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Als die Stockfotos laufen lernten

Nach lan­gem Warten ist es soweit: Ich hal­te mei­ne neue Kamera Canon 5D Mark II in der Hand. Der aus­schlag­ge­ben­de Grund für den Kauf war, dass die­se Kamera auch Videos in Full-​HD-​Qualität (1.900 x 1080 Pixel) auf­neh­men kann.

Ich den­ke, dass Stock-​Footage der Zukunftsmarkt sein wird und ich möch­te dabei sein.

Deshalb will ich in Zukunft in die­sem Blog auch über das Geschäft mit Stock-​Videos berich­ten. Welche Themen ver­kau­fen sich? Wie wand­le ich die Videos für die Agenturen um? Wie sieht ein geeig­ne­ter Workflow für die Video-​Produktion aus? Was brau­che ich außer der Kamera noch? Wo kann ich mei­ne Videos verkaufen?

Euch als Leser möch­te ich fra­gen, was ihr davon hal­tet? Wollt ihr Infos über Stock-​Videos? Und kei­ne Angst, über die Stockfotografie wer­de ich auch wei­ter­hin aus­führ­lich berichten.

Top 10 der meistgesuchten Stockfoto-Keywords

Wer mit Stockfotografie Geld ver­die­nen will, soll­te wis­sen, wel­che Motive sich gut ver­kau­fen. Einige Bildagenturen ver­öf­fent­li­chen des­halb regel­mä­ßig ihre Listen mit den Begriffen, die Käufer am meis­ten suchen.

Von Shutterstock gibt es z.B. eine „Top 100“-Liste, die nach meh­re­ren Kriterien sor­tiert wer­den kann,aber auch Bildagenturen wie PantherMedia, ImagePoint oder Digitalstock haben sol­che Statistiken im Nutzerbereich.

Paar am StrandIch habe die Listen der meist­ge­nutz­ten Suchbegriffe von sie­ben ver­schie­de­nen Bildagenturen zusam­men­ge­fasst und die geball­te  „All-​Time-​Top 10“-Keyword-Liste erstellt:

  1. Familie
  2. Weihnachten
  3. Frau
  4. Menschen
  5. Business
  6. Auto
  7. Wasser
  8. Kinder
  9. Blumen
  10. Mann

Fairerweise muss ich anmer­ken, dass sich „Familie“ und „Weihnachten“ die Spitzenposition tei­len, aber da Weihnachten ein sai­so­nal benutz­ter Begriff ist, habe ich ihn auf Platz 2 verwiesen.

Familie beim Frühstücken
Weitere belieb­te Begriffe (aus den Plätzen 11–30 ohne Sortierung) sind:

  • Erotik
  • Hintergrund
  • Medizin
  • Natur
  • Strand
  • Wellness
  • Büro
  • Arbeit
  • Frühling
  • Musik
  • Ostern
  • Computer
  • Massage
  • Baby
  • Sport
  • blau
  • alt
  • Akt
  • Fußball

Für die Reisefotografen sicher wis­sens­wert: Die meist­ge­such­ten deut­schen Städte sind:

  1. Berlin
  2. Hamburg
  3. München

Wie wür­de wohl ein Foto aus­se­hen, was ALLE der 10 belieb­tes­ten Suchbegriffe ver­eint? Eine Familie in Business-​Kleidung im blu­men­de­ko­rier­ten Auto mit Weihnachtsbaum auf dem Dach im Teich versinkend?

Aber mal im Ernst: Obiges Foto ver­eint allein vier der zehn Begriffe (Frau, Mann, Menschen, Wasser) und drei wei­te­re aus den Top 30 (Strand, Natur, Wellness). Das zwei­te Foto ent­hält gleich die Hälfte der Top 10 (Familie, Kinder, Frau, Mann, Menschen). Es ist also mög­lich, vie­le der Begriffe zu einem Foto zu kombinieren.

Übrigens sind auch die Mehrzahl/​Einzahl-​Formen belieb­te Suchvarianten, also z.B. Kind, Frauen, Blume oder Männer. Die Suchbegriffe „Erotik/​Akt“ tau­chen zwar bei den belieb­tes­ten Suchen immer weit vor­ne auf, ver­kau­fen sich aber eher sel­ten. Hier reicht es den Suchern oft, sich an den Suchtreffern zu erfreuen.

Wie sieht Euer Foto aus, auf das die meis­ten der obi­gen Suchbegriffe zutref­fen würden?

Die Rolle von Stockfotos in Blogs

Kann es sein, dass Blogs in den USA bun­ter sind als in Deutschland?

Wer sich die „25 Best Blogs 2009″-Liste der Zeitschrift TIME anschaut, merkt, dass es dort sicht­bar bun­ter zugeht als hier­zu­lan­de. Häufig wer­den Stockfotos genom­men, auch und vor allem bei News- und Politik-​Blogs wie bei­spiels­wei­se „The Huffington Post“ oder „Talking Points Memo“. Aber auch in Lifestyle-​Blogs wie „Lifehacker“ wer­den sym­bo­li­sche Fotos zur Bebilderung genutzt.

Sockfotos in Blogs
In der deut­schen Blogsphäre hin­ge­gen las­sen sich vor allem drei Arten erken­nen, wie Bilder in Blogs genutzt wer­den. Diese Einschätzung basiert auf den belieb­tes­ten Blogs in den Deutschen Blogcharts.

  1. Es wer­den ein­fach kei­ne bis fast kei­ne Fotos ver­wen­det. Dazu zählt z.B. der law­blog, der Blog von Stefan Niggemeier oder der Handelsblatt-​Blog Indiskretion Ehrensache.
  2. Es wer­den nur Produktfotos, Logos oder PR-​Fotos benutzt. Das macht z.B. der Basic Thinking Blog oder Nerdcore.
  3. Fast nur selbst­ge­mach­te Fotos wer­den gezeigt. Hier gehö­ren z.B. Spreeblick, der Kochblog 1x umrüh­ren bit­te, oder das Upload Magazin.

Es gibt nur weni­ge deut­sche Blogs, die Stockfotos ein­set­zen. Woran könn­te das liegen?

Hier mei­ne Vermutungen:

  • Die USA sind Deutschland in Technikdingen immer vor­aus. Klingt ver­ein­fa­chend, traf bis­her aber fast immer zu. Während Blogs hier­zu­lan­de noch nicht als ernst­zu­neh­men­de Konkurrenten der ande­ren Massenmedien gese­hen wer­den, buh­len US-​Blogs längst auf Augenhöhe um die Gunst der Konsumenten. Der us-​amerikanische Technikblog TechCrunch.com hat z.B. monat­lich über 1,8 Millionen Abonnenten. Dazu nut­zen sie Bilder wie die pro­fes­sio­nel­len Vorbilder.
  • Analog zu den deut­schen Tageszeitungen, die sich im Vergleich zu den US-​Zeitungen sehr text­reich und bildarm prä­sen­tie­ren, hat sich die­se Vorliebe auch auf Blogs übertragen.
  • Selbstgemachte Fotos sind bil­li­ger als Stockfotos.
  • Keine oder eige­ne Fotos zu nut­zen, ist recht­lich siche­rer. Die Abmahnwellen, z.B. durch Marion’s Kochbuch mögen vor allem Kochblogs noch in Erinnerung sein. Dass selbst Stockfotos vor Abmahnungen nicht schüt­zen, bewies letz­tes Jahr die Bildagentur Getty Images mit einer eige­nen Abmahnwelle.
  • Stockfotos sehen zu ste­ril und kli­schee­haft aus. Es gibt hier, hier und hier genug lus­ti­ge Beispiele, wie unori­gi­nel­le Stockfotos aus­se­hen. Fast eine Art Hassliebe pflegt Stefan Niggemeier in sei­nem Blog, in dem er regel­mä­ßig unpas­sen­de Verwendungen von Stockfotos vorstellt.

Dabei glau­be ich, dass sorg­fäl­tig gewähl­te Stockfotos zum Erfolg eines Blog bei­tra­gen kön­nen. Warum?

  • Fotos brin­gen „Farbe in den Blog“.
  • Es ist erwie­sen, dass eine visu­el­le Unterstützung von Textinhalten das Lernen erleichtert.
  • Eine gut gewähl­te Bildsprache macht den Blog unver­wech­sel­bar. Text sieht immer gleich aus.
  • Suchmaschinenoptimierung: Mittlerweile sucht Google nicht mehr nur nach Wörtern, son­dern auch nach Bildern. Ich sehe in mei­nen Statistiken regel­mä­ßig, dass Besucher durch Googles Bildersuche auf mei­nen Blog kom­men. Ebenso wer­den Fotos zu Artikeln in der Blogübersicht des Google RSS-​Readers ange­zeigt und wir­ken dort als Blickfang.

Wer neu­gie­rig gewor­den ist, wie das Angebot und die Preise von Stockfotos momen­tan aus­se­hen, fin­det vie­le güns­ti­ge Fotos zum Beispiel bei den Microstock-​Bildagenturen Shutterstock, istock­pho­to, foto­lia oder Dreamstime.

Was meint ihr? Diskutiert mit, indem ihr Eure Meinung in den Kommentaren schreibt oder gleich als eige­nen Beitrag  – am bes­ten mit Trackback – in Eurem Blog.

Danke für Euren bis­he­ri­gen Kommentare. Im zwei­ten Teil habe ich dar­auf geantwortet.

Musikindustrie vs. Stockfotografie

Wer mei­nen Blog schon eine Weile liest, weiß, dass ich ger­ne die Stockfotografie-​Branche mit ande­ren Wirtschaftsbereichen vergleiche.

So gab es hier schon Parallelen zur Pornobranche, zum Buchmarkt und der Musikindustrie zu lesen. Ich mache das ger­ne, weil ich glau­be, dass durch die­se Blicke über den Tellerrand Entwicklungen bes­ser ana­ly­siert wer­den kön­nen. Manchmal bin ich aber ratlos.

Straßenmusiker

Im Vergleich zum Buchmarkt zitier­te ich eine Autorin, die sich beklag­te, dass der Trend in ihrer Branche dahin gehe, dass die Schriftsteller nicht nur schrei­ben, son­dern bald auch ver­le­gen und ver­kau­fen müssten.

Gestern stand in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel über den Zustand der Musikindustrie, geschrie­ben vom Musiker John Mellencamp.

Darin lamen­tiert er:

Jetzt heißt es, dass sich die Künstler doch selbst dar­um küm­mern sol­len, mit ihrer Musik Geld zu ver­die­nen. Kann man im heu­ti­gen Geschäftsklima von einem Künstler wirk­lich ver­lan­gen, dass er sei­ne Stücke kom­po­niert, auf­nimmt, auf­führt, ver­legt und auch noch sei­ne eige­ne Karriere ver­mark­tet? Ich fin­de es immer sehr amü­sant, dass Leute, die in ihrem Leben noch kei­ne Platte auf­ge­nom­men oder einen Song geschrie­ben haben, so viel bes­ser wis­sen, was ein Künstler zu tun hat, als die Künstler selbst.

Angesichts der Tatsache, dass Vollzeit-​Stockfotografen schon längst nicht nur Fotografieren, son­dern auch Produzieren, Retuschieren, Verschlagworten und ihre Bilder ver­trei­ben müs­sen, fra­ge ich mich: Sind Stockfotografen die Vorreiter des digi­ta­len Präkariats? Oder ver­die­ne ich nur noch nicht genug, um mir die­sen Stab von Mitarbeitern leis­ten zu kön­nen, den Top-​Stockfotografen beschäf­ti­gen und anschei­nend auch vie­le Musiker und Autoren?

Was meint ihr?

The Long Tail – Der lange Schwanz in der Stockfotografie

In der letz­ten Zeit wur­de in Stockfotografie-​Kreisen ger­ne über „the long tail“ gespro­chen. Heute möch­te ich die­ses Phänomen etwas erklä­ren, sowohl aus Kunden‑, als auch aus Fotografensicht.

Der „lan­ge Schwanz“, wie der Begriff „the long tail“ wört­lich über­setzt wer­den kann, wur­de 2004 in einem Wired-Artikel von Chris Anderson geprägt. Eine Kurzversion des Buches kann kos­ten­los hier her­un­ter­ge­la­den werden.

Zollstock aufklappen
Im Buch beschreibt Anderson, wie durch das Internet vie­le Unternehmen Geld damit ver­die­nen, dass sie ganz vie­le Nischenprodukte sel­ten ver­kau­fen, statt weni­ge belieb­te Produkte ganz oft.

Ein gutes Beispiel ist Amazon im Vergleich zum klas­si­schen Buchhändler an der Ecke. Der Buchladen hat nur begrenz­ten Platz, weil die Mieten in Einkaufsstraßen der Innenstadt teu­er sind. Deshalb wird er vor allem die Bücher anbie­ten, die popu­lär sind und sich oft ver­kau­fen. Auch wenn man sich heu­te meist jedes Buch bestel­len las­sen kann, ist es beque­mer, sich das Buch direkt von Amazon zum glei­chen Preis nach Hause schi­cken zu las­sen. In dem Artikel schreibt Anderson, dass die us-​amerikanische Buchhandelskette „Barnes & Nobles“ nur 130.000 Titel anbie­tet. Ungefähr ein Viertel des Umsatzes des Internet-​Buchhändlers Amazon ent­steht jedoch durch Bücher, die nicht zu die­sen Titeln gehören.

Dieses Prinzip lässt sich auch auf Musik und ande­re Medien anwen­den. Womit wir bei den Fotos wären.

Einige Microstock-​Blogs haben z.B. hier oder hier her­aus­ge­ar­bei­tet, dass es sich auch für Fotografen loh­nen kann, jedes Foto anzu­bie­ten, was Verkaufchancen hat und sich nicht nur auf die Topseller zu kon­zen­trie­ren. Das ist so lage sinn­voll, solan­ge es kei­ne Ausrede wird, kei­ne super ver­käuf­li­chen Fotos mehr zu machen.

Am ande­ren Ende des Tischs ist bei den Bildkäufern das Prinzip eben­so gül­tig. Ganz vie­le Kunden haben wenig Geld für Fotolizenzen und weni­ge viel Geld. Die Microstock-​Agenturen haben es aus­ge­nutzt, dass die alten Bildagenturen sich nur auf die weni­gen finanz­star­ken Kunden kon­zen­triert haben und den ande­ren Menschen kei­ne Möglichkeit gege­ben haben, Fotos kau­fen zu kön­nen. Mit bil­li­gen Fotos ab einem Euro kann sich jeder Fotos leis­ten. Der Haken ist nur, dass auch die rei­chen Kunden auf das Angebot zurück­grei­fen kön­nen und so Umsätze weg­bre­chen, die auch mit vie­len klei­nen Kunden kaum zu erzie­len sind.

Ich möch­te jedoch auf etwas ande­res hin­aus. Vor einer Woche wur­de mir von sehe vie­len Bildagenturen ein Foto abge­lehnt, auf dem ein gro­ßer Haufen Pferdemist auf einer Staße liegt. Bei istock­pho­to gibt es von über vier Millionen Bildern nicht mal zehn Fotos, die die­sem ähn­lich sehen. Die Verkaufschancen sind gering, aber vor allem bei Microstock-​Anbietern soll­te sich die Erkenntnis durch­ge­setzt haben, dass „es die Masse macht“.

Viele Fotos wer­den mitt­ler­wei­le abge­lehnt mit dem Hinweis auf „gerin­ge Verkaufschancen“ des Motivs. Das mag stim­men, doch brin­gen sich die Bildagenturen damit zusam­men­ge­rech­net um einen gro­ßen Teil des Umsatzes, wenn die Kunden mit aus­ge­fal­le­nen Bildwünschen nicht fün­dig wer­den. Die Schwierigkeit ist nur, die regu­lä­ren Suchergebnisse der „Mainstream-​Kunden“ nicht mit unre­le­van­ten Suchergebnissen zu belas­ten. Einige Bildagentuen argu­men­tie­ren auch, dass sel­ten gekauf­te Fotos nur Speicherplatz weg­neh­men und die Datenbank belas­ten. Auch rich­tig. Aber wer es schafft, die­se Probleme ele­gant zu lösen, wird es auch in Zukunft im Bildermarkt schaf­fen, ganz oben mit dabei zu sein.