Früher habe ich den Wirtschaftsteil der Tageszeitung nie gelesen, weil ich ihn langweilig fand. Heute lese ich ihn als Erstes, aber trotzdem finde ich, dass sich vor allem die Geschäftsführer der Firmen bei Interviews sehr wortkarg geben oder im Gegenteil silbenreich um eine Antwort herumrudern. Ähnlich ging es mir bei meinem Treffen mit Adam Riggs, dem Firmenchef der Microstock-Bildagentur Shutterstock.

Anfangs war nur ein informelles Treffen geplant, um sich kennenzulernen und Informationen auszutauschen. Aber mein kleines Blogger-Herz konnte nicht widerstehen und so sammelte ich im Shutterstock-Forum einige Fragen der Fotografen, die ich stellen wollte. Die Fragen und Antworten habe ich sinngemäß übersetzt und zusammengefasst. Das Ergebnis ähnelt leider dem, was ich aus dem Wirtschaftsteil kenne.
Frage: Gibt es Pläne bei Shutterstock für eine Fotografen-Exklusivität oder Bild-Exklusivität?
Adam Riggs: Wir denken sehr oft über das Theme Exklusivität nach, aber wir wollen weniger den Inhalt kontrollieren und uns lieber mehr durch die Produkte, die wir anbieten, von den anderen absetzen.
Frage: Besteht die Möglichkeit, die Ranking-Stufen zu erweitern, zum Beispiel eine Stufe zwischen 3.000 und 10.000 US-Dollar einzuführen?
Adam Riggs: Ich stehe der Möglichkeit offen gegenüber und denke darüber nach.
Frage: Wann räumt Shutterstock mal auf und säubert die Datenbank von alten, unverkauften Fotos?
Adam Riggs: Sowas wäre theoretisch möglich, aber es ist unwahrscheinlich, dass es passieren wird. Unser Motto ist, dass wir für jeden Kunden das passende Bild haben wollen und wer weiß, vielleicht sucht jemand mal nach genau dem Foto, was sich jahrelang nie verkauft hat. Das ist für uns eine demokratische Entscheidung, da der Kunde entscheiden soll, was er haben will.
Frage: Wann wird es möglich sein, dass Bildkäufer die Originalgröße eines Bildes sehen können?
Adam Riggs: Das ist jetzt schon möglich, nur nicht so offensichtlich. Die Bilder werden von uns in verschiedenen Größen angeboten. Die Größe L (in deutsch: Groß) ist immer die Originalauflösung. Die kleineren größen wurden von uns verkleinert, die darüber vergrößert.
Frage: Vor einem halben Jahr hat Shutterstock BigStockPhoto gekauft. Welche Pläne hat Shutterstock damit?
Adam Riggs: Wir waren die ganze Zeit bisher damit beschäftigt, die Seite zu analysieren. Welches Suchsystem hat sie, welches Portfolio und so weiter. Auf jeden Fall werden wir BigStockPhoto als eigene Marke mit einem eigenen Portfolio weiterführen. Wir planen nicht, das stärker zu verzahnen. Aber auch die „On Demand“-Downloads bei Shutterstock wird es entgegen anderslautender Gerüchte weiter geben. Trotzdem ist es für uns noch eine offene Frage, ob es sinnvoll ist, jedes Produkt an jeder Stelle anzubieten.
Zusätzlich zu diesen Antworten fielen im Gespräch weitere Fakten, die interessant sein könnten. Hier in Stichpunktform:
- Deutschland ist neben Großbritannien der zweitstärkste Markt für Shutterstock außerhalb der USA.
- In der ersten Jahrseshälfte 2010 soll die komplette Fotografenseite in allen Sprachen verfügbar sein, in denen auch die Käuferseite angezeigt werden kann.
- Damit einher gehen soll eine Verbesserung des „Mapping-Problems“, also dem fehlerhaften Übersetzen von Suchbegriffen
- 25–30 Mitarbeiter sind nur damit beschäftigt, die hochgeladenen Fotos zu bearbeiten. Von ca. 150.000 eingesandten Fotos pro Woche werden ca 80.000 akzeptiert. Rein rechnerisch müsste damit jeder Bildredakteur ca. 700 bis 800 Fotos am Tag selektieren.
Zum Schluss wagte Adam Riggs noch eine Prognose, wie sich der Bildermarkt entwickeln wird: Es wird immer schwieriger für neue Bildagenturen, den Markt zu betreten. Nur spezialisierte Agenturen mit einzigartigen Bildern und wenigen Käufern, die bereit sind, dafür auch hohe Preise zu bezahlen, werden es vielleicht schaffen können.

Welche Frage hättet ihr Adam Riggs gerne gestellt?