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Im Theater fotografieren – Einakterabend 2009

2009? Olle Kamellen. Aber so ist das, manch­mal fällt was hin­ten runter.

Jedes Jahr dür­fen in der Kölner Studiobühne an soge­nann­ten „Einakterabend“ ver­schie­de­ne Nachwuchsregisseure ein kur­zes Stück von ca. 15–20 Minuten auf­füh­ren, Eintritt ist frei.

Zu sehen sind meist expe­ri­men­tel­le Theterformen, dich­ter an Aktionskunst, Performance oder Video-​Installationen dran als am klas­si­schen Theater.


Der Blick in den zer­bro­che­nen Spiegel könn­te glatt ein gutes Stockmotiv sein, wenn der Hintergrund auf­ge­räum­ter und die Beleuchtung hel­ler gewe­sen wäre. Ich habe hier mit ISO 6400 gearbeitet.


Zum expe­ri­men­tel­len Theater gehö­ren expe­ri­men­tel­le Fotos: Hier zwei „Geister“ hin­ter einem Tisch versteckt.


Der rast­lo­se Verbrecher geht im blut­be­schmier­ten Gefängnis auf und ab. Die Faszination für Wahnsinn und Blut bei jun­gen Theatermachern ist ungebrochen.


Das Foto ist kein Szenenfoto, son­dern ein Portrait der Schauspielerin in einer Pause, weil ich die Bemalung so span­nend fand.


Ich weiß nicht mehr, wor­um es in die­sem Stück ging, aber es wirkt wie eine Kunst-Installation.


Dieses Bild ist aus meh­re­ren Gründen fas­zi­nie­rend. Fotografisch ist es inter­es­sant, weil es in fast kom­plet­ter Dunkelheit auf­ge­nom­men wur­de, die Szene war nur von weni­gen schwach­blau­en Neonröhren beleuch­tet. ISO-​Wert ist wie­der 6400, bei Blende 2.8 und 1/​20 Sekunde Belichtungszeit. Da ich nur mein 70–200mm-Objektiv mit hat­te, ware Blende 2.8 das höchs­te der Gefühle. In die­ser Dunkelheit ver­sagt auch der bes­te Autofokus und für eine manu­el­le Scharfstellung konn­te ich auch nicht genug sehen. Glücklicherweise hat­te ich eine klei­ne LED-​Lampe in mei­ner Fototasche und ich bat die Schauspielerin (es war eine Performance, kei­ne Aufführung), die Lampe kurz anzu­ma­chen, damit ich fokus­sie­ren kann und sie dann wie­der aus­zu­schal­ten. Wir bei­de fan­den aber im Nachhinein das eine Foto, bei der die Lampe noch an ist, am besten.

Was sagt ihr?

Fürs Theater fotografieren: Die Legende vom armen Heinrich

Na, habt ihr es bemerkt? Statt wie sonst heißt es dies­mal nicht „im Theater foto­gra­fie­ren“, son­dern „fürs Theater“.

Eine Teilnehmerin unse­res Fotokurses, Julia Waldorf, hat­te die Ehre, mit der Theatergruppe Köln ein Stück in der Kölner Comedia insze­nie­ren zu dür­fen. Sie frag­te mich, ob ich nicht die Fotos für die Webseite und das Programmheft machen kön­ne und ja, ich konnte.

Als Stück wähl­te Julia das Jugenddrama „Die Legende vom armen Heinrich*“ nach Tankred Dorst. Das Stück basiert auf einer mit­tel­hoch­deut­schen Versnovelle des 12. Jahrhundert und wur­de zusam­men mit Ursula Ehler vom Dramatiker Tankred Dorst 1992 geschrie­ben. In der Geschichte geht es – ver­ein­facht gesagt – um ein Mädchen, wel­ches sich für einen tot­kran­ken Jungen opfern will. Die mit­tel­al­ter­li­che Handlung wur­de dabei den moder­nen Gegebenheiten angepasst.


Für mich war es span­nend, weil es eine Mischung aus Stockfotografie und Theaterfotografie war: Die Fotos waren als Werbung für das Stück gedacht und muss­ten ent­spre­chend pla­ka­tiv sein, aber auch die Charakteure gut dar­stel­len. Im Gegensatz zu den Fotos bei Generalproben oder wäh­rend Theateraufführungen konn­te ich hier die Darsteller Aktionen wie­der­ho­len las­sen und auch mei­nen Blitz ein­set­zen. Wobei das oben gezeig­te Foto eins der weni­gen ist, wel­che ich ganz ohne Blitz gemacht habe.


Die Darsteller durf­ten vor­her selbst über­le­gen, wel­che Motive am bes­ten ihrer Rolle ent­spre­chen wür­den und das führ­te dazu, dass wir ein sehr brei­tes Spektrum an Bildern erhiel­ten. Von „witzig-​verspielt“ über „roman­tisch“ bis hin zu „düs­ter“.


Fotografiert habe ich mit der Canon 5D Mark II, als Objektiv kam mein 24–105mm f4 zum Einsatz, geblitzt habe ich mit einer Lastolite Ezybox 38x38cm*, teil­wei­se wur­de etwas mit wei­ßen Laken oder Papier auf­ge­hellt. Variiert habe ich vor allem den Abstand der Models vom Hintergrund, den Abstand und die Höhe der Softbox zu den Models und die Mischung von Tageslicht und Blitzlicht.


Beim Foto des Mannes mit Blumen kam zum Beispiel deut­lich mehr Tageslicht zum Einsatz als bei der Frau mit dem Fächer, was fast nur mit Blitzlicht belich­tet wur­de. Ihr seht, dass auch mit einer mini­ma­lis­ti­schen Ausstattung sehr ver­schie­de­ne Looks ent­ste­hen können.


Beim Bild mit der Kapuze habe ich bei­spiels­wei­se auch nur Blitzblicht benutzt und am Reflex in den Augen und dem Schattenwurf erkennt ihr, dass die Softbox direkt unter der Kamera auf das Kinn gerich­tet war. So bekommt das Foto einen gru­se­li­gen Look, der auch gewünscht war, weil die Frau auf dem Foto einen Geist oder sowas ähn­li­ches spielt. Spannend war hier für mich auch zu sehen, was Schminke aus­ma­chen kann. Die Frau war sehr jung, aber bekam vie­le dunk­le Stellen ins Gesicht geschminkt, die auf dem Foto wie Falten aus­se­hen. Beachtet vor allem die Wangen und die Stirn.


Ich mag den Hydrant im Vordergrund. Wo die Softbox steht, erra­tet ihr sicher selbst.


Dieses Foto ist eins mei­ner Favoriten, weil es mit sehr weni­gen Requisiten trotz­dem sehr glaub­haft wirkt (okay, das Haarnetz fehlt) und eine Geschichte erzählt. Ich habe mich bemüht, viel von der Decke des Proberaums auf das Bild zu bekom­men, weil es eine gute Möglichkeit war, auch ohne kor­rek­tes Bett den medi­zi­ni­schen Flair eines Krankenhauses zu erzie­len. Weil die Softbox hier rechts von oben kommt, habe ich die wich­ti­ge Handschuh-​Hand links etwas mit einem LED-​Licht (dem Litepanels Micro Kit*) auf­ge­hellt.

Dazu noch ein span­nen­der Hinweis. Das klei­ne LED-​Licht neh­me ich oft und ger­ne unter­wegs mit, weil es eine gute und prak­ti­sche Möglichkeit ist, zusätz­lich zum vor­han­de­nen Blitzaufbau schnell zusätz­lich ein Akzentlicht zum Aufhellen klei­ner Stellen zu set­zen, für die es sich nicht loh­nen wür­de, ein kom­plet­tes zusätz­li­ches ent­fes­sel­tes Blitzset ein­zu­rich­ten. Für mehr reicht die Lichtstärke auch nicht, aber es gibt auch eine dop­pelt so hel­le Version namens Litepanels MicroPro*. Gut zu sehen ist der Einsatz beim nächs­ten Foto mit dem Messer:


Erkennt ihr, was das klei­ne LED-​Licht bewirkt? Zum Vergleich mal roh aus der Kamera das vori­ge Foto ohne das zwei­te Akzentlicht:

Das zusätz­li­che Licht fällt stark links von oben auf die Messerspitze, die ansons­ten fast kom­plett im Dunkeln ver­schwin­den wür­de. Kleines Licht, gro­ße Wirkung. Zwei wei­te­re Vorteile des LED-​Lichts im Vergleich zu einem zwei­ten Blitz: LED ver­braucht weni­ger Batterien und weil es Dauerlicht ist, ist es viel ein­fa­cher, den Effekt des Lichts schon vor dem Fotografieren zu sehen und kor­ri­gie­ren zu können.

Ironie der Geschichte ist übri­gens, dass ich als Fotograf das fer­ti­ge Stück gar nicht zu sehen bekom­men habe. Es gab ins­ge­samt sechs Aufführungen in Köln und ich war lei­der an allen Terminen in Berlin.

Mehr Fotos von mir gibt es auf der Webseite des Stücks.

Welches Foto gefällt Euch am bes­ten und warum?

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Im Theater fotografieren – Parsifal

Parsifal? Ist das nicht die­se end­los lan­ge Oper von Richard Wagner? Genau!

Diese Oper wur­de das ers­te Mal im Juli 1882 auf­ge­führt – und am Karfreitag 2010 in der Kölner Studiobühne - in vol­ler vier­ein­halb­stün­di­ger Länge! Der Schauspieler Manuel Moser mim­te in dem Stück stumm den genie­ßen­den Wagner-​Hörer im Wohnzimmer, der im Laufe der Zeit immer wei­ter in die epo­cha­len Fantasiewelten der Oper ein­dringt und schließ­lich in ihnen gefan­gen ist. Wer kann in Zeiten von fla­ckern­der Videoclip-​Ästhetik auf YouTube und eili­gen Statusmeldungen auf Facebook und Twitter noch behaup­ten, sich über vier Stunden non­stop (okay, es gab nach ca. zwei Stunden eine kur­ze Pinkelpause) auf ein Musikstück einzulassen?

Das Stück wur­de von Dietmar Kobboldt insze­niert, Gabriele Fischer war für die Dramaturgie zustän­dig und die künst­le­ri­sche Mitarbeit über­nahm Tim Mrosek.

Die Fotos zei­ge ich hier übri­gens in chro­no­lo­gi­scher Reihenfolge, so daß ihr mit ver­fol­gen könnt, wie die Motive immer wil­der und sur­rea­ler wer­den und schließ­lich zur Selbstauflösung führen.

Wie so oft habe ich wie­der mei­ne Standard-Ausrüstung für Theaterfotos benutzt, die sich auch hier gut bewährt hat. Die Canon 5D Mark II mit dem 70–200mm IS 2.8 Objektiv und einem Einbeinstativ. Fotografiert habe ich bei ISo 1600 und fast durch­gän­gig mit Blende 2.8. Damit erziel­te ich Belichtungszeiten von ca. 1/​10 bis 1/​60. Das war schon sehr knapp, aber da sich ers­tens der Schauspieler nur sel­ten schnell bewegt hat, ich zwei­tens das Stativ ruhig hal­ten konn­te und drit­tens der Bildstabilisator aktiv war, waren die Fotos scharf genug.

Fast alle Fotos habe ich eine bis zwei Blenden unter­be­lich­ten müs­sen, da die bun­ten hel­len Scheinwerfer für einen extrem gro­ßen Kontrastumfang sorg­ten und ich trotz­dem einen satt­schwar­zen Hintergrund haben wollte.

Das Spiel von Licht und Schatten wur­de im Stück ger­ne aus­ge­kos­tet, was für Fotografen immer dank­ba­re Motive abwirft.

Ein Zugeständnis an den media­len Massengeschmack waren die Video-​Installationen mit Animationen von Manuel Schmitt.

Die bei­den Fotos oben und unten sind mei­ne Favoriten des Abends. Oben durch den Farbkontrast, der gleich­zei­tig Tiefe erzeugt (nicht im Bild: Die wil­den Kopulationsszenen mit zwei Zimmerpflanzen), unten wegen des „Bild-in-Bild“-Effekts. Live-​Video macht es möglich.

Trotz Unterbelichtung von zwei gan­zen Blenden sind am Kragen immer noch Bereiche über­be­lich­tet. Welchsendes Licht kann auch ein Fluch sein.

Ebenfalls ein sehr dank­ba­res Motiv. Was hät­te ich dafür gege­ben, vor­her zu wis­sen, dass sich der Schauspieler den Wein ins Gesicht kip­pen wird. Dann hät­te ich in mei­ner Eile nicht oben das Glas abge­schnit­ten und die Kamera in den Serienbild-​Modus versetzt.

Das letz­te Bild ist noch ein schö­ne Beispiel dafür, wie ver­schie­de­ne Lichtquellen durch ihre Farbtemperaturen ganz ande­re Stimmungen erzeu­gen können.



Was sagt ihr zu den Fotos? Welche sind Eure Favoriten und warum?

Im Theater fotografieren: Schwarzes Tier Traurigkeit

Ich hät­te es wis­sen müs­sen. Ein Theaterstück mit dem Titel „Schwarzes Tier Traurigkeit“ wird kein Zuckerschlecken. Damit wir uns nicht falsch ver­ste­hen: Das Stück selbst war gut und erin­ner­te mich lan­ge Strecken an Romane von T.C. Boyle (vor allem an das Ende von „Drop City“*). Aber es war auch unend­lich trau­rig. Wie der Name schon sagt.

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Es war nicht ganz ein­fach zu foto­gra­fie­ren, da das Stück vor allem durch gespro­che­nen Text wirk­te und die Personen dazu pas­send im Raum ver­teilt stan­den und immer nur kurz inter­agier­ten. Deshalb kon­zen­trier­te ich mich auf eine „Serie“ mit den Stühlen im Hintergrund.

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Zum Einsatz kam wie­der mei­ne „Standard-​Theater-​Ausrüstung“, die Canon 5D Mark II mit dem 70–200mm 2.8 Objektiv und Stativ.

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Das Stück von Anja Hilling (nomi­niert für den Kölner Theaterpreis 2009) wird übri­gens vom 14. bis 17. Mai 2010 in der Studiobühne Köln zu sehen sein.

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Die betei­lig­ten Schauspieler sind Evi Amon, Jörn Behr, Kevin Herbertz, Lea Kaiser, Niklas Schulz und Ingo Solms.

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Ich bin mir nicht sicher, ob das Absicht war, aber die Aufteilung der Schauspieler nach Größen sieht beein­dru­ckend aus.

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Ich kann’s nicht las­sen. Trotz allem blei­be ich ein Farbfotograf. Mein Lieblingsbild ist des­halb auch die­ses hier:

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Im Theater fotografieren: Agamemnon

Erstaunlich: Das Theater schafft es doch noch, mir etwas klas­si­sche Bildung ein­zu­flös­sen, nach­dem grie­chi­sche Tragödien im Gymnasium defi­ni­tiv nicht zu mei­nen Lieblingsthemen gehörten.

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Wie schon erwähnt, bin ich auch in einer Fotogruppe, die Theaterfotos macht. Dieses Mal stand das Stück „Agamemnon“ vom grie­chi­schen Regisseur Kostas Papakostopoulos auf dem Spielplan, nach dem grie­chi­schen Dramatiker Aischylos. Das Stück ist Teil der anti­ken Triologie „Orestie“. Die Tragödie schil­dert die Ermordung von Agamemnon, König von Mykene, durch sei­ne Frau Klytaimnestra und ihren Geliebten. Oben die Ehefrau.

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Als Schauspielerinnen und Schauspieler mit dabei: Thomas Franke, Heike Hübner, Stefan Kleinert, Lisa Sophie Kusz, Tomasso Tessitori, Anna-​Maria Wasserberg und Annika Weitershagen.

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Das Stück war sehr ange­nehm zu foto­gra­fie­ren, dank viel Bewegung, Requisiten und Teilnehmern.

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Wozu eine Generalprobe nicht alles gut ist. Die Luftpolsterfolien im Hintergrund (sie­he Bild oben) schwel­ten wäh­rend der Proben wegen der hei­ßen Schweinwerfer gemüt­lich durch und erzeug­ten zum Ende des Stücks eini­ge Rauchfahnen. Wir Fotografen waren lan­ge nicht sicher, ob das Special Effects waren oder eine Gefahr.

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Kleiner Tipp für Fotografen: Hüte sind immer sehr fotogen!

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Diese Schauspielerin (Lisa Sophie Kusz) hat­te es mir wegen ihrer ein­drucks­vol­len, immer leicht über­trie­be­nen Mimik angetan.

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Ein wei­te­rer Beweis für mei­ne „foto­ge­ne Hüte“-These. Entgegen mei­ner sons­ti­gen Gewohnheiten sind die hier gezeig­ten Fotos direkt als JPG aus der Kamera. Keine Nachbearbeitung, nur Größenanpassung (und klei­nes Wasserzeichen).

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Das Ende des Stücks: Die Königin mit dem Kopf ihres toten Königs und hm, wer der zwei­te war, kann ich nicht nach­voll­zie­hen, da habe ich mich zu sehr auf das Fotografieren kon­zen­triert. Leider könnt ihr Euch nicht selbst vom Stück über­zeu­gen. Die Vorstellungen in der Kölner Studiobühne Ende Februar sind ausverkauft.

Was sagt ihr zu den Fotos. Was sind Eure Favoriten?