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The Long Tail – Der lange Schwanz in der Stockfotografie

In der letz­ten Zeit wur­de in Stockfotografie-​Kreisen ger­ne über „the long tail“ gespro­chen. Heute möch­te ich die­ses Phänomen etwas erklä­ren, sowohl aus Kunden‑, als auch aus Fotografensicht.

Der „lan­ge Schwanz“, wie der Begriff „the long tail“ wört­lich über­setzt wer­den kann, wur­de 2004 in einem Wired-Artikel von Chris Anderson geprägt. Eine Kurzversion des Buches kann kos­ten­los hier her­un­ter­ge­la­den werden.

Zollstock aufklappen
Im Buch beschreibt Anderson, wie durch das Internet vie­le Unternehmen Geld damit ver­die­nen, dass sie ganz vie­le Nischenprodukte sel­ten ver­kau­fen, statt weni­ge belieb­te Produkte ganz oft.

Ein gutes Beispiel ist Amazon im Vergleich zum klas­si­schen Buchhändler an der Ecke. Der Buchladen hat nur begrenz­ten Platz, weil die Mieten in Einkaufsstraßen der Innenstadt teu­er sind. Deshalb wird er vor allem die Bücher anbie­ten, die popu­lär sind und sich oft ver­kau­fen. Auch wenn man sich heu­te meist jedes Buch bestel­len las­sen kann, ist es beque­mer, sich das Buch direkt von Amazon zum glei­chen Preis nach Hause schi­cken zu las­sen. In dem Artikel schreibt Anderson, dass die us-​amerikanische Buchhandelskette „Barnes & Nobles“ nur 130.000 Titel anbie­tet. Ungefähr ein Viertel des Umsatzes des Internet-​Buchhändlers Amazon ent­steht jedoch durch Bücher, die nicht zu die­sen Titeln gehören.

Dieses Prinzip lässt sich auch auf Musik und ande­re Medien anwen­den. Womit wir bei den Fotos wären.

Einige Microstock-​Blogs haben z.B. hier oder hier her­aus­ge­ar­bei­tet, dass es sich auch für Fotografen loh­nen kann, jedes Foto anzu­bie­ten, was Verkaufchancen hat und sich nicht nur auf die Topseller zu kon­zen­trie­ren. Das ist so lage sinn­voll, solan­ge es kei­ne Ausrede wird, kei­ne super ver­käuf­li­chen Fotos mehr zu machen.

Am ande­ren Ende des Tischs ist bei den Bildkäufern das Prinzip eben­so gül­tig. Ganz vie­le Kunden haben wenig Geld für Fotolizenzen und weni­ge viel Geld. Die Microstock-​Agenturen haben es aus­ge­nutzt, dass die alten Bildagenturen sich nur auf die weni­gen finanz­star­ken Kunden kon­zen­triert haben und den ande­ren Menschen kei­ne Möglichkeit gege­ben haben, Fotos kau­fen zu kön­nen. Mit bil­li­gen Fotos ab einem Euro kann sich jeder Fotos leis­ten. Der Haken ist nur, dass auch die rei­chen Kunden auf das Angebot zurück­grei­fen kön­nen und so Umsätze weg­bre­chen, die auch mit vie­len klei­nen Kunden kaum zu erzie­len sind.

Ich möch­te jedoch auf etwas ande­res hin­aus. Vor einer Woche wur­de mir von sehe vie­len Bildagenturen ein Foto abge­lehnt, auf dem ein gro­ßer Haufen Pferdemist auf einer Staße liegt. Bei istock­pho­to gibt es von über vier Millionen Bildern nicht mal zehn Fotos, die die­sem ähn­lich sehen. Die Verkaufschancen sind gering, aber vor allem bei Microstock-​Anbietern soll­te sich die Erkenntnis durch­ge­setzt haben, dass „es die Masse macht“.

Viele Fotos wer­den mitt­ler­wei­le abge­lehnt mit dem Hinweis auf „gerin­ge Verkaufschancen“ des Motivs. Das mag stim­men, doch brin­gen sich die Bildagenturen damit zusam­men­ge­rech­net um einen gro­ßen Teil des Umsatzes, wenn die Kunden mit aus­ge­fal­le­nen Bildwünschen nicht fün­dig wer­den. Die Schwierigkeit ist nur, die regu­lä­ren Suchergebnisse der „Mainstream-​Kunden“ nicht mit unre­le­van­ten Suchergebnissen zu belas­ten. Einige Bildagentuen argu­men­tie­ren auch, dass sel­ten gekauf­te Fotos nur Speicherplatz weg­neh­men und die Datenbank belas­ten. Auch rich­tig. Aber wer es schafft, die­se Probleme ele­gant zu lösen, wird es auch in Zukunft im Bildermarkt schaf­fen, ganz oben mit dabei zu sein.

Erstellen einer Excel-​Tabelle zur Fotoverwaltung

Wer mehr als eine Handvoll Fotos über Bildagenturen ver­kauft, ver­liert schnell den Überblick, wel­che Datei er wann an wel­che Agentur gelie­fert hat.

Das wird schnell ärger­lich, wenn man z.B. ein Foto in einer Zeitung ohne Bildcredit gedruckt sieht und wis­sen möch­te, über wel­che Agentur das viel­leicht ver­kauft wor­den ist. Außerdem hilft eine gute Fotoverwaltung, zu sehen, ob Fotos kor­rekt ver­trie­ben wer­den, von denen Agenturen ver­lan­gen, dass sie nicht an Bildagenturen gege­ben wer­den dür­fen, die ihre Fotos bil­li­ger anbieten.

Es gibt Datenbanken wie iMatch oder ThumbsPlus, die rie­si­ge Fotobestände ver­wal­ten kön­nen. Oft haben sie jedoch den Nachteil, dass sie ers­tens etwas kos­ten, zwei­tens für vie­le Zwekce zu über­di­men­sio­niert und dar­um auch drit­tens schwer zu ler­nen sind.

Ich möch­te heu­te eine ein­fa­che, aber wir­kungs­vol­le Methode vor­stel­len, mit der bequem die Übersicht gewahrt bleibt, wel­che Fotos in wel­chen Bildagenturen schlummern.

excel-tabelle-fotoverwaltung
Wir neh­men eine Excel-​Tabelle (das Ganze funk­tio­niert aber auch mit der Open-​Source-​Variante Calc) und tra­gen in die ers­te Spalte „Dateiname“ ein. Rechts dane­ben kommt in jede Spalte der Name einer Bildagentur, bei der Fotos ange­bo­ten wer­den, z.B. Getty Images, Corbis, Jupitermedia.

Jetzt kli­cken wir links auf die 2 der Zeile 2. Damit wird die gesam­te zwei­te Zeile mar­kiert. Im Menüpunkt „Fenster“ kli­cken wir jetzt auf „Fenster fixie­ren“. Das bewirkt, dass die ers­te Zeile immer oben zu sehen ist, auch wenn wir spä­ter so vie­le Fotos in der Tabelle haben, dass wir nach unten scrol­len müssen.

Als nächs­tes müs­sen die Fotos mit ihren Dateinamen in die Tabelle. Dafür gibt es ein klei­nes, hilf­rei­ches und kos­ten­lo­ses Programm namens MaxLister. In die­sem Programm wählt man ein­fach einen Ordner, von des­sen Inhalt dann eine simp­le Textdatei erstellt wird, wahl­wei­se mit oder ohne Unterordner. Wenn wir dort unse­ren Foto-​Ordner ange­ben, beko­men wir eine hand­li­che Liste mit den Dateinamen unse­rer Fotos, die wir ein­fach dank „Copy & Paste“ in unse­re Excel-​Tabelle verfrachten.

Hier wird deut­lich, war­um es sinn­voll ist, dafür zu sor­gen, dass die Fotos kei­ne Dateinamen bekom­men, die sich wie­der­ho­len könn­ten. Denn wer in zwei ver­schie­de­nen Ordnern die Datei „foto_01.jpg“ hat, wird spä­ter in der Excel-​Tabelle nicht mehr wis­sen, wel­ches „foto_​01“ gemeint ist. Ich benen­ne bei­spiels­wei­se alle mei­ne Fotos nach die­sem Schema um: „JAHRESCODE_MODELNAME_KURZE-BILDBESCHREIBUNG_ORIGINALDATEINAME.jpg“. So kann ich in mei­ner Excel-​Tabelle die Fotos immer nach Jahr und danach nach Model sortieren.

Nun tra­gen wir ein­fach in die Spalten mit den Bildagenturen ein, ob ein Foto dort zu fin­den ist oder nicht.

Ich nut­ze dazu vier Begriffe:

  • war­ten (das Foto befin­det sich in der Warteschleife der Bildagentur und muss noch frei­ge­schal­tet oder abge­lehnt werden)
  • drin (das Foto wur­de von der Bildagentur ange­nom­men und wird zum Verkauf angeboten)
  • abge­lehnt (das Foto ist super, nur die Bildagentur ist ande­rer Meinung *grum­mel*)
  • raus­ge­nom­men (das Foto wur­de von der Bildagentur ange­nom­men, aber ich habe es aus irgend­wel­chen Gründen spä­ter herausgenommen)

Wer will, kann das Ganze auch far­big mar­kie­ren. Ich mar­kie­re Felder far­big, wenn ich irgend­wann Ungereimtheiten ent­de­cke und die­se bei den Agenturen über­prü­fen will.
Hinter die Begriffe schrei­be ich immer das Datum, damit ich weiß, wie lan­ge ein Foto schon in einer Bildagentur vor­han­den ist. Fertig.

Wer das noch nie gemacht hat, wird am Anfang eine Weile brau­chen. Aber wer nach jeder Upload-​Welle die Informationen in die Tabelle ein­trägt, braucht nur wenig Zeit.

Jetzt bin ich neu­gie­rig: Wie behal­tet ihr den Überblick über Eure Fotos in den Bildagenturen?

Stockfotografie-​News 2009-03-20

Am Ende der Woche gibt es wie­der einen Blick zurück auf die Ereignisse in der Branche.

  • Die größ­te deut­sche Bildagentur Mauritius Images baut ihren Vorsprung wei­ter ist. Jetzt hat sie zusätz­lich zu ihren ca. 5 Millionen Bildern noch 9 Millionen Fotos der Bildagentur Alamy im Programm. Davon sind ca. 70% RM-​Fotos und 30% RF.
  • Die Bildagentur PantherMedia aus München wird als erfolg­reichs­tes baye­ri­sches Start-​Up das Bundesland Bayern im Rahmen des Wettbewerbes „GründerChampions 2009“ wäh­rend der 25. Deutschen Gründer- und Unternehmertage in Berlin am 20. und 21. März 2009 vertreten.
  • Getty Images beant­wor­tet eini­ge häu­fig gestell­te Fragen (FAQ) zum Thema „Flickr Collection“ in ihrem Blog und mel­det auch die ers­ten Verkäufe. Das als ers­tes ver­kauf­te Foto fin­de ich dann aber doch etwas, nun ja, enttäuschend.
  • Echt scha­de. Seit Dienstag nennt Fotolia in den Download-​Details kei­ne Kundennamen mehr. Angeblich sei die Funktion zu oft miss­braucht wor­den. Jetzt gibt es viel­leicht weni­ger Kundenbeschwerden, dafür aber sicher mehr Fotografen-​Anfragen, die kon­trol­lie­ren möch­ten, ob ein Foto kor­rekt lizen­siert wur­de. Mein Lösungsvorschlag: Die Kundennamen wer­den nur noch Kunden mit Silber-​Status oder höher ange­zeigt und deut­lich mit dem Hinweis ver­se­hen, dass bei Kundenbeschwerden die­se Funktion beim jewei­li­gen Fotografen deak­ti­viert wird.
  • Nächste Woche, am Freitag, den 27.03.2009 von 14 bis 17 Uhr (MEZ) wird die Webseite der Bildagentur PhotoShelter vor­über­ge­hend wegen Wartungsarbeiten kom­plett abgeschaltet.
  • Die Bildagentur Alamy hat in die­sem Quartal Umsatzrückgänge bei ihren bri­ti­schen Zeitungskunden von 30–70% im Vergleich zum Vorjahr aus­ge­macht. Als Gründe wer­den fal­len­de Werbeeinnahmen, sin­ken­de Auflagen und gekürz­te Budgets genannt. Deswegen plant Alamy eben­falls die Einführung eines Abo-​Modells und fragt Kunden und Fotografen nach deren Wünsche und Bedenken.

Frag den Fotograf: Tipps zur Verschlagwortung

Durch die­sen Blog häu­fen sich Anfragen von Fotografen in mei­nem Postfach, die Fragen an mich haben. Da die­ser Blog nur ein klei­ner Teil mei­ner Arbeit als Fotoproduzent ist, fin­de ich lei­der nicht immer die Zeit, jedem aus­führ­lich zu ant­wor­ten. Deswegen picke ich mir für die Rubrik „Frag den Fotograf“ ab und zu eini­ge Fragen her­aus, die ich in grö­ße­rer Runde beant­wor­ten möch­te, damit gleich alle Leser (und Leserinnen) an der Antwort teil­ha­ben kön­nen. Und bit­te, scheut euch nicht. Wer zusätz­lich Antworten hat, kann sie ger­ne in den Kommentaren hin­ter­las­sen. Der Fragesteller wird die­se eben­falls lesen.

Mit Lupe im Internet

Dieses Mal schrieb mir ein Fotograf aus Mannheim:

Hallo Robert,
habe mal eine Frage zu Deiner Stock-​Fotografie, vor­aus­ge­setzt, Du möch­test mir antworten:
Wie sind Deine Erfahrungen im Bereich Verschlagwortung?
Kann man ohne wei­te­res alles in Deutsch bear­bei­ten, oder bringt es Vorteile, das gan­ze von vor­ne­her­ein in Englisch durchzuführen.
Wie viel Anlaufzeit hat­test Du, bis Du eini­ger­ma­ßen zufrie­den warst mit den Verkaufsergebnissen?“

Ich ver­schlag­wor­te grund­sätz­lich alle mei­ne Fotos in deut­scher Sprache. Zum einen des­halb, weil die meis­ten mei­ner Bildagenturen deut­sche Suchbegriffe akzep­tie­ren und eini­ge Agenturen ver­schlag­wor­ten die Fotos sowie­so selbst. Bei den weni­gen Agenturen, die eng­li­sche Schlagworte ver­lan­gen, bedie­ne ich mich eines Tricks. Ich nut­ze die Übersetzungsfunktion für das kon­trol­lier­te Vokabular einer gro­ßen Bildagentur und kopie­re mir die­se Suchbegriffe.

Wichtiger als die Sprache der Suchbegriffe ist jedoch die Wortwahl. Meine Tests haben bei­spiels­wei­se erge­ben, dass ein Wort in sei­ner urspr­ung­lü­chen Wortart, vor allem bei Verben und Substantiven, am meis­ten gesucht wird. Deshalb ist  „lau­fen“ als Suchbegriff sinn­vol­ler als „Lauf“ oder „Haus“ nütz­li­cher als „häus­lich“. Bei Adjektiven ist ent­ge­gen die­ser Regel lie­ber nach dem Substantiv gesucht, also z.B. „Stärke“ statt „stark“ oder „Größe“ statt „groß“.

Vor weni­gen Tagen habe ich bei einer Bildagentur die Suche eines Kunden ver­fol­gen kön­nen. Dieser such­te erst nach „Größenverhältnis“, fand nur 6 Fotos, ver­such­te es danach mit „Größen“ und erhielt 33 Treffer und erst bei der Suchkombination „groß klein“ erhielt er 353 Bilder zur Auswahl, auf denen es genug Beispiele für das ursprüng­lich gesuch­te „Größenverhältnis“ gab.

Auch ande­re Ergebnisse sind inter­es­sant: So ver­kau­fen sich Fotos mit dem Suchbegriff „Flagge“ bes­ser als „Fahne“. Mehr Leute suchen nach „Fotografie“ als nach „Fotograf“. Je län­ger ein Suchbegriff ist, des­to sel­te­ner wird er genutzt. Trotz aller Konzeptwörter soll­te die kon­kre­te Beschreibung der Gegenstände auf einem Foto nicht ver­ges­sen wer­den. Wenn ein Verkehrsschild auf einem Foto zu sehen ist, reicht nicht der Begriff „Verkehrsschild“, son­dern auch die dar­ge­stell­te Verkehrsregel soll­te als Suchbegriff genutzt wer­den, z.B. „Parkverbot“, „Vorfahrt beach­ten“ etc.

Einige Bildagenturen hel­fen den Fotografen, indem sie z. B. wie Dreamstime ange­ben, wel­che Suchbegriffe zum Verkauf eines Fotos führ­ten. Ich weiß, dass eini­ge ande­re Agenturen die­se Daten eben­falls intern aus­wer­ten. Es wäre hilf­reich, wenn die­se mit den Fotografen geteilt wer­den wür­den. Shutterstock, Panthermedia, Digitalstock und eini­ge ande­re Bildagenturen zei­gen bei­spiels­wei­se Listen der Suchbegriffe, die am häu­figs­ten von den Kunden genutzt werden.

Dreamstime-Keyword-Sales
Regelmäßige Zeitschriftenlektüre trai­niert auch die Sensibilität für die rich­ti­gen Suchbegriffe. Wer sich in einer bun­ten Zeitschrift die Fotos nicht nur anschaut, son­dern über­legt, war­um das Foto gekauft wur­de, fin­det vie­le Informationen. Vor allem im Titel des Textes, Untertitel  oder in der Bildunterschrift ste­hen oft die Worte, nach denen der Bildredakteur gesucht hat, um das Foto zu finden.

Im Internet gibt es vie­le hilf­rei­che Programme, die bei der Erstellung oder der Analyse von Suchbegriffen nütz­lich sind, zum Beispiel:

  • Photo/​Image Keywording Tool erlaubt das Verschlagworten anhand belieb­ter ähn­li­cher Fotos
  • Stocktagger schlägt ähn­li­che Suchbegriffe anhand des „kon­trol­lier­ten Vokabulars“ von Getty Images und istock­pho­to vor
  • Photokeywords erlaubt eben­falls die Suche nach ähn­li­chen Fotos und schlägt pas­sen­de Suchbegriffe vor
  • Findphotokeywords wie das vori­ge Programm, nur viel aus­führ­li­cher, dafür aber häu­fi­ge Nutzung nur gegen Entgelt
  • PicNiche ana­ly­siert Angebot und Nachfrage bestimm­ter Suchbegriffe

Darüber hin­aus gibt es Programme, die zwar nicht für die Stockfotografie erfun­den wur­den, aber hel­fen, das Suchverhalten der Menschen bes­ser zu verstehen:

Nach die­ser Informationsflut soll­te der Verschlagworter noch mal sein Werk begut­ach­ten und einen Schritt zurück tre­ten. Ist wirk­lich jedes der gewähl­ten Suchbegriffe für mein Foto rele­vant? Wenn Dich ein Bildredakteur anru­fen wür­de und jedes Wort mit Dir durch­ge­hen wür­de, könn­test Du jeden Deiner Begriffe glaub­haft ver­tei­di­gen? Wenn nicht, fällt Dein Foto viel­leicht dem „Keyword-​Spam“ zum Opfer. Keyword-​Spam bedeu­tet, dass sehr belieb­te Suchbegriffe für ein Foto benutzt wer­den, damit es bei Suchen häu­fig ange­zeigt wird, obwohl die­se Wörter nicht zum Foto pas­sen. Das ist bei vie­len Bildagenturen ein Ablehnungsgrund. Vor allem istock­pho­to und Alamy sind in die­ser Hinsicht sehr streng.

Meine Art der Verschlagwortung ist bestimmt nicht die bes­te, aber bis­her bin ich damit klar gekom­men. In regel­mä­ßi­gen Abständen schaue ich in mei­ne und die Statistiken der Bildagenturen, wel­che Suchbegriffe beson­ders beliebt sind und rich­te mei­ne Fotosessions danach aus. Danach nut­ze ich eini­ge der oben ange­ge­be­nen Webseiten, um bei unsi­che­ren Keywords her­aus­zu­fin­den, wel­che Variation am gelun­gends­ten wäre. Danach ver­schlag­wor­te ich das Foto nach sicht­ba­ren Motivteilen (Mann, Tisch, Akte, Telefon, Anzug, …), dann fol­gen die Konzeptwörter (Business, Arbeit, Hektik, Bürokratie, …) und zum Schluss tech­ni­sche Beschreibungen (Freisteller, Studioaufnahme, iso­liert, Textfreiraum, …). Zum Schluß wer­den alle Wörter nach Relevanz geord­net, also die wich­tigs­ten nach vorn, der Rest nach hinten.

Nach einer Weile habe ich so einen kom­pak­ten Satz an Suchbegriffen, die ich für neue Fotos schnell über­neh­men kann. Ich mache das mit Copy & Paste in einem Textprogramm, wer will, kann auch Adobe Bridge kom­for­ta­ble dafür ein­rich­ten. Hier eine Anleitung. Wer bequem ist, kann sich sogar fer­ti­ge Keyword-​Listen dafür kau­fen.

Puh, das war eine lan­ge Antwort. Jetzt inter­es­siert mich, wie ihr Eure Fotos ver­schlag­wor­tet. Wie ist Eure Vorgehensweise? Was für Erfahrungen habt ihr mit unter­schied­li­chen Methoden gemacht?

Parallelen im Buch- und Bildermarkt

In der Süddeutschen Zeitung wur­de letz­te Woche Mittwoch (11.03.2009) der Artikel „Das Schattenbuch“ der Schriftstellerin Katharina Hagena ver­öf­fent­licht, in dem sie über­legt, was sich für Autoren mit der Einführung von E‑Book-​Lesegeräten ver­än­dern könnte.

Neue Lernmethoden

Darin schreibt sie u.a.:

E‑Books wer­den das Verlagswesen auf­mi­schen, den Buchmarkt und damit irgend­wann den Autor. […] Wenn Urheberrechte fran­sig und faden­schei­nig wer­den, bie­tet das – aller­dings grob­ma­schi­ge – Internet die Möglichkeit, den Verlag ganz abzustreifen.

Es wird mehr Schriftsteller-​Gewerkschaften geben, in denen ver­sucht wird, Gebühren zum Herunterladen der Texte durch- und fest­zu­set­zen. Prominente Autoren wer­den mäch­ti­ger wer­den, weil sie unab­hän­gig von ihren Verlagen agie­ren kön­nen. […] Andererseits wer­den es unbe­kann­te Schriftsteller noch schwe­rer haben, bekannt zu wer­den. Oder bekom­men sie in der Demokratie des Netzes end­lich die Chance, ent­deckt zu werden?

Ich möch­te mei­ne Bücher mög­lichst nicht im Alleingang ver­öf­fent­li­chen. Selbst nach einem grö­ße­ren, aber jetzt nicht alles um sich her­um platt­wal­zen­den Erfolg ist man min­des­tens ein Jahr lang damit beschäf­tigt, den eige­nen Ruhm zu ver­wal­ten. Das ist sehr schön, es erfüllt einen mit Dankbarkeit, vor allem aber kos­tet es Zeit.“

Ich fin­de ihre Ausführung sehr span­nend, weil sich Parallelen zum Buchmarkt und der Entwicklung von Bildagenturen zie­hen lassen.

Im Zeitalter der ana­lo­gen Fotografie hat­te jeder Stockfotograf eine enge, auch räum­li­che, Bindung an sei­ne Bildagenturen. Da Negative und Dias pos­ta­lisch ver­schickt wur­den, war es oft zu teu­er und zu risi­ko­reich, die­se wert­vol­le Fracht an Bildagenturen in Übersee zu lie­fern. Auch die Aufnahme in eine Bildagentur war schwie­ri­ger. Die Agenturen ver­lang­ten einen gro­ßen Vorrat an Stockfotos und stän­dig neue Lieferungen.

Durch das Internet demo­kra­ti­sier­te sich die Branche. Erstmals erlaub­ten die Digitalfotos, dass Fotografen auch weit ent­fern­te Bildagenturen ers­tens über­haupt erst ken­nen lern­ten und zwei­tens auch risi­ko­frei belie­fern konn­ten. Die „Abhängigkeit“ der Stockfotografen von ihren Bildagenturen wur­de gerin­ger. Diese Entwicklung ver­mu­tet auch Frau Hagena im ers­ten oben zitier­ten Absatz.

Die Kehrseite der Digitalisierung ist jedoch, dass die Markteintrittsschwelle für neue Fotografen sehr gering ist. „Mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen“ sind gän­gi­ge Slogans von Ratgeberbüchern oder Zeitschriftenartikeln gewor­den. Selbst die ComputerBild schrieb vor weni­gen Wochen dar­über und bescher­te den erwähn­ten Microstock-​Agenturen neu­en Fotografen-​Zulauf. Dadurch ist der ein­zel­ne Fotograf für eine Bildagentur ent­behr­lich gewor­den. Wen, glaubst Du, wür­de eine Bildagentur lie­ber ver­lie­ren? Einen Fotografen oder einen Kunden? Bei meh­re­ren zehn­tau­send neu­en Fotos pro Woche (!), die vie­le Bildagenturen erhal­ten, fällt die­se Entscheidung leicht.

Die Frage der Autorin, ob unbe­kann­te Schriftsteller es nun leich­ter oder schwe­rer hät­ten, wage ich zu beant­wor­ten: Sie haben es leich­ter. Aber der Preis dafür wer­den wahr­schein­lich neue E‑Book-​Verlage sein, gegen die die tra­di­tio­nel­len Buchverlage wie klei­ne Fische aus­se­hen wer­den. Es läge z.B. auf der Hand, dass der Online-​Buchhändler Amazon künf­tig nicht nur gedruck­te Bücher ver­kauft, son­dern digi­ta­le E‑Books selbst anbie­tet ohne den Umweg über einen Verlag.

Über das Lamentieren der Autorin, dass eine Selbstvermarktung ihrer Bücher viel Zeit fres­sen wür­de, dar­über kön­nen Fotografen in der Stockfotografie nur müde lächeln. Ist es doch längst Realität, dass die Verwaltung der Selbständigkeit den größ­ten Teil der Arbeit ein­nimmt und Fotoshootings fast die Ausnahme sind.

Jetzt seid ihr wie­der dran. Was sind Eure Vermutungen zur Entwicklung von Buch- und Bilderbranche?