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Neue Funktionen bei Microstock-​Analyse-​Tool Stockperformer

Vor ca. zwei­ein­halb Jahren habe ich in die­sem Blogartikel das neue Microstock-​Analyse-​Tool Stock Performer* vor­ge­stellt. Seitdem nut­ze ich das Tool ohne Übertreibung täg­lich und es ist so einem wich­ti­gen Werkzeug in mei­ner täg­li­chen Arbeit geworden.

Stockperformer erlaubt mitt­ler­wei­le die Auswertung von Verkäufen von neun (!) Bildagenturen: iStock, Shutterstock, Fotolia, Dreamstime, 123rf, Pond5, Depositphotos, Stocksy, Getty Images, sowie das Partnerprogramm und die Getty-​Verkäufe über iStock.

Neben den Verkaufszahlen zu ein­zel­nen Bildern gibt es eine monat­li­che Gesamtauswertung, die Anzeige der Bestseller in wähl­ba­ren Zeiträumen bei den ein­zel­nen Agenturen, eine Collection-​Verwaltung, mit der der Umsatz und die Verkäufe ein­zel­ner Bildserien zusam­men­ge­fasst ana­ly­siert wer­den kön­nen und vie­les mehr.

In den über zwei Jahren haben Luis und Oliver flei­ßig dar­an gear­bei­tet, neue Funktionen ein­zu­bau­en. So gibt es jetzt bei­spiels­wei­se eine Prognose der monat­li­chen Umsätze, mit der man schon Mitte des Monats abschät­zen kann, wie sich die Verkäufe bis zum Monatsende ent­wi­ckeln wer­den, ent­we­der für alle Agenturen gesamt oder die ein­zel­nen Agenturen:

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Dazu gibt es eine detail­lier­te Verkaufsaufschlüsselung, wel­che die Verkäufe und Umsätze nach Medientyp (Bilder, Videos, Vektoren, …), run­ter­ge­la­de­ner Bildgröße, Credits vs. Abo, Upload-​Jahr etc. auswertet:

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Am häu­figs­ten nut­ze ich Stockperformer aber, um genau zu sehen, wie viel Umsatz ich bei den ver­schie­de­nen Agenturen mit einem Shooting gesamt gemacht habe. Dafür las­sen sich bequem dich Kollektionen, Lightboxen oder Collections von Fotolia, Shutterstock, 123rf und Dreamstime mit einem Klick impor­tie­ren, wenn die­se bei den Agenturen ange­legt wur­den. Die Bilder kön­nen aber auch bei Stockperformer mit dem „Collection Manager„selbst zu Serien zusam­men­ge­fügt wer­den. So sieht das unge­fähr aus, unten folgt dann die Auflistung der dazu­ge­hö­ri­gen Thumbnails, die nach Datum, Medientyp, Umsatz, Verkäufen oder RPD (Revenue per Download) sor­tiert wer­den können:

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Ganz neu ist die Funktion der „Supplier Accounts“: Die ermög­licht Nutzern, eine oder meh­re­re Collections mit einer ande­ren Person zu sein. Das kön­nen zum Beispiel Models, Visagisten, Location-​Eigentümer, Assistenten, Verschlagworter, Grafikdesigner oder ande­re Mitarbeiter einer Fotosession sein. Vor allem, wenn Personen antei­lig am Umsatz der Fotosession betei­ligt wer­den sol­len, sind die Supplier Accounts eine sinn­vol­le Lösung, damit meh­re­re Leute die glei­chen Daten sehen kön­nen und die Abrechnung trans­pa­rent geschieht. Für die Fotografen kos­tet zum Beispiel ein sol­cher zusätz­li­cher Account 24 Euro im Monat. Die ande­re Person erhält dann Zugangsdaten zu Stockperformer und sieht dann im Nutzerbereich nur die Daten der Collections, wel­che der Fotograf dafür frei­ge­schal­tet hat.

Mit die­sen Funktionen ist Stockperformer ein „Must-​Have“ für alle, die haupt­be­ruf­lich bei den genann­ten Bildagenturen Fotos ver­kau­fen. Und auch wer das neben­be­ruf­lich macht und – sagen wir – mehr als 400 Euro monat­lich damit ver­dient, soll­te sich Stockperformer genau anschauen.

Mich wür­de inter­es­sie­ren: Welche Agenturen soll­ten eben­falls von Stockperformer aus­ge­wer­tet werden?

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Rezension: CamRanger – Kabellose DSLR-​Fernsteuerung mit dem iPad

Im Blog hat­te eine Lösung vor­ge­stellt, mit der man die Bilder sei­ner DSLR-​Kamera kabel­los direkt auf das iPad, einen Laptop oder ein ande­res Tablet sen­den kann.

Das funk­tio­niert super und nut­ze ich sehr häu­fig. Bisher hat­te mir noch die Möglichkeit gefehlt, die Bilder schon vor dem Auslösen auf einem exter­nen grö­ße­ren Monitor zu sehen, idea­ler­wei­se eben­falls kabel­los. Das soll mit CamRanger* mög­lich sein, wes­halb ich den Hersteller gebe­ten habe, mir ein Testmuster zu schi­cken. Ausgepackt sieht das so aus:

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Das wei­ße Teil unten ist der CamRanger selbst, dazu kom­men zwei Kabel, das wei­ße zum Aufladen des Akkus, das schwar­ze zur Verbindung mit der Kamera, eine Hülle und eine kur­ze Anleitung. Wenn man die­ser Anleitung folgt, ist die Ersteinrichtung des WLAN-​Netzwerks ein­fach und schnell erle­digt. Nüchtern betrach­tet ist der CamRanger näm­lich nichts ande­res als ein Router, wel­cher ein WLAN-​Netz auf­baut, über das dann die Kamera die Daten an eine App lie­fert. Während es für Android dafür eini­ge güns­ti­ge Lösungen gibt – dazu unten mehr – ist das bei Apple auf­grund der restrik­ti­ve­ren Software-​Architektur nicht so ein­fach mög­lich. CamRanger hat des­halb weni­ger Konkurrenz, die sich die Firma mit über 300 Euro pro Gerät gut bezah­len lässt. Es wer­den die gän­gigs­ten Canon- und Nikon-​Kameras unter­stützt. Der Akku soll ca. 4–6 Stunden hal­ten. Es ist etwas irri­tie­rend, dass an bei­den Seiten ein wei­ßer Schalter ist, wovon nur der eine der An/​Aus-​Schalter ist. Der zwei­te Schalter hat kei­ne Funktion. Als ich ver­se­hent­lich mal den fal­schen Schalter betä­tigt hat­te, lief der Akku natür­lich leer.

Etwas umständ­lich ist die Nutzung des CamRangers selbst, denn obwohl eine kabel­lo­se Lösung ver­spro­chen ist, muss erst mal das Kabel von der Kamera zum CamRanger ange­schlos­sen wer­den. Dieser hat ca. die Ausmaße einer Zigarettenschachtel. Ich habe das meist so gemacht, dass ich den CamRanger in die mit­ge­lie­fer­te Tasche gesteckt habe, wo das Kabel raus­guckt und dann die Tasche mit dem dar­an befes­tig­ten Karabinerhaken an mei­nen Kameragurt oder das Stativ befes­tigt habe. Gefüllt wiegt die Tasche mit bei­den Kabeln ca. 208 Gramm. Sie bau­melt dann zwar etwas rum, aber das zusätz­li­che Gewicht ist auch mit der Hand zu tra­gen. Es gibt aber auch einen Adapter*, um den CamRanger auf dem Blitzschuh zu montieren.

Aber was kann man mit der gleich­na­mi­gen App nun machen? Ich habe die iOS-​Version getes­tet, weil es wie gesagt für Android deut­lich bil­li­ge­re Lösungen gibt. Das Interface der App sieht so aus:

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Leider funk­tio­niert der Zugang zur App nur, wenn auch eine Funkverbindung zum CamRanger steht, was scha­de ist, wenn man mal schnell nach dem Shooting eini­ge der foto­gra­fier­ten Bilder anse­hen will. Die Oberfläche ist ähn­lich auf­ge­baut wie bei ande­ren LiveView-​Systemen. Den Hauptteil des Bildes nimmt der Monitor ein, der zeigt, was die Kamera auch sieht. Durch Tippen auf den Monitor lässt sich die gewünsch­te Stelle fokus­sie­ren, rechts kann aber auch deut­lich genau­er der Fokus manö­vriert wer­den. Es gibt ein Live-​Histogramm und Zusatzfunktionen wie HDR-​Aufnahmen, Fokus-​Stacking, Zeitraffer-​Aufnahmen etc. sind möglich.

Die wich­tigs­ten Funktionen der Kamera kön­nen über die App fern­ge­steu­ert wer­den, zum Beispiel Blende, Belichtungszeit, ISO-​Wert, Weißableich, Aufnahmemodus, Über- und Unterbelichtung, Fokus und eini­ge mehr.

Während mei­ner Testzeit gab es ein Firmware-​Update, was etwas umständ­lich zu instal­lie­ren war. Aber es brach­te unter ande­rem als neue Funktion die Möglichkeit, par­al­lel wei­te­re WLAN-​Netze auf­recht zu erhal­ten. Das ist zum Beispiel sehr prak­tisch, weil ich sie wei­ter­hin in mei­nem WLAN-​Netzwerk im Studio blei­ben kann, obwohl auch CamRanger eine WLAN-​Verbindung mit dem iPad auf­bau­en will. Jetzt woll­te ich pro­bie­ren, ob ich nicht auf gleich­zei­tig das WLAN-​Netz mei­ner EyeFi-​Karte akti­vie­ren könn­te, damit ich als wei­te­re App Shuttersnitch offen haben könn­te, um die geschos­se­nen Fotos zu ver­wal­ten. Das klappt lei­der nicht, weil CamRanger nicht im Hintergrund lau­fen kann.

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Der Grund, war­um ich wei­ter­hin zusätz­lich Shuttersnitch nut­zen wol­len wür­de, ist, dass die­se App einen deut­lich beque­me­ren Workflow für die Verwaltung und Ansicht der geschos­se­nen Bilder bie­tet. Nach dem Shooting, wenn Kamera und Geräte alle schon ver­staut sind und ich mit den Models noch einen Kaffee trin­ke, kann ich bequem das iPad rum­rei­chen, wo sich alle die Fotos mit Shuttersnitch anse­hen kön­nen. Das geht lei­der nicht, wenn ich CamRanger nut­ze, weil immer die Verbindung zur Kamera aktiv sein muss. Außerdem muss ich manu­ell ent­schei­den, wel­che der Bilder von der Speicherkarte ich run­ter­la­den wol­len wür­de. Kurz: CamRanger bie­tet zwar Funktionen zur Fotoverwaltung, aber ist grund­sätz­lich einer ein Aufnahme-Tool.

Der Hauptgrund, wes­halb ich CamRanger in Zukunft jedoch kaum noch nut­zen wer­de, liegt jedoch in mei­ner Arbeitsweise. Ich foto­gra­fie­re fast immer mit Blitz. Das führt logi­scher­wei­se dazu, dass bei einer LivePreview, wo die Blitze noch nicht aus­lö­sen, kaum etwas auf dem Monitor zu sehen ist und damit die gesam­te App kaum brauch­bar ist. Die Einsatzbereiche der App lie­gen dem­nach eher bei der Makrofotografie ohne Blitz, für Produktaufnahmen mit Dauerlicht, Landschaftsaufnahmen und so wei­ter. Überall, wo Blitze zum Einsatz kom­men, sinkt der Nutzwert von CamRanger stark.

Android-​Alternative zu CamRanger

CamRanger ist im Grunde nichts ande­res als ein Router. Wer nicht in den geschlos­se­nen Apple-​Kosmos ein­drin­gen muss, kann auch einen ande­ren WLAN-​Router kau­fen, zum Beispiel den TP-​Link TL-​MR3040*. Der kos­tet nur ca. 40 Euro und der CamRanger sieht sicher nicht zufäl­lig fast iden­tisch aus. Als App wird dann die kos­ten­lo­se App DslrDashboard im Google Playstore benutzt. Wie die Einrichtung genau funk­tio­niert, erklärt Gunther Wegner hier. Selbst wenn der Kauf eines klei­nen Android-​Tablets* mit ein­ge­rech­net wird, ist die­se Lösung immer noch bil­li­ger als der CamRanger. Die Nachteile wie die ein­ge­schränk­te Nutzung bei Blitzlicht oder das an der Kamera hän­gen­de Gerät blei­ben aber auch bei die­ser Lösung.

Welche Lösung benutzt ihr zur kabel­lo­sen Fernsteuerung und wel­che Erfahrungen habt ihr damit gemacht?

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Rezension: „Posen, Posen, Posen“ von Mehmet Eygi (mit Verlosung)

Von Mehmet Eygi habe ich vor zwei Jahren an die­ser Stelle sein „PoseBook“ rezen­siert. In die­ser Zeit hat der Fotograf wei­ter dar­an gear­bei­tet und stellt jetzt einen dicken Wälzer vor.

Posen, Posen, Posen“* heißt das Buch, mit ca. 30 x 25 cm grö­ßer als DinA4, 1,7 Kilo schwer und 268 Seiten dick. Gab es im PoseBook nur Posen für Frauen und Männer, wur­de jetzt mein Kritikpunkt auf­ge­grif­fen und es wer­den viel mehr Varianten gezeigt. Bei Frauen gibt es Posen für Fashion, Dessous, Aktaufnahmen und sogar „Plus Size“, bei Männern Posen für Fashion, Sport und Business.

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Es gibt Paarposen, wahl­wei­se für Fashion oder sexy. Dazu kom­men Posen für Schwangere und Familienposen, mal Mutter mit Baby, mit Baby und bei­den Eltern und nur das Baby. Was jetzt immer noch fehlt, sind Posen für Gruppenaufnahmen. Zu jeder der 264 Posen gibt es drei Varianten und kur­ze Hinweise und Erklärungen, wor­auf bei Schultern, Händen und Beinen zu ach­ten ist. Das ergibt zusam­men knapp über 1000 ver­schie­de­ne Anregungen für sehr unter­schied­li­che Posen.

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Wem nützt die­ses Buch?

Ich den­ke, am bes­ten ist das Buch auf dem Kaffeetisch von Fotostudios auf­ge­ho­ben, wo die Kundengespräche geführt wer­den. Das Buch in sei­nem Format und sei­ner Anmutung eig­net sich super, um Kunden, wel­che ein Fotoshooting beim Fotografen gekauft haben, die Möglichkeit zu geben, sich bestimm­te Posen raus­zu­su­chen, die einem gut gefal­len und die­se dann mit­tels der Tipps zusam­men mit dem Fotografen gut umset­zen zu kön­nen. Ein net­tes Detail sind da die bei­den ver­schie­den­far­bi­gen Fäden, mit denen sich zwei Leute gleich­zei­tig (z.B. Mann und Frau beim Paarshooting oder Fotograf und Model) sepa­rat eine Seite markieren.

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Aufgrund des Formats und des Gewichts schei­det der Einsatz für Fotografen unter­wegs aus, dafür emp­fiehlt sich dann die PDF-​Variante, um auf dem Tablet den Models oder Kunden kurz zei­gen zu kön­nen, wel­che Haltung man sich wünscht oder um als Fotograf schnell mal schau­en zu kön­nen, was für Varianten noch mög­lich wären.

Posing-​Tipps vom Autor

In die­sem Video könnt ihr dem Buchautor bei einem Shooting über die Schulter schau­en und sehen, wie er das Model anweist und wor­auf es zu ach­ten gilt:

Verlosung

Mehmet war so freund­lich, drei Bücher als Ebook zur Verlosung für mei­ne Leserinnen und Leser bereit­zu­stel­len. Schreibt ein­fach einen Kommentar, war­um ihr ger­ne das Ebook gewin­nen wollt. Unter allen Kommentaren ver­lo­se ich dann die Bücher.

Teilnahmeschluss ist der 5.5.2014, der Rechtsweg ist aus­ge­schlos­sen. Achtet bit­te dar­auf, dass ihr eine Emailadresse angebt, unter der ich Euch benach­rich­ti­gen kann, falls ihr gewinnt.

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Was Zack Arias über Stockfotografie und Bildlizenzierungen sagt

Vor paar Tagen habe ich von mitp-​Verlag das Buch „Photography Q & A“* vom Fotografen Zack Arias (ISBN: 978–3826697234) zuge­schickt bekom­men. Den Untertitel muss­te ich zwei Mal lesen, um sicher­zu­ge­hen, dass das nicht mein Blogtitel ist: „Fragen und Antworten aus dem Alltag eines Fotografen“. Klar, dass ich inter­es­siert zu lesen begann. Und nicht mehr aufhörte.

Aber: Eine aus­führ­li­che Rezension folgt an die­ser Stelle in paar Tagen. Erst mal gibt es eine Leseprobe.

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Der Fotograf Zack Arias ist haup­be­ruf­lich Fotograf und hat in sei­nem mitt­ler­wei­le ein­ge­stell­ten Tumbr-​Blog „Photography Q & A“ über 1500 Fragen zum Thema Fotografie beant­wor­tet. 106 davon wur­den im gleich­na­mi­gen Buch „Photography Q & A“* ver­öf­fent­licht und drei davon – wel­che sich mit Stockfotografie oder dem Bilderverkauf beschäf­ti­gen – stel­le ich heu­te hier vor. Kleiner Tipp: Bei amazon.de gibt es noch paar mehr Seiten zum Lesen.

Frage: Wie ist dei­ne Meinung zu Stockagenturen? Ich habe ton­nen­wei­se Bilder von Reisen, per­sön­li­chen Projekten, Foto-​Spaziergängen und Workshops, die ein­fach auf Festplatten rum­lie­gen. Sollte ich sie als Stockfotografien zum Verkauf anbie­ten, sie „für den Fall“ behal­ten oder ein­fach löschen?“ (Seite 113)

Antwort Zack Arias: Ich weiß nicht. Ich habe die­se Art von Bildern auch. Ich habe kei­ne Ahnung, was man damit machen soll. Einer Bildagentur dei­ne Fotos als Stock zu ver­kau­fen, ist viel Arbeit. Du magst den­ken, das ist ein gutes Stockfoto, aber es ist ver­blüf­fend, wie pin­ge­lig die Agenturen bei Bildern, die ihnen zuge­schickt wer­den, sein kön­nen. Da wer­den Sachen in dei­nen Fotos sein, bei denen du denkst, dass sie kein Thema sind, und plötz­lich retu­schierst du ganz viel, um die­ses oder jenes zu ent­fer­nen. Dann musst du noch die Kunst der Keywords ler­nen. Ich habe das recher­chiert. Ich habe mit Leuten gespro­chen, die das haupt­be­ruf­lich machen. Meine Erkenntnis war, dass es sich nicht lohnt, Zeit und Arbeit in etwas zu inves­tie­ren, von dem man nicht begeis­tert ist und das auch kein wirk­li­ches Einkommen ein­bringt. Wenn du Geld mit Stockfotos machen möch­test, musst du dich wirk­lich dafür begeistern.

Ich hän­ge an mei­nen „ver­misch­ten“ Fotos. Hin und wie­der hole ich eins für ein Projekt raus. Ich habe schon ein Stückchen Himmel, Wolken oder so was aus einem Foto raus­ge­nom­men und in ein ande­res ein­ge­fügt. Das kommt zwar sel­ten vor, aber es ist hilf­reich, sie zu haben. Vielleicht wer­de ich sie eines Tages einem Stock hin­zu­fü­gen. Ich bin nicht kom­plett dage­gen. Ich den­ke auch über die­se Sachen nach, wäh­rend ich foto­gra­fie­re. Ich war kürz­lich in Amsterdam und als ich ziel­los durch die Stadt spa­zier­te, sah ich einen „Foto-​Moment“. Du weißt schon. Grünes-​Fahrrad-​lehnt-​an-​roter-​Türe, sol­che Sachen. Malerisches Boot treibt in einem male­ri­schen Kanal. Scheint ein typi­sches Stockfoto zu sein. Was soll ich jemals mit die­sem Foto machen? Wem wer­de ich es jemals zei­gen? Ich kann das Foto irgend­wo für einen Euro kau­fen. Also ver­zich­te ich auf das Foto. Ich mache es nicht. Ich wer­de nie­mals was damit anfan­gen kön­nen. Es ist mir nicht mal so wich­tig, dass ich es als per­sön­li­ches Foto haben möch­te, das irgend­wo auf der Festplatte ist.

Allerdings weißt du nie, was du in 10 oder 20 Jahren brau­chen oder machen wirst. Fotografiere  immer das, was dich inter­es­siert. Ich foto­gra­fie­re ger­ne Strukturen auf Gehwegen und Street-​Art-​Details wie die Street-​Art-​Dekays. Ich lie­be die­se Sachen. Ich habe Hunderte von Fotos von ver­wit­ter­tem Papier an Wänden. Ich weiß nicht, war­um ich sie lie­be, aber das tue ich. Sie könn­ten mir spä­ter im Leben auf­fal­len und ich könn­te sie für ein Projekt nut­zen. Lösche sie nicht. Diese Fotos sind dei­ne Babys. Behalte sie. Speicherplatz ist güns­tig. Sie kön­nen spä­ter zu etwas werden.

Frage: Ich baue gera­de mein Business als Hochzeits-​Fotograf auf. Das ist etwas, was ich mag, aber wirk­lich begeis­tert bin ich von Stadtbildern. Kann man mit Stadtbildern Geld ver­die­nen, auch als Einsteiger, oder wird es immer Fine Art für mich sel­ber sein? Anders gefragt: Wie kann man sie anonym ver­kau­fen?“ (Seite 120)

Antwort Zack Arias: Deine Frage könn­te auch lau­ten: „Wie ver­kau­fe ich Sachen, die Leute nicht kaufen?“

Ich habe kei­ne Ahnung, wie man aus Stadtbildern (oder Landschafts‑, Nackt- oder Welpenmotiven usw.) ein ren­ta­bles Geschäft macht, außer wenn du zur rich­ti­gen Zeit die rich­ti­gen Leute triffst. Sagen wir mal, eine Hotelkette, wie Marriott, fin­det dei­ne Arbeit und möch­te 5000 Bilder für ihre Hotelzimmer. Das gäbe ein ange­mes­se­nes Einkommen, aber das ist eher Glückssache. Es gibt die Stockfotografie-​Industrie. Es gibt Postkarten. Man kann zu den Kunstmessen rei­sen, dort ein Zelt auf­bau­en und die Bilder an die Öffentlichkeit ver­kau­fen. Vielleicht Kalender. Maus-​Pads. Erinnert sich jemand an Maus-​Pads? Wird das dei­ne Miete zah­len? Höchstwahrscheinlich nicht.

Du kannst dir ein gro­ßes Publikum auf Seiten wie 500px oder Instagram ver­schaf­fen und Leute so nach dei­nen Bildern schrei­en las­sen. Aber dafür musst du a) wirk­lich atem­be­rau­ben­de Fotos machen und b) eine Community bil­den, die sie so sehr liebt, dass sie dafür zah­len. Du fragst danach, es anonym zu machen. Ich ver­ste­he nicht, war­um du das machen willst. Weil es nicht gut mit Hochzeiten kom­bi­nier­bar ist? Du kannst ver­schie­de­ne Arbeiten auf ver­schie­de­nen Seiten haben und trotz­dem dei­nen Namen druntersetzen.

Weißt du … wenn du es liebst – foto­gra­fie­re es. Der Markt dafür wird aller­dings eine höl­lisch klei­ne Nische sein und ich habe kei­ne Ahnung, wo ich dich dafür hin­schi­cken soll. Ich sage nicht, dass es unmög­lich ist. Ich sage nur, der Absatzmarkt dafür ist wesent­lich klei­ner als Bräute, die hei­ra­ten. Du sagst, du fängst gera­de erst mit allem an und dass du dein Business als Hochzeitsfotograf star­ten möch­test. Weißt du, wie viel du damit in der kom­men­den Zeit beschäf­tigt bist? Das Business zu star­ten wird dei­ne gan­ze Zeit in Anspruch neh­men. Es ist ein Vollzeitjob, wenn du es rich­tig machst.

Du fin­dest, Hochzeiten näh­ren dei­nen Bauch, hin­ge­gen näh­ren Stadtbilder dein Herz. So ist es bei mir mit Streetfotografie. Ich lie­be es, Sachen in einer Straße zu foto­gra­fie­ren. Es reizt mich. Es beschwingt mein Inneres. Ich lie­be es so sehr. Ich ver­die­ne damit kein Geld. Es ist mein Hobby. Ich tei­le es als per­sön­li­che Arbeit. Vielleicht mag jemand mei­ne Straßensachen und enga­giert mich als Porträt-​Fotograf. Cool. Verkaufe ich nun Abzüge von den Sachen? Nein. Macht es mir was aus? Gerade nicht. Ich bin damit beschäf­tigt, die ande­ren Sachen zu machen, die mei­ne Rechnungen bezahlen.

Frage: Wann soll­te man Lizenzvergabe und „Nutzung“ berech­nen?“ (Seite 251)

Antwort Zack Arias: Nutzung. Lass uns das in ein­fa­che Begriffe fas­sen, sodass ich ver­ste­hen kann, wovon ich spre­che: Du wirst enga­giert, um einen Job für einen Kunden zu foto­gra­fie­ren. Sie möch­ten die Bilder nut­zen. Wo immer sie die Bilder nut­zen kön­nen. So lan­ge, wie sie die Bilder nut­zen wol­len. Du gibst ihnen das Recht, das zu machen. Du han­delst das alles aus und berech­nest die Kosten am Anfang des Angebotsprozesses.

Es ist ähn­lich, wie wenn man sich ein Auto leiht. Die Autoverleihfirma sagt, wie lang du das Auto nut­zen kannst. Wie weit du fah­ren darfst. Wer das Auto noch fah­ren darf. Du kannst ein Auto für eine Stunde mie­ten, um 15 Meilen zu fah­ren. Du kannst auch ein Auto in New York mie­ten und in L. A. zurück­ge­ben. Ein Auto für eine Stunde mie­ten ist wesent­lich güns­ti­ger als ein Roadtrip durch das Land und die Rückgabe in einer ande­ren Stadt. Du kannst dir nicht das Auto mie­ten und es dann an jemand ande­ren ver­lei­hen. Du kannst das Auto nicht ver­kau­fen. Du besitzt es nicht. Du kannst es auch nicht nach Europa ver­schif­fen und damit durch Südfrankreich fah­ren. Du kannst es nicht für eine Woche bezah­len und dann ein Jahr fah­ren. Wenn du ein Auto willst, das du zu jeder Zeit nut­zen kannst und das jeder ande­re nut­zen kann, was machst du dann? Du kaufst dir ein Auto.

Du musst bei Bildern mit der glei­chen Denkweise vor­ge­hen. Zumindest bei redak­tio­nel­len, Commercial‑, Firmen‑, Advertising- usw. Bildern. Bei Familienporträts oder Hochzeiten oder der­glei­chen gehst du nicht so vor**. Außer wenn du Familienfotos von einer Celebraty oder einem gro­ßen CEO oder so was machst. Du könn­test ein Foto von einem CNN-​Moderator oder sonst wem machen und CNN oder sonst wer fängt an, das Bild zu benut­zen. Dann wird es brenzlig.

Wenn du Tarife aus­han­delst, ver­han­delst du auch die Nutzung der Bilder, die du foto­gra­fie­ren wirst. Das muss schrift­lich erfol­gen und von allen Involvierten unter­schrie­ben wer­den. Sogar die Modelagenturen berech­nen Tarife für die Nutzung, also wenn du ein Model enga­gierst, müs­sen sie bei der Nutzung dabei sein. Die Nutzung kann so aus­se­hen: „Ein Jahr unein­ge­schränk­te Nutzung in Nordamerika nur in gedruck­ter Form.” Du kannst es auf das Web beschrän­ken; oder Web und Druck; oder nur auf Handelsblätter. Oder was auch immer. Du kannst die Zeit begren­zen. Den Ort. Das ist Teil der Anfangsunterhaltung, die du führst. Manche haben Standardnutzungen, die sie brau­chen und dir dik­tie­ren: „Wir brau­chen für zwei Jahre eine unbe­grenz­te Abdeckung Nordamerikas für Druck, Medien, Web usw.” Oder etwas in der Art. Ich spre­che in einer simp­len Sprache. Manchmal wird die Nutzungssprache für den Fotografen zum Hindernis. Du wirst in Situationen kom­men, wo du 5000 Dollar (ca. 3600 Euro) für die Nutzung von einem Jahr berech­nest. Sie möch­ten zwei Jahre für 4000 Dollar (ca. 2900 Euro) Es geht hin und her und ihr einigt euch auf 5000 Dollar für die Nutzung von drei Jahren. Oder du machst es für 3500 Dollar (ca. 2500 Euro) für die Nutzung von sechs Monaten. Ich ver­su­che nur, eine Reihe von den Sachen zu zei­gen, die pas­sie­ren können.

Wenn du jemals mit einem „Auftragsvertrag” arbei­test, dann über­gibst du dem Kunden die Bilder als Eigentum und sie haben unein­ge­schränk­tes lebens­lan­ges Nutzungsrecht. Du hast nicht län­ger die Kontrolle über dei­ne Arbeit. Ich wür­de das lie­ber in lebens­lan­ge unbe­grenz­te Lizenz ändern und als Eigentum behal­ten. Ich sto­ße da nicht oft drauf, aber von Zeit zu Zeit kommt es mal vor. Werd dir bewusst, dass Nutzung ein­fach genau so ver­han­del­bar ist wie Preise, und manch­mal ist es sogar wert­vol­ler. Wenn du die Bilder behal­ten kannst, dann hast du die Möglichkeit, sie spä­ter zu ver­kau­fen. Ich wur­de mal von einem Magazin enga­giert, um die Person X zu foto­gra­fie­ren. Diese Person arbei­tet für das Unternehmen Y. Das Unternehmen ließ sich dann die Nutzung der Fotos von mir lizen­zie­ren. Ein 300-​Dollar (ca. 220 Euro)-Shooting für ein Magazin kann sich spä­ter zu einem 3000-​Dollar (ca. 2200 Euro)-Lizenzverkauf wan­deln. Wenn du unter einem Auftragsvertrag stehst, dann ist die­ser 3000-​Dollar-​Verkauf futsch. Das Magazin kann die Lizenz sogar an das Motiv ver­kau­fen und mehr Geld aus dei­ner Arbeit raus­ho­len. Lustig, hä?

Als ich anfing, mit Bands zu arbei­ten, hab‘ ich nie etwas davon schrift­lich fest­ge­hal­ten. Die münd­li­che Abmachung lau­te­te: Du zahlst mir Geld; ich gebe dir die Bilder. Ich besit­ze die Bilder und kann damit spä­ter machen, was ich will, außer Commercial-​Arbeit, solan­ge ich nicht die Freigabe der Models bekom­me. Ich woll­te kei­ner unbe­kann­ten Band nach­ja­gen, weil ich eines mei­ner Bilder an einem Telefonmast sah, um ihr Konzert in Tom‘s Wing Shack zu pro­mo­ten. Weißt du, was ich meine?

Dann foto­gra­fier­te ich die­sen Kerl namens Zac Brown. Zac war ein­fach nur ein loka­ler Musiker, der in der Szene von Atlanta arbei­te­te. Ich foto­gra­fier­te ihn für 250 Dollar (ca. 180 Euro) und gab ihm eine Disk mit den Bildern. Jetzt ist er eine rela­tiv gro­ße Nummer. Als es mit sei­ner Karriere so rich­tig los­ging, waren die­se Bilder über­all. Sie wur­den auf T‑Shirts gedruckt. Er ergat­ter­te sich Sponsoren. Sie nutz­ten die Bilder. Er schrieb kürz­lich ein Kochbuch – und rate mal – mei­ne Bilder von dem Shooting waren in dem Kochbuch. Ich hat­te kei­ne schrift­li­che Vereinbarung. Es gab kei­nen unter­schrie­be­nen Vertrag, der die Nutzung untersagte.

Ich hät­te rich­tig Staub auf­wir­beln kön­nen, als ich sie auf einem Jägermeister-​Poster sah. Gesetzlich hat­ten sie kei­ne Rechte an den Bildern. Ich hät­te einen Aufstand wegen des Kochbuchs machen kön­nen. Ich hät­te Briefe mit ange­häng­ten Rechnungen schi­cken kön­nen. Ich hät­te mir einen Anwalt neh­men kön­nen. Oder – ich könn­te mei­ne Lektion dar­aus ler­nen und mit mei­nem Leben fort­fah­ren. Zac gehört jetzt eine Plattenfirma. Er arbei­tet mit vie­len Künstlern. Rate mal, wer eini­ge Shootings für sie macht? Rate mal, wer mehr als 250 Dollar für die­se Shootings nimmt? Rate mal, wer einen ver­damm­ten Vertrag über die Shootings hat, der die Nutzung aus­schließt? Rate mal, wer zwei Daumen hat? Ich. Ich albe­re seit­dem mit ihm rum und sage, dass ich mehr hät­te berech­nen sol­len und bes­ser einen Vertrag gemacht hät­te. Er lächelt, klopft mir auf den Rücken und sagt: „Verdammt richtig!”

Du lernst. Du machst wei­ter. Es ist gut, sol­che Sachen schrift­lich fest­zu­le­gen, auch bei den klei­nen Aufträgen. Betrachten wir mal die Person, die nach dem Shooting im Frisörsalon gefragt hat (Seite 152). Ein Fotograf foto­gra­fiert Bilder, über­gibt die Bilder dem Salonbesitzer und dann geht der Fotograf nach Hause. Eines Tages kommt ein Handelsvertreter für die Produkte her­ein und sieht die Bilder. Der Vertreter liebt sie und möch­te sie für eine Werbung benut­zen. Der Salonbesitzer, der sich mit Nutzungsrechten nicht aus­kennt, hän­digt dem Vertreter die Disk mit den Bildern aus und sie lan­den in einer natio­na­len Werbekampagne.

Was dann? Gut, der Fotograf kann im Salon anru­fen und ihnen sagen, dass das, was sie gemacht haben, falsch war. Der Salonbesitzer wuss­te es nicht, er dach­te, er könn­te die Bilder nut­zen, wie er woll­te. Und außer­dem mag er die­sen Vertreter und die­se Firma und er muss eine gute Beziehung zu ihnen haben, dabei hal­fen ihm die Bilder. Nun kon­tak­tiert der Fotograf die Produktfirma und lässt sie wis­sen, dass sie kei­ne Rechte an den Bildern haben. Dem Vertreter wur­de gesagt, das hät­ten sie. Nichts ist schrift­lich fest­ge­legt und die Leute wer­den sau­er. Der Fotograf fühlt sich über­vor­teilt, der Vertreter ist vom Salonbesitzer ange­pisst und der Salonbesitzer ist vom Fotografen ange­pisst und der Fotograf von allen. Das wird nicht gut enden, auch nicht, wenn es dem Fotografen gelingt, einen Scheck aus die­ser Situation raus­zu­han­deln. Der Salon wird den Fotografen nie mehr anru­fen. Jede Verbindung, die mit der Produktfirma geknüpft hät­te wer­den kön­nen – du weißt schon, die dei­ne Arbeit moch­ten –, ist zer­stört. Der Fotograf bekommt einen Scheck und es wird sich im Salon einen Monat lang täg­lich das Maul über ihn zer­ris­sen. Scheiße! Der Salonbesitzer sieht die Bilder an der Wand, denkt an den Fotografen und ist unglücklich.

Atme tief durch, wenn du in sol­che Situationen gerätst. Du bist dabei der Verlierer. Geh diplo­ma­tisch vor, geh zum Salon und sprich mit dem Besitzer. Lass ihn wis­sen, dass die Firma kei­ne Rechte an den Bildern hat, aber es ist okay, weil der Besitzer es nicht wuss­te. Du lagst falsch, weil du das nicht berück­sich­tigt hast, als du den Job gemacht hast. Keine Sorge. Du bist eigent­lich rich­tig glück­lich, dass die Firma dei­ne Fotos mag. Kannst du den Namen und Kontaktdaten von die­sem Vertreter bekom­men, damit du einen Auftragskiller enga­gie­ren kannst? Nein – nicht um einen Killer zu engagieren.

Du rufst den Vertreter an und stellst freund­lich klar, dass die Nutzung nicht bewil­ligt war, aber dass du kei­nen Stunk machen wirst. Aber in der Zukunft müs­sen sie dich für die Nutzung kon­tak­tie­ren. Du bist super duper glück­lich, dass sie dei­ne Bilder mögen, und du wür­dest ger­ne mit ihnen über wei­te­re Aufträge spre­chen. „Ich habe die­sen Job mit wenig Geld erle­digt. Ich wür­de ger­ne mit Ihnen dar­über spre­chen, was wir mit mehr Zeit und mehr Ressourcen machen könn­ten.” Oder so was in der Art. Informiere alle invol­vier­ten Parteien freund­lich, zeig kei­ne Boshaftigkeit und ver­such, dass du dabei ein paar zukünf­ti­ge Aufträge raus­ho­len kannst. Denk dar­an – es ist dei­ne Schuld, du hast es am Anfang nicht berück­sich­tigt. Du kannst zwar die ande­ren beschul­di­gen, aber geh nicht so weit. Lern dei­ne Lektion. Klär die ande­ren auf. Geh einen Schritt voran.

**Auch bei Hochzeiten und Familiensachen geben vie­le Fotografen eine Freigabe für die digi­ta­len Dateien, die besagt, dass sie nur für den pri­va­ten Gebrauch genutzt wer­den dürfen.

Was sagt ihr zu den Antworten von Zack Arias? Welche Antworten hät­tet ihr auf die Fragen gegeben?

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Disclaimer: Das Buch erscheint im sel­ben Verlag wie mei­ne bei­den Bücher „Stockfotografie“* und „Die Arbeit mit Models“*

Rezension: „Bilder, die ins Herz treffen“ von Dieter Georg Herbst

Was, schon über ein Jahr kei­ne Rezension mehr geschrie­ben? Das muss sich ändern. Umso bes­ser passt es, dass mich vor paar Wochen ein klei­ner, mir bis dato unbe­kann­ter Verlag schrieb und mir ein Buch aus deren Programm emp­fahl: „Bilder, die ins Herz tref­fen“* des Kommunikationswissenschaftlers Prof. Dr. Dieter Georg Herbst.

Der Untertitel lau­tet: „Pressefotos gestal­ten, PR-​Bilder aus­wäh­len“. Das über­zeug­te mich, das Buch in die Hand zu neh­men, denn hier geht es augen­schein­lich um die Kundenseite der Fotografie.

Hier geht es nicht dar­um, wie man „schö­ne Fotos“ macht, auch nicht dar­um, wie man „ver­käuf­li­che Fotos“ macht, son­dern dar­um, nach wel­chen Kriterien Fotos von Firmen aus­ge­wählt wer­den soll­ten, wenn die­se damit maxi­ma­len Erfolg haben wol­len. Entweder, damit Journalisten die Pressefotos zur Illustration von Artikeln über die Firma nut­zen oder um Aufmerksamkeit auf die PR-​Fotos des Unternehmens zu lenken.

Auf knapp 200 Seiten erklärt der Marketingexperte erst, wie Bilder vom Auge wahr­ge­nom­men wer­den, wie sie auf uns wir­ken und wie mit Fotos durch Assoziationen, Bildaufbau und dem pas­sen­den Text die gewünsch­te Idee ver­mit­telt wer­den kann. Zum Abschluss geht es dar­um, wie die Bilder im Layout sinn­voll ein­ge­setzt wer­den und wie der Erfolg kon­trol­liert wer­den kann. Abgerundet wird das Hardcover-​Buch mit nütz­li­chen Checklisten, anhand derer die Buchinhalte noch mal kon­kret für vor­han­de­nes Fotomaterial abge­gli­chen oder Fotografen für neue Aufträge gebrieft wer­den können.

Die Aussagen im Buch wer­den alle mit wis­sen­schaft­li­chen Studien etc. unter­mau­ert und es fin­den sich eini­ge span­nen­de Erkenntnisse. „Widersprechen sich Bild und Text, hal­ten wir die Bilder für wahr, den Text für unwahr“ (Seite 15). Beim kur­zen Blick auf eine Werbeanzeige betrach­ten wir davon 76% der Zeit nur das Bild. Generell ist das gan­ze Kapitel „Bilder haben vie­le Vorteile“ (ab Seite 14) per­fekt für jeden Fotografen, der einen Kunden oder Bildkäufer davon über­zeu­gen muss, war­um es sich lohnt, für gutes Bildmaterial viel Geld auszugeben.

Einer der Grundregeln für gute PR-​Bilder ist dem Buch nach, dass Fotos ein­zig­ar­tig sein sol­len, aber nicht zu sehr:

Bekannte, aus­tausch­ba­re Bilder ver­ar­bei­ten wir schnell, aber sie lösen nichts aus, sie lang­wei­len uns und des­halb igno­rie­ren wir sie. Neue, über­ra­schen­de Bilder fal­len uns dage­gen auf, sie regen zum Hinschauen und Verweilen an und akti­vie­ren. Aber: Bilder, die zu stark von der Norm abwei­chen, sto­ßen ab.“ (Seite 119).

Stockfotos, vor allem Microstock-​Fotos kom­men des­halb logi­scher­wei­se nicht so gut weg im Buch:

Austauschbare Bilder sind übri­gens nicht nur wir­kungs­los: Sie kön­nen sogar scha­den. Sehen wir ein Bild, prüft unser Gehirn, ob es das Motiv schon ein­mal gese­hen hat und ein­ord­nen kann. Gelingt dies nicht, weil es alle Unternehmen einer Branche ver­wen­den, wird es dem bekann­tes­ten zuge­schla­gen – meist dem Marktführer.“ (Seite 75)

Das gab mir zu den­ken: Wäre das nicht sogar ein Grund für die Marktführer einer Branche, auf aus­tausch­ba­res Microstock-​Material zu set­zen, um via Assoziation auch mit der Werbung von Konkurrenzunternehmen ver­knüpft zu werden?

Trotzdem fin­den sich aus Perspektive von (Stock-)Fotografen vie­le nütz­li­che Tipps im Buch ver­streut, um sei­ne Fotos taug­li­cher für Kunden zu machen, sprich: Sie ver­käuf­li­cher zu gestal­ten. Dazu gehört zum Beispiel, bei der Motivwahl die drei Grundbedürfnisse des Menschen (Sicherheit, Erregung und Autonomie) zu berück­sich­ti­gen (mehr dazu im Kapitel 4.2). Dieter Georg Herbst zitiert auch eine Studie, nach der eine Viertel Sekunde reicht, um uns ein genau­es Bild eines Menschen zu machen. Zu 92% stimmt die­ses Urteil mit dem Ergebnis bei dau­er­haf­ter Bildpräsentation über­ein (Seite 101). Das zeigt, wie wich­tig für People-​Fotografen die sorg­fäl­ti­ge Auswahl der Models ist:

Beim Urteil über Menschen las­sen wir uns von kaum etwas so stark lei­ten wie von deren Attraktivität. Sie fällt sofort auf. Einen guten Charakter zu erken­nen, dau­ert deut­lich län­ger. Von der Attraktivität schlie­ßen wir auf vie­le wei­te­re Eigenschaften. Attraktiven Menschen schrei­ben wir eine wah­re Flut posi­ti­ver Eigenschaften zu.“ (Seite 102)

Auch die Wichtigkeit von glän­zen­den, vol­len Haaren bei den Models wird betont (Seite 109), das habe ich bis­lang manch­mal etwas unter­schätzt. Dass Text zu Bildern nütz­lich sein kann, zeigt das Buch in Kapitel 5.3. Einen guten Beweis für das not­wen­di­ge Zusammenspiel von Wörtern und Bildern lie­fern die­se Pressefotos, die ohne den erklä­ren­den Begleittext manch­mal nur halb so mar­kant wir­ken würden.

Wer sich als Berufsfotograf nicht nur für Bildästhetik, son­dern auch für die Bildwirkung inter­es­siert, dem sei die­ses Buch* sehr ans Herz gelegt.

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