Auf einigen Seiten wie dieser oder dieser hier wird Stockfotografie als bequemes passives Einkommen dargestellt.
Bei letzterer werde ich sogar als Inspiration verlinkt, obwohl ich in meinem Buch „Stockfotografie – Geld verdienen mit eigenen Fotos“* den Begriff „passives Einkommen“ kein einziges Mal verwende.
Was ist passives Einkommen überhaupt?
Passives Einkommen bezeichnet die Einnahmen, welche über einen langen Zeitraum regelmäßig erzielt werden, ohne nach einer Anfangsinvestition oder Arbeitsleistung noch tätig werden zu müssen.
Als Beispiel werden Tantiemen oder Lizenzgebühren genannt, die zum Beispiel bei Songs durch die GEMA anfallen. Filmisch wurde das Beispiel durch „About A Boy“ mit Hugh Grant umgesetzt.
Auf den ersten Blick könnte die Stockfotografie in der Tat dazu gehören, weil es eine Art des Lizenzgeschäfts ist, bei der nach der Erstellung der Bilder nichts mehr getan werden muss.
Halbwertszeit von Stockfotos
Leider sieht die Praxis anders aus: Wie hier sehr ausführlich geschildert, unterliegen auch Stockfotos einer „Halbwertszeit“. Das heißt, deren Wert nimmt im Laufe der Jahre ab. Die Halbwertszeit beträgt üblicherweise ca. 2–3 Jahre, das ist also die Zeitspanne, in der die Bilder die Hälfte ihres Gewinnes erwirtschaften.
Hier als Beispiel mal die Umsatzentwicklung meines ersten Microstock-Shootings von 2008:

Das Shooting hat 65% des bisherigen Umsatzes bis Ende 2010 erzielt.
Hier eine andere Darstellung eines weiteren Shootings, bei der die Jahre gruppiert wurden:
Auch hier wurde 68% des Umsatzes in den ersten drei Jahren erzielt (also bis Ende 2012).
Selbst wenn wir alle meine Uploads eines Jahres auf diese Weise darstellen würden (was mit Stock Performer unter „Sales Breakdown by Year“ möglich ist), sehen wir diese Wellenkurve, wobei jede „Welle“ ein Upload-Jahr darstellt:
Dargestellt sind hier die Werte für Fotolia, wo die Wellen interessanterweise deutlich höher ausschlagen, dafür aber viel schneller abflachen als bei Shutterstock zum Beispiel. Das heißt, dass man bei Fotolia häufiger neue Bilder nachlegen muss als bei Shutterstock, um keine Umsatzeinbußen zu haben. Interessant ist das deshalb, weil es ca. bis Mitte 2010 andersrum war, bis Shutterstock seinen Algorithmus geändert hatte.
Aber egal wie man es dreht und wendet, wer ein regelmäßiges Einkommen durch die Stockfotografie erzielen will, darf nicht „passiv“ sein, sondern muss kontinuierlich neues Material hochladen.
Stockfotografie ist also kein „geheimer Investment-Trick“, mit dem man bequem reich werden kann, sondern ein Business wie viele andere auch, wo Können, Ausdauer und Disziplin belohnt werden.
Ich vermute jedoch, dass auch die Tantiemen der meisten Musiker und Songschreiber ähnlich abflachen, wenn sie nicht gerade das Glück haben, einen Evergreen wie „Last Christmas“ geschrieben zu haben, der jedes Jahr aufs Neue in die Heavy Rotation der Mainstream-Radiosender aufgenommen wird.
Was sagt ihr?
Wie passiv ist euer Stockfotografie-Einkommen?
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