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Warum die Sperrung des Twitter-​Accounts von DOnald J. Trump überfällig war

Die Aufregung in den sozia­len Netzwerken ges­tern Nacht war groß: Der Kurznachrichtendienst Twitter hat bekannt gege­ben, dass der Account von Donald J. Trump dau­er­haft gesperrt wurde.

Während die Rechten von „Unterdrückung der Meinungsfreiheit“ reden und die Linken sich freu­en, ist die Sperrung aus einem ganz ande­ren Grund längst über­fäl­lig gewesen.

Schon im Oktober 2019 hat­te ich hier dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Trump auf Twitter allein 2019 min­des­tens neun Urheberrechtsverletzungen auf Twitter began­gen habe. 2020 sind noch mal eini­ge (1, 2, 3, 4) dazu gekom­men und auch davor gab es eini­ge (1).

An ande­rer Stelle berich­tet ein Twitter-​Nutzer, dass ihm sein Account wegen 6 Urheberrechtsverletzungen (genau­er DMCA Claims) gesperrt wur­de. Trump konn­te anschei­nend so vie­le DMCA Claims sam­meln wie er wollte.

Das heißt anders for­mu­liert: Der US-​Präsident Trump stand viel­leicht nicht über dem Gesetz, aber min­des­tens über den Twitter-​Nutzungsbedingungen. Von sei­ner hass­erfüll­ten, zur Gewalt ani­mie­ren­den Sprache noch ganz zu schweigen.

Die Begründung von Twitter lau­te­te bis ges­tern immer: Einige Personen hät­ten auf­grund des hohen Nachrichtenwertes einen „Sonderstatus“. Dass das Brechen des Urheberrechts anschei­nend dazu gehör­te, schei­nen vie­le gar nicht rich­tig wahrzunehmen.

Natürlich kann debat­tiert wer­den, ob das Social Media-​Oligopol Twitter, Facebook, Google und Apple zu gro­ße Macht hat. Das soll­te aber nicht ablen­ken davon, dass zu lan­ge mit zwei­er­lei Maß gemes­sen wur­de und Twitter ger­ne Regelverstöße (und Gesetzesverstöße) igno­riert hat, so lan­ge sich mit den Tweets von Donald J. Trump Geld ver­die­nen ließ. Jetzt auf der Zielgeraden wur­de es dem Medienunternehmen anschei­nend zu heiß und sie lie­ßen die schon längst abge­kühl­te Kartoffel fal­len. Das poli­ti­sche Risiko ist gering, das öffent­li­che Ansehen gerettet.

Statt der Sperrung Trumps war das doch der eigent­li­che Skandal: Dass Twitter wis­sent­lich und selek­tiv jah­re­lang für bestimm­te Personen die eige­nen Nutzungsbedingungen igno­riert hat (und wei­ter­hin igno­riert, wenn man sich eini­ge Tweets mit Kriegsrhetorik ande­rer Staatsoberhäupter anschaut).

Studie: Social Media Webseiten entfernen Copyright-Informationen

Viele Social Media-​Webseiten, wel­che das Hochladen von Bildern anbie­ten, ent­fer­nen dabei Copyright-Informationen und ande­re Metadaten. Zu die­sem Schluss kommt eine Praxis-​Studie des IPTC-​Councils, wel­ches für die Einhaltung des IPTC-​Metadaten-Standards ver­ant­wort­lich ist.

Für Fotografen ist die Erkenntnis nicht mehr über­ra­schend, aber die­se geball­ten Dreistigkeiten als Übersicht prä­sen­tiert zu bekom­men, zeigt gut, wie igno­rant vie­le deser Seiten mit Urhebern umgehen.

Zum Vergrößern das Bild anklicken

Im Zeitraum vom Oktober 2012 bis März 2013 hat eine Arbeitsgruppe des IPTC-​Councils fünf­zehn Webseiten getes­tet, indem dort mit Metadaten (EXIF/​IPTC) ver­se­he­ne Bilder hoch- und run­ter­ge­la­den wur­den. Danach wur­de geschaut, wel­che Metadaten auf der Webseite selbst ange­zeigt wer­den und wel­che nach dem Runterladen noch im Bild vor­han­den waren. Getestet wur­den unter ande­rem Facebook, Twitter, Flickr, Google+, Pinterest, 500px, Tumblr und mehr.

Die Ergebnisse

Die lin­ke Spalte zeigt an, wel­che Daten auf der Webseite kor­rekt ange­zeigt wer­den, die mitt­le­re Spalte zeigt, wel­che Daten im Bild blie­ben, wenn das Bild mit der Funktion „Speichern als…“ run­ter­ge­la­den wur­de und die rech­te Spalte zeigt, wel­che Informationen erhal­ten blie­ben, wenn ein Download-​Button o.ä. genutzt wur­de, sofern die­ser auf der Webseite ange­bo­ten wird.

Ein grü­ner Kreis zeigt an, dass alle Anforderungen erfüllt wur­den, ein gel­ber Kreis zeigt, dass eini­ge Anforderungen erfüllt wur­den und der rote Kreis mar­kiert unge­nü­gen­de Ergebnisse, die ver­bes­sert wer­den soll­ten. Grau bedeu­tet, dass die­ser Bereich nicht getes­tet wurde.

Die Auswertung

Erstaunlich ist, dass KEINE ein­zi­ge Webseite kom­plett im grü­nen Bereich liegt. Bei genaue­rer Betrachtung der Versuchsanordnung wür­de ich das aber auch nicht so eng sehen, weil zum Beispiel der grü­ne Punkt bei der Copyright-​Anzeige nur ver­ge­ben wur­de, wenn alle vier IPTC-​Copyright-​Felder (Titel, Ersteller, Copyright-​Vermerk und Credit) ange­zeigt wer­den. Da bei mir zum Beispiel Ersteller, Copyright und Credit sehr ähn­lich sind, reicht mir da schon die gel­be Markierung.

Insofern hat Google+ am bes­ten abge­schnit­ten was die Beibehaltung der Metadaten angeht, gefolgt von Dropbox. Am schlimms­ten sieht iro­ni­scher­wei­se bei den meist­ge­nutz­ten Diensten Facebook, Flickr und Twitter aus. Dort wer­den Metadaten und Copyright-​Informationen gna­den­los aus den Fotos gelöscht. Dabei schrei­ben sowohl Vorschriften der Europäischen Union als auch der USA ver­meint­lich klar vor, dass Urheberrechtsinformationen nicht aus digi­ta­len Medien ent­fernt wer­den dür­fen. Leider hat sich schon bei ande­ren Themen wie Datenschutz gezeigt, dass Facebook & Co. sich recht wenig um Gesetze scheren.

Die Lösung

Eine Lösung für das Problem liegt auf der Hand: Die betref­fen­den Webseiten nicht nut­zen. Da aber Fotografen Social Media-​Webseiten vor­teil­haft für die Kundenpflege oder das Akquirieren von Aufträgen nut­zen kön­nen, ist das nicht immer der bes­te Weg. Bis dahin bleibt wohl nur die Möglichkeit, eige­ne Fotos immer nur in klei­ner Auflösung und mit einem sicht­ba­ren Urheberrechtsvermerk auf den Bildern auf sol­che Webseiten zu laden. Ich habe ein­mal den Fehler gemacht, das nicht zu tun und sofort wur­de das Bild mas­sen­haft ille­gal im Netz verbreitet.

Wie geht ihr mit Social Media-​Seiten um?

Stockfotografie-​News 2012-06-15

Nach eini­ger Zeit haben sich wie­der eine Menge Neuigkeiten aus der Bilderbranche ange­sam­melt. Das hat für uns immer­hin den klei­nen Vorteil, dass wir die­se sor­tie­ren kön­nen und viel­leicht sogar eini­ge Trends erken­nen. Los geht’s:

  • Dreamstime hat sich des mitt­ler­wei­le alten Tricks bedient und eine Kommissionskürzung mit einer Preiserhöhung kom­bi­niert. Dadurch ist es viel schwe­rer zu erken­nen, ob es für den Fotografen vor­teil­haft ist oder nicht. Kurz gefasst kann man sagen: Fotografen, die vie­le alte Bilder ohne Verkäufe und/​oder vie­le Bilder in der Level-​5-​Kategorie hat­ten, wer­den benach­tei­ligt, für alle dazwi­schen glei­chen sich Preiserhöhung und Kommissionskürzung unge­fähr aus.
  • Auch Fotolia hat still und lei­se eine teil­wei­se Preiserhöhung vor­ge­nom­men: Ab Fotografenstatus Smaragd wur­den die Preise ab Bildgröße M um ca. 20% erhöht.
  • Die Bildagentur Aboutpixel ver­teilt jetzt weni­ger kos­ten­lo­se Credits und wird damit indi­rekt eben­falls etwas teurer.
  • Es gibt jetzt eine neue Bildagentur namens Timeline Images, die expli­zit Fotos für die Verwendung in Facebook-​Timelines anbie­tet. Dahinter steckt die Microstock-​Agentur Dreamstime.
  • Einer der bekann­tes­ten Stockfotografen welt­weit, Yuri Arcurs, hat jetzt sei­ne eige­ne Bildagentur People Images auf­ge­macht. Interessante neue Features sind zum Beispiel die zeit­lich begrenz­te Exklusvität, etwas pein­lich fin­de ich hin­ge­gen den „99% Buyout“, der den Microstock-​Agenturen wegen der zusätz­li­chen Arbeit nicht gefal­len wird.
  • Eines von Yuri Arcurs‘ Models hat jetzt einen eige­nen Videoclip bekom­men, der sehr lus­tig ist: „The Worlds Most Downloaded Man“.
  • Kommen wir zum Börsenteil: Shutterstock plant einen Börsengang, um ca. 115 Millionen US-​Dollar für Investitionen ein­zu­sam­meln. Dafür muss die Agentur span­nen­de Umsatzzahlen veröffentlichen.
  • Fotolia hat vor eini­gen Tagen eben­falls eine Finanzspritze von 150 Millionen US-​Dollar von der Investmentfirma KKR für 50% der Unternehmensanteile bekom­men. Zum Vergleich: Getty Images hat­te istock­pho­to 2006 für 50 Millionen gekauft.
  • Auch die Investmentfirma Hellmann & Friedmann, die 2008 Getty Images für 2,4 Milliarden US-​Dollar gekauft hat­ten, über­le­gen, ob sie die Agentur ver­kau­fen oder an die Börse brin­gen sol­len. Schätzungen zufol­ge könn­te das 4 Milliarden Dollar einbringen.
  • Die Bildagentur Snapixel hin­ge­gen gibt auf und ver­stei­gert ihre Agentur, der Kaufpreis liegt zur Zeit bei ca. 3000 US-​Dollar, bei einem Umsatz 2011 von ca. 1200 Dollar.
  • Der Zoo der Stadt Leipzig hat noch mal dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Motive aus deren Zoo nicht ohne Erlaubnis kom­mer­zi­ell genutzt oder über Bildagenturen ver­kauft wer­den dürfen.
  • Für die PicNiche Contributor Toolbar gibt es jetzt end­lich das Update auf Version 1.1.17, die end­lich eini­ge Fehler behebt.
  • Gar kei­ne schlech­te Idee, solan­ge die Rechte der Bilder wirk­lich alle geklärt sind: Es gibt jetzt eine iphone-​App namens foap, mit der man direkt die Handybilder ver­kau­fen kann.
  • Die Bildagentur MyLoupe und deren Partneragentur Ad Stock Image haben beschlos­sen, zum 12.07.2012 kei­ne Bilder mehr zu ver­kau­fen. Betroffene Fotografen kön­nen ihr Portfolio dann über Universal Images Group anbieten.
  • Eine tol­le Neuigkeit für Fotografen: Fotolia bie­tet jetzt end­lich eine Batch-​Bearbeitung von neu hoch­ge­la­de­nen Bildern an. Die Funktion fin­det ihr im Upload-​Bereich unter dem Tab „Indexierung“.
  • Auch Shutterstock haut die Innovationen nur so raus: Frisch aus deren Labor kommt Shutterstock Instant, eine Bildersuche für Leute, die noch nicht genau wis­sen, was sie fin­den wollen.
  • Getty Images hat ein neu­es, schö­nes Wasserzeichen ein­ge­führt. Besonders löb­lich fin­de ich, dass der Fotografenname und die Bildnummer mit genannt wer­den. Angeblich soll es aber auch das Auffinden unli­zen­zier­ter Kopien erleichtern.
  • istock­pho­to hat die Richtlinien für redak­tio­nel­le Fotos erneu­ert und eini­ge recht­li­che Hürden genau­er erklärt.
  • Jetzt noch etwas Lesestoff: Es gibt einen neu­en Blog über Macrostock, betrie­ben von Westend61, der bis­her für alle Stockfotografen sehr lesens­wer­te Beiträge enthält.
  • Was hin­ge­gen mit einem Kürbissuppenfoto im Microstock-​Markt pas­sie­ren kann, beschreibt Elisabeth Coelfen in ihrem Blog Foodphotolove. Lest auch die Fortsetzung.
  • Richtig dreist fin­de ich es, wenn Webseiten über­le­gen, ob sie für DMCA-​Takedown-​Notices Geld ver­lan­gen sol­len. Erst Urheberrechtsverletzungen ermög­li­chen und dann die Urheber zur Kasse bitten?
  • Noch mal zum lei­di­gen Thema Piratenpartei und Urheberrecht: Laut dem Kommentar von HaSi wis­sen eini­ge in der AG Urheberrecht nicht mal, dass man mit Fotos wirk­lich Geld ver­die­nen kann.

Puh, das war eine Menge und die News deu­ten an, dass sich auch in nächs­ter Zeit viel ändern wird. Bleiben wir gespannt.

Habe ich etwas ver­ges­sen? Dann bit­te in den Kommentaren nachtragen.

Warum Pinterest Fotografen eher schaden als helfen wird

In der bun­ten Welt der Bilder gibt es einen neu­en Hype: Pinterest!

Für alle, die davon noch nichts gehört haben: Pinterest ist ein Web-​Service, mit dem Leute belie­bi­ge Fotos aus dem Internet an ihre eige­ne Pinterest-​Seite „pin­nen“ kön­nen. Es ist also – wie der Name ver­mu­ten lässt – eine Art digi­ta­le Pinnwand, auf der Leute ihre Webfundstücke prä­sen­tie­ren kön­nen. Vor allem Fotografen ken­nen das sicher, dass sie ger­ne inspi­rie­ren­de Motive aus dem Netz in einem Ordner auf der Festplatte sammeln.

Das Besondere – und mei­nes Erachtens auch das Riskante – an Pinterest ist nun, dass die gepinn­ten Bilder für alle sicht­bar sind – nicht nur für Mitglieder, son­dern alle Internet-​Nutzer. Die „Pins“, also die mar­kier­ten Fotos, kön­nen die Nutzer in „Boards“ anle­gen, ver­gleich­bar mit ver­schie­de­nen Ordnern, um die Motive zum Beispiel nach Themen, Farben oder ande­ren Kriterien zu sor­tie­ren. Das Ganze kann dann zum Beispiel so aussehen:

oder auch so:

 


Wird die Maus auf eins der Bilder gehal­ten, erscheint gleich ein klei­nes Pop-​Up-​Fenster, mit dem Pinterest-​Nutzer das Bild sofort auf ihre eige­ne Pinnwand „re-​pinnen“ kön­nen. Wird auf eins der Bilder geklickt, erschei­nen Detailinformationen, Kommentare ande­rer Nutzer zum Bild, und ähn­li­che Bilder etc. Das sieht zum Beispiel so aus:

Klingt doch alles super? Vielleicht. Das Problem wird aber schnell sicht­bar.  Das Foto des jun­gen Geschäftsmann oben ist bei­spiels­wei­se ist ein Bild des Stockfotografen Yuri Arcurs und es wur­de von der ita­lie­ni­schen Fotolia-​Webseite kopiert, ohne es zu kau­fen – ein Verstoß gegen das Urheberrecht.

Aber gehen wir einen Schritt zurück und nähern uns dem Problem anders.

Einige Fotografen pro­pa­gie­ren Pinterest als krea­ti­ven neu­en Weg zum Selbst-​Marketing. Durch das Pinnen eige­ner Bilder wür­den Fotografen einen gro­ßen Kundenstamm errei­chen kön­nen, der sonst viel­leicht nie von dem jewei­li­gen Fotografen gehört hät­te oder sie erzeu­gen Traffic auf die eige­ne Webseite oder den Blog. Andere sehen das eher mit Einschränkungen so und wie­der ande­re raten Fotografen strikt von der Pinterest-​Nutzung ab. Ich ten­die­re eher zur letz­te­ren Meinung und kann die Ablehnung auf drei Ebenen begründen.

1. Ebene: Das Pinterest-​Problem der Quellenangaben

Nehmen wir an, dass ein Fotograf nur sei­ne eige­nen Fotos dort ver­öf­fent­licht. Die „Pinterest-​Etikette“ besagt, dass die Originalquelle immer ange­ge­ben wer­den soll­te. Das ist aber kei­ne Pflicht. Wenn jemand ein Foto ohne Quellenangabe hoch­lädt und es von dort oft wei­ter gepinnt wird oder jemand das Fotografenfoto nimmt, aber die Quelle nicht mehr erwähnt, führt das schnell dazu, dass mas­sen­haft Fotos des Fotografen im Netz her­um­schwir­ren, ohne dass der gewünsch­te Werbeeffekt ein­tre­ten kann. Von Pinterest schwappt es dann nach Tumblr, Weheartit oder Flickr und irgend­wann gilt das Bild als „ver­wais­tes Werk“ (orphan work), wel­ches legal genutzt wer­den kann, ohne den Fotografen zu fra­gen, weil der Urheber nicht mehr zu ermit­teln sei.

Deshalb gilt: Wer unbe­dingt eige­ne Bilder bei Pinterest ein­stel­len will, soll­te das immer nur mit sicht­ba­ren Wasserzeichen und Urheberhinweis in den Metadaten machen.

Die Macher von Photoshelter haben in einem lesens­wer­ten Blogbeitrag auch fest­ge­stellt, dass die Hauptnutzer von Pinterest jun­ge Frauen mit wenig Geld sind, wel­che „Design“ oder „Handarbeit“ als ihr Hobby ange­ben. Das ist meist nicht die Zielgruppe, die Fotografen bucht. Und war­um soll­ten die­se Leute Fotos kau­fen, wenn sie die­se doch kos­ten­los bei Pinterest ver­öf­fent­li­chen kön­nen? Das führt lang­fris­tig zum Problem auf der drit­ten Ebene, aber zuerst kommt die zwei­te Ebene:

2. Ebene: Das Pinterest-​Problem der Urheberrechte

Wer sich mit Medienrecht oder Fotografie etwas aus­kennt, wird beim Blick auf Pinterest inner­halb von Sekunden vie­le Urheberrechtsverstöße erken­nen. Anders for­mu­liert: Viele Bilder wer­den dort ille­ga­ler­wei­se gezeigt. Im ver­klau­su­lier­ten Kleingedruckten der Nutzungsbedingungen schreibt Pinterest, dass ver­öf­fent­lich­te Bilder frei von Rechten Dritter sein müssen:

You agree not to do any of the fol­lo­wing: Post, upload, publish, sub­mit, pro­vi­de access to or trans­mit any Content that: (i) inf­rin­ges, mis­ap­pro­pria­tes or vio­la­tes a third party’s patent, copy­right, trade­mark, trade secret, moral rights or other intellec­tu­al pro­per­ty rights, or rights of publi­ci­ty or privacy“

Viele Nutzer hal­ten sich jedoch nicht dar­an. So brauch­te ich wie­der nur Sekunden, um für jede der gro­ßen Bildagenturen hun­der­te von Fotos zu fin­den, die dort gezeigt wer­den, fast immer noch mit dem Wasserzeichen der Bildagentur, ver­mut­lich oft ohne Erlaubnis des Fotografen: Hier von Fotolia, von Shutterstock,  von istock­pho­to oder Dreamstime, aber auch von Getty Images, Corbis oder Alamy.

Zusammen sind das schnell tau­sen­de ille­ga­le Bilder, gefun­den inner­halb von weni­ger als paar Minuten.

Auf mei­ne Email an Pinterest, was die Firma aktiv gegen sol­che mas­si­ven Urheberrechtsverstöße mache, kam nur die lapi­da­re Antwort, dass ein Urheber ers­tens sein Werk nach dem DMCA-​Gesetz ger­ne mel­den kön­ne, wenn er es irgend­wo auf Pinterest fin­de. Zweitens kön­nen Webseiten-​Betreiber auf ihren Seiten die­sen Meta-​Tag ein­bin­den, damit die Inhalte nicht auf Pinterest gepinnt wer­den können:

<meta name=„pinterest“ content=„nopin“ /​>“

Ein Schweigen der Urheberrecht-​Inhaber wird so als auto­ma­ti­sche Zustimmung gewer­tet. Außerdem hilft das Meta-​Tag nicht, wenn Leute ein Foto erst von der gesperr­ten Webseite auf ihren Computer laden und von dort auf Pinterest veröffentlichen.

Besonders per­fi­de klingt das ange­sichts der Tatsache, dass sich Pinterest auch das Recht her­aus­nimmt, die ver­öf­fent­lich­ten Bilder ver­kau­fen zu dürfen:

By making available any Member Content through the Site, Application or Services, you her­eby grant to Cold Brew Labs a world­wi­de, irre­vo­ca­ble, per­pe­tu­al, non-​exclusive, trans­fera­ble, royalty-​free licen­se, with the right to sub­li­cen­se, to use, copy, adapt, modi­fy, dis­tri­bu­te, licen­se, sell, trans­fer, publicly dis­play, publicly per­form, trans­mit, stream, broad­cast, access, view, and other­wi­se exploit such Member Content only on, through or by means of the Site, Application or Services“ [Hervorhebung von mir]

Einige Leute argu­men­tie­ren, dass Pinterest sich auf die „Fair Use“-Klausel beru­fen kön­ne, nach der die urhe­ber­recht­lich geschütz­ten Bilder bei Pinterest zu einem „neu­en Werk“ trans­for­miert wer­den, ähn­lich wie es damals bei einer Klage gegen die Thumbnails von Google Images argu­men­tiert wur­de, aber der Rechtsanwalt Itai Maytal wider­spricht dem jedoch, der deut­sche Rechtsanwalt Christian Solmecke nennt Pinterest sogar „eine ein­zi­ge Urheberrechtsverletzung“. Das alles führt uns zur drit­ten und lang­fris­tig gefähr­lichs­ten Ebenen für Fotografen.

3. Ebene: Das Fotografen-​Problem des Gewöhnungseffekts

Es hilft nichts, wenn Fotografen sich jetzt nur hin­stel­len und auf ordent­li­che Quellenangaben pochen und not­falls ihren Anspruch mit teu­ren Abmahnungen ein­kla­gen. Angesichts der oben auf­ge­zeig­ten tau­sen­den Fälle bleibt das alles nur ein Tropfen auf den hei­ßen Stein. Schlimmer noch ist der Gewöhnungseffekt, der sich bei den Internet-​Nutzern ein­stellt. Fotografen ver­die­nen ihr Geld haupt­säch­lich damit, dass Leute sie für ihre Bilder bezah­len. Internetnutzer glau­ben jedoch sehr häu­fig, dass Bilder im Internet kos­ten­los sind. Dazu tra­gen Web-​Services wie Pinterest, Tumblr und Weheartit, aber auch  Facebook und Konsorten stark bei.

Je mehr Privatpersonen die­se Dienste nut­zen, des­to eher nut­zen auch Firmen und ande­re kom­mer­zi­el­le Anbieter sol­che Seiten. Diese wie­der­um wer­ben dann auch mit urhe­ber­recht­lich geschütz­ten Fotos, ohne sie gekauft zu haben. Damit gehen Fotografen ganz kon­kret auch Einnahmen und Folgeaufträge ver­lo­ren. Kleines Beispiel? Gefunden inner­halb einer Minute: Auf der Pinterest-​Seite des Hotel München zeigt das Hotel ein Foto eines Fahrrads aus Gemüse. Der Bildqualität nach zu urtei­len, wur­de es nicht bei Fotolia gekauft, von wo es ursprüng­lich kommt, son­dern ein­fach das Layoutbild verwendet:


Wenn Fotografen nicht auf­pas­sen, kommt irgend­wann der Moment, an dem die Macht der Gewohnheit so stark und die Menge der unwis­sen­den Internet-​Nutzer so groß ist, dass sich die Gesetze dem neu­en „Lebensstil“ anpas­sen müs­sen und ein­fach geän­dert wer­den. Die Piratenpartei arbei­tet schon dar­auf hin und da sie vor allem von jun­gen Leuten gewählt wird, stei­gen deren Chancen.

Eine Lösung habe ich nicht: Wie macht man Leuten klar, dass Bilder und Fotos kein kos­ten­lo­ses Treibgut im Internet sind, dass jeder auf­sam­meln und aus­stel­len kann? Am bes­ten, ohne Privatpersonen ver­kla­gen zu müssen?

Was sagt ihr? Welche Chancen und Risiken seht ihr bei Pinterest?

Stockfotografie-​News 2011-10-04

Bevor ich mor­gen auf der MicrostockExpo vie­le neue Informationen samm­le, kom­men heu­te erst mal die Neuigkeiten, die sich in den letz­ten Wochen ange­sam­melt haben. Schnallt euch an, es ist eine gan­ze Menge!

  • Fotolia ist seit ges­tern offi­zi­ell im picturemaxx-​System ver­tre­ten. Das bedeu­tet, dass Bildkäufer Fotolia-​Bilder auch über das picturemaxx-​Suchprogramm fin­den und kau­fen kön­nen. Dafür wird ein akti­ves Fotolia-​Mitgliedkonto mit aus­rei­chend Credits benö­tigt. Wer noch keins hat, bekommt als picturemaxx-​Kunde hier 30% Rabatt* auf den ers­ten Einkauf. Warum ist das so bedeu­tend? Es gibt vie­le klei­ne Verlage, die – sei es aus Bequemlichkeit oder auch buch­hal­te­ri­schen Gründen – nur über pic­tu­re­ma­xx Bilder kau­fen, auch wenn sie wis­sen, dass es ande­re Angebote gibt. Diese haben nun inner­halb ihres gewohn­ten Systems Zugriff auf über 15 Millionen Bilder zusätzlich.
  • Noch mal Fotolia: In der letz­ten News-​Meldung hieß es, dass Fotolia sich vor­be­hält, Fotografen im Ranking run­ter­zu­stu­fen, wenn sie ihre Bilder woan­ders signi­fi­kant bil­li­ger anbie­ten. Da ist die Agentur jetzt zurück­ge­ru­dert und hat zwei Änderungen vor­ge­nom­men: Niemand wird im Ranking run­ter­ge­stuft, son­dern höchs­tens die Preise wer­den auf 1 Credit Startpreis zurück­ge­setzt. Außerdem betrifft die­se Regelung nur Mitglieder mit Smaragd-​Ranking und auf­wärts, was der Behauptung den Wind aus den Segeln nimmt, Fotolia wür­de sich bestimmt nur an klei­ne Fotografen wagen. Im Gegenteil: Bildkäufer berich­ten, dass die Bilder von Yuri Arcurs bei­spiels­wei­se auf einem bei Depositphotos teu­rer gewor­den sind und die bil­li­gen SMS-​Downloads sei­ner Fotos nicht mehr mög­lich sei­en. Sehr wahr­schein­lich ist bei­des eine Reaktion auf die Fotolia-Drohung.
  • Fotolia Nr. 3: Am Sonntag eröff­net die Bildagentur in der Lychener Straße 74 in 10437 Berlin ihr „fotoliaLab“, die ers­te Galerie, die sich mit Stockfotografie beschäf­tigt. Je drei Monate bekom­men Künstler hier einen Raum zur Verfügung gestellt, der ihre Stockfotos in einem künst­le­ri­schen Kontext prä­sen­tie­ren soll. Den Anfang macht der Russe George Mayer*.
  • Eine wei­te­re Reaktion sei­tens Depositphotos ver­mut­lich: nach der Fotolia-​Ankündigung erhöh­te Depositphotos plötz­lich die Preise, erwei­ter­te jedoch deren unsäg­li­ches SMS-​Download-​Programm auf wei­te­re Länder.
  • Shutterstock beschenkt die Fotografen in letz­ter Zeit reich­lich. Mit dem neu­en „Catalog Manager“ ist es bei Shutterstock end­lich mög­lich, sei­ne Bilder in Sets zu sor­tie­ren und sich die Gesamteinnahmen die­ser Sets anzei­gen zu las­sen. Ich nut­ze das zum Beispiel, um die Erlöse jeder Fotosession ein­zeln ana­ly­sie­ren zu kön­nen. Das war vor­her nur umständ­lich – und mit größ­ten Kopfschmerzen ver­bun­den – möglich.
  • istock­pho­to hat kürz­lich ein Whitepaper zum Einsatz von Stockfotos in mit­tel­stän­di­schen Unternehmen kos­ten­los ver­öf­fent­licht, mit vie­len nütz­li­chen Tipps, wie klei­ne Unternehmen bes­ser Bilder ein­set­zen können.
  • Noch mal istock­pho­to: Istock akzep­tiert jetzt kei­ne Bilder mehr mit copyright-​geschützten Motiven als Editorial-​Fotos. Grund sei­en recht­li­che Probleme. Damit wird es noch kom­pli­zier­ter zu erklä­ren, was nun eigent­lich als „edi­to­ri­al“ erlaubt ist oder nicht. Angesichts der gerin­gen Verdienstmöglichkeiten in dem Bereich wür­de ich es gleich blei­ben lassen.
  • istock­pho­to zum Dritten: Nein, ich nen­ne kei­ne Details zum schlech­ter gewor­de­nen Affiliate-​Programm (das macht Sean Locke hier), son­dern ich wei­se dar­auf hin, dass istock­pho­to jetzt schon seit 5 Jahren Stockvideos ver­kauft. Das meist­ver­kauf­tes­te Video mit über 3500 Downloads ist die­se Weltkugel, gefolgt von einem Flug durch Wolken mit über 1600 Downloads und einer Zeitrafferaufnahme vom New Yorker Times Square mit über 1500 Downloads.
  • Wo wir gera­de bei belieb­ten Motiven sind: Hier ist das meist­ver­kauf­tes­te Foto aus der Flickr Collection von Getty Images: Eine jubeln­de Menschenmenge auf einem Konzert.
  • Nach mei­nem Bericht über ein kopier­tes und geklau­tes Foto hat­te ich einen inter­es­san­ten Mail-​Wechsel mit Michael Steidl, dem Managing Director des IPTC, also der Organisation, die für den Metadaten-​Standard ver­ant­wort­lich ist. Er wies mich unter ande­rem dar­auf hin, dass Fotografen immer ihre Copyright-​Informationen in den enst­pre­chen­den Metadaten-​Feldern hin­ter­le­gen soll­ten, weil es nach dem Digital Millenium Copyright Act ver­bo­ten sei, die­se aus einem Bild zu löschen. Das unter­such­te zeit­nah und inten­siv auch Rob Davis in sei­nem Blog und fand her­aus, dass sich sogar eini­ge Bildagenturen die­ses Vergehens schul­dig mach­ten. Das zeig­te immer­hin Wirkung und Dreamstime änder­te dar­auf­hin ihre bis­he­ri­ge Praxis. Ein wich­ti­ger Rat des­we­gen an alle Fotografen: Eure Copyright-​Informationen gehö­ren immer in die IPTC-​Daten.
  • Gabi Wejat-​Zaretzke wies mich auf etwas hin, was für Fotografen inter­es­sant ist, die eine öffent­li­che Facebook-Seite als Marketing-​Instrument nut­zen. Einem aktu­el­len Urteil eines Landesgerichts zufol­ge muss der Betreiber der Seiten auch dort ein Impressum oder Vergleichbares vor­wei­sen, sonst dro­hen Ordnungsgelder oder Ordnungshaft.
  • Ich weiß, dass vie­le Bildagenturen hier mit­le­sen, auch wenn sie sich sel­ten zu Wort mel­den: Die Berliner Firma pix­olu­ti­on GmbH stellt in den nächs­ten Tagen zwei visu­el­le neue Suchmethoden vor, mit denen die Bildersuche intui­ti­ver wer­den soll. Das White Paper zu deren Technologie gibt es hier als PDF-​Download.
  • Die Microstock-​Bildagentur 123rf plant den Verkauf von Footage und sam­melt dafür die ers­ten Videos von ihren Fotografen.
  • Auch bei der Bildagentur Panthermedia gibt es vie­le Änderungen. Zum einen wird auf fes­te Abo-​Kommissionen umge­stellt statt wie bis­her nach einem Verteilungsschlüssel aus­zu­zah­len. Außerdem wer­den im November 2011 zwei neue erwei­ter­te Lizenzen ein­ge­führt, eine Template-​Lizenz (50 Euro) und eine Pressemitteilung-​Lizenz (20 Euro). Mir sind die Preise dafür jedoch immer noch zu gering, wes­halb ich die Lizenzen deak­ti­viert las­se. Ein neu­es Sonderprojekt namens La Melle gibt es auch, bei dem Kunden Panthermedia-​Bilder auf Sonnenschutz dru­cken können.
  • Alamy führt einen neu­en „Push-FTP“-Service ein, um tages­ak­tu­el­le Newsbilder wie Sportfotos oder Celebritiy-​Bilder bes­ser an Redaktionen ver­kau­fen zu können.
  • Von der Bildagentur-​Software ImagePro gibt es jetzt die neue Version 1.7. Das ist übri­gens auch die Software, wel­che ich für mei­nen Bildershop nutze.
  • Puh, lang­sam geht mir die Puste aus. Einer noch: Getty Images prä­sen­tiert jetzt die neue Masters Collection, eine Bildsammlung, wel­che aus den bes­ten iko­ni­schen Fotografien des Getty-​Archivs bestehen soll. Wer auf klas­si­sche Fotografie steht, dem emp­feh­le ich einen Blick in die­se Auswahl als PDF.
  • Nach Zoonar bie­tet jetzt auch Imagebroker sei­nen Fotografen die Möglichkeit, ihre Bilder über Thinkstock im Abo ver­trei­ben zu las­sen. Mein Fazit bleibt bei Honoraren von bis zu 12,5 US-​Cent pro Verkauf gleich.

 Wenn ich trotz die­ser Fülle etwas über­se­hen haben soll­te, könnt ihr es ger­ne in den Kommentaren ergänzen.

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