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Muskelspiele im Gesicht

Letzte Woche hat­te ich wie­der ein männ­li­ches Model im Studio. Ich hat­te Stefan über ein Modelforum im Internet ent­deckt und gese­hen, dass er schon mal mit einem Kollegen von mir gear­bei­tet hat­te. Ich schrieb den Fotografen an und frag­te, ob er mir das Model emp­feh­len kön­ne. Er bejah­te aus­drück­lich und nach unse­rem Shooting kann ich mich sei­ner Empfehlung nur anschlie­ßen. Stefan ist sehr abwechs­lungs­reich und liebt es, Grimassen zu zie­hen. Eine gute Voraussetzung für Stockfotografie, bei der es weni­ger dar­um geht, die Coolness von Modefotos zu imi­tie­ren, son­dern Lebensfreude zu visualisieren.

stefan_collage_klein

Die meis­ten Fotos waren Businessbilder, da die­se sich immer gut ver­kau­fen. Passend zur Finanzkrise gab es jedoch paar Motive.

Sichere Geldanlage
Notizen im Gesicht
Warnung auf dem Bau
Expander nutzen
Fußball-Fan

Mit dem Fußball und der Deutschland-​Fahne habe ich schon die jubeln­den Fans für die Fußball-​WM im nächs­ten Jahr abgedeckt.

Am Ende des Shootings fra­ge ich die Models meist, ob es noch irgend­wel­che Fotos gibt, die sie ger­ne von sich haben möch­ten, z.B. in ihren Lieblingsklamotten oder in einer bestimm­ten Pose. Stefan hat­te ein Foto im Kopf, was er ger­ne umge­setzt haben woll­te. Er stell­te sich einen Boxer vor dem Kampf vor, wie er ruhig und kon­zen­triert sei­ne Kräfte sam­melt. Mit mei­nem übli­chen Lichtaufbau, der sehr auf hel­le, strah­lend weiß aus­ge­leuch­te­te Fotos aus­ge­rich­tet ist, wür­de ich nicht weit kom­men. Aber durch das Schreiben eini­ger „Entfesselt Blitzen“-Artikel auf Kwerfeldein die Woche davor war ich moti­viert und rou­ti­niert, ein­fach mei­ne Studioblitzanlage aus­zu­stel­len und etwas mit einem ein­fa­chen Speedlight zu expe­ri­men­tie­ren. Ich ent­schied mich nach eini­gen Versuchen für ein hart gerich­te­tes Licht von rechts vor schwar­zem Hintergrund. Hier das Ergebnis:

Ruhe vor dem Sturm

Ich bin zufrie­den mit dem Ergebnis und Stefan anschei­nend auch, denn das Foto ziert jetzt sei­ne Sedcard.

Okay, wie fin­det ihr die Fotos? Was könn­te ich bes­ser machen?

Die Ablehnquoten von Bildagenturen

Jeder Stockfotograf kennt die­se Frustration: Die Mailbox emp­fängt nur Ablehnungsnachrichten, die Ampeln schal­ten auf Rot und die Bildagenturen wol­len Deine Fotos nicht haben.

Es ist jedoch ein klei­ner Trost, dass die Ablehnungen kei­ne direk­te Kritik am Fotografen sind. Oft sind sich die Bildagenturen nur nicht dar­über einig, was ein tech­nisch ein­wand­frei­es Bild ist und wel­che Motive sich verkaufen.

Anhand eines klei­nen Bildes lässt sich sehr gut erken­nen, dass es nicht am Bild lie­gen muss, wenn es abge­lehnt wird:

Auswahl der BildagenturenIn anony­mi­sier­ter Form seht ihr die Ergebnisse eines Upload-​Marathons. 15 ver­schie­de­ne Fotos habe ich an 10 ver­schie­de­ne Microstock-​Bildagenturen wie Istockphoto, Fotolia, Dreamstime, Stockxpert, Shutterstock, 123rf usw. hoch­ge­la­den. Die zusätz­li­chen Bildagenturen, die „eh alles durch­win­ken“, habe ich hier mal außen vor gelassen.

Die Ablehnungsquoten pro Bild und pro Agentur schwank­ten zwi­schen 20% und 80%. Der Durchschnitt liegt bei ziem­lich genau 50%. Oder anders for­mu­liert: Es ist völ­li­ger Zufall, ob ein Foto genom­men wird oder nicht. Irgendwie tröstlich.

Bevor hier fal­sche Schlußfolgerungen ent­ste­hen, noch eine Anmerkung: Wenn ich in mei­nem Foto-​Alltag eine Ablehnungsquote von 50% hät­te, wür­de ich mir Gedanken über mei­ne Berufswahl machen. Bei mei­nen übli­chen Modelfotos liegt mei­ne Ablehnungsquote je nach Agentur bei 0 bis 10%. Bei obi­gem Experiment habe ich Fotos genom­men, die ich bei z.B. Spaziergängen auf­ge­nom­men habe. Landschaften, archi­tek­to­ni­sche Details und ähnliches.

Vielleicht möch­tet ihr raten. Unten seht ihr die bei­den Bilder, wel­che mit8/​10 und 7/​10 bei den meis­ten Agenturen ange­nom­men wur­den und zwei Fotos, wel­che mit 2/​10 und 3/​10 am häu­figs­ten abge­lehnt wur­den. Könnt ihr sie kor­rekt zuord­nen? Schreibt Eure Vermutung als Kommentar in die­ser Form (Bild 1: 2/​10, Bild 2: 3/​10 usw. …). Wer als ers­tes alle Fotos rich­tig zuord­net, gewinnt eine CD von mir. Ja, hat defi­ni­tiv Seltenheitswert.. 🙂Bildagentur Bilder 001

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 03

Ob ich denn nicht mal…? Ab und zu fra­gen mich ande­re Fotografen, ob ich Ihnen nicht eini­ge Tipps zur Stockfotografie geben kön­ne.

Klar, mache ich ger­ne. Aber damit auch ande­re Fotografen etwas ler­nen kön­nen, möch­te ich kon­kre­te Tipps zu kon­kre­ten Stockfotos in der Artikelserie “Pimp My Stock” geben. Im Teil drei mei­ner Serie bit­tet Martha Spörck um Hinweise, wie sie ihre Stockfotos ver­bes­sern kann. Martha ist eine Angestellte aus Wien, die seit 2000 Amateurfotografin ist und seit 2008 mit der Stockfotografie begon­nen hat. Sie foto­gra­fiert mit einer Canon EOS 40D und einer Walimax-Blitzanlage.

Wer von mir auch kos­ten­los Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 Bilder in klei­ner Auflösung zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.
Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Nun, aber die Fotos:

2009_4_mg_3887mini

Die Farbauswahl mit dem rosa und rot und der Komplementärfarbe Grün an der Tasse fin­de ich gelun­gen, auch die Komposition passt. Trotzdem gibt es vie­le Dinge zu ver­bes­sern, die allein viel­leicht nicht rele­vant sind, aber zusam­men doch zu einer „Abwertung“ des Fotos füh­ren. Zum ist der Saum des Pulloverärmels sicht­bar aus­ge­franst, der Faden mit dem Etikett des Teebeutels stört und kann in der 100%-Ansicht even­tu­ell zu Urheberrechtsproblemen füh­ren (Logo, Markenrecht). Außerdem fin­de ich den Blick des Models unpas­send. Der wirkt auf mich eher nach „Ihh, was schwimmt da Ekliges in mei­nem Tee“ als „Hm, ich lie­be hei­ßen Tee“. Und genau die­ser Ausdruck wür­de ein Bild verkaufen.

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Hier domi­niert der Anschnitt: Finger, Augen, Haaransatz sind abge­schnit­ten. Vor allem das Abschneiden der Augen ist ein Tabu und soll­te ver­mie­den wer­den. Das Lächeln des Models über­zeugt mich lei­der wie­der nicht. Auch die gesam­te Szene ist dies­mal selt­sam. Eine hal­be Walnuss auf der Handfläche? Als Stockfoto zum Thema „Kochen/​Ernährung“ wür­de eine Küchen- oder Essumgebung bes­ser pas­sen und zum Thema „Härte“ hät­te die Nuss mit den Zähnen auf­ge­bis­sen wer­den können.

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Das Konzept wirkt klar, der Bildaufbau hät­te jedoch sym­me­tri­scher sein kön­nen. Vor allem, dass der Körper nicht in der Bildmitte ist und links vom Arm weni­ger als rechts zu sehen ist, stört den Bildeindruck.

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Geldscheine sind ein her­vor­ra­gen­des Requisit für Konzeptfotos. Da hier jedoch sofort zu erken­nen ist, dass Spielgeld ver­wen­det wird, schwächt das die Symbolkraft der Bilder stark ab. Diese Art der Fingernägel ist eine Modeerscheinung, wel­che das Bild schnel­ler ver­al­ten las­sen kann als not­wen­dig. Was das für ein metal­li­scher Gegenstand ist, den die Hände da hal­ten, habe ich nicht erra­ten kön­nen. Hat jemand eine Idee?

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Auch wie­der ein gutes Motiv. Kopfkissen sym­bo­li­sie­ren Ruhe und Entspannung. Für ein „müdes“ Model wirkt die Frau jedoch zu auf­ge­stylt und zu stark geschminkt. Der Gesichtsausdruck ist eben­falls wie­der nicht opti­mal. Er scheint eher Trauer als Gelassenhaut aus­zu­drü­cken. Mit einem zer­knüll­ten Taschentuch in der Hand unter dem Auge wäre es wie­der pas­send zum Thema „Liebeskummer“.

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Leider gilt auch bei die­sem Bild viel von den vori­gen Anmerkungen. Das Motiv ist an sich ver­kaufs­träch­tig. Immerhin ist 2010 die nächs­te Fußball-​Weltmeisterschaft. Aber Schmuck und Schminke des Models wir­ken nicht sport­lich und als Foto zum Thema „Fan“ oder „Zuschauer“ wirkt der Blick der Frau nicht moti­viert und lei­den­schaft­lich genug.

Es schmerzt mir, so viel Negatives zu den Fotos schrei­ben zu müs­sen. Aber es wird gut deut­lich, dass es für gelun­ge­ne Stockfotografie auf Kleinigkeiten ankommt. Vor allem die Wahl des Models wirkt für die­se Motive nicht ganz glück­lich und auch die Accessoires hät­ten behut­sa­mer genutzt wer­den kön­nen.  Wie seht ihr das? War ich zu kri­tisch? Oder zu nett?

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Pimp My Stock! Folge 02

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 02

Ob ich denn nicht mal…? Ab und zu fra­gen mich ande­re Fotografen, ob ich Ihnen nicht eini­ge Tipps zur Stockfotografie geben kön­ne.

Klar, mache ich ger­ne. Aber damit auch ande­re Fotografen etwas ler­nen kön­nen, möch­te ich kon­kre­te Tipps zu kon­kre­ten Stockfotos in der Artikelserie „Pimp My Stock“ geben. In der zwei­ten Folge fragt mich der Fotograf {Name gelöscht], wie sich eini­ge sei­ner Fotos in Bildagenturen machen wür­den. Bisher macht er vor allem Reportagefotos und Auftragsarbeiten, möch­te aber stär­ker in die Stockfotografie ein­stei­gen. Er foto­gra­fiert meist mit der Canon EOS 30D.

Wer eben­falls von mir kos­ten­los Tipps haben will, ob sei­ne Fotos „stock­taug­lich“ sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 Bilder in klei­ner Auflösung zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.
Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Nun, aber die Fotos:

[Foto gelöscht]

Das ers­te Foto ist ein pas­tell­far­be­nes Stilleben von Make-​Up-​Zubehör. Das Motiv ist bei Bildagenturen gern gese­hen und die leich­te Schräge ist auch Teil der moder­nen Bildsprache.
Das Weiß läuft viel­leicht etwas zu stark aus und könn­te bei eini­gen Bildagenturen zur Ablehnung wegen „tech­ni­scher Mängel“ füh­ren, auch wenn ich fin­de, dass es das Helle und Schöne, was dem Beauty- und Wellness-​Bereich ger­ne zuge­schrie­ben wird, betont.
Die Farbtöpfchen im Vordergrund könn­ten in der Stockfotografie etwas sau­be­rer sein, vor allem im Bereich der Werbung. Bei einer redak­tio­nel­len Verwendung ist das weni­ger ein Problem.

[Foto gelöscht]

Eine unge­wöhn­li­che Perspektive zeich­net die­ses Foto aus. Die Betonung auf den vor­de­ren Fuß lässt einen gleich dar­an den­ken, wie es sich anfüh­len wür­de, im Wasser zu plan­schen und zu schwe­ben. Der Ring am Zeh wirkt mei­nes Erachtens etwas stö­rend, weil er die Aufmerksamkeit zu stark beansprucht.
Auch unter dem Fuß hät­te mehr Platz sein kön­nen. Die dunk­len Stellen oben links bre­chen die hel­le Wellness-​Atmosphäre auch etwas unpas­send, kön­nen aber mit Photoshop schnell ent­fernt wer­den. Insgesamt aber ein Foto, was sich gut ver­kau­fen könnte.

[Foto gelöscht]

Ich kann nicht genau erken­nen, was das Foto abbil­det, ver­mu­te aber, es sind Wassertropfen. Ein Foto, was nicht jeder Fotograf nach­ma­chen könn­te und des­halb auch weni­ger Konkurrenz bei den Bildagenturen haben wird. Zusammen mit den pas­sen­den kon­zep­tio­nel­len Suchbegriffen soll­te das Foto gut ver­käuf­lich sein. Höchstens ein blau­er Hintergrund könn­te die Assoziation mit Wasser ver­stär­ken und für noch mehr Verkäufe sor­gen. Warum also nicht in Photoshop die Farbe ändern [Foto gelöscht]und den Agenturen bei­de Versionen anbieten?

[Foto gelöscht]

Dieses Foto eines reich­hal­tig gedeck­ten Tisches lebt von der unge­wöhn­li­chen und nur auf­wän­dig zu errei­chen­den Perspektive. Zusammen mit dem wei­chen, aber den­noch mode­lie­ren­den Licht von links ergibt das ein Foto, um das sich Bildagenturen prü­geln wür­den. Bevorzugen wäre eine Bildagentur, die sich auf Food-​Fotos spe­zia­li­siert hat, wie z.B. Stockfood oder Delipix.
Verbesserungeswürdig wäre noch die Ausrichtung des Fotos: Alle Tischkanten soll­ten par­al­lel zum Bildrand lau­fen. Mit etwas Photoshop-​Arbeit lässt sich das aber noch richten.

[Foto gelöscht]

Ein herr­li­ches Motiv: Eine Entenfamilie mit nied­li­chen klei­nen Kücken. Einsam, aber dicht gedrängt, geht sie auf der Straße und die Eltern schei­nen sich etwas zu erzäh­len oder Zuneigung zu signa­li­sie­ren. Das Foto ist her­vor­ra­gend geeig­net, um Konzepte wie „Familie, Vertrauen, Sicherheit, Geborgenheit oder Kindheit“ zu ver­kör­pern. Zwei klei­ne Nachteile nur: Die meis­ten Bildagenturen bevor­zu­gen Farbfotos mit der Begründung, dass der Kunde schnel­ler aus einem Farbbild ein S/​W‑Foto erzeu­gen kann als anders­rum. Auch wirkt es auf mich, als läge die Schärfe nicht genau auf den Köpfen der erwach­se­nen Enten, aber das kann ich bei der Bildgröße nicht rich­tig beurteilen.

[Foto gelöscht]

Eine gene­ri­sche Landschaft. Ein Weg. Viel Himmel. Von die­sen Motiven gibt es unzäh­li­ge und des­halb wird es so ein Foto schwer haben, von Bildagenturen genom­men zu wer­den. Da sol­che Motive von Kunden trotz­dem häu­fig gefragt wer­den, wür­de sich der Aufwand loh­nen, es etwas zu ver­bes­sern. Das Blau des Himmels soll­te abge­dun­kelt und gesät­tigt wer­den, auch das Grün der Wiese kann her­vor­ge­ho­ben wer­den. Die ein­zel­nen Zweige und dazu­ge­hö­ri­gen Schatten unten rechts las­sen sich noch ent­fer­nen. Dazu noch die pas­sen­den Suchbegriffe wie „Weg, Himmel, blau, Natur, Landschaft, Ziel, Reise, Urlaub, etc.“ und die Verkäufe kön­nen kommen.

[Foto gelöscht]

Bei der Bewerbung für die Bildbesprechungen hat mit Elia ca. 50 Fotos geschickt, von denen vie­le Fotomotive mit Menschen waren, beim Sport oder beim Feiern und die sich sehr gut ver­kauft hät­ten. Es ist mir recht­lich jedoch zu unsi­cher, die­se hier zu zei­gen, weil für die Fotos kein schrift­li­cher Modelvertrag vor­liegt. Genau das ist auch der Grund, war­um die­se Fotos es bei Bildagenturen schwer haben würden.

Als Kompromiss hier ein Foto, bei der eine Frau nur unscharf im Hintergrund zu sehen ist. Mir gefällt das Foto, weil die Haltung der Frau eine nach­denk­li­che, betrüb­te Stimmung sym­bo­li­siert. Die scharf­ge­stell­ten fili­gra­nen, fei­nen Blüten im Vordergrund unter­strei­chen die Sensibilität des Augenblicks noch. Insgesamt ein gelun­ge­nes Stockfoto.

[Foto gelöscht]

Katzenfotos gibt es zuhauf in der Stockfotografie. Dieses Foto hebt sich davon durch die stren­ge Linienführung ab und hat neben nied­li­chen Katzen auch meh­re­re Themen zu bie­ten: „Ernährung, Futterneid, Teilen, …“
So ist es in der Stockfotografie gut auf­ge­ho­ben. Entfernt wer­den könn­te noch das Graffito unten links, auch wenn die Buchstaben „ATE“ das eng­li­sche Wort für „geges­sen“ (bzw. aß) bil­den und somit the­ma­tisch sogar pas­sen würden.

[Foto gelöscht]

Das ist nichts für schwa­che Nerven. Blut domi­niert das Foto, zusam­men mit einer offe­nen Wunde und drei Händen, die mit spit­zen Werkzeugen dar­an wer­keln. Die Magenverträglichkeit des Fotos ist dis­ku­ta­bel, nicht aber die gelun­ge­ne Komposition, bei der alle Werkzeuge die Blicke auf die Wunde len­ken und die Reduzierung auf di bei­den Grundfarben Blau und vor allem das Rot.
Die Konkurrenz bei die­sem Motiv ist in Bildagenturen gering und somit dem Verkauf sehr zuträglich.
Nur das Auge oben rechts irri­tiert und soll­te am Computer eben­falls weg­ope­riert werden.

[Foto gelöscht]

Nach dem Blutschock etwas Niedliches zur Versöhnung. Katzenbabies! Wie beim vori­gen Katzenfoto schon geschrie­ben, gibt es die­se Tiere bei Bildagenturen zuhauf und des­halb steht die Hauskatze bei vie­len Bildagenturen mitt­ler­wei­le auf der Liste der „uner­wünsch­ten Motive“. Diesem Foto rech­ne ich trotz­dem gute Verkaufschancen aus, weil Katzenbabies, vor allem als Gruppe, so süß sind, dass sich immer genug Käufer fin­den wer­den. Voraussetzung: Die obe­re Katze muss scharf sein, was beim klei­nen Vorschaubild nicht genau erkenn­bar ist.

So, nun seid ihr dran. Decken sich mei­ne Einschätzungen mit Euren Erfahrungen oder wür­det ihr eini­gen Motiven mehr oder weni­ger Verkaufschancen ein­räu­men als ich?

Ein Tag mit Microstock-​Fotograf Yuri Arcurs

Helle, schar­fe Fotos mit glück­li­chen Menschen, die sich vor allem blen­dend ver­kau­fen. So sehen Bilder des Microstock-​Fotografen Yuri Arcurs aus. Wie macht er das nur? Diese Frage beka­men 16 Fotografen der Microstock-​Bildagentur Fotolia von Yuri selbst beantwortet.

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Damit auch ande­re Fotografen eine Vorstellung davon bekom­men, wie ein auf­wän­di­ges, pro­fes­sio­nel­les Fotoshooting mit Yuri Arcurs abläuft, durf­te ich als Autor des Blogs „Alltag eines Fotoproduzenten“ mit­ma­chen und kann nun Euch, lie­be Leser zei­gen, wor­auf es bei gut gemach­ten Stockfotos ankommt.

Im gro­ßen 600qm-​Studio der Delight Rental Studios in Berlin sam­mel­ten sich am Samstagmorgen die Fotografen, alle­samt Gewinner eines foto­lia-Preisausschreibens, sie­ben Models und Yuri Arcurs mit sei­nem Assistenten (Second Shooter), Art Director und der Stylistin. Zusätzlich wusel­ten Mitarbeiter von Fotolia, des Mietstudios, der Catering-​Firma und ein DJ umher.

Vor dem Shooting

In die­ser arbeit­sa­men Atmosphäre erklär­te Yuri zu Anfang, auf wel­che klei­nen Details geach­tet wer­den soll­te, damit wirk­lich schar­fe Bilder ent­ste­hen. Diese Tricks ver­ra­te ich jedoch erst im nächs­ten Blog-​Beitrag „Scharfe Bilder mit Yuri Arcurs“.

Dann wur­de ein kol­lek­ti­ver Weißabgleich gemacht bzw. der Kamera 5000 Kelvin als Farbtemperatur vor­ge­ge­ben. Ein kon­stan­ter Weißabgleich auf allen Fotos einer Serie erleich­tert es spä­ter, die RAW-​Entwicklungseinstellungen auf alle ande­ren Fotos zu über­tra­gen. Dass die Fotos als RAW-​Dateien auf­ge­nom­men wer­den, ver­steht sich von selbst.

Yuri emp­fiehlt, so klei­ne Blendenwerte wie mög­lich zu nut­zen. Bei ca. 80% sei­ner Fotos kommt die Blende 1.8 zum Einsatz und sorgt so für einen ange­nehm unschar­fen Hintergrund. Bei der Wahl der Objektive gibt es trotz­dem genug Auswahl, auch wenn Brennweiten über 200mm für Stockfotos nicht benö­tigt werden.

In sei­ner Kameratasche hat Yuri neben Kamera und Objektiven immer ein Reinigungsset (für Objektive, Sensoren und auch die Kameragehäuse), einen falt­ba­ren Weißbalance-​Reflektor, eini­ge Ersatz-​Deckel für Objektive und Kameras, ein Allzweck-​Werkzeug und ein Maßband. Letzteres ist hilf­reich, um sich bei auf­wän­di­ge­ren Lichtaufbauten Notizen zum Abstand der ein­zel­nen Lichtquellen, der Models und dem Fotografen zu machen.

Bei einem Model und vier Stunden Shooting schafft es Yuri Arcurs, ca. 50–100 ver­käuf­li­che Fotos (eher am unte­ren Ende der Skala) zu pro­du­zie­ren. Bei Microstock-​Bildern ist die Ausbeute etwas grö­ßer, da RM-​Bilder einem noch stär­ke­ren Selektionsprozess unterliegen.

Fotografiert wer­den soll­te in AdobeRGB. Fotos für Microstock-​Agenturen soll­ten immer in sRGB umge­wan­delt wer­den, um sat­te, leuch­ten­de Farben zu erhal­ten. Bei Macrostock-​Agenturen wird aber oft der AdobeRGB-Farbraum bevor­zugt oder gar gefordert.

Die wie­der­hol­ten Vergleiche von Yuri Arcurs zwi­schen Microstock-​Bildagenturen und den tra­di­tio­nel­len Bildagenturen zeigt, dass auch er sei­ne Bilder (unter Pseudonymen) in ver­schie­de­nen Preiskategorien streut.

Ein Fehler, den vie­le ambi­tio­nier­te Fotografen machen, ist nach Yuri, dass sie zuviel in die Kamera inves­tie­ren. „It’s around the came­ra“, sagt er und betont, dass die Investition in Licht, Reflektoren, Models, Locations und Bildbearbeitung viel loh­nen­der ist.

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Das Shooting beginnt

Nach die­ser Einleitung ging es los. Die Models kamen geschminkt und gestylt aus der Maske. Als ers­tes Set wur­de die hel­le, wei­ße Küche des Studios als Hintergrund genutzt. Wie auf vie­len sei­ner Bilder posi­tio­nier­te Yuri die Models schräf hin­ter­ein­an­der, um ein Models scharf im Fokus zu haben, wäh­rend die ande­ren unscharf den Hintergrund mit Leben füllen.

Hier kommt ein wei­te­rer hilf­rei­cher Trick von Yuri: Er lässt die Models beim Blick auf den Laptop „Aahhh“ sagen. Das sieht auf den Fotos aus als wür­den sie spre­chen, aber ver­hin­dert die teil­wei­se ver­zehr­ten Mundbewegungen, die beim ech­ten Sprechen entstehen.

Die Ausleuchtung der gro­ßen Küche erfolgt über dop­pel­te Reflektion. Zwei star­ke Blitze wer­den an der gegen­über­lie­gen­den wei­ßen Wand in Richtung der Models in gro­ße Silberschirme aus­ge­rich­tet. Dadurch wird das Blitzlicht in die Schirme ver­teilt, die wie­der­um auf die Wand strah­len und dadurch den Effekt einer rie­si­gen Softbox erzielen.

Danach wur­den Funkauslöser für die Studio-​Blitze ver­teilt und die teil­neh­men­den Fotografen durf­ten selbst am Set foto­gra­fie­ren. Damit der Andrang nicht zu groß ist, wur­den par­al­lel noch zwei wei­te­re klei­ne Sets eingerichtet.

Eins der Models gibt mir in einer Pause noch einen Tipp. Visine-Augentropfen sor­gen dafür, dass die Lederhaut der Augen etwas hel­ler wird.

Für die Party-​Fotos mit Geschenken, Konfetti, bun­ten Luftballons, Sekt, Luftschlangen und Partyhüten wur­den dann alle Models wie­der zusam­men­ge­ru­fen. Hier zeig­te sich auch, dass Gruppenfotos die größ­te Herausforderung sind, weil der Gesichtsausdruck bei jedem Model stim­men sollte.

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Nach dem Shooting

Falls das mal nicht der Fall ist, zeigt Yuri danach am Computer eine Abhilfe: Von einem Foto, was kurz vor oder nach dem gewünsch­ten Bild gemacht wur­de, wird ein­fach das Gesicht aus­ge­schnit­ten und in das Foto über die miss­lun­ge­ne Mimik des Models gelegt.

Üblicherweise hat Yuri Arcurs sei­ne Retuschearbeiten an 10 Leuten in Indien aus­ge­la­gert, die nichts ande­res tun, als stän­dig sei­ne Fotos zu bear­bei­ten. Bei die­sem Workshop setzt er sich aber noch mal selbst an den Rechner und zeigt die Bearbeitungsschritte, die sei­nen hel­len Stil ergeben.

Als ers­tes emp­fiehlt er, die RAW-​Dateien mit Phase One statt, wie vie­le ande­re, mit CameraRAW von Adobe zu ent­wi­ckeln. CameraRAW erzeu­ge zu vie­le Artefakte, wegen denen Fotos von Bildredakteuren abge­lehnt wer­den könn­ten. Außerdem füh­re eine star­ke Farbsättigung, wie sie Microstock-​Bilder benö­ti­gen, dort schnel­ler zu oran­gen Hauttönen, die nicht mehr natür­lich aussehen.

Im RAW-​Konverter wer­den die Bilder schon auf­ge­hellt und ein Ausschnitt gewählt, der das Bild mög­lichst span­nend macht. „Vor allem das qua­dra­ti­sche Format ist sehr beliebt bei Bildkäufern“, meint Yuri.

Nach der übli­chen Retusche von Pickeln, Augen, Zähnen, Markenlogos und stö­ren­den Details, zeich­net Yuri das Foto mit dem Gaußschen Weißzeichner weich. Nur ganz gering mit einem ca. 0,4 Pixel-​Radius, damit auch die letz­ten Artefakte ver­schwin­den. Die wich­ti­gen Stellen wie Gesichter und Haare wer­den danach wie­der durch eine Ebenenmaske wie­der­her­ge­stellt, um die Schärfe dort zu behalten.

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Das Ende des Workshops

Während es drau­ßen längst dun­kel gewor­den ist, arbei­ten die Studioblitze auf vol­ler Leistung wei­ter, so daß kurz vor dem Ende die Augen zu flim­mern begin­nen. Trotzdem ist es moti­vie­rend zu sehen, wie ein sehr auf­wän­di­ges Shooting zu bewäl­ti­gen ist, wenn die ein­zel­nen Schritte bekannt sind. Zwischendurch kann immer wie­der Yuri gefragt wer­den und so erfah­ren wir bei­spiels­wei­se, dass Yuri mit einem Shooting ca. 25–50.000 Euro ein­nimmt oder vor allem Griechenland, Norwegen und Deutschland sei­ne Fotos ger­ne kau­fen, wegen der „super-​blonde models“, wie Yuri sie nennt.

Ebenfalls macht es Mut zu wis­sen, dass auch ein Profi wie Yuri nicht vor Fehlern gefeit ist. So sind auf eini­gen Fotos die Kanten des Sunbounce-​Reflektors zu sehen und er erzählt, dass er drei vol­le Speicherkarten wegen Staub ver­lo­ren hat, die nicht abge­deckt trans­por­tiert wurden.

Zum Abschluss ver­tei­len Fotolia-​Mitarbeiter T‑Shirts mit der Aufschrift „I know how to shoot that sells!“ Nach dem Workshop mit Yuri Arcurs kön­nen die Teilnehmer die­se T‑Shirt zurecht tragen.

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