In der Ausgabe 06/2010 der Zeitschrift PROFIFOTO findet ihr auf Seite 29 ein ausführliches Interview mit mir zum Thema „Social Media für Fotografen“.
Viel Spaß beim Lesen.
In der Ausgabe 06/2010 der Zeitschrift PROFIFOTO findet ihr auf Seite 29 ein ausführliches Interview mit mir zum Thema „Social Media für Fotografen“.
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Genauso erschöpft wie meine Kamera-Akkus komme ich eben nach Hause vom zweiten Fotolia-Workshop, dafür aber auch mit voller Speicherkarte und vielen schönen Fotos.
Vielen Dank an alle, die das aufwändige Shooting mit organisiert haben und auch an die anderen Teilnehmer, mit denen der Tag viel Spaß gemacht hat.
Ohne viele Worte hier erste Eindrücke vom Workshop, den Settings, den Models und Motiven. Alle Bilder kommen unbearbeitet aus der Kamera und wurden nur verkleinert.
Mehr gibt es dann in zwei Wochen, nachdem ich mich ohne Internetzugang in den französischen Alpen rumgetrieben haben werde. Wenn mir meine Trekking-Kumpanen nicht noch ausreden, meine Kamera (Viel zuviel Gewicht!) zu schleppen, kann ich auch davon dann Fotos zeigen.
Willkommen in 2010! Vor ca. einem Jahr habe ich an dieser Stelle 10 Fotografen vorgestellt, deren Werke mich beeindruckt und inspiriert haben. In einem Jahr kann viel passieren und ich habe dank vieler Blogs, Zeitschriften und Kollegen andere Fotografen kennenlernen dürfen, deren Werke ich ebenfalls sehr schätze. Deswegen gibt es heute weitere 10 Fotografen – nicht nach Rangordnung sortiert -, deren Fotos ich einfach toll finde.
1. Philippe Halsman (Mode, Portraits)
Kennengelernt habe ich diesen Fotografen durch das Magazin Nr. 11/2009 der Süddeutschen Zeitung, in dem einige seiner seltenen Aktaufnahmen gezeigt wurden. Diese bestachen durch außergewöhnliche Posen und spannend gesetztes Licht. Einige der Bilder gibt es in diesem Bildband* zu sehen. Ansonsten ist der lettische Fotograf Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem durch seine Portraits von Prominenten bekannt geworden, auch wenn eins seiner berühmtesten Motive ein Totenschädel ist, den er aus sieben nackten Frauenkörpern bildete. Das gezeigte Foto ist eine Zusammenarbeit mit Dalí und entstand 1948.
2. Adriana Navalesi (Selbstportraits)
Ich kann nichts dafür, dass es so wenige weibliche Fotografen gibt, deswegen bin ich umso stolzer, wenn es welche in diese Liste schaffen. Adriana Navalesi ist eine Fotografin, die mir durch meine Rezensententätigkeit beim Online-Fotografie-Magazin fokussiert.com das erste Mal auffiel. Sie macht vor allem Doppel-Selbstportraits, die mich erst etwas ekelten und abschreckten. Nachdem ich das hier gezeigte Bild bei fokussiert.com gesehen habe, änderte sich jedoch meine Meinung und ich begann ihr Konzept zu verstehen. Meine ausführliche Bildkritik könnt ihr hier lesen.
3. Nils Jorgensen (Street Photography)
Ich bin mir nicht sicher, wie ich diesen Fotografen entdeckt habe. Ich glaube, es war über Kwerfeldein. Nils Jorgensen macht auf den ersten Blick öde und langweilig wirkende Momentaufnahmen, meist in S/W, aber immer öfter auch in Farbe. Auf den zweiten Blick entdeckt man jedoch die Absurdität oder den hintergründigen Humor, der in den fotografierten Szenen steckt.
4. Eadweard Muybridge (Bewegungsstudien)
Diesen Fotografen mit dem seltsamen Namen kannte ich schon lange, wußte aber seinen Namen nicht. Schon mehrmals habe ich seine Werke in Fotografie-Lehrbüchern gesehen und zuletzt in einem Museum als Beispiel einer Bewegungsstudie über Pferde. Mit diesen Bewegungsbildern ist er auch berühmt geworden, denn er war der erste, der es 1877 schaffte, ein galoppierendes Pferd zu fotografieren. Auslöser war eine Debatte über die Frage, ob Pferde beim Galopp mit allen vier Beinen in der Luft schweben würden oder nicht. Er entwickelte eine Technik mit elektronischem Auslöser und schnell belichtenden Chemikalien, um das besagte Foto zu machen. Ein Jahr später ging er einen Schritt weiter. Er reihte viele Kameras hintereinander auf und ließ diese durch die Hufe eines laufenden Pferdes nacheinander auslösen. So konnte er erstmals den Bewegungsablauf dieser schnellen Tiere nachvollziehen. Die hier gezeigte Animation ist eine Stop-Motion-Version solcher Fotos.
Aber das ist noch nicht alles. Mit dieser Methode beeinflußte er Thomas Edison, der sich eine Bewegtbild-Kamera patentieren ließ und inspirierte auch die Maches des Kult-Films „The Matrix“ zu ihrer „Bullet Time“-Filmtechnik, bei der die Kamera um eine sich langsam bewegende Pistolenkugel herum zu fliegen scheint. Außerdem nahm er Eintritt, um einem zahlenden Publikum seine Bewegtbilder zu zeigen. Damit war er vielleicht der Erfinder von Stock-Footage. Ziemlich cool, nicht?
5. Jan von Holleben (Fantasie-Serien)
Dieser Typ läuft mir in letzter Zeit ständig über den Weg. Sei es großformatig in Fotozeitschriften oder lobhudelnd in Tageszeitschriften, überall sehe ich seine Fotos. Und er hat es verdient! Jan von Holleben fotografiert inszenierte Fantasie-Serien, gerne mit Kindern, in denen aus alltäglichen Dingen wie Haushaltsgegenständen, Kleidung oder Blumen und Pflanzen ganze Fantasiereiche nachgestellt werden. Da ihnen die Konstruktion immer noch anzusehen ist, wirkt es als wären die Kinder ohne Fernsehen und Internet über sich hinaus gewachsen.
Besonders schön finde ich die Serie „Dreams Of Flying“, aus der auch das gezeigte Bild ist, „Mystery Of Monsters“ und „Superheros“. Auch „I am The Strongest“ ist eine nette Hommage an die Kindheit und die Fotos daraus sind bei auch schon auf mindestens einer Canon-Werbung begegnet. Er ist einfach überall.
6. Ulrich Müller (Natur, Details)
Wer meinen Blog schon eine Weile liest, weiß, dass ich knallige, satte Farben liebe. In englisch würde ich sagen: „I’m a sucker for color!“ Schwarz-Weiß war nie mein Ding. Ulrich Müller scheint mir da wie ein Wesensverwandter, der gerne am Sättigungs-Regler dreht, aber es doch nie übertreibt. Schon einzeln sind seine Bilder ein Augenschmaus im wahrsten Sinne des Wortes, aber geballt als Flickr-Galerie ist das eine Farben-Orgie, die Rauschzustände auslösen kann. Wer sich die auf LSD anschaut, ist selbst schuld. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie lange ich in seinen Fotos gestöbert habe, um ein Bild für diesen Artikel zu suchen. Ich konnte mich bei so viel Auswahl kaum entscheiden.
7. Lichtfaktor (Lichtmalerei)
Es ist eine Binsenweisheit: Fotografie heißt wörtlich übersetzt „Malen mit Licht“. Aber kaum einer nimmt das so wörtlich wie die Jungs von Lichtfaktor. Mit Taschenlampen, LED-Leuchten und allem anderen, was irgendwie leuchten kann, ziehen sie durch die Straßen und hinterlassen eine Lichtspur der Kreativität. Schon ihre Bilder sind sehr cool (vor paar Monaten hatten sie in Köln eine Ausstellung in der Fotopension), aber noch besser sind ihre Videos. Hier ein Werbevideo für eine Mobilfunk-Firma, das zeigt, was möglich ist:
TalkTalk Brighter from LICHTFAKTOR on Vimeo.
Mein All-Time-Favorit von Lichtfaktor ist jedoch der Kurzfilm „The Very Angry Caterpillar“, der nicht nur mit Licht gemalt wurde, sondern auch eine amüsante Geschichte erzählt. Beide Videos unbedingt als Vollbild anschauen:
Das Sehr Angry Caterpillar from LICHTFAKTOR on Vimeo.
8. Chema Madoz (Stillleben)
Da bin ich simpel gestrickt. Wenn es lustig ist, gefällt es mir. Der spanische Fotograf Chema Madoz scheint mit einem nie versiegenden Quell des Humors gesegnet zu sein. Wir reden hier aber nicht über platten Schenkelklopfer-Humor, sondern über subtilen Witz, der mich an den Dadaismus erinnert. Außerdem ist seine Ausleuchtung so schön und sanft, dass die meisten Fotos auch ohne den Witz als Bonus funktionieren würden.
9. Victoria V (Portraits)
Diesmal gebührt der Dank dem Fotoblog von Viktor Dite, durch den ich die zweite Fotografin in dieser Liste begrüßen darf. Victory V macht Portraits, die durch eine sehr filmhafte Bildsprache bestechen. Die Figuren wirken unnahbar, aber voller Emotionen, die Motive erzählen kleine Geschichten. Vor allem bei ihren Hochzeitsfotos ist die Liebe und der Spaß zum Greifen nahe.
10. Bernd Opitz (Portraits)
Paul Ripke hat mich durch einen Link in seinem Blog auf diesen Fotografen aufmerksam gemacht. Der Hamburger Fotograf ist auf jeden Fall sehr kommerziell ausgerichtet, was mich ja nicht stört, weil ich ebenfalls Werbefotos mache. An seine wilden, farbenfrohen Bilder komme ich aber noch nicht ran. Hätte ich eine Firma, die Fotografen buchen müsste, würde er weit oben auf meiner Liste stehen. Bei ihm kann man auch noch was über Styling und passende Requisiten lernen. Seine Fotos verkaufen Emotionen, lassen sie aber nicht gestellt oder billig aussehen. Der Traum jeden Marketing-Chefs.
So, jetzt seid ihr dran. Lamgsam müsstet ihr meinen Geschmack ja kennen. Gibt es weitere Fotografen, die mir oder den Lesern gefallen könnten? Dann diese bitte mit Begründung in den Kommentaren erwähnen.
* Affiliate-Link (Ich erhalte eine kleine Provision beim Kauf, ihr zahlt nicht mehr)
Im September 2008 hatte ich einem Mailwechsel mit dem Betreiber der Webseite microshooting.de, in dem er mich von den Vorzügen seines Geschäftsmodells überzeugen wollte. Vor kurzem bekam ich einige Mails von Blog-Lesern, was ich denn von der Webseite FocalPop.com halten würde. Nachdem ich sie mir angeschaut habe und diese ein ähnliches Geschäftsmodell wie microshooting.de betreibt, möchte ich genauer erklären, was das für Fotografen bedeutet.
Beide Webseiten arbeiten nach dem „Working For Spec“-Prinzip.
Das bedeutet: Ein Kunde kann einen Auftrag, in unserem Fall entweder die Suche nach einem Foto oder einer Illustration online platzieren und angeben, wie viel er dafür zahlen möchte. Registrierte Fotografen und Designer können sich diese Gesuche durchlesen und die gewünschten Bilder aus ihrem Archiv suchen oder dafür neu produzieren. Der Kunde bekommt die fertigen Ergebnisse unverbindlich zur Ansicht und kann entscheiden, ob er welche davon zum vorher angegebenen Preis kaufen möchte oder nicht. Für Designwünsche wie Logoentwürfe oder Webseitengestaltung gibt es ebenfalls eine „Work For Spec“-Seite namens CrowdSpring.
Das Spec in Working for Spec steht deshalb für Speculation oder zu deutsch Spekulation. Ein Fotograf, der daran teilnimmt, weil nicht, ob er für seine Arbeit entlohnt wird oder ob er „umsonst“ gearbeitet hat. Verständlicherweise gingen schnell Grafiker und andere Berufsgruppen auf die Barrikaden, da sie nicht an einer Lotterie teilnehmen wollen, bei der unklar ist, ob sie für ihre Mühen Geld sehen werden. Stockfotografen weren sich jetzt am Kopf kratzen und fragen, was daran so anders als am Geschäftsmodell der Stockfotografie sein soll? Hier eine Übersicht der Vor- und der Nachteile des Geschäftsmodells, auch im Vergleich zur Stockfotografie.
Vorteile
Nachteile
Der größte Unterschied zwischen „Work for Spec“ und Stockfotografie ist, dass Stockfotografen möglichst vielseitig nutzbare Bilder produzieren, bei denen sie unter dem Strich mit einem gewissen, kalkulierbaren Umsatz rechnen können. Bei den oben genannten Webseiten hingegen sind die Gesuche teilweise so konkret, dass es es im fast unmöglich ist, solche Motive im Voraus zu fotografieren und diese hinterher auch so speziell sein können, dass sie für Bildagenturen wenig interessant sind. Hier mal zwei Beispiele von echten Anfragen bei microshooting.de:
„Beschreibung Frau:
Junge Frau, 20–25 jahre, südamerikanischer, rassiger Typ mit dunklen, langen Haaren, hübsch & sexy, schöne Beine, offener, freundlicher Gesichtsausdruck, eher „süß“ (auf keinen Fall „Vamp“ oder agressiv verführerisch).
Dress:
leichte Bekleiduung: Hot Pants (Jeans) oder kurzes Kleid (Rock) in typisch-südländischem Kleidungsstil
Postion:
Frontal stehend, schmaler Stand, in Tanzbewegung“
oder
„Junger männlicher Metzger, dunkelhaarig und sportlich, weiße (evtl. schwarze) Metzger-Kleidung (modern), Accessoires (Knöpfe, Halstuch) nicht in Blau oder Gelb, unsere Hausfarben sind Rot (HKS 14) und Grün (HKS 57), ohne Uhr oder Schmuck.
Er weißt auf etwas hin, präsentiert etwas, ähnlich wie unser Vorgänger (s. Bild), schaut den Kunden an. Ohne Hintergrund (Freisteller)“
Wie ihr oben seht, halten sich die Vor- und Nachteile ungefähr die Waage. Trotzdem prognostizierte ich bei meinem eingangs erwähnten Mailwechsel, dass dieses Konzept keine Zukunft haben würde. Nach rund einem Jahr Geschäftsbetrieb kündigte microshooting.de im September 2009 die Einstellung des Portals an.
Meine Argumente sind heute die gleichen wie damals: Wer relativ generische Motive sucht, die Fotografen leicht liefern könnten, findet diese mittlerweile schneller und billiger bei Bildagenturen. Je komplexer das gewünschte Motiv ist, desto weniger sind die Fotografen bereit, das Risiko der Produktion auf sich zu nehmen und desto geringer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Fotograf das Bild im Falle einer Ablehnung durch den Kunden anderweitig nutzen kann. Dazu kommt, dass viele Bildagenturen selbst eine Art „Work For Spec“ anbieten, indem sie Bildsuchern erlauben, unverbindliche Suchanfragen an Fotografen schicken zu lassen, wie das die Agenturen Panthermedia, ImagePoint und einige andere erlauben. Die eben beschriebenen Phänomene lassen sich dort gut beobachten.
Einen Vorteil gibt es jedoch für Stockfotografen, den ich noch nicht erwähnt habe. Die Anfragen auf den genannten Webseiten sind nicht fiktiv, sondern echt. Das heißt, der Fotograf bekommt kostenlos Kundenwünsche frei Haus geliefert und gewinnt dadurch einen Eindruck, welche Motive bisher bei den Bildagenturen nicht oder nur schwer zu finden sind.
Was sagt ihr zu diesem Geschäftsmodell? Habt ihr konkrete Erfahrungen mit den genannten Webseiten machen können?
Gestern habe ich hier das Interview mit dem Stockfotografen und Blend-Gründer Jonathan Ross begonnen. Heute geht es gleich weiter.
Wie würdest Du den Unterschied zwischen Auftragsfotografie und Stockfotografie beschreiben?
Auftragsarbeiten haben oft viele Ringe, durch die ein Fotograf springen muss und bis der Kunde glücklich mit den Ergebnissen ist, ist der Spaß und die Kreativität schon stark verwässert. Außerdem hast Du immer paar Leute, die Dir über die Schulter schauen und Ratschläge geben. Manchmal kann das hilfreich sein, manchmal aber auch ablenkend.
Stockfotografie erlaubt mir, meinen eigenen Zeitplan zu wählen, so daß ich bei allen Familienereignissen wie Wettkämpfen oder Theateraufführungen dabei sein kann und trotzdem die Shootings machen kann, die ich will. Die Freiheit hat aber auch ihren Preis. Du musst sehr motiviert sein, Dich selbst am Laufen zu halten. Wenn Du einen Kunden hast, musst Du bei ihm erscheinen. Wenn Du ein Stock-Shooting machst, musst Du immer alles am Laufen halten.
Wie viele Bildagenturen belieferst Du regelmäßig?
Momentan beliefern wir 13 Bildagenturen, wenn man Microstock mitzählt. Getty Images hat uns in verschiedenen Bildkollektionen, das macht dann zusammen 20 verschiedene Kollektionen.
Du hast erst vor kurzem mit Microstock angefangen. Was ist der größte Unterschied verglichen zum „klassischen“ Bildermarkt?
Das Hochladen zu den Bildagenturen ist eine Qual und darum haben wir Lookstat.com beauftragt, das für uns zu übernehmen. Sie machen einen großartigen Job für wenig Geld. Microstock wächst langsam aus den Kinderschuhen und das war unser Grund, dort mitzumachen. Der Markt ist noch jung und ich denke, jemand der ein gutes Händchen für Kundenbedürfnisse hat, wird sich dort ganz gut schlagen. Wir haben 3500 Bilder in drei Monaten für Microstock produziert und diese Zahlen könnten wir für Macrostock gar nicht erreichen. Nun wollen wir nur noch steigende Verkäufe sehen. Wie haben die Hälfte der Bilder hochgeladen, um zu sehen, wie es läuft und nach sechs Monaten bei fünf Microstock-Agenturen haben sie die Produktionskosten wieder eingespielt. Wir laden nun diese Bilder und den Rest der 3500 Fotos zu insgesamt 10 Microstock-Seiten hoch.
Du machst ja hauptsächlich People-Fotos. Hast Du Tipps für die Arbeit mit Models?
Sorg dafür, dass sie eine gute Zeit haben. Die Probleme bei einem Shooting fangen dann an, wenn der Fotograf nicht jeden motiviert und gut fühlen lässt, das ist die „Durchsicker-Theorie“ (trickle down effect). Es zeigt sich in den Fotos und kostet Dich Verkäufe. Eine brauchen mehr Zuredung, andere legen einfach los, ohne dass ich fragen muss. Selbst wenn ein Model einen miserablen Job macht, lasse ich sie im Glauben, sie habe ihr Bestes gegeben. Wenn das Shooting vorbei ist, ist es nicht meine Aufgabe, hohe Egos wieder runterzuholen. Manchmal gebe ich aber vorsichtig konstruktive Ratschläge. Unsere Shootings machen Spaß und das spricht sich herum. Die Models in unserer Gegend arbeiten gerne mit uns zusammen und wenn es mal länger dauert, fordern sie nicht sofort mehr Geld. Es ist Teamarbeit. Seit also nicht zu schüchtern, die Models und das Team zu unterhalten. Am Ende eines Shootings komme ich mir vor als hätte ich einen 6‑Stunden-Auftritt gehabt und bin dann erschöpft.
Mit was für Models arbeitest Du am liebsten?
Auf jeden Fall mit Kindern. Ich bin im Herzen auch noch ein großes Kind. Ich liebe es, Kinder beim Sport zu trainieren und beim Fotografieren ist das Eis viel schneller gebrochen als bei Erwachsenen. Wenn ein Kind erst mal richtig lacht, dann ist es auch echt. Bei Erwachsenen wird der Ausdruck jedes Mal ein bißchen besser, je länger wir zusammenarbeiten, da dann erst die Barrieren fallen. Bei einem Kind dauert das vielleicht zehn Minuten. Kurz Fangen spielen und dann lasse ich die Kinder selbst kurz paar Fotos machen, damit sie merken, was ich gleich machen werde und dann geht der Spaß los.
Außerdem mag ich extrovertierte Models. ich verschwende meine Zeit nicht mehr mit introvertierten Models, die schwer zu motivieren sind, wenn es da draußen so viele Models gibt, die verrückt danach sind, Fotos von sich machen zu lassen.
Arbeitest Du lieber im Studio oder on location?
Ich arbeite immer lieber on location. Obwohl ich im Laufe meiner Karriere mehrere Studios hatte, bin ich momentan nur noch on location. Mal sehen, wie das in paar Jahren wird. Ich liebe die Herausforderung, einen neuen Ort zu betreten und ihn für Dich arbeiten zu lassen, vor allem bei der Belichtung. Außerdem fallen mir vor Ort mehr Foto-Konzepte ein als im Studio. Das fühlt sich immer so an, als ginge ich ins Büro.
Wie oft findest Du Bilder von Dir in Zeitungen oder der Werbung?
Überall. Ich kann keine Zeitschrift aufschlagen, ohne mindestens ein Foto von mir zu finden. Ich sitze gerade im Flugzeug und habe eben meinem jüngsten Sohn gesagt, er könne ja mal das „Alaska Airline“-Magazin nehmen und schauen, wie lange er braucht, um eins von Daddys Fotos zu finden. Er hat keine 15 Sekunden gebraucht. Es ist echt erstaunlich, wie viele Fotos man findet, wenn man schaut. Meine Frau ist aber der größere Magazin-Leser und reißt mir dann immer die Seiten raus.
Was macht eine gute Bildagentur aus?
Eine gute Agentur erkennt das Potential ihrer Fotografen und den Wert einer engen Zusammenarbeit. Sie lässt sie besten Fotos nach ganz oben in die Suchergebnisse, sodaß Käufer diese zuerst sehen. Aber am wichtigsten ist, dass gute Bildagenturen wissen, wie man mit Bildkäufern arbeitet und ihre Bedürfnisse befriedigt. Das ist der wichtigste Job. Sobald sie einen guten Kunden haben, müssen sie eine starke Bindung aufbauen, um ihn nicht an die Konkurrenz zu verlieren. Viele sagen, der Kunde kauft einfach dort, wo es das Bild gibt, was er braucht. Das stimmt zum Teil, aber ich glaube auch, dass der Beziehungsaspekt ebenfalls wichtig ist. Gute Bildagenturen behandeln ihre Kunden mit dem größten Respekt, denn Bildkäufer sagen, dass die Bequemlichkeit und die Kommunikation mit einer Agentur die ausschlaggebenden Faktoren für die Auswahl sind.
Wie hat sich der Stockfotografie-Markt aus Deiner Sicht in den letzten Jahren geändert?
Microstock hat den Markt stark verändert. Es hat dem Macrostock-Bereich Verkäufe gekostet, aber auch viele neue Kunden in den Markt eingebracht, was immer gut ist. Ich denke, der Kampf zwischen den einzelnen Marktsegmenten wird nachlassen, da es immer mehr Angebote in der Mitte gibt. Die neue Vetta-Collection von istockphoto ist ein gutes Beispiel. Auch die Digitalisierung war eine große Änderung. Heute ist es sehr leicht, Fotografie zu lernen, ohne eine richtige Ausbildung dafür zu haben, obwohl ich das nicht empfehle. Bildung ist immer der Schlüssel zur Erweiterung Deiner Fähigkeiten.
Was glaubst Du, wie wird sich der Markt entwickeln?
Wenn ich das wüßte, wäre ich ein reicher Mann. Er wird sich weiter in verschiedene Richtungen entwicklen. Ich denke, die Videoverkäufe im Microstock-Bereich werden zunehmen, aber hauptsächlich für die Web-Nutzung. Es wird immer einen Bedarf an Werbung geben und solange diese visuell ist, wird es auch Stockfotos geben. Nischen-Kollektionen werden auch im Microstock-Bereich zunehmen. Ich denke, man kann direkte Vergleiche zwischen der Entwicklung von Macrostock RF und der Zukunft von Microstock machen.
Was war Dein größter Fehler im Foto-Geschäft?
Bisher hatte ich viel Glück und konnte große Fehler vermeiden. Ich denke, das liegt auch daran, dass wir jedes Jahr Recherchen machen, welche Marktbereiche im Trend liegen und uns darauf konzentrieren. Das größte Risiko hatte ich auf mich genommen, als ich noch Werbung fotografiert habe. Wir haben den Fehler gemacht, 80% unseres Einkommens von einem Kunden bestimmen zu lassen. 1995 haben wir dann einen Anruf bekommen, dass der Kunde jetzt in ein neues Digitalsystem investiert und unsere Dienste nicht mehr benötigt.
Voller Panik recherchierten wir nach dieser Digitalfotografie und nahmen unseren einzigen Kredit auf. $60.000, als wir keine Rücklagen hatten, uns das neuste Digitalsystem zu kaufen. Da war damals die Sinarcam. Ich habe sechs Monate gebraucht, um mir alles selbst beizubringen. Vorher hatte ich nicht mal an einer Tastatur getippt, geschweige denn ein Histogramm gesehen. Aber es hat sich bezahlt gemacht und wir bekamen einen Zwei-Jahres-Auftrag, um alle Kleidungsstücke einer Eddie Bauer-Kollektion für deren Webseite zu fotografieren. Von da ging es wieder bergauf, da zu dieser Zeit nur wenige schon digital gearbeitet haben.
Hast Du Tipps für angehende Stockfotografen?
Video! Microstock-Video. Aber auch hier gilt es, die richtigen Inhalte zu finden, um die Kunden zufriedenzustellen. Das einzige Hindernis für gute Videos ist die teure Ausrüstung, aber schon mit einer Canon 5D Mark II kann man anfangen. Tiefenschärfe ist ein wichtiger Faktor, um Deine Filme professionell aussehen zu lassen, zusammen mit Kamerawagen, Galgenstativen und Dauerlicht. Es ist keine geringe Investition, um alles richtig zu machen, aber es wird von Tag zu Tag billiger. Festbrennweiten sind zwar teuer, aber wirklich am besten für Bewegtbilder. Du kannst mit einer 5D Mark II anfangen und von dort weitermachen. Lasse es nicht die anderen machen oder mangelndes Kapital eine Ausrede sein, nicht zu konkurrieren. Und wenn Du nach Deiner Ausbildung an einer Fotoschule in einem Studio arbeiten kannst, um davon zu leben und von den Fehlern der anderen zu lernen, würde ich das auch empfehlen.
Was ist der Fehler, den die meisten neuen Stockfotografen machen?
Sie denken nicht wie Bildkäufer. Sie laden Bilder hoch, die keiner kaufen will und wählen zu viele ähnliche Bilder aus, nur um ein großes Portfolio zu haben. Das sind alles Fehler.
Rechnest Du aus, wie viel Dich Deine Bilder kosten?
Ja, ich kalkuliere den „cost per image“. Jetzt, wo wir Videos und Fotos zusammen an zwei Tageshälften machen, haben wir die Kosten pro Clip oder Foto auf ca. $50 drücken können. Wir könnten es auch für weniger produzieren, aber gute Models sind sehr wichtig für die Verkäufe. Sie holen ihren Preis durch zusätzliche Verkäufe leicht rein und sie sorgend dafür, dass ein Tag schneller und reibungsloser vorüber geht und Du mehr Fotos machen kannst.
Kann man Dein „Shootingtag in 3 Minuten“-Video auf YouTube sehen?
Nein, leider habe ich es noch nicht in die YouTube-Welt geschafft, aber gib mir einen Monat. Diese ganzen Social Networking-Geschichten sind ein neuer Teil des Business, auch für mich. Ich habe keine Ahnung, wohin das führt. Aber bis dahin kannst Du das Video hier anschauen. Viele Leute finden das Video ganz lustig, aber wenn Du genau hinschaust, siehst Du, wie alles fließt, um die Bildausbeute hoch zu halten. Es war sehr spaßig, das Video zu machen. Wir wollen noch mehr „Hinter den Kulissen“-Material drehen, um es mit anderen Fotografen zu teilen.
Ich will zum Schluss noch sagen, dass das unsere Methode ist. Wenn Du Informationen findest, von denen Du glaubst, sie könnten Deinen Arbeitsablauf verbessern, dann probieren wir das aus. Aber ich kenne viele erfolgreiche Stockfotografen und das Einzige, was sie gemeinsam haben, ist, dass sie alle auf ganz verschiedenen Wegen an die Spitze gekommen sind. Es gibt also keinen richtigen Weg. Mach, was Dich am besten weiterbringt und sorge dafür, dass es weiterhin Spaß macht.
Danke, Robert, für das Interview. Ich bin ein großer Fan von Stockfotografen, die zusammenarbeiten, um den Bildermarkt zu verbessern. Wenn mir jemand auf Twitter folgen will, findet er mich unter jonathanjross. Fröhliches Fotografieren Euch allen! Shoot! Shoot! Shoot!
Auch Dir vielen Dank für das Interview!
Wer mehr über Jonathan Ross wissen will, findet hier viele spannende Infos über ihn:
„Surfing The Stock Photography Revolution“ – Diashow-Mitschnitt einer 48-minütigen Präsentation von Jonathan Ross auf der PACA-Konferenz im März 2009. Bei Minute 20 gibt es auch das Video aus der letzten Frage zu sehen. Außerdem sehr selten: Er zeigt Bilder und erklärt, wie viel Geld er mit jedem einzelnen verdient hat.
Andersen Ross – seine Produktionsfirma, die er zusammen mit seiner Frau betreibt
Jonathan Ross Interview – mit John Lund über die Zukunft der Stockfotografie
„Photographers Working Together in a Three Tiered Stock Photo Market“ – Artikel von Jonathan Ross über die Konkurrenz zwischen RF, RM und Microstock
Jonathan Ross bei Getty Images
Jonathan Ross bei Dreamstime
Jonathan Ross bei Twitter
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