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Gratis-​Ebook: Aktuelle Modelhonorare für Stockfotos

Vor paar Monaten erhielt ich das Buch „Honorare und Recht für Models“*. Ich staun­te nicht schlecht, dass dort als Tagesgage für ein Stockmodel 800 Euro oder mehr auf­ge­führt wur­den. Zwar weiß ich, dass das die Preise sind, die klas­si­sche Model-​Agenturen ver­lan­gen, aber genau das ist einer der Gründe, war­um ich nicht mit die­sen Model-​Agenturen arbei­ten kann. Weil das Buch den Anschein erweckt oder die Hoffnung hat, ana­log zur MFM-​Liste für Bildhonorare ein Standard-​Nachschlagewerk zu sein und behaup­tet, nur die tat­säch­li­chen Marktpreise wie­der­zu­ge­ben, woll­te ich es genau­er wissen.

Ich schrieb 50 Fotografinnen und Fotografen an, die ich kann­te und von denen ich wuss­te, dass sie des öfte­ren Models für Bildagenturen foto­gra­fie­ren. Davon haben 30 geant­wor­tet. Basierend auf die­ser Umfrage habe ich ein klei­nes Ebook als PDF mit dem Titel „Analyse: Modelhonorare für Stockfotos – Aktuelle Marktwerte für Deutschland“ ver­fasst, was ich hier als kos­ten­lo­ser Download anbie­te:

(auf das Bild kli­cken zum Downloaden oder auf dem Bild rech­te Maustaste und „Ziel spei­chern unter…“ wählen)

In die­ser PDF fin­det ihr alle mei­ne Fragen zu Model-​Honoraren und die jewei­li­gen Antworten der Kollegen dar­auf. Neben einer gra­fi­schen Übersicht habe ich ver­sucht, die Antworten zu ana­ly­sie­ren und zum Beispiel geschaut, wel­che Kriterien die Höhe des Modelhonorars beein­flu­ßen. Wie erwar­tet lie­gen die tat­säch­li­chen Honorare für Stockmodels deut­lich unter den zitier­ten Summen des Buches.

Da in Deutschland nicht so gern über Geld gere­det wird, bevor­zug­ten es die meis­ten Fotografen, anonym zu blei­ben. Da ich jedoch die Arbeiten aller ange­schrie­be­nen Fotografen ken­ne, kann ich mir zumin­dest sicher sein, dass alle Teilnehmer genug Model-​Erfahrung hat­ten, um die Umfrage fun­diert zu beantworten.

Ein klei­nes Manko bis­her ist, dass die meis­ten Fotografen nur im Microstock-​Bereich ihre Bilder anbie­ten. Hier wäre es lang­fris­tig inter­es­sant zu sehen, ob im Macrostock-​Bereich höhe­re Model-​Honorare gezahlt wer­den und in wel­chen Bereichen sich die­se bewegen.

Deswegen bin ich auch auf Eure Kommentare gespannt. Ist das Ebook hilf­reich für Euch? Wie viel zahlt ihr Euren Stockmodels?

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Sind 20% Fotografen-​Anteil heute noch gerechtfertigt?

Der fol­gen­de Artikel erschien im Februar 2011 hier im Microstockgroup-​Blog unter der Überschrift „Is 20% Royalty for RF reasonable today?“. Mit freund­li­cher Genehmigung des Autors Jim Pickerell ver­öf­fent­li­che ich hier mei­ne deut­sche Übersetzung:

Sind 20% Fotografen-​Anteil heu­te noch gerechtfertigt?

Das Konzept der „lizenz­frei­en“ („royal­ty free“ oder „RF“) Fotografie wur­de Anfang der 1990er Jahre erfun­den, weil vie­le Bildkäufer es unfair fan­den, wenn Bildpreise auf der Art ihrer Nutzung basier­ten anstatt auf den Kosten ihrer Produktion. Dieses nut­zungs­ba­sier­te Abrechnungssystem („rights mana­ged“ bzw. „lizenz­frei“ oder „RM“ war damals noch nicht mal ein Begriff) war ein beson­de­res Problem für Bildkäufer, weil es sie ver­pflich­te­te, die zukünf­ti­gen Nutzungen eines lizen­zier­ten Bildes genau zu ver­fol­gen, um sicher­zu­ge­hen, dass sie es nicht über die gekauf­te lizenz hin­aus ein­setz­ten. Kunden woll­ten einen Weg, um die­sen admi­nis­tra­ti­ven Aufwand zu vermeiden.

Viele der CD-​ROM-​Hersteller der ers­ten Generation tra­ten an Fotografen mit Nischenkollektionen her­an und kauf­ten die Bilder voll­stän­dig auf. Sie wähl­ten 50 bis 100 Bilder zu einem bestimm­ten Thema und kauf­ten die kom­plet­ten Eigentumsrechte für durch­schnitt­lich 50 US-​Dollar pro Bild. Normalerweise waren die Bilder „Outtakes“, die schon eine Weile unge­nutzt im Archiv des Fotografen lagen und 2.500 – 5.000 US-​Dollar waren ein gutes Angebot für eine Handvoll Bilder, die nie benutzt wor­den waren. 

Anfang 1992 gab es Bedarf für Fotos mit höhe­rer Qualität und die Firma Photodisc such­te nach Bildern, deren Qualität denen glich, die Artdirektoren bei den pro­fes­sio­nel­len Bildagenturen fin­den konn­ten. Die ers­ten CD-​Titel von Photodisc kos­te­te­ten 299,95 US-​Dollar und ent­hiel­ten ca. 400 Aufnahmen mit ca. 6,5 MB. Viele die­ser Bilder auf den ers­ten CDs wur­den von der in Seattle behei­ma­te­ten Bildagentur Weststock gelie­fert. Diese Fotos wur­den von pro­fes­sio­nel­len Stockfotografen pro­du­ziert und wur­den stren­ger nach Qualität aus­ge­wählt als das bei vie­len Foto-​CDs von Konkurrenzfirmen der Fall war. Bei den aus­ge­wähl­ten Bildern waren auch eini­ge dabei, die im gedruck­ten Katalog von Weststock waren (was vie­le der betrof­fe­nen Fotografen auf­reg­te). [Anmerkung: R. Kneschke: Die Aufnahme eines Fotos in den Druckkatalog einer Bildagentur bedeu­te­te einen star­ken Anstieg der Verkäufe des gezeig­ten Bildes, was durch das Angebot auf einer güns­ti­gen Foto-​CD behin­dert wur­de.] Photodisc wur­de schnell zum Markführer beim Verkauf von „royal­ty free“ Foto-CD-Roms. 

Rick Groman, einer der Eigentümer von Weststock, ver­han­del­te das Angebot für die Fotografenhonorare mit Photodisc. Angesichts der Tatsache, dass die­se Foto-​CDs ein neu­es und unge­wis­ses Geschäftsmodell mit einer neu­en Technologie waren, argu­men­tier­te Photodisc, dass eine neue Form der Honorierung nötig war. 

Photodisc erklär­te, dass sie rie­si­ge Ausgaben hat­ten für das hoch­qua­li­ta­ti­ve Einscannen der Foto-​Negative, die Farbkorrektur der digi­ta­len Dateien und das Produzieren der CDs. Außerdem kamen immense Kosten für den Druck und den Versand von gedruck­ten Katalogen hin­zu, um poten­ti­el­len Kunden das Produkt zu zei­gen, was sie anbie­ten woll­ten. Schließlich muss­te der Preis des neu­en Produkts auch nied­rig genug ange­setzt wer­den, um für Kunden mit begrenz­ten Etats attrak­tiv zu sein. 

Deshalb konn­te Photodisc den Fotografen nicht die tra­di­tio­nel­len Bildagentur-​Honorare von 50% der Netto-​Einnahmen zah­len. Man einig­te sich, dass Photodisc 20% der Verkaufspreise als Honorar zah­len konn­te. Die Bildagentur Weststock nahm noch ihren übli­chen Honoraranteil von die­sen 20%, sodaß die Produzenten der Bilder 10% der Bruttoeinnahmen erhiel­ten. Das bedeu­te­te: Wenn eine Foto-​CD für 300 US-​Dollar ver­kauft wur­de, ver­dien­te ein Fotograf, der eins von den 400 Bildern auf der CD besaß, dar­an 7,5 US-​Cents. So kam es, dass der 20%-Anteil der Marktstandard für die Lizenzierung von „royal­ty free“-Bildern wur­de. Es herrsch­te die all­ge­mei­ne Meinung, ohne dass es irgend­wo for­mell garan­tiert wur­de, dass der Reichtum irgend­wann mit den Fotografen geteilt wer­den wür­de, die mit­ge­hol­fen hat­ten, das neue Geschäftsmodell zum Laufen zu bringen. 

Ist die­ser Fotografenanteil heu­te noch gerechtfertigt?

Die 80% der Einnahmen, die Photodisc ein­be­hielt, ermög­lich­ten es der Firma, schnell zu wach­sen. 1997 wur­de sie an Getty Images für beein­dru­cken­de 150 Millionen US-​Dollar ver­kauft, von denen nichts mit den Fotografen geteilt wur­de, wel­che die Firma Photodisc mit dem Produkt belie­fer­ten, was sie ver­kau­fen konn­ten. Als sich das Geschäftsmodell wei­ter ent­wi­ckel­te, ist es auch inter­es­sant zu sehen, wie die Kosten san­ken. Nachdem die Lieferungen von CD-​Rom zum Internet wech­sel­ten, gab es kei­ne Kosten mehr für die Produktion der CDs. Das Internet mach­te das Marketing ohne gedruck­te Kataloge mög­lich und die Kosten für den Druck und Versand die­ser Kataloge ent­fie­len eben­so. Durch das Internet wur­de es not­wen­dig, die Bilder zu ver­schlag­wor­ten, damit sie gefun­den wer­den konn­ten, aber es ist schwer vor­stell­bar, dass die­se Verschlagwortungskosten die gespar­ten Marketing-​Kosten über­stie­gen hätten. 

Außerdem sorg­te die ver­bes­ser­te Technik der neue­ren Digitalkameras dafür, dass kei­ne Negative mehr gescannt und digi­ta­li­siert wer­den muss­ten. Eine Weile hat­ten die Agenturen und Vertriebspartner noch Kosten für die Farbkorrektur der digi­ta­len Bilder, die von den Fotografen gelie­fert wur­den. Aber heu­te müs­sen die Fotografen auch das über­neh­men, ansons­ten wer­den die Fotos ein­fach nicht mehr angenommen. 

Es gibt Kosten für den Speicherplatz und den Internet-​Traffic, aber auch die­se Kosten sind sehr wahr­schein­lich nicht so hoch wie die Kosten, die Photodisc damals 1992 hat­te. Meistens sahen es die Verkäufer der Foto-​Produkte ein­fach nicht für not­wen­dig an, ihren Reichtum mit den Bild-​Erzeugern zu tei­len. Wenn die Produzenten gewillt sind, ihre Fotos für weni­ger zu pro­du­zie­ren, den­ken die Verkäufer, dass das auch alles ist,  was sie ver­die­nen. Es gibt Ausnahmen: Alamy zahlt sei­nen RF-​Fotografen 60% der Einnahmen – genau­so viel, wie sie den RM-​Fotografen zah­len – und inter­es­san­ter­wei­se haben sie ein pro­fi­ta­bles Geschäft. Einige Microstock-​Firmen zah­len höhe­re Anteile als 20% zumin­dest eini­gen ihrer Fotografen, aber die Microstock-​Bildagentur istock­pho­to hat beschlos­sen, dass selbst 20% Fotografenanteil zu viel sind.

Über den Autor: Jim Pickerell


Jim Pickerell ist seit fast 50 Jahren in der Stockfotografie als Fotograf und Macrostock-​Agentur-​Inhaber aktiv und betreibt seit 20 Jahren einen Stockfotografie-​Newsletter.  Er hat vie­le Änderungen am Markt durch­lebt und ist oft in der Lage, Neueinsteigern hilf­rei­che Perspektiven auf­zu­zei­gen. Jim ver­öf­fent­licht das Newsletter-​Abo www.selling-stock.com und www.photolicensingoptions.com, wo Leser für ein­zel­ne Artikel bezah­len. Um jeden Samstag eine kos­ten­lo­se Email mit den Zusammenfassungen der News-​Artikel der vor­he­ri­gen Woche zu erhal­ten, kli­cke hier und dann auf „Subscribe“ zur Bestätigung. 

Stockfotografie-​News 2011-03-18

An die­sem Freitag ist es wie­der soweit: Nachrichten aus der bun­ten Bilderwelt. Kurz und knackig.

  • Canon hat ein neu­es Blitzgerät ver­öf­fent­licht, das Canon Speedlite 320EX*. Highlight ist neben der Funktion zum Entfesselten Blitzen („wire­less slave“) auch ein inte­grier­tes LED-​Licht für Videoaufnahmen. Den Produktfotos nach sieht die Lichtquelle jedoch ziem­lich klein aus, was zu har­ten Schattenkanten füh­ren wür­de. Ein Praxistest steht noch aus.
  • Die Bildagentur Bildmaschine plant eine Änderung ihrer Allgemeinen Geschäftsbedingungen und damit auch eine Änderung der Fotografenhonorare. Für Fotografen, die inner­halb von 12 Monaten weni­ger als 1000 Fotos lie­fern oder weni­ger als 1000 Euro jähr­lich dort umset­zen, wird das Honorar von zur Zeit 50% auf bis zu 40% sin­ken, für ande­re Fotografen auf bis zu 60% stei­gen. Dass vie­le Hobby-​Fotografen jetzt frus­triert ihren Account dort gekün­digt haben, hat die Agentur wahr­schein­lich mit ein­kal­ku­liert bzw. sogar erhofft.
  • Die Agentur Dreamstime hat ihre Upload-​Funktionen um die Möglichkeit erwei­tert, manu­ell oder auto­ma­tisch aus den EXIF-​Daten die GPS-​Koordinaten eines Fotos ein­zu­le­sen. Diesen Schritt habe ich schon lan­ge erwar­tet von den Bildagenturen und ich bin mir sicher, dass Fotolia, istock­pho­to und Shutterstock nach­zie­hen werden.
  • Es ist immer sinn­voll, zu wis­sen, was einer der meist­ver­kau­fen­den Stockfotografen welt­weit plant. Deshalb der Hinweis auf die­ses Interview, in dem Yuri Arcurs ankün­digt, in den nächs­ten Monaten sei­nen eige­nen Bildershop zu eröff­nen. Ich bin gespannt, wie sich das auf die gro­ßen Microstock-​Agenturen aus­wir­ken wird: Mehr Umsätze für die ver­blie­be­nen Fotografen oder weni­ger Umsätze, weil Yuri denen die Kunden „weg­lo­cken“ wird?
  • Die Video-​Agentur Pond5 wird in Kürze auch Bilder und Vektorgrafiken* ver­kau­fen. Der Bildupload wird in Kürze mög­lich sein.
  • Asterix hät­te jetzt gesagt: „Die spin­nen, die Franzosen“. Aber so abwe­gig sind die Gedanken des fran­zö­si­schen Rechtsanwalts nicht, der „royal­ty free“-Microstock-Fotos in Frankreich ver­bie­ten las­sen will.
  • Noch mehr Lesestoff: Im Microstockgroup-​Forum wird eine Rebellion der Video-​Künstler bei istock­pho­to beschrie­ben. Grund ist wie­der eine Honorarkürzung.
  • Die Analyse- und Backend-​Firma Lookstat unter­stützt jetzt in ihrem Analyse-​Bereich end­lich auch den Datenimport von Fotolia.
  • Der Deutsche Journalistenverband DJV hat ein aktu­el­les PDF gra­tis ver­öf­fent­licht, in dem Fotojournalisten vie­le hilf­rei­che Vertragsmuster, Gesetzestexte und mehr finden.
  • Zu guter Letzt der Overkill: 15 kos­ten­lo­se Ebooks für Fotografen zu den Themen Recht, Foto-​Business und eben Fotografie lis­tet das Magazin Fotografr auf.
  • Wem das immer noch nicht genug ist, der fin­det hier 23 kos­ten­lo­se Ebooks für Selbständige und Webworker. Achtet beson­ders auf die Ebooks „Tipps für die Existenzgründung in der Kreativbranche“ und „Starting A Photography Business“.

Habe ich eine Neuigkeit über­se­hen? Dann bit­te in den Kommentaren nachtragen.

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istockphoto senkt Fotografenhonorare auf bis zu 15%

Der Erfinder des Microstock-​Modells ist immer für eine Überraschung gut.

Diesmal jedoch bekom­men auch alte Hasen im Bildermarkt ihren Mund nicht mehr zu. istock­pho­to hat dras­ti­sche Änderungen ange­kün­digt, die unter ande­rem dazu füh­ren, dass vie­le Fotografen nur noch 15% statt der bis­he­ri­gen 20% Anteil am Verkaufserlös erhal­ten werden.

Aber der Reihe nach. Was ist passiert?

Per Email, Site-​News und Forum-​Eintrag kün­dig­te istock­pho­to ges­tern drei Neuigkeiten an.

  1. Die Fotografenhonorare wer­den verringert
    • Bisher beka­men nicht-​exklusive Fotografen 20% des Verkaufserlöses. Schon ziem­lich wenig. Ab dem 1.1.2011 sol­len sie nur 15–20% erhal­ten. Zu den Details kom­me ich gleich. Aber auch exklu­si­ve Fotografen spü­ren die Macht des Getty-​Konzerns: Sie erhal­ten ab dem 1.1. nicht mehr 25–40%, son­dern nur noch 25–45%. Klingt nicht nach einer Verschlechterung? Doch, denn die Anforderungen wur­den stark ange­zo­gen. Auch dazu gleich mehr.
    • Bisher ent­schie­den die „Canister-​Level“, wie viel Prozent ein Fotograf pro Verkauf erhielt. Je mehr Verkäufe ein Fotograf erziel­te, des­to höher stieg er im Level und des­to mehr Prozent bekommt er.
    • Ab dem 1.1.2011 sind die­se Canister-​Level nicht mehr für für den Fotografen-​Anteil rele­vant, son­dern nur noch für das Upload-​Limit. Je höher ein Fotograf im Level, des­to mehr Bilder „darf“ er pro Woche hochladen.
    • Ab dem 1.1.2011 wird der Fotografen-​Anteil nach „rede­e­med Credits“ (über­setzt: ein­ge­lös­te Credits) berech­net. Das heißt, nicht nur die Anzahl der Downloads, son­dern auch die Größe bzw. der dazu­ge­hö­ri­ge Verkaufspreis spielt eine Rolle. Im Benutzer-​Bereich wird ab sofort ange­zeigt, wie viel „rede­e­med Credits“ ein Fotograf 2009 und 2010 erzielt hat. Bei mir sind das für 2010 bei­spiels­wei­se ca. 5500, damit wür­de ich nach der neu­en Abrechnungsstruktur nur noch 16% erhal­ten, eine Kürzung von 20%. Die genaue Liste mit den Anteilen fin­det ihr hier.
      Hier ist jetzt die Anzeige der Redeemed Credits zu finden.
      Hier ist jetzt die Anzeige der Redeemed Credits zu finden.

      Noch ein nütz­li­cher Rechenhinweis: Pro Verkauf erhal­te ich momen­tan ca. 5 Credits, im Forum mein­ten ande­re Fotografen, sie wür­den teil­wei­se bis zu 7 Credits pro Verkauf erhal­ten, falls jemand kal­ku­lie­ren will, wie vie­le Bilder er ver­kau­fen muss, um auf wel­che Prozente zu kommen.
      Im istock-​Forum haben sich vie­le Fotografen aus­ge­rech­net, dass sie eine Kürzung ihres Umsatzanzeils von 10–20% (Prozent, nicht Prozentpunkte) erlei­den werden.

    • Ganz wich­tig: Die „rede­e­med Credits“ wer­den nur pro Jahr berech­net. Es zählt also nicht, wie viel Verkäufe ein Fotograf ins­ge­samt hat­te, son­dern er wird jetzt danach bezahlt, wie viel er nur im letz­ten Jahr ver­kauft hat. Das ist beson­ders für die alt­ein­ge­ses­se­nen Fotografen eine nach­tei­li­ge Änderung.
    • Exklusive Fotografen erhiel­ten bis­her beim Verkauf einer „Erweiterten Lizenz“ 10% zusätz­lich. Das wird gestrichen.
    • Nebenbei: Auch die Mindest-​Credit-​Preise für Abo-​Modelle wer­den von 95 Cent auf 65 Cent gesenkt, was sich eben­falls auf den Fotografen-​Anteil auswirkt.
  2. Änderungen bei der Premium-​Kollektion Vetta
    • Die Preise für Bilder in der Vetta-​Kollektion wer­den ange­ho­ben, aber der Fotografen-​Anteil dafür wird eben­falls gesenkt.
    • Vetta-​Bilder wer­den bald auch über die Webseite von Getty Images verkauft.
    • Vektoren-​Grafiken wer­den aus der Vetta-​Kollektion wie­der ent­fernt. In Zukunft soll es dazu noch eine wei­te­re Änderung geben (eine Premium-​Vektor-​Kollektion vielleicht?).
    • Diese Änderungen gel­ten ab dem 27.9.2010
  3. Eine neue Agentur-​Kollektion soll hinzukommen
    • Bisher wer­den Bildkäufern bei istock­pho­to nicht-​exklusive Bilder, exklu­si­ve Bilder und Vetta-​Bilder ange­zeigt. Jetzt soll eine vier­te Art hin­zu­kom­men, die „Agency Collection“
    • Die „Agency Collection“ wird Bilder ande­rer (wahr­schein­lich Macrostock-)Bildagenturen ent­hal­ten, die dann über istock­pho­to, Thinkstock und Getty Images, Jupiter Images und PunchStock erhält­lich sein.
    • Der Preis eines Bildes aus der Agency Collection wird über dem Preis der Vetta-​Kollektion liegen.
    • In eini­gen Wochen „dür­fen“ hand­ver­le­se­ne exklu­si­ve istock-​Fotografen eben­falls Fotos der Agentur-​Collection hinzufügen.
    • Der Fotografen-​Anteil für die Agency-​Collection wird der glei­che wie für die Vetta-​Kollektion sein.

Let’s Do Some Math

Damit istock­pho­to öffent­lich davon reden kann, dass die Honorare nur „geän­dert“, nicht „gekürzt“ wur­den, gibt es neben den meist vor­herr­schen­den Anteilssenkungen auch eine gut sicht­ba­re Erhöhung: Die von 40% auf 45%.

Um 45% zu erzie­len, muss ein exklu­si­ver Fotograf über 1,4 Millionen (!) „rede­e­med cre­dits“ pro Jahr erzie­len. Der Fotograf, der bei istock­pho­to am meis­ten ver­kauft, ist in die­sem Fall eine Fotografin und heißt Lisa Gagne. Innerhalb von sie­ben Jahren hat sie eine Million Downloads erzielt.

Ich habe mir raus­ge­sucht, wann sie wie vie­le Downloads erzielt hat und wie lan­ge sie dafür gebraucht hat (Tage in der letz­ten Spalte).
Im Durchschnitt brauch­te sie 238 Tage, um 100.000 Downloads zu erzielen.
Pro Jahr kommt sie damit auf ca.  153400 Downloads.
Selbst wenn wir jetzt anneh­men, dass sie für jeden Verkauf 9 Credit erhält, wür­de ihr „rede­e­med Credit-​Wert nur 1.380.600 betragen.
Das wäre immer noch weni­ger als die erfor­der­li­chen 1,4 Millionen Credits.
Anders for­mu­liert: Sehr wahr­schein­lich wird nie­mand auf einen Anteil von 45% kom­men, wenn es schon die Fotografin mit den meis­ten Verkäufen nicht schafft.
Da auch nicht-​exklusive Fotografen 1,4 Millionen „rede­e­med Credits“ brau­chen, um wie bis­her ihre 20% zu behal­ten, kann ich mit Leichtigkeit sagen, dass kein nicht-​exklusiver Fotograf das schaf­fen wird. Nein, auch nicht Yuri Arcurs! Da wirkt die­ser Satz aus der Ankündigung befremdlich:

we wan­ted to pro­du­ce a solu­ti­on that: would not chan­ge most con­tri­bu­tors‘ total com­pen­sa­ti­on (except for the bet­ter), […] allows our top con­tri­bu­tors to earn more“

Übersetzt: „Wir woll­ten eine Lösung errei­chen, die: nichts an den Gesamteinnahmen der Fotografen ändert (außer zum Guten), […] unse­ren Top-​Verkäufern erlaubt, mehr zu verdienen“

Vermutete Auswirkungen

Die vie­len exklu­si­ven Fotografen bei istock­pho­to waren bis­her immer ein Pfund, mit dem istock­pho­to wuchern konn­te. Die Bildagentur hat vie­le Bilder, die ande­re nicht haben und kann sich des­halb erlau­ben, dafür auch höhe­re Preise zu neh­men. Mit einem so hef­ti­gen Tritt gegen die Schienbeine der exklu­si­ven Fotografen wird es schwer fal­len, neue jun­ge Talente an sich zu bin­den, denn gera­de durch sol­che Aktionen zeigt sich der größ­te Nachteil von Exklusivität: Diesen Fotografen sind die Hände gebunden.

Ein wei­te­rer Punkt: Durch die Öffnung der Bildagentur für das Material von Macrostock-​Agenturen wird das Verkäufe von den bis­he­ri­gen istockphoto-​Verkäufern abzie­hen: Wenn mehr Auswahl besteht, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Kunden ein Bild kau­fen, was nicht von einem istock-​Fotografen kommt. Ergo könn­te das dazu betra­gen, dass die oben gesetz­ten Anteilsprozente noch schwe­rer zu errei­chen sind.

Für den Inhaber von istock­pho­to, Getty Images, ist es aber ein logi­scher Schritt: Wir haben viel Geld für istock­pho­to und für Jupiterimages aus­ge­ge­ben, jetzt wol­len wir es wie­der rein­ho­len. Mit dem Erwerb von Jupiterimages hat Getty eben auch vie­le Macrostock-​Fotos erwor­ben, die sie jetzt über istock­pho­to ver­schleu­dern wollen.

Die Entscheidung zeigt auch, dass Microstock end­gül­tig in der Mainstream-​Geschäftswelt ange­kom­men ist. Jetzt geht es ums Business, ums Geldverdienen, um nix ande­res. Vor paar Jahren konn­ten Fotografen noch damit gekö­dert wer­den, dass die­se neu­en hip­pen Microstock-​Agenturen anders sei­en, coo­ler, community-​orientiert, mit hip­pen Designs und flot­ten Sprüchen. Da war es zu ver­schmer­zen, dass man kaum etwas ver­dient hat. Heute aber wird es für Hobby – und Amateurfotografen unter die­sen Voraussetzungen immer schwe­rer, im Microstock-​Bereich Geld zu ver­die­nen. Die ein­zi­gen, die von den neu­en Regelungen pro­fi­tie­ren könn­ten, sind gro­ße pro­fes­sio­nell arbei­ten­de Produktionsfirmen. Auch Fotolia hat­te ja vor knapp einem Jahr mit der „Operation Level Ground“ gezielt neue Profi-​Fotografen gelockt. Wer sonst noch mit­spie­len will, darf es ger­ne machen, aber nur wenig Honorar erwarten.

Was sagt ihr zu den geplan­ten Änderungen? Wie wür­de sich bei Euch kon­kret der Fotografenanteil ändern?

Auswirkungen der Preisänderungen bei Fotolia

Zum Beginn des Jahres hat­te die Microstock-​Bildagentur Fotolia ihre Preisstruktur geän­dert. Kurz gesagt wur­den die Preise etwas erhöht und Bildgrößen zusam­men­ge­fasst und die Fotografenhonorare meist etwas gesenkt. Fotolia hat behaup­tet, dass unter dem Strich mehr Geld für die Fotografen blei­ben wür­de, was in Fotografen-​Foren eher bezwei­felt wur­de. Deswegen habe ich mal wie­der in mei­ne Zahlen geschaut und kann euch hand­fes­te Ergebnisse nennen.

Mein Verdienst bei Fotolia pro Verkauf (RPD = Revenue per Download) lag in den letz­ten drei Monaten 2009 zwi­schen 1,06 und 1,08 Euro. Im Januar 2010 lag mein Verdienst pro Verkauf bei 1,11 Euro. Das ist eine mini­ma­le Steigerung. Als Grundlage habe ich nur die „nor­ma­len“ Verkäufe genom­men, eini­ge Erweiterte Lizenzen habe ich nicht berück­sich­tigt, da sie die RPD-​Werte ver­fäl­schen wür­den. Da sich sowohl mei­ne Verkäufe als auch mei­ne Einnahmen im hohen drei­stel­li­gen Bereich bewe­gen, sind die­se Werte sta­tis­tisch gese­hen sehr „sicher“. Fairerweise muss ich jedoch sagen, dass mei­ne RPD-​Werte Anfang 2009 eher um 1,25 Euro lagen, was sicher damit zu tun hat, dass ich zu der Zeit mehr exklu­si­ve Fotos ein­ge­stellt hat­te, die höhe­re Einnahmen erzielen.

Revenue per Download bei Fotolia

Übrigens hat Fotolia am Montag den Wert eines Credits von 1 Euro auf 1,20 Euro ange­ho­ben. Wie es scheint, betrifft das aber nur den Wert der Credits für Käufer, die Fotografen tau­schen die Credits 1:1 zurück.


Habt ihr mal nach­ge­rech­net, wie sich Euer RPD bei Fotolia ent­wi­ckelt hat?