Kürzlich gab es hitzige Debatten über das Youtube‐Video, auf dem der CEO der Bildagentur Alamy die Kommissionskürzung von 50% auf 40% erklärte.
Deutlich leiser geschah hingegen die Kommissionskürzung bei der Bildagentur Imagebroker im November 2018, welche ab dem 1. Januar 2019 mit dem „Online‐Vertrag 2.1“ in Kraft treten soll (Mein Kommentar zum aktuellen Vertrag).
Der Hinweis auf die Kommissionskürzung, findet sich nur im geschlossenen Mitgliederbereich, nicht auf dieser Startseite (Bild unkenntlich gemacht, da Imagebroker auch Bilder auf Screenshots abmahnt)
Die Kommission bei Imagebroker wurde von 50% auf 40% gesenkt, wenn der Fotograf diese Bilder nicht exklusiv an Imagebroker gibt, sondern darüber hinaus „dieselben und sehr ähnliche Bilder“ auch über andere Agenturen anbietet.
Diese Kommissionskürzung gilt für alle Bilder eines Kontos, auch wenn nur ein Teil der Bilder woanders angeboten wird. Konkret lautet die Regel:
„Wenn in einem Konto keine Bildagentur gemäß Punkt 5 dieses Vertrages gesperrt ist, erhält der Bildlieferant 50 %, wenn mindestens eine Bildagentur gesperrt ist, 40 %.“
Es wird Fotografen aber die Möglichkeit gegeben, die Bilder auf verschiedene Konten aufzuteilen, um unterschiedliche Honorarsätze zu erhalten.
Begründet wird die Honorarkürzung wie folgt:
„Beide Arten von Bildern verursachen für imageBROKER die gleichen Kosten, aber Sperrungen schränken unsere Konkurrenzfähigkeit deutlich ein. Daher ist ein unterschiedlicher Split gerechtfertigt.“
Weiter heißt es in der Ankündigung:
„Andere Bildagenturen zahlen in der Regel deutlich weniger Prozente aus. Mir ist keine andere Agentur bekannt, die, wie imageBROKER, 50 % ausbezahlt und zudem die Verschlagwortung übernimmt.“
Das ist jedoch nicht richtig, da zum Beispiel auch Westend61 die Verschlagwortung übernimmt und in der Regel 50% Honoraranteil bietet (40% nur bei Direktverkäufen, welche Imagebroker gar nicht anbietet).
Die Bildagentur Alamy will erneut die Fotografenhonorare kürzen: Sanken sie 2012 von 60% auf 50%, sollen diese nun ab Februar 2019 auf 40% fallen.
Der Alamy‐CEO James West begründet diesen Schritt wortreich in einem YouTube‐Video:
Außer den ganzen Worthülsen und Phrasen ist eine spannende Grafik bei Minute 6:40 enthalten, welche die Entwicklung und die Differenz zwischen Gesamtumsatz und Fotografeneinnahmen von 2002 bis 2018 aufzeigt:
Dort ist gut sichtbar, wie die Kommissionskürzung von 60 auf 50% für die Fotografen zu einem Umsatzwachstum bei gleichzeitiger Stagnation der Fotografeneinnahmen geführt hat.
Die Kommentare unter dem Video sind zusammengefasst aussagekräftiger als alles, was ich dazu selbst sagen könnte, weswegen ich hier einfach eine sinngemäße Auswahl und einen Ausschnitt der Kommentare (ins Deutsche übersetzt) präsentiere:
„Ich finde es erstaunlich, dass Alamy mit der Trendlinie ab 2015 einen Aufwärtstrend hat, aber gleichzeitig denkt, dass es an der Zeit ist, weitere 10%(Punkte) von den Fotografen zu kürzen. […] Ich bin seit 1980 im Bereich Stockfotografie. Nicht einmal hat ein Unternehmen die Fotografenkommission in guten Zeiten angehoben.“(J Liparis)
„Mir ist bewusst, dass Alamy sich auf dem Markt behaupten, in die Zukunft investieren und Gewinne erzielen muss.Seltsamerweise ist es genau das, was auch der Fotograf tun muss.Ich habe nichts in dem Video gehört, wie dies den Fotografen zugute kommt.Ja, sie haben die neuen Portfolios erwähnt, aber alles, was das bewirkt, ist, den Verkauf und Vertrieb auch auf die Fotografen abzuwälzen.“ (Robin Whalley)
„Wenn wir direkt bei Alamy angestellt und bezahlte Mitarbeiter wären, wäre dies nicht möglich.Alles, was Sie tun könnten, wäre, neue Mitarbeiter mit einem neuen Vertrag zu beschäftigen.Daher nutzen Sie die Tatsache, dass wir Selbstständige sind, um die fehlenden gesetzlichen Rechte auszunutzen.“ (Paul Briden)
„ ‚Kommissionsänderung‘ ist das falsche Wort für ‚Kommissionskürzung‘.“ (Dmitry Rukhlenko)
„Dies ist eine Kürzung von 20% der Honorare, die Fotografen erhalten (50–20% = 40). In den Charts, die Sie jedoch zeigen, ist die Lücke zwischen den Unternehmensgewinnen und den Fotografenkommissionen größer als je zuvor. Sind sie und alle Mitarbeiter des Unternehmens auch zu einer 20%-Gehaltskürzung zum Wohle des Unternehmens bereit?“ (Chris Stock)
„Zumindest hat der CEO den Mut, sein Gesicht zu zeigen.Ich glaube nicht, dass einer der CEOs der anderen Agenturen den Mut dazu hätte.Schlechte Nachrichten auf ethische Weise.“ (Ozgur Coskun)
„Wenn dieses Video versucht, die Menschen zu beruhigen, scheitert es für mich schrecklich.Ich bin mir nicht sicher, ob die legere Kleidung mit billiger Garderobe im Hintergrund den Eindruck vom Unternehmensvermögen ablenken sollte, aber es ist nicht im geringsten professionell.Die gesamte Präsentation wirkt schwafelig und nicht überzeugend.Es fehlt an Überzeugung und es sieht eher aus wie ein Zwölfjähriger, der versucht, eine Entschuldigung dafür zu finden, warum er seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.[…] Ich hoffe, dies ist nicht die Präsentation, die der Alamy‐CEO bei Geschäfts‐ und Investitionsmeetings mitgebracht hat!“ (Essence Of Light)
„Workflow‐Änderung: Wenn ich meine Bilder für den Upload sortiere, wird es nun einen Ordner namens „Reste“ geben mit einem Unterordner „Alamy“ darin.“ (Gordan P. Junior)
„Alamy hat so viele Fotos und Fotografen, dass der Geschäftserfolg eines einzelnen Fotografen offensichtlich keine Rolle spielt.Dies ist jedoch kein nachhaltiges Modell für den Erfolg. Jede Motivation, neue Fotos zu machen, ist weg.“ (Blaine Harrington)
„Die Erklärung liegt in den Diagrammen.Deine orange Linie geht nicht nach oben und wird zwischen immer mehr Fotografen aufgeteilt.Unsere blaue Linie steigt in die Höhe und sollte das nicht mehr das Fall sein, nehmen wir uns weitere 10 Prozentpunkte, bis sie wieder steigt.“ (syousef)
„Hat er die Schuld gerade wirklich auf den Brexit geschoben?“ (Paphos Life)
„Ich bin nicht übermäßig besorgt über den prozentualen Anteil der Provisionen, sondern über den tatsächlichen Wert pro Verkauf.Die Grafik, die den Bruttoeinnahmenumsatz zeigt, ist an sich ziemlich bedeutungslos.Wir müssen die Verteilungskurve sehen, damit sie irgendeinen Wert hat.Wenn Drittanbieter beteiligt sind, kürzen Sie auch ihre Provision? Wenn nicht, warum nicht?Ich bin fest davon überzeugt, dass Zeit, Aufwand und Engagement der Fotografen stark unterbewertet sind.James, im Geiste der Offenheit und Fairness, könnten wir den Überschuss von Alamy pro Jahr sehen bitte?“ (Richard Tadman)
„Ich bin seit 2000 bei Alamy, bevor sie online gegangen sind. Alex hat mich angeworben, um genug Bilder zu haben, bevor sie öffentlich gingen. Der „Vertrag“ war anfangs großartig und die Einnahmen waren recht gut, selbst mit einer relativ geringen Anzahl von Bildern, und ich hatte das Gefühl, dass Alamy sich wirklich für seine Fotografen sorgte und auch in öffentlichen Meetings traf. Schneller Vorlauf bis 2016 und das Bild hatte sich sehr verändert. Es sind nicht nur die Provisionen gefallen, sondern auch die Bildpreise (in meinem Fall sank der Durchschnittspreis pro Bild von 100 USD auf rund 10 USD, ich habe meine eigenen Grafiken, um dies zu beweisen). Nachdem ich 16 Jahre lang regelmäßig hochgeladen habe, entschied ich zu diesem Zeitpunkt, dass es die Anstrengung nicht wert war, weiterhin beizutragen. Die Rendite war zu niedrig, also beschloss ich, meine Bilder in Alamy zu belassen und den immer geringer werdenden Geldbetrag mitzunehmen und mit meinem Leben etwas Nützlicheres zu machen. Ich dachte daran, Alamy möglicherweise zu erlauben, einige meiner neueren Bilder zu verkaufen, aber diese letzte Ankündigung hat diese Gedanken aus meinem Kopf verdrängt. Mit mehr als 157 Millionen verkauften Bildern und einem Gewinn von 300 Millionen Dollar pro Jahr gibt es keine Entschuldigung, die Torpfosten zu bewegen und die Hand zu beißen, die sie füttert. Ohne uns sind sie nichts.“ (Mike Crawley)
„Er kann nicht einmal mit geradem Gesicht in die Kamera schauen.“ (mhonegger)
Solche Geschichten höre selbst ich nicht alle Tage.
Der Fotograf Andreas P. (voller Name bekannt), seines Zeichens hauptberuflich Bildjournalist, verfolgt regelmäßig meinen Blog. Nach meinem Bericht über Browser‐Plugins zum Finden der eigenen Bilder probierte er diese aus und bekam viele Treffer angezeigt. Was ihn wunderte: Einige davon wurden anscheinend von einer tschechischen Bildagentur namens Profimedia an Bildnutzer verkauft. Das Kuriose daran: Der Fotograf hat keine Geschäftsbeziehung mit dieser Agentur.
Nach etwas Recherche fand der Fotograf heraus, dass diese Bilder von der deutschen Agentur Face To Face kommen, mit der Andreas P. einen Autorenvertrag abgeschlossen hatte, um ca. 200 seiner Fotos zu vertreiben. In seinem Vertrag stand jedoch nirgends, dass eine Sub‐Lizenzierung erlaubt sei. Dem deutschen Urheberrechtsgesetz nach (§35 UrhG) kann jedoch auch der Inhaber von ausschließlichen Nutzungsrechten „weitere Nutzungsrechte nur mit Zustimmung des Urhebers einräumen“.
Der Fotograf bat um eine Erklärung und eine Überweisung des ihm zustehenden Honorars. Immerhin liegen die Fälle teilweise schon über drei Jahre zurück.
Eines der betreffenden Fotos, was seit 2008 genutzt wird.
Der Geschäftsführer von Face To Face erklärte daraufhin dem verdutzten Fotografen, dass die Agentur für die Bildnutzung von der Partneragentur 0,58 Euro erhalten habe, was beim vereinbarten Honorarsplit von 50:50 einem Fotografenanteil von 29 Cent beträgt (Nachweis liegt vor). Ja, richtig gelesen: 29 Cent! Wohlgemerkt, es geht hier nicht Abo‐Modelle einer Microstock‐Agentur, sondern um ein RF‐Bild bei einer angesehenen Macrostock‐Agentur. Mindestens fünf Bilder waren betroffen, was zu einer Summe von 1,45 Euro führt.
Und es kommt noch besser: Der Betrag wurde nicht überwiesen, da die Bankgebühren den Betrag wieder auffressen würden (Nachweis liegt ebenfalls vor).
Auf jeden Fall – ich formuliere es mal vorsichtig – sehr unorthodox ist auch die Methode, den Fotografen über die erzielten Erlöse erstens nicht zu informieren und diese zweitens nicht nach dem Verkauf mit ihm zur Auszahlung zu bringen, obwohl vertraglich eine monatliche Auszahlung vereinbart ist (Nachweis liegt vor).
Der Fotograf hat ca. 200 Bilder bei der Agentur online und bei der ersten Stichprobe 12 Nutzungen von 10 Bildern gefunden, für die er bis heute kein Honorar überwiesen bekommenhat. Ob weitere Bilder betroffen sind, weiß er nicht. Raum für wilde Spekulationen ist daher vorhanden.
Unklar ist weiterhin auch, wie bei einer Macrostock‐Bildagentur Honorare im Cent‐Bereich anfallen konnten. Darauf hat der Fotograf noch keine Antwort erhalten.
Als ich den Geschäftsführer der Agentur um eine Stellungnahme bat, verbot dieser mir, ihn zu zitieren oder namentlich zu nennen, andernfalls müsse er den Rechtsweg wählen.
Insgesamt zeichnen sich diese Vorfälle durch ein Geschäftsgebaren aus, was mehr als geeignet ist, das Vertrauen von Fotografen in eine Agentur nachhaltig zu zerstören. Wer weiß schon, wie viele Bilder da draußen kursieren, die zwar verkauft und vom Bildkäufer ordentlich bezahlt wurden, aber im undurchsichtigen Netz der Partneragenturen und Vertriebskanäle versickert sind, sodaß die Fotografen kein Honorar dafür sehen?
Erst wenige Monate ist es her, dass Fotografen dank der neuen Bildersuche von Google Images systematischer nach der Verwendung von ihren Fotos fahnden können. Die Anzahl der Abmahnungen ist dadurch deutlich gestiegen, das merke ich bei mir selbst und auch von einigen Bildagenturen habe ich das gehört. Wie sieht es wohl bei den Büchern aus, die der Fotograf nicht so einfach durchsuchen lassen kann? Transparenz ist hier endlich mal nötig.
Wie seht ihr das? Was für Erfahrungen habt ihr mit Euren Honorarabrechnungen gemacht?
Update 13.12.2011: Die Bildagentur Face To Face wies den Fotografen jetzt auf einen „Royalty Free Zusatzvertrag“ hin, in dem steht, dass die Distribution über Partneragenturen erlaubt sei und Auszahlungen erst gesammelt ab einer Summe von 100 Euro ausgezahlt würden.
Der folgende Artikel erschien im Februar 2011 hier im Microstockgroup‐Blog unter der Überschrift „Is 20% Royalty for RF reasonable today?“. Mit freundlicher Genehmigung des Autors Jim Pickerell veröffentliche ich hier meine deutsche Übersetzung:
Sind 20% Fotografen‐Anteil heute noch gerechtfertigt?
Das Konzept der „lizenzfreien“ („royalty free“ oder „RF“) Fotografie wurde Anfang der 1990er Jahre erfunden, weil viele Bildkäufer es unfair fanden, wenn Bildpreise auf der Art ihrer Nutzung basierten anstatt auf den Kosten ihrer Produktion. Dieses nutzungsbasierte Abrechnungssystem („rights managed“ bzw. „lizenzfrei“ oder „RM“ war damals noch nicht mal ein Begriff) war ein besonderes Problem für Bildkäufer, weil es sie verpflichtete, die zukünftigen Nutzungen eines lizenzierten Bildes genau zu verfolgen, um sicherzugehen, dass sie es nicht über die gekaufte lizenz hinaus einsetzten. Kunden wollten einen Weg, um diesen administrativen Aufwand zu vermeiden.
Viele der CD‐ROM‐Hersteller der ersten Generation traten an Fotografen mit Nischenkollektionen heran und kauften die Bilder vollständig auf. Sie wählten 50 bis 100 Bilder zu einem bestimmten Thema und kauften die kompletten Eigentumsrechte für durchschnittlich 50 US‐Dollar pro Bild. Normalerweise waren die Bilder „Outtakes“, die schon eine Weile ungenutzt im Archiv des Fotografen lagen und 2.500 – 5.000 US‐Dollar waren ein gutes Angebot für eine Handvoll Bilder, die nie benutzt worden waren.
Anfang 1992 gab es Bedarf für Fotos mit höherer Qualität und die Firma Photodisc suchte nach Bildern, deren Qualität denen glich, die Artdirektoren bei den professionellen Bildagenturen finden konnten. Die ersten CD‐Titel von Photodisc kosteteten 299,95 US‐Dollar und enthielten ca. 400 Aufnahmen mit ca. 6,5 MB. Viele dieser Bilder auf den ersten CDs wurden von der in Seattle beheimateten Bildagentur Weststock geliefert. Diese Fotos wurden von professionellen Stockfotografen produziert und wurden strenger nach Qualität ausgewählt als das bei vielen Foto‐CDs von Konkurrenzfirmen der Fall war. Bei den ausgewählten Bildern waren auch einige dabei, die im gedruckten Katalog von Weststock waren (was viele der betroffenen Fotografen aufregte). [Anmerkung: R. Kneschke: Die Aufnahme eines Fotos in den Druckkatalog einer Bildagentur bedeutete einen starken Anstieg der Verkäufe des gezeigten Bildes, was durch das Angebot auf einer günstigen Foto‐CD behindert wurde.] Photodisc wurde schnell zum Markführer beim Verkauf von „royalty free“ Foto‐CD‐Roms.
Rick Groman, einer der Eigentümer von Weststock, verhandelte das Angebot für die Fotografenhonorare mit Photodisc. Angesichts der Tatsache, dass diese Foto‐CDs ein neues und ungewisses Geschäftsmodell mit einer neuen Technologie waren, argumentierte Photodisc, dass eine neue Form der Honorierung nötig war.
Photodisc erklärte, dass sie riesige Ausgaben hatten für das hochqualitative Einscannen der Foto‐Negative, die Farbkorrektur der digitalen Dateien und das Produzieren der CDs. Außerdem kamen immense Kosten für den Druck und den Versand von gedruckten Katalogen hinzu, um potentiellen Kunden das Produkt zu zeigen, was sie anbieten wollten. Schließlich musste der Preis des neuen Produkts auch niedrig genug angesetzt werden, um für Kunden mit begrenzten Etats attraktiv zu sein.
Deshalb konnte Photodisc den Fotografen nicht die traditionellen Bildagentur‐Honorare von 50% der Netto‐Einnahmen zahlen. Man einigte sich, dass Photodisc 20% der Verkaufspreise als Honorar zahlen konnte. Die Bildagentur Weststock nahm noch ihren üblichen Honoraranteil von diesen 20%, sodaß die Produzenten der Bilder 10% der Bruttoeinnahmen erhielten. Das bedeutete: Wenn eine Foto‐CD für 300 US‐Dollar verkauft wurde, verdiente ein Fotograf, der eins von den 400 Bildern auf der CD besaß, daran 7,5 US‐Cents. So kam es, dass der 20%-Anteil der Marktstandard für die Lizenzierung von „royalty free“-Bildern wurde. Es herrschte die allgemeine Meinung, ohne dass es irgendwo formell garantiert wurde, dass der Reichtum irgendwann mit den Fotografen geteilt werden würde, die mitgeholfen hatten, das neue Geschäftsmodell zum Laufen zu bringen.
Ist dieser Fotografenanteil heute noch gerechtfertigt?
Die 80% der Einnahmen, die Photodisc einbehielt, ermöglichten es der Firma, schnell zu wachsen. 1997 wurde sie an Getty Images für beeindruckende 150 Millionen US‐Dollar verkauft, von denen nichts mit den Fotografen geteilt wurde, welche die Firma Photodisc mit dem Produkt belieferten, was sie verkaufen konnten. Als sich das Geschäftsmodell weiter entwickelte, ist es auch interessant zu sehen, wie die Kosten sanken. Nachdem die Lieferungen von CD‐Rom zum Internet wechselten, gab es keine Kosten mehr für die Produktion der CDs. Das Internet machte das Marketing ohne gedruckte Kataloge möglich und die Kosten für den Druck und Versand dieser Kataloge entfielen ebenso. Durch das Internet wurde es notwendig, die Bilder zu verschlagworten, damit sie gefunden werden konnten, aber es ist schwer vorstellbar, dass diese Verschlagwortungskosten die gesparten Marketing‐Kosten überstiegen hätten.
Außerdem sorgte die verbesserte Technik der neueren Digitalkameras dafür, dass keine Negative mehr gescannt und digitalisiert werden mussten. Eine Weile hatten die Agenturen und Vertriebspartner noch Kosten für die Farbkorrektur der digitalen Bilder, die von den Fotografen geliefert wurden. Aber heute müssen die Fotografen auch das übernehmen, ansonsten werden die Fotos einfach nicht mehr angenommen.
Es gibt Kosten für den Speicherplatz und den Internet‐Traffic, aber auch diese Kosten sind sehr wahrscheinlich nicht so hoch wie die Kosten, die Photodisc damals 1992 hatte. Meistens sahen es die Verkäufer der Foto‐Produkte einfach nicht für notwendig an, ihren Reichtum mit den Bild‐Erzeugern zu teilen. Wenn die Produzenten gewillt sind, ihre Fotos für weniger zu produzieren, denken die Verkäufer, dass das auch alles ist, was sie verdienen. Es gibt Ausnahmen: Alamy zahlt seinen RF‐Fotografen 60% der Einnahmen – genauso viel, wie sie den RM‐Fotografen zahlen – und interessanterweise haben sie ein profitables Geschäft. Einige Microstock‐Firmen zahlen höhere Anteile als 20% zumindest einigen ihrer Fotografen, aber die Microstock‐Bildagentur istockphoto hat beschlossen, dass selbst 20% Fotografenanteil zu viel sind.
Jim Pickerell ist seit fast 50 Jahren in der Stockfotografie als Fotograf und Macrostock‐Agentur‐Inhaber aktiv und betreibt seit 20 Jahren einen Stockfotografie‐Newsletter. Er hat viele Änderungen am Markt durchlebt und ist oft in der Lage, Neueinsteigern hilfreiche Perspektiven aufzuzeigen. Jim veröffentlicht das Newsletter‐Abo www.selling-stock.com und www.photolicensingoptions.com, wo Leser für einzelne Artikel bezahlen. Um jeden Samstag eine kostenlose Email mit den Zusammenfassungen der News‐Artikel der vorherigen Woche zu erhalten, klicke hier und dann auf „Subscribe“ zur Bestätigung.
Zum Beginn des Jahres hatte die Microstock‐Bildagentur Fotolia ihre Preisstruktur geändert. Kurz gesagt wurden die Preise etwas erhöht und Bildgrößen zusammengefasst und die Fotografenhonorare meist etwas gesenkt. Fotolia hat behauptet, dass unter dem Strich mehr Geld für die Fotografen bleiben würde, was in Fotografen‐Foren eher bezweifelt wurde. Deswegen habe ich mal wieder in meine Zahlen geschaut und kann euch handfeste Ergebnisse nennen.
Mein Verdienst bei Fotolia pro Verkauf (RPD = Revenue per Download) lag in den letzten drei Monaten 2009 zwischen 1,06 und 1,08 Euro. Im Januar 2010 lag mein Verdienst pro Verkauf bei 1,11 Euro. Das ist eine minimale Steigerung. Als Grundlage habe ich nur die „normalen“ Verkäufe genommen, einige Erweiterte Lizenzen habe ich nicht berücksichtigt, da sie die RPD‐Werte verfälschen würden. Da sich sowohl meine Verkäufe als auch meine Einnahmen im hohen dreistelligen Bereich bewegen, sind diese Werte statistisch gesehen sehr „sicher“. Fairerweise muss ich jedoch sagen, dass meine RPD‐Werte Anfang 2009 eher um 1,25 Euro lagen, was sicher damit zu tun hat, dass ich zu der Zeit mehr exklusive Fotos eingestellt hatte, die höhere Einnahmen erzielen.
Übrigens hat Fotolia am Montag den Wert eines Credits von 1 Euro auf 1,20 Euro angehoben. Wie es scheint, betrifft das aber nur den Wert der Credits für Käufer, die Fotografen tauschen die Credits 1:1 zurück.
Habt ihr mal nachgerechnet, wie sich Euer RPD bei Fotolia entwickelt hat?