Viele Fotografen sehen sich eher als Künstler denn als Handwerker oder Dienstleister. Dabei wissen selbständige Fotografen sehr wohl, dass Fotografieren nur einen Teil ihrer Arbeit ausmacht. Dazu kommen beispielsweise noch Organisation, Buchhaltung, Vertrieb und – Marketing.
Da dies nicht in der Schule gelehrt wurde, musste ich mir Marketing-Wissen anders aneignen. Zum einen besuchte ich Seminare an Fachhochschulen für Wirtschaft, zum anderen las ich trockene Bücher mit Titeln wie „Marketing für mittelständische Unternehmen“.
Aber es geht auch anders. Der Werbetexter und Marketing-Experte Volker Remy schreibt in seinem Buch „Wie man Aufträge angelt und mit Fischen spricht…“ (ISBN 978–3000201097) nicht trocken, sondern im Gegenteil sehr flüssig. Der Titel deutet an, dass die Allegorie des einsamen Anglers, der seine Kunden geduldig „fangen“ muss, durchweg beibehalten wird.

Remy fasst das Ziel seines Buches klar zusammen: „Ich möchte darüber hinaus jeden Selbständigen zum Eigen-PR-Enthusiasten ausbilden“ (S.11). Es geht nicht darum, die Leser zu Experten zu machen, sondern sie anzuschubsen und zu motivieren, dass auch ein so großes Wort wie „Marketing“ von einem allein zu stemmen ist. Ständig ist zu merken, dass Remy Werbetexter ist, denn das Buch liest sich leicht, verständlich und amäsant. Stellenweise merke ich jedoch, dass ihm das Formulieren so viel Spaß macht, dass er ab und zu vergisst, auch Substantielles mitzuteilen. So wird er philosophisch, wenn er darüber sinniert, ob Männer oder Frauen die besseren Verkäufer(innen) sind oder bei seiner Typologie der „Fischarten“ im Geschäft, die in der Praxis bestimmt kaum weiterhilft.
Am gelungensten ist der dritte und glücklicherweise längste Teil mit seinen Beispiele für Werbebriefen, mit denen potentielle Kunden kontaktiert werden können, Tipps für Präsentationen, die Vor- und Nachteile von Telefon-Akquise gegenüber dem Briefeschreiben und die Möglichkeiten von Blogs für Selbständige.
Ich sage es ehrlich: Reine Stockfotografen, die ja eher ein „Business-To-Business“-Geschäftsmodell haben, werden aus diesem Buch wenig Nutzen schöpfen können. Ich weiß jedoch, dass viele Fotografen nur nebenbei Bildagenturen beliefern und den größten Teil ihres Umsatzes mit Foto-Aufträgen erwirtschaften. Diese Selbständigen werden das Buch hilfreich finden.
