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Musikindustrie vs. Stockfotografie

Wer mei­nen Blog schon eine Weile liest, weiß, dass ich ger­ne die Stockfotografie-​Branche mit ande­ren Wirtschaftsbereichen vergleiche.

So gab es hier schon Parallelen zur Pornobranche, zum Buchmarkt und der Musikindustrie zu lesen. Ich mache das ger­ne, weil ich glau­be, dass durch die­se Blicke über den Tellerrand Entwicklungen bes­ser ana­ly­siert wer­den kön­nen. Manchmal bin ich aber ratlos.

Straßenmusiker

Im Vergleich zum Buchmarkt zitier­te ich eine Autorin, die sich beklag­te, dass der Trend in ihrer Branche dahin gehe, dass die Schriftsteller nicht nur schrei­ben, son­dern bald auch ver­le­gen und ver­kau­fen müssten.

Gestern stand in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel über den Zustand der Musikindustrie, geschrie­ben vom Musiker John Mellencamp.

Darin lamen­tiert er:

Jetzt heißt es, dass sich die Künstler doch selbst dar­um küm­mern sol­len, mit ihrer Musik Geld zu ver­die­nen. Kann man im heu­ti­gen Geschäftsklima von einem Künstler wirk­lich ver­lan­gen, dass er sei­ne Stücke kom­po­niert, auf­nimmt, auf­führt, ver­legt und auch noch sei­ne eige­ne Karriere ver­mark­tet? Ich fin­de es immer sehr amü­sant, dass Leute, die in ihrem Leben noch kei­ne Platte auf­ge­nom­men oder einen Song geschrie­ben haben, so viel bes­ser wis­sen, was ein Künstler zu tun hat, als die Künstler selbst.

Angesichts der Tatsache, dass Vollzeit-​Stockfotografen schon längst nicht nur Fotografieren, son­dern auch Produzieren, Retuschieren, Verschlagworten und ihre Bilder ver­trei­ben müs­sen, fra­ge ich mich: Sind Stockfotografen die Vorreiter des digi­ta­len Präkariats? Oder ver­die­ne ich nur noch nicht genug, um mir die­sen Stab von Mitarbeitern leis­ten zu kön­nen, den Top-​Stockfotografen beschäf­ti­gen und anschei­nend auch vie­le Musiker und Autoren?

Was meint ihr?

The Long Tail – Der lange Schwanz in der Stockfotografie

In der letz­ten Zeit wur­de in Stockfotografie-​Kreisen ger­ne über „the long tail“ gespro­chen. Heute möch­te ich die­ses Phänomen etwas erklä­ren, sowohl aus Kunden‑, als auch aus Fotografensicht.

Der „lan­ge Schwanz“, wie der Begriff „the long tail“ wört­lich über­setzt wer­den kann, wur­de 2004 in einem Wired-Artikel von Chris Anderson geprägt. Eine Kurzversion des Buches kann kos­ten­los hier her­un­ter­ge­la­den werden.

Zollstock aufklappen
Im Buch beschreibt Anderson, wie durch das Internet vie­le Unternehmen Geld damit ver­die­nen, dass sie ganz vie­le Nischenprodukte sel­ten ver­kau­fen, statt weni­ge belieb­te Produkte ganz oft.

Ein gutes Beispiel ist Amazon im Vergleich zum klas­si­schen Buchhändler an der Ecke. Der Buchladen hat nur begrenz­ten Platz, weil die Mieten in Einkaufsstraßen der Innenstadt teu­er sind. Deshalb wird er vor allem die Bücher anbie­ten, die popu­lär sind und sich oft ver­kau­fen. Auch wenn man sich heu­te meist jedes Buch bestel­len las­sen kann, ist es beque­mer, sich das Buch direkt von Amazon zum glei­chen Preis nach Hause schi­cken zu las­sen. In dem Artikel schreibt Anderson, dass die us-​amerikanische Buchhandelskette „Barnes & Nobles“ nur 130.000 Titel anbie­tet. Ungefähr ein Viertel des Umsatzes des Internet-​Buchhändlers Amazon ent­steht jedoch durch Bücher, die nicht zu die­sen Titeln gehören.

Dieses Prinzip lässt sich auch auf Musik und ande­re Medien anwen­den. Womit wir bei den Fotos wären.

Einige Microstock-​Blogs haben z.B. hier oder hier her­aus­ge­ar­bei­tet, dass es sich auch für Fotografen loh­nen kann, jedes Foto anzu­bie­ten, was Verkaufchancen hat und sich nicht nur auf die Topseller zu kon­zen­trie­ren. Das ist so lage sinn­voll, solan­ge es kei­ne Ausrede wird, kei­ne super ver­käuf­li­chen Fotos mehr zu machen.

Am ande­ren Ende des Tischs ist bei den Bildkäufern das Prinzip eben­so gül­tig. Ganz vie­le Kunden haben wenig Geld für Fotolizenzen und weni­ge viel Geld. Die Microstock-​Agenturen haben es aus­ge­nutzt, dass die alten Bildagenturen sich nur auf die weni­gen finanz­star­ken Kunden kon­zen­triert haben und den ande­ren Menschen kei­ne Möglichkeit gege­ben haben, Fotos kau­fen zu kön­nen. Mit bil­li­gen Fotos ab einem Euro kann sich jeder Fotos leis­ten. Der Haken ist nur, dass auch die rei­chen Kunden auf das Angebot zurück­grei­fen kön­nen und so Umsätze weg­bre­chen, die auch mit vie­len klei­nen Kunden kaum zu erzie­len sind.

Ich möch­te jedoch auf etwas ande­res hin­aus. Vor einer Woche wur­de mir von sehe vie­len Bildagenturen ein Foto abge­lehnt, auf dem ein gro­ßer Haufen Pferdemist auf einer Staße liegt. Bei istock­pho­to gibt es von über vier Millionen Bildern nicht mal zehn Fotos, die die­sem ähn­lich sehen. Die Verkaufschancen sind gering, aber vor allem bei Microstock-​Anbietern soll­te sich die Erkenntnis durch­ge­setzt haben, dass „es die Masse macht“.

Viele Fotos wer­den mitt­ler­wei­le abge­lehnt mit dem Hinweis auf „gerin­ge Verkaufschancen“ des Motivs. Das mag stim­men, doch brin­gen sich die Bildagenturen damit zusam­men­ge­rech­net um einen gro­ßen Teil des Umsatzes, wenn die Kunden mit aus­ge­fal­le­nen Bildwünschen nicht fün­dig wer­den. Die Schwierigkeit ist nur, die regu­lä­ren Suchergebnisse der „Mainstream-​Kunden“ nicht mit unre­le­van­ten Suchergebnissen zu belas­ten. Einige Bildagentuen argu­men­tie­ren auch, dass sel­ten gekauf­te Fotos nur Speicherplatz weg­neh­men und die Datenbank belas­ten. Auch rich­tig. Aber wer es schafft, die­se Probleme ele­gant zu lösen, wird es auch in Zukunft im Bildermarkt schaf­fen, ganz oben mit dabei zu sein.

Teil 6: Fotos von Bildagenturen in Gala, Cosmopolitan, Bild der Frau, Petra, Brigitte

Wer die “Einleitung: Fotos von Bildagenturen in Zeitschriften” schon gele­sen hat, kann nach dem Foto wei­ter­le­sen, ansons­ten emp­feh­le ich, sich dort einen Überblick zu verschaffen.

Zeitschriften-Cover Gala, Bild der Frau, Petra, Brigitte, Cosmopolitan

Zeitschrift: Gala
Untertitel: Die Leute der Woche
Ausgabe: 37/​2008
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: 2,50 Euro
Zeitschriftenthema: Stars/​Celebrity
Größe der Bildredaktion: Neun Personen (Leitung: Margit Mönikes)
Verlag: Norddeutsche Verlagsgesellschaft mbH

Der Bildverbrauch der Gala ist enorm. Die Zeitschrift kommt auf 172 Fotos aus 43 Bildagenturen und beschäf­tigt neun Leute in der Bildredaktion. Bedient wird sich vor allem bei Agenturen, die Paparrazzi-​Fotos im Angebot haben.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos: Teil 6: Fotos von Bildagenturen in Gala, Cosmopolitan, Bild der Frau, Petra, Brigitte wei­ter­le­sen

Teil 5: Fotos von Bildagenturen in Playboy, Men’s Health, Stern, National Geographic, Für Sie

Wer die “Einleitung: Fotos von Bildagenturen in Zeitschriften” schon gele­sen hat, kann nach dem Foto wei­ter­le­sen, ansons­ten emp­feh­le ich, sich dort einen Überblick zu verschaffen.

Zeitschriften-Cover von Playboy, Men's Health, Stern, National Geographic und Für Sie
Zeitschrift: Playboy
Untertitel: alles, was män­nern spaß macht
Ausgabe: 10/​2008
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: 7 Euro
Zeitschriftenthema: Erotik/​Technik
Größe der Bildredaktion: Neun Personen (Leitung: Parvin Nazemi (Editorial), Saskia Straße (Pictorial))
Verlag: Playboy Deutschland Publishing GmbH

Beim fünf­ten Teil mei­ner Zeitschriftenanalyse fan­gen wir mit einem Klassiker an: Dem wohl bekann­tes­ten Herrenmagazin der Welt, dem Playboy (in der deut­schen Ausgabe). Wie wich­tig die Hochglanzfotos in die­sem Heft sind, wird schon dar­an deut­lich, dass laut Impressum vier Leute der Bildredaktion allein für die Bildbearbeitung zustän­dig sind.

Deshalb gibt es auch nur 51 Fotos von 16 Bildagenturen im Heft. Die meis­ten Fotos im Heft sind Auftragsarbeiten, vor allem die Aktfotos und die Mode- und Autofotos.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos:

Agentur Focus: 16
Corbis: 7
underwaterimages.co.uk: 5
dpa: 4
Imago: 4
Ullstein Bild: 3
Cinetext: 2
Getty Images: 2
Augenklick: 1
Caro: 1
Das Fotoarchiv: 1
DEFD: 1
pho­to­sel­ec­tion: 1
tran­sit: 1
Visum: 1
Wildlife: 1

Bemerkungen:
Die Bildcredits im Playboy sind sehr aus­führ­lich, sind aber mit hell­grau auf weiß schwer zu lesen und ste­hen mal unten auf der Seite und mal am Seitenrand. Die Agentur Focus liegt des­halb auf Platz eins, weil auch vie­le Aufträge des Playboy über die Agentur ver­ge­ben wur­den. Im „Sturz“ liest sich das dann so: „Fotograf X/​Agentur Focus/​fotografiert für Playboy“.

Zeitschrift: Men’s Health
Untertitel: Das größ­te Männer-​Magazin der Welt
Ausgabe: 11/​2008
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: 4 Euro
Zeitschriftenthema: Fitness/​Gesundheit/​Erotik/​Style
Größe der Bildredaktion: Zwei Personen (Leitung: Christine Jürgensen)
Verlag: Rodale Motor-​Presse GmbH & CO KG

In der Männerzeitschrift fin­den sich 63 Fotos von 16 Bildagenturen. Auch hier gibt es vie­le Aufträge in den Bereichen Fitness und Erotik. Übrigens wur­den in der Ausgabe fast alle vor­ge­stell­ten Produkte selbst foto­gra­fiert, wäh­rend vie­le ande­re Zeitschriften dafür ein­fach die kos­ten­lo­sen PR-​Fotos der Firmen nehmen.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos:

Shutterstock: 21
Getty Images: 13
Corbis: 10
Imago: 3
Alamy: 2
Laif: 2
Stillsonline: 2
teams2sportfoto.de: 2
Bildarchiv Monheim: 1
M.I.S.: 1
Mauritius: 1
Plainpicture: 1
Reuters: 1
Sportpressefotos Herbert Rudel: 1
Stockfood: 1
Voller Ernst: 1

Bemerkungen:
Ich wet­te, die haben ein Abo! Men’s Health ist die ers­te von über 20 Zeitschriften in die­ser Liste, bei der mit Abstand eine Microstock-​Agentur vor­ne liegt! Außerdem sind Bilder von Shutterstock sogar auf dem Titelbild zu fin­den, zwar klein, aber immer­hin. Ansonsten wer­den die Microstock-​Bilder eher als Hintergrund genutzt. Dass die Zeitschrift ansons­ten nicht spart, wird bei anhand der rest­li­chen Agenturen deut­lich, die sich alle im Hochpreis-​Segment bewe­gen. Die Bildcredits sind sehr knapp gehalten.

Zeitschrift: Stern
Untertitel: keiner
Ausgabe: Nr. 39/​2008
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: 3 Euro
Zeitschriftenthema: News/​Kultur/​Politik/​Wirtschaft/​Sport
Größe der Bildredaktion: Elf Personen (Leitung: Volker Lensch und Andreas Trampe)
Verlag: Gruner + Jahr AG & CO KG

Lange Zeit war der stern für Fotografen eine Pflichtlektüre. Auch heu­te noch hat die Zeitschrift einen hohen foto­gra­fi­schen Anspruch, was sich auch in der Agenturliste wider­spie­gelt, in der die 48 Fotos von 26 Bildagenturen gelie­fert wer­den, die inter­na­tio­nal zu den Besten gehören. 

Wo sonst kön­nen Fotografen meh­re­re Doppelseiten gran­dio­ser Fotos hin­ter­ein­an­der betrach­ten? Außer in der GEO oder der National Geographic viel­leicht? In der ana­ly­sier­ten Ausgabe gab es gleich auf zehn Seiten voll­for­ma­ti­ge Fotos des Fotografen Matthew Rolston zu bewun­dern, der Stars wie Jack Nicholson, Dennis Rodman oder Janet jack­son por­trai­tiert hat.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos:

AP: 10
Getty Images: 6
AFP: 3
dpa: 3
BK&R: 2
Bulls Press: 2
ROPI: 2
Splash News: 2
TAC Press: 2
Imago: 2
Laif: 1
Reuters: 1
77visions: 1
Action Press: 1
Angeli: 1
Aurora: 1
Bilderberg: 1
DDP: 1
EPA: 1
HochZwei: 1
Photothek: 1
Picture Press: 1
Rex Features: 1
Vario Images: 1
xpb.cc : 1

Bemerkungen:

Zu drei der Bildagenturen habe ich lei­der kei­ne Webadresse gefun­den. Wer da wei­ter­hel­fen kann, kann das ger­ne in den Kommentaren nach­rei­chen. Es über­wie­gen Bildagenturen, die auch Nachrichtenfotos spe­zia­li­siert sind. Die Zuordnung der Bildcredits erfolgt beim stern in der Regel am Bild selbst. Die Zuordnung der ein­zel­nen Agenturen war etwas schwie­rig, weil es bei­spiels­wei­se „Getty/​AFP“ und „AFP/​Getty“ glei­cher­ma­ßen gab. Hier habe ich ein­fach immer die erst­ge­nann­te Agentur gezählt.

Zeitschrift: National Geopgraphic Deutschland
Untertitel: keiner
Ausgabe: September 2008
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: 4,50 Euro
Zeitschriftenthema: Reportagen/​Natur/​Geographie
Größe der Bildredaktion: Zwei Personen (Leitung: Kathrin Müller)
Verlag: G + J

Eben war von ihr die Rede, nun kommt sie gleich unter die Lupe. Gefunden wer­den 19 Fotos von 13 Bildagenturen. Das ist für das reich bebil­der­te Magazin wenig, dafür gibt es sehr vie­le exklu­si­ve Auftragsfotos. Und wie schon beim Stern bemerkt: Füt Fotografen ist es ein Genuss, die vie­len Fotos dop­pel­sei­tig sehen zu können.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos:

Corbis: 5
Alamy: 2
Minden Pictures: 2
National Geographic Image Collection: 2
Getty Images: 2
Picture Press: 2
Age Fotostock: 1
Animals Animals: 1
Arctic Images: 1
Look: 1
Magnum: 1
Prospekt: 1

Bemerkungen:
Die meis­ten Agenturen haben sich auf Natur- und Tierfotos spe­zia­liert, was bei der the­ma­ti­schen Ausrichtung des Magazins zu erwar­ten war. Die Bildcredits sind vor­bild­lich: Erwähnt wer­den Fotograf und Agentur mit bild­ge­nau­er Zuordnung, z.B. „Fotograf/​Agentur (oben rechts)“.

Zeitschrift: Für Sie
Untertitel: keiner
Ausgabe: 20/​2008
Erscheinungsweise: zweiwöchentlich
Preis: 2,20 Euro
Zeitschriftenthema: Mode/​Beauty/​Kochen/​Kultur
Größe der Bildredaktion: Vier Personen (Leitung: Christine Golli)
Verlag: Jahreszeiten Verlag

Zum Ende der heu­ti­gen Analyse noch eine „typi­sche“ Frauenzeitschrift. Hier gibt es 41 Fotos von 16 Bildagenturen zu sehen. Neben die­sen Agenturfotos gibt es noch vie­le Auftragsfotos im Bereich Mode und Kosmetik.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos:

Jahreszeiten Verlag: 16
Picture Alliance: 6
Corbis: 3
fan­cy: 3
Getty Images: 2
Laif: 2
Action Press: 2
dpa: 1
Mauritius: 1
Stockfood: 1
Cinetext: 1
Flora Press: 1
Gamma: 1
Springer Pics: 1
Wireimage: 1

Bemerkungen:
Die Zeitschrift macht es Fotografen nicht leicht. Zum einen ste­hen die Bildcredits immer an ande­rer Stelle, dann auch nur am Ende eines Artikels für alle Fotos des Artikels, was eine bild­ge­naue Zuordnung oft unmög­lich macht. Außerdem wer­den mal Zahlen hin­ter den Agenturnamen ange­ge­ben und mal nicht. Wenn bei­spiels­wei­se auf einer Seite fünf Fotos abge­druckt sind und als Fotocredit nur steht „Fotos: Getty, Corbis“, ist unklar, wie­viel die­ser Fotos von wel­cher Agentur sind. Manchmal steht jedoch kor­rekt dabei „Fotos: Getty (2), Corbis (3)“. Meine Zahlen oben sind des­halb mit Vorbehalt zu betrachten.
Auffällig ist auch, dass der Hauptteil der Bilder von der „haus­ei­ge­nen“ Bildagentur gelie­fert wur­de. Oder anders for­mu­liert: es wird oft im eige­nen Archiv gekramt. „Fancy“ ist übri­gens kei­ne Bildagentur im übli­chen Sinne, son­dern eine High-​End-​Bildkollektion, der Firma Veer, die wie­der­um vor einem knap­pen Jahr von Corbis gekauft wur­de. Ja, so unüber­sicht­lich ist die Bildbranche manchmal.

Einige Zahlen noch:
Mittlerweile befin­den sich 202 Bildagenturen in mei­ner Excel-​Tabelle, die zusam­men 1839 Fotos an Zeitschriften ver­kauft haben. Die Top 5 sind nach Rang geordnet:
1. Action Press (191 Bilder)
2. Getty Images (163 Bilder)
3. Corbis (151 Bilder)
4. Mauritius (67 Bilder)
5. dpa (60 Bilder)

So ganz genau ist die Reihenfolge lei­der nicht. Beispielsweise ver­kau­fen Getty und Corbis sehr viel Material ande­rer Partneragenturen und da eini­ge Zeitschriften sich bei ihren Credits nicht zwi­schen dpa und der Picture Alliance von dpa ent­schei­den kön­nen, habe ich bei­de sepa­rat gezählt. Würde ich die kom­bi­nie­ren, läge dpa auf Platz 4.

Ebenfalls inter­es­sant: Die alte Pareto-​Verteilung, wonach 80% des Gewinns von 20% der Teilnehmer erwirt­schaf­tet wer­den, stimmt hier eben­falls ziem­lich genau. Die Top-​20% der Bildagenturen lie­fer­ten 80% der Bilder an die Zeitschriften.

Übersicht der Marktanalyse:

Kleine Analogie von der Musik zur Fotografie

Ich woll­te mir schon lan­ge Gedanken zum Wochenende machen. Auslöser war ein Beitrag im Studio-​Blog über die Frage, ob das Copyright noch zeit­ge­mäß sei. Dort wird die Fotografie unter ande­rem mit der Musik ver­gli­chen, die schon lan­ge dar­an darbt, dass kaum jemand mehr CDs kauft.Wie sieht es aus, wenn wir die­sen Vergleich wei­ter spinnen?

Früher kauf­ten die Leute erst LPs, dann MCs, dann CDs und waren – mehr oder weni­ger – glück­lich. Auch von den Fotografen wur­den die Fotos als Dia-​Duplikate an die Bildagenturen geschickt und dort ver­kauft. Später wur­den die Fotos auf „Royalty Free“-CDs gepresst und eben­falls für viel Geld verkauft.

Dann kam die digi­ta­le Revolution: Das MP3-​Format und DSL-​Verbindungen ermög­lich­ten es, gan­ze Musikalben aus dem Internet zu laden: schnell, gra­tis – und meist illegal.

Die Erfindung der Digitalkamera erlaub­te es auch Fotografen, mehr und bil­li­ge­re Fotos zu machen und die­se mit schnel­len Internet-​Verbindungen an die eben­falls nun digi­tal arbei­ten­den Bildagenturen zu schi­cken. Wie bei der Musik sank der Marktwert von Fotos jedoch schnell. Bilder wur­den im Internet kopiert, geklaut, ohne Erlaubnis benutzt oder – wie in den Anfangstagen von istock­pho­to – ein­fach ver­schenkt. Nur weil die Server-​Kosten bezahlt wer­den muss­ten, einig­te man sich spä­ter auf eine klei­ne Gebühr.

Auch bei den Internet-​Tauschbörsen gab es die Musik am Anfang gra­tis (wenn auch nicht legal), jetzt müs­sen die Songs im iTunes-​Store gekauft wer­den. Bei Napster, dem Pionier der Gratis-​Musiktauschbören, gibt es die Musik jetzt gegen monat­li­che „Flatrates“.

Nachdem die tra­di­tio­nel­len Bildagenturen auf den digi­ta­len Zug auf­ge­sprun­gen sind und ihre Fotos nun über das Internet ver­kau­fen, bie­ten die Microstock-​Agenturen schon die „Download-​Flatrate“ an, bei der Fotos für eine monat­li­che Pauschale run­ter­ge­la­den wer­den dürfen.

Die Musikindustrie wehrt sich immer noch ver­zwei­felt mit DRM-​Maßnahmen (Digital Rights Management) gegen das uner­laub­te Kopieren von Musik. Auch für die Fotografie-​Branche arbei­ten zahl­rei­che Firmen an Maßnahmen gegen den Bilderklau, lei­der meist eben­so erfolglos.

Trotzdem ist der Berufsmusiker nicht aus­ge­stor­ben. Er ver­dient sein Geld jetzt vor allem durch Konzerte, GEMA-​Einnahmen und Merchandise, also T‑Shirts, Poster, Kaffeetassen, Schlüsselanhänger, Unterhosen etc. Musikalben und Singles sind mitt­ler­wei­le zu einem Marketing-​Instrument gewor­den, um auf Festivals höhe­re Gagen und bei Konzerten mehr Eintritt ver­lan­gen zu können.

Was bedeu­tet das für Fotografen? Wenn die Analogie stim­men soll­te, ver­die­nen Fotografen immer weni­ger an dem Abdruck eines Fotos. Mittlerweile geben sich eini­ge Fotografen schon mit der Namensnennung in der Bildunterzeile zufrie­den. Das Geld wird wie­der mit Auftragsfotografie ver­dient (wie auch von Paul Melcher pro­phe­zeit) oder dem Veranstalten von Workshops. Ganz klas­sisch, wie früher.

Was meint ihr? Wie schlüs­sig ist der Vergleich? Wohin geht die Reise?