Ich wollte mir schon lange Gedanken zum Wochenende machen. Auslöser war ein Beitrag im Studio-Blog über die Frage, ob das Copyright noch zeitgemäß sei. Dort wird die Fotografie unter anderem mit der Musik verglichen, die schon lange daran darbt, dass kaum jemand mehr CDs kauft.
Wie sieht es aus, wenn wir diesen Vergleich weiter spinnen?
Früher kauften die Leute erst LPs, dann MCs, dann CDs und waren – mehr oder weniger – glücklich. Auch von den Fotografen wurden die Fotos als Dia-Duplikate an die Bildagenturen geschickt und dort verkauft. Später wurden die Fotos auf „Royalty Free“-CDs gepresst und ebenfalls für viel Geld verkauft.
Dann kam die digitale Revolution: Das MP3-Format und DSL-Verbindungen ermöglichten es, ganze Musikalben aus dem Internet zu laden: schnell, gratis – und meist illegal.
Die Erfindung der Digitalkamera erlaubte es auch Fotografen, mehr und billigere Fotos zu machen und diese mit schnellen Internet-Verbindungen an die ebenfalls nun digital arbeitenden Bildagenturen zu schicken. Wie bei der Musik sank der Marktwert von Fotos jedoch schnell. Bilder wurden im Internet kopiert, geklaut, ohne Erlaubnis benutzt oder – wie in den Anfangstagen von istockphoto – einfach verschenkt. Nur weil die Server-Kosten bezahlt werden mussten, einigte man sich später auf eine kleine Gebühr.
Auch bei den Internet-Tauschbörsen gab es die Musik am Anfang gratis (wenn auch nicht legal), jetzt müssen die Songs im iTunes-Store gekauft werden. Bei Napster, dem Pionier der Gratis-Musiktauschbören, gibt es die Musik jetzt gegen monatliche „Flatrates“.
Nachdem die traditionellen Bildagenturen auf den digitalen Zug aufgesprungen sind und ihre Fotos nun über das Internet verkaufen, bieten die Microstock-Agenturen schon die „Download-Flatrate“ an, bei der Fotos für eine monatliche Pauschale runtergeladen werden dürfen.
Die Musikindustrie wehrt sich immer noch verzweifelt mit DRM-Maßnahmen (Digital Rights Management) gegen das unerlaubte Kopieren von Musik. Auch für die Fotografie-Branche arbeiten zahlreiche Firmen an Maßnahmen gegen den Bilderklau, leider meist ebenso erfolglos.
Trotzdem ist der Berufsmusiker nicht ausgestorben. Er verdient sein Geld jetzt vor allem durch Konzerte, GEMA-Einnahmen und Merchandise, also T‑Shirts, Poster, Kaffeetassen, Schlüsselanhänger, Unterhosen etc. Musikalben und Singles sind mittlerweile zu einem Marketing-Instrument geworden, um auf Festivals höhere Gagen und bei Konzerten mehr Eintritt verlangen zu können.
Was bedeutet das für Fotografen? Wenn die Analogie stimmen sollte, verdienen Fotografen immer weniger an dem Abdruck eines Fotos. Mittlerweile geben sich einige Fotografen schon mit der Namensnennung in der Bildunterzeile zufrieden. Das Geld wird wieder mit Auftragsfotografie verdient (wie auch von Paul Melcher prophezeit) oder dem Veranstalten von Workshops. Ganz klassisch, wie früher.
Was meint ihr? Wie schlüssig ist der Vergleich? Wohin geht die Reise?
