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Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 48

Willkommen bei der nächs­ten Folge von „Pimp My Stock“, wo ich ein­ge­reich­te Bilder auf ihre „Stock-​Tauglichkeit“ beur­tei­le. Es geht also weni­ger dar­um, ob die Bilder schön sind, son­dern ob sie sich ver­kau­fen las­sen könnten.

Heute ist Uwe an der Reihe, wel­cher mit vor weni­gen Tagen schrieb:

Hallo Robert,

ich ver­fol­ge Dein Blog schon eine gan­ze Weile. An der Stelle möch­te ich erst mal Danke sagen für die vie­len lesens­wer­ten Artikel.

Vor eini­ger Zeit habe ich beschlos­sen die bei mir schlum­mern­den Bildbestände mal zu sich­ten und zu schau­en ob man damit evtl. im Stock-​Bereich etwas errei­chen kann, um da ggfs. zukünf­tig mehr Zeit in die­ses Thema zu investieren.

Ich knip­se seit mei­ner Jugend, ernst­haft ein­ge­stie­gen in das Thema Fotografie bin ich um die Jahrtausendwende her­um, seit 2004 wei­test­ge­hend digi­tal, eigent­lich immer mit Spiegelreflex-​Technik. Diverse Kompakte sind zwar immer mal im Hause, aber mehr so als Immerdabei-​Knipse. So rich­tig anfreun­den kann ich mich mit den klei­nen Dingern irgend­wie nicht.…

Ich nut­ze aktu­ell eine 5D III. Dazu (wahr­schein­lich viel zu vie­le) Linsen von Canon (meis­tens Ls) von 16 bis 400mm plus dem übli­chen Geraffel wie Blitze, Filter, Stative, etc. Die Bildbearbeitung erfolgt zu 99% in Lightroom, ggfs. noch Nacharbeiten in Photoshop. Die im Stockbereich ein­ge­reich­ten Bilder kamen bis­her fast immer kom­plett aus Lightroom.

Da mei­ne Bilder ja nicht pri­mär für den Stock-​Markt gedacht waren und es auch nicht unbe­dingt die Motive sind, die sich wie geschnit­ten Brot ver­kau­fen, hat­te ich da schon mit einer hohen Ablehnungsquote gerech­net. Und die ist bei Fotolia auch rela­tiv hoch, aller­dings wer­den die meis­ten Bilder wegen tech­ni­scher Probleme abge­lehnt, nicht wegen Ähnlichkeit, etc. Fotolia ist dabei lei­der nicht son­der­lich hilf­reich, wenn es um den genau­en Ablehnungsgrund geht. Es gibt nur die übli­chen eMails mit der Aufzählung der tech­ni­schen Ablehnungsgründe ohne einen davon kon­kret zu benennen.

Es wür­de mich freu­en wenn Du Dir die Zeit neh­men wür­dest um mei­ne Bilder mit Deiner pro­fes­sio­nel­len Sicht zu beur­tei­len. Da mich nicht nur inter­es­siert was ich falsch mache son­dern auch was ich rich­tig mache habe ich in die Bilder ein paar Aufnahmen mit dazu gepackt, die ange­nom­men wur­den und auch gut lau­fen. Welche das sind wür­de ich gern erst hin­ter­her verraten.

Falls Du Dir eini­ge tech­ni­sche Details wie Schärfe, etc. genau­er anse­hen möch­test, dann sag bit­te kurz Bescheid und ich packe Dir dann die Bilder noch in 1:1‑Auflösung ins Netz.

Ich dan­ke Dir vor­ab für Deine Zeit und Deine Mühen. Viel Spaß beim Draufhauen!

Gruss Uwe“

Schauen wir uns zuerst mal sei­ne Bilder an.

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Zuerst ist der Lilienstein im Elbtal mit der Friedrichsburg zu sehen. Mir gefällt die span­nen­de Komposition, die zwar die den Horizont klas­sisch drit­telt, aber das Hauptmotiv scharf rechts anord­net und durch den Flussverlauf und die Berge im Hintergrund eine beacht­li­che Tiefenwirkung erzielt. Der Sonnenuntergang mit dem Lensflare direkt neben dem Hauptmotiv ist ein gelun­ge­nes i‑Tüpfelchen und die sat­ten, viel­fäl­ti­gen Farben tra­gen eben­falls zum tol­len Bild bei. Dieses Bild lässt sich pri­ma für Hessen-​Werbung oder gene­rell für deut­sche Reiseführer ver­wen­den oder auch für Poster, Hintergründe, Wander-​Werbung und so wei­ter. Kann man kaum bes­ser machen.

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Hier sieht es etwas anders aus. Der Surfer auf dem Wasser fällt kaum auf und ohne ihn wäre das Bild nur ein Matsch aus ver­schie­de­nen Blautönen. Der Himmel ist wol­ken­ver­han­gen und müss­te ein­deu­tig blau­er mit wei­ßen Schäfchenwolken sein, um die Verkaufschancen zu erhö­hen. Da es die­se „Meer mit Himmel“-Bilder aber zuhauf gibt, wäre eine Fokussierung auf den Surfer lukra­ti­ver gewe­sen. Dafür ist er hier aber zu weit weg und das hät­te ggf. auch einen Model Release erfordert.

Uwe war so freund­lich, mir für eine noch genaue­re Kritik die Bilder in Originalauflösung (21,7 MP) bereit­zu­stel­len. Da sieht man – hier ein 100%-Ausschnitt – noch zwei wei­te­re Probleme:

abzug_full_glanz_5diii_img_009140_Stockfoto_ausschnitt

Zum einen ist das Logo auf dem Surfsegel deut­lich zwei Mal erkenn­bar, müss­te also noch retu­schiert wer­den und das Bild weist schon zu star­ke Artefakte auf, sieht aus wie eine Mischung aus star­ker Rauschreduzierung mit zu star­ker Nachschärfung.

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Dieses Bild fin­de ich eben­falls toll. Zum einen ist „über den Wolken“ natür­lich eine unge­wöhn­li­che Perspektive, ande­rer­seits aber auch ein klas­si­sches, und gut ver­käuf­li­ches Symbol für Freiheit, Abenteuer, Reinheit und so weiter.

Im Gegensatz zum Surfer-​Bild passt hier die mono­chro­me Farbpalette und die Bergspitze ver­leiht dem Bild etwas Mystisches und Geheimnisvolles, weil man sich fast unwei­ger­lich fragt, was sich unter den Wolken noch verbirgt.

Leider ist in der 100%-Ansicht ein ähn­li­cher Pixelmatsch wie beim Surferbild erkenn­bar, wes­halb ich die Ablehnung trotz­dem gut nach­voll­zie­hen kann. Hier wür­de ich noch mal dezent mit einem Rauschreduzierungstool ran­ge­hen und/​oder die Pixelzahl von 22,1 MP auf 16 Megapixel ver­rin­gern. Beides in Kombination soll­te die stö­ren­den Bildfehler sicht­bar verbessern.

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Eine wei­te­re Bergaufnahme, bei der mir die Lichtstimmung sehr gut gefällt. Durch den klei­nen Bergsteiger links unten bekommt das Bild auch die nöti­ge Größenproportion, um sich das gewal­ti­ge Bergmassiv bes­ser vor­stel­len zu können.

Auch wenn das Licht foto­gen ist, ist es der Berg in die­ser Ansicht nicht ganz so sehr wie – sagen wir mal – das Matterhorn oder der Fuji. In der 100%-Ansicht offen­bart sich auch eine Art „Glow“ an den Rändern des Bergs, viel­leicht zu stark nach­ge­schärft oder ein­fach zu kon­trast­reich für die Kamera bei dem Gegenlicht.

100%-Ausschnitt aus dem obigen Bild
100%-Ausschnitt aus dem obi­gen Bild

Auch hier könn­te eine Verkleinerung des Bildes noch etwas retten.

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Das nächs­te Bild zeigt die Schrammsteine in der Sächsischen Schweiz mit einem Elbdampfer. Ich fin­de das Bild ehr­lich gesagt etwas lang­wei­lig vom Bildaufbau und den Farben, aber es wur­de von Fotolia ange­nom­men, viel­leicht auch, weil es ein sehr klas­si­sches Postkartenmotiv ist.

Das Schiff auf dem Bild erhöht noch mal die Verkäuflichkeit, weil es so nicht nur die Natur bewer­ben kann, son­dern auch Dampferfahrten und Urlaub sowie Tourismus generell.

Die beim vori­gen Bild erwähn­ten leuch­ten­den Rändern an den Berggipfeln tre­ten hier jedoch sogar noch stär­ker auf, was ver­mu­ten lässt, das der Bildredakteur beim vori­gen Bild viel­leicht nur einen schlech­ten Tag gehabt hat. Oder bei die­sem Motiv wur­de nicht genau hingeschaut.

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Diese Bergsilhouette wie­der­um wur­de abge­lehnt, was eben­falls streit­bar ist. Auch hier ist der Berg rechts nicht so „typisch“ in sei­ner Gestalt, was ein Ablehnungsgrund gewe­sen sein könn­te. In der 100%-Ansicht konn­te ich nichts fin­den, was ein defi­ni­ti­ver Ausschlussgrund gewe­sen sein könn­te. Zwar sind bei eini­gen der Baumumrisse rote Ränder zu sehen, was licht­tech­nisch bei so einer Gegenlichtaufnahme kaum zu ver­mei­den ist.

Ich hät­te mich hier eher auf den Bereich links im Bild kon­zen­triert, weil die­se Art der Sonnenuntergangslandschaft deut­lich kli­schee­haf­ter und damit auch ver­käuf­lich ist.

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Das Foto zeigt die Bastei mit der Basteibrücke. Traumhafte Farben, traum­haf­tes Licht, per­fek­tes Wetter, pas­sen­de Jahreszeit. Hier stimmt wie­der alles. Genau so sehen die Fotos in den Hotelbroschüren aus.

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Hier sehen wir Windräder im Sonnenuntergang. Die Farben des Hintergrunds sind fan­tas­tisch, aber was mir beim ers­ten Blick auf das Bild sofort in den Kopf schoss, war die Frage: „Warum sind die Windräder nicht fron­tal abge­bil­det?“ Klar, ich ken­ne die Antwort, ver­mut­lich war es vor Ort ein­fach nicht anders mög­lich. Dennoch illus­triert sie das Problem. Das Konzept ist des­halb kaum erkenn­bar. Erstens sind die Windräder zu klein, zwei­tens als seit­li­che Kontur kaum erkenn­bar und drit­tens noch mit Bewegungsunschärfe in den Rotorblättern.

Eine mög­li­che Lösung wäre, die Windräder ein­fach weg­zu­re­tu­schie­ren und das Bild als abs­trak­ten Hintergrund anzu­bie­ten. Wahlweise könn­ten die Windräder auch als Silhouette fron­tal rein­re­tu­schiert wer­den, indem eini­ge Windrad-​Vektoren erstellt wer­den. Ein kos­ten­lo­ses Tutorial dafür gibt es hier.

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Kommen wir zum Sonnenaufgang über dem Thüringer Becken. Ich lie­be sol­che Bilder, wo sich die Landschaft in vie­len ver­schie­de­nen Ebenen bis zum Horizont erstreckt. Die Farben sind schön ver­teilt, vom Gelb und Orange des Himmels über die Blau- und Lila-​Töne in der Mitte bis hin zum Grün im Vordergrund.

Das Motiv hat Verkaufspotential und auch tech­nisch gibt es kei­nen zwin­gen­den Grund, das Foto abzu­leh­nen. Hinderlich könn­te nur sein, dass es mit einer Canon 40D auf­ge­nom­men wur­de und bei 100% leicht „mat­schig“ wirkt. Da Uwe mitt­ler­wei­le aber mit einer 5D Mark III arbei­tet, soll­ten die neue­ren Bilder weni­ger sol­cher Probleme haben.

Während ich die­sen Artikel schrei­be, kam gera­de eine wei­te­re Mail von Uwe:

Hallo Robert,

noch eine klei­ne Ergänzung zu dem Thema: Ich habe Ende letz­ter Woche wie­der mal ein paar Bilder bei Fotolia ein­ge­reicht. Darunter auch absicht­lich eini­ge, wo ich fest mit einer Ablehnung gerech­net hat­te (iden­ti­sche Motive, tech­ni­sche Qualität). Zu mei­ner Überraschung wur­de alles durch­ge­wun­ken und akzep­tiert. Ich hän­ge die Bilder mal in klei­ner Auflösung ran. Das 5diii_​img_​006794 und ggfs. img_​25556 durch­ge­hen hät­te ich ja noch ver­stan­den. 5diii_​img_​008268 ist auch ok, aber doch sicher ein aus­ge­lutsch­tes Thema. Aber der Rest? Die ande­ren Drei habe ich ja selbst schon eher für die digi­ta­le Tonne vorgesehen.…

Wahrscheinlich gehe ich aber nur mit den fal­schen Gesichtspunkten an die Bewertung ran.

Mit ver­wirr­ten Grüßen, Uwe“

Da sei­ne Fotos sehr schön sind, kön­nen wir aus­nahms­wei­se mehr als zehn Bilder zeigen.

stock_samples_5diii_img_006794Dieses Foto ist eins der Bilder, bei dem sich Uwe sicher war. Wieder eine schö­ne Farbstimmung, die Skischneise erzeigt eine Tiefenwirkung und hat den Wintersport als kla­res Konzept für die Verkäuflichkeit. Interessant ist, dass es in war­men Farbtönen gehal­ten ist, obwohl Winterbild meist auf das kal­te Blau getrimmt wer­den. Vielleicht ist das hier ein Teil des Reizes.

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Hier das zwei­te Bild, was es durch die Selektion geschafft hat. Eine Winterlandschaft, dies­mal in den erwart­bar mono­chro­men Blautönen. Die Bildaufteilung ist klas­sisch, das Motiv uni­ver­sell ein­setz­bar und das Warnschild deu­tet die Größenverhältnisse an und sorgt für einen gel­ben Farbklecks als Akzent.

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Bei die­sem drit­ten Bild war Uwe sich nicht sicher, ob es nicht zu „aus­ge­lutscht“ sei. Doch, klar, aber abge­se­hen davon ist die­se Blaumohnwiese tech­nisch sau­ber umge­setzt und schnör­kel­los foto­gra­fiert. Da kann man sogar Blumen eine Chance geben.

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Kommen wir zu drei Bildern, die fast im digi­ta­len Papierkorb gelan­det wären. Was der eine fast weg­schmeißt, wäre für einen ande­ren eine Ehre. Das Foto des Waldes im Winter ist zwar schlicht, hat aber durch die „Wölbung“ der Landschaft aus­rei­chend Dynamik. Sehr viel­sei­tig ein­setz­bar mit dem Textfreiraum oben und ört­lich kaum fest­zu­ma­chen, also auch welt­weit einsetzbar.

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Auch die­se Bäume im Winter sind sehr sim­pel foto­gra­fiert, es sieht fast „drauf­ge­hal­ten“ aus, aber die­se Reduktion erzeugt euch eine Friedlichkeit und Ruhe, die vom Winter fast erwar­tet wird. Fast alle Töne sind aus dem Bild ver­bannt, es ist fast eine „Weiß in weiß“-Aufnahme. Das Bild könn­te ich mir auch gut als Panorama vor­stel­len, dann wür­de jedoch wie­der der Textfreiraum fehlen.

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Okay, von den heu­te gezeig­ten Fotos wür­de ich das Bild des Skilifts als das am wenigs­ten schö­ne Bild bezeich­nen, „häss­lich“ passt noch nicht mal. Dem Bild fehlt die Postkartenidylle der vor­her­ge­gan­ge­nen Fotos, aber dafür zeigt es die Logistik der Wintersportindustrie: Weniger Schönheit, mehr Aussage.

Uwe hat auf jeden Fall ein Auge für ruhi­ge, aus­ge­wo­ge­ne Bildkompositionen und anspre­chen­de Landschaften. Sein far­ben­fro­her Bearbeitungsstil passt per­fekt zum gesät­tig­ten Microstock-​Look, macht die Bilder aber auch für Kalender, Poster oder Postkarten sehr attrak­tiv. Ich den­ke da in Richtung „Fine-Art-Print“-Anbieter und ähnliches.

Wenn er sich jetzt noch beim Thema Verschlagwortung ver­bes­sert sowie beharr­lich und kon­ti­nu­ier­lich wei­ter in die­ser Qualität hoch­lädt, sehe ich viel Potential.

Wer mehr Bilder von Uwe sehen will, fin­det die­se ent­we­der hier auf sei­ner Webseite oder in sei­nem Fotolia-​Portfolio.

Wer eben­falls kos­ten­los mit­ma­chen und mir sei­ne Bilder zur Besprechung schi­cken will, fin­det hier alle not­wen­di­gen Informationen.

Was sagt ihr zu den Fotos von Uwe?