit Blick auf ihre Verkaufschancen beur­tei­le und Tipps gebe, wie sie sich even­tu­ell ver­bes­sern las­sen. Hier geht es nicht um Lob, son­dern um nütz­li­che Kritik, wel­che die Annahmechancen bei Bildagenturen ver­bes­sern soll. Da ich seit mitt­ler­wei­le 12 Jahren nichts ande­res mache als Bilder über Agenturen zu ver­kau­fen, gibt es bei mir Tipps aus der Praxis.

Wer eben­falls kos­ten­los mit­ma­chen will, fin­det hier alle not­wen­di­gen Informationen.

Wie der Zufall so spielt, gibt es pas­send zum Jubiläum ein beson­de­res Schmankerl.
Stefan hat mir sei­ne Fotos geschickt, die auf den ers­ten Blick alle sehr stock­taug­lich aus­se­hen. Aber las­sen wir ihn vor­her zu Wort kommen:

Hallo Robert,

ich hei­ße Stefan und bin gelern­ter Fotograf. Mitte 2015 habe ich beschlos­sen, ein biss­chen Stockfotografie zu machen und habe dann erst mal neben­bei 6 Shootings dafür gemacht. Mitte 2016 habe ich beschlos­sen das Ganze noch stär­ker zu betrei­ben. Also habe ich noch mehr Stockfoto-​Shootings gemacht. Mittlerweile habe ich ein Portfolio von ca. 1200 Fotos bei Shutterstock und Fotolia.

Von eini­gen Bildserien habe ich bis­her aller­dings fast kei­ne Verkäufe, obwohl ich mir von den Motiven mehr erhofft hat­te. Die Bildserien, von denen ich dir je 1–2 Beispielfotos schi­cke, bestehen meist aus ca. 50 Fotos, haben aber über meh­re­re Monate ins­ge­samt unter 10 Downloads. Vor allem von den Downloadzahlen bei der Serie mit der Weihnachtsfamilie, den Sportfotos und den 4 Mädels bin ich enttäuscht.

Vielleicht kannst du ent­de­cken, was ich falsch gemacht habe? Liegt es am Motiv? Haben die­se ein zu unspe­zi­fi­sches Thema? Oder liegts am Bildaufbau? Oder viel­leicht an der Verschlagwortung (die Schlagworte fin­dest du in den Metadaten der Fotos)?
Oder hab ich irgend­was ganz ande­res vermasselt?

Ich fän­de es super, wenn du dich dem Thema in dei­ner Pimp My Stock Reihe wid­men könn­test. Dass du Stock-​Einsteigern so den Einstieg erleich­terst, find ich toll 🙂

Liebe Grüße
Stefan“

Schauen wir uns mal die Bilder von Stefan an.

Vorab:
Alle Bilder von Stefan sind auf den ers­ten Blick gut ver­käuf­lich. Es sind People-​Lifestyle-​Bilder, also genau das, was Bildagenturen am meis­ten ver­kau­fen, ein Thema oder Konzept ist immer leicht erkenn­bar und die Umsetzung ist tech­nisch sau­ber. Dennoch haben die Bilder alle kaum Verkäufe. Da müs­sen wir uns mal genau anschau­en, was der Grund sein könnte.

fami­ly unboxing christ­mas pres­ents in front of christ­mas tree

Die Titel las­se ich mal drin, weil sie auch ein Merkmal sein könn­ten, was eine Rolle spielt. Aber auch hier scheint auf den ers­ten Blick sau­ber gear­bei­tet wor­den zu sein. Einziger Vorschlag von mir wäre, „christ­mas gift“ (32 Mio. Treffer bei Google) statt „christ­mas pre­sent“ (nur 19 Mio. Treffer) zu ver­wen­den, weil es gebräuch­li­cher ist.

Zum Motiv:
Lachende Familie packt Weihnachtsgeschenke aus? Sollte laut mei­ner Keyword-​Analyse weg­ge­hen wie war­me Semmeln. Die Tücken lie­gen wie immer im Detail: Zuerst die Eltern: Der Mann schaut starr ins Leere anstatt sich am Glück sei­ner Kinder zu erfreu­en, die Mutter ist etwas zu sehr hin­ter der Tochter ver­steckt. Die Spitze vom Weihnachtsbaum ist abge­schnit­ten und durch die gan­zen dunk­len Blau- und Schwarztöne der Kleidung ver­schwimmt die Familie im Thumbnail zu einem dunk­len Haufen.

Viel stö­ren­der ist jedoch die feh­len­de Weihnachtsatmosphäre beim Licht. Die Beleuchtung wirkt rela­tiv kühl und wie in einem Möbelhaus, nicht die fest­li­che Heiligabendstimmung, mit der Firmen im Romantiktopf rüh­ren wollen.

Ich habe mal in einer Minute die Farben etwas wär­mer gemacht, eine Vignette drü­ber­ge­legt und einen Lens Flare, dann bekommt das Bild schon eine ganz ande­re Stimmung:
Als Keywords ent­hält das Bild die­se 14 Begriffe:
„christ­mas; fami­ly; gifts; laugh; child­ren; hap­py; christ­mas tree; advent; home; cele­bra­te; unpack; holi­day; boy; girl“.

Auffällig ist, dass Englisch ver­wen­det wur­de. Meiner Erfahrung nach lohnt es sich wei­ter­hin, für Fotolia in deut­scher Sprache zu ver­schlag­wor­ten und für Shutterstock dann ins Englische zu über­set­zen. Die 14 Begriffe sind alle sehr akku­rat und zutref­fend, wobei ich mehr gewählt hät­te. Es feh­len noch Begriffe wie „peo­p­le, cele­bra­ti­on, pre­sent, mother, deco­ra­ti­on, hap­pi­ness, daugh­ter, smi­ling, woman, sur­pri­se, fun, xmas, child­hood, tog­e­ther, father, love, joy, son, giving“.  Damit wären wir bei 33 Begriffen, was eine super Menge ist für sol­che Bilder.

fami­ly deco­ra­tes christ­mas cookies

Auch beim zwei­ten Bild der Serie sind mei­ne Kritikpunkte ähn­lich. Der Mann schaut eher zu als mit­zu­hel­fen, sein wei­ßes Hemd lässt ihn mit der Kleidung des Jungen ver­schwim­men, die Mutter ver­deckt den Weihnachtsbaum, bei­de Kinder schau­en etwas zu ernst und die brau­ne Dose vor­ne im Bild lenkt etwas ab. Dazu kommt wie­der der küh­le Lichtaufbau.

Zu den 15 Keywords „bake; christ­mas coo­kies; deco­ra­te; fami­ly; child­ren; christ­mas; gifts; hap­py; christ­mas tree; advent; home; cele­bra­te; holi­day; boy; girl“ wür­de ich die­se 16 Begriffe ergän­zen: „coo­kie, food, coo­king, kit­chen, bak­ing, home­ma­de, peo­p­le, pre­pa­ra­ti­on, woman, deco­ra­ti­on, tog­e­ther, win­ter, sea­son, child, child­hood, gingerbread“.

group selfieAuch die­ses Gruppenfoto zum Thema „Selfie“ wirkt ober­fläch­lich super. Viele attrak­ti­ve Leute, moder­nes Thema, tech­nisch gut umge­setzt. Aber wie­der die Details: Die Haare der brü­net­ten Frau lie­gen etwas unge­ord­net, die Hot Pants sind vor allem dem prü­den us-​amerikanischen Markt ver­mut­lich schon etwas zu kurz, der voll­stän­di­ge täto­wier­te Arm der Frau links mag kon­ser­va­ti­ve­re Kunden abschre­cken, die Oberteile hät­ten statt den „Unfarben“ schwarz und weiß etwas abwechs­lungs­rei­cher sein kön­nen und so wei­ter. Das Licht ist auch wie­der etwas „stim­mungs­los“ und kühl.

Der Titel ist super knapp, schon ein „girl group smart­phone sel­fie“ wür­de das Bild dop­pelt so auf­find­bar machen. Als Keywords wer­den wie­der 14 Wörter verwendet:
„sel­fie; group; women; girls; sum­mer; city; fri­ends; hap­py; fun; life­style; urban; fri­end­ship; beau­tiful; young“.

Ich hät­te noch Begriffe wie „peo­p­le, taking, pho­to, vaca­ti­on, hap­pi­ness, smart­phone, self, por­trait, teen­ager, pho­ne, came­ra, tech­no­lo­gy, tog­e­ther, mobi­le, tra­vel, pic­tu­re, tou­rism, tou­rists, stu­dents“, also auch wie­der 19 Wörter mehr.

shop­ping sale

Bei die­sem Bild gilt zum Thema Hotpants und Oberteile das Gleiche wie beim letz­ten Motiv. Außerdem hät­te hier eine gerin­ge­re Schärfentiefe die Gruppe bes­ser vom etwas unru­hi­gen Hintergrund getrennt.

Es wur­den dies­mal 15 Keywords ver­wen­det: „shop­ping; sale; women; city; girls; sum­mer; fri­ends; group; hap­py; fun; life­style; urban; fri­end­ship; beau­tiful; young“.

Mir feh­len da noch zum Beispiel noch 15 Begriffe wie „peo­p­le, fashion, retail, hap­pi­ness, cus­to­mer, shop­a­ho­lic, bags, out­doors, hol­ding, clot­hing, buy, shop­per, street, cen­ter, consumerism“.

stret­ching run­ning legs

Was ist euch (hof­fent­lich) sofort bei der Betrachtung auf­ge­fal­len? Die Jogger oder das Haus? Oder bei­des?  Der Punkt ist: Es ist unklar, ob es ein Architekturfoto oder ein Sportbild sein soll. Weniger Schärfentiefe hät­te auch hier das Problem leicht gelöst.

Als Suchbegriffe wur­den dies­mal schon 18 Wörter bemüht: „stretch; legs; run­ning; sport; city; fit­ness; health; trai­ning; jog­ging; work­out; life­style; ath­le­te; exer­cise; peo­p­le; sports­wear; sports­man; sports­wo­man; couple“.

Da fehlt mir noch min­des­tens „run­ner, woman, man, healt­hy, urban, ath­le­tic, jog­ger, fit, acti­ve, street, out­doors, spor­ty, exer­cis­ing, acti­vi­ty, road“, also 15 Keywords.

hap­py cou­ple in park with copy space at sky

Glückliches Pärchen im Park: Mir fällt auf, dass die Haltung der bei­den Personen nicht so ein­deu­tig erkenn­bar ist. Trägt er sie hucke­pack, steht sie hin­ter ihm, springt sie hoch? Das kann von der Komposition bes­ser gelöst wer­den. Außerdem wür­de dem Bild etwas mehr Photoshop gut tun.

Wieder ein super­kur­zes Beispiel von mir: Ein Blauverlauf im Modus „Multiplizieren“ und ein Flare im Modus „Negativ mul­ti­pli­zie­ren“, schon hat das Bild eine viel som­mer­li­che­re Stimmung.

Als Keywords kamen die­se 15 Wörter zum Einsatz: „cou­ple; sky; park; love; copy space; sum­mer; life­style; rela­ti­onship; hap­py; young; out­doors; romance; date; boy­fri­end; girlfriend“.

Ich ergän­ze die­se 14 Begriffe: „woman, man, peo­p­le, tog­e­ther, natu­re, smi­ling, hap­pi­ness, roman­tic, fun, lei­su­re, joy, autumn, vaca­ti­on, outdoor“.

hap­py smi­ling busi­ness woman in down­town city crossing a street with mobi­le phone

Auch die­ses Bild funk­tio­niert grund­sätz­lich. Die dunk­len, nicht sehr ein­la­dend wir­ken­den Ladenzeilen unten rechts wir­ken jedoch etwas abschre­ckend. Unklar ist auch, ob die Frau „Business“ sein soll oder „Freizeit“. Bei Business wäre die Tasche zu leger, bei Freizeit das Outfit zu streng.

Diesmal kamen die­se 24 Kewords zum Einsatz: „busi­ness­wo­man; city; busi­ness; woman; mobi­le pho­ne; down­town; skirt; smi­le; por­trait; pho­ne; young; street; hap­py; out­door; job; laugh; fac­ca­de; buil­dings; beau­tiful; blond; clerk; casu­al; blou­se; employee“.

Diese las­sen erah­nen, dass das Thema eher „Business“ sein soll. Zuviel sind auf jeden Fall die Wörter „fac­ca­de und buil­dings“. Wer nach Häusern oder einer Fassade sucht, wird ande­re Bilder im Kopf haben, die er sucht. Ähnliches gilt für „skirt“.

Ich wür­de noch die­se 12 Keywords ergän­zen: „mobi­le, urban, smart­phone, com­mu­ni­ca­ti­on, tech­no­lo­gy, modern, out­doors, call, cell pho­ne, tal­king, travel“.

short hai­red woman with hand on glasses

Im Thumbnail wür­den wir hier ein Portrait einer lächeln­den jun­gen Frau erken­nen. In der grö­ße­ren Ansicht sind jedoch das Lippenpiercing, der Nasenring und die Tunnel in den Ohren erkenn­bar. Auch die graue Haarfarbe bei der jun­gen Frau irri­tiert. Insgesamt sind das zusam­men mit der Vintagebrille alles Details, die Hipness und Coolness dar­stel­len sol­len. Der Hintergrund ver­mit­telt dies jedoch über­haupt nicht. Ein Freisteller vor weiß wäre hier sicher die bes­se­re Wahl gewesen.

Auch die Keywords spie­geln das lei­der nicht wie­der: „glas­ses; woman; fema­le; peo­p­le; por­trait; girl; tren­dy; short; hair; young; short hair­style; gray; per­son; hap­py; beau­tiful; pret­ty; face“.

screa­ming girl with shop­ping bags

Gleiches Modell, glei­ches Problem. Die Piercings sind für etli­che Kunden ein­fach zu extrem, als vier­tes kommt das Zungenpiercing noch hin­zu. Das dunk­le Gebäude im Hintergrund wirkt auch eher wie ein lang­wei­li­ger Bürokomplex als wie ein auf­re­gen­des Shoppingzentrum. Bei den Keywords gel­ten die glei­chen Tipps wie beim Shoppingbild oben.

young busi­ness woman hol­ding hands in focus

Viele mei­ner obi­gen Kritikpunkte wur­den hier schon beher­zigt. Der Hintergrund ist unschär­fer, Lichtlecks brin­gen Atmosphäre ins Bild und die Haare lie­gen bes­ser. Mit 43 Wörtern wur­de hier auch nicht an den Keywords gespart. Sicher könn­te man hier und da über die Notwendigkeit eines der Begriffe dis­ku­tie­ren oder 2–3 wei­te­re erset­zen, aber ins­ge­samt ist auch die Verschlagwortung gelungen.

Insofern ist das ein sehr gelun­ge­nes Stockfoto. Wenn sich die Käufer da jetzt nicht wie wild drauf stür­zen, blei­ben lei­der trotz­dem noch meh­re­re mög­li­che Ursachen: Hohe Konkurrenz bei den Business-​Themen oder das Ranking bei den Bildagenturen.

Erkenntnis zum Schluss

Ich hat­te in der Folge 37 von „Pimp My Stock!“ schon mal einen gelern­ten Fotograf dabei und wie auch Stefan die­ses Mal wird deut­lich, dass die Leute danach wirk­lich gut foto­gra­fie­ren kön­nen. Eine Ausbildung in die­sem Bereich bringt also etwas.

Die Beispiele zei­gen aller­dings auch, dass damit nicht auto­ma­tisch „Stockfotografie-​Tauglichkeit“ gege­ben ist, dann die gol­de­nen Regeln der Stockfotografie wer­den ange­hen­den Fotografen nicht immer mit­ge­ge­ben. (Kurzer Werbeblock: Dafür kön­nen sie in mei­nem Buch „Stockfotografie“* nach­ge­le­sen werden.)

Damit wir uns nicht falsch verstehen:
Hätte Stefan sei­ne Bilder vor 10 bis 5 Jahren ein­ge­reicht, wären sie alle­samt Bestseller gewor­den. Garantiert. Bei der heu­ti­gen Konkurrenz haben selbst so hoch­wer­ti­ge Bilder wie die von Stefan es deut­lich schwe­rer, sich einen Platz in den Verkaufsrängen zu erkämp­fen. Deshalb muss jedes noch so klei­ne Detail sit­zen. Dazu gehö­ren lei­der auch die Keywords, die vie­len Fotografen schwer fal­len. Aber es hilft nichts. Wer hier schlu­dert, ver­schenkt kost­ba­res Potential.

Wie schätzt ihr Stefans Bilder ein?
War ich zu hart? Hättet ihr ande­re Tipps gegeben?

* Affiliate

Welche Faktoren beeinflußen das Relevanz-​Ranking der Bildagenturen? 18 Kriterien unter der Lupe

Was beein­flusst das Ranking von Bildern bei Bildagenturen?

Auf den ers­ten Blick ist es ganz ein­fach: Der Kunde tippt einen Begriff in die Suchmaske einer Agentur ein und erhält etli­che Treffer. Nun gibt es dort meist deut­lich mehr Bilder als auf einer Seite ange­zeigt wer­den kön­nen (Fotolia warb da mal sinn­ge­mäß mit „Suchen sie nicht nach ‚Frau‘ bei uns, wir haben da über eine Million Treffer“). Nach wel­chen Kriterien ent­schei­den die Agenturen, wel­che Bilder ganz vor­ne landen?

Die Suche nach "Frau" bei Fotolia liefert knapp 10 Millionen Ergebnisse. Welche Faktoren sorgen dafür, welche Bilder jeweils ganz oben erscheinen?
Die Suche nach „Frau“ bei Fotolia lie­fert knapp 10 Millionen Ergebnisse. Welche Faktoren sor­gen dafür, wel­che Bilder jeweils ganz oben erscheinen?

Ähnlich wie bei Google sind die­se Suchalgorithmen das gro­ße Betriebsgeheimnis jeder Bildagentur und an der „Relevanz-​Sortierung“ wird regel­mä­ßig geschraubt. Basierend auf per­sön­li­chen Erfahrungen, Gesprächen mit Agentur-​Mitarbeitern und ande­ren Stockfotografen haben sich im Laufe der Jahre jedoch etli­che Faktoren die­ser kom­ple­xen Mischung her­aus­ge­schält, die – oft unter­schied­lich gewich­tet – eine Rolle für das Ranking eines Bildes spielen.

Das Bilderranking ent­schei­det, in wel­cher Reihenfolge Bilder ange­zeigt wer­den, wenn alle die Suchbegriffe ent­hal­ten, die ein Kunde bei der Suche ein­ge­ben hat. An unter­schied­li­chen Stellen der Webseiten wer­den manch­mal auch nur eini­ge der Ranking-​Faktoren her­an­ge­zo­gen, um bei­spiels­wei­se die Sortierung der „ähn­li­chen Bilder“ oder im per­sön­li­chen Portfolio eines Fotografen festzulegen.

Welche Faktoren ent­schei­den über das Ranking eines Bildes? Diese Faktoren kön­nen gene­rell für einen Fotografen oder für ein­zel­ne Bilder gel­ten. Ich wei­se dar­auf hin, dass die fol­gen­den Angaben meist nur begrün­de­te oder nicht nach­weis­ba­re Vermutungen sind. Nur ganz sel­ten las­sen sich Bildagenturen dazu hin­rei­ßen, offi­zi­ell Einflussfaktoren für das Ranking zu nen­nen. Schauen wir uns in loser Folge eini­ge bekann­te oder ver­mu­te­te Faktoren an.

Alter des Bildes:
Neue Bilder erhal­ten oft einen Bonus. Je älter hin­ge­gen ein Bild wird, des­to mehr fällt es im Ranking. Damit wol­len die Bildagenturen ver­mei­den, dass die Stammkunden, vor allem die mit gro­ßen Bilder-​Abos, stän­dig die glei­chen Bilder sehen, wel­che sie even­tu­ell in der Vergangenheit sowie­so schon gekauft haben. Auch steigt die tech­ni­sche Qualität neu­er Bilder meis­tens (mehr Megapixel) und so wei­ter, was eben­falls ein Grund sein könnte.

Dieser Effekt war beson­ders deut­lich der der Abo-​Agentur Shutterstock zu sehen, wo sich Bilder ca. drei Monate stark ver­kauft haben und die Verkäufe danach rapi­de abfie­len. Irgendwann 2011 wur­de der Algorithmus jedoch umge­stellt und seit­dem haben auch älte­re Bilder wie­der mehr Chancen.

Die Tatsache, dass fast alle Agenturen zusätz­lich zur Standard-​Sortierung auch eine Sortierung nach den „neus­ten Bildern“ anbie­ten, betont die Wichtigkeit die­ses Faktors.

Exklusivität des Bildes oder Fotografen:
Wenn es zu einem Thema mehr Bilder als Plätze bei den Suchergebnissen gab, wur­den oft exklu­si­ve Bilder oder die Bilder exklu­si­ver Fotografen bevor­zugt. Das beka­men vor allem die nicht-​exklusiven Fotografen bei iStock zu spü­ren, die bei den belieb­tes­ten Themen wenig Chancen auf die vor­de­ren Plätze hat­ten. Auch der gene­rel­le Anteil von Exklusivbildern in einem Portfolio könn­te rele­vant für das Ranking sein, wenn man sich wie bei Fotolia zum Beispiel nicht für eine kom­plet­te Exklusivität ent­schei­den muss.

Ich glau­be jedoch, dass die­ser Faktor wei­ter abneh­men wird, weil die Agenturen immer weni­ger Wert auf Exklusivität legen. Der Erfolg von Shutterstock, wel­che Exklusivität kon­se­quent ableh­nen, scheint dabei eine Rolle zu spielen.

Ablehnungsquote:
Irgendwie logisch: je mehr Bilder eines Fotografen abge­lehnt wer­den, des­to „schlech­ter“ scheint sein foto­gra­fi­sches Können oder zumin­dest sein Gespür für ver­käuf­li­che Themen zu sein. Da liegt es nahe, ihn im Ranking her­ab­zu­stu­fen, bis sei­ne Ablehnungsquote sinkt. Gerade für Anfänger ist die­ser Faktor kri­tisch, weil Neulinge oft eine Ablehnungsquote von 50% oder mehr haben und sie damit gleich am Anfang „bestraft“ werden.

Anfänger-​Bonus:
Vielleicht als Ausgleich zum vori­gen Punkt ver­mu­ten eini­ge Fotografen, dass neue Portfolios am Anfang einen Schub ver­passt bekom­men, der eine bes­se­re Platzierung bei den Suchergebnissen erwirkt. Das kann zum einen dar­an lie­gen, um neue Fotografen zu moti­vie­ren und bei der Stange zu hal­ten, um mehr und bes­se­re Bilder zu lie­fern. Es könn­te aber auch nur dazu die­nen, nach­tei­li­ge Faktoren wie die Ablehnungsquote oder schlech­ter Verschlagwortung aus­zu­glei­chen, bei denen sich der Fotograf nach eini­ger Zeit von selbst ver­bes­sern sollte.

Lokalität:
In Ermangelung eines bes­se­ren Wortes nen­ne ich die­sen Faktor „Lokalität“, der beschreibt, dass Käufer eines bestimm­ten Landes bevor­zugt Bilder von Fotografen des glei­chen Landes ange­zeigt bekom­men. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Bilder bei den dar­ge­stell­ten Ethnien der Models, den loka­len Besonderheiten wie Architektur, Kleidung, Schrift und ande­ren Details wie Steckdosen oder Baumarten im Hintergrund bes­ser zu den Vorstellungen der Bildsucher pas­sen als bei aus­län­di­schen Fotografen.

Indirekt spielt hier auch die Sprache eine Rolle, denn die Übersetzungsprogramme der Bildagenturen arbei­ten nicht immer kor­rekt. Wenn der Fotograf die glei­che Sprache wie der Bildkäufer benutzt, kommt es zu weni­ger Missverständnissen und etwa­ige Übersetzungsfehler sind aus­ge­schlos­sen. Lange hat Fotolia zum Beispiel „Team“ mit „Gespann“ über­setzt oder „boy“ mit „Bengel“.

Initialranking durch den Reviewer:
Über die­sen Punkt spricht kei­ne Agentur ger­ne, weil er zeigt, wel­che Macht die Bildredaktion hat und wie will­kür­lich und unkon­trol­liert Bildredakteure den Erfolg neu­er Bilder beein­flus­sen kön­nen. Es gibt etli­che Agenturen bei denen die Bilder nicht nur ent­we­der abge­lehnt oder ange­nom­men wer­den. Die ange­nom­me­nen Bilder wer­den dann zusätz­lich dem Bildredakteur ent­we­der zum Beispiel noch auf einer Skala von 1–10 bewer­tet oder es kön­nen bis zu fünf Sterne oder was auch immer ver­ge­ben wer­den. Je bes­ser die Bewertung, des­to bes­ser das Ranking. Nur sel­ten machen Agenturen das inter­ne Ranking sicht­bar durch Zeichen wie „Empfehlung“ oder „Hot Pick“.

Regelmäßigkeit der Uploads:
Ein Punkt, den vie­le Fotografen unter­schät­zen, ist die gleich­mä­ßi­ge Verteilung der hoch­ge­la­de­nen Bilder. Statt unre­gel­mä­ßig vie­le Bilder auf ein­mal an eine Agentur zu schi­cken, soll­ten lie­ber weni­ger, aber dafür regel­mä­ßi­ger Bilder gelie­fert wer­den. Regelmäßige Uploads ver­bes­sern das Ranking, ver­mut­lich, weil die Agenturen dadurch mer­ken, dass der Fotograf noch aktiv ist. Das gilt vor allem auch, wenn Fotografen zusätz­lich eine neue Agentur belie­fern wol­len. Statt 5.000 Bilder auf ein­mal hoch­zu­la­den, soll­ten statt­des­sen eher – je nach Menge – meh­re­re Monate lang ein bis zwei Mal die Woche klei­ne­re Tranchen hoch­ge­la­den werden.

Portfolio-​Größe:
Nur teil­wei­se im Gegensatz zum vori­gen Faktor spielt die Portfolio-​Größe eine Rolle für das Ranking. Je mehr Bilder im Portfolio, des­to bes­ser oft das Ranking eines Fotografen. Das ist lei­der auch einer der Gründe für die unsäg­li­chen Portfolios mit vie­len Bildern, die mit mini­ma­len Unterschieden mehr­fach hoch­ge­la­den wer­den. Besonders nach­tei­lig betrof­fen sind hier Videografen, die es natur­ge­mäß deut­lich schwe­rer als Fotografen oder auch Illustratoren haben, ein grö­ße­res Portfolio aufzubauen.

Past Performance:
Wie gut hat der Fotograf in der Vergangenheit Bilder ver­kauft? Wie viel haben wir durch den Fotografen ver­dient? Was ist er also wert? Solche Fragen spie­len eine Rolle bei der Beurteilung des Erfolgs eines Fotografen und sind ein wich­ti­ger Faktor für das Ranking. Im Detail kann es hier gro­ße Unterschiede geben: Wird die abso­lu­te Zahl der Verkäufe ver­wen­det oder die rela­ti­ve Zahl in Abhängigkeit von Portfolio-​Größe und/​oder der Dauer der Mitgliedschaft? Werden die Verkäufe oder die Umsätze betrach­tet oder bei­des? Das macht einen Unterschied, weil die Aboquoten stark schwan­ken kön­nen und in Deutschland deut­lich nied­ri­ger als bei­spiels­wei­se in Russland sind.

Die Performance kann zum einen für das gesam­te Portfolio eines Fotografen betrach­tet wer­den, aber auch für jedes Bild ein­zeln. Sprich: Die Anzahl der Verkäufe und/​oder Einnahmen eines Bildes spielt eben­falls eine Rolle für das Ranking in den Suchergebnissen. Bei der Sortierung nach „Downloads“ ist s sogar das ein­zi­ge Kriterium. Allein die Tatsache, dass die­se Sortierung von fast allen Agenturen ange­bo­ten wird, zeigt wie beim Bildalter die Relevanz die­ses Faktors.

Verkäufe pro Zeit:
Dieser Wert wird meist für jedes Bild indi­vi­du­ell bestimmt. „Zeit pro Verkauf“ besagt, wie oft sich ein Bild sagen wir inner­halb einer Woche im Vergleich zu ande­ren Bildern ver­kauft hat. Mit die­ser Methode kön­nen unter­schied­lich alte Bilder etwas bes­ser ver­gli­chen wer­den, weil ein drei Jahre altes Bild natür­lich viel mehr Zeit hat­te, abso­lut gese­hen mehr Verkäufe anzu­sam­meln als ein zwei Wochen altes Bild. Wenn ers­te­res mit 100 Verkäufen zwar beein­dru­cken­der wirkt, wäre das zwei­te Bild mit nur 7 Verkäufen rela­tiv betrach­tet ver­käuf­li­cher. Je mehr Verkäufe in ver­gleich­ba­rer Zeit, des­to bes­ser für das Ranking.

Verkäufe pro Views:
Wie hoch ist das Verhältnis von Verkäufen pro View? Ein Bild, was nach je vier Views ver­kauft wird, ist bes­ser als eins, was zehn Mal ange­se­hen wer­den muss, bevor es ver­kauft wird. Mit die­sem Wert kann die Agentur erken­nen, wie gut die Suchbegriffe zu Bild pas­sen. Je mehr unpas­sen­de Begriffe dabei sind, des­to mehr wer­den die Views, die aber nicht zu Verkäufen füh­ren. Das signa­li­siert der Agentur, dass das Bild für bestimm­te Begriffe weni­ger pas­send ist und stuft es im Ranking her­un­ter. Einige Agenturen bre­chen die­sen Wert auf jedes ein­zel­ne Keyword her­un­ter, ande­re neh­men den gesam­ten Wert. Auch ein schwer zu fas­sen­des Konzept wie die gestal­te­ri­sche Qualität eines Fotos kann so not­dürf­tig ope­ra­tio­na­li­siert wer­den. Je mehr Leute ein Bild kau­fen, wenn sie es ange­zeigt bekom­men, des­to gelun­ge­ner muss es auf die Kunden wirken.

Vor allem die­ser Faktor ist ein Grund, war­um „Keyword-​Spamming“, also das Vollstopfen eines Bildes mit unpas­sen­den, aber häu­fig gesuch­ten Begriffen, einem Fotografen mitt­ler­wei­le eher scha­det als nützt. Andersrum könn­te die­ser Punkt auch „Qualität der Suchbegriffe“ genannt wer­den, denn je pas­sen­der die Suchbegriffe ver­ge­ben wer­den, des­to höher ist die­ser Wert.

Sortierung der Suchbegriffe:
Bei eini­gen Bildagenturen wie Fotolia, 123rf oder Alamy wer­den die Suchbegriffe nicht alpha­be­tisch sor­tiert, son­dern nach Relevanz. Fotolia sagt zum Beispiel, dass die ers­ten sie­ben Begriffe stär­ker bei der Suche berück­sich­tigt wer­den als die fol­gen­den Keywords. Das heißt, dass zwei Bilder mit den iden­ti­schen Suchbegriffen unter­schied­lich ange­zeigt wer­den kön­nen, je nach­dem, an wel­cher Stelle das Keyword in den Metadaten auf­taucht. Je wei­ter vor­ne das Wort steht, des­to höher ist die Relevanz für die Suche.

Ranking-​Boost durch Ranking-Elemente:
Das ist etwas spe­ku­la­tiv, aber eini­ge Fotografen berich­ten immer wie­der von Einkommenssprüngen, wenn sie eine neue Rankingstufe bei bestimm­ten Bildagenturen geschafft haben. Bei Fotolia reicht die­ses Ranking bei­spiels­wei­se von Weiß über Bronze, Silber und Gold bis hin zu Diamant, aber auch Agenturen wie 123rf und ande­re haben unter­schied­lich aus­ge­stal­te­te Belohnungssysteme. Ich ver­mu­te jedoch, dass die­ser Faktor, wenn vor­han­den, eher gering ist und die beob­ach­te­ten Einkommenssteigerungen durch mehr Prozentpunkte bei den Umsätzen sowie klei­ne Verbesserungen bei ande­ren Faktoren wie der Ablehnungsquote, der Portfoliogröße, der Past Performance etc. erklär­bar sind.

Bildgröße:
Ebenfalls spe­ku­la­tiv ist die­ser Faktor, der besagt, dass Bilder mit mehr Megapixeln in der Suche bevor­zugt wer­den. Falls vor­han­den, hat die­ser Faktor sicher eben­falls nur einen mini­ma­len Einfluss, aber es wäre logisch, den Kunden die grö­ße­ren Bilder zuerst anzu­zei­gen, wenn genug Suchtreffer zur Auswahl ste­hen, weil er sich ärgern wür­de, wenn er ein gro­ßes Plakat dru­cken will, aber anfangs nur Bilder in gerin­ger Auflösung fände.

Bild-​Kollektion:
Neben der „nor­ma­len“ Bildkollektion haben vie­le Bildagenturen noch zusätz­li­che ande­re Kollektionen, zum Beispiel eine Premium-​Kollektion („Infinite“ bei Fotolia, „Offset“ bei Shutterstock“, „Signature“ bei iStock usw.) oder eine Smartphone-​Collection wie „Fotolia Instant“. Für die­se Bilder sind meist eine bestimm­te Anzahl an Slots reser­viert, die zwi­schen die nor­ma­len Suchergebnisse gestreut wer­den. Als fik­ti­ves Beispiel: Wenn pro Suchergebnis-​Seite 50 Bilder ange­zeigt wer­den, sind davon nur 40 Bilder für die nor­ma­le Kollektion reser­viert und 5 für die Premium-​Kollektion und 5 für die Smartphone-Kollektion.

Lightbox-​Menge:
Es könn­te sein, dass Bilder, die häu­fi­ger in Kunden-​Lightboxen zur spä­te­ren Verwendung gespei­chert wur­den, als rele­van­ter ange­se­hen wer­den als ande­re Bilder, auch wenn sie noch nicht gekauft wurden.

Bildpreis:
Um sowohl für die preis­emp­find­li­chen Kunden als auch die­je­ni­gen, die ger­ne mehr Geld für ein gutes Motiv aus­ge­ben, zufrie­den­zu­stel­len, könn­ten die Suchtreffer auch so gemischt wer­den, dass bei unter­schied­li­chen Bildpreisen von jeder Preiskategorie eine Auswahl dabei ist. Das wür­de ähn­lich wie bei den „Bild-​Kollektionen“ funk­tio­nie­ren, wo der Effekt meist sicht­ba­rer ist.

Freigabe für Abonnements und ande­re Vertriebskanäle:
Neben „nor­ma­len“ Lizenzen ver­kau­fen Agenturen immer mehr Bilder also Abos, ver­kau­fen sie wei­ter über „Vertriebspartner“ oder mit „sen­si­ti­ven Lizenzen“. Als Vermutung liegt nahe, dass Bilder von Fotografen, die bei allem mit­spie­len, ein bes­se­res Ranking erhal­ten, als Bilder , die nur beschränkt ver­kauft oder ver­trie­ben wer­den können.

Was genau drin ist und wie das Mischungsverhältnis ist, das ist natür­lich ein Geschäftsgeheimnis. Auch je nach Bildagentur kann sich die Auswahl die­ser Faktoren und deren Gewichtung stark unter­schei­den. Auch inner­halb einer Agentur wird oft häu­fig an den Algorithmen geschraubt.

Was sagt ihr? Kennt ihr wei­te­re Faktoren, wel­che das Relevanz-​Ranking beein­flu­ßen (könn­ten)?

Warum gute Stockfotos immer auch Klischees sind

Es ist so leicht, sich über Stockfotos lus­tig zu machen: Der Handschlag zwi­schen zwei dyna­mi­schen Geschäftsleuten, die glück­li­chen Eltern mit ihren bei­den lachen­den Kindern auf dem Rücken oder der klei­ne Goldfisch, der aus dem einen run­den Aquarium in das ande­re springt.

2014_tanja_ralf_business_054_0175_kleinJeder kennt die­se Bilder, bun­te Farben, weich belich­tet, schö­ne Models, kei­ne Sorgen. Die Frage, die sich vie­len anschei­nend unwei­ger­lich stellt, ist, war­um es immer genau die­se Fotos sein müs­sen, um wirk­lich alles Mögliche zu bebildern?

Könnten die Fotografen nicht etwas krea­ti­ver sein und sich ande­re Konzepte, Zeichen und Symbole aus­den­ken, damit danach auch die Grafiker und Werber abwechs­lungs­rei­che­res Bildmaterial zur Auswahl haben? Stattdessen gibt es den immer glei­chen Einheitsbrei aus gebleich­ten Zähnen, rei­ner Haut und Wohlfühlwelten.

Dabei ist die Frage ganz falsch gestellt. Zumindest aus Sicht eines erfolg­rei­chen Stockfotografen.

Machen wir uns doch nichts vor: Bei über 100 Millionen bil­li­gen Stockfotos zur Auswahl gibt es genug Motive abseits des Mainstream, mit denen Grafiker auch abge­fah­re­ne­re Ideen illus­trie­ren könnten.

Ich behaup­te: Die meis­ten sind nur zu faul zum Suchen. Oder zu gei­zig. Denn neben den bil­li­gen Microstockagenturen gibt es ja immer noch die Macrostockagenturen mit ganz ande­ren Bildsprachen und deut­lich weni­ger häu­fig ver­wen­de­ten Bildern. Selbst die Microstock-​Agenturen haben mit Kollektionen wie Offset oder Adobe Premium vie­le Edel-​Bilder mit einem ganz ande­ren Look im Angebot. Nur kos­ten die­se eben auch mehr.

Das Geld ist hier der sprin­gen­de Punkt. Für Fotografen loh­nen sich Stockfotos umso mehr, je häu­fi­ger sich die Bilder eines Shootings ver­kau­fen. Damit die Voraussetzungen dafür gege­ben sind, ver­su­chen sie, die Bilder so uni­ver­sell wie mög­lich zu hal­ten, damit sie unab­hän­gig von Sprachbarrieren, Ländergrenzen oder Kulturen funktionieren.

Die Stockfotografie-​Klischees, über die sich Leute ger­ne lus­tig machen, funk­tio­nie­ren eben nur, weil die Stockfotografen ihre Arbeit gut gemacht haben. Nur uni­ver­sel­le Verwendungsmöglichkeiten brin­gen höchst­mög­li­che Verkäufe, die wie­der­um als Nebeneffekt eine gewis­se Sättigung ein­tre­ten las­sen, sodass Designer irgend­wann genervt sind, das nächs­te „Frau mit Headset im Callcenter“, Rebecca Ariane  Givens oder „Frau isst Salat“-Motiv zu sehen.

Das glei­che gilt übri­gens für das Argument der „Langeweile“. Erfolgreiche Stockfotos sind oft lang­wei­lig, weil „auf­re­gend“ oder „span­nend“ pola­ri­sie­ren kann, was wie­der­um bedeu­tet: Kunden abschre­cken kann.

Das eine geht nicht ohne das ande­re. Wenn ein Motiv oder eine bestimm­te Bildsprache so über­zeugt, dass sich ganz vie­le Kunden dar­auf stür­zen, wird die­ses Motiv oder die­ser Look irgend­wann zum Klischee wer­den. Bis dahin wird sich das Motiv blen­dend ver­kau­fen und die Stockfotografen von ihrer Arbeit leben können.

Wenn ein Grafiker par­tout etwas „ganz Anderes“ oder im wört­li­chen Sinne „noch nie Dagewesenes“ ver­wen­den will, muss er eben in den sau­ren Apfel bei­ßen und etwas mehr Geld aus­ge­ben, zum Beispiel, indem er einen krea­ti­ven Fotografen beauftragt.

Über zehn Jahre Microstock haben bei Designern die Erwartungshaltung geweckt, dass sich tech­nisch per­fek­te Motive mit tol­len Models und pas­sen­den Requisiten schnell für weni­ge Euro fin­den las­sen. Dieses System funk­tio­niert aber nur, wenn die Designer gleich­zei­tig ver­ste­hen, dass der Preis für die­se Schnäppchen eben eine wei­te­re Verbreitung der immer glei­chen kli­schee­haf­ten Motive ist. Denn es liegt auf der Hand: Ein auf­wän­di­ges Shooting kos­tet deut­lich mehr als die 2–3 Euro, die ein Bild in Webauflösung kos­tet. Da müs­sen schon vie­le Verkäufe zusam­men­kom­men, um die Kosten wie­der reinzuholen.

Ich habe kein Problem, dass ich mei­ne Bilder unter dem Herstellungspreis ver­kau­fe, solan­ge sich genug Verkäufe sum­mie­ren. Dann soll­ten sich Designer jedoch mit Spot über die häu­fi­ge Verbreitung der Bestseller-​Motive zurück­hal­ten. Oder ein­fach mehr bezahlen.

Was meint ihr?

Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 48

Willkommen bei der nächs­ten Folge von „Pimp My Stock“, wo ich ein­ge­reich­te Bilder auf ihre „Stock-​Tauglichkeit“ beur­tei­le. Es geht also weni­ger dar­um, ob die Bilder schön sind, son­dern ob sie sich ver­kau­fen las­sen könnten.

Heute ist Uwe an der Reihe, wel­cher mit vor weni­gen Tagen schrieb:

Hallo Robert,

ich ver­fol­ge Dein Blog schon eine gan­ze Weile. An der Stelle möch­te ich erst mal Danke sagen für die vie­len lesens­wer­ten Artikel.

Vor eini­ger Zeit habe ich beschlos­sen die bei mir schlum­mern­den Bildbestände mal zu sich­ten und zu schau­en ob man damit evtl. im Stock-​Bereich etwas errei­chen kann, um da ggfs. zukünf­tig mehr Zeit in die­ses Thema zu investieren.

Ich knip­se seit mei­ner Jugend, ernst­haft ein­ge­stie­gen in das Thema Fotografie bin ich um die Jahrtausendwende her­um, seit 2004 wei­test­ge­hend digi­tal, eigent­lich immer mit Spiegelreflex-​Technik. Diverse Kompakte sind zwar immer mal im Hause, aber mehr so als Immerdabei-​Knipse. So rich­tig anfreun­den kann ich mich mit den klei­nen Dingern irgend­wie nicht.…

Ich nut­ze aktu­ell eine 5D III. Dazu (wahr­schein­lich viel zu vie­le) Linsen von Canon (meis­tens Ls) von 16 bis 400mm plus dem übli­chen Geraffel wie Blitze, Filter, Stative, etc. Die Bildbearbeitung erfolgt zu 99% in Lightroom, ggfs. noch Nacharbeiten in Photoshop. Die im Stockbereich ein­ge­reich­ten Bilder kamen bis­her fast immer kom­plett aus Lightroom.

Da mei­ne Bilder ja nicht pri­mär für den Stock-​Markt gedacht waren und es auch nicht unbe­dingt die Motive sind, die sich wie geschnit­ten Brot ver­kau­fen, hat­te ich da schon mit einer hohen Ablehnungsquote gerech­net. Und die ist bei Fotolia auch rela­tiv hoch, aller­dings wer­den die meis­ten Bilder wegen tech­ni­scher Probleme abge­lehnt, nicht wegen Ähnlichkeit, etc. Fotolia ist dabei lei­der nicht son­der­lich hilf­reich, wenn es um den genau­en Ablehnungsgrund geht. Es gibt nur die übli­chen eMails mit der Aufzählung der tech­ni­schen Ablehnungsgründe ohne einen davon kon­kret zu benennen.

Es wür­de mich freu­en wenn Du Dir die Zeit neh­men wür­dest um mei­ne Bilder mit Deiner pro­fes­sio­nel­len Sicht zu beur­tei­len. Da mich nicht nur inter­es­siert was ich falsch mache son­dern auch was ich rich­tig mache habe ich in die Bilder ein paar Aufnahmen mit dazu gepackt, die ange­nom­men wur­den und auch gut lau­fen. Welche das sind wür­de ich gern erst hin­ter­her verraten.

Falls Du Dir eini­ge tech­ni­sche Details wie Schärfe, etc. genau­er anse­hen möch­test, dann sag bit­te kurz Bescheid und ich packe Dir dann die Bilder noch in 1:1‑Auflösung ins Netz.

Ich dan­ke Dir vor­ab für Deine Zeit und Deine Mühen. Viel Spaß beim Draufhauen!

Gruss Uwe“

Schauen wir uns zuerst mal sei­ne Bilder an.

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Zuerst ist der Lilienstein im Elbtal mit der Friedrichsburg zu sehen. Mir gefällt die span­nen­de Komposition, die zwar die den Horizont klas­sisch drit­telt, aber das Hauptmotiv scharf rechts anord­net und durch den Flussverlauf und die Berge im Hintergrund eine beacht­li­che Tiefenwirkung erzielt. Der Sonnenuntergang mit dem Lensflare direkt neben dem Hauptmotiv ist ein gelun­ge­nes i‑Tüpfelchen und die sat­ten, viel­fäl­ti­gen Farben tra­gen eben­falls zum tol­len Bild bei. Dieses Bild lässt sich pri­ma für Hessen-​Werbung oder gene­rell für deut­sche Reiseführer ver­wen­den oder auch für Poster, Hintergründe, Wander-​Werbung und so wei­ter. Kann man kaum bes­ser machen.

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Hier sieht es etwas anders aus. Der Surfer auf dem Wasser fällt kaum auf und ohne ihn wäre das Bild nur ein Matsch aus ver­schie­de­nen Blautönen. Der Himmel ist wol­ken­ver­han­gen und müss­te ein­deu­tig blau­er mit wei­ßen Schäfchenwolken sein, um die Verkaufschancen zu erhö­hen. Da es die­se „Meer mit Himmel“-Bilder aber zuhauf gibt, wäre eine Fokussierung auf den Surfer lukra­ti­ver gewe­sen. Dafür ist er hier aber zu weit weg und das hät­te ggf. auch einen Model Release erfordert.

Uwe war so freund­lich, mir für eine noch genaue­re Kritik die Bilder in Originalauflösung (21,7 MP) bereit­zu­stel­len. Da sieht man – hier ein 100%-Ausschnitt – noch zwei wei­te­re Probleme:

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Zum einen ist das Logo auf dem Surfsegel deut­lich zwei Mal erkenn­bar, müss­te also noch retu­schiert wer­den und das Bild weist schon zu star­ke Artefakte auf, sieht aus wie eine Mischung aus star­ker Rauschreduzierung mit zu star­ker Nachschärfung.

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Dieses Bild fin­de ich eben­falls toll. Zum einen ist „über den Wolken“ natür­lich eine unge­wöhn­li­che Perspektive, ande­rer­seits aber auch ein klas­si­sches, und gut ver­käuf­li­ches Symbol für Freiheit, Abenteuer, Reinheit und so weiter.

Im Gegensatz zum Surfer-​Bild passt hier die mono­chro­me Farbpalette und die Bergspitze ver­leiht dem Bild etwas Mystisches und Geheimnisvolles, weil man sich fast unwei­ger­lich fragt, was sich unter den Wolken noch verbirgt.

Leider ist in der 100%-Ansicht ein ähn­li­cher Pixelmatsch wie beim Surferbild erkenn­bar, wes­halb ich die Ablehnung trotz­dem gut nach­voll­zie­hen kann. Hier wür­de ich noch mal dezent mit einem Rauschreduzierungstool ran­ge­hen und/​oder die Pixelzahl von 22,1 MP auf 16 Megapixel ver­rin­gern. Beides in Kombination soll­te die stö­ren­den Bildfehler sicht­bar verbessern.

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Eine wei­te­re Bergaufnahme, bei der mir die Lichtstimmung sehr gut gefällt. Durch den klei­nen Bergsteiger links unten bekommt das Bild auch die nöti­ge Größenproportion, um sich das gewal­ti­ge Bergmassiv bes­ser vor­stel­len zu können.

Auch wenn das Licht foto­gen ist, ist es der Berg in die­ser Ansicht nicht ganz so sehr wie – sagen wir mal – das Matterhorn oder der Fuji. In der 100%-Ansicht offen­bart sich auch eine Art „Glow“ an den Rändern des Bergs, viel­leicht zu stark nach­ge­schärft oder ein­fach zu kon­trast­reich für die Kamera bei dem Gegenlicht.

100%-Ausschnitt aus dem obigen Bild
100%-Ausschnitt aus dem obi­gen Bild

Auch hier könn­te eine Verkleinerung des Bildes noch etwas retten.

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Das nächs­te Bild zeigt die Schrammsteine in der Sächsischen Schweiz mit einem Elbdampfer. Ich fin­de das Bild ehr­lich gesagt etwas lang­wei­lig vom Bildaufbau und den Farben, aber es wur­de von Fotolia ange­nom­men, viel­leicht auch, weil es ein sehr klas­si­sches Postkartenmotiv ist.

Das Schiff auf dem Bild erhöht noch mal die Verkäuflichkeit, weil es so nicht nur die Natur bewer­ben kann, son­dern auch Dampferfahrten und Urlaub sowie Tourismus generell.

Die beim vori­gen Bild erwähn­ten leuch­ten­den Rändern an den Berggipfeln tre­ten hier jedoch sogar noch stär­ker auf, was ver­mu­ten lässt, das der Bildredakteur beim vori­gen Bild viel­leicht nur einen schlech­ten Tag gehabt hat. Oder bei die­sem Motiv wur­de nicht genau hingeschaut.

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Diese Bergsilhouette wie­der­um wur­de abge­lehnt, was eben­falls streit­bar ist. Auch hier ist der Berg rechts nicht so „typisch“ in sei­ner Gestalt, was ein Ablehnungsgrund gewe­sen sein könn­te. In der 100%-Ansicht konn­te ich nichts fin­den, was ein defi­ni­ti­ver Ausschlussgrund gewe­sen sein könn­te. Zwar sind bei eini­gen der Baumumrisse rote Ränder zu sehen, was licht­tech­nisch bei so einer Gegenlichtaufnahme kaum zu ver­mei­den ist.

Ich hät­te mich hier eher auf den Bereich links im Bild kon­zen­triert, weil die­se Art der Sonnenuntergangslandschaft deut­lich kli­schee­haf­ter und damit auch ver­käuf­lich ist.

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Das Foto zeigt die Bastei mit der Basteibrücke. Traumhafte Farben, traum­haf­tes Licht, per­fek­tes Wetter, pas­sen­de Jahreszeit. Hier stimmt wie­der alles. Genau so sehen die Fotos in den Hotelbroschüren aus.

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Hier sehen wir Windräder im Sonnenuntergang. Die Farben des Hintergrunds sind fan­tas­tisch, aber was mir beim ers­ten Blick auf das Bild sofort in den Kopf schoss, war die Frage: „Warum sind die Windräder nicht fron­tal abge­bil­det?“ Klar, ich ken­ne die Antwort, ver­mut­lich war es vor Ort ein­fach nicht anders mög­lich. Dennoch illus­triert sie das Problem. Das Konzept ist des­halb kaum erkenn­bar. Erstens sind die Windräder zu klein, zwei­tens als seit­li­che Kontur kaum erkenn­bar und drit­tens noch mit Bewegungsunschärfe in den Rotorblättern.

Eine mög­li­che Lösung wäre, die Windräder ein­fach weg­zu­re­tu­schie­ren und das Bild als abs­trak­ten Hintergrund anzu­bie­ten. Wahlweise könn­ten die Windräder auch als Silhouette fron­tal rein­re­tu­schiert wer­den, indem eini­ge Windrad-​Vektoren erstellt wer­den. Ein kos­ten­lo­ses Tutorial dafür gibt es hier.

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Kommen wir zum Sonnenaufgang über dem Thüringer Becken. Ich lie­be sol­che Bilder, wo sich die Landschaft in vie­len ver­schie­de­nen Ebenen bis zum Horizont erstreckt. Die Farben sind schön ver­teilt, vom Gelb und Orange des Himmels über die Blau- und Lila-​Töne in der Mitte bis hin zum Grün im Vordergrund.

Das Motiv hat Verkaufspotential und auch tech­nisch gibt es kei­nen zwin­gen­den Grund, das Foto abzu­leh­nen. Hinderlich könn­te nur sein, dass es mit einer Canon 40D auf­ge­nom­men wur­de und bei 100% leicht „mat­schig“ wirkt. Da Uwe mitt­ler­wei­le aber mit einer 5D Mark III arbei­tet, soll­ten die neue­ren Bilder weni­ger sol­cher Probleme haben.

Während ich die­sen Artikel schrei­be, kam gera­de eine wei­te­re Mail von Uwe:

Hallo Robert,

noch eine klei­ne Ergänzung zu dem Thema: Ich habe Ende letz­ter Woche wie­der mal ein paar Bilder bei Fotolia ein­ge­reicht. Darunter auch absicht­lich eini­ge, wo ich fest mit einer Ablehnung gerech­net hat­te (iden­ti­sche Motive, tech­ni­sche Qualität). Zu mei­ner Überraschung wur­de alles durch­ge­wun­ken und akzep­tiert. Ich hän­ge die Bilder mal in klei­ner Auflösung ran. Das 5diii_​img_​006794 und ggfs. img_​25556 durch­ge­hen hät­te ich ja noch ver­stan­den. 5diii_​img_​008268 ist auch ok, aber doch sicher ein aus­ge­lutsch­tes Thema. Aber der Rest? Die ande­ren Drei habe ich ja selbst schon eher für die digi­ta­le Tonne vorgesehen.…

Wahrscheinlich gehe ich aber nur mit den fal­schen Gesichtspunkten an die Bewertung ran.

Mit ver­wirr­ten Grüßen, Uwe“

Da sei­ne Fotos sehr schön sind, kön­nen wir aus­nahms­wei­se mehr als zehn Bilder zeigen.

stock_samples_5diii_img_006794Dieses Foto ist eins der Bilder, bei dem sich Uwe sicher war. Wieder eine schö­ne Farbstimmung, die Skischneise erzeigt eine Tiefenwirkung und hat den Wintersport als kla­res Konzept für die Verkäuflichkeit. Interessant ist, dass es in war­men Farbtönen gehal­ten ist, obwohl Winterbild meist auf das kal­te Blau getrimmt wer­den. Vielleicht ist das hier ein Teil des Reizes.

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Hier das zwei­te Bild, was es durch die Selektion geschafft hat. Eine Winterlandschaft, dies­mal in den erwart­bar mono­chro­men Blautönen. Die Bildaufteilung ist klas­sisch, das Motiv uni­ver­sell ein­setz­bar und das Warnschild deu­tet die Größenverhältnisse an und sorgt für einen gel­ben Farbklecks als Akzent.

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Bei die­sem drit­ten Bild war Uwe sich nicht sicher, ob es nicht zu „aus­ge­lutscht“ sei. Doch, klar, aber abge­se­hen davon ist die­se Blaumohnwiese tech­nisch sau­ber umge­setzt und schnör­kel­los foto­gra­fiert. Da kann man sogar Blumen eine Chance geben.

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Kommen wir zu drei Bildern, die fast im digi­ta­len Papierkorb gelan­det wären. Was der eine fast weg­schmeißt, wäre für einen ande­ren eine Ehre. Das Foto des Waldes im Winter ist zwar schlicht, hat aber durch die „Wölbung“ der Landschaft aus­rei­chend Dynamik. Sehr viel­sei­tig ein­setz­bar mit dem Textfreiraum oben und ört­lich kaum fest­zu­ma­chen, also auch welt­weit einsetzbar.

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Auch die­se Bäume im Winter sind sehr sim­pel foto­gra­fiert, es sieht fast „drauf­ge­hal­ten“ aus, aber die­se Reduktion erzeugt euch eine Friedlichkeit und Ruhe, die vom Winter fast erwar­tet wird. Fast alle Töne sind aus dem Bild ver­bannt, es ist fast eine „Weiß in weiß“-Aufnahme. Das Bild könn­te ich mir auch gut als Panorama vor­stel­len, dann wür­de jedoch wie­der der Textfreiraum fehlen.

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Okay, von den heu­te gezeig­ten Fotos wür­de ich das Bild des Skilifts als das am wenigs­ten schö­ne Bild bezeich­nen, „häss­lich“ passt noch nicht mal. Dem Bild fehlt die Postkartenidylle der vor­her­ge­gan­ge­nen Fotos, aber dafür zeigt es die Logistik der Wintersportindustrie: Weniger Schönheit, mehr Aussage.

Uwe hat auf jeden Fall ein Auge für ruhi­ge, aus­ge­wo­ge­ne Bildkompositionen und anspre­chen­de Landschaften. Sein far­ben­fro­her Bearbeitungsstil passt per­fekt zum gesät­tig­ten Microstock-​Look, macht die Bilder aber auch für Kalender, Poster oder Postkarten sehr attrak­tiv. Ich den­ke da in Richtung „Fine-Art-Print“-Anbieter und ähnliches.

Wenn er sich jetzt noch beim Thema Verschlagwortung ver­bes­sert sowie beharr­lich und kon­ti­nu­ier­lich wei­ter in die­ser Qualität hoch­lädt, sehe ich viel Potential.

Wer mehr Bilder von Uwe sehen will, fin­det die­se ent­we­der hier auf sei­ner Webseite oder in sei­nem Fotolia-​Portfolio.

Wer eben­falls kos­ten­los mit­ma­chen und mir sei­ne Bilder zur Besprechung schi­cken will, fin­det hier alle not­wen­di­gen Informationen.

Was sagt ihr zu den Fotos von Uwe?

Als Kunde Stockfotos kaufen oder lieber Fotos selber machen?

Vor einer Weile gab es bei Facebook eine Werbung von shootcamp.at zu sehen (das sind die, wo der Fotograf auf dem Werbebild beim Fotografieren Kopfhörer trägt) mit dem sinn­ge­mä­ßen Slogans: „Lerne foto­gra­fie­ren, statt Stockfotos zu kau­fen“.

Werbung von shootcamp.at
Werbung von shootcamp.at

Selbst eini­ge Fotografen wie Michael Omori Kirchner oder Till Erdmenger geben Tipps für ihre Kunden, wie sie selbst bes­se­re Fotos machen können.

Auf den ers­ten Blick mag es wider­sprüch­lich erschei­nen. Wieso ermun­tern Fotografen ihre Kunden, selbst Fotos zu machen? Die Kunden sol­len doch einen Auftrag buchen oder wenigs­tens ein paar Stockfotos kaufen?

Dabei tra­gen die eige­nen Versuche, selbst etwas so zu foto­gra­fie­ren, dass es wie ein Bild vom Fotografen aus­sieht, dazu bei, die Arbeit von Fotografen bes­ser wert­zu­schät­zen. Warum haben mei­ne Bilder so häss­li­che Schlagschatten hin­ter den Personen und die vom Fotografen nicht? Warum wir­ken die Farben bei mir so komisch? Im Internet sieht das alles anders aus…

Es gibt sicher eini­ge Motive, die pro­blem­los von Kunden selbst foto­gra­fiert wer­den kön­nen. Wenn das der Fall ist, kann sich ein Fotograf als kom­pe­ten­ter Berater mit ein­fa­chen Tipps als wert­vol­le Hilfe im Gedächtnis der Kunden ver­an­kern, um dann die kom­ple­xe­ren Aufträge umzusetzen.

Versuchen Kunden, schwie­ri­ge­re Shootings umzu­set­zen, mer­ken sie schnell, wie viel Zeit, Geld, Energie und Planung in ein Shooting inves­tiert wer­den muss und das ohne die nöti­ge lang­jäh­ri­ge Erfahrung eines Fotografen die Ergebnisse doch nicht so per­fekt aus­se­hen wie gewünscht.

Ein – manch­mal nicht zu unter­schät­zen­der – Vorteil von selbst­ge­mach­ten Kundenfotos ist die Exklusivität. Diese Fotos hat garan­tiert kein ande­rer. Außerdem kann in man­chen Fällen der etwas unpro­fes­sio­nel­le­re Look zum Geschäftsmodell pas­sen, wenn Individualität und Handarbeit betont wer­den sollen.

Aufträge hin­ge­gen kön­nen die Unternehmenskasse ganz schön belas­ten, dafür bekom­men Kunden meist eben­falls exklu­si­ve Bilder. Der Vorteil von Stockfotos liegt hin­ge­gen auf der Hand: Die Bilder sind sofort ver­füg­bar und das fer­ti­ge Bild kann vor dem Kauf gese­hen wer­den, ohne einem Fotografen sei­ne visu­el­le Vision ver­mit­teln zu müs­sen. Auch kos­ten Stockfotos meist deut­lich weni­ger als die Arbeitszeit, die ein Kunde inves­tie­ren müss­te, um sei­ne Bilder selbst zu foto­gra­fie­ren, von Kosten für Models, Requisiten und Locations mal ganz abgesehen.

Aber egal, ob nun Auftragsfotos oder Stockfotos, dass pro­fes­sio­nel­le Fotos bes­ser sind, ist wis­sen­schaft­lich erwie­sen.

Zeigt ihr euren Kunden auch, wie man selbst foto­gra­fie­ren lernt?