Vor ca. einem Jahr hat die Bildagentur Adobe Stock eine neue Funktion eingeführt, die „Anbieter der Woche“. Diese Seite wurde vor einigen Monaten in „Aktuelle Bestseller“ umbenannt.
Das ist eine Art „Bestseller“-Anzeige, welche aber nur neue Uploads und auch die Portfoliogröße berücksichtigt, damit auch kleinere und neue Anbieter eine Chance haben.
Aktuell werden die Anbieter so ermittelt: Für jeden der drei Bereiche Foto, Illustration und Vektoren werden die 400 Anbieter gefiltert, die in der Vorwoche die meisten Verkäufe gehabt haben mit Werken, die innerhalb der letzten sechs Monate hochgeladen wurden. Damit soll gewährleistet sein, dass auch neue Anbieter die Chance haben, in der Bestseller-Liste aufzutauchen.
Danach wird diese Liste nach dem Verhältnis von Uploads zu Verkäufen sortiert. Wer also gleich viele Verkäufe, aber weniger Uploads hat, steigt in der Liste und umgekehrt. Damit haben auch Anbieter, die weniger, aber verkäuflichere Bilder erstellen, bessere Chancen.
Die Reihenfolge der je zehn angezeigten Anbieter erfolgt zufällig, ebenso wie die Sortierung von deren Bestseller-Bildern. Ein Anbieter kann aktuell auch höchstens einmal in fünf Wochen vorgestellt werden.
Warum die Video-Bestseller nicht ausgewertet werden, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Die Datenbasis dieser Auswertung
Mein Assistent hat die Mühe auf sich genommen, ein Jahr lang diese Daten zu sammeln, also jede Woche zu notieren, welche zehn Anbieter in den drei Bereichen vorgestellt wurden.
Das ergibt bei 30 Anbietern in 52 Wochen 1560 Einträge. Diese 1560 Erwähnungen verteilten sich auf 625 Anbieter, viele waren also mehrmals vertreten. Diese habe ich dann einmal danach sortiert, wer insgesamt am häufigsten auftauchte und nach Dateityp sortiert.
Die Anzahl in Klammern ist die Häufigkeit der Erwähnung in der jeweiligen Kategorie in den Kalenderwochen 42/2018 bis 41/2019.
Schauen wir uns die Ergebnisse mal an (alle Links sind Affiliate-Links, falls ihr euch bei Adobe Stock anmelden wollt):
Da ein Anbieter nur maximal alle fünf Wochen in einer Kategorie auftauchen kann, ist die maximal mögliche Erwähnung pro Kategorie 11x innerhalb eines Jahres.
Das hat nur der Anbieter mtlapceciv aus Serbien mit seinen Rahmen-Mock-Ups in skandinavischen Interiors geschafft.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Foto- und Gesamtliste am Ende etwas „schwammiger“ ist, weil es im Bereich Foto noch vier Anbieter mit ebenfalls acht Erwähnungen gab und in der Gesamtwertung noch acht weitere Anbieter mit zehn Einträgen.
Interessant finde ich auch, dass von den Bestseller-Fotografen mit den großen Portfolios wie Africa Studio, Syda Productions, Monkey Business, Gstudio Group, Sergey Nivens oder WavebreakmediaMicro keiner dabei ist. Vielleicht ist deren Upload-Rate so hoch, dass die vielen Uploads nicht im Verhältnis zu den Verkäufen stehen, die kleinere Anbieter erreichen können.
Was sagt ihr dazu? Habt ihr paar schöne Portfolios entdeckt?
Im Mai 2019 gab es bei der australischen Bildagentur Canva zwei große Änderungen.
Die erste Änderung betraf den Kauf der Gratis-Bilderplattformen Pixabay und Pexels. Canva kaufte die beiden Webseiten für einen ungenannten Betrag. Die über eine Million kostenlosen Bilder sind nun auch über die Webseite von Canva verfügbar. Pixabay und Pexels sollen angeblich als unabhängige Webseiten in voller Funktionalität bestehen bleiben.
Die zweite Änderung betraf die Einführung des Abo-Plans „Photos Unlimited“. Wie der Name schon andeutet, soll das Abonnement Zugriff auf die komplette Canva-Bibliothek inklusive der kostenlosen Bilder für 12,95 USD im Monat erlauben, bzw. 9,95 USD für Canva Pro Accounts mit Jahreszahlung.
Für die Kunden ist das zweifellos ein verlockender Deal. Solange die kostenlosen Bilder bei Pixabay und Pexels jedoch erhältlich bleiben, ist unklar, warum die Kunden dafür plötzlich bereit sein sollen, Geld auszugeben. Vielleicht ist es die Bequemlichkeit, Gratis- und Premium-Inhalte auf einer Seite mit integrierten Layout-Templates nutzen zu können? Vermutlich deswegen bewirbt Canva „Photos Unlimited“ auch mit dem Slogan „Netflix für Stockfotografie“.
Aber was bedeutet das für die Fotografen?
Ich habe schon im Mai gefragt, wie die Kommission konkret aussehen und was das Minimum pro verkauften Bild sein wird. Darauf gab es trotz mehrerer Nachfragen bis heute keine genaue Antwort, nur die Angabe, dass die Einnahmen prozentual verteilt werden:
„Earnings from the subscription will be computed based on a share method, where revenue is distributed proportionally based on number of downloads. We do have a safety net in place, as per our Photos Unlimited terms of use. The Reasonable Use Policy is put in place to protect you as a contributor.“
„The Canva royalty rate is 35% of the sale price of the various Canva licenses. Even where sales of the licenses occur in a currency other than USD, your royalties will be paid in USD.
For images sold in the Photos Unlimited subscription, the royalty rate paid to contributors is 50% of net revenue earned by Photos Unlimited (less taxes and payment processing fees). That 50% share is paid proportionally to each contributor, based on the total number of downloads of a contributor’s images as a proportion of the total number of downloads.
For example: If 50% of net revenue (less taxes and payment processing fees) earned by Photos Unlimited during a calendar month is $1 million, and the total number of downloads during that accounting period was 2,000,000 downloads, then the amount attributed to each downloaded image would be 50c. If a contributor had 100 downloads of their images as part of the subscription during that month they would earn $50.“
Auch das ist alles sehr hypothetisch, da bisher unklar war, wie viele Bilder im Monat Kunden nutzen würden.
Heute gab es ein Update für das Canva-Backend, mit dem endlich die ersten Verkaufszahlen und Erlöse von Canva sichtbar sind.
Analyse der Verkäufe und Umsätze bei Canva inklusive Photos Unlimited
Ich teile meine Verkaufszahlen und Umsätze aus verschiedenen Gründen seit einer Weile nicht mehr, aber um etwas mehr Transparenz in das neue und stark beobachtete Geschäftsmodell von Canva zu bringen, mache ich hier eine Ausnahme.
Im obigen Diagramm seht ihr die Entwicklung meiner Verkäufe bei Canva in den letzten zwölf Monaten. Im Mai 2019 gab es einen Einbruch bei den regulären Verkäufen, der jedoch schnell durch die neuen Unlimited-Verkäufe aufgefangen wurde.
Da die Erlöse beim Unlimited-Plan pro Verkauf deutlich niedriger sein müssten, ist die spannende Frage: Wie wirken sich die Verkäufe auf die Umsätze aus? Dazu hier meine Grafik:
In den 12 Monaten vor Beginn dieser Grafik hatte ich im Schnitt 590 USD Umsatz pro Monat bei Canva. In letzten 12 Monaten ist dieser Durchschnittswert um 40,5% auf 351 USD gefallen.
Betrachten wir nur die letzten 5 Monate mit den Unlimited-Umsätze mit den 5 davor ohne Unlimted-Verkäufe, sind es „nur noch“ ca. 3% weniger.
Wie viel ist nun ein Bildverkauf im „Photos Unlimited“-Plan für den Fotografen wert?
Mein „Revenue per Download“ (RPD) bei Canva wird im obigen Diagramm gezeigt. In den letzten 5 Monaten lag er im Schnitt bei 0,43 USD für die „One-Time“ und „Multi-Use“-Verkäufe, davor bei 0,45 USD.
Der RPD nur für die Unlimited-Verkäufe liegt aktuell bei 0,17 USD, ohne den „Ausrutscher“ von 0,08 USD im Mai wären es 0,19 USD.
Das ist weniger als halb so viel wie für die anderen Verkäufe, aber mehr, als ich vermutet hatte.
Rechne ich den RPD von beiden Kurven zusammen, erhalte ich einen RPD von 0,34 USD in den letzten 5 Monaten (mit Unlimited) im Vergleich zu einem RPD von 0,42 USD in den 5 Monaten davor. Das ist ein Verlust von 20% und absolut gesehen der niedrigste Wert aller belieferten Bildagenturen.
Mein „Return per Image“ (RPI) in den letzten 12 Monaten lag im Schnitt bei ca. 0,020 USD, nur in den letzten 5 Monaten mit den Unlimited-Verkäufen bei 0,016 USD. Der Vollständigkeit halber: In den 12 Monaten stieg mein Bildbestand bei Canva von ca. 16.000 auf 20.000 Bilder an.
Lohnt sich das?
Das ist die schwierige Frage, die ich heute sicher noch nicht abschließend beantworten kann. Eindeutig ist jedoch, dass die Umsätze als auch der RPD und der RPI alle seit der Einführung von „Photos Unlimited“ gefallen sind.
Aber schauen wir uns das mal von der anderen Seite an: Wenn „Photos Unlimited“ 12,95 bzw. 9,95 USD pro Monat kostet, kommt der RPD von 0,19 nur zustande, wenn ein Kunde nur 26 bzw. 34 Bilder im Monat runterlädt. Würde er mehr nutzen, würde der RPI weiter sinken.
Aus Kundensicht sind diese ca. 30 Bilder sehr attraktiv, da diese Bildmenge bei den meisten anderen Agenturen deutlich teurer ist. Für den Fotografen ist das jedoch sehr bedrohlich, es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dass Kunden deutlich mehr Bilder nutzen.
Auch mit den oben dargestellten Werten liegt der RPI, also der Bildertrag, deutlich unter dem vieler anderer Bildagenturen.
Auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick nicht so schlecht aussehen, befürchte ich einen Dammbruch, wenn die Entwicklung in dieser Richtung weitergeht, denn ein Verlust von 20% pro Verkauf mag bei Canva kaum ins Gewicht fallen, bei den großen Agenturen wie Shutterstock, Adobe Stock oder iStock deutlich mehr. Würden diese auch so ein Modell einführen und die Umsatzentwicklung verhielte sich wie oben skizziert, wäre das ein ernstzunehmender Umsatzeinbruch.
Zumal Canva nicht die einzige Agentur ist, die mit einer „Bilder-Flatrate“ experimentiert: Auch „Envato Elements“ sowie „Freepik Premium“ und die neue Seite „Scopio“ funktionieren nach einem sehr ähnlichen Prinzip.
Die Ankündigung von Canva:
„Soon, we’ll begin ramping up marketing efforts, which we expect will lead to significant growth in subscription sales and ultimately an increase in your earnings.“
wirkt da wie eine Drohung, denn da der Markt insgesamt kaum wächst, werden diese zusätzlichen Einnahmen von anderen Agenturen (mit höherem RPD) abgezogen.
Welche Rolle spielen die Gratis-Bilder in der Rechnung?
Bisher unerwähnt blieb die Rolle der neuen Million Gratis-Bilder bei Canva. Erhalten deren Fotografen ebenfalls Kommissionen?
Dem obigen FAQ-Zitat zufolge berechnen sich die Kommissionen, indem die Hälfte der Netto-Einnahmen aus „Photos Unlimited“ durch die runtergeladenen Fotos in diesem Zeitraum geteilt werden.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten. Variante 1: Canva vergütet auch die Fotografen der Gratis-Bilder. Das halte ich jedoch für unwahrscheinlich, da diese meist nicht mal einen Canva-Account haben und weder auf Pexels noch auf Pixabay auf solche Verdienstmöglichkeit hingewiesen wird.
Bleibt Variante 2: Canva vergütet nur die Premium-Bilder. Das würde bedeuten, dass Canva sich einen großen Teil vom Umsatz selbst einsteckt, der nicht im tatsächlichen RPD berücksichtigt wird. (Update 15.10.2019: Habe von Canva die Bestätigung erhalten, dass die Fotografen der kostenlose Bilder nicht vergütet werden.)
Rechnen wir das mal testhalber durch: 100 Leute kaufen in einem Monat ein Unlimited-Abo für 12,95 USD. Das wären 1295 USD. Nach Abzug von Steuern und Zahlungsgebühren bleiben ca. 1200 USD (ca. 7% Abzug). Wenn wir den ermittelten RPD von 0,19 USD nehmen, der sich aus 50% der Nettoerlöse durch die Downloads zusammensetzen soll, wären das 3158 Downloads, welche diese 100 Kunden im Monat erzielt haben, also ca. 31 Downloads pro Monat und Kunde.
Nun teilen wir diese 3158 Downloads auf, je nachdem, wie viele davon auf die nicht vergüteten kostenlosen Bilder entfallen. Hier seht ihr die Rechnung.
free DLs
Premium DLs
Payout Premium
Canva earnings
official RPD (net earnings/downloads
„real RPD“
0% Premium DLs
3158
0
0
1200,02
0,19
$0,00
10% Premium DLs
2842
316
60,04
1139,98
0,19
$0,02
50% Premium DLs
1579
1579
300,01
900,01
0,19
$0,10
90% Premium DLs
316
2842
539,98
660,04
0,19
$0,17
100% Premium DLs
0
3158
600,02
600
0,19
$0,19
Egal, wie viel Gratis-Bilder der Unlimited-Kunde verwendet, der offizielle RPD bleibt gleich (da Gesamtdownloads und Gesamtumsatz gleich bleiben).
Stark unterschiedlich ist jedoch der „echte RPD“. Der sinkt umso mehr, je mehr Gratis-Bilder ein Kunde nutzt, weil Canva weniger Premium-Bilder auszahlen muss, der ermittelte offizielle RPD jedoch gleich bleibt. Damit steigt auch der Gewinn von Canva deutlich an (Spalte „Canva Earnings“).
Anders formuliert: Canva hat ein großes Interesse daran, die kostenlosen Bilder in der Suche zu bevorzugen, damit sie mehr verdienen.
Noch mal anders formuliert: Wenn die Anzahl der runtergeladenen Premium-Bilder gleich bleibt, verdienen deren Fotografen mit jedem zusätzlich runtergeladenen Gratis-Bild noch weniger.
Damit kannibalisieren die Gratis-Angebote nicht mehr nur indirekt, indem weniger weniger Verkäufe entstehen, sondern ganz direkt, indem der Verkaufserlös selbst geschmälert wird.
Was tun?
Mein Erlös pro Verkauf (RPD) bei Canva ist im letzten Jahr von allen belieferten Agenturen am niedrigsten gewesen. Ich beobachte das sehr genau. Wenn sich in den kommenden Monaten keine deutliche Steigerung des RPD abzeichnet, werde ich die Reißleine ziehen, und meine Bilder bei Canva löschen.
Vor paar Tagen gab Shutterstock hier seine Quartalszahlen für das zweite Quartal 2019 bekannt. Darin ist immer von „Wachstum, Wachstum, Wachstum“ die Rede.
Klingt für Börsenleute erst mal ganz toll: Die bezahlten Downloads sind um 3% gestiegen, der Umsatz pro Download ist um 1% gestiegen, die Anzahl der Bilder und Videos ist um je 37% gestiegen, der Umsatz ist um 3% gestiegen und so weiter, alles immer im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Wenn wir uns aber die Entwicklung der Downloads und der Portfoliogröße seit 2011 anschauen, sehen wir, dass das Wachstum deutlich abflacht und nur bei der Portfoliogröße rasant wächst. Hier erst mal der Blick auf die 33 letzten Quartale (2. Quartal 2011 bis 2. Quartal 201) für die bezahlten Downloads:
Bis zum zweiten Quartal 2016 entwickelte sich der Verlauf fast linear nach oben, geriet dann aber ins Stocken, ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Adobe die Bildagentur Fotolia aufkaufte. Im Vergleich zum letzten Quartal gab es sogar einen Rückgang der Downloads um ca. 600.000, auch die Quartale davor war es eher ein Auf und Ab als ein stetiges Wachstum. Übrigens gab es auch beim Gesamtumsatz einen Rückgang im Vergleich zum vorherigen Quartal.
Ähnlich sieht das beim Blick auf den Umsatz pro Download (RPD) aus, welcher anzeigt, für wie viel Geld Shutterstock im Schnitt ein Bild an den Kunden bringen konnte:
Auch hier bis ca. zum ersten Quartal 2017 eine leichte Steigerung, ab 2018 stagniert der RPD aber bei ca. 3,40 USD und schwankt nur um wenige Cent pro Quartal. Zu berücksichtigen ist auch, dass hier nicht zwischen Bildern und Videos unterschieden wird. Das bedeutet also, dass steigende Videoverkäufe für einen höheren RPD sorgen, der Fotografen ohne Videos im Portfolio gar nicht zugute kommt.
Ganz anders hingegen das Wachstum der Portfoliogröße:
Vom 2. Quartal 2011 bis zum 1. Quartal 2016, also in fünf Jahren, wuchs das Portfolio von 15,3 Mio. Bilder auf 81 Mio. Bilder.
Am 2. Dezember 2015 gab Shutterstock bekannt, dass man statt 7 von 10 nur noch 1 Bild bei der Bewerbung akzpetiert bekommen musst, um Bilder zu Shutterstock hochladen zu dürfen. Außerdem liess die Agentur gefühlt „jeden Mist“ duch, was dazu führte, dass jetzt im zweiten Quartal 2019 schon 280 Millionen Bilder online sind. Das ist ein Wachstum in 3 Jahren um ca. 200 Millionen Bilder.
Die Anzahl der Videos ist immerhin von ca. einer Million Anfang 2013 auf 15 Millionen im zweiten Quartal 2019 gestiegen.
Bei stagnierendem Umsatz und gleichbleibendem Umsatz pro Verkauf bedeutet dieses deutlich stärker wachsende Portfolio jedoch, dass der Umsatz pro Bild deutlich sinkt:
Während 2012 bis 2014 der Umsatz pro Bild (RPI) halbwegs stabil bei 2 USD liegt, fängt er entgegengesetzt zum rasanten Portfolio-Wachstum um mehr als die Hälfte zu sinken und liegt aktuell nur noch 0,57 USD pro Quartal. Dieser Wert stimmt ziemlich genau mit meinem Portfolio überein. Wer dreitausend Bilder im Portfolio hat, sollte bei Shutterstock also ca. 570 USD Umsatz pro Monat erzielen. Wer darunter liegt, hat unterdurchschnittlich „gute“ Bilder, wer darüber liegt, bessere. Auch hier verzerren die enthaltenen Videos leider die Zahlen etwas.
Der Prozentsatz der lizenzierten Bilder ist das Ergebnis der Downloads durch die Anzahl der Bilder. Dieser Wert gibt an, wie viel Prozent eines Fotografen-Portfolios im Schnitt pro Quartal runtergeladen werden.
Wenn jemand also 3000 Bilder im Portfolio hat, konnte er vor acht Jahren im zweiten Quartal 2011 (94,1%) noch mit 2823 Downloads rechnen, im zweiten Quartal 2019 (16,6%) aber nur noch mit 498 Downloads. Während mein RPI mit dem gesamten Shutterstock-RPI gut übereinstimmt, geht das beim Prozentsatz stark auseinander und ich habe deutlich mehr Downloads.
Laut Jim Pickerell soll der durchschnittliche Fotografenanteil am Umsatz bei 27% liegen, das ist also die Kommission, die wir erhalten. Kombiniert mit den 3,44 USD pro Download wären das im Schnitt also ca. 93 US-Cent pro Download für die Fotografen. Das stimmt ganz gut mit meinen Werten überein, ich liege etwas darunter, weil ich kaum Videos anbiete.
Die 27% sind 43,6 Mio. USD Umsatz, welche sich aktuell auf ca. 900.000 Anbieter verteilen sollen. Das wären pro Fotograf ca. 16 USD im Monat als Durchschnitt. Wenn wir jedoch die vielen inaktiven Fotografen mit nur einer Handvoll Bildern im Portfolio ignorieren und als Maßstab die ca. 15% Fotografen (mehr als 100 Bilder im Portfolio) meiner Adobe Stock-Analyse nehmen, wären das eher 323 USD pro Monat oder 3876 USD im Jahr. Das wäre geschätzt der Durchschnitt, wie viel ein aktiver Fotograf bei Shutterstock verdient.
Insgesamt zeigen die Zahlen eine Stagnation bei den Downloads und dem Erlös pro Downloads. Der Umsatz wächst zwar weiterhin, aber längst nicht mehr so viel wie vor paar Jahren.
Heute hat die Bildagentur Shutterstock den Quartalsbericht für das vierte Quartal 2018 vorgestellt. Das habe ich mir zum Anlass genommen, die Geschäftszahlen etwas genauer zu beleuchten.
Hier erst mal die Tabelle mit den Downloads, Uploads und Umsätzen der letzten Jahre. Die Formatierung in WordPress ist nicht so schön, aber ihr könnt sie hoffentlich gut lesen.
Quartal
Downloads
Kollektionsgröße
Gesamteinnahmen
Durchschnittl. Einnahmen pro Download (RPD)
Gesamteinnahmen Downloads
Differenz
Downloads/Assets
Q4 2013
28,00
32,20
68,00
2,43
68,04
-0,04
0,87
Q1 2014
29,70
35,40
72,80
2,45
72,77
0,03
0,84
Q2 2014
31,50
38,80
80,20
2,52
79,38
0,82
0,81
Q3 2014
31,20
42,70
83,70
2,65
82,68
1,02
0,73
Q4 2014
33,50
46,80
91,20
2,68
89,78
1,42
0,72
Q1 2015
33,40
51,60
97,50
2,87
95,85
1,64
0,65
Q2 2015
35,90
57,20
104,40
2,85
102,31
2,08
0,63
Q3 2015
38,10
63,70
107,30
2,76
105,15
2,14
0,60
Q4 2015
39,80
71,40
115,90
2,86
113,82
2,07
0,56
Q1 2016
41,20
81,00
116,70
2,77
114,12
2,57
0,51
Q2 2016
43,40
92,10
124,30
2,81
121,95
2,34
0,47
Q3 2016
41,20
102,70
123,10
2,91
119,89
3,20
0,40
Q4 2016
41,10
116,20
130,20
3,02
124,12
6,07
0,35
Q1 2017
43,50
132,00
130,20
2,96
128,76
1,44
0,33
Q2 2017
42,70
144,70
134,00
3,05
130,23
3,76
0,30
Q3 2017
41,90
155,80
141,10
3,23
135,33
5,76
0,27
Q4 2017
43,90
170,10
151,80
3,33
146,18
5,61
0,26
Q1 2018
43,70
196,80
153,00
3,40
148,58
4,41
0,22
Q2 2018
45,20
215,10
156,60
3,41
154,13
2,46
0,21
Q3 2018
43,90
233,00
151,60
3,40
149,26
2,34
0,19
Q4 2018
46,80
241,70
162,10
3,40
159,12
2,98
0,19
Alle Werte sind in Millionen USD, bis auf RPD und Downloads/Assets, die sind in US-Dollar.
Was bedeuteten die Zahlen genau?
Die Downloads geben an, wie häufig im Quartal insgesamt Werke heruntergeladen (also gekauft) wurden.
Die Kollektionsgröße gibt an, wie viele Bilder, Videos und Musikstücke (also nicht nur Fotos) im Quartal insgesamt online waren.
Die Gesamteinnahmen sind die Einnahmen, welche Shutterstock für das Quartal in Mio. USD gemeldet hat.
Der RPD ist der Wert, den Shutterstock pro Download im Durchschnitt erzielt hat. Hier ist zu bedenken, dass Videos, Musikstücke und Fotos in der Premium-Kollektion einen deutlichen höheren Durchschnittsverkaufspreis erzielen als die Bilder der Basis-Kollektion.
Bei „Gesamteinnahmen Downloads“ wurde der RPD mit den Downloads multipliziert. Die nächste Spalte zeigt die Differenz zu den gemeldeten Gesamteinnahmen und zeigt damit auf, dass Shutterstock noch einige andere Einnahmenquellen als die Asset-Lizenzierung hat. Der Minuswert in der ersten Zeile ist vermutlich der Rundung geschuldet.
In der Spalte „Downloads/Assets“ habe ich die Downloads durch die Portfoliogröße dividiert. Wenn ihr diesen Wert mit eurer eigenen Portfoliomenge multipliziert, seht ihr, wie viel Downloads eurer Portfolio in einem Quartal erzielen sollte. Liegt ihr drüber, seid ihr überdurchschnittlich, liegt ihr drunter, solltet ihr an euren Bilder noch arbeiten.
Die Zahlen grafisch dargestellt
In der letzten Grafik ist gut zu erkennen, wie die Portfoliogröße den Downloads davongaloppiert. Die stagnierenden Downloads führen bei stark steigenden Uploads zu sinkenden Downloads pro Asset, wie in der ersten Grafik gut erkennbar ist.
Die zweite Grafik zeigt, wie der RPD im letzten Jahr ebenfalls stagniert ist.
Zusammengenommen werfen diese Zahlen und Grafiken leider ein trauriges Bild auf die Branche. Denn übersetzt bedeuten sie, dass Shutterstock fast alle potentiell möglichen Kunden schon erreicht hat (stagnierende Downloads) und deshalb neue Uploads nicht mehr automatisch dazu führen, dass mehr verdient wird. Der Kunde bekommt dadurch zwar mehr Auswahl, aber er kauft nicht unbedingt mehr.
Würden wir den wachsenden Videomarkt mit seinen höherpreisigen Verkäufen aus den Zahlen abziehen (was wir leider nur für die Uploads, aber nicht für die Downloads und Umsätze machen könnten), würde das Gesamtbild vermutlich noch trauriger aussehen.
Heute war eine Email von Adobe Stock mit dem Betreff „Korrektur ausgezahlter Lizensgebühren“ in meinem Postfach, mit der ich über falsch berechnete Lizenzgebühren informiert wurde:
Hallo #firstname #lastname, wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass die am 12. Februar ausgezahlten Lizenzgebühren teilweise falsch berechnet wurden. Wir haben den falschen Betrag in Ihrem Konto storniert. Sollten Sie bereits einen Auszahlungsantrag gestellt haben, kann das zu einem negativen Saldo führen. Wir entschuldigen uns aufrichtig für die entstandenen Unannehmlichkeiten. Wenn Sie Fragen haben, kontaktieren Sie uns gern hier https://contributor.stock.adobe.com/contact
Mit freundlichen Grüßen Adobe Stock Team
Email vom Adobe Stock Team
Sehen wir mal von den falschen Anrede-Variablen und dem Schreibfehler im Betreff ab, hat diese Mail doch zwei gravierende Probleme von Adobe Stock offenbart.
Erstens werden die Abzüge nicht im Statistik-Backend von Adobe Stock angezeigt (unter „Aktivität“). Dadurch liefern aktuell externe Analysetools wie Stock Performer leider falsche Umsätze.
Wer einen Fotolia-Account hat, sieht diese Abzüge dort immerhin hier unter Credits (am 15.2.2019, ca. 8:25 bis 8:32 Uhr). Klickt man jedoch auf den „Rechnung“-Link, erscheint nur die Fehlermeldung „Sorry, the page cannot be displayed for the moment“.
Deshalb ist auch bei Fotolia nicht sichtbar, um welche Verkäufe und Bilder es genau geht. Das ist vor allem für große Anbieter relevant, welche ihre Umsätze mit Kollegen, Teammitarbeitern oder anderen Zulieferern teilen müssen.
Außerdem kann die Angabe, dass die Fehlberechnung nur am 12. Februar 2019 auftrat, nicht stimmen, da ich an diesem Tag deutlich weniger Umsatz hatte, als mir am 15.2.2019 wieder abgezogen wurden. Auch andere Betroffene berichten von dieser Diskrepanz.
Laut Adobe Stock wird an dem Problem gerade gearbeitet. Wer die Mail nicht findet, sollte ggf. im Spam-Ordner nachschauen.
Die deutlichen höheren Verkaufserlöse Anfang der Woche, über die sich die Stock-Community sehr gefreut hatte, scheinen also leider nur ein nachträglich gelöschtes Strohfeuer gewesen zu sein, was nun Enttäuschung auslöst, vor allem, nachdem es im Dezember 2018 schon ein Abrechnungsproblem bei Adobe Stock gab.
Update 15.2.2019, 14:00 Uhr Mir liegt inzwischen eine weitere Antwortmail vom Adobe Stock Support vor, in der es heißt: „Im Zeitraum zwischen dem 6.–13. Februar gab es bei einigen Verkäufen eine fehlerhafte Berechnung und es wurden zu viele Credits gutgeschrieben. Dieser Fehler betraf nicht ausschließlich den 12. Februar. Die Auszahlungen wurden nun berichtigt und wir haben die Beträge korrigiert.„ Das würde bedeuten, dass dieser „Abrechnungsfehler“ acht Tage lang existierte und von niemandem bemerkt wurde?