Die Verschlagwortung ist für Stockfotografen meist eine lästige Sache. Dabei sind vor allem die Suchbegriffe ausschlaggebend, ob sich ein Foto oft oder gar nicht verkauft.
Gute Fotografen wissen deshalb den Wert einer genauen, gründlichen Verschlagwortung zu schätzen. Ich hatte vor einigen Jahren schon einige hilfreiche Programme und Webseiten für die Verschlagwortung zusammengetragen, aber da das im Internet Lichtjahre sind, gibt es heute eine aktualisierte Übersicht.
Welche kostenlosen Tools helfen bei der Suche nach den richtigen Keywords oder der besseren Verschlagwortung?
1. Tag Editor
Der Tag Editor ist ein ganz neues Programm der Designerin Jacqueline Böttcher, die es in erster Linie für sich selbst programmiert hat, um ihre eigenen Bilder schneller zu verschlagworten.

Der Grundgedanke beim „Tag Editor“ ist, dass der Nutzer sich Wortgruppen zu einem Oberbegriff anlegen kann, die dann alle als Suchbegriffe zum Foto hinzugefügt werden, wenn der Oberbegriff ausgewählt wird. Es können auch verschiedene „Tag-Listen“ angelegt werden, damit zum Beispiel bei verschiedenen Themen der gleiche Oberbegriff andere Unterbegriffe enthalten kann. Diese Listen können auch exportiert und importiert werden.
Das Programm ist noch in der Beta-Phase und kann Bugs enthalten, aber die Programmiererin stellt es trotzdem schon hier kostenlos zum Download zur Verfügung (nur für Win). Geplant sind im Programm noch ein Thesaurus und eine Übersetzung ins Englische.
2. Picniche
Die Picniche-Webseite von Rob Davis ist ein Tool, mit dem Stockfotografen analysieren können, wie groß Angebot und Nachfrage von Bildern mit bestimmten Suchbegriffen sind. Das ganze funktioniert in mehreren Sprachen, auch deutsch und der Clou: Es wird angezeigt, welche anderen Suchbegriffe die Fotos mit den eingegebenen Begriffen zusätzlich am meisten enthalten. Picniche gibt es auch für den Browser Firefox als „Picniche Contributor Toolbar“, bei der – unter anderem diese Begriffe auch gleich angeklickt und in die Zwischenablage exportiert werden können.
3. Keyword Compare
Tyler Olson von der Microstockgroup hat ein ganz praktisches Tool entwickelt, mit dem sich die Suchbegriffe von zwei Bildern vergleichen lassen: Welche Wörter sind identisch, welche nur in dem einen oder anderen Bild enthalten und wie sähe die kombinierte Liste aus? Außerdem zählt es auch gleich die Suchbegriffe. Das funktioniert in jeder Sprache und ich benutze es manchmal, wenn ich ein Bild mit einem Motiv habe, welches sich aus zwei Elementen zusammensetzt, die ich schon in anderen Fotos beschrieben habe.
4. Microstock Keyword Tool
Ebenfalls von der Microstockgroup bereitgestellt wurde ein Keyword-Tool, welches basierend auf ähnlichen Bildern die relevantesten Suchbegriffe für das eigene Bild raussucht. Dafür werden in ein Suchfeld einige Begriffe eingegeben, die Sprache definiert (neun Sprachen stehen zur Auswahl) und angeben, ob man in Fotos, Illustrationen oder Vektoren suchen will. Dann wird einem angezeigt, welche Agenturfotos die genannten Begriffe enthalten. Daraus wählt man die Motive aus, die dem eigenen Foto am ähnlichsten sehen und bekommt dann eine Liste mit häufigsten verwendeten Suchbegriffen. Gesucht wird in der Datenbank der Bildagentur Shutterstock.
5. Arcurs‘ Keywording Tool
Das kostenlose Tool des Fotografen Yuri Arcurs funktioniert genauso wie das „Microstock Keyword Tool“ und war genaugenommen sogar eher online. Der größte Unterschied ist, dass hier nicht nur bei Shutterstock, sondern auch in den Bildern der Agentur Crestock gesucht werden kann. Dafür kann nicht nach Foto, Illustration oder Vektor gefiltert werden.
6. Findphotokeywords
Die Webseite mit dem klaren Namen Findphotokeywords.com des slowakischen Fotografen Maros Markovic nutze ich am häufigsten. Vom Prinzip her funktioniert sie wie das Microstock Keyword Tool oder das von Yuri Arcurs. Man kann Suchbegriffe in neun Sprachen eingeben, aussuchen, ob in Fotos, Illustrationen oder Vektoren gesucht werden soll und angeben, wie viele Treffer angezeigt werden sollen Der kleine, aber wichtige Unterschied ist, dass nicht nur eine oder zwei Agenturen durchsucht werden, sondern fünf! Fotolia, Shutterstock, Dreamstime, istockphoto und Getty Images. Damit sind sehr viele wichtige Webseiten abgedeckt und selbst wer nicht in englisch, sondern in deutsch verschlagwortet, bekommt bei drei Agenturen (Fotolia, istockphoto und Getty) immer noch viele relevante Treffer.
7. StockPhoto Keyworder
Beim Stockphoto Keyworder muss der Nutzer erst fünf englische Begriffe in der linken Spalte eingeben, dann erscheinen auf Knopfdruck in der rechten Spalte häufig dazu passende Begriffe, die durch einen Klick in die linke Liste übernommen werden können. Wenn die Auswahl nicht ausreicht, kann der mittlere Knopf erneut gedrückt werden und so weiter. Anschließend kann die fertige Liste in die Zwischenablage kopiert werden.
8. MyKeyworder
Die Webseite Mykeyworder.com funktioniert ebenfalls ähnlich wie die Tools 4–6, jedoch wieder mit einigen Unterschieden. Hier können zum einen endlich auch Begriffe ausgeschlossen werden und außerdem kann Flickr mit in die Suche einbezogen werden, was meist jedoch nicht so hilfreich ist. Nachteilig ist wieder, dass nur Shutterstock untersucht wird. Dafür gibt es als nettes Gimmick den „Shutterstock Keyword Optimizer“, bei dem ein Nutzer seine Mitgliedsnummer bei Shutterstock angeben kann und sich dann anzeigen lassen kann, welche seiner Fotos weniger als eine vom Nutzer definierte Anzahl an Suchbegriffen aufweisen. Wer will, kann sich auch eine Tagwolke ausgeben lassen.
9. Stocktagger
Der Stocktagger wurde vom Österreicher Marcus Irsigler entwickelt, hauptsächlich für die Nutzung bei istockphoto, aber es funktioniert genausogut für andere Agenturen. Nach einer – leider notwendigen – Registrierung kann man ein Wort eingeben, zu dem Synonyme und andere ähnliche Wörter angezeigt werden. Diese können durch einen Klick auf ein Plus-Symbol in die eigene Liste übernommen werden oder durch einen Klick auf das Wort selbst werden zu dem neuen Wort wiederum Synonyme und ähnliche Wörter gesucht.
10. Photo Keywording Tool
Der Vollständigkeit halber gilt es noch das schwedische Photo/Image Keywording Tool zu erwähnen. Das Prinzip ist identisch mit dem von Tool 4, es unterscheidet sich nur in der Anzeige der Keywords. Ist demnach Geschmackssache, was bequemer zu nutzen ist.
11. Semanger Keywords
Semanger ist eine semantische Suchmachine, welche nicht explizit für das Verschlagworten von Fotos gedacht ist, aber aus verschiedenen Gründen trotzdem gut dafür funktioniert. Es wird in ein Suchfeld ein deutscher Begriff eingegeben und man erhält eine Liste verwandter Wörter, Synonyme und passende Assoziationen. Die Daten kommen von der Suchmachine Yahoo/Bing und einem eigenen Index mit vielen .de- und .org-Domains. Da das Tool nicht für die Bildbranche gedacht ist, gibt es auch viele unpassende Treffer. Der Vorteil ist jedoch im Gegensatz zu den Tools, welche auf eine oder mehrere Bildagenturen als Datenbasis zurückgreifen, dass man keinen „Keyword-Inzest“ betreibt, also immer die ewig gleichen Begriffe benutzt werden, während Bildkäufer vielleicht ganz andere Suchbegriffe verwenden.
12. ProStockMaster
Die kostenlose Software ProStockMaster (für Win und Mac) bietet eine Art Rumdum-Sorglos-Paket für Stockfotografen, mit der diese ihre Fotos verwalten, sortieren, hochladen und vorher eben auch verschlagworten können. Nach Eingabe einiger Begriffe werden ähnliche Wörter vorgeschlagen. Die Besonderheit: Die fertigen Suchbegriffe können auf Knopfdruck in viele verschiedene Sprachen übersetzt werden.
13. Google Adwords Keyword Tool
Das kostenlose Keyword-Tool von Google Adwords kann man – ähnlich wie bei Semanger – ähnlich gut als Stockfotograf zweckentfremden. Gedacht ist das Tool für Werbetreibende, welche wissen wollen, welche Suchbegriffe sie buchen sollten, damit ihre Online-Werbung am meisten geklickt wird. Dafür stellt Google sehr wertvolle Daten zur Verfügung: Die tatsächlichen Suchbegriffe, welche Leute wie Du und ich täglich bei Google eingeben. nach Eingabe eines oder mehrerer Begriffe schlägt das Tool weitere Wörter vor, die dazu passen könnten. Das beste: Diese lassen sich danach sortieren, wie häufig sie bei Google eingegeben werden. das heißt, dass ich wirklich die Begriffe nutzen kann, welche meine potentiellen Kunden ebenfalls in der Realität verwenden. Das ist auch der Grund, weshalb ich dieses Tool sehr gerne nutze.

Ich bin mir nicht sicher, aber es kann sein, dass man mehr Informationen erhält, wenn man sich vorher mit seinem kostenlosen „Google Adwords“-Konto einloggt.
14. Shutterstock Keyword Trends
Über das Keyword Trends Tool der Bildagentur Shutterstock hatte ich schon hier im Blog ausführlicher berichtet. Damit lässt sich vergleichen, welche Suchbegriffe wann von Bildkäufern am meisten genutzt werden und welche Suchbegriffe häufiger eingetippt werden. Das Tool ist deshalb sehr wertvoll, weil wieder Daten von echten Bildkäufern genutzt werden.
15. Suchbegriffe, die zu Verkäufen führen
Das ist der Traum eines jeden Stockfotografen: Schon vorher zu wissen, welche Suchbegriffe wie oft tatsächlich zu Verkäufen führen. Mittlerweile bieten einige Bildagenturen diese Daten ihren Fotografen an, auf verschiedene Weisen. Die erste Agentur war Dreamstime, welche schon lange in der Verkaufsauflistung zeigt, welche Begriffe der Käufer verwendet hat. Wird dann auf das Bild geklickt, erscheinen alle Begriffe untereinander.
Shutterstock bietet in deren Beta-Testraum neue „Image Gallery Stats“ an, in denen prozentual angezeigt wird, welche Suchbegriffe bei einem Foto am häufigsten zu einem Verkauf führten.
Still und leise hat auch die Bildmaschine umfangreiche neue Statistikfunktionen eingeführt. Eine sehr nützliche ist die Funktion, bei der angezeigt wird, wie häufig die Suchbegriffe eines Fotos zu einer Anzeige des Fotos führten.

Diese Daten der Bildagenturen helfen vor allem dann, wenn man schon viele Fotos online hat und ähnliche Motive verschlagworten will.
Hilfe, so viele Tools! Wie nutze ich die richtig?
Die Vielzahl dieser Tools kann einen verwirren. Deswegen gibt es nächstes Mal einen Artikel darüber, wie man diese Tools am besten kombiniert und optimal nutzt.
Doch vorher würde ich gerne wissen:
Welche (kostenlosen) Keyword-Tools nutzt ihr am meisten und warum? Oder kennt ihr gar welche, die ich vergessen habe?
Update:
16. FlemishTagger
Der FlemishTagger erlaubt das Sortieren von fertigen Keyword-Listen, sowie eine Längenbegrenzung auf eine bestimmte Wortzahl sowie eine Rechtschreibprüfung. Außerdem werden Template-Listen für besonders häufig vorkommende Wortgruppen unterstützt.