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Rezension: „Grafik und Gestaltung. Das umfassende Handbuch“ von Markus Wäger

Ein Buch für Grafiker in einem Blog für Fotografen?

Was sich beim ers­ten Lesen leicht fehl­plat­ziert anhört, passt umso bes­ser, je län­ger ich dar­über nach­den­ke. Deswegen habe ich mich auch ent­schie­den, das Buch „Grafik und Gestaltung. Das umfas­sen­de Handbuch“* von Markus Wäger hier im Blog vor­zu­stel­len, obwohl ich eigent­lich eins der Fotobücher* des Autoren rezen­sie­ren wollte.

Umfassendes Handbuch“ wird der knapp zwei Kilo schwe­re Wälzer im Untertitel genannt und der Verlag über­treibt hier nicht. Auf 620 Seiten erklärt der freie Grafikdesigner aus Österreich alles, was zum Thema „Grafik und Gestaltung“ wich­tig ist. Neben einem Grundsatz-​Kapitel mit ver­schie­de­nen – ele­men­tar wich­ti­gen – Gestaltungsgesetzen sind das vor allem die Oberthemen Form, Farbe, Bild, Schrift und Textsatz, die im Buch behan­delt wer­den. Danach fol­gen Kapitel über Gestaltungsraster, Corporate Design und die Druckvorstufe.

Klingt für Fotografen erst mal nicht so hilf­reich? Im Gegenteil.

Ich gehe davon aus, dass die meis­ten Fotografen, wel­che mei­nen Blog lesen, schon etwas Erfahrung im Umgang mit ihrer Kamera haben und dafür kei­ne Hilfestellung benö­ti­gen. Was eini­gen tech­nisch ver­sier­ten Fotografen jedoch manch­mal fehlt, ist ein tie­fe­res Verständnis für die Gestaltungsregeln, die ein gutes von einem per­fek­ten Foto unter­schei­den. Damit mei­ne ich nicht nur die „Goldener Schnitt“-Regel und was Fotografen mit absicht­lich gesetz­ter Schärfentiefe bewir­ken kön­nen. Das wird im Buch aber auch bespro­chen. Eine gute Gelegenheit, kurz näher auf das Kapitel 4 ein­zu­ge­hen, wel­ches sich mit Bildern und Fotos beschäf­tigt, denn da habe ich im Gegensatz zur Typographie und den unter­schied­li­chen Druckverfahren als Fotograf mehr Ahnung.

Markus Wäger erklärt im Bild-​Kapitel mit vie­len anschau­li­chen Beispielen, war­um Menschen und Blicke auf Fotos wich­tig sind, wie ver­schie­de­ne Anschnitte dem glei­chen Bild ganz ande­re Wirkungen ver­lei­hen kön­nen, was Farben im Bild ver­än­dern und so wei­ter. Auch wenn der Bereich über „Gestaltungsregeln“ nur ca. 30 Seiten des Buchs aus­macht, kann ich die­sen Teil unein­ge­schränkt als hilf­rei­che Fortsetzung des Gestaltungskapitel mei­nes eige­nen Buchs „Stockfotografie“* emp­feh­len.

Die Teile – nein, eigent­lich das gan­ze Buch – ergän­zen sich auch des­halb wun­der­bar, weil Markus Wäger von der „ande­ren Seite“ kommt. Damit mei­ne ich, dass ich mein Buch als Fotoproduzent geschrie­ben habe, also als Hersteller von Stockfotos, wäh­rend Markus als Grafikdesigner eher auf der Kundenseite steht und genau die­se Fotos für sei­ne Arbeit braucht und kauft. Deswegen muss ich bei fast jeder Seite sei­nes Buches schmun­zeln, weil fast alle Fotos im Buch bei Bildagenturen gekauft wur­den und die „Positiv/Negativ“-Beispiele dadurch für Stockfotografen dop­pelt hilf­reich sind. Außerdem beto­ne ich immer wie­der, dass es wich­tig ist, sich als Stockfotograf in sei­ne Kunden hin­ein­den­ken zu kön­nen. Wer lernt, wor­auf Grafikdesigner ach­ten müs­sen, macht fast auto­ma­tisch Fotos, wel­che für die Kunden nütz­li­cher sind.

Während das Bild-​Kapitel für Stockfotografen eher eine Auffrischung sein wird, sind die ande­ren Kapitel das, was das Buch auch für Stockfotografen wert­voll macht. Die klas­si­schen Gestaltungsregeln in Bildern und die ver­schie­de­nen (Wechsel-)Wirkungen von Farben gel­ten ja nicht nur für Zeichnungen oder Grafiken, son­dern eben auch für Fotos, wer­den in die­sem Buch aber in einer Klarheit bebil­dert, wie ich sie in Fotobüchern kaum ange­trof­fen habe.

Der Schriftteil ist nicht ganz so span­nend für Fotografen, aber spä­tes­tens, wenn ein Stockfotograf Foto- und Textelemente in einem Bild kom­bi­nie­ren will, wie ich es hier* oder hier* gemacht habe, wird etwas Wissen über Typographie sehr nütz­lich, weil das dann den Unterschied macht, ob sich das Bild ver­kauft oder nicht. Wer nicht weiß, was „Serifen“ sind und wozu die­se nütz­lich sind, wird schon Schwierigkeiten haben, sich für die pas­sen­de Schriftart zu ent­schei­den. Aber auch wer die Wirkungen von Laufweiten oder Zeilenabstand nicht kennt, kann ein Bild dadurch kaputt­ma­chen. Das glei­che gilt auch für Illustratoren, wel­che mit Text arbei­ten oder für 3D-​Artists, wel­che in ihre Stockfotos wie hier* Schriften ein­bau­en. Auch ganz prak­ti­sche Anwendungsprobleme, wie die Frage, ob und wie man ver­schie­de­ne Schriften mischen kann, wer­den beantwortet.

Und wer sich als Fotograf denkt, er sei krea­tiv genug, um auch sei­ne Visitenkarten, Werbeflyer und Briefköpfe selbst gestal­ten zu kön­nen, lernt im „Corporate Design“-Kapitel, dass mehr dazu­ge­hört, als ein Auge oder eine Kamera als Logo neben sei­nem Namen zu plat­zie­ren, um ein ange­nehm ein­heit­li­ches Erscheinungsbild zu kreieren.

Kurz: Ein emp­feh­lens­wer­tes Buch für Stockfotografen, weil es eben etwas fach­frem­der ist, aber durch die anschau­li­chen Beispielbilder, die kla­re Strukturierung und die leicht humor­vol­len Texte trotz­dem auch für Nicht-​Grafikdesigner ver­ständ­lich und lehr­reich ist. Das Buch „Grafik und Gestaltung“* ist bei Galileo Design erschie­nen und kos­tet 39.90 Euro im Hardcover-Einband.

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(K)eine Kaufempfehlung für Kameras und Objektive

Häufig wer­de ich gefragt, wel­che Kamera oder wel­ches Objektiv ich emp­feh­len könne.

Manchmal habe ich in Artikeln wie die­sem hier oder die­sem ver­sucht, dar­auf eine Antwort zu geben. Aber die­se Antworten sind nie rich­tig zufrie­den­stel­lend und das hat einen Grund.

Ich bin kein Kameratester! Ich bin auch kein Objektivtester. Ich bin pro­fes­sio­nel­ler Fotograf. Das ist ein gro­ßer Unterschied.

In Foto-​Fachzeitschriften mag es Leute geben, die den gan­zen Tag nichts ande­res tun als Pakete aus­zu­pa­cken, Bedienungsanleitungen von Kameras und Objektiven zu lesen, die­se auf ein Stativ zu schrau­ben und mit bun­ten Farbtafeln und kom­pli­zier­ten Testverfahren unter die Lupe zu neh­men, um die Qualität zu vergleichen.

Ich habe mei­ne Canon-​Kamera und eini­ge dazu pas­sen­de Objektive, mit denen ich arbei­te. Das reicht für mei­ne Arbeit aus und ich bin halb­wegs zufrie­den damit, denn sonst hät­te ich mir längst etwas ande­res gekauft.

Aber: Ich weiß nicht, ob zum Beispiel eine Nikon-​Kamera, eine von Sony oder Panasonic viel­leicht bes­ser wäre, weil ich nie mit die­sen Kameras foto­gra­fiert habe. Selbst von Canon mag es ande­re Kameras geben, die viel­leicht bes­ser oder schlech­ter wären, ich weiß es schlicht nicht.

Dazu kommt, dass ich vor allem im Studio oder mit Blitzlicht arbei­te. Das heißt, ich kann bei Studioaufnahmen zum Beispiel die Qualität eines Objektivs bei Offenblende meist igno­rie­ren, dafür ist mir die Auflösung der Kamera wich­tig, weil ich mei­ne Bilder nach Größe ver­kau­fe. Sportfotografen hin­ge­gen legen mehr Wert auf einen schnel­len Autofokus und Auslöser und vie­le Serienbildaufnahmen. Street-​Fotografen wol­len eine klei­ne, lei­se unauf­fäl­li­ge Kamera und Reisefotografen bevor­zu­gen leich­te Kameras mit guten Zoomobjektiven.

Da ich beruf­lich mit mei­nem Kamerazubehör arbei­te, wird es rela­tiv häu­fig benutzt und ich muss mich dar­auf ver­las­sen kön­nen. Wer nur als Hobby foto­gra­fiert, kann manch­mal auch eini­ge hun­dert Euro spa­ren, indem er eine güns­ti­ge­re Version kauft, die viel­leicht eine ähn­li­che Bildqualität hat, aber dafür weni­ger robust ist (z.B. Plastikgehäuse statt Metall, weni­ger Spritzwasserschutz etc.). Auch bei sol­chen Fragen kann ich lei­der kei­ne Tipps geben, weil ich nicht meh­re­re Versionen einer Kamera oder eines Objektivs ver­glei­che, son­dern meist gleich zur Profi-​Variante greife.

Wer sich für eine Kamera oder ein Objektiv ent­schei­den will, muss dem­nach ers­tens wis­sen, was er haupt­säch­lich foto­gra­fie­ren will und sich – falls mein Rat gesucht wird – zwei­tens klar machen, dass ich nicht stän­dig von Firmen neue Kameras und Objektive gra­tis zuge­schickt bekom­me, um die in mei­ner Arbeitszeit aus­pro­bie­ren zu kön­nen. Es gibt Fotografen wie Bob Atkins, Michael Reichmann, Stefan Gross oder Ken Rockwell, die tat­säch­lich stän­dig neue Technik bewer­ten, des­halb emp­feh­le ich, lie­ber den Links auf deren Review-​Seiten zu fol­gen, um sich ein Urteil über neue Kameras und Objektive bil­den zu kön­nen. Eine wei­te­re gute Möglichkeit, Kameras oder ande­res Fotozubehör zu ver­glei­chen, ist die Seite Digital Photography Review.

Dieser Artikel soll den­je­ni­gen Leuten hel­fen, die mir per Mail Fragen zum Kamerakauf oder Objektivkauf schi­cken, damit ich ihnen den Link zu die­sem Text hier schi­cken kann und sie neben mei­ner Erklärung trotz­dem eini­ge hilf­e­i­che Links zum Thema finden.

Wie geht ihr vor, wenn ihr eine Kamera kau­fen wollt? Was ist euch wich­tig und wie infor­miert ihr euch? 

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 18

Heute gibt es wie­der eine der heiß ersehn­ten Folgen von „Pimp My Stock!“. In der acht­zehn­ten Folge tritt der Fotograf Helmut Hess ins Rampenlicht. Er schrieb mir:

Hallo Robert,

nach­dem ich mir dein Buch zur Stockfotografie gekauft habe, bin ich auf dei­nen sehr inter­es­san­ten Blog gekommen.

Ich foto­gra­fie­re seit über 40 Jahren –  seit 2004 aus­schließ­lich digi­tal. Bis 2011 habe ich über­wie­gend mit DSLRs von Canon gear­bei­tet (40D, 5DMII, 7D etc.). Inzwischen habe ich mei­ne Ausrüstung aus Transport- und Gewichtsgründen auf Systemkameras von Panasonic „geschrumpft“.
Ich habe bis­her kei­ne Fotos über Agenturen ver­kauft, betrei­be aber mit eini­gem Erfolg seit rund 5 Jahren Wettbewerbsfotografie. Da ich immer öfter bezüg­lich des Verkaufs mei­ner Bilder ange­spro­chen wer­de, befas­se ich mich jetzt mit dem Thema etwas inten­si­ver. Daher möch­te ich dein Angebot zu kon­struk­ti­ver Kritik ger­ne annehmen 😉

Ich habe mal 10 unter­schied­li­che Bilder aus mei­ner Sammlung ange­hängt und freue mich auf dei­ne Einschätzung, ob mei­ne Art zu foto­gra­fie­ren für Stockfoto- oder gene­rell Agenturen geeig­net ist. Die Bilder dür­fen ger­ne in dei­nem Blog ver­öf­fent­licht wer­den und gegen eine Verlinkung zu mei­ner Homepage habe ich auch nichts ein­zu­wen­den: www.galerie-ef.de

Ich freue mich auf dei­ne Meinung -
vie­le Grüße aus Erfurt
Helmut Hess“

Dann mal Ärmel hoch­ge­krem­pelt und los geht’s:


Das ers­te Foto scheint ein HDR-​Bild zu sein: Ein Sofa auf einem rus­ti­ka­len Dachboden.

Ich grei­fe etwas vor, aber man man merkt den ein­ge­sand­ten Bildern an, dass Helmut Erfahrungen mit Fotowettbewerben hat. Seine Motive sind pla­ka­tiv, tech­nisch gut aus­ge­ar­bei­tet und manch­mal etwas skur­ril oder humor­voll. Ich kann mir gut vor­stel­len, dass Jurys dar­an Gefallen fin­den. Die Ausleuchtung ist ein­drucks­voll, der HDR-​Effekt nicht über­trie­ben und der sicht­ba­re Lichtstrahl durch das Fenster erzeugt eine schö­ne Stimmung. Nur: Wozu soll so ein Foto benutzt wer­den? Wenn der Fotograf sich mit der glei­chen Technik auf den hin­te­ren Teil des Bildes kon­zen­triert hät­te mit den Säcken oder viel­leicht sogar ein Model als Bäcker mit einem Sack Mehl auf der Schulter por­trä­tiert hät­te, wäre das Foto sehr begehrt gewe­sen. Oder wenn statt des Sofas dort eine rus­ti­ka­le alte (Schatz-)Kiste stünde…

Wasserfarben erge­ben ein Prozentzeichen: Originelle Idee, die gut umge­setzt wür­de. Aber: Rahmen gehen ers­tens gar nicht, was aber kein Problem dar­stellt, die­sen zu ent­fer­nen. Störender ist schon die Vignettierung. Hier wäre es bes­ser gewe­sen, ent­we­der gleich hel­ler zu foto­gra­fie­ren oder den grau­en Hintergrund so zu las­sen wie er ist.


Eine coo­le Fotomontage, skur­ril und amü­sant. Aber auch hier gilt wie­der die Frage: Wofür soll­ten wel­che Kunden so ein Motiv benötigen?


Das ist schon bes­ser. Schnecken über­que­ren die Straße, eine hat dabei eine zwei­te klei­ne Schnecke auf dem Häuschen. Hier gibt es vie­le Einsatzmöglichkeiten: Schnelligkeit, Verkehrssicherheit, Faulheit, Familie und so wei­ter. Besser wäre viel­leicht noch ein blau­er Wolkenhimmel gewe­sen, der jedoch auch die Aussage etwas geän­dert hät­te von „bedroh­lich“ zu „sor­gen­frei“. Falls das Bild eine Fotomontage ist oder wer­den könn­te, wäre es eine Überlegung, die Schnecke über eine asphal­tier­te Autobahn krie­chen zu lassen.


Leuchtende Paprika
sieht man auch nicht alle Tage. Als Produktfoto im Stockfotografie-​Bereich wäre eine ande­re Beleuchtung sicher hilf­rei­cher gewe­sen. Zum einen bevor­zu­gen Käufer Motive auf wei­ßem Hintergrund und zum ande­ren stö­ren die doch auf­fäl­li­gen Kerne der Paprika. Und so rich­tig frisch sieht der lin­ke Teil auch nicht mehr aus. Als Tipp noch für Euch: Beim Recherchieren habe ich gemerkt, dass es nur weni­ge rich­tig gute Freisteller von Paprika in Microstock-​Agenturen gibt. Chillis ja, aber die­se Art von Paprika deut­lich weni­ger. Da ist also noch eine Lücke, die foto­gra­fiert wer­den könnte.

Hier wie­der­um beim Foto der Kapstachelbeeren pas­sen sowohl Beleuchtung als auch Aufbau gut zusam­men, da das Licht von hin­ten den fra­gi­len Charakter der Früchte unter­streicht. Zwar sind Motive vor dunk­lem Hintergrund bei Käufern gene­rell nicht so beliebt wie vor hel­lem Hintergrund, aber in die­sem Fall eig­net sich das Foto sicher gut zur Abgrenzung gegen­über den vie­len Freistellern auf Weiß.


Beim Foto des Volleyball-​Netzes am Strand wur­de wie­der eine span­nen­de Komposition gewählt. Im Microstock-​Bereich wird man damit sicher nicht reich wer­den, aber in einer „Rights Managed“-Kollektion könn­te ich mir das gut vorstellen.


Die Anordnung des Hügels, des Baums und der Wolken sind bei die­sem Foto groß­ar­tig. Wieder ein groß­ar­ti­ger Blick für Komposition. Trotzdem gibt es auch hier eini­ge Dinge anzu­mer­ken. Erstens das Bildformat: Statt 2:3 wie bei den meis­ten ande­ren Bildern wur­de hier das 4:3‑Format ver­wen­det, was unpro­fes­sio­nel­ler wirkt, weil eher Consumer-​Kameras 4:3 nut­zen, wäh­rend Profi-​Kameras mit 2:3 arbei­ten. Das sagt über­haupt nichts über das Bild oder die Bildqualität aus, aber auch sol­che Details wir­ken unter­schwel­lig. Und wer ein Foto ganz­sei­tig dru­cken will, braucht es eh im 2:3‑Format. Zweitens die Mohnblüten: Die sind lei­der im Vordergrund schon etwas zu ver­welkt, um das Foto als Werbebild nut­zen zu kön­nen. Drittens die Farben: Diese könn­ten deut­lich gesät­tig­ter und etwas hel­ler sein. Hier mal zwei Vergleichsbilder: Wiese* und Untersicht*. Da sich bis auf die Blüten aber die ande­ren bei­den Kritikpunkte noch gut in Photoshop ändern las­sen, wür­de sich das Motiv sicher gut verkaufen.


Ich bin nicht sicher, was hier dar­ge­stellt wer­den soll: Seifenbläschen von unten? Trotzdem hat das Motiv das Zeug zu einem guten Stockfoto. Dafür wür­de ich aber das run­de Ding links ein­fach weg­las­sen und mich auf die Struktur der Bläschen kon­zen­trie­ren. Außerdem soll­te der Hintergrund im rech­ten und unte­ren Bereich nicht so ins Schwarze aus­lau­fen, das Blau wäre eine geeig­ne­te­re Hintergrundfarbe.

Eine Schwarz-​Weiß-​Aufnahme einer Pusteblume im Gegenlicht. Sieht schick aus und kann ich mir gut als Poster oder Fine-​Art-​Print vor­stel­len. Bildagenturen mögen gene­rell schwarz-​weiße Motive nicht so ger­ne, aber hier könn­ten sie viel­leicht eine Ausnahme machen. Aber als RM-​Bild ist es eben­falls bes­ser auf­ge­ho­ben als im Microstock-Bereich.

Insgesamt wür­de ich sagen, dass die Fotos von einem guten Verständnis für Aufnahmetechnik und Bildaufteilung zeu­gen. Was für die Verkäuflichkeit der Bilder noch fehlt ist eine kla­re­re, kon­zep­tio­nel­le­re Bildsprache, die schnel­ler lukra­ti­ve Themen und gefrag­te Aussagen erken­nen lässt.

Was meint ihr zu mei­ner Beurteilung? Wo stimmt ihr zu, was seht ihr anders?

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Rezension: PoseBook – Über 400 Posen für Models und Fotografen (mit Verlosung)

Einer der belieb­tes­ten Artikel in mei­nem Blog ist die Linksammlung zu Model-​Posen. Deshalb wird es eini­ge sicher inter­es­sie­ren, dass es jetzt ein wei­te­res Buch mit Modelposen gibt: Das „PoseBook“ mit über 400 Posen für Models und Fotografen.


Um sich einen kur­zen Einblick in das Buch zu ver­schaf­fen, gibt es hier eine kos­ten­lo­se Demo-​Version*. Das Buch als PDF hat 172 Seiten mit über 400 far­bi­gen Fotos und kos­tet 24 Euro. Es kann hier bestellt* wer­den. Wem die Ebook-​Variante nicht gefällt, kann es dort auch für 49 Euro als gedruck­tes Hardcover – lei­der dann nur in schwarz-​weiß – kaufen.

Das Buch han­delt haupt­säch­lich Posen für Frauen ab, sor­tiert nach „ste­hend“, „sit­zend“, „lie­gend“ und „mit Accessoires“ (was hier vor allem Jacke, Hut, Armreifen und Handtaschen bedeu­tet). Dazu kommt ein Kapitel mit ero­ti­schen Posen, auf­ge­teilt in „Körper“, „Bikini“ und „oben ohne“. Zum Abschluss gibt es noch zwan­zig Seiten mit paar Posen für Männer (ste­hend und sit­zend) und ein drei­sei­ti­ges Special mit Fuß-​Posen. Insgesamt ergibt das 147 Haupt-​Posen, zusam­men mit den Varianten sind es über 400 Posen. Diese Aufteilung fin­de ich gut, weil in ande­ren Posing-​Sammlungen ent­we­der oft alles unge­ord­net und wild durch­ein­an­der gezeigt wird oder unzäh­li­ge Posen mit mini­ma­len Veränderungen gezeigt wer­den, um auf eine mög­lichst hohe Zahl zu kom­men. Hier hin­ge­gen wird schnell sicht­bar, was die Haupt-​Pose ist und wie Versionen davon aus­se­hen könnten.

Autor und Fotograf ist der Kölner Mehmet Eygi, Creative Director bei einer Fotostudio-​Kette. Er hat also genug uner­fah­re­ne Leute vor der Kamera gese­hen, um zu wis­sen, was spä­ter auf den Fotos gut aus­sieht und was nicht. So sind die Posen gut aus­ge­wählt und auf jeder Seite fin­den sich zu einer „Haupt-​Pose“ noch drei Variationen. Das Besondere am Buch im Vergleich zu vie­len ande­ren Posing-​Anleitungen ist, dass auf jeder Seite zur Haupt-​Pose kurz eini­ge Hinweise zur Haltung gege­ben wer­den. Das sieht dann bei­spiels­wei­se so aus:

Ich bin etwas gespal­ten, was die­se Tipps angeht. Für pro­fes­sio­nel­le People-​Fotografen sind die­se meist unnö­tig, da denen die Bilder rei­chen wür­den und uner­fah­re­ne Fotografen oder Models brau­chen sicher mehr Anweisungen als „Hüfte raus“ und „leich­tes Hohlkreuz“. Trotzdem ist es eine der bes­se­ren Posing-​Anleitungen, die ich bis­her gehen habe.

Schade ist nur, dass Tipps für Paar-​Posen feh­len, die meist schwie­ri­ger umzu­set­zen sind als Einzel-​Posen. Update: Früher wur­de die PDF mit Passwort aus­ge­lie­fert, was etwas ner­vig war, aber jetzt gibt es die PDF ohne Passwort, aber mit einem unsicht­ba­ren Stempel, damit nach­voll­zo­gen kann, wer der Käufer der PDF war.

Für Anfänger-​Models oder Fotografen ist das PoseBook eine hilf­rei­che Übersicht über gän­gi­ge Modelposen.

Verlosung

Drei Leserinnen oder Leser mei­nes Blogs haben jetzt die Chance, das Ebook zu gewin­nen. Schreibt ein­fach einen Kommentar, war­um ihr ger­ne das PoseBook gewin­nen wollt. Unter allen Kommentaren ver­lo­se ich dann die drei Ebooks.

Teilnahmeschluss ist der 4.4.2012, der Rechtsweg ist aus­ge­schlos­sen. Achtet bit­te dar­auf, dass ihr eine Emailadresse angebt, unter der ich Euch benach­rich­ti­gen kann, falls ihr gewinnt.

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Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 17

Martina aus München hat mich gefragt, ob auch auch eini­ge ihrer Bilder in mei­ner Serie „Pimp My Stock!“ rezen­sie­ren kön­ne. Klar kann ich. Wer eben­falls Interesse hat, fin­det hier die Details zur Teilnahme.

Martina schrieb:

Ich bin sehr inter­es­siert an dei­ner Kritik!
Ich foto­gra­fie­re seit vie­len Jahren pri­vat anlass­be­zo­gen und spo­ra­disch, seit 1 Jahr jedoch inten­siv. Ich möch­te, dass mei­ne Fotos in vie­le Richtungen Assoziationen wecken, Gefühle aus­lö­sen und zu Gedanken anre­gen können.
Um mir die Fotografie zu finan­zie­ren, möch­te ich Fotos für den Verkauf erstellen.
Ich habe mit einer Canon Eos 350D mit Zoom-​Objektiv gear­bei­tet. Zur Zeit foto­gra­fie­re ich mit mei­ner neu­en „Immer-​dabei-​Kamera“, einer Olympus Pen PE‑3 und nut­ze zwei unter­schied­li­che Objektive, Zuiko 14–42 mm und Zuiko 42–150 mm sowie für Makro-​Aufnahmen einen Makrokonverter. Meine Ausrüstung möch­te ich wei­ter ver­voll­stän­di­gen mit Makro-​Objektiv, Lampen, Unterlagen usw. sowie einer Canon EOS 60D, ein gutes L‑Objektiv dafür habe ich auch schon.
Ich expe­ri­men­tie­re gera­de und ver­su­che vor allem, tech­nisch fit zu wer­den, erstel­le die Fotos im RAW-​Format mit manu­el­len Einstellungen. In der Bildbearbeitung nut­ze ich Lightroom.
Beruflich habe ich teil­wei­se mit Bildmaterial zu tun, ich bin im Bereich e‑Learning beschäftigt.

Ich wür­de mich sehr freu­en, wenn ich dir Fotos zur Besprechung zusen­den kann und bin in die­sem Fall mega­ge­spannt auf dei­ne Kritik!

Viele Grüße aus München,
Martina“

Dann mal los.


Eine an sich gelun­ge­ne Aufnahme einer Eiche. Ohne Schnörkel, unauf­fäl­li­ger Hintergrund. Was jedoch sofort nega­tiv auf­fällt, ist die wei­ße Vignettierung, die hier mehr kaputt macht als ver­bes­sert, weil die Ecken, vor allem unten, deut­lich sicht­bar ins Weiße über­strah­len. Deshalb: Die Vignette ein­fach weg­las­sen. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, wür­de sich bei die­sem Baum auch anbie­ten, ihn im Wechsel der Jahreszeiten zu foto­gra­fie­ren und dar­aus so eine Serie* zu machen.


Irgendwie erin­nert mich die­ses Bild einer Vogelmaske an den Stockfoto-​Look Anfang der 1990er Jahre. Damals waren Farbtonungen und Vignettierungen durch das Aufkommen von Photoshop stark im Trend, heu­te hin­ge­gen wirkt die­se Art der Bearbeitung lei­der etwas alt­ba­cken. Vom Motiv und der Komposition her ist das Bild jedoch gelun­gen und mit eini­gen pas­sen­den Konzept-​Suchbegriffen inter­es­sie­ren sich viel­leicht auch Käufer dafür. Die Maskenbänder links und rechts im Bildrand hät­te ich jedoch ent­fernt oder beim Fotografieren hin­ter der Maske versteckt.


Zwei Schafe. Ein schlich­tes Foto, was sicher nicht her­aus­ra­gend ist, aber tech­nisch soweit in Ordnung ist, dass man es anbie­ten könn­te. Retuschieren wür­de ich die Markierungen im Ohr, da es die fried­li­che Dorfidylle zer­stört, auch wenn Schafe in der Realität so aus­ein­an­der gehal­ten werden.


Dieses Foto von einem Mann in einem Bürogebäude ist wie­der schlicht, aber genau des­halb hat es Chancen, ein Bestseller zu wer­den. Hinderlich wir­ken da nur wie­der die Vignettierung sowie ver­mut­lich die Tatsache, dass kein Model Release vor­liegt, wes­halb eini­ge Bildagenturen das Foto wahr­schein­lich ableh­nen wür­den. Vielleicht ein­fach noch mal mit einem Model hin­fah­ren und es – ohne Plastiktüte in der Hand – durch die Flure lau­fen, sprin­gen, hüp­fen lassen?


Business-​Meetings gehö­ren mit zu den meist­ver­kauf­ten Stockfoto-​Motiven. Trotzdem wird die­ses Foto lei­der nie dazu­ge­hö­ren. Das hat vier Gründe. Erstens wie­der die unsäg­li­che Vignettierung. Martina: Bitte benut­ze die Vignettierung in Zukunft nur noch, wenn Du Hochzeiten foto­gra­fierst und Dich das Brautpaar aus­drück­lich dar­um bit­tet. Zweitens stört auch hier die Farbtonung, noch dazu in Sepia, was eher mit „alt­mo­disch“ und „his­to­risch“ asso­zi­iert wird, bei einem Wirtschaftsbild nicht die bes­te Wahl. Drittens wirkt das Bild zu unauf­ge­räumt, wir­re Kabel, Jacke über der Lehne und lee­re Gläser erzeu­gen eher den Eindruck „Puh, war das anstren­gend“ statt „Yeah, jetzt geht’s end­lich los“. Viertens, und das ist der ent­schei­den­de Punkt, strotzt das Bild vor erkenn­ba­ren Markennamen und Logos: Auf den Laptops, den Mäusen, Mauspads, den Wasserflaschen, dem Beamer, den Notizblöcken und so wei­ter. Das ist ein gro­ßes recht­li­ches Risiko, was eine Bildagentur höchs­tens bei einem RM-​Foto ein­ge­hen wür­de – wenn die ande­ren drei Punkte nicht wären.


Bei die­sem Foto eines Altars mit Kerzen gibt es wahr­schein­lich eben­falls recht­li­che Risiken beim Verkauf, wenn die Kirche anhand des Kirchenfensters ihre Kirche erkennt und die Fotografin kei­ne Eigentumsfreigabe nach­wei­sen kann. Die vie­len dunk­len Bereiche im Bild stö­ren mich eben­falls und so wür­de ein qua­dra­ti­scher Beschnitt dem Foto sicher gut tun.


Nehmen wir bei die­sem Foto einer Buddha-​Statue mit Kerze der Einfachheit hal­ber an, die Statue sei nicht design­ge­schützt. Dann wäre es ein gelun­ge­nes, har­mo­ni­sches Foto was gut zu Themen wie „Wellness, Entspannung, Meditation und Religion“ passt. Die Knie am unte­ren Bildrand hät­te ich jedoch ganz mit aufs Foto genommen.


Dieses Bild einer U‑Bahn-​Station kann wie vie­le ande­re Bilder in die­ser Serie recht­li­che Risiken ber­gen, wenn es nicht als RM-​Motiv ange­bo­ten wird. Darüber hin­aus erin­nert der Look durch Tonung und Kontraststeigerung eben­falls wie­der an die 1990er Jahre. Außerdem ist der Horizont schief, was bei die­sem eher tech­ni­schen Foto nicht gut wirkt.


Zum Abschluss die­ses Foto von Regentropfen an einer Scheibe. Das Bild kann ich mir gut als Hintergrund vor­stel­len und es erfüllt in sei­ner Klarheit und Vielseitigkeit die Ansprüche an ein gelun­ge­nes Stockfoto.

Die heu­ti­ge Folge von „Pimp My Stock!“ hat hof­fent­lich wie­der deut­lich gemacht, wel­che bei­den Fehler Hobby-​Fotografen lei­der zu oft machen: Der über­trie­be­ne Einsatz von Filter-​Effekten ver­schlim­mert statt ver­bes­sert ein Foto meist. Zweitens ver­ber­gen sich auch hin­ter schein­bar harm­lo­sen Motiven recht­li­che Fallstricke, die einem schnell zum Verhängnis wer­den kön­nen, wenn der Fotograf nicht genau hinschaut.

Was meint ihr? Würdet ihr mei­nem Urteil zustim­men oder seht ihr eini­ge Bilder mit ande­ren Augen?

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