Wer als Fotograf mit einer Bildagentur zusammenarbeiten will, möchte eine Bildagentur, die langfristig am Markt Erfolg hat. Das ist dann der Fall, wenn die Kunden mit der Agentur zufrieden sind.
Von der Kundenseite aus gibt es drei Kriterien, die dafür sorgen, dass eine Bildagentur über lange Zeit hinweg viel verdient und damit auch den Lieferanten Einnahmen verschafft.

1. Die Inhalte
Die schönste Webseite nützt nichts, wenn nicht das passende Bild oder Video vorhanden ist, was der Kunde haben möchte. Um im Bildermarkt erfolgreich zu sein, werden mehrere zigtausend Fotos benötigt, bevor überhaupt auf Kundensuche gegangen werden kann. Das ist mittlerweile die größte Einstiegshürde in den Markt, da es für die Fotografen genug andere – auch erfolgreiche – Agenturen gibt, die deren Fotos gerne nehmen. Neue Bildagenturen können deshalb nur genügend Inhalte generieren, wenn das Angebot an die Fotografen lukrativ genug ist.
Die Bildagentur Zoonar beispielsweise bietet den Fotografen bis zu 80% Umsatzbeteiligung. Oder kurz nachdem Fotolia ihre Lieferanten um Einsendung von Stock-Videos gebeten hat, erhöhte der Konkurrent istockphoto das Upload-Limit für Videos, mit dem sie sonst versuchen, die Anzahl der gelieferten Videos zu begrenzen.
Wer sehen möchte, wie eine Bildagentur bestückt ist, sollte sich angewöhnen, bei jeder Agentur nach den gleichen Suchbegriffen zu suchen. Einmal eine Kombination, die in der Regel viele Treffer verspricht, wie z.B. „Frau Freude“ oder „Weihnachten“ und einmal ein Suchwort, welches seltener zu Treffern führt, wie z.B. „Planierraupe“ oder „Sauerstoffflasche“. Wer das regelmäßig macht, wird anhand der Suchergebnisse schnell ein Gefühl dafür bekommen, ob es sich lohnt, mit dieser Agentur zusammenzuarbeiten.
Neben der puren Menge an Inhalten ist auch die Qualität und die Exklusivität wichtig. Wenn das Motiv passt, aber das Bild nicht groß genug gedruckt werden kann, wenden sich Kunden enttäuscht ab. Wenn bei Agentur XY nur Fotos zu finden sind, die der Kunde schon von Agentur Z kennt, wird er dort nicht länger suchen.
2. Die Suche
Die Inhalte bringen einer Agentur nichts, wenn die Kunden diese nicht finden. Da viele Agenturen mittlerweile Fotos im Millionenbereich horten, wird es immer wichtiger, zu entscheiden, nach welcher Methode die Bilder angezeigt werden. Sollen die neusten nach vorne? Die meistverkauften? Eine Kombination aus beidem? Da es für Bildkäufer genauso frustrierend ist, zu wenig Auswahl zu haben wie sich durch hunderte nicht relevanter Fotos klicken zu müssen, ist die richtige Balance entscheidend.
Spitzenreiter auf diesem Gebiet ist momentan Getty Images mit ihrem „kontrollierten Vokabular“. Bildkäufer können dort in der Regel mit höchstens 2–3 Suchbegriffen ein Foto finden, was sehr genau ihren Vorstellungen entspricht. Die einzigen beiden Nachteil dieser Methode sind, dass die Kunden erstens die Benutzung etwas „trainieren“ müssen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Darum bietet Getty Images eine fast 20seitige PDF mit Suchtipps. Zweitens ist das kontrollierte Vokabular auch einengend, vor allem, wenn es um sehr präzise Unterscheidungen geht, z.B. zwischen einem Traktor mit Ackerwalze bzw. Glattwalze.
In naher Zukunft könnte die Bildsuche jedoch durch Systeme revolutioniert werden, welche Fotos aufgrund der Ähnlichkeit mit anderen Fotos gruppieren. In dieser Richtung wird fleißig geforscht. Erste Ergebnisse sind der ImageSorter (sortiert große Bildmengen nach Farbe), Retrievr (sucht Flickr-Bilder, die der eigenen Skizze oder dem eigenen Foto ähneln) oder ImageSearch von IBM (erkennt Gesichter in Fotos). Eine Einleitung in die verschiedenen Methoden der Bildersuche gibt es hier.
3. Die Preise
Die gefunden Fotos bringen einem Kunden nichts, wenn er sie sich nicht leisten kann. Der Preis von Bildern einer Agentur ist demnach ebenfalls einer der drei wichtigen Kriterien für den Erfolg einer Bildagentur. Dass „billig“ sich gut verkauft, hat vor allem der Erfolg der Microstock-Bildagenturen in den letzten Jahren gezeigt. Als Reaktion darauf haben viele etablierte Anbieter ebenfalls ihre Preise gesenkt, wenn manchmal auch nur für die „Web-Auflösung“.
Doch nicht nur die Höhe des Preises ist entscheidend für den Erfolg einer Bildagentur, sondern auch, wie einfach oder kompliziert das Preismodell ist. Urprünglich war die Einführung von „royalty free“-Lizenzen eine Reaktion auf die komplizierte Lizenzierung von „rights managed“-Bildern. 1x zahlen, immer nutzen, egal für was, war die Devise. Später kamen aber immer mehr Einschränkungen hinzu. So muss sich heute z.B. ein Käufer bei Fotolia zwischen 40 verschiedenen Preispunkten entscheiden, je nachdem, welches Foto und welche Dateigröße er sucht und ob er eine „erweiterte Lizenz“ braucht.
Die Mischung macht’s
Wie bei vielen anderen Theorien auch ist der Zusammenhang zwischen Erfolg und einem der Kriterien nicht monokausal. Wer Erfolg haben will, braucht ein gelungenes Zusammenspiel der drei Kriterien Inhalte, Suche und Preise. Wer beispielsweise eine sehr gelungene Suchfunktion hat, braucht weniger Bilder im Archiv. Zusätzlich gibt es auch noch andere Faktoren, die zum Erfolg von Bildagenturen beitragen können. Dazu gehört beispielsweise der Service, angebotene Zahlungsmethoden und die Bekanntheit, welche durch Werbung und Marketing erreicht wird.
Nun zu Euch: Worauf achtet ihr, wenn ihr bei einer Bildagentur einkauft?
