Archiv der Kategorie: Bildagenturen

Das Henne-​Ei-​Problem neuer Bildagenturen aus zwei Sichtweisen

Es gibt unzäh­li­ge Bildagenturen, über die Fotografen ihre Fotos ver­kau­fen kön­nen. Allein im Microstock-​Bereich lis­tet die Microstockgroup neben den vier gro­ßen Agenturen Shutterstock, Fotolia, Dreamstime und iStockphoto 41 wei­te­re auf und selbst das deckt nicht alles ab. Dazu kom­men noch min­des­tens eben­so­vie­le Macrostock-​Bildagenturen, allen vor­an Getty Images und Corbis und etli­che Nischenagenturen, die sich mehr oder min­der bequem auf spe­zi­el­le Themen konzentrieren.


Bei die­ser Auswahl an Bildagenturen ist klar: Es gibt deut­lich mehr Agenturen als sie von Käufern benö­tigt wür­den, das glei­che gilt für die Bilder und Motive selbst. Wenn eine neue Bildagentur ver­sucht, in die­sen über­sät­tig­ten Markt ein­zu­drin­gen, steht sie des­halb vor meh­re­ren Problemen, die alle mit­ein­an­der ver­zahnt sind und gebün­delt als das „Henne-Ei“-Problem bezeich­net wer­den können.

Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei? Jede neue Firma braucht etwas, was sie ver­kau­fen kann: Produkte, Dienstleistungen, Inhalte. Bei Bildagenturen sind die­se Produkte Fotos, Bilder, Vekoren, Illustrationen und so wei­ter. Jeder Fotograf gibt sei­ne Bilder ger­ne einer Agentur, wel­che vie­le Verkäufe erzie­len kann, da so auch immer der Fotograf ver­dient. Diese Verkäufe kann eine Agentur nur gene­rie­ren, wenn die Kunden das pas­sen­de Bild fin­den. Ohne Bilder kei­ne Verkäufe, ohne Verkäufe kei­ne Bilder. Das klas­si­sche „Henne-Ei“-Problem.

Für neue Bildagenturen gibt es des­halb ver­schie­de­ne Wege, sich auf dem Markt zu eta­blie­ren und neu­es Material anzu­wer­ben, die jedoch immer stei­nig sind. Wir wol­len die­se sowohl aus der Sicht der Agenturen als auch der Bildlieferanten betrachten.

Ein sehr ein­fa­cher Weg ist die Nutzung von API-​Material. API steht für „Application Programming Interface“ und ist die Abkürzung für eine stan­da­ri­sier­te Schnittstelle zum Datenaustausch zwi­schen ver­schie­de­nen Programmen und im Bildermarkt auch Firmen. Fotolia bie­tet bei­spiels­wei­se APIs für ver­schie­de­ne Zwecke an. Eine neue Agentur könn­te die Bilder einer eta­blier­ten Bildagentur mit­tels einer API-​Schnittstelle bequem über­neh­men und hät­te auf einen Schlag Millionen Bilder im Angebot. Der gro­ße Nachteil dar­an ist, dass dar­an vor allem die eta­blier­te Bildagentur ver­dient. Das ist gut und bequem für die Fotografen, weil sie im Grunde nichts tun müs­sen, kann jedoch zu einer unkon­trol­lier­ba­ren Verbreitung der Bilder füh­ren. So gesche­hen bei Pixmac, die zudem mit Zuordnungsproblemen und Abrechnungsschwierigkeiten zu kämp­fen hat­ten, wes­halb Fotolia und Dreamstime der Agentur die API-​Nutzung unter­sag­ten.

Der zwei­te Weg zeigt eben­falls gut das „Henne-Ei“-Problem. Neue Agenturen sind ger­ne ver­sucht, über den nied­rigs­ten Preis Kunden zu gewin­nen. Das ist im Microstock-​Bereich zwar schwer, aber Firmen wie Canstock oder Depositphotos haben gezeigt, dass auch die­se Preise unter­bo­ten wer­den kön­nen. Wer als Agentur jedoch über den Preis in den Markt ein­drin­gen will, wird Probleme haben, schnell genü­gend gute Bilder zu bekom­men, da Fotografen, die rech­nen kön­nen, schnell mer­ken, dass sie einer­seits noch weni­ger ver­die­nen als bei den eta­blier­ten Agenturen und ande­rer­seits Kunden von eta­blier­ten Agenturen zu den Billig-​Newcomern abwan­dern, was län­ger­fris­tig eben­falls die eige­nen Umsätze schmä­lert. Als Microstock-​Agenturen Mitte der 1990er Jahre den Bildermarkt umkrem­pel­ten, gab es preis­lich noch einen gro­ßen Spielraum nach unten, der tat­säch­lich dazu führ­te, dass der Markt erst für neue Kunden geöff­net wur­de, die sich vor­her schlicht kein gekauf­tes Bild leis­ten konn­ten. Die Feilscherei um eini­ge Cent bei neu­en Microstock-​Agenturen oder, noch schlim­mer, bei Abo-​Paketen bringt aber kei­ne Neukunden, son­dern gewährt nur bestehen­den Marktteilnehmern einen Rabatt auf Kosten der Bildlieferanten.

Der nächs­te Weg scheint sehr glän­zend, zumin­dest für die Fotografen. Einige neue Bildagenturen neh­men viel Geld in die Hand und bezah­len anfangs für jedes Bild eine „Upload-​Prämie“, um so schnell ihren Bildbestand zu ver­meh­ren. das hat­ten sowohl Veer als auch Polylooks 2010 gemacht, die einen erfolg­reich, die ande­ren nicht. Diese Strategie führt zwar rela­tiv sicher zu vie­len Bildern, ist aber logi­scher­wei­se sehr teu­er, wes­halb vor allem neue Agenturen das nur schwer stem­men können.

Mindestens eben­so teu­er, aber dafür von der finan­zi­el­len Belastung bes­ser ver­teilt ist das Versprechen hoher Fotografen-​Kommissionen. Neue Agenturen wer­ben ger­ne mit 50% oder mehr Fotografenanteil, die aber nur dann fäl­lig wer­den, wenn tat­säch­lich Bilder ver­kauft wer­den. Insofern ist das anfangs eine risi­ko­ar­me Variante für neue Bildagenturen, aber falls wider Erwarten die neue Bildagentur sich doch auf dem Markt behaup­ten kann, wird sie die hohen Kommissionen schnell leid wer­den, weil sie im Gegensatz zur kurz­fris­ti­gen Belastung durch zeit­lich begrenz­te Upload-​Prämien lang­fris­tig den Agentur-​Gewinn schmä­lern. Deshalb haben fast alle Bildagenturen im Laufe ihrer Geschichte die Fotografenanteile gekürzt. Eine Agentur, die durch­schnitt­lich Anteile erhöht hat, ist mir nicht bekannt. Selbst Versprechen neu­er Agenturen, die Kommissionen wür­den für immer gleich blei­ben, neh­me ich mitt­ler­wei­le nicht mehr ernst.

Lohnt es sich für Fotografen des­halb über­haupt, Zeit in neue Bildagenturen zu inves­tie­ren? Neue Agenturen behaup­ten oft, wei­te­re Spieler im Feld wür­den mehr Fairness und bes­se­re Umsätze brin­gen. Der Bildermarkt ist jedoch kein Nachfragemarkt, son­dern ein Angebotsmarkt, das heißt, es müs­sen vor allem die Käufer zufrie­den gestellt wer­den, durch gute Qualität und nied­ri­ge Preise, wäh­rend die Lieferanten (Fotografen) kaum Ansprüche stel­len kön­nen. Deshalb sor­gen neue Bildagenturen meist auch nur für mehr Arbeit bei den Fotografen durch das Hochladen und die Bildkontrolle, wäh­rend der Konkurrenzkampf här­ter wird und damit die Preise mit jeder neu­en Agentur eher sin­ken. Das führt dann wie­der zu sin­ken­den Fotografenhonoraren.

Mit ca. zehn Microstock-​Agenturen, die sich dann durch ver­schie­de­ne Stärken wie exklu­si­ve Inhalte, viel Auswahl, nied­ri­ger Preis, Service und hohe Qualität unter­schie­den, wäre der Bildermarkt sicher aus­rei­chend bedient.

Wie seht ihr das? Brauchen Fotografen noch neue Bildagenturen oder soll­ten eher eini­ge lei­se ver­schwin­den? Und was soll­ten die Kriterien sein?

Emails bei Fotografen-​Bewerbung für Shutterstock verstehen

Wer sich als Fotograf bei der Bildagentur Shutterstock* bewirbt, muss zuerst durch ein Auswahlverfahren. Das ist nicht immer ganz ein­deu­tig, wie mir eini­ge Mails zei­gen von Fotografen, die sich über hohe Ablehnungen wun­dern. Shutterstock ver­langt, dass der Fotograf zehn Bilder ein­sen­den muss, von denen min­des­tens sie­ben Fotos akzep­tiert wer­den müs­sen, damit er bei Shutterstock hoch­la­den darf. Die Email, wel­che über die Annahmen und Ablehnungen der Bewerbungsbilder infor­miert, ist lei­der etwas ver­wir­rend, des­we­gen hier eine kur­ze Erklärung:

Von den geschick­ten zehn Bildern müs­sen sie­ben oder mehr ange­nom­men wer­den. Wenn jedoch weni­ger als sie­ben Fotos akzep­tiert wur­den, steht neben jedem Foto „not appro­ved“. Das bedeu­tet jedoch nur, dass die Bewerbung ins­ge­samt noch kei­nen Erfolg hat­te. Erst die letz­te Spalte, in der ent­we­der „7 of 10 must be appro­ved“ oder eine ande­re Meldung steht, ver­rät, ob das Bild ange­nom­men wur­de oder nicht. Bei „7 of 10 must be appro­ved“ wur­de das Bild ange­nom­men, bei ande­ren Meldungen wie „Noise“, „Focus“ oder „Poor Lighting“ sind das die Ablehnungsgründe, wes­halb die Fotos nicht akzep­tiert wurden.

Update: Da es eini­ge Unklarheiten gab, noch mal zur Klarstellung: Es müs­sen min­des­tens 7 von 10 Bewerbungsfotos akzep­tiert wer­den, damit die Bewerbung erfolg­reich ist. Wenn weni­ger Fotos akzep­tiert wer­den (die akzep­tier­ten Fotos erkennt man an der letz­ten Spalt, in der dann „7 of 10 must be appro­ved“ steht), wer­den die­se bei der ers­ten Bewerbung nicht ange­nom­men, kön­nen aber bei der zwei­ten Bewerbung wie­der mit­ge­schickt wer­den. Details auch in den Kommentaren unter dem Artikel.

Gesamt kann das dann so aussehen:

Bei der gezeig­ten Mail wur­den also 6 von 10 Bildern ange­nom­men, wes­halb die Bewerbung als Ganzes nicht erfolg­reich war. Aber der Fotograf kann beim nächs­ten Versuch die sechs ange­nom­me­nen Bilder noch mal schi­cken und vier zusätz­li­che neue Motive mit­lie­fern. Da die Annahmen und Ablehnungen jedoch je nach Bildredakteur sub­jek­tiv sein kön­nen, kann es pas­sie­ren, dass beim zwei­ten Versuch auch von den zuvor ange­nom­me­nen Bildern eini­ge abge­lehnt werden.

Ein wei­te­rer häu­fi­ger Fehler ist, dass nicht genau 10 Fotos hoch­ge­la­den wer­den, son­dern nur neun oder mehr als zehn.

Wie oft muss­tet ihr euch bewer­ben, um von Shutterstock als Fotograf akzep­tiert zu werden?

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Neue Ablehnungsquoten von Bildagenturen (mit kleiner Verlosung)

Vor fast genau drei Jahren hat­te ich hier im Blog ana­ly­siert, wie häu­fig Bildagenturen Fotos ablehnen.

Das habe ich wie­der­holt, um zu sehen, ob es Änderungen bei den Ablehnungsquoten gege­ben hat. Ich habe 60 Fotos, die ich wäh­rend eines Wanderurlaubs gemacht habe, bei zwölf Bildagenturen hoch­ge­la­den und mir die abge­lehn­ten und ange­nom­me­nen Bilder in einer Kreuztabelle mar­kiert. Das Ganze sieht dann so aus:


Längs sind die 60 ver­schie­de­nen Bilder, quer die zwölf ver­schie­de­nen Agenturen mar­kiert. Grüne Bilder wur­den ange­nom­men, rote wur­den abge­lehnt. Auf den ers­ten Blick ist deut­lich zu sehen, dass es kein Schema gibt. Vier Agenturen leh­nen fast alles ab, vier Agenturen neh­men fast alles an und vier Agenturen leh­nen ca. die Hälfte ab. Sichtbar ist auch, dass aber Agenturen, die fast alles ableh­nen, trotz­dem Bilder anneh­men, wel­che die „durch­wink­freu­di­gen“ Agenturen abge­lehnt haben.

Im Durchschnitt nahm jede Agentur 34,5 Bilder von den 60 Fotos an. Oder anders­rum: Jedes Foto wird bei 6,9 der 12 Agenturen ange­bo­ten. Das heißt auch, dass mein Fazit vom letz­ten Mal gleich bleibt: Ob ein Foto ange­nom­men wird oder nicht, bleibt mehr oder weni­ger Zufall. Man könn­te auch dar­um wür­feln. Das ist kein Scherz. Hier die Übersicht, wie häu­fig ein Foto von einer Bildagentur ange­nom­men wurde.

Die Grafik sieht einer ande­ren Grafik mehr als ähn­lich, wel­che die Wahrscheinlichkeit zeigt, wie häu­fig bestimm­te Zahlen mit zwei Würfeln erzielt werden:

Mit ande­ren Worten: Um zu ent­schei­den, wie häu­fig eins der 60 Fotos von einer Bildagentur ange­nom­men wer­den wird, hät­te man genau­so wür­feln kön­nen statt sich die Motive anzuschauen.

Warum ist das so?

Wie beim letz­ten Mal auch heu­te mein Hinweis: Wer nor­ma­ler­wei­se eine Annahmequote von ca. 50% hat, kann als pro­fes­sio­nel­ler Stockfotograf nicht erfolg­reich sein. Normalerweise habe ich mit mei­nen Bildern auch eine Annahmequote von 95% oder mehr. Der Unterschied ist ganz ein­fach: Sonst mache ich Fotos mit einer strik­ten Fokussierung auf die spä­te­re Verkäuflichkeit. Beim Wanderurlaub war das anders­rum. Wir haben nicht dort ange­hal­ten oder gezel­tet, wo ich Fotos machen woll­te, son­dern wo wir ange­hal­ten haben, haben ich Fotos gemacht. Die kom­mer­zi­el­le Verwertbarkeit mei­ner Fotos habe ich dem Gruppenziel, eine schö­ne Wanderung zu haben, unter­ge­ord­net. Diese Erkenntnis ist beson­ders für die Hobbyfotografen inter­es­sant, wel­che neben­bei beim Spaziergang paar schö­ne Fotos machen und dann hof­fen, die­se gut ver­kau­fen zu kön­nen. Dann wird die Annahme bei Bildagenturen zum Glücksspiel. Wer sich jedoch vor dem Fotografieren über­legt, wel­che Motive gefragt sein könn­ten und die­se dann gezielt zu foto­gra­fie­ren sucht, wird mehr Erfolg haben.

Die Verlosung

Wer will, kann das gleich üben:


Auf der Zusammenstellung seht ihr sechs der 60 Fotos, die ich hoch­ge­la­den hat­te. Drei davon wur­den am häu­figs­ten ange­nom­men, drei davon wur­den am meis­ten abge­lehnt. Könnt ihr die­se Bilder zuordnen?

Damit es etwas lus­ti­ger wird, bekommt der­je­ni­ge, der als ers­ter rich­tig liegt, die­se deko­ra­ti­ven Türspion-​Sticker in Kameraform* von mir geschenkt. Schreibt ein­fach eure Kombinationen in die Kommentare. Kleine Hürde: Damit es nicht zu ein­fach wird, müsst ihr auch das Bild rich­tig nen­nen, wel­ches als ein­zi­ges von 11 der 12 Agenturen ange­nom­men wurde.

Ich bin gespannt, wie lan­ge es dau­ert, bis jemand rich­tig liegt.

Update: Die Auflösung fin­det ihr jetzt hier.
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Sensible Fotonutzungen bei Shutterstock erlauben oder nicht?

Vorgestern hat die Bildagentur Shutterstock eine neue Lizenz ein­ge­führt, die soge­nann­te „sen­si­ti­ve use“ Lizenz. Die voll­stän­di­gen Details zur Einführung ste­hen in einer FAQ auf der Shutterstock-​Seite.

Diese erlaubt es Bildkäufern, Fotos zur Bebilderung „heik­ler“ Themen zu benut­zen, wie Wahlwerbung, medi­zi­ni­sche Werbung oder zu Themen wie Armut, Drogenmissbrauch, Diskriminierung, Rassismus und so wei­ter. Shutterstock  behaup­tet zwar, dass eini­ge „direk­te Konkurrenzen“ sol­che sen­si­blen Nutzungen schon erlau­ben wür­den, aber in die­ser Übersicht zu ver­bo­te­nen Nutzungen wird deut­lich, dass vie­le ande­re Bildagenturen genau wie bis­her Shutterstock die­se heik­len Nutzungen eher verbieten.

Beispiel für eine Fotonutzung, die mit einer „sen­si­ti­ve use“ Lizenz erlaubt sein könn­te. Quelle: www.methproject.org

Wenn Bilder mit einer „sen­si­ti­ve use“ Lizenz benutzt wer­den, dür­fen sie laut Shutterstock trotz­dem nicht­für Tabakwerbung genutzt wer­den, in por­no­gra­fi­schen Materialien oder zur Bewerbung von „Erwachsenenclubs“ (umgangs­sprach­lich auch Bordelle und Strip-​Clubs genannt) oder für Escort-​Seiten, Dating-​Seiten und ähn­li­che Dienste. Außerdem müs­sen die Bildkäufer im Rahmen der „sen­si­ti­ve use“ Lizenz dar­auf hin­wei­sen, dass das Bild nur ein Model dar­stellt und zur Illustration dient. In Zeitschriften steht dann manch­mal unter Bildern z. B. „Szenen mit Models nachgestellt“.

Wenn Tabakwerbung, Pornografie und Dating-​Werbung wei­ter­hin unter­sagt ist, was wäre dann mit die­ser neu­en Lizenz erlaubt, was bis­her nicht erlaubt ist?

Die bei­den wich­tigs­ten Themen wären sicher poli­ti­sche Werbung und medi­zi­ni­sche Werbung.

Hier mal eini­ge Beispiele, was dar­un­ter fal­len könnte:

  • Foto wird von einer Partei zur Wahlwerbung benutzt.
  • Foto wird zur Werbung für Herpes-​Medikament benutzt.
  • Bild wird auf einer Kondom-​Packung abgedruckt.
  • Foto stellt die Models als Drogennutzer dar.
  • Bild sug­giert, dass das Model eine Geschlechtskrankheit habe.
  • Bild deu­tet an, dass die gezeig­te Person an Krebs, Blasenschwäche oder einer psy­chi­schen Erkrankung leidet.
  • Foto wird von einer Bürgerinitiative gegen einen Moscheebau in Deutschland genutzt.
  • Bild sug­giert, dass das Model seit Jahren Schlankheitspillen der Marke XY benutzt.
  • Foto wird als Werbung für Brustvergrößerungen gezeigt.

Als Honorar für eine sol­che Nutzung soll „bis zu“ 75 US-​Dollar gezahlt wer­den. Die Untergrenze wur­de von Shutterstock lei­der nicht genannt.


Standardmäßig ist die neue Lizenz für alle Fotografen auto­ma­tisch aktiv. Fairerweise bie­tet Shutterstock an, dass Fotografen die­se Funktion manu­ell deak­ti­vie­ren kön­nen. Dazu muss auf die­ser Einstellungsseite bei „Allow my images to be licen­sed for sen­si­ti­ve uses“ auf „Opt-​Out“ geklickt wer­den. Wer bis zum 1. März 2012 die Einstellung nicht ändert, der gibt sei­ne Bilder auto­ma­tisch für die neue Nutzung frei, eine spä­te­re Änderung ist aber noch möglich.

Die span­nen­de Frage für Fotografen ist nun:

Sollte ich „sensitive use“ Lizenzen erlauben oder nicht?

In Kurzform mein Tipp: Nein.

Warum? Zum einen ist es etwas unprak­tisch, dass Fotografen nur wäh­len kön­nen, ob das kom­plet­te Portfolio frei­ge­ge­ben wird oder nicht. Viele Fotografen hät­ten kei­ne Probleme damit, ein­zel­ne Bilder frei­zu­ge­ben. Zum Beispiel wür­de ich pro­blem­los Stillleben oder Nahaufnahmen von Händen frei­ge­ben. Aber wenn wir rea­lis­tisch sind, wol­len die meis­ten Bildkäufer für die­se heik­len Themen eben Personenfotos.

Ich spre­che hier aus Erfahrung. Zum einen wur­de erst kürz­lich eins mei­ner Shutterstock-​Fotos uner­laubt für Wahlkampfwerbung benutzt, zum ande­ren fra­gen ab und zu Bildagenturen bei mir an, ob ein Bildkäufer ein bestimm­tes Foto für sen­si­ble Themen nut­zen darf, zum Beispiel dass ein Model als Krebs-​Patient dar­ge­stellt wird oder dass es eine bestimm­te Schlankheitskur erfolg­reich aus­pro­biert habe. Ich fra­ge dann mei­ne Models, ob sie mit der kon­kre­ten Nutzung ein­ver­stan­den sind. Mal sind sie es, manch­mal aber auch nicht. Neulich sprach ich mit einem bekann­ten Stockfotografen, der eini­ge Fotos von einem erkenn­ba­ren Modell hin­ter Gittern gemacht hat­te. Er erzähl­te, dass er vie­le unan­ge­neh­me Bildnutzungen mit dem Foto gese­hen habe und er das Foto des­halb heu­te nicht noch mal machen würde.

Deshalb rate ich vor allem Fotografen, die vie­le Personenaufnahmen machen, die­se Funktion zu deak­ti­vie­ren, ganz beson­ders, wenn sie Fotos von Minderjährigen im Portfolio haben. Denn selbst wenn der Fotograf einer heik­len Nutzung zustim­men soll­te, bedeu­tet das noch lan­ge nicht, dass das Model damit ein­ver­stan­den wäre. Das könn­te dazu füh­ren, dass Models nicht mehr mit dem Fotografen arbei­ten oder im schlimms­ten Fall eine Klage nach sich ziehen.

Während vie­le „heik­le“ Themen sicher für alle Seiten unpro­ble­ma­tisch wären, zeigt die aktu­el­le Werbekampagne von methproject.org, wie schnell Werbung unan­ge­nehm für die abge­bil­de­ten Models sein kann. Stellt euch als Fotograf nur mal vor, die gezeig­ten Bilder mit Titeln „Junkie“, „Prostitute“ oder „Death“ wären von euch. Was wür­den eure Models davon halten?

Dass die­se heik­len Themen jedoch bei Bildkäufern gefragt sind, zeigt der aktu­el­le Aufruf von Alamy, der Fotografen auf­for­dert, mehr Bilder zu kri­ti­schen Themen Vergewaltigung, Arbeitslosigkeit, Komasaufen oder Obdachlosigkeit zu machen. Deshalb kann es für Fotografen schon lukra­tiv sein, pas­sen­de Motive zu erstel­len. Aber zum einen soll­te der Fotograf dann dar­auf ach­ten, dass die Models auf den Bildern nicht erkannt wer­den kön­nen und zum ande­ren soll­te er sich die Nutzung gut bezah­len lassen.

Shutterstocks Vorpreschen zeigt nur, dass auch die Bildkäufer, die bis­her gewohnt waren, für heik­le Fotos deut­lich mehr Geld aus­zu­ge­ben, immer häu­fi­ger ver­su­chen, auch hier die Preise zu drücken.

Die meistverkauften Fotos bei Fotolia in 2011

Nachdem ich schon die Bestseller 2011 von istock­pho­to vor­ge­stellt hat­te, hat auch die Microstock-​Bildagentur Fotolia Anfang die­sen Jahres geschaut, wel­che ihrer Bilder sie im vori­gen Jahr am meis­ten ver­kauft hat.

Hier die drei Bilder, wel­che welt­weit am meis­ten ver­kauft wur­den, sor­tiert nach Häufigkeit der Downloads:

1. Platz: © Yuri Arcurs – Fotolia.com (Dänemark) (3749 Downloads)
2. Platz: © arti­cu­la­tor – Fotolia.com (Ungarn) – (3662 Downloads)
3. Platz: © ites­tro – fotolia.com (Italien) (3271 Downloads)

Im deutsch­spra­chi­gen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) waren 2011 fast die glei­chen Bilder beliebt.

Die lachen­de Frau von Yuri Arcurs erziel­te hier 1397 Downloads, auf dem zwei­ten Platz folgt die­ses Geschenke-​Bild mit 1220 Downloads

© Mikhail Mishchenko – fotolia.com (Russland)

und auf dem drit­ten Platz lan­de­te wie­der das Touch-​Screen-​Bild von ites­tro mit 1126 Downloads.

Einige Rechenspiele

Die drei best­ver­kauf­tes­ten Bilder bei Fotolia 2011 haben zusam­men 10682 Downloads erzielt. Die drei bes­ten Bilder wur­den 2011 im deutsch­spra­chi­gen Raum 3743 Mal ver­kauft. Das bedeu­tet hoch­ge­rech­net, dass Deutschland für über ein Drittel der Fotoverkäufe ver­ant­wort­lich ist. Das mag bei ande­ren Agenturen etwas anders sein, aber die­se Zahl zeigt sehr deut­lich, wie wich­tig Deutschland in der Stockfotografie-​Branche ist.

Nicht ganz so offen­sicht­lich, aber eben­so inter­es­sant ist ein ande­rer Zahlenvergleich: Vor zwei Jahren haben Fotolia und istock­pho­to eben­falls ihre Bestseller und deren Verkaufszahlen ver­öf­fent­licht. Fotolia gab an, dass damals die Top 3 knapp 10.000 Downloads erzie­len konn­ten, das bedeu­tet eine leich­te Steigerung. istock­pho­to hin­ge­gen erziel­te 2009 mit den drei bes­ten Bildern fast 20.000 Downloads. Letztes Jahr schaff­ten die Top 3 aber „nur“ noch ca. 13.000 Downloads (opti­mis­tisch gerundet).

Auch auf­fäl­lig ist, dass bei bei­den Agenturen vor zwei Jahren ganz ande­re Bilder die Nase vorn hat­ten als dies­mal. Anhand der Dateinummern kann man ganz gut erken­nen, dass letz­tes Jahr ziem­lich neue Fotos zu Bestsellern wur­den. Das spricht dafür, dass es sich immer noch loh­nen kann, fri­sches Material für die Agenturen zu produzieren.

Mein Bestseller bei Fotolia 2011

Als ich letz­tes Mal mei­nen Bestseller bei istock­pho­to für 2011 vor­ge­stellt hat­te, gab es ver­wun­der­te Kommentare ob der gerin­gen Umsätze, die ich damit erzielt habe. Bei Fotolia sah das 2011 ganz anders aus. Mit 1087 Downloads erziel­te die­ses eher schlich­te Foto von vie­len hoch­ge­streck­ten Daumen bei mir einen Umsatzrekord von knapp 2000 Euro:


Das Foto hat­te ich im Juni 2010 hoch­ge­la­den und seit­dem hat es eine beacht­li­che Karriere hin­ge­legt. Bei Stock Performer sieht die Entwicklung des Bildes gra­fisch so aus: (die rote Linie zeigt die Downloads, die blau­en Balken die Umsätze in Dollar)



Was waren 2011 eure Bestseller bei Fotolia?