iStock kürzt Fotografenhonorare (mal wieder)

Ich hät­te nicht gedacht, dass ich die­sen Artikel (schon wie­der) schrei­ben müss­te, aber anschei­nend doch. Schon vor eini­gen Wochen wur­de gemut­maßt, dass die Verhinderung von Bildlöschungen dazu dient, eine Honorarsenkung anzukünden.

Gestern gab es die­se Rundmail von Getty Images an die iStock-Kontributoren mit – ich zitie­re – „posi­ti­ven Neuigkeiten“.

2014_luisa_012_0671Ich will an die­ser Stelle nicht so ins Detail gehen, dass könnt ihr selbst in der Rundmail nach­le­sen. Fakt ist: Bisher beka­men nicht-​exklusive Fotografen 15–19% Kommission, nun sind es nur noch 15%.

Ja, rich­tig gele­sen. Eine Honorarkürzung von bis zu 20% (wenn man zum Beispiel von 19 auf 15% Umsatzbeteiligung fällt), gilt anschei­nend als gute Sache.

Freuen kön­nen sich even­tu­ell Videografen und Illustratoren, die nun 20% erhal­ten. Damit es nach alter iStock-​Manie schön kom­pli­ziert bleibt, gibt obi­ges nur für Credit-​Sales und für Abo-​Verkäufe gel­ten ande­re Regeln. Neue Regel: Schöpft ein Käufer sein Abo voll aus, bekommt der Fotograf 2 Cent. In Worten: Zwei US-Cent!

Schöpft der Kunde sein Abo nur zu 20% aus, erhält der Fotograf zum Beispiel 17 Cent (laut die­ser Rechnung von Michael Zwahlen). Zum Vergleich: Selbst wenn ein Käufer bei Shutterstock sein Abo voll aus­schöp­fen wür­de, erhält der Fotograf dort min­des­tens 25 Cent bis zu 38 Cent.

Ich will nicht wei­ter auf Details der Rundmail ein­ge­hen, son­dern einen ande­ren Aspekt betonen.

Gestern gab es tat­säch­lich eini­ge Fotografen, die iStock ver­tei­digt haben, mit der Begründung, dass sie vom Umsatz her an drit­ter Stelle (nach Shutterstock und Fotolia) ste­hen würden.

Vor fünf Jahren jedoch stand iStock bei den meis­ten Fotografen noch unan­ge­foch­ten auf dem ers­ten Platz. Außerdem setzt iStock damit wie­der mal eine Signalwirkung: „Seht her, die Fotografen geben sich auch mit 15% zufrieden“.

Wieso soll­ten ande­re Agenturen teil­wei­se mehr als das Doppelte an Fotografen aus­zah­len, wenn die­se Deppen (sor­ry) mit der Hälfte zufrie­den sind?

Und jetzt kommt die gro­ße Rechnung:
Schaut euch mal eure eige­nen Umsätze an und pro­biert fol­gen­des aus. Wenn Shutterstock und Fotolia eure Umsätze eigen­mäch­tig um 20% kür­zen wür­den, wäre das der Betrag, den euch iStock im glei­chen Monat aus­zah­len wür­de (ggf. mit der obi­gen Reduzierung eingerechnet)?

Ich ken­ne etli­che Fotografen, bei denen das der Fall wäre (zum Beispiel hier bei Bernd). Muss ich aus­spre­chen, was das bedeu­ten wür­de? Kannibalisierung.

Dann denkt noch kurz dar­an, wie viel Arbeitszeit ihr braucht, um Bilder zu Shutterstock oder Fotolia hoch­zu­la­den und wie lan­ge es bei iStock dauert.

Was mir schwer in den Kopf geht: Warum? Entweder ist iStock nicht in der Lage, mit mehr als 80% Umsatzanteil der Credit-​Sales pro­fi­ta­bel zu arbei­ten (wäh­rend Agenturen wie Zoonar das mit 20–30% schaffen).

Oder…
Ach, sol­che unfei­nen Gedanken mag ich gar nicht niederschreiben.

Übrigens: Wer als iStock-​Exklusivfotograf mit dem Gedanken spielt, die­se Exklusivität zu been­den, aber Probleme mit dem Export sei­ner Keywords hat, fin­det hier Abhilfe.

Was sagt ihr zur gest­ri­gen iStock-Rundmail?

13 Gedanken zu „iStock kürzt Fotografenhonorare (mal wieder)“

  1. Ja, die­se Mail habe ich ges­tern auch mit gros­ser Fassungslosigkeit gele­sen. Ich fin­de es grund­sätz­lich bei die­sen Summen eine Frechheit die eigent­li­che Arbeit mit weni­ger als die Hälfte zu ent­loh­nen. Wo mir dann aber end­gül­tig die Luft weg­bleibt sind die 2 Cent pro Foto. Da bin ich drauf und dran mei­ne Kinderstube zu ver­ges­sen. Ich lade schon seit zwei Jahren kei­ne Bilder mehr bei iStock hoch. Die rich­ti­ge Entscheidung offensichtlich.

  2. Irgendwie habt ihr Stockfotografen dass euch auch selbst ein­ge­brockt, als es vor ca. 12 Jahren so rich­tig los­ging. Vor der Microstock-​Zeit kos­tet ein Bild von der Agentur immer Hunderte von Euros. Die Alternative für den Kunden: Einen Fotografen zu beauf­tra­gen. Ob ich 5 Cent oder 5 Euro für ein Foto bekom­me: Es ist ein Witz.
    Mir z.B. sind vie­le Aufträge ver­lo­ren gegan­gen, weil der Kunde ein ähn­li­ches Bild für ein paar Euros bekommt anstatt mich zu buchen und ein Foto zu bekom­men, dass nie­mand ande­res eben­falls benutzt. Schuld sind natür­lich auch die Millionen Hobbyfotografen, die sich qua­si mit einem war­men Händedruck für ein Foto zufrie­den geben. Der Microstock-​Markt ist echt die Pest. Aber ich gebe zu: Was Videos betrifft mache ich ja selbst mit. Aber da gibt es dann ab und zu auch mal 150€ für ein Video, dass ich vor­her schon hun­der­te Male für z.B. 20€ Anteil ver­kauft habe.

  3. Mir ist ges­tern Abend auch die <Kinnlade run­ter gefal­len vor erstau­nen das es echt noch schlim­mer kom­men kann, Robert dei­ne Entscheidung schon vor vie­len Jahren die­se Agentur nicht mehr zu belie­fern war wirk­lich goldrichtig!

  4. Wenn wir Contributoren uns nicht end­lich orga­ni­sie­ren, z.b. wie die Onlinehändler im Händlerbund, wer­den die uns aus­pres­sen wie die Zitronen.

    Wäre doch mal eine Geschäftsidee für Herrn Deubelli. Gründung eines Vereins mit Rechtsschutz für Stockfotografen gegen Jahresgebühr. Einmal ver­ei­nigt sind wir stär­ker als jede Agentur!

  5. Fazit: Sofortiges ein­stel­len von Bilderupload bei Istock.
    Wahrscheinlich müs­sen Sie Ihre Strafen wie­der rein­brin­gen. Da bekommst ja nicht mal den Upload von der Zeit wie­der rein.
    Absolute Fotografen verarsche.
    Ich hof­fe bloß das ande­re Agenturen sich dies nicht aus Beispiel zu Herzen nehmen.

  6. Vor eini­gen Jahren hat Getty im Macrostock die Honorarbeteiligung an Verkäufen in Deutschland von 50% auf 30% gesenkt, wie es für inter­na­tio­na­le Verkäufe schon ver­ein­bart war. Den neu­en Vertrag habe ich nicht unter­schrie­ben und in Kauf genom­men, dass mei­ne Bilder bei Getty gelöscht wur­den. Vorher hat­te ich mich eh schon dar­über geär­gert, dass Verkäufe, die über Abos lie­fen nur Cent Beträge abwar­fen. Und nun nur noch 15% bei iStock ist natür­lich sehr bit­ter für die Kollegen, die da tätig sind. Dafür wür­de ich noch nicht mal Handyfotos hoch­la­den. Das mach ich nur noch bei Fotolia.

  7. Mich stört es, wenn man jeman­den als „Deppen“ bezeich­net, „nur“ weil er mit noch weni­ger zufrie­den ist als man selbst. Schliesslich gab es vor fünf Jahren auch die Möglichkeit zu sagen: „Abo-​Modell für 38 Cent pro Download? Ne, da mache ich nicht mit.“ Haben aber zu vie­le Leute nicht gesagt, son­dern sich streng kapitalistisch-​egoistisch ver­hal­ten und das Geld mit­ge­nom­men, dass sie in der Summe damit ver­die­nen konnten. 

    Aus Sicht von „uns iStock-​Exklusiven“ damals waren das alles Deppen, wäh­rend wir 8–10 Dollar pro Download erhal­ten haben. Aus Sicht der Makrostocker waren wir iStocker die Deppen, weil wir mit einem Fünftel von deren Preisen zufrie­den waren. Aus Sicht der alten Makrostocker waren die Getty-​Fotografen die Deppen, weil sie sich mit 20–30% zufrie­den gege­ben haben. Und aus Sicht der Auftragsfotografen waren alle Stockfotografen die Deppen. Am Ende sind wir wohl alle Deppen aus Sicht eines anderen.

  8. Habe die Mail noch gar nicht gelesen 😉
    Für mich ist dies ist ledig­lich ein Teil einer lau­fen­den Marktkonzentration!

    In über 50 Lebensjahren habe ich das schon in ver­schie­de­nen Jobs erlebt. Bereits in mei­ner Ausbildung zum Fotofachverkäufer in den 80er Jahren durf­te ich 1 – 3x die Woche mit einem Zettel + Schreiber bewaff­net, die Schaufensterpreise ande­re Fotohändler in Stuttgart notieren.
    Danach haben wir die güns­ti­ge­ren Stadtpreise über­nom­men oder bei ein­zel­nen Produkten unter­bo­ten. Die Mitbewerber haben das zum Teil genau­so gemacht. So hat man auto­ma­tisch gegen­sei­tig die Preis nach unten geschau­ckelt. In den 80er Jahren wur­den in Zeitungs-​Anzeigen sogar Kameras unter EK ange­bo­ten und ver­kauft. In der Hoffnung, daß man durch solch einen Lockvogel mit Zusatzverkäufen mehr Kunden bin­den kann. Das funk­tio­niert dau­er­haft in kei­ner Branche. Die Folge: Immer weni­ger Fachhändler. Das Internet hat inzwi­schen den Rest der Fachhändler wei­test­ge­henst beseitigt.

    Nichts ande­res fin­det im Bildermarkt seit vie­le Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, statt. Microstock ver­drängt zum Teil Macrostock und Auftragsarbeiten. Kleinere Bildagenturen ver­lie­ren immer mehr an Boden. Die Marktführer wer­den immer grö­ßer. Wachstum geht nur noch mit Zukäufen von Mitbewerbern oder Preisreduzierungen für die Kaufkunden.
    Ist doch logisch, daß es am ein­fachs­ten ist, die Bildlieferanten im Preis zu drü­cken. Im Zeitalter der Globalisierung und des Internet wer­den auto­ma­tisch Gesetze ein­zel­ner Länder aus­ge­he­belt. Eine Gewerkschaft? Gibt es nicht. Eine Genossenschaft? Gibt es nicht. Eine Interessengemeinschaft? Gibt es nicht. Ich wüss­te auch nicht, ob eine sol­che Organisationen über­haupt etwas brin­gen wür­de? Lieferboykott oder Streik? Da wür­den Bildagenturen nur dar­über lachen, da sie ja meist schon 40, 50, 60 Mio Bilder im Portfolio haben. Nein, da wür­den sich Fotografen und Grafiker noch mehr ins eige­ne Fleisch schneiden.

    Glaubt mir, iStock wird nicht die letz­te Bildagentur mit Honorar-​Reduzierungen sein. Andere Große wer­den im Zuge der Marktverdrängungen über kurz oder lang fol­gen. Am Ende wer­den 1, 2 oder viel­leicht sogar 3 gro­ße über blei­ben. Wenn die­se klug sind, was ich aller­dings bezweif­le, bil­den die­se ein inof­fi­zi­el­les Kartell und spre­chen die Preise ab. Dann könn­ten theo­re­tisch auch höhe­re Honorare an die Fotografen aus­ge­schüt­tet wer­den. Allerdings glau­be ich eher dar­an, daß höhe­re Erträge in die eige­ne Tasche flie­ßen würden?

    Als Fotograf gibt es mei­ner Meinung nach der­zeit nur 3 Möglichkeiten:
    Mitmachen solan­ge Geld fließt
    Sofort aus­stei­gen, weil einem die Bildhonorare zu gering sind
    Sich in einem Genre spe­zia­li­sie­ren um sich einen gro­ßen Namen zum Machen und man sich aus der brei­ten Masse abhe­ben kann. Hat man die­sen Status erreicht, kann man auch hohe Bildhonorare bei Auftragsarbeiten verlangen.

    Aber letz­te­res soll­te für jeden gelern­ten Fotografen nichts neu­es sein. Das war schon immer so als Fotograf. Die bes­ten Spezialisten bekom­men meist die am bes­ten bezahl­ten Aufträge. Man braucht nur 1 Unterscheidungsmerkmal zu den Mitbewerbern. Aber die­ses zu fin­den, wel­ches sich auch noch ver­mark­ten lässt, ist die Kunst.

    Mann bin ich froh, daß ich mit der Fotografie nicht mei­nen Lebensunterhalt ver­die­nen muß.

    LG
    Bernd

  9. Hallo Robert.

    Ich habe schon im Sommer, gleich nach dei­nem Blogeintag über das mail, dass man sei­ne Fotos nicht mehr löschen kann, mei­nen Account bei istock gekün­digt und alle Fotos löschen lassen.
    Jetzt bin ich rich­tig froh darüber.

    Wenn sich alle micros­to­cker zusam­men­tun wür­den und alle ihre Fotos bei istock löschen, dann könn­ten wir sie in die Knie zwingen.
    Wird aber wohl kei­ner mitmachen.

  10. » Irgendwann wer­den wir istock noch dafür bezah­len, Bilder anbie­ten zu dürfen

    Wer ist „wir“=?
    Wer da noch mit­macht, dem ist nicht mehr zu helfen.

    Da die­se Wege schon abseh­bar war bin ich da schon lan­ge ausgestigen.…

  11. Wer ist wir? Wer nicht?
    Es gibt halt mal die gro­ßen 3, da ist istock dabei. Der Umsatz bei jeder die­ser 3 gro­ßen Agenturen (shut­ter, Fotolia, is), ist in der Regel höher als bei meh­re­ren nach­fol­gen­den Agenturen zusammen.
    Daher wird sich jeder genau über­le­gen istock nicht mehr zu beliefern.
    Würde istock nicht mehr gut ver­kau­fen, wäre das was anderes.

  12. Beliefert habe ich die auch seit Jahren nicht mehr, mei­ne for­ma­le Kündigung habe vor einem hal­ben Jahr zuge­stellt. Diese – aus mei­ner Sicht – Unterschreitung jeg­li­chen Gebots von Anstand, Respekt, Fairnis etc. geht ein­fach nicht bzw. muss zumin­dest ohne mich erfolgen.

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