Frag den Fotograf: Englisches Wort für Textfreiraum

Ich erhal­te vie­le Mails, in denen ich die glei­chen Fragen gestellt bekom­me. Deswegen beant­wor­te ich eini­ge davon hier im Blog, um ande­re Leser dar­an teil­ha­ben zu lassen.

Auf dem Weg
Kerstin aus Sachsen schrieb mir vor einer Weile:

Hallo Robert,
ich hät­te mal eine Frage an Dich, da Du ja auch ein Meister der Verschlagwortung bist:

Gibt es einen eng­li­schen Begriff für Textfreiraum?
All mei­ne Wörterbücher hel­fen mir dabei lei­der nicht wei­ter und auch im Internet habe ich nicht wirk­lich eine Lösung gefunden…“

Wörterbücher hel­fen in die­sem Fall wirk­lich nicht wei­ter, es sei denn, jemand setzt sich mal hin und erstellt ein Branchenwörterbuch für die Stockfotografie.

Das erst mal die Antwort: Das eng­li­sche Wort für „Textfreiraum“ lau­tet „copy­space“, also wört­lich „Platz zum Kopieren“ von Text oder ande­ren Bildern. Einige schrei­ben das Wort zusam­men, ande­re aus­ein­an­der (copy space), aber übli­cher und bes­ser ver­käuf­lich ist die zusam­men­ge­schrie­be­ne Variante.

Einige Bildagenturen wie istock­pho­to las­sen sogar direkt nach die­sem frei­en Platz im Foto suchen. Soll er links oben oder unten in der Mitte sein? Genauer erklärt wird das von istockphoto-​Fotograf Sean Locke in einem Blogpost.

Warum ist das Wort Textfreiraum bzw. deren eng­li­sches Pendant so wich­tig in der Stockfotografie? Stockfotos wer­den häu­fig zur Illustration von Text benö­tigt. Wenn im Bild freie Flächen sind, hat der Designer mehr Spielraum, wo er die­sen Text plat­zie­ren soll oder wo er bei einer Werbeanzeige das Produkt, das Logo und den Werbeslogan unter­brin­gen kann. In einem Artikel zu Freistellern ist das an einem Praxisbeispiel gut zu sehen.

Stockfotografie-​News 2009-05-01

Guten Morgen und will­kom­men im Mai! Was ist die­se Woche passiert?

  • Nachdem Getty Images mit der Foto-​Community Flickr zusam­men­ar­bei­tet, will sich auch die Bildtochter „pic­tu­re alli­ance“ der Nachrichtenagentur dpa nicht lum­pen las­sen und ver­treibt nun Fotos der Foto-​Community chroniknet.de. Das liegt inso­fern nahe, da die Nachrichtenagentur auf News-​Material spe­zia­li­siert ist und die Foto-​Community zeit­ge­schicht­li­che Fotos sammelt.
  • Die Microstock-​Tochter SnapVillage der gro­ßen Bildagentur Corbis nimmt ab dem 1.05.2009 kei­ne Bilder mehr an. Das ist ein wei­te­rer Schritt des Archivumzugs zum Veer Marketplace.
  • Nachdem foto­lia eini­ge Wochen lang Videos gesam­melt hat­te, star­tet nun der Verkauf mit über 8200 Videos im Angebot.
  • Bevor PantherMedia im Mai sein Abo-​Modell star­ten will, gibt es noch mal Preisänderungen bei den Download-​Credits und den Paketpreisen.

Top 10 der meistgesuchten Stockfoto-Keywords

Wer mit Stockfotografie Geld ver­die­nen will, soll­te wis­sen, wel­che Motive sich gut ver­kau­fen. Einige Bildagenturen ver­öf­fent­li­chen des­halb regel­mä­ßig ihre Listen mit den Begriffen, die Käufer am meis­ten suchen.

Von Shutterstock gibt es z.B. eine „Top 100“-Liste, die nach meh­re­ren Kriterien sor­tiert wer­den kann,aber auch Bildagenturen wie PantherMedia, ImagePoint oder Digitalstock haben sol­che Statistiken im Nutzerbereich.

Paar am StrandIch habe die Listen der meist­ge­nutz­ten Suchbegriffe von sie­ben ver­schie­de­nen Bildagenturen zusam­men­ge­fasst und die geball­te  „All-​Time-​Top 10“-Keyword-Liste erstellt:

  1. Familie
  2. Weihnachten
  3. Frau
  4. Menschen
  5. Business
  6. Auto
  7. Wasser
  8. Kinder
  9. Blumen
  10. Mann

Fairerweise muss ich anmer­ken, dass sich „Familie“ und „Weihnachten“ die Spitzenposition tei­len, aber da Weihnachten ein sai­so­nal benutz­ter Begriff ist, habe ich ihn auf Platz 2 verwiesen.

Familie beim Frühstücken
Weitere belieb­te Begriffe (aus den Plätzen 11–30 ohne Sortierung) sind:

  • Erotik
  • Hintergrund
  • Medizin
  • Natur
  • Strand
  • Wellness
  • Büro
  • Arbeit
  • Frühling
  • Musik
  • Ostern
  • Computer
  • Massage
  • Baby
  • Sport
  • blau
  • alt
  • Akt
  • Fußball

Für die Reisefotografen sicher wis­sens­wert: Die meist­ge­such­ten deut­schen Städte sind:

  1. Berlin
  2. Hamburg
  3. München

Wie wür­de wohl ein Foto aus­se­hen, was ALLE der 10 belieb­tes­ten Suchbegriffe ver­eint? Eine Familie in Business-​Kleidung im blu­men­de­ko­rier­ten Auto mit Weihnachtsbaum auf dem Dach im Teich versinkend?

Aber mal im Ernst: Obiges Foto ver­eint allein vier der zehn Begriffe (Frau, Mann, Menschen, Wasser) und drei wei­te­re aus den Top 30 (Strand, Natur, Wellness). Das zwei­te Foto ent­hält gleich die Hälfte der Top 10 (Familie, Kinder, Frau, Mann, Menschen). Es ist also mög­lich, vie­le der Begriffe zu einem Foto zu kombinieren.

Übrigens sind auch die Mehrzahl/​Einzahl-​Formen belieb­te Suchvarianten, also z.B. Kind, Frauen, Blume oder Männer. Die Suchbegriffe „Erotik/​Akt“ tau­chen zwar bei den belieb­tes­ten Suchen immer weit vor­ne auf, ver­kau­fen sich aber eher sel­ten. Hier reicht es den Suchern oft, sich an den Suchtreffern zu erfreuen.

Wie sieht Euer Foto aus, auf das die meis­ten der obi­gen Suchbegriffe zutref­fen würden?

Im Theater fotografieren – Torquato Tasso

Hätte ich nicht gedacht, dass ich mich nach der Schulzeit mit Goethe beschäf­ti­ge. Aber im Rahmen der Kölner Theaterfotogruppe, in der ich bin, beglei­te­te ich auch das Schauspiel „Torquato Tasso“ von Goethe. Ehrlich, es ist was ande­res, ein Buch zu lesen oder ein Stück in dem Medium zu sehen, für das es geschrie­ben wur­de: Für das Theater.

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Die Inszenierung an der Studiobühne wur­de von Dietmar Kobboldt und Tim Mrosek erdacht, gespielt haben Lea Kaiser, Wiebke Kuttner, Manuel Moser und Sunga Weineck. Beeindruckend an die­sem Stück fand ich die Konsequenz, mit der das Stück fast im Minutentakt in unter­schied­li­che Farben getaucht wur­de.

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So ergab sich ein Spiel aus Licht und Schatten, wie gemacht für die Farbfotografie. Deswegen habe ich mich bei die­sem Stück weni­ger auf die Personen kon­zen­triert, son­dern ver­sucht, vor allem die Konturen vor den knall­bun­ten Hintergründen festzuhalten.

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Benutzt habe ich wie­der das Canon 70–200mm-Objektiv mit f2.8 USM IS an der Canon 5D. Um trotz Bildstabilisator, 200mm-​Brennweite und Belichtungszeiten von bis zu 1/​20 Sekunde schar­fe Fotos zu erhal­ten, habe ich ein Stativ genutzt.

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Schwierig war teil­wei­se, dass der bun­te Hintergrund nicht die Bühne bis zum Rand füll­te, sodaß an bei­den Seiten zwei schwar­ze „Balken“ blie­ben. Bei der Tanzszene habe ich des­halb ver­sucht, aus der Not eine Tugend zu machen, und das Foto in eine blaue und eine schwar­ze Hälfte zu teilen.

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Was sagt ihr zu den Fotos?

Rezension: Wie man Aufträge angelt und mit Fischen spricht… (Volker Remy)

Viele Fotografen sehen sich eher als Künstler denn als Handwerker oder Dienstleister. Dabei wis­sen selb­stän­di­ge Fotografen sehr wohl, dass Fotografieren nur einen Teil ihrer Arbeit aus­macht. Dazu kom­men bei­spiels­wei­se noch Organisation, Buchhaltung, Vertrieb und – Marketing.

Da dies nicht in der Schule gelehrt wur­de, muss­te ich mir Marketing-​Wissen anders aneig­nen. Zum einen besuch­te ich Seminare an Fachhochschulen für Wirtschaft, zum ande­ren las ich tro­cke­ne Bücher mit Titeln wie „Marketing für mit­tel­stän­di­sche Unternehmen“.

Aber es geht auch anders. Der Werbetexter und Marketing-​Experte Volker Remy schreibt in sei­nem Buch „Wie man Aufträge angelt und mit Fischen spricht…“ (ISBN 978–3000201097) nicht tro­cken, son­dern im Gegenteil sehr flüs­sig. Der Titel deu­tet an, dass die Allegorie des ein­sa­men Anglers, der sei­ne Kunden gedul­dig „fan­gen“ muss, durch­weg bei­be­hal­ten wird.

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Remy fasst das Ziel sei­nes Buches klar zusam­men: „Ich möch­te dar­über hin­aus jeden Selbständigen zum Eigen-​PR-​Enthusiasten aus­bil­den“ (S.11). Es geht nicht dar­um, die Leser zu Experten zu machen, son­dern sie anzu­schub­sen und zu moti­vie­ren, dass auch ein so gro­ßes Wort wie „Marketing“ von einem allein zu stem­men ist. Ständig ist zu mer­ken, dass Remy Werbetexter ist, denn das Buch liest sich leicht, ver­ständ­lich und amä­sant. Stellenweise mer­ke ich jedoch, dass ihm das Formulieren so viel Spaß macht, dass er ab und zu ver­gisst, auch Substantielles mit­zu­tei­len. So wird er phi­lo­so­phisch, wenn er dar­über sin­niert, ob Männer oder Frauen die bes­se­ren Verkäufer(innen) sind oder bei sei­ner Typologie der „Fischarten“ im Geschäft, die in der Praxis bestimmt kaum weiterhilft.

Am gelun­gens­ten ist der drit­te und glück­li­cher­wei­se längs­te Teil mit sei­nen Beispiele für Werbebriefen, mit denen poten­ti­el­le Kunden kon­tak­tiert wer­den kön­nen, Tipps für Präsentationen, die Vor- und Nachteile von Telefon-​Akquise gegen­über dem Briefeschreiben und die Möglichkeiten von Blogs für Selbständige.

Ich sage es ehr­lich: Reine Stockfotografen, die ja eher ein „Business-To-Business“-Geschäftsmodell haben, wer­den aus die­sem Buch wenig Nutzen schöp­fen kön­nen. Ich weiß jedoch, dass vie­le Fotografen nur neben­bei Bildagenturen belie­fern und den größ­ten Teil ihres Umsatzes mit Foto-​Aufträgen erwirt­schaf­ten. Diese Selbständigen wer­den das Buch hilf­reich finden.

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