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Podcast eines Fotoproduzenten Folge 06 – Interview mit Food-​Fotografin Elisabeth Cölfen

Vor über neun Jahren habe ich hier im Blog schon ein Interview mit ihr ver­öf­fent­licht, des­we­gen wur­de es Zeit, mal zu hören, was es Neues bei ihr gibt: Elisabeth Cölfen ist eine Food-​Fotografin in Duisburg, wel­che haupt­säch­lich für Bildagenturen fotografiert.

Welche Tricks sie dabei anwen­det, was ihre liebs­ten Requisiten sind und wie sich der Markt ent­wi­ckelt hat und was die kom­men­den Trends sind, das berich­tet sie in die­sem Podcast. Für die Fans von Back- und Kochbüchern hat sie auch eine Menge Empfehlungen parat:

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Hier eine Auswahl der Fotos von Elisabeth Cölfen:

 

SHOWNOTES:
Portfolio von Elisabeth Cölfen
Foodphotolove-​Blog
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Elisabeths Empfehlungen für Foodstyling-Bücher:
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Kostenloses iPad für Fotografen erhalten?

Ich hät­te selbst nicht gedacht, dass es so ein­fach ist. Wer als Fotograf ein kos­ten­lo­ses iPad haben will, muss nur drei Schritte umsetzen.

Als ers­tes wird ein aktu­el­les iPad gekauft. Ja, ich hat­te „kos­ten­los“ ver­spro­chen, aber zu dem Teil kom­me ich noch.

Es gibt das Tablett in ver­schie­de­nen Ausführungen, die sich beim Speicherplatz, im optio­na­len Funkmodul und den bei­den Farben unter­schei­den. Für unse­re Zwecke reicht das Modell mit dem gerings­ten Speicherplatz und ohne das teu­re Funkmodul. Diese Ausführung* kos­tet bei Amazon.de aktu­ell ca. 515 Euro (Preise schwan­ken täg­lich etwas).

Zweitens machen wir von dem Gerät gute Stockfotos, das heißt, ohne sicht­ba­re Logos und Markennamen und idea­ler­wei­se mit dazu pas­sen­den Models. So zum Beispiel:

Drittens bie­ten wir die Fotos über Bildagenturen an und nach nur weni­gen Monaten hat sich das Gerät von selbst amor­ti­siert. Hier mal ein aktu­el­ler Umsatz-Screenshot mei­ner iPad-​Bilder via Stockperformer:

Ihr seht, ich habe ca. 100 Bilder mit mei­nem iPad online bei den drei (für mich) wich­tigs­ten Bildagenturen und habe inner­halb von ca. fünf Monaten 661 Dollar damit ein­ge­nom­men. Die 661 Dollar sind nach dem aktu­el­len Wechselkurs ziem­lich genau die 515 Euro wert, wel­che das iPad kos­tet. Voilà, ein Gratis-​iPad für Stockfotografen!

Den Umsatz bei den ande­ren Agenturen, wel­che die Bilder eben­falls anbie­ten, habe ich nicht mal ein­ge­rech­net. Außerdem sind die Bilder noch jung und wer­den sich bestimmt auch die nächs­ten Monate noch gut ver­kau­fen. Zusätzlich nut­ze ich das iPad jetzt ger­ne zur Bildkontrolle wäh­rend eines Shootings und pri­vat als beque­men Ebook-Reader.

Die Moral von der Geschichte?

Ich bin nie­mand, der sich neu­mo­di­schen Schnickschnack sofort kau­fen muss. In die­sem Fall könn­te ich mich aber in den Hintern bei­ßen, dass ich es nicht getan habe. Denn hät­te ich gleich am Anfang das ers­te iPad gekauft, als es 2010 her­aus­kam, hät­te ich damit rich­tig viel Geld ver­die­nen kön­nen, allein des­halb, weil es sehr weni­ge Fotografen hat­ten. Mittlerweile gehört das iPad (oder ver­gleich­ba­re Tablet Computer) fast zur Standardausstattung pro­fes­sio­nel­ler Fotografen und ich bin ehr­lich gesagt erstaunt gewe­sen, dass ich trotz­dem den Kaufpreis in weni­ger als einem hal­ben Jahr wie­der ein­neh­men konnte.

An die­sem Punkt erin­ne­re ich mich an den Vortrag des Produktfotografen Elnur Amikishiyev (über 61.000 Bilder bei Shutterstock online) wäh­rend der Microstock Expo 2011. Elnur mein­te dort, er foto­gra­fie­re alle Sachen, die er neu kau­fe und bis­her hat er von jedem Gegenstand den Verkaufspreis wie­der ein­spie­len kön­nen. Hätte ich nur frü­her auf ihn gehört.

Zu dem iPad muss­te mich noch ein Freund regel­recht über­re­den, weil ich kei­nen Nutzen für mich erken­nen konn­te. Bei kom­men­den tech­ni­schen Neuerungen will ich mei­nen inne­ren Schweinehund schnel­ler über­win­den. Selbst wenn ich ein tech­ni­sches Gimmik viel­leicht nicht pri­vat brau­che, dann muss ich es eben als beruf­li­che Investition sehen – selbst wenn es nur als Requisite sein sollte.

Oder anders for­mu­liert: Auch – oder viel­leicht sogar gera­de – rich­tig teu­re Requisiten machen sich bezahlt.

Was sind eure teu­ers­ten Requisiten bis­her gewe­sen und eure Einnahmen damit?

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Making-​Of eines Stock-​Fotoshootings in Universität

Wie genau ent­ste­hen Stockfotos? Heute will ich euch wie­der einen Einblick geben in die Arbeit, die hin­ter der Produktion einer Bildstrecke steht.


Die Idee

Um als Stockfotograf erfolg­reich zu sein, gehört eine genaue Analyse des Marktes. Welche Motive ver­kau­fen sich gut, wel­che Bilder ver­kau­fe ich am meis­ten? Da mein Shooting in einer Uni-​Bibliothek vor ca. drei Jahren sehr gut lief, ent­schied ich mich, ein ähn­li­ches Shooting anzu­ge­hen, dies­mal jedoch nicht in der Bibliothek, son­dern in den Unterrichtsräumen einer Uni.


Die Location

Okay, eine Uni oder etwas ver­gleich­ba­res soll­te es sein. Ich such­te mir im Internet raus, wel­che Institutionen im Großraum Köln dafür in Frage kämen. Diese kon­tak­tier­te ich tele­fo­nisch und stell­te mei­ne Idee kurz vor. Einige lehn­ten direkt ab, mit ande­ren traf ich mich zu einem direk­ten Gespräch. Die Uni, mit der ich mich letzt­end­lich einig wur­de, hat­te Häuser an ver­schie­de­nen Standorten, die ich bei einem zwei­ten Termin zusam­men mit einem Uni-​Mitarbeiter besuch­te, um zu ent­schei­den, wel­che Räume für das Shooting am bes­ten geeig­net wären. Ich ent­schied mich für einen Raum im obers­ten Stockwerk in einer ehe­ma­li­gen Altbau-​Schule. Dieser hat­te den Vorteil, dass die Räume und Fenster einer­seits hoch und dadurch der Raum schön hell war, ande­rer­seits gab es einen sehr foto­ge­nen Flur mit brei­ter Treppe, den ich eben­falls für Fotos nut­zen konnte.


Die Models

Mir war klar, dass ich für ein Uni-​Shooting vie­le Leute bräuch­te. Sonst sähe der Raum schnell zu leer aus und die Fotos wür­den nicht glaub­haft wir­ken. Außerdem woll­te ich ver­su­chen, nicht nur euro­päi­sche Models aus­zu­wäh­len, son­dern einen mul­ti­kul­tu­rel­len Look zu bekom­men. Ich ent­schied mich dafür, zehn Models zu buchen. Neun Studierende und eine älte­re Person, die den Lehrer oder Dozenten mimen soll­te. Das gestal­te­te sich sogar viel schwie­ri­ger als die jun­gen Personen zu fin­den. Fünf der ein­ge­la­de­nen Models waren Leute, mit denen ich schon ein Shooting gemacht hat­te. Das soll­te das Risiko mini­mie­ren, dass zu vie­le Models kurz­fris­tig absprin­gen. Letztendlich hat nur ein Model krank­heits­be­dingt abge­sagt, was aber bei der Menge der Models mit ein­kal­ku­liert war.

Die Requisiten

Für die Auswahl der Requisiten habe ich mir vor­her vie­le ande­re Uni-​Fotos ange­schaut, um zu sehen, was benö­tigt wird. Hauptsächlich waren das Hefte, Hefter, Stifte, Laptops und Handys. Die Schreibwaren kauf­te ich vor­her ein, ent­fern­te etwa­ige Logos und Text, die Stifte nahm ich aus mei­nem Requisitenschrank und für die Laptops und Handys bat ich die Models, ihre Geräte mit­zu­brin­gen, wenn vor­han­den. Außerdem war die Universität so freund­lich, mir eini­ge hip­pe Apple-​Geräte aus dem Rechenzentrum aus­zu­lei­hen, die ich in den Hintergrund stel­len konn­te. Das war übrigs­ens der anstren­gends­te Teil des gesam­ten Shootings: Die Transportkisten mit drei Rechnern drei Stockwerke hoch in unse­ren Raum zu schleppen.


Die Technik

Für das Shooting kam eine sehr mobi­le Variante mei­nes Equipments zum Einsatz. Als Kamera wie immer die Canon 5D Mark II, dazu zur Hälfte das 24–70mm f2.8 Objektiv* und zur ande­ren Hälfte die 85mm f1.2 Festbrennweite. Neben dem Tageslicht von drau­ßen sorg­te ein Canon Speedlite 580 EX II-​Blitz* an der gro­ßen Lastolite Ezybox* für Aufhellung, manch­mal auch oder statt­des­sen der California Sunbounce Mini*-Reflektor. Der Blitz wur­de draht­los mit den PocketWizard MiniTT1-Funkauslösern* gezün­det und um die Gefahr von Verwacklungen zu redu­zie­ren, kam mein Manfrotto Monopod* zum Tragen.


Das Shooting

Das Shooting selbst wur­de für 10 Uhr ange­setzt, ich war schon ab 9 Uhr vor Ort, um zusam­men mit mei­ner Assistentin des Tages, der hilf­rei­chen Gabi WehZet (die in ihrem Blog sicher auch bald was über das Shooting schrei­ben wird), das Licht auf­zu­bau­en und die Geräte nach oben zu wuch­ten. Gabi war übri­gens auch so nett, eini­ge Making-​of-​Fotos zu machen, die hier im Artikel ein­ge­streut sind. Kurz vor zehn Uhr tru­del­ten die ers­ten Models ein, die einen eige­nen Raum für ihre Sachen und zum Umziehen beka­men. Ich ließ mir die mit­ge­brach­te Kleidung jeweils kurz zei­gen und such­te mir etwas aus, damit die Farben ins­ge­samt gut zusam­men passten.


Ca. 10:15 Uhr begann ich mit den ers­ten Models zu foto­gra­fie­ren, wäh­rend die letz­ten nach am Umziehen waren. Am zeit­auf­wän­digs­ten waren die Anweisungen an die Models. Wenn fünf oder mehr Leute im Bild sind, muss­te ich den Personen nach­ein­an­der ihre Kommandos geben oder Rollen zuwei­sen (wie „flüs­te­re bit­te mal mit Deinem Banknachbarn“) und gleich­zei­tig dar­auf ach­ten, dass am Schluss das ers­te Model eben­falls immer noch rich­tig posier­te. Außerdem setz­te ich die Models stän­dig um, damit ich mög­lichst vie­le Varianten auf den Bildern haben konnte.


Der Dozent kam auf den Fotos weni­ger zum Einsatz als ursprüng­lich geplant, aber ich hat­te Glück, denn er muss in sei­nem Hauptberuf vie­le Präsentationen hal­ten und des­halb konn­te er, auch wenn er mal nicht im Bild war, mit sei­nem Vortrag die Blicke der Studenten auf sich len­ken, damit die Bilder natür­li­cher wirk­ten. Alle jun­gen Models, die nicht im Vordergrund waren, wur­den auf Plätze im Hintergrund ver­teilt, damit der Raum vol­ler wirkt.


Mittags gab es eine Pizza-​Pause mit Cola und fünf Pizzen vom Lieferdienst, danach soll­ten die meis­ten Models einen Kleidungswechsel machen und wei­ter ging es mit Fotos im Treppenhaus. Das war jedoch dunk­ler als gedacht, wes­halb wir dann ca. 14:30 Uhr das Shooting been­de­ten und mit dem Abbauen begannen.


Die Nachbearbeitung

Am Ende des Tages hat­te ich 350 Fotos auf mei­ner Speicherkarte, von denen ich ca. 115 für die Bildagenturen aus­wähl­te. Bearbeitet wur­den die Bilder nur mini­mal, der Hauptteil bestand aus einer Anpassung von Sättigung, Helligkeit und Kontrast, der Rest war Retusche von den Logos und Markennamen auf den Computern.


Das Ergebnis

Das Shooting ist seit einem guten hal­ben Jahr bei den Bildagenturen zum Verkauf und hat ins­ge­samt schon über 6000 Downloads erzielt. Die Verkäufe setz­ten vor allem nach ca. zwei Monaten ein, vor­her dach­te ich fast, die Bilder wür­de nie­mand haben wol­len. Aber es brauch­te sei­ne Zeit, bis sich die Bestseller her­aus­kris­tal­li­sier­ten, die jetzt meh­re­re hun­dert Downloads haben.

Was sagt ihr zu den Fotos? Wie wür­det ihr so ein Shooting umsetzen?

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Neue Küche für Fotoshooting mit Models einrichten

Vor einer Weile bekam ich das Angebot, in einem nie­gel­na­gel­neu­en Einfamilienhaus in der neu­en Küche zu fotografieren.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Mit der Zeit haben Küchen die Angewohnheit, sich wie von Zauberhand voll­zu­rüm­peln, über­all sta­peln sich halb­of­fe­ne Verpackungen von Tee, Kaffee, Müsli, Marmelade, Reis, Nudeln, Gewürzen und so wei­ter. Das sieht meist weder beson­ders foto­gen aus noch mögen die Bildagenturen die Flut von Logos und Markennamen.


Der Nachteil einer neu­en Küche ist das genaue Gegenteil: Damit sie nicht zu leer wirkt, muss sie mit pas­sen­den, unau­fäl­li­gen Gegenständen deko­riert wer­den, wel­che die Küche bewohnt und gemüt­lich erschei­nen las­sen. Glücklicherweise wohn­ten mei­ne Eltern nur weni­ge Straßen ent­fernt von dem Haus und ich ließ mir meh­re­re Kisten voll mit Requisiten und Geschirr ankar­ren. Am Tag des Shootings kauf­te ich noch Brötchen, Brezeln, Obst, Gemüse, Kräuter und eine Tageszeitung. Das dra­pier­te ich halb­wegs so, dass hof­fent­lich ein har­mo­ni­scher Effekt entstand.


Damit sich der Aufwand auch lohnt, plan­te ich zwei Shootings in der Küche. Einmal mit einem jün­ge­ren Paar und dann noch mit einem Senioren-​Paar (dazu spä­ter mehr im Blog). Mit den bei­den jün­ge­ren Models hat­te ich schon zusam­men­ge­ar­bei­tet, ich wuss­te also, dass bei­de zuver­läs­sig waren und optisch gut zusam­men pas­sen wür­den. Blöderweise herrsch­te an die­sem Tag tota­les Verkehrschaos wegen eines Unwetters, sodaß bei­de etwas spä­ter kamen. Die Zeit nutz­te ich, um eini­ge Stilleben zu foto­gra­fie­ren, mit denen ich gleich­zei­tig die Belichtung und Lichtsetzung tes­ten konnte.


Als Kamera kam wie­der mei­ne Canon 5D Mark II* zum Einsatz, als Objektiv das 24–70mm f2.8*. Leider hat­te ich damit gro­ße Fokus-​Probleme, wes­halb ich irgend­wann auf das 85mm f1.2‑Objektiv* wech­sel­te und das Zoomobjektiv zur Nachjustierung an den Canon Professional Service schick­te. Belichtet habe ich mit einem extern aus­ge­lös­ten Speedlite 580 EX II* durch die klei­ne Lastolite Ezybox*. Zusätzlich hat ein Sunbounce-​Mini-​Reflektor* das Tageslicht etwas aufgehellt.


Obwohl ich mit den Ergebnissen ganz zufrie­den war, muss ich geste­hen, dass ich beim Umsatz mehr erwar­tet hät­te. Zwar habe ich mei­ne Kosten schnell wie­der drin gehabt, aber die Investition war nicht so loh­nend wie bei ande­ren Shooting mit ver­gleich­ba­rem Aufwand. Vielleicht liegt es dar­an, dass Küchen doch eine ver­gleichs­wei­se leicht zugäng­li­che Location sind? Oder pass­ten die Accessoires nicht ganz? Ich glau­be nicht, dass es an den Models lag, denn auch das zwei­te Shooting mit ganz ande­ren Model-​Typen brach­te ähn­li­che Ergebnisse.

Wie schon manch­mal bei ande­ren Shootings haben mich iro­ni­scher­wei­se die Fotos finan­zi­ell geret­tet, die nur aus der Not her­aus ent­stan­den sind: In die­sem Fall eini­ge der Stillleben, die sich vor allem bei Shutterstock sehr gut ver­kau­fen. Das zeigt mal wie­der, dass die Bildkäufer doch oft ganz anders ticken, als ich trotz viel Recherche ver­mu­ten würde.

Gruppenfotos in einer Apotheke (mit Making-Of-Fotos)

Vor ca. zwei Jahren hat­te ich mal in einer Apotheke foto­gra­fiert. Die Fotos lie­fen gut, hat­ten aber zwei „Haken“. Zum einen war die Apotheke knall­oran­ge, was eini­ge Kunden anschei­nend zu wür­di­gen wuss­ten, weil es sich farb­lich von den übli­chen „hel­len, wei­ßen“ Apothekenfotos unter­schied. Außerdem war ich nur mit einem Model vor Ort, was den Nachteil hat­te, dass ich nur eine Apothekerin oder Kundin allein zei­gen konn­te, aber nicht die Interaktion zwi­schen Kollegen oder die Beratung eines Kunden durch Apotheker.

Bei einem wei­te­ren Apotheken-​Shooting woll­te ich das ändern.

Mit einer befreun­de­ten Inhaberin von zwei Apotheken mach­te ich einen Deal: Sie bekam schö­ne Portrait- und eini­ge Gruppenfotos ihrer Mitarbeiterinnen für die geplan­te neue Webseite und ich durf­te im Gegenzug am Wochenende in einer der Apotheken mit Models foto­gra­fie­ren. Es stand eine nie­gel­na­gel­neu gebau­te Apotheke zur Auswahl in glän­zen­den Brauntönen, die mir jedoch zu dun­kel wirk­te. Die ande­re Apotheke war aber per­fekt: Ein strah­len­des Grün und viel Platz.


Schwieriger als gedacht gestal­te­te sich die Model-​Suche. Das lag zum einen dar­an, dass die Apotheke tief in Brandenburg ver­steckt lag und ich nur zwei Models mit dem Auto von Berlin mit­neh­men konn­te, zum ande­ren aber auch am Alter. Ich bekam auf mei­ne Job-​Ausschreibung hau­fen­wei­se Bewerbungen von vie­len jun­gen Mädchen (16–25 Jahre) und eini­gen jun­gen Männern (18–25 Jahre). Aber die Ausbildung zur PTA (Pharmazeutisch-​technischer Assistentin) oder gar zur Apothekerin dau­ert lan­ge und die Eröffnung einer Apotheke ist mit einem finan­zi­el­len Risiko ver­bun­den, wes­halb zu jun­ge Menschen auf den Fotos unpas­send wir­ken würden.

Ich ent­schied mich des­halb für die drei oben gezeig­ten Frauen, die Ende 20 bis Mitte 30 waren. Außerdem gab es einen guten Mix an Haarfarben (blond, brü­nett, schwarz) und anhand der Sedcards war klar, dass die Models etwas Erfahrung hat­ten. Mir fehl­te jedoch noch ein Mann, weil ich kei­ne rei­ne Frauengruppe foto­gra­fie­ren woll­te und eine älte­re Person als „Chef“ gut ins Bild pas­sen wür­de. Die Bewerber waren jedoch vom Typ her alle unpas­send, ent­we­der zu jung, mit mega­lan­ger Rockermähne oder voll täto­wiert. So such­te ich mir selbst eini­ge Sedcards raus und schrieb den oben gezeig­ten Frank Kobuhs direkt an. Er hat­te zwar wenig Model-​Erfahrung und ist eher als Hobby-​Fotograf aktiv, pass­te aber vom Typ, vom Alter und war ein­ver­stan­den. Außerdem mach­te er paar Making-​Of-​Fotos, die ich unten noch zeige.


Wie immer bei Apotheken ist die größ­te Herausforderung, die Unmengen an Markennamen und geschütz­ten Logos zu ver­mei­den. Ich ver­such­te das zu lösen, indem ich stark mit offe­ner Blende (von 1.8 bis 2.8) foto­gra­fier­te, was aber die Wahrscheinlichkeit von Unschärfen im Bild erhöh­te, vor allem, wenn bei Gruppenaufnahmen nicht alle Personen auf glei­cher Höhe ste­hen. Eine wei­te­re Schwierigkeit war, dass die Verkaufstheke im Boden ver­schraubt war und wir sie des­halb nicht nach vor­ne schie­ben konn­ten, um den Abstand zum Regal im Hintergrund zu erhö­hen. Wir hät­ten natür­lich die gan­zen Pillenpackungen weg­räu­men kön­nen, aber dann wäre es nur eine grü­ne Wand und das Foto nicht mehr als Apothekenfoto zu erken­nen gewesen.


Manchmal, wie bei die­sem Foto am lin­ken Rand, muss­te ich dann digi­tal mehr Unschärfe hin­zu­fü­gen, um die Markenprobleme zu umge­hen. Das lachen­de Model hat mich übri­gens so über­zeugt, dass ich sie eini­ge Wochen spä­ter gleich für ein ande­res Shooting gebucht habe. Die Kittel waren übri­gens eine wei­te­re Aufgabe, die ich schnell meis­tern muss­te. In mei­nem Requisitenfundus habe ich zwar eini­ge wei­ße Schlupfkasacks, aber in Apotheken wer­den fast nur lan­ge wei­ße Kittel getra­gen. Von einem Freund der Freundin eines Freundes (ihr seht, gute Kontakte sind wich­tig), der in einem Krankenhaus arbei­tet, konn­te ich mir zwei wei­ße Kittel lei­hen. Drei wei­te­re Kittel kauf­te ich schnell bei Ebay. Leider gab es nicht das glei­che Modell in ver­schie­de­nen Größen, aber dafür waren die Kittel deut­lich güns­ti­ger. Eins der Models brach­te auch einen eige­nen Kittel mit. So hat­te ich vor Ort genü­gend Auswahl, um die Kittel ent­spre­chend der Kleidergrößen ver­tei­len zu können.


Ihr seht auf den Bildern, dass nicht alle Models immer im Vordergrund sein müs­sen. Oft reicht es aus, eini­ge der ande­ren Models im Hintergrund agie­ren zu las­sen, um den Eindruck einer beleb­ten, gut besuch­ten Apotheke mit vie­len Mitarbeitern zu erwecken.


Das obi­ge Foto gehört mit zu mei­nen Favoriten der Serie durch die unge­wöhn­li­che­re Perspektive. Fast unnö­tig zu sagen, dass sich das Foto der lachen­den Apothekerin mit ver­schränk­ten Armen deut­lich bes­ser ver­kauft. Wo wir beim Thema wären: Alle Fotos die­ser Serie sind hier exklu­siv bei Fotolia* erhält­lich. Das gezeig­te Foto illus­triert noch einen ande­ren Punkt sehr gut. Die Beleuchtung. Wie ange­kün­digt gibt es paar Making-​Of-​Fotos von Frank und eins davon zeigt, wie das „Rezept-​Foto“ entstand.


Ihr seht: Viel Tageslicht (pral­le Mittagssonne) rechts vom Fenster her, über die Decke reflek­tier­tes Licht einer trans­por­ta­blen Lastolite Ezybox* und eben­falls gegen die Decke gerich­tet etwas „nor­ma­les“ Blitzlicht auf der Kameraachse. Nicht im Bild sicht­bar ist der California Sunbounce Mini*, der links vom Model steht, um auch die Schattenseite bes­ser auf­hel­len zu kön­nen. Ausgelöst habe ich mit den neu­en PocketWizard MiniTT1-Funkauslösern*, um die TTL-​Funktionen der Canon Speedlites nut­zen zu können.


Auf dem zwei­ten Making-​Of-​Bild sind noch zwei wei­te­re Details zu erken­nen. Ich habe aus den Fehlern des Bibliothek-​Shootings gelernt und wie­der mein Manfrotto Monopod* mit­ge­nom­men, um auch bei Belichtungszeiten von 1/​30 oder 1/​50 die Bilder nicht zu ver­wa­ckeln. Außerdem ist erkenn­bar, wie viel Helligkeit der Sunbounce-Reflektor aus­ma­chen kann, der das Licht vom Fenster auf die Schattenseite der Models reflek­tiert. Der Blitz schaut übri­gens in die fal­sche Richtung, weil ich Sekunden zuvor noch ein ver­ti­ka­les Foto gemacht und dafür gegen die Decke geblitzt hatte.


Eine Schwierigkeit, die ich bei die­sem Shooting noch nicht zufrie­den­stel­lend gelöst habe, ist der Farbtemperatur-​Unterschied zwi­schen dem Tageslicht, Blitzlicht und der Innenbeleuchtung. Tageslicht und Blitzlicht hat­ten ca. eine Farbtemperatur von 5500–600 Kelvin. Die Innenbeleuchtung bestand jedoch aus vie­len win­zi­gen Halogenstrahlern, die mit ihren ca. 3500°C (wie bei mei­nem Grinse-​Portrait zu sehen) für ein Gelbstich sor­gen. Ich hät­te ent­we­der Farbfolien vor den Blitz machen kön­nen, aber dann hät­te ich ohne das hel­le Tageslicht aus­kom­men müs­sen (soviel Folie, damit es für die gesam­te Fensterfront gereicht hät­te, hat­te ich nicht mit). Die zwei­te Möglichkeit wäre gewe­sen, jeden ein­zel­nen der Halogenstrahler mit einer Blaufolie zu bekle­ben, aber das wäre sehr auf­wän­dig gewe­sen, da es vie­le Strahler waren, die ohne Leiter nicht erreich­bar und teil­wei­se auch hin­ter Wandverblendungen ver­baut waren.

Insgesamt war es wie­der eines mei­ner logis­tisch auf­wän­di­ge­ren Shootings, was sich – wenn ich mir die Verkaufszahlen anschaue – jedoch gelohnt hat.

Wie löst ihr das Problem unter­schied­li­cher Farbtemperaturen? Was sagt ihr zu den Fotos?

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