Archiv der Kategorie: Bildagenturen

Konsequenzen aus der istockphoto-Honorarsenkung

Am 8. September 2010 trat eine Meldung von istock­pho­to unan­ge­kün­digt die Tür der Microstock-​Community ein und bal­ler­te wild mit dem Maschinengewehr herum.

Es ging unter ande­rem dar­um, die Fotografenhonorare bis auf ein his­to­ri­sches Industrietief von 15% zu senken.

Nachdem alle Fotografen in Deckung gegan­gen sind, leg­te sich der Lärm und ein­zel­ne Fotografen hoben lang­sam die Köpfe. Zack, schlug istock­pho­to mit einer kom­pro­miss­lo­sen zwei­ten und drit­ten Nachricht hinterher.

Hier eini­ge Sätze aus die­sen Meldungen, die viel­leicht in die Geschichte der größ­ten PR-​Pannen ein­ge­hen werden:

For non-​exclusive con­tri­bu­tors the royal­ties will ran­ge from 15 to 20% for con­tent sold on iStock.“

Since rough­ly 2005 we’­ve been awa­re of a basic pro­blem with how our busi­ness works. As the com­pa­ny grows, the over­all per­cen­ta­ge we pay out to con­tri­bu­ting artists increa­ses. In the most basic terms that means that iStock beco­mes less pro­fi­ta­ble with increased suc­cess. As a busi­ness model, it’s sim­ply unsus­tainable: busi­nesses should get more pro­fi­ta­ble as they grow. This is a long-​term pro­blem that needs to be addressed.“

We expec­ted – and wan­ted – to pay more and more money out to con­tri­bu­tors. But what we quick­ly rea­li­zed was that it’s one thing for the pay­out amount to increase over time, it’s ano­ther thing for that per­cen­ta­ge of our total cost to always increase over time.“

But money isn’t going to be what makes you all happy.“

Auf gut deutsch lässt sich das – sehr frei – so über­set­zen: Je erfolg­rei­cher wir wer­den, des­to weni­ger sehen wir ein, war­um wir das Geld mit unse­ren Fotografen tei­len soll­ten. Matt Antonino über­setzt die drit­te istock-​Meldung ganz humor­voll (wenn es nicht so ernst wäre) vom „Corporate Speak“ in „Plain English“.

Es wäre etwas ande­res, wenn eine Firma sagt, mit 50% kann ich nicht leben. Aber mit 80% Prozent nicht pro­fi­ta­bel sein zu kön­nen ist aus meh­re­ren Gründen kom­plett unglaub­wür­dig. Zum einen gelingt das ande­ren Bildagenturen seit meh­re­ren Jahrzehnten, auch mit 50–60% gut über die Runden zu kom­men. Die Bildagentur Zoonar zahlt sogar bis zu 80% an die Fotografen aus und wächst immer noch. Dazu kommt, dass die Pressemeldungen von istock­pho­to in den letz­ten Jahren vor Erfolg-​Superlativen nur so wimmelten.

Es könn­te natür­lich sein, dass istock­pho­to recht hat. Wenn eine Bildagentur mit 80% Agenturanteil (ohne Retusche und Verschlagwortung zu über­neh­men) nicht kon­kur­renz­fä­hig ist, hie­ße das ent­we­der, dass Fotografen sich wirk­lich mit weni­ger zufrie­den geben müss­ten, oder dass die Preise wie­der so weit ange­ho­ben wer­den müs­sen, dass es kei­ne Microstock-​Preise mehr gibt. Dann wäre alles wie­der wie frü­her, rosa-​flauschig und kuschelig.

Wer jetzt ein­wirft, dass es ja nicht nur um den 80/​20-​Split gehe, son­dern auch dar­um, dass die exklu­si­ven Künstler im Laufe der Jahre immer mehr Prozente bekä­men, spricht einen wei­te­ren Punkt an, den ich unsin­nig fin­de. Natürlich bekom­men die­se Fotografen im Laufe der Zeit mehr. Aber das ist fair. Denn die Honorarerhöhung ist dann eine Belohnung für mehr Verkäufe, die wie­der­um istock­pho­to IMMER mehr ein­brin­gen als dem Fotografen. Selbst bei der höchst­mög­li­chen Stufe wür­de ein Fotograf 40% und istock­pho­to 60% bekom­men. Halten wir fest: Die höchst­mög­li­che Stufe ist die pro­zen­tua­le Verteilung, die tra­di­tio­nel­le Bildagenturen seit Jahrzeiten gezahlt haben, oft auch 50/​50 oder 60/​40. Ohne immer Exklusivität zu ver­lan­gen. Das funk­tio­nier­te auch. Übrigens hat sich ein Fotograf hier im istock­fo­rum die Mühe gemacht, aus­zu­rech­nen, wel­che Auswirkungen die Preisänderungen für exklu­si­ve istock-​Fotografen haben. Sieht eben­falls nicht sehr erbau­lich aus.

Außerdem ist es unlo­gisch, wenn die istock-​Argumentation stim­men soll­te, dass sie am Rande des Existensminimuns rum­kreb­sen und nicht mehr Geld zah­len kön­nen, dass sie dann nach der neu­en Regelung das höchst­mög­lich zu errei­chen­de Honorar auf 45% anhe­ben. Es sei denn, das ist nur Augenwischerei, um auf dem Papier bes­se­re Optionen zu haben.

Aber ich glau­be nicht dar­an. Für mich ist die Honorarsenkung schlicht ein dreis­ter Versuch, ohne zusätz­li­chen Aufwand mehr Geld zu ver­die­nen. Auf dem Rücken der Fotografen. Punkt.

Reaktionen anderer Bildagenturen

Der Zorn der Fotografen auf istock­pho­to lässt die kon­kur­rie­ren­den Bildagenturen ent­we­der heim­lich oder auch laut frohlocken.

  • So sprach die Agentur 123rf frus­trier­te isto­cker via Twitter an, doch zu ihnen zu kommen.
  • Auch Alamy trös­te­te die Fotografen über Twitter und warb zeit­gleich für ihren 60%-Fotografenanteil.
  • Die rela­tiv neue Microstock-​Agentur Stockfresh lässt es sich eben­falls nicht neh­men, eini­ge Seitenhiebe zu verteilen.
  • Dreamstime presch­te am wei­tes­ten vor und bie­tet bis zum 15. November allen Fotografen, die vor­her exklu­siv bei einer Bildagentur waren, für jeden akzep­tier­ten Upload $0,20. Eindeutig ein Wink in Richtung der ver­är­ger­ten istock-Exklusivfotografen.

Meine Reaktion

Im Gegensatz zu ande­ren Fotografen lebe ich aus­schließ­lich von mei­nen Einnahmen der Stockfotografie. Jede Entscheidung will wohl­über­legt sein. Im letz­ten Jahr habe ich ca. 150 Euro pro Monat bei istock­pho­to ver­dient, in den letz­ten Monaten eher zwi­schen 150–200 Euro. Von den gesam­ten Einnahmen pen­delt istock­pho­to im Vergleich zu mei­nen ande­ren Bildagenturen glück­li­cher­wei­se nur an 7–9. Stelle. Mein RPD (Revenue per Download) lag bei ca. 1,10–1,20 Euro. Mein RPI (Return per Image) lag in den letz­ten Monaten bei ca. 0,19 Euro, Tendenz fal­lend. Zum Vergleich: Vor einem Jahr lag er bei istock noch dop­pelt so hoch.

Anders gerech­net heißt das: Wenn ich jetzt bei 20% im Monat 200 Euro bei istock ver­die­ne, erhält istock 800 Euro. Wenn ich bei 15% ab dem nächs­ten Jahr 150 Euro ver­die­ne, wür­de istock­pho­to damit 850 Euro ver­die­nen. Das sehe ich nicht ein. Okay, ich wür­de mit mei­nen Verkäufen auf 16% kom­men, aber mit­tel­fris­tig nie auf 17%. Dazu kommt, dass neben der Honorarkürzung in der istockphoto-​Meldung auch stand, dass viel mehr Bilder aus ande­re Kanälen über istock ver­kauft wer­den sol­len. Das heißt, dass die Sichtbarkeit mei­ner nicht-​exklusiven Bilder wei­ter abneh­men wird, was wie­der­um weni­ger Verkäufe bedeu­tet. Die ers­ten Motive aus der „Agency Collection“ deu­ten das bereits an.

In einem Kommentar zu mei­nem ers­ten Artikel über die Honorarkürzung hier im Blog hat Andreas gesagt:

Natürlich pro­bie­ren IS und Co. aus wie weit sie gehen kön­nen. Bieten doch genug Fotografen Ihre Bilder für 20% Anteil an, also war­um dann nicht auch für 15. Versteht mich nicht falsch, aber wenn nicht lang­sam mal signa­li­siert wird, dass die Fotografen nicht nur die Lakaien der BAs sind, wird die­ser Trend sich fortsetzen.Ich war nicht bereit bei 20% Verkaufsanteil mei­ne Bilder hoch­zu­la­den und ich ver­ste­he auch nicht, war­um die meis­ten nicht sofort Abstand nehmen.“

Dem kann ich nur zustim­men. Ich habe lan­ge über­legt, ob ich die Klappe hal­ten soll und ein­fach wei­ter­hin mei­ne 150 Euro im Monat ein­strei­che. Aber wenn ande­re Agenturen mer­ken, dass den Fotografen scheiß­egal ist, für wie wenig Anteil sie ihre Fotos ein­stel­len, wür­den sie viel­leicht nach­zie­hen und dann habe ich wahr­schein­lich deut­lich mehr Verluste. Es gibt wei­te­re Punkte, die gegen istock­pho­to spre­chen: Es ist bei mir die Agentur, wel­che bei der Bildauswahl am pin­ge­ligs­ten ist, das Hochladen der Fotos dau­ert im Vergleich zu ande­ren Agenturen deut­lich län­ger und das Upload-​Limit ver­hin­dert, dass ich alle mei­ne Fotos hoch­la­den kann.

Deswegen: Seit Bekanntgabe der Honorarkürzungen lade ich kei­ne neu­en Bilder mehr hoch. Das wer­de ich unter den aktu­el­len Bedingungen auch wei­ter­hin nicht tun. Es lohnt sich ein­fach nicht. Ich spa­re Upload-​Zeit, die Umsätze wer­den erst lang­sam abneh­men, da die alten Bilder drin blei­ben wer­den und mit der Zeit hof­fe ich, den Verlust durch die ande­ren Bildagenturen, wel­che alle mei­ne neu­en Fotos ver­trei­ben, auf­zu­fan­gen. Es ver­steht sich von selbst, dass ich Bildkäufer, die mich fra­gen, wo sie mei­ne Fotos kau­fen kön­nen, nicht mehr an istock ver­wei­se, son­dern an die ande­ren Bildagenturen.

Reaktionen anderer Fotografen

Seit Bekanntmachung der Honorarsenkung habe ich mit vie­len Fotografen gespro­chen. Dabei ist mir etwas auf­ge­fal­len: Das Hochladen und Verschlagworten der Bilder zu istock­pho­to ist extrem umständ­lich und lang­wie­rig. Viele exklu­si­ve istock-​Fotografen, die über­le­gen, zu ande­ren Bildagenturen zu wech­seln, befürch­ten des­we­gen, dass sich die­ser hohe Aufwand dann mul­ti­pli­ziert, wenn sie meh­re­re ande­re Agenturen belie­fern. Ich kann sie jedoch beru­hi­gen: Alle Bildagenturen die ich ken­ne, erfor­dern weni­ger Aufwand beim Hochladen der Bilder (vor­aus­ge­setzt, die Bildtitel, Beschreibung und Suchbegriffe wer­den mit­tels IPTC den Foto-​Metadaten angehangen).

Reaktionen im Netz

Auch die blog­gen­den Fotografen und Online-​Journalisten lie­ßen sich die Meldung nicht neh­men und lie­fer­ten vie­le ver­schie­de­ne Meinungen und Hintergrund-​Analysen. Von „Ich hab’s doch immer gesagt“ bis zu „Unverschämtheit!“. Hier eine Auswahl der rele­van­tes­ten Beiträge:

  • Cnet berich­tet dar­über, wie das Crowdsourcing-​Modell von istock­pho­to nach hin­ten los­ge­hen kann.
  • Paul Melcher bet­tet die istock-​Entscheidung in grö­ße­re Getty-​Zusammenhänge ein.
  • Photo Business News ist einer der­je­ni­gen, die es schon immer gewußt haben wollen.
  • Auch Jeremy Nicholl hat den Ärger vor­her­ge­se­hen.
  • Einen Bericht über die lang­fris­ti­gen Folgen der istock-​Entscheidung für Microstock gibt es bei Lighting Essentials.
  • Eher istock-freund­lich ist die Berichterstattung bei DPTnT.
  • Mehr aus der Käufer-​Sicht schreibt der istock-​Fotograf Sean Locke.
  • Doug Armand ver­gleicht das Vorgehen von istock mit frü­he­ren Tricks von Getty Images.
  • Matt Antonino hat einen wüten­den­den, aber trotz­dem inhalt­lich gut argu­men­tie­ren­den Artikel gepostet.
  • Jen Grantham ist eben­falls frus­triert und lis­tet ihre Einwände auf.
  • Rob Davis stellt Alternativen für frus­trier­te isto­cker vor.
  • Eine der Fotografinnen, die ent­schie­den hat, ihre Bilder bei istock zu entfernen.
  • Eine noch aus­führ­li­che­re Liste zu Berichten über die istock Honoraränderung gibt es bei mystockphoto.


Was für Konsequenzen habt ihr aus der Ankündigung von istock­pho­to gezo­gen? Beißt ihr in den sau­ren Apfel oder ändert ihr Euer Upload- bzw. Kauf-Verhalten?

istockphoto senkt Fotografenhonorare auf bis zu 15%

Der Erfinder des Microstock-​Modells ist immer für eine Überraschung gut.

Diesmal jedoch bekom­men auch alte Hasen im Bildermarkt ihren Mund nicht mehr zu. istock­pho­to hat dras­ti­sche Änderungen ange­kün­digt, die unter ande­rem dazu füh­ren, dass vie­le Fotografen nur noch 15% statt der bis­he­ri­gen 20% Anteil am Verkaufserlös erhal­ten werden.

Aber der Reihe nach. Was ist passiert?

Per Email, Site-​News und Forum-​Eintrag kün­dig­te istock­pho­to ges­tern drei Neuigkeiten an.

  1. Die Fotografenhonorare wer­den verringert
    • Bisher beka­men nicht-​exklusive Fotografen 20% des Verkaufserlöses. Schon ziem­lich wenig. Ab dem 1.1.2011 sol­len sie nur 15–20% erhal­ten. Zu den Details kom­me ich gleich. Aber auch exklu­si­ve Fotografen spü­ren die Macht des Getty-​Konzerns: Sie erhal­ten ab dem 1.1. nicht mehr 25–40%, son­dern nur noch 25–45%. Klingt nicht nach einer Verschlechterung? Doch, denn die Anforderungen wur­den stark ange­zo­gen. Auch dazu gleich mehr.
    • Bisher ent­schie­den die „Canister-​Level“, wie viel Prozent ein Fotograf pro Verkauf erhielt. Je mehr Verkäufe ein Fotograf erziel­te, des­to höher stieg er im Level und des­to mehr Prozent bekommt er.
    • Ab dem 1.1.2011 sind die­se Canister-​Level nicht mehr für für den Fotografen-​Anteil rele­vant, son­dern nur noch für das Upload-​Limit. Je höher ein Fotograf im Level, des­to mehr Bilder „darf“ er pro Woche hochladen.
    • Ab dem 1.1.2011 wird der Fotografen-​Anteil nach „rede­e­med Credits“ (über­setzt: ein­ge­lös­te Credits) berech­net. Das heißt, nicht nur die Anzahl der Downloads, son­dern auch die Größe bzw. der dazu­ge­hö­ri­ge Verkaufspreis spielt eine Rolle. Im Benutzer-​Bereich wird ab sofort ange­zeigt, wie viel „rede­e­med Credits“ ein Fotograf 2009 und 2010 erzielt hat. Bei mir sind das für 2010 bei­spiels­wei­se ca. 5500, damit wür­de ich nach der neu­en Abrechnungsstruktur nur noch 16% erhal­ten, eine Kürzung von 20%. Die genaue Liste mit den Anteilen fin­det ihr hier.
      Hier ist jetzt die Anzeige der Redeemed Credits zu finden.
      Hier ist jetzt die Anzeige der Redeemed Credits zu finden.

      Noch ein nütz­li­cher Rechenhinweis: Pro Verkauf erhal­te ich momen­tan ca. 5 Credits, im Forum mein­ten ande­re Fotografen, sie wür­den teil­wei­se bis zu 7 Credits pro Verkauf erhal­ten, falls jemand kal­ku­lie­ren will, wie vie­le Bilder er ver­kau­fen muss, um auf wel­che Prozente zu kommen.
      Im istock-​Forum haben sich vie­le Fotografen aus­ge­rech­net, dass sie eine Kürzung ihres Umsatzanzeils von 10–20% (Prozent, nicht Prozentpunkte) erlei­den werden.

    • Ganz wich­tig: Die „rede­e­med Credits“ wer­den nur pro Jahr berech­net. Es zählt also nicht, wie viel Verkäufe ein Fotograf ins­ge­samt hat­te, son­dern er wird jetzt danach bezahlt, wie viel er nur im letz­ten Jahr ver­kauft hat. Das ist beson­ders für die alt­ein­ge­ses­se­nen Fotografen eine nach­tei­li­ge Änderung.
    • Exklusive Fotografen erhiel­ten bis­her beim Verkauf einer „Erweiterten Lizenz“ 10% zusätz­lich. Das wird gestrichen.
    • Nebenbei: Auch die Mindest-​Credit-​Preise für Abo-​Modelle wer­den von 95 Cent auf 65 Cent gesenkt, was sich eben­falls auf den Fotografen-​Anteil auswirkt.
  2. Änderungen bei der Premium-​Kollektion Vetta
    • Die Preise für Bilder in der Vetta-​Kollektion wer­den ange­ho­ben, aber der Fotografen-​Anteil dafür wird eben­falls gesenkt.
    • Vetta-​Bilder wer­den bald auch über die Webseite von Getty Images verkauft.
    • Vektoren-​Grafiken wer­den aus der Vetta-​Kollektion wie­der ent­fernt. In Zukunft soll es dazu noch eine wei­te­re Änderung geben (eine Premium-​Vektor-​Kollektion vielleicht?).
    • Diese Änderungen gel­ten ab dem 27.9.2010
  3. Eine neue Agentur-​Kollektion soll hinzukommen
    • Bisher wer­den Bildkäufern bei istock­pho­to nicht-​exklusive Bilder, exklu­si­ve Bilder und Vetta-​Bilder ange­zeigt. Jetzt soll eine vier­te Art hin­zu­kom­men, die „Agency Collection“
    • Die „Agency Collection“ wird Bilder ande­rer (wahr­schein­lich Macrostock-)Bildagenturen ent­hal­ten, die dann über istock­pho­to, Thinkstock und Getty Images, Jupiter Images und PunchStock erhält­lich sein.
    • Der Preis eines Bildes aus der Agency Collection wird über dem Preis der Vetta-​Kollektion liegen.
    • In eini­gen Wochen „dür­fen“ hand­ver­le­se­ne exklu­si­ve istock-​Fotografen eben­falls Fotos der Agentur-​Collection hinzufügen.
    • Der Fotografen-​Anteil für die Agency-​Collection wird der glei­che wie für die Vetta-​Kollektion sein.

Let’s Do Some Math

Damit istock­pho­to öffent­lich davon reden kann, dass die Honorare nur „geän­dert“, nicht „gekürzt“ wur­den, gibt es neben den meist vor­herr­schen­den Anteilssenkungen auch eine gut sicht­ba­re Erhöhung: Die von 40% auf 45%.

Um 45% zu erzie­len, muss ein exklu­si­ver Fotograf über 1,4 Millionen (!) „rede­e­med cre­dits“ pro Jahr erzie­len. Der Fotograf, der bei istock­pho­to am meis­ten ver­kauft, ist in die­sem Fall eine Fotografin und heißt Lisa Gagne. Innerhalb von sie­ben Jahren hat sie eine Million Downloads erzielt.

Ich habe mir raus­ge­sucht, wann sie wie vie­le Downloads erzielt hat und wie lan­ge sie dafür gebraucht hat (Tage in der letz­ten Spalte).
Im Durchschnitt brauch­te sie 238 Tage, um 100.000 Downloads zu erzielen.
Pro Jahr kommt sie damit auf ca.  153400 Downloads.
Selbst wenn wir jetzt anneh­men, dass sie für jeden Verkauf 9 Credit erhält, wür­de ihr „rede­e­med Credit-​Wert nur 1.380.600 betragen.
Das wäre immer noch weni­ger als die erfor­der­li­chen 1,4 Millionen Credits.
Anders for­mu­liert: Sehr wahr­schein­lich wird nie­mand auf einen Anteil von 45% kom­men, wenn es schon die Fotografin mit den meis­ten Verkäufen nicht schafft.
Da auch nicht-​exklusive Fotografen 1,4 Millionen „rede­e­med Credits“ brau­chen, um wie bis­her ihre 20% zu behal­ten, kann ich mit Leichtigkeit sagen, dass kein nicht-​exklusiver Fotograf das schaf­fen wird. Nein, auch nicht Yuri Arcurs! Da wirkt die­ser Satz aus der Ankündigung befremdlich:

we wan­ted to pro­du­ce a solu­ti­on that: would not chan­ge most con­tri­bu­tors‘ total com­pen­sa­ti­on (except for the bet­ter), […] allows our top con­tri­bu­tors to earn more“

Übersetzt: „Wir woll­ten eine Lösung errei­chen, die: nichts an den Gesamteinnahmen der Fotografen ändert (außer zum Guten), […] unse­ren Top-​Verkäufern erlaubt, mehr zu verdienen“

Vermutete Auswirkungen

Die vie­len exklu­si­ven Fotografen bei istock­pho­to waren bis­her immer ein Pfund, mit dem istock­pho­to wuchern konn­te. Die Bildagentur hat vie­le Bilder, die ande­re nicht haben und kann sich des­halb erlau­ben, dafür auch höhe­re Preise zu neh­men. Mit einem so hef­ti­gen Tritt gegen die Schienbeine der exklu­si­ven Fotografen wird es schwer fal­len, neue jun­ge Talente an sich zu bin­den, denn gera­de durch sol­che Aktionen zeigt sich der größ­te Nachteil von Exklusivität: Diesen Fotografen sind die Hände gebunden.

Ein wei­te­rer Punkt: Durch die Öffnung der Bildagentur für das Material von Macrostock-​Agenturen wird das Verkäufe von den bis­he­ri­gen istockphoto-​Verkäufern abzie­hen: Wenn mehr Auswahl besteht, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Kunden ein Bild kau­fen, was nicht von einem istock-​Fotografen kommt. Ergo könn­te das dazu betra­gen, dass die oben gesetz­ten Anteilsprozente noch schwe­rer zu errei­chen sind.

Für den Inhaber von istock­pho­to, Getty Images, ist es aber ein logi­scher Schritt: Wir haben viel Geld für istock­pho­to und für Jupiterimages aus­ge­ge­ben, jetzt wol­len wir es wie­der rein­ho­len. Mit dem Erwerb von Jupiterimages hat Getty eben auch vie­le Macrostock-​Fotos erwor­ben, die sie jetzt über istock­pho­to ver­schleu­dern wollen.

Die Entscheidung zeigt auch, dass Microstock end­gül­tig in der Mainstream-​Geschäftswelt ange­kom­men ist. Jetzt geht es ums Business, ums Geldverdienen, um nix ande­res. Vor paar Jahren konn­ten Fotografen noch damit gekö­dert wer­den, dass die­se neu­en hip­pen Microstock-​Agenturen anders sei­en, coo­ler, community-​orientiert, mit hip­pen Designs und flot­ten Sprüchen. Da war es zu ver­schmer­zen, dass man kaum etwas ver­dient hat. Heute aber wird es für Hobby – und Amateurfotografen unter die­sen Voraussetzungen immer schwe­rer, im Microstock-​Bereich Geld zu ver­die­nen. Die ein­zi­gen, die von den neu­en Regelungen pro­fi­tie­ren könn­ten, sind gro­ße pro­fes­sio­nell arbei­ten­de Produktionsfirmen. Auch Fotolia hat­te ja vor knapp einem Jahr mit der „Operation Level Ground“ gezielt neue Profi-​Fotografen gelockt. Wer sonst noch mit­spie­len will, darf es ger­ne machen, aber nur wenig Honorar erwarten.

Was sagt ihr zu den geplan­ten Änderungen? Wie wür­de sich bei Euch kon­kret der Fotografenanteil ändern?

Zwei Jahre Microstock – Meine Zahlen und Erfahrungen

Seit zwei Jahren lade ich mei­ne Fotos auch zu Microstock-​Agenturen hoch. Nach einem Jahr hat­te ich hier im Blog einen Rückblick geschrie­ben mit mei­nen durch­schnitt­li­chen Einnahmen, mei­nen Zielen und mehr.

Das wur­de sehr kon­tro­vers dis­ku­tiert, davon kön­ne ich doch nicht leben, das sei Wahnsinn und was weiß ich.

Jetzt ist ein wei­te­res Jahr ver­gan­gen, ich foto­gra­fie­re immer noch und will mei­ne neus­ten Zahlen mit euch teilen.


Ich rede eben­so wie beim letz­ten Rückblick nur von den fünf füh­ren­den Microstock-​Agenturen, also istock­pho­to*, Fotolia*, Shutterstock*, Dreamstime* und 123rf*. Vor einem Jahr hat­te ich statt 123rf die Agentur StockXpert, aber die Agentur wur­de Getty Images gekauft und im Februar 2010 zuguns­ten von istock­pho­to geschlossen.

Bevor wie letz­tes Mal jemand fal­sche Schlüsse zieht: Ich bin zusätz­lich auch bei mehr als zehn ande­ren Bildagenturen, sowohl Micro- als auch Macrostock, ver­tre­ten. Diese Zahlen hier sind nur ein Teil mei­ner Einnahmen.

Was hat sich in einem Jahr geändert?

Portfolio-​Größe
Mein Portfolio ist im zwei­ten Jahr um mehr als das Doppelte gewach­sen. Das liegt wahr­schein­lich dar­an, dass ich bes­ser weiß, wel­che Agenturen auf was ach­ten und ich dem­entspre­chend durch ziel­ge­rich­te­te Bildbearbeitung weni­ger Ablehnungen als im ers­ten Jahr habe. Vergleichen wir mal die fünf Agenturen.

Nach mei­nem zwei­ten Jahr Microstock habe ich online (Die Zahl in Klammern ist der Wert am Ende des ers­ten Jahres):

  • istock­pho­to: knapp 1100 Dateien (knapp 500), Annahmequote war und ist ca 75%
  • Fotolia: knapp 2590 Dateien (knapp 850), Annahmequote ist ca. 96,5%, war ca. 90%
  • Shutterstock: knapp 2000 Dateien (knapp 650), Annahmequote ist ca. 93%, war 90%
  • Dreamstime: knapp 2100 Dateien (550), Annahmequote ist 99%, war 90%
  • 123rf: knapp 2200 Dateien (600), Annahmequote war und ist ca. 99%

Durchschnitt : knapp 2000 Bilder pro Agentur

Ich habe absicht­lich nicht mehr Fotos, son­dern Dateien geschrie­ben, weil ich mitt­ler­wei­le bei istock­pho­to, Fotolia und Shutterstock auch ca. 30 Videos online habe. Nicht viel, aber es sol­len auf jeden Fall mehr wer­den. Bei Fotolia habe ich über 500 Bilder exklu­siv. Da die­se Bilder teu­rer ver­kauft wer­den, erklärt das auch, war­um die Agentur bei den Umsätzen deut­lich vor­ne liegt.

Umsätze
Wie zu erwar­ten sind mit einer Verdopplung der Bilder auch die Umsätze gestie­gen. Hier wie­der mei­ne Einnahmen des letz­ten Jahres, zum Vergleich die des Vorjahres dahin­ter. Ich habe die Einnahmen der bes­se­ren Vergleichbarkeit hal­ber alle in Euro umge­rech­net, basie­rend auf dem durch­schnitt­li­chen Wechselkurs der letz­ten 12 Monate:

  • istock­pho­to: ca. 1.880 Euro (ca. 540 Euro)
  • Fotolia: ca. 10.900 Euro (ca. 2.600 Euro)
  • Shutterstock: ca. 4.250 Euro (ca. 390 Euro)
  • Dreamstime: ca. 1.120 Euro (ca. 120 Euro)
  • 123rf: ca. 430 Euro (ca. 50 Euro)

Gesamt: 18.580 Euro

Pro Bild habe ich damit im letz­ten Jahr über 9 Euro ver­dient, im Vergleich zu 6 Euro im letz­ten Jahr. Der monat­li­che RPI (Return per Image) lag damit bei 0,75 Euro pro Bild. Wie lässt sich die Steigerung erklä­ren? Vor allem durch fünf Faktoren.

  1. Fast alle Microstock-​Agenturen haben in den letz­ten 12 Monaten ihre Preisstrukturen geän­dert und Preise erhöht.
  2. Dazu kommt, dass zum Beispiel Shutterstock und Dreamstime bei mehr Verkäufen auch mehr Geld pro Download an den Fotografen aus­zah­len, so dass ich selbst bei gleich­blei­ben­den Verkäufen mehr ver­die­ne. Dazu spä­ter mehr.
  3. Im ers­ten Jahr habe ich bei eini­gen Agenturen etwas spä­ter ange­fan­gen, was die Statistik verzerrt.
  4. Es dau­ert oft eini­ge Wochen, bis die Bilder nach dem Hochladen frei­ge­schal­tet und von Käufern gese­hen wer­den. Auch der Entscheidungsprozess der Käufer kann Wochen bis teil­wei­se Monate dau­ern, wes­halb mei­ne ers­ten Microstock-​Monate unter­durch­schnitt­lich erfolg­reich waren.
  5. Einige Käufer kau­fen ger­ne Bildserien, ent­we­der mit den glei­chen Models oder dem glei­chen Look. Je mehr Bilder ich online habe, des­to mehr lohnt es sich für Käufer, in mei­nen ande­ren Bildern zu stö­bern, was zu mehr Verkäufen füh­ren kann.

Auf den Monat gerech­net habe ich allein mit die­sen fünf Agenturen über 1500 Euro pro Monat verdient.

Anreize
Die ver­schie­de­nen Bildagenturen haben unter­schied­li­che Systeme, um Fotografen zu moti­vie­ren und erfolg­rei­che Teilnehmer zu belohnen.

Bei istock­pho­to gibt es ein Ranking-​System, gestaf­felt nach Downloads. Je mehr Verkäufe ein Fotograf hat, des­to höher steigt er im Rang. Das wie­der­um erlaubt den Fotografen, mehr Bilder pro Woche hoch­zu­la­den. Wer exklu­si­ver Fotograf bei istock­pho­to ist, erhält zusätz­lich auch mehr Prozentpunkte des Verkaufspreises. Letztes Jahr bin ich von „Basis“ zu „Bronze“ auf­ge­stie­gen. Vor weni­gen Wochen erst habe ich den „Silber“-Status erreicht. Statt 15 Bildern pro Woche darf ich nun 20 Bilder hoch­la­den. Dieses Limit erklärt auch, war­um ich bei istock­pho­to lei­der nur halb so vie­le Fotos online habe wie bei ande­ren Agenturen.

Fotolia staf­felt das Ranking eben­falls nach Downloads. Mit jeder Ranking-​Stufe gibt es mehr Geld beim Verkauf und der Fotograf kann auf Wunsch höhe­re Verkaufspreise ein­stel­len. Im ers­ten Jahr habe ich es von „Weiß“ über „Bronze“ zu „Silber“ geschafft. Jetzt ste­he ich kurz vor dem „Gold“-Status, den ich spä­tes­tens im August errei­chen soll­te. Dann erhal­te ich statt 31% des Verkaufspreises dann 34%.

Das Anreiz-​System bei Shutterstock ist anders. Anfangs bringt jedes ver­kauf­te Foto dem Fotografen 0,25 US-​Dollar. Wer mehr als 500 US-​Dollar ein­ge­nom­men hat, bekommt danach pro Verkauf 0,33 USD, bei mehr als 3000 USD Umsatz dann 0,36 USD pro Verkauf. Diesen Sprung habe ich im Januar 2010 geschafft und er ist auch einer der Gründe, war­um sich mei­ne Einnahmen bei Shutterstock im Vergleich zum ers­ten Jahr deut­lich ver­bes­sert haben. Noch vor Jahresende soll­te ich ins­ge­samt 10.000 USD Verkaufserlöse dort haben und dann 0,38 USD pro Verkauf bekommen.

Noch einen ande­ren, sehr sym­pa­thi­schen, Weg geht Dreamstime. Je häu­fi­ger ein Foto ver­kauft wur­de, des­to teu­rer wird es. Hatte ich am Ende des ers­ten Jahres erst fünf Bilder im „zwei­ten Level“, sieht es jetzt ganz anders aus. Jedoch wur­de zwi­schen­zeit­lich die Level-​Struktur geän­dert, so dass der direk­te Vergleich kaum mög­lich ist. Jedenfalls habe ich jetzt 17 Fotos im drit­ten Level, 102 Fotos im zwei­ten Level und der Rest ist noch im ers­ten. 65 Bilder brau­chen nur noch einen Verkauf, um in das zwei­te Level aufzurücken.

Ziele
Vor einem Jahr hat­te ich mir Ziele gesetzt, die ich bis heu­te errei­chen woll­te. Zum einen war das, die 2000-​Bilder-​Marke zu über­schrei­ten. Das habe ich – bis auf istock­pho­to – geschafft. Ebenso der Aufstieg in den Ranking-​Stufen ist mir gelun­gen, wenn ich auch bei Fotolia knapp hin­ter­her hin­ke. Die Umsätze von min­des­tens 900 Euro im Monat habe ich immer­hin deut­lich über­trof­fen. Das bedeu­tet, ich soll­te mir neue Ziele setzen.

Am Ende mei­nes drit­ten Jahres im Microstock-​Bereich möch­te ich jeweils min­des­tens 3000 Dateien online haben bei den Agenturen, davon min­des­tens 150 Videos, bei istock­pho­to wür­de ich mich mit der 2000-​Dateien-​Marke zufrie­den geben. Ich will pro Monat min­des­tens 2000 Euro Umsatz mit den fünf genann­ten Bildagenturen erzie­len. Das letz­te Ranking-​Level bei Shutterstock (0,38 USD pro Verkauf) soll­te ich errei­chen, den Smaragd-​Status bei Fotolia und den Gold-​Status bei istock­pho­to. Bei Dreamstime will ich min­des­tens 10 Bilder im vier­ten Level haben, 50 im drit­ten und 200 im zweiten.

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Der Widerspruch zwischen Originalität und Verkäuflichkeit

Immer wie­der heißt es von Bildagenturen und bei Bildkäufern: „Wir wol­len krea­ti­ve und ori­gi­nel­le Bildideen“ oder „Wir suchen ‚ech­te Menschen‘, kei­ne Models“.

Aber wenn ich mir mei­ne Verkäufe anschaue, domi­nie­ren die klas­si­schen Motive: Business-​Leute am Handy, Daumen hoch, Händeschütteln und so wei­ter. Ja, ich ver­kau­fe sogar noch rela­tiv neue Fotos von lachen­den Frauen mit Headset, obwohl jede Microstock-​Agentur davon min­des­tens 10.000 tech­nisch per­fek­te Motive in allen Varianten hat. Da gibt es einen Widerspruch.

In den Kommentaren zu mei­ner Fotosession mit vier jun­gen Frauen klang der Vorwurf an, dass die­se Bilder nicht ori­gi­nell sei­en. Ich zitie­re: „…irgend­wie nur Kopien von Kopien die­se Kopien, oder?“ Vollkommen zutref­fend. Ich wür­de nie behaup­ten, dass ich mit die­sen Fotos die Bildsprache um eine neue Facette berei­chert hätte.

Umso erstaun­ter war ich, dass sich die Fotos bei Fotolia, Dreamstime, BigStock, 123rf (bei Shutterstock sowie­so) usw. teil­wei­se sogar nur weni­ge Stunden nach dem Freischalten ver­kauft haben – mehr­mals. Das ist selbst bei mir nicht üblich.

Ähnliche Beobachtungen macht auch Stephen Gibson in sei­nem lesens­wer­ten Blog-​Beitrag „The Ten Commandments of Microstock Photography“ unter Punkt 6 und in den Kommentaren. Die Käufer suchen immer neu­es Material, aber wenn es hart auf hart kommt, gehen sie lie­ber auf Nummer Sicher und kau­fen die Motive, die schon hun­der­te ande­re Firmen vor ihnen gekauft haben.

Trotz der hän­de­rin­gen­den Appelle der Bildagenturen ist es auch nicht ein­fach, unge­wöhn­li­che Bilder in das Portfolio zu krie­gen. Vor allem bei Microstock-​Agenturen wird bevor­zugt abge­lehnt, was nicht dem typi­schen „In die Kamera lächeln“ ent­spricht. Obiges Foto ist ein Beispiel, aber auch vie­le ande­re Foto, auf denen Dinge – absicht­lich – das Gesicht ver­de­cken, haben viel gerin­ge Chancen, ange­nom­men zu wer­den. Vor eini­gen Wochen tele­fo­nier­te ich mit einem Bildagentur-​Mitarbeiter, der sich Fotos von jubeln­den Menschen wünsch­te – aber von hin­ten auf­ge­nom­men. Das gäbe es kaum. Kein Problem, habe ich umge­setzt. Nur wur­de das Foto über­durch­schnitt­lich oft wegen „gerin­ger Verkaufschancen“ abgelehnt.

Ich ver­mu­te, der Knackpunkt ist fol­gen­der:

Das Bildagentur-​Geschäft ist ein Massenmarkt. Je nied­ri­ger die Preise sind, des­to wich­ti­ger ist es für Fotografen, ein Foto mög­lichst häu­fig zu ver­kau­fen. Die Kunden haben sich an Preise ab ein Euro gewöhnt, was dazu führt, dass auch mehr Bilder ins­ge­samt gekauft wer­den. Für die meis­ten Zwecke fin­den sich auch aus­rei­chend Motive – zahl­rei­che Billigzeitschriften am Kiosk, die aus­schließ­lich mit Fotos aus einem Bilder-​Abo gespeist wer­den, bewei­sen das. Aber wenn dann ein sel­te­nes, ver­rück­tes Bild gesucht wird, fin­den die Käufer es nicht in den Microstock-​Agenturen und ver­lan­gen nach fri­schen, unge­wöhn­li­chen Bildideen – zu Microstock-Preisen.

Dabei ist es manch­mal viel­leicht ein­fa­cher, mit dem gespar­ten Geld einen Auftrag an einen Fotografen zu ver­ge­ben. Die Outtakes wer­den dann an Bildagenturen gelie­fert, dort… ach nein, das gab es ja schon mal.

Was meint ihr? Was sind Eure Erfahrungen mit unge­wöhn­li­chen Bilder und Käuferwünschen?

Der Fotolia-​Fußball-​Workshop im Rückblick

Olé, olé, olé! Deutschland ist im Fußball-​Fieber. Das spie­gelt sich auch im Bildermarkt wie­der. 34 der 50 meist­ver­kauf­tes­ten Bilder bei der Microstock-​Agentur Fotolia haben die­sen Monat die Fußball-​Weltmeisterschaft zum Thema, sei­en es Motive von Bällen, Fans oder der süd­afri­ka­ni­schen Flagge.

Fußballer macht Kopfball

Dieser Bedarf ist ein guter Anlass, den zwei­ten Fotolia-​Workshop unter dem Motto „K(l)ick it like a pro“ zu ver­an­stal­ten. Der ers­te Workshop im Dezember 2009 lief in einem gro­ßen Berliner Fotostudio unter der Leitung des Top-​Microstock-​Fotografen Yuri Arcurs. Am 29.5.2010 war es soweit und Fotolia gab 34 Fotografen die Möglichkeit, in einem Fußball-​Stadion Bilder zum Thema zu machen.

Es gab jedoch vie­le Unterschiede zum ers­ten Shooting. Das fing bei der Teilnahme an. Beim ers­ten Workshop wur­den die 15 Plätze noch im Rahmen eines Gewinnspiels ver­lost, dies­mal gab es mehr als dop­pelt so vie­le Plätze, die für 150 Euro gebucht wer­den konn­ten. Das klingt erst mal viel, ist aber – dazu kom­me ich spä­ter noch – ein Spottpreis. Geleitet wur­de der Fußball-​Workshop vom Berliner Profi-​Fotografen Marc Brinkmeier. Da Brinkmeier vor allem Auftragsarbeiten macht und nur neben­bei für Corbis foto­gra­fiert, war die Herangehensweise ganz anders als bei Arcurs, der ja nur Shootings macht, die ganz genau auf die Bedürfnisse von Bildagenturen zuge­schnit­ten sind.

Marc Brinkmeier vor Moodboard
Marc Brinkmeier vor Moodboard

So erklär­te Brinkmeier am Anfang vor einem Moodboard – eine Wand mit vie­len Bildern zum glei­chen Thema, wel­che zei­gen sol­len, in wel­che Richtung die eige­nen Fotos gehen sol­len – detail­liert an einem fer­ti­gen Foto, wie es ent­stan­den sein könn­te, sowohl bei der Beleuchtung als auch der Umsetzung des Motivs. Im Stadion wur­den drei ver­schie­de­ne Licht-​Setups auf­ge­baut. Einmal ein klas­si­sches Freisteller-​Set vor wei­ßem Hintergrund, ein Set an einem Holztor mit zwei Blitzen als Aufhelllicht und ein Set auf dem Rasen mit einem star­ken 1500-​Watt-​Blitz an einer gro­ßen Octobox, mit dem bei Belieben selbst das Sonnenlicht „weg­ge­blitzt“ wer­den kann. Ausführlich wur­de der Umgang mit Belichtungsmesser und Sinn und Zweck der ver­schie­de­nen Blitze bzw. Reflektoren und Abschatter erklärt.

Ein Model wird als Fan gestylt
Ein Model wird als Fan gestylt

Während es beim ers­ten Workshop vier klar vor­ge­ge­be­ne Motiv-​Sets gab (Freisteller, Küchenszene, Party, Chillout), wur­de dies­mal den Teilnehmern freie Hand gelas­sen. Es waren 20 Models anwe­send, Kinder, Männer, Frauen und Senioren gut gemischt, die alle­samt jedoch Amateur-​Models waren, im Gegensatz zu den Profi-​Models beim ers­ten Workshop. Dazu gab es eine Visagistin und einen Friseur, wel­che die Models auf­hübsch­ten und zwei Stylistinnen, wel­che mit einem Fundus an Fußballkleidung, Fan-​Artikeln und Unmengen an Accessoires bereit­stan­den, um die Models nach den Wünschen der Fotografen zu verwandeln.

Diese Kombination ermög­lich­te den Teilnehmern zum einen eine gro­ße Freiheit bei der Wahl der Motive und es gab kei­nen Mangel an Funkauslösern wie beim ers­ten Workshop. Der Nachteil jedoch war, dass die uner­fah­re­ne­ren Fotografen an vie­len Fronten gleich­zei­tig ler­nen muss­ten: Sie muss­ten ent­schei­den, wel­che Models wie gestylt was dar­stel­len soll­ten, sie muss­ten die­se Anweisungen den unge­üb­te­ren Model ver­ständ­lich machen, sich für einen Lichtaufbau ent­schei­den und die­sen auch beherr­schen und dar­auf ach­ten, dass im Hintergrund kei­ne ande­ren Fotografen ins Bild lau­fen. Frau Doktor beschreibt das anschau­lich in ihrem Blog.

Weiblicher Fußballfan im Stadion

Dass sich der Aufwand lohnt, zeigt jedoch ein Blick in die Galerie der Ergebnisse. Einige Bilder haben sich bereits nach knapp zwei Wochen über 10x ver­kauft. Da die­se Fotos exklu­siv über Fotolia ange­bo­ten wer­den, kann der Startpreis von 1 auf 2 Credits ange­ho­ben wer­den. So haben eini­ge der Teilnehmer schon locker ein Fünftel der Teilnahmegebühr wie­der ein­ge­spielt und Deutschland ist bei der dies­jäh­ri­gen Fußball-​WM noch im Rennen. Und Themen wie Mannschaftsgeist, „rote Karte“ oder juben­de Fans ohne Fußball-​Bezug las­sen sich auch wei­ter­hin gut ver­kau­fen. Ich selbst habe in der ers­ten Woche, nach­dem 25 Bilder von mir – nur ein Teil mei­ner Ausbeute – online waren, über 12 Euro verdient.

Wie zu erwar­ten sind bei den Käufern die belieb­tes­ten Motive jene, wel­che am auf­wän­digs­ten zu rea­li­sie­ren sind. Für die Bilder juben­der Deutschland-​Fans wur­den zum Abschluss des Workshops alle Models noch mal in die Maske geschickt und dann auf der Tribüne pos­tiert. Zwanzig Models zu cas­ten, zu schmin­ken und zu pos­tie­ren ist ein Aufwand, den kaum ein Fotograf betreibt, wes­halb sol­che Bilder mit Model-​Release (!) sehr sel­ten sind. Das zeigt sich in den Verkäufen.

Das obere Model in Aktion
Das obe­re Model in Aktion

In der oben ver­link­ten Galerie zeigt sich auch, dass bei glei­chen Models und ähn­li­chen Settings tech­nisch ganz ver­schie­de­ne Bilder ent­ste­hen. Damit mei­ne ich den Umgang mit Weißabgleich, Tonwertkurven, Kontrast und Sättigung. Während des Workshops bot Fotolia hier die Hilfe von erfah­re­nen Photoshop-​Experten an, die mit kom­plet­ten Workstations bereit stan­den, um RAWs zu kon­ver­tie­ren und Fotos zu retu­schie­ren. Angesichts der Verlockung frei­lau­fen­der Models wur­de die­ser Service jedoch kaum genutzt.

Einen guten Eindruck über die Atmosphäre beim Workshop ver­schafft die­ses YouTube-​Video, bei dem ihr mir ab Minute 7:20 auch kurz bei der Arbeit zuschau­en könnt: