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Stockfotografie-​Interview mit Jonathan Ross (Fotograf) Teil 1

Wieder habe ich kei­ne Mühen gescheut, um Euch ein infor­ma­ti­ves Interview bie­ten zu kön­nen. Ich leh­ne mich sicher nicht weit aus dem Fenster, wenn ich behaup­te, dass dies hier das ers­te deutsch­spra­chi­ge Interview mit Jonathan Ross ist. Nein, ich mei­ne nicht den bri­ti­schen Moderator oder den aus­tra­li­schen Football-​Spieler, son­dern den Stockfotografen aus Seattle und Gründer der Bildagentur Blend Images. Zusammen mit sei­ner Frau Amy betreibt er die Fotoproduktionsfirma „Andersen Ross“.

Jonathan Ross

Ich freue mich wirk­lich sehr, dass Jonathan sich die Zeit genom­men hat, auf mei­ne Fragen aus­führ­lich zu ant­wor­ten, da er zum einen sehr offen spricht und auch Praxiserfahrungen in den Marktbereichen RM, RF und Microstock hat. Das Interview ist so lang gewor­den, dass ich es in zwei Teilen veröffentliche.

Was hast Du vor Deiner Fotografen-​Karriere gemacht?

Ich war Lagerarbeiter, ein Telefonmastenkletterer für das Kabelfernsehen und eine Aushilfe für einen Elektriker. Ich war ent­schlos­sen, ein „Arbeiterklasse-​Amerikaner“ zu sein, obwohl ich hin­ter den Kulissen von Theatern auf­ge­zo­gen wur­de, da mein Vater Regisseur war. Du kannst Deine Wurzeln nicht ver­leug­nen, des­halb beleg­te ich mei­nen ers­ten Fotokurs im College 1981. Aber erst 1987 ent­schied ich, die Fotografie ernst zu neh­men und schrieb mich in ein Programm für pro­fes­sio­nel­le Fotografie ein. Ich traf mei­ne Ehefrau in der Fotoschule und inner­halb eines Jahres nach unse­rem Abschluss öff­ne­ten wir unser ers­tes klei­nes Studio. Es war eine bes­se­re Garage, die pas­send „Luftschutzbunker“ genannt wur­de, da es ein Betonblock ohne Fenster war. Dort hat­te ich mein ers­tes Shooting mit einer ein­zi­gen Lichtquelle, gefil­tert durch ein Bettlaken, das von zwei Pfosten gehal­ten wur­de, die in Farbeimern zemen­tiert waren. Wir müs­sen alle irgend­wo anfan­gen… 🙂 Wir hat­ten 10.000 US-​Dollar gespart, um durch har­te Zeiten zu kom­men und mei­ne Frau begann sogar wie­der in einem Modeladen zu arbei­ten, damir wir ein Auskommen hat­ten, bis unse­rer Kundenstamm groß genug war.

Wie begann Dein Interesse an der Fotografie?

In mei­ner ers­ten Fotoklasse 1981 hat­te ich einen groß­ar­ti­gen Lehrer, Chris Simons, der ein super Motivator war. Er unter­rich­tet dort immer noch neue Schüler. Ich war 28, als ich am College wie­der mit der Fotografie anfing und muss­te etwas wäh­len und dabei blei­ben. Ich lieb­te Fotografie, also sag­te ich mir, als ich die Ausbildung begann, „das ist es und ich blei­be dabei“. Da ich unter Schauspielern auf­ge­wach­sen war, erkann­te ich, dass nur die Erfolg hat­ten, die ein­fach bestän­dig dabei blie­ben. Einige waren in weni­gen Jahren berühmt, ande­re brauch­ten zwan­zig, aber jeder, der dabei blieb, schaff­te es irgend­wann. Hartnäckigkeit und Arbeitsethik. In der Fotoschule geriet ich wie­der an einen Meister des Unterrichtens, Barton Atterberry, und er nahm mich unter sei­ne Fittiche. Wir blie­ben gute Freunde bis er letz­tes Jahr ver­starb. Er war ein Art Center-​Graduierter vor lan­ger Zeit. Meine Frau und ich haben ein Stipendium-​Programm die­ses Jahr unter sei­nem Namen gestar­tet für auf­stre­ben­de Fotografie-Talente.

Seit wann arbei­test Du als pro­fes­sio­nel­ler Fotograf?

Wir fin­gen wir fast zwan­zig Jahren an, als wir den „Luftschutzbunker“ 1990 eröffneten. 🙂

Was ließ euch ent­schei­den, Stockfotografie pro­fes­sio­nell zu betreiben?

Wir began­nen mit Werbefotografie und hat­ten das pure Glück, dass sich das Zentrum der Stockfotografie in unse­rer Heimatstadt Seattle ansie­del­te. Wir fin­gen mit Photodisc an, weil ein ande­rer Fotograf, den wir kann­ten, sag­te, dass da gutes Geld zu machen wäre. Dann zog Getty Images dazu und Corbis war auch in der Nachbarschaft. Wir began­nen eini­ge Nachforschungen und Entwicklungen in Sachen Stockfotografie, da wir nicht unse­ren gesam­ten Kundenstamm ver­lie­ren woll­ten, denn wir uns in zehn Jahren auf­ge­baut hat­ten. Nach sechs Monaten, in denen wir gute Zahlen mit Stockfotografie erziel­ten, erkann­ten wir, dass es eine groß­ar­ti­ge Möglichkeit war. Innerhalb eines Jahres lie­ßen wir alle unse­re Kunden lie­gen und foto­gra­fier­ten aus­schließ­lich Stockfotografie und haben seit­dem nie mehr zurück­ge­se­hen. Die Entscheidung wur­de auch durch unse­re Kinder beein­flusst, für die ich mehr Zeit haben woll­te. Studioarbeit wird von den Kunden bestimmt, Stockarbeit von mir.

Foto von Jonathan Ross

Mit was für einer Ausrüstung arbei­test Du?

Mit allem unter der Sonne, ein­schließ­lich der Sonne :-). Ich habe vie­le ver­schie­de­ne Lichtmöglichkeiten für diver­se Anlässe und Orte.

Was ist Dein liebs­tes Werkzeug?

Ich den­ke, das wären dann mein Computer und Photoshop. Ohne die wäre mein Arbeitsablauf viel zeit­auf­wän­di­ger. Das Internet gehört auch dazu, aber das zäh­le ich mit zum Computer. Das ist mei­ne Verbindung zur Außenwelt.

Auf wel­che Themen und Motive hast Du Dich spezialisiert?

Ich habe als Still Life-​Fotograf für kom­mer­zi­el­le Kunden begon­nen. Viele Kleidungsfotos und Katalogarbeiten und ab und zu Unternehmensberichte. Die letz­ten zehn Jahre habe ich aber aus­schließ­lich Lifestyle foto­gra­fiert, jedes Thema, was von den Kunden und Kollektionen ver­langt wird, die wir beliefern.

Wie wür­dest Du dei­nen foto­gra­fi­schen Stil beschreiben?

Das ist lus­tig, ich hät­te nie gedacht, dass ich einen Stil habe und mir mehr als Generalist gese­hen. Aber vie­le Leute sagen mir, dass sie ein Anderson Ross-​Foto [Name sei­ner Fotoproduktion; Anm. R.K.] leicht erken­nen kön­nen, also muss es da etwas geben. Ich wür­de sagen, ich fan­ge Momente und Gefühle im ech­ten Leben on loca­ti­on ein, unter­stützt durch Beleuchtung, die das natür­li­che Licht akzentuiert.

Foto von Jonathan Ross

Wie vie­le Fotos pro­du­zierst Du durch­schnitt­lich pro Monat?

Das hat sich im Laufe der Jahre geän­dert. Wir machen momen­tan viel Recherche, des­halb ist unse­re Produktion die­ses Jahr stark gesun­ken. Wir inves­tie­ren viel Zeit, neue Qualität zu kre­ieren und zu beleuch­ten, die über dem liegt, was wir letz­tes Jahr pro­du­ziert haben. Letztes Jahr haben wir 10.000 Bilder pro­du­ziert, die­ses Jahr wer­den es eher 2.000–3.000 Fotos sein. Mehr Qualität, weni­ger Quantität. Auch das Dazukommen von Bewegtbildern hat die Produktion von Fotos reduziert.

Wie vie­le Bilder habt ihr bis­her produziert?

Wir haben momen­tan über 15.000 Bilder online, aber wir haben einen Rückstau von ca. 2.000 Bildern, die noch hoch­ge­la­den wer­den müs­sen und ca. 100 Video-Clips.

Wie ver­teilt sich das auf Macro RM, Macro RF und Microstock?

Wir haben ca. 1.000 RM-​Bilder und die­ser Bereich wird auch das kom­men­de Jahr wei­ter wach­sen. Im Bereich Macro-​RF haben wir ca. 10.000 Fotos.  Microstock-​Fotos haben wir ca. 3.500, aber zur Zeit sind nur 2.000 online, den Rest laden wir in den nächs­ten Monaten hoch. Wir pla­nen, ca. 2.000 wei­te­re Bilder die­ses Jahr zu foto­gra­fie­ren, aber ich zäh­le das fast gar nicht mit, da wir so vie­le Microstock-​Bilder an einem Tag pro­du­zie­ren kön­nen. Bisher hat­te ich nur zehn Shootingtage für Microstock-​Bilder. Aber die­ser Business-​Bereich ändert sich fast wöchent­lich, also sieht mei­ne Antwort in drei Monaten viel­leicht ganz anders aus.

Wie ent­schei­dest Du, wel­che Bilder Du als Macro-​RM, Macro-​RF oder als Microstock anbietest?

RM-​Fotos sind meist ein­zig­ar­ti­ge Bilder mit einem star­ken Konzept und von unse­ren bes­ten Leuten pro­du­ziert. So ein Bild hat viel­leicht kei­ne Massenwirkung, aber der rich­ti­ge Käufer wird bereit sein, viel Geld für die­se Qualität zu bezahlen.

Macro-​RF-​Bilder sind unse­re mehr gene­ra­li­sier­ten Arbeiten im Studio oder „on loca­ti­on“, die brei­te­re Käuferschichten anspricht als unse­re RM-​Bilder. Der Schwerpunkt wird da auf Beleuchtung und Auswahl der Orte gelegt. Manchmal ist es schwer, sich zu ent­schei­den, wel­ches Bild wohin soll­te, aber unse­re Editoren hel­fen bei der Auswahl.

Microstock-​Bilder sind unse­re Fotos mit der größt­mög­li­chen Reichweite. Wir ver­su­chen, da Bilder zu pro­du­zie­ren, die eine gro­ße Vielzahl von Käufern anspricht, um sicher­zu­stel­len, dass es genug Verkäufe gibt, um die Investitionen so pro­fi­ta­bel wie in ande­ren Märkten zu machen. Außerdem pro­du­zie­ren wir bei Microstock-​Shootings viel mehr Bilder am Tag als für Macro-​Agenturen. Der Unterschied liegt bei ca. 50–60 Macro-​RF-​Fotos am Tag zu 200–250 Microstock-​Fotos pro Tag.

Kannst Du noch zäh­len, wie vie­le Bilder zu bis­her ver­kauft hast?

Ich hab kei­ne Ahnung. Ich kann Dir sagen, wie viel Umsatz jedes ein­zel­ne Foto in sei­nem Leben gemacht und mit etwas Recherche wür­de ich auch die Gesamtverkäufe her­aus­fin­den. Aber wir kon­zen­trie­ren uns mehr auf den mone­tä­ren Aspekt bei der Verkaufsanalyse. Wir ver­fol­gen alle Verkäufe unse­rer Bilder mit­tels einer Software, die spe­zi­ell für Stockfoto-​Verkäufe ent­wi­ckelt wur­de. Das hilft uns, zu erken­nen, was sich ver­kauft und was nicht, Saison-​Trends zu sehen und wann man dafür Bilder hoch­la­den sollte.

Welches Foto hat Dir bis­her den meis­ten Umsatz gebracht? Und wor­an könn­te das liegen?

Das ist ein Foto von einem Jungen, der an einem son­ni­gen Tag in einem Reifen schau­kelt. Im Bild liegt ein Gefühl von Freiheit und Glück, das glaub­haft ist, aber auch vage genug, damit es für vie­le Käufer attrak­tiv wird. Es ist aber auch eins unse­rer ältes­ten Bilder, des­halb hat­te es am meis­ten Zeit, Umsätze zu erzie­len. Ich glau­be, bis­her waren es ca. $15.000 und es ist ein Macro-​RF-​Foto, was immer noch über Getty Images ver­kauft wird.

Foto von Jonathan Ross

Welcher Teil des Fotografie-​Geschäfts macht Dir am meis­ten Spaß?

Es ist ein Unentschieden zwi­schen dem Shooting selbst und der ers­ten Auswahl. Ich lie­be es zu moti­vie­ren und am Set kann ich das gut machen. Die Interaktion mit den Models macht einen gro­ßen Unterschied aus, wie gut sich die Bilder ver­kau­fen wer­den. Ich mag auch die ers­te Auswahl, wenn ich die Ergebnisse mei­ner Arbeit am Computer sehen kann. Ich erwi­sche mich dabei, dass ich anfan­ge zu grin­sen, wenn ich ein beson­ders gelun­ge­nes Bild fin­de. Es ist eine Chance, sich an den Tag zu erin­nern und auch zu ler­nen, was nicht so gut lief, damit ich es beim nächs­ten Mal bes­ser machen kann.

Wie sieht Dein Arbeitsablauf aus?

Mein Produzent sucht die Locations, an denen wir foto­gra­fie­ren wol­len. Sobald wir die Erlaubnis für eine Location bekom­men, schau­en wir in den Bildagenturen nach Löchern in den Bildkollektionen, die unse­rer Meinung nach nicht gut genug abge­deckt sind und fan­gen von da an. Danach schau­en wir uns noch mal die Location an, ren­nen mit unse­ren Kameras her­um, um das vor­han­de­ne Licht zu tes­ten, sowohl von der Stärke als auch der Farbtemperatur und suchen nach span­nen­den Winkeln. Dann cas­ten wir die pas­sen­den Models für die Location. Wenn es ein Klassenraum ist, suchen wir Lehrer- und Schülertypen. Bei Krankenhäusern nach star­ken, ver­trau­ens­vol­len Gesichtern, die ein Gefühl von Sicherheit aus­strah­len und so wei­ter. Danach schaue ich mir die Location-​Fotos an und die Konzepte, wie wie als Lücken bei den Bildagenturen iden­ti­fi­ziert haben und ent­schei­den, wel­che Models am bes­ten für wel­che Rollen und und schrei­ben eine Shooting-Liste.

Das Vorbereiten der Shootingliste dau­ert lan­ge, dann wir wol­len nur die Models am Set haben, die wir dann auch benö­ti­gen. Ich has­se es, Models nur für das Rumstehen zu bezah­len. Außerdem wol­len wir den Lichtaufbau so nut­zen, dass wir unser Licht so wenig wie mög­lich umräu­men müs­sen. Diese Dinge ver­schwen­den Zeit und Geld. Je bes­ser wir vor­be­rei­tet sind, des­to weni­ger geht schief und wir stei­gern unse­re Produktivität. Auf der Shootingliste ist auch die Zeit ver­merkt, die für jeden Bereich zur Verfügung steht und wel­che Kleidung und Requisiten für die­se Szenen benö­tigt wer­den. Das befreit mich von dem gan­zen tech­ni­schen Ballast und ich kann mich auf Ideen und die Models konzentrieren.

Was ist Dein Lieblings-Lichtaufbau?

Ich arbei­te mit allen Arten von Licht, aber ich arbei­te am schnells­ten mit Blitzen. Ich habe über 35 Lichtquellen in mei­ner Sammlung, des­halb ist es eine Frage der Location, was ich davon mit­neh­me. Ich lie­be mei­nen 2m-​Profoto-​Schirm, der eine wun­der­ba­re Lichtqualität hat, aber ich mag das Licht von so vie­len Geräten, dass es schwer zu sagen ist. Ich mag auch die Kino-​Leuchten wegen ihres wei­chen Lichts und weil ich sie mit den Augen statt mit der Kamera kon­trol­lie­ren kann.

So, mor­gen geht es an die­ser Stelle wei­ter. Dann kom­men die span­nen­den Fragen zu Bildagenturen, Microstock, der Arbeit mit Models und der Zukunft des Bildermarkts.

Antworte dem Fotograf: Erste Bildagentur-Erfahrungen

Seit einem hal­ben Jahr beant­wor­te ich in mei­ner Blog-​Rubrik „Frag den Fotograf“ Fragen mei­ner Leserinnen und Leser. Umso mehr freut es mich, dass ich letz­te Woche die ers­te Antwort bekom­men habe von der Fotografin, mit der ich die Rubrik gestar­tet hat­te. Sie bat mich hier um Hilfe bei der Agentursuche. Meine Tipps haben gehol­fen und ich möch­te Ihre Mail mit Euch teilen.

Vielleicht erin­nern Sie sich? Am 15.01. haben Sie in Ihrem Blog mei­ne Frage nach best­mög­li­cher Vermarktung von Tier- und Kinderfotos ver­oef­fent­licht (RM oder RF)? Hier mei­ne Zwischenbilanz und was ich aus den hilf­rei­chen Anregungen für mich so „gezo­gen“ habe:

Die Tierfotos gehen fast aus­schliess­lich an eine spe­zi­el­le Tierfotoagentur. Dort habe ich auf Anhieb auch gleich eini­ge wirk­lich gute Verkäufe (Kalenderbilder) erzie­len koen­nen. Zur Zeit hal­te ich es so, dass ich mir beim Shooting gegen Preisnachlass eine Freigabe unter­zeich­nen las­se und die Fotos direkt beim Sichten aus­wäh­le und auf den Server der Agentur lade. So lan­den die Fotos zeit­nah dort und der „Stock“ wächst und wächst 🙂 Diese Agentur ver­mark­tet RM.

Meine Kinderfotos zei­gen ent­we­der mei­ne Kinder oder ich mache inzwi­schen Shootings direkt für den „Verkauf“ mit ent­spre­chen­der Freigabe gegen Fotos (TfP).  Diese gehen über­wie­gend in den Microstock-​Bereich, wobei sich dies momen­tan noch auf 2–3 Agenturen beschränkt, da ich zeit­lich mehr nicht schaf­fe. Ich bin ja selbst noch im Babyjahr und mit zwei Kleinkindern „eigent­lich“ voll ausgelastet.

Interessant fin­de ich den anschei­nend sehr unter­schied­li­chen Geschmack des deut­schen und des ame­ri­ka­ni­schen Marktes:

In „good old ger­ma­ny“ ver­kau­fen sich  – zumin­dest ich – eher „natür­li­che“ Fotos, wobei es in Amerika ger­ne schon mal ein wenig „kit­schig“ sein darf. Hier ein Foto, das sich in Deutschland wirk­lich gut verkauft:

2009-sam-0328-007
Das glei­che Foto hat bei einer ame­ri­ka­ni­schen Agentur noch „nix“ gebracht. Hier ein Foto, das wie­der­um in Amerika gut geht, in Deutschland aber ein Ladenhüter ist:

2009-sam-0328-093

Am Model kann es nicht lie­gen, ist näm­lich das glei­che, mein süs­ser  Samuel 🙂

Erstaunlich ist auch, das eine gros­se ame­ri­ka­ni­sche Agentur Fotos ablehn­te, die sich hier schon defi­ni­tiv „gut“ ver­kauft haben. Die Geschmäcker schei­nen zumin­dest bei der Baby-​/​Kinderfotografie doch sehr unter­schied­lich zu sein.

Sobald mei­ne Zeit es zulässt, pla­ne ich eine regel­mäs­si­ge Belieferung der ein­zel­nen Agenturen in fol­gen­der Aufteilung:

Baby-​/​Kinderfotos – Microstock bzw. Macrostock (nie­mals jedoch aus dem glei­chen Shooting gemischt!)
Tierfotografie – spe­zi­el­le Tierfotoagentur als RM
Szenen des täg­li­chen Familienlebens (davon gibt es hier ja mit zwei Kindern und zwei Hunden genug) – Microstock“

Habt ihr ähn­li­che Erfahrungen mit den Unterschieden des deut­schen und us-​amerikanischen Marktes machen können?

Polylooks: Microstock-​Portal der Deutschen Telekom online

Der Vorhang ist gelüftet:
Das Microstock-Portal der Deutschen Telekom AG ist online. Es heißt Polylooks und ist unter www.polylooks.de zu fin­den. Das Portal arbei­tet eng mit der Bildagentur Zoonar zusam­men, die zum Start über 125.000 Bilder bei­gesteu­ert hat.

polylooks-startseite
Polylooks ver­eint auf der Webseite drei Bereiche:

  • Mediastore: Das ist der Hauptbereich, in dem Bilder ver­kauft und gekauft wer­den können
  • Community: Hier kön­nen die Fotografen Fotos zei­gen und bewer­ten las­sen, es wer­den Fotowettbewerbe aus­ge­schrie­ben und ein Forum ist geplant. Dieser Bereich ist noch in der Beta-Testphase.
  • Magazin: Das ist im Grunde das „Augenblicke“-Fotomagazin von T‑Online, in dem Fotos prä­sen­tiert werden

Die wich­tigs­ten Fakten für Bildkäufer auf einen Blick:

  • Die Preise rei­chen von 1 Credit für die kleins­te Auflösung (ca. 226x340 Pixel) bis 15 Credits (ca. 3300x4961 Pixel). Ein Credit ist zur Zeit ein Euro wert. Die Standardlizenz ist „royal­ty free“. Eine Merchandising-​Lizenz ist für 50 Credits erhält­lich. Beim Kauf von 25 oder mehr Credits wird Rabatt gewährt.
  • Es wer­den auch ver­schie­de­ne Abo-Modelle mit Laufzeiten von einem bis zwölf Monaten und 10–120 Credits angeboten.
  • Zur Zeit ist nur der Kauf über Creditkarte mög­lich, für Großkunden auch auf Rechnung. Die Bezahlung per PayPal ist in Planung.
  • Die Suchfunktion bie­tet neben der Stichwort-​Suche die Suche in Kategorien, nach Emotionen, Bildausrichtung, Bildgröße und Datum.
  • Die Themenschwerpunkte von Polylooks lie­gen noch bei Natur, Reise, Wellness und Business, aber es wird sich ver­stärkt auf den Ausbau der deut­schen und euro­päi­schen Motive konzentriert.

Die wich­tigs­ten Fakten für Fotografen auf einen Blick:

  • Angenommen wer­den Fotos mit min­des­tens 6 Megapixeln (ca. 2000 x 3000 Pixel).
  • Weitere tech­ni­sche Daten für Uploads: Nur JPG, RGB-​Farbraum (bevor­zugt AdobeRGB), 8 Bit, mög­lichst kei­ne Komprimierung, maxi­ma­le Dateigröße 50 MB.
  • Pro Tag dür­fen 20 Fotos hoch­ge­la­den werden.
  • Ein Bild muss min­des­tens 10 Stichworte enthalten.
  • Die Suchbegriffe dür­fen auf deutsch oder eng­lisch ein­ge­ge­ben werden.
  • Es wird emp­foh­len, bei Verben, Adjektiven und Adverben nicht nur die Grundform anzu­ge­ben, son­dern auch die Beugungen (z.B. bei „spie­len“: spielt, spie­len­des, spie­lend, spielende, …)
  • Illustrationen soll­ten EPS und Adobe Illustrator 8 kom­pa­ti­bel sein und zusätz­lich mit einer JPEG–Datei (6 Megapixel) hoch­ge­la­den wer­den (max. Größe: 50 MB)
  • Das Honorar beträgt 35% des Verkaufspreises, 50% bei exklu­siv ange­bo­te­nen Bildern
  • Bei Abo-​Downloads wird das Honorar mit glei­chen Prozentsätzen wie oben nach die­ser Formel berech­net: „Summe der Abo-​Einnahmen * Prozentsatz der Ausschüttung * Anteil der Credits des Fotografen an Gesamtcredits“
  • Die Honorausauszahlung ist ab 25 Euro möglich.

Ich ver­fol­ge gespannt, wie sich das neue Angebot am Bildermarkt eta­blie­ren wird.

10 beeindruckende Fotografen

Die wenigs­ten Fotografen wer­den mit ihrer Bildsprache und ihrem Stil gebo­ren. Meist gibt es für jeden Fotografen vie­le ande­re, die ihn beein­druckt, inspi­riert und geprägt haben. Auch ich habe eini­ge Fotografen, deren Werke mich immer wie­der stau­nen oder schmun­zeln las­sen, die mich nei­disch machen oder denen ich in mei­ner Anfangszeit ver­sucht habe, nach­zu­ei­fern. Deshalb zie­he ich mal den Vorhang bei­sei­te und las­se Euch teil­ha­ben an mei­ner – nicht nach Rangordnung sor­tier­ten – Liste von 10 Fotografen und Fotografinnen, die mich beein­druckt haben. Vielleicht ent­deckt ihr ja auch einen neu­en Liebling.

1. Friedrich Seidenstücker (Street Photography)
Ich besit­ze zwar vie­le Bücher über Fotografie, auch eini­ge Sammel-​Bildbände und vie­le Kataloge von Bildagenturen, aber Bildbände von ein­zel­nen Fotografen habe ich wenig. Einer davon ist Friedrich Seidenstücker, ein deut­scher Fotograf, der vor allem von 1920 bis 1960 in Berlin foto­gra­fiert hat. Entdeckt habe ich sei­ne Fotos 2006 wäh­rend einer Fotoausstellung par­al­lel zur Photokina in Köln. Die gro­ße Gabe von Seidenstücker ist es, sehr humor­vol­le Schnappschüsse ein­zu­fan­gen. Auch im Berliner Zoo hat er sich bevor­zugt auf­ge­hal­ten und die komi­schen Interaktionen von Menschen und Tieren fest­ge­hal­ten. Seidenstücker hat übri­gens inden 1920er Jahren auch eine Serie von Frauen gemacht, die über Pfützen sprin­gen und damit die­ses Foto von Henri Cartier-​Bresson im Jahr 1932 vor­weg­ge­nom­men. Leider sind die meis­ten Bildbände von ihm nur anti­qua­risch erhält­lich, so auch das Buch „Der humor­vol­le Blick. Fotografien 1923 – 1957″.

friedrich-seidenstuecker-01

2. Arthur Leipzig (Street Photography)
Die Bilder von Arthur Leipzig fie­len mir vor ca. einem hal­ben Jahr in der Zeitschrift „Schwarz/​Weiss-​Fotografie“ auf. Leipzig ist ein us-​amerikanischer Fotograf, der durch sei­ne Straßenszenen von New York City in den 1940er und 1950er Jahren bekannt wur­de. Vor allem sei­ne Bildstrecke über die Renovierung der Brooklyn Bridge ist atem­be­rau­bend. Einen Einblick in sei­ne Fotos gibt die­se Bildserie. Soeben ist auch ein Bildband im Prestel-​Verlag von ihm erschienen.

Brooklyn Bridge, 1946 / © Arthur Leipzig/Courtesy Howard Greenberg Gallery, New York

3. Sebastian Niehoff (Werbefotografie)
Wer auf Weitwinkelfotos steht, wird die­sen Fotograf lie­ben: Mit sei­nen extre­men Blickwinkeln auf flip­pi­ge Models hat der jun­ge Fotograf aus Wanne-​Eickel schon meh­re­re Preise gewon­nen und renom­mier­te Firmen über­zeugt. Wenn es ein Wort gibt, was sei­ne Fotos am bes­ten beschreibt, ist es: Fun!

Sebastian Niehoff - Sandschlacht

4. Radka Linkova (Stockfotografie)
Früher nann­te ich sie „mein heim­li­ches Vorbild“. Mittlerweile weiß sie hof­fent­lich, dass ich ihre Fotos groß­ar­tig fin­de und schon von wei­tem erken­ne. Radka ist eine Fotografin aus Prag, die vor allem People-​Aufnahmen macht. Ich glau­be zwar nicht, dass es eine „weib­li­che Bildsprache“ gibt, aber trotz­dem wir­ken ihre Bilder auf mich immer sehr roman­tisch und verspielt.

Radka Linkova - 1511

5. Matthew Rolston (Celebrity-​Fotografie)
Dieser Fotograf aus Los Angeles hat mehr Prominente vor der Kamera gehabt als ich je in mei­nem Leben von wei­tem sehen wer­de. Besonders im Gedächtnis geblie­ben ist mir sein Foto, auf dem sich Jack Nicholson mit sei­nem irren „Shining“-Blick Blut von sei­nen Fingern leckt. Aber auch das Video zum Song „Candyman“ von Christina Aguilera, wel­ches er im Pin-​Up-​Stil gedreht ist, sieht cool aus.  Es gibt auch einen sehr gro­ßen, aber lei­der auch teu­ren Bildband von ihm.

Matthew Rolston - Jack Nicholson

6. Slavica Ziener (Musikfotografie)
Die zwei­te und lei­der schon letz­te Frau in die­ser Liste ist die Münchnerin Slavica Ziener. Aufmerksam wur­de ich auf sie durch das Album „Zurück zum Glück“ von den Toten Hosen. Die Musik war – na ja -, aber die Bandfotos im Booklet waren kna­ckig, wild und rebel­lisch, viel bes­ser als der Sound. Später habe ich fest­ge­stellt, dass sie sehr vie­le Fotos von der Band gemacht hat und ich fin­de, dass die­se im Vergleich zu ihren ande­ren Fotos, wie z.b. von den Sportfreunden Stiller oder DJ Hell, am bes­ten sind. Aber sie kann auch anders und hat z.B. ganz brav das Portrait von der Chefredakteurin Petra Gessulat im Editorial der Cosmopolitan fotografiert.

slavica-ziener-toten-hosen-01
7. Alexander Kulla (Stockfotografie)
Alexander ist einer mei­ner Foto-​Kollegen und arbei­tet haupt­be­ruf­lich als Gesundsheits- und Krankenpfleger. Das erklärt auch die Serie, durch die ich auf ihn auf­merk­sam gewor­den bin. Er hat eine umfang­rei­che, tech­nisch gut gemach­te Serie von Fotomontagen, die ihn win­zig in Krankenhaus-​Uniform bei der Arbeit mit rie­si­gen Medikamenten zei­gen. So nach dem Motto „Liebling, ich habe den Arzt geschrumpft“… Diese Fotos sind wit­zig, viel schö­ner ist aber sei­ne Serie von Blumenfotos, die alle im glei­chen Stil bear­bei­tet wur­den und mitt­ler­wei­le über 30 Blumensorten umfasst.

Aexander Kulla - Calla

8. Jason Lee (Kinderfotografie)
Kommen wir zu den unver­meid­lich süßen Geschöpfen: Kleinen Kindern. Der Fotograf Jason Lee aus San Francisco hat zwei davon. Wenn er nicht gera­de Hochzeiten oder ande­re Kinder fotografiert,
müs­sen sei­ne bei­den Töchter Kristin und Kayla als Models mit­ma­chen. Wenn sie groß sind, wer­den sie wohl die bei­den Geschwister mit den cools­ten Baby- und Kinderfotos der Welt sein. Die Bilder von Jason Lee leben von einem immer stim­mi­gen Konzept und per­fekt umge­setz­ten Fotomontagen. Die Geschwister haben auch einen eige­nen Blog und wer dort län­ger als eine Minute rum­klickt, wird unwei­ger­lich grin­sen müssen.

Foto by Jason Lee "Sisters"

9. Julian Stratenschulte (Fotojournalismus)
Die meis­ten jour­na­lis­ti­schen Fotos lang­wei­len mich, aber die Fotos von Julian Stratenschulte begeis­tern mich immer wie­der durch ihre unge­wöhn­li­chen Perspektiven. Das sehen auch ande­re so und des­halb gewann er auch 2007 unter ande­rem den Preis  „dpa – Picture of the Year“. Und da war er erst 20 Jahre jung! In dem Alter habe ich noch für ein loka­les Käseblatt 2–3 Fotos im Jahr gemacht, aber er lie­fert da an dpa und AP. Respekt! Das foto­gra­fi­sche Auge muss wohl in der Familie lie­gen, denn auch sein Zwillingsbruder ist als Fotojournalist unter­wegs. Für jeden Fotojournalisten ist der Blog von Julian Stratenschulte ein Muss.

julian-stratenschulte-sports-02
10. Julian Röder (Fotojournalismus)
Kommen wir zum letz­ten Fotografen in der Liste. Das ers­te Mal habe ich die Fotos des Berliner Fotografen Julian Röder 2002 auf dem Titelbild des Wettbewerbsbuches des „Deutschen Jugendfotopreis“ gese­hen. Gewonnen hat er mit Bildern von Demonstrationen gegen den G8-​Gipfel 2001 in Genua. Zu der Zeit mach­te er sei­ne Ausbildung in der Fotografenagentur Ostkreuz, für die er heu­te wie­der arbei­tet. Soziale Themen sind sein Arbeitsgebiet. Die Demonstrationen las­sen ihn jedoch nicht los und er beglei­tet wei­ter­hin die Proteste gegen die G8-​Gipfel in Heiligendamm, Evian oder Hokkaido. Was ich an sei­nen Fotos toll fin­de, ist der per­sön­li­che Touch. Demonstranten wir­ken bei ihm nicht wie eine homo­ge­ne Masse, son­dern lie­be­voll por­trai­tiert er die Individuen, z.B. den ver­mumm­ten Kämpfer vom Schwarzen Block, der mit vie­len Pflastersteinen vor sei­nen Füßen ver­wirrt auf den Stadtplan schaut.

Julian Roeder - Genua

Jetzt bist Du dran:
Schreibe in Deinem Blog oder in den Kommentaren, wel­che Fotografen Dich beein­druckt haben und war­um. Vielleicht ent­de­cke ich so ja noch neue Lieblinge.

Lohnt sich der Vertrag mit Getty Images über Flickr?

Getty Images geht auf Nachwuchssuche und durch­fors­tet dabei sys­te­ma­tisch die Online-​Bilderplattform Flickr. Fotografen, die den Bildredakteuren von Getty Images posi­tiv auf­fal­len, wer­den ange­schrie­ben, ob sie nicht Fotos bei Getty Images anbie­ten wol­len. Ich habe hier schon die Vor- und Nachteile die­ses Deals beschrieben.

Mann liest Zeitung mit Lupe

Diesmal möch­te ich genau­er auf den Vertrag ein­ge­hen, den Getty Images anbietet.

Die wich­tigs­ten Eckdaten zuerst:

  • Getty Images for­dert Exklusivität (auch für ähn­li­che Motive)
  • Für Bilder, die lizenz­pflich­tig (oder rights-​ready) ver­kauft wer­den, bekommt der Fotograf 30%
  • Für Bilder, die lizenz­frei (royal­ty free) ver­kauft wer­den, bekommt der Fotograf 20%
  • Mindestvertragslaufzeit zwei Jahre, danach auto­ma­tisch Verlängerung um ein Jahr

Von eini­gen Fotografen, die den Getty-​Vertrag erhal­ten haben, habe ich schon Mails bekom­men, weil sie wis­sen wol­len, ob das Angebot gut ist. Um das zu beur­tei­len, müs­sen wir uns vor allem die ers­ten drei Punkte genau­er anschauen:

Was bedeu­tet Exklusivität für Getty Images?

An sich bedeu­tet Exklusivität, dass ein Foto, was über Getty ange­bo­ten wird, nicht woan­ders ver­kauft wer­den darf. Es gibt klei­ne Ausnahmen, dass z.B. die Fotos wei­ter­hin für „nicht kom­mer­zi­el­le per­sön­li­che Zwecke“ oder zur „Eigenwerbung“ genutzt wer­den dür­fen. Außerdem darf der Fotograf selbst „limi­tier­te und/​oder num­me­rier­te Kunstdrucke in limi­tier­ter Auflage“ ver­kau­fen, aber Getty Images darf exklu­siv Drucke der Bilder ver­kau­fen, die nicht limi­tiert sind.

Zusätzlich betrifft die­se Regel jedoch nicht nur Fotos, die bei Getty ange­bo­ten wer­den, son­dern auch „ähn­li­che Inhalte“. Was Getty unter „ähn­lich“ ver­steht, haben sie in einer PDF zur „pla­ce­ment fee coll­ec­tion“ aus­führ­li­cher erklärt. Als ähn­lich gel­ten Getty zufol­ge Bilder, wenn:

  • das glei­che Model ver­wen­det wird
  • die glei­che Kleidung ver­wen­det wird
  • die glei­chen Requisiten ver­wen­det werden
  • die glei­che Location oder Inneneinrichtung ver­wen­det wird
  • die Komposition gleich ist
  • die „Atmosphäre“ gleich ist
  • die Idee, das Konzept oder die „Story“ gleich sind
  • die Handlung gleich ist
  • die Technik gleich ist

Ihr seht, die Ansprüche sind groß und viel­fäl­tig. Vor allem Fotografen, die einen „eige­nen Stil“ haben, wer­den bei sol­chen Anforderungen schau­en müs­sen, ob ihre Bilder sich nicht alle ähn­lich sehen.

Rechtliche Hürden

Um den Getty-​Vertrag anneh­men zu kön­nen, wird eine Steuernummer ver­langt. Wer kei­ne hat, muss sich eine besor­gen und damit auch die Buchführungspflichten (min­des­tens als Kleinunternehmer) erfül­len. Außerdem ver­langt Getty Images, wenn not­wen­dig, Model Releases und/​oder Property Releases. Das sind schrift­li­che Genehmigungen von Personen, die auf den Fotos sicht­bar sind bzw. von den Eigentümern von Privatgrundstücken o.ä. Das kann bei Fotos, die vor Jahren im Urlaub ent­stan­den sind, z.B. schwer zu erfül­len sein.

Wieviel ver­dient der Fotograf?

Am Ende stellt sich die Frage, wie­viel der Fotograf dabei ver­dient. Die 20–30% sind lei­der am unte­ren Ende des Markniveaus. Oder for­mu­lie­ren wir es so: Ich ken­ne kei­ne Bildagentur, die sich traut, den Fotografen weni­ger als 20% zu zah­len. Diese Prozente sind auch unter den Werten, die „nor­ma­le“ Fotografen bei Getty Images erhal­ten, z.B. je nach Collection 30% (Iconica (RR)) bis 40% (Tony Stone (RM). Ich den­ke, Getty wird damit argu­men­tie­ren, dass sie die Bilder auf­wän­dig ver­schlag­wor­ten und tech­nisch „auf­be­rei­ten“ muss.

Wenn Verkäufe nicht über Getty Images selbst, son­dern über Partneragenturen erfol­gen, wird deren Anteil vor­her abge­zo­gen und der Verdienst wird wie­der gerin­ger. Im Vertrag unter Punkt 14 (Lizenzabzüge) ste­hen noch wei­ter Fälle, bei denen der Fotograf weni­ger Geld erhält.

Ob einem die­se Konditionen zusa­gen und der Fotograf bereit ist, sei­ne Fotos exklu­siv her­zu­ge­ben, muss jeder selbst ent­schei­den. Einige Fragen beant­wor­tet Getty Images auch hier.

Da eine Einladung von Getty Images jedoch einer Art Ritterschlag gleich­kommt, wel­che die Aufnahme in den Bildermarkt erlaubt, wäre denk­bar, dass sich eini­ge Fotografen mit ihren bes­ten Bildern bei ande­ren Bildagenturen bewer­ben, die bes­se­re Konditionen als Getty Images anbie­ten. Vor allem für spe­zia­li­sier­te Fotografen kann das sinn­voll sein.

Die Herausforderung ist aber eine ande­re. Ich habe mir von eini­gen Fotografen, die Getty ein­ge­la­den hat, das Flickr-​Portfolio ange­schaut. Einige der Fotografen mein­ten, sie wüss­ten gar nicht, was an ihren Bildern so toll sei und ob sich die­se ver­kau­fen wür­den. Ich habe die­se Motive jedoch schnell erkannt. Ob die Fotografen dann aber auch die rich­ti­gen Bilder raus­su­chen, um damit bei ande­ren Bildagenturen hau­sie­ren zu gehen, ist eine ande­re Frage. Hier wei­se ich dezent auf mein „Pimp My Stock!“-Angebot hin, bei dem ich kos­ten­los Tipps zur Portfolio-​Auswahl gebe.

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Jetzt seid ihr dran: Was meint ihr? Wer hat auch einen Getty-​Vertrag über Flickr erhal­ten? Wie fin­det ihr die Konditionen? Gibt es wei­te­re wich­ti­ge Punkte, die ich nicht erläu­tert habe?